Koller Auktionen

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Koller Auktionen AG
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1958
Sitz Zürich, Schweiz
Leitung Cyril Koller (CEO)
Mitarbeiterzahl circa 70
Umsatz CHF 100 Mio.
Branche Auktionshaus
Website www.kollerauktionen.ch
Stand: 2013

Koller Auktionen mit Hauptsitz in Zürich ist ein Schweizer Auktionshaus, das sich auf internationale Kunstauktionen spezialisiert hat. Das 1958 von Pierre Koller gegründete Unternehmen ist das führende Auktionshaus in der Schweiz.[1][2][3][4][5]

Organisation

Neben dem Hauptsitz im Kreis 5 in Zürich betreibt Koller auch eine Tochtergesellschaft in Genf (Koller Genève) und Repräsentanzen in München, Düsseldorf, Florenz und Peking.

Koller veranstaltet jedes Jahr etwa 80 Auktionen in mehr als zwei Dutzend verschiedenen Sammlerkategorien, darunter Gemälde und Zeichnungen Alter Meister und des 19. Jahrhunderts, Moderne und Zeitgenössische Kunst, Schweizer Kunst, Schmuck, Uhren, Asiatische Kunst, Möbel und Kunstgewerbe, Bücher und Autographen, Art Deco und Jugendstil, Design, Wein, Vintage, und Uhren. Koller veranstaltet sowohl traditionelle Auktionen im Auktionssaal als auch zeitlich begrenzte Online-Auktionen, die unter dem Namen «Koller ibid online only» laufen.

Geschichte

Das Unternehmen wurde 1958 vom Juristen Pierre Koller (1924–2019)[6] als „Galerie Koller“ gegründet. Seit 2008 wird das Unternehmen unter „Koller Auktionen AG“ geführt, um die Auktionen als Hauptunternehmensleistung hervorzuheben. Das Auktionshaus befindet sich in Familienbesitz und wird heute in der zweiten Generation von Cyril Koller geleitet.

Der in Lausanne und Zürich aufgewachsene Romand Pierre Koller machte 1958 seine Leidenschaft für Pferdestiche zum Beruf und eröffnet mit 34 Jahren an der Zürcher Dufourstrasse die Galerie Koller. Für hochwertiges Mobiliar und anspruchsvolle Antiquitäten besteht eine Marktlücke, welche sich der junge Unternehmer dank hervorragender Kontakte zunutze macht. Pierre Kollers Schwester, Antoinette, steigte 1959 in das Geschäft ein und erweitert dieses um die Spezialgebiete Asiatica und Porzellan. Gleichzeitig bietet ein deutscher Sammler der Galerie eine Uhren-Kollektion an, welche mit CHF 100 000 den Ankaufsetat des Unternehmens gesprengt hätte. Man entschliesst sich zur Durchführung einer Auktion. Die erste Auktion fand 1960 im Zürcher Kongresshaus statt. Rund 1000 Lose werden katalogisiert und verkauft. Ein Jahr später folgt die zweite Versteigerung mit Möbeln, Porzellan und mehreren Werken moderner Malerei internationaler und Schweizer Künstler von Hodler bis Boudin. Die Galerie Koller ziehte 1961 in die grosszügigen Räumlichkeiten der Rämistrasse 8 und ist in unmittelbarer Nähe zu Kunsthaus, Schauspielhaus und Opernhaus im damaligen Zürcher Kulturzentrum beheimatet. Neben dem traditionellen Ladengeschäft gewinnen Versteigerungen zunehmend an Bedeutung. Sie werden von nun an zweimal jährlich veranstaltet.

Der Geschäftszweig „Koller Tiefenbrunnen“ für tiefpreisige Objekte ward 1977 eröffnet. Es ist die Geburtsstunde des heutigen „Koller West“. Die Aufteilung in Topsegment und günstigere Objekte erlaubt Koller die Versteigerung grösserer Sammlungen und ganzer Nachlässe. Die Filiale Koller Genf ward 1980 gegründet und zum zweiten Versteigerungsstandort des Geschäfts. Mit Spezialauktionen Mai und November für Jugendstil, Art Déco, Design, Moderne Kunst, Möbel des 20. Jahrhunderts sowie für Wein und französische Bücher verschafft sich die Genfer Dependance ein eigenes Profil. Der Zürcher Hauptsitz ward in schwierigen Zeiten 1990 an die Hardturmstrasse 102 verlegt. Die neue Adresse eignet sich mit umfangreichen Ausstellungs- und Büroräumen und verkehrsgünstiger Lage in der Nähe von Hauptbahnhof und Flughafen hervorragend für den Auktionsbetrieb. Gleichzeitig steigt Cyril Koller, der älteste der drei Söhne von Pierre und Ursula Koller, mit 23 Jahren ins Geschäft ein.

Die Versteigerung einer höchst erlesenen Napoleonica – Sammlung mit bedeutenden Möbeln, Skulpturen, Vasen und Bronzen, die mit der Person des Kaisers und dem breiten Kreis seiner Familie in Beziehung stehen sorgte 1995 für internationales Aufsehen und macht Koller für die nächsten Jahre zu einer der wichtigsten Adressen für den Handel mit Möbeln aus dem Empire. Koller eröffnete 1997 eine eigene Repräsentanz in München. Cyril Koller übernahm 1998 die Geschäftsleitung. Er führt das Auktionshaus vom „Gemischtwarenladen“ in ein modernes Unternehmen mit spezialisierten Expertenteams unter einem gemeinsamen Dach. Der Tod von Antoinette Koller, welche der Asiatica bei Koller zu internationalem Renommee verhalf, trübt das 40. Geschäftsjahr. Das Auktionsunternehmen trat 1998 zur Erweiterung seiner internationalen Plattform den „International Auctioneers“ bei, einem Zusammenschluss von acht internationalen Auktionshäusern in acht Ländern. In den folgenden Jahren werden Filialen in Paris, Shanghai, Düsseldorf, Moskau und London gegründet. Koller eröffnete 2001 eine eigene Repräsentanz in Moskau.

Koller veröffentlichte 2006 ihren ersten Spezialkatalog für Schweizer Kunst. Diese neue Abteilung wird in den nächsten Jahren zu einem der wichtigen Standbeine des Auktionshauses wachsen. Als eines der ersten europäischen Auktionshäuser veranstaltet Koller in Zürich eigene Auktionen für zeitgenössische chinesische Kunst. Das Metropolitan Museum of Art kaufte 2007 eine Andrea del Sarto zugeschriebene Rötelzeichnung für die eigene Sammlung an. Koller feierte 2008 auf seine 50-jährige Geschäftstätigkeit. Seiner Hauptgeschäftstätigkeit, der Veranstaltung von Auktionen, entsprechend, erfolgt eine Namensänderung von „Galerie Koller“ in „Koller Auktionen“. Das von Koller in einer Privatsammlung entdeckte Stillleben auf Kupfer des Niederländers Ambrosius Bosschaert wird zum Weltrekordpreis von 5,7 Mio. im September versteigert. Im Jubiläumsjahr findet auch die erste Spezialauktion für zeitgenössische Kunst statt. Koller eröffnete 2011 eine eigene Repräsentanz in Peking.

Die seit Jahrzehnten bei Koller bestehende Abteilung Asiatika versteigerte 2012 u. a. die Tibetische Bronze einer Pancaraksha-Göttin für den Rekordpreis von CHF 3.24 Mio. In demselben Jahr kommt die Sammlung Nessi mit über 500 seltenen antiken Werkzeugen und Instrumenten zur Versteigerung. Koller versteigerte 2013 mehrere Gemälde aus der Sammlung Corboud – darunter eine Landschaft von Vincent van Gogh aus dem Jahre 1887 für CHF 6,6 Mio. Grosses Aufsehen erweckt auch der Rekordpreis für die Turnstunde von Albert Anker, welche 7,5 Mio. erzielt. In diesem Rekordjahr lassen zahlreiche weitere Werke aus den Bereichen Alter und Moderner Meister die Millionengrenze hinter sich. Es handelt sich um Gemälde von Renoir, Monet, Signac, Pissarro, Caillebotte, Dou, Reni . Koller eröffnet eine eigene Repräsentanz in Italien. Ein äusserst seltenes Bureau-plat des französischen Ebenisten André-Charles Boulle erzielte 2014 CHF 3 Mio. Dieses Möbel, dessen Geschichte sich bis zur Familie des französischen Finanzministers Charles-Henri Malon de Bercy (1678–1742) zurückverfolgen lässt, wird zu einem der wichtigsten Referenz-Exemplaren französischer Ebenistenkunst des 18. Jh. Eines der bedeutendsten Gemälde von Albert Anker, „Das Winzerfest“, ward 2015 für CHF 4.2 Millionen verkauft. Es gehörte ursprünglich zur Sammlung eines Winzers, der es verkaufte, um sein Dach reparieren zu können und wurde vom Einlieferer 1977 für die moderate Summe ebendieser Reparaturkosten erworben. Koller erzielte 2016 einen neuen Auktions-Weltrekord für ein Werk des Schweizer Künstlers Giovanni Giacometti. Das „Panorama von Flims“ – viele Jahre lang vergessen und im Keller eines Luxushotels gelagert, wieder aufgefunden in den 1980er Jahren – wird von einem Privatsammler für CHF 4.05 Millionen erworben. Gesamtzuschläge von CHF 9.2 Millionen platzieren Koller erneut im Spitzenfeld der weltweit führenden Häuser für dieses Gebiet. Eine deutsche Privatsammlung hochbedeutender kaiserlich-chinesischer Kunst ward 2017 versteigert. Nicht zuletzt dank intensiver Marketing-Arbeit vor Ort finden die Objekte reissenden Absatz bei chinesischen Sammlern und erreichen Zuschläge im sechs- bis siebenstelligen Bereich. Ein kaiserliches Phönix-Becken aus einer Schweizer Privatsammlung, identifiziert durch Asiatika-Spezialistinnen von Koller Auktionen, ward 2019 zu einem Rekordpreis von CHF 4,86 Mio verkauft. Koller verkaufte 2023 das erste Tyrannosaurus rex-Skelett, das jemals in Europa versteigert wurde und erst das dritte weltweit. „Trinity“ wird vor der Auktion in der Zürcher Tonhalle zur Freude von Zehntausenden von Besuchern gezeigt und ist Gegenstand von Tausenden von Artikeln in der Weltpresse. Das Fossil wird für 5,5 Millionen CHF an die Phoebus-Stiftung in Antwerpen verkauft, wo es öffentlich ausgestellt wird.

Rekordauktionen

  • Albert Anker: Die ältere Schwester. Im Dezember 2011 mit CHF 7,3 Mio. der bis dahin höchste Zuschlag für den Schweizer Maler.[7]
  • Albert Anker: Turnstunde in Ins. 2013 für CHF 7,5 Mio. versteigert.[8][9]
  • Ambrosius Bosschaert d. Ä.: Blumenstrauss mit Tulpen. Im September 2008 mit CHF 5,8 Mio. der weltweit höchste Auktionszuschlag für den niederländischen Maler.[10]

Literatur

Commons: Images from Koller Auktionen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Albert Anker: Turnstunde in Ins (1879); Rekordzuschlag bei Koller (2013)

Einzelnachweise

  1. Christian von Faber-Castell: Koller – 50 Jahre Kunsthandel und Auktionen. Zürich 2008, ISBN 978-3-85932-606-4, Seite 95.
  2. Nachschub für Maastricht-Aussteller. handelsblatt.com vom 14. April 2011.
  3. Koller Auktionen: Spezialisierung zahlt sich aus. In: Handelsblatt, 23. Dezember 2013.
  4. Fabienne Riklin: Hier wird grosse Kunst geboten. Tages Anzeiger, 8. Dezember 2018, abgerufen am 15. November 2024.
  5. Alexander Forbes: Europe’s 10 Most Important Auction Houses. In: Artnet. 14. Mai 2014, abgerufen am 15. November 2024 (amerikanisches Englisch).
  6. Neue Zürcher Zeitung vom 26. Juni 2019: Ein Kunsthändler-Patron: Pierre Koller ist mit 95 Jahren gestorben, von Philipp Meier, abgerufen am 6. Juli 2019
  7. Rekorspreis für Anker-Bild. Tages-Anzeiger, 20. Oktober 2011, abgerufen am 31. Dezember 2016.
  8. Blocher kauft Anker für 7,5 Millionen. In: Bieler Tagblatt, 23. März 2013, abgerufen am 31. Dezember 2016.
  9. Weltrekord für Anke-Gemälde. In: Online-Rekordpreis für Schiele-Bild. In: Kurier, 22. Juni 2013, abgerufen am 31. Dezember 2016.
  10. Artnet: Artnet Price Database. In: Artnet. Abgerufen am 15. November 2024 (englisch).