Cervicobrachialgie
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Klassifikation nach ICD-10 | |
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M53.1 | Zervikobrachial-Syndrom |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Von einer Cervicobrachialgie (Syn.: Cervicobrachialsyndrom, cervicobrachiale Neuralgie, Schulter-Arm-Syndrom und cervikobrachiales Syndrom) spricht man, wenn von der Halswirbelsäule ausgehende Schmerzen, die in den Arm ausstrahlen, auftreten.[1][2]
Ursachen
Die möglichen Ursachen einer Cervicobrachialgie sind mannigfaltig, die Suche danach daher interdisziplinär.
Degenerative Veränderungen der Halswirbelsäule wie (Spondylose, Spondylarthrose oder Uncovertebralarthrose) und Bandscheibenvorfälle oder segmentale Bewegungsstörungen, beispielsweise nach einem Schleudertrauma gelten als klassische Gründe. Aber auch neurologische Erkrankungen wie die tumoröse Infiltration des Plexus brachialis, das Carpaltunnelsyndrom, die neurogene Muskelatrophie, das komplexe regionale Schmerzsyndrom, die Syringomyelie, die Meningeosis neoplastica, Neurinome der cervicalen Nervenwurzeln, die Cheiralgia paraesthetica (Druckschädigung des Ramus superficialis nervi radialis), traumatische Plexusläsion, das neurovaskuläre Kompressionssyndrom der oberen Thoraxapertur (engl. Thoracic-outlet/inlet-Syndrom, TOS/TIS) und das HWS-Schleudertrauma sind zu berücksichtigen .[3][4] Das Syndrom kann insbesondere aufgrund seiner mannigfaltigen möglichen Ursachen differenzialdiagnostisch eine Herausforderung darstellen.[5]
Diagnostik
Die Diagnostik zielt darauf ab, die zahlreichen, möglichen Ursachen gezielt einzugrenzen, mit dem Ziel sie zu erfassen. Diagnostisch werden neben der klinischen Untersuchung primär bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen sowie CT und NMR empfohlen.[2]
Therapie
Die Behandlung richtet sich nach der ursächlichen Störung oder Schädigung. Degenerative Veränderungen sind zwar keiner sinnvollen Behandlung zugänglich, die davon verursachten Schmerzen aber sehr wohl. Medikamentös bieten sich hier Schmerzmittel an, aber auch Medikamente zur Muskelentspannung. Mit dem Tetrazepam bietet die Industrie einen Tranquilizer an, der in der gleichen Substanzklasse steht wie die anderen Benzodiazepine. Hier sollten die gleichen Vorsichtsmaßregeln gelten wie für alle anderen Medikamente aus dieser Gruppe.
Gut brauchbar im Bereich der Halswirbelsäule ist die lokale Infiltration. Wenn die Injektion den richtigen Ort trifft, kommt es meist zu einer raschen und dauerhaften Linderung der Schmerzen. Auch Akupunktur kann in solchen Fällen helfen.
Die Physiotherapie, mit dem Ziel der muskulären Stabilisation der Halswirbelsäule, ist sehr wichtig. Allerdings ist darauf zu achten, dass der behandelnde Therapeut nicht laufend chirotherapeutisch interveniert – das sollte einem entsprechend ausgebildeten Arzt vorbehalten bleiben. Physiotherapie in einem akuten Schmerzzustand ist allerdings meistens sinnlos, die empfundenen Schmerzen machen es gar nicht möglich, die Muskulatur der Halswirbelsäule soweit zu belasten, dass ein Trainingseffekt zustande kommen könnte. Zunächst sollte also für eine ausreichende Schmerzlinderung gesorgt werden, mit der ein therapeutischer Zugang geschaffen wird.
Sehr wirksam ist Wärme. Hier ist besonders die finnische (Heißluft-) Sauna zu empfehlen. Oftmals erhält man Massagen und Heißluft gemeinsam vom Arzt auf Rezept verschrieben.
Stabilisierende Schaumstoffkragen zu verordnen ist nicht unproblematisch. Die Muskulatur der Halswirbelsäule wird durch diesen Kragen weniger gefordert und verliert an Kraft; auf die Dauer verschlimmert eine solche Behandlung das Krankheitsbild.
Bandscheibenoperationen sind dann sinnvoll, wenn es zu schweren Ausfällen der Nervenversorgung gekommen ist. Der schmerztherapeutische Nutzen dieser Eingriffe ist meistens enttäuschend.
Einzelnachweise
- ↑ Reuter P.: Diagnose & therapie, Bohn Stafleu van Loghum, 2009, S.55, 156, 254, ISBN 9031360309, hier online
- ↑ a b Martin J. J.: Neurologie Praktische huisartsgeneeskunde, Bohn Stafleu van Loghum, 2004, S.17ff., ISBN 9031337528, hier online
- ↑ Kuks J. B. M., e.a.: Klinische neurologie, Bohn Stafleu van Loghum, 2007, S. 200, ISBN 9031346330, hier online
- ↑ Moorahrend U.: Kontroverses zum HWS-Schleudertrauma: Unfallmechanik, Erstdiagnose, Neuroradiologie, Physikalische Therapie, OP-Indikation, Birkhäuser, 2003, ISBN 379851383X, hier online
- ↑ Gesellschaft Deutscher Nervenärzte, Deutsche Gesellschaft für Neurologie: Deutsche Zeitschrift für Nervenheilkunde, Band 185, Verlag Von F. C. W. Vogel, 1964, S.453, hier online