Mariehamn

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Mariehamns stad
Wappen Karte
Wappen von Mariehamn Lage von Mariehamn in Finnland
Basisdaten
Staat: Finnland Finnland
Landschaft: Åland
Verwaltungsgemeinschaft: Mariehamn
Geographische Lage 60° 6′ N, 19° 55′ OKoordinaten: 60° 6′ N, 19° 55′ O
Fläche: 20,75 km²[1]
davon Landfläche: 11,79 km²
davon Meeresfläche: 8,96 km²
Einwohner: 11.757 (31. Dez. 2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 997,2 Ew./km²
Gemeindenummer: 478
Postleitzahlen: 22100 - 22160
Sprache(n): Schwedisch
Website: mariehamn.ax
Klimadiagramm von Mariehamn[3]

Mariehamn/? (finnisch Maarianhamina) ist die Hauptstadt der autonomen finnischen Region Åland und die einzige Stadt der Ålandinseln. Sie liegt auf der Hauptinsel Fasta Åland und bildet eine von drei Verwaltungsgemeinschaften Ålands. Mariehamn ist schwedischsprachig und hat 11.757 Einwohner (Stand 31. Dezember 2022). Es ist Sitz des Lagtings (früher Landsting genannt), des Parlaments der autonomen Provinz Åland.

Benannt wurde Mariehamn („Mariahafen“) nach Maria Alexandrowna, der Gemahlin Zar Alexanders II., der 1861 die Stadt gründete, als Finnland und Åland zum Russischen Kaiserreich gehörten.

Die rechtwinklige Stadtanlage der Innenstadt von Mariehamn geht auf einen Plan des Architekten Georg Theodor Chiewitz von 1859 zurück. Ursprünglich sollte die Stadt auf Befehl des Zaren ausschließlich aus Steinbauten bestehen; doch bereits 1863 wurde hiervon Abstand genommen und die Errichtung von Holzhäusern gestattet.[4]

Gegen Ende der 1880er Jahre entstanden Pläne, Mariehamn zu einem Kur- und Badeort auszubauen; daher wurden am heutigen Westhafen 1889 ein Kurhaus und 1900 ein großes Strandhotel gebaut.[5] Die beiden repräsentativen Lindenalleen, die noch heute das Gesicht der Stadt prägen und ihr den Beinamen „Stadt der 1000 Linden“ einbrachten, wurden 1900 angelegt.[6]

Von den 1920er bis in die 1940er Jahre war Mariehamn Heimathafen einer der letzten großen Windjammer-Flotten, unter dem Reeder Gustaf Erikson. Zu seinen Schiffen gehörten mehrere ehemalige Flying P-Liner, die für ihre Geschwindigkeit berühmten Schiffe der Hamburger Reederei F. Laeisz, so die 1957 unter deutscher Flagge gesunkene Pamir sowie die Schwesterschiffe Passat und Peking, die heute als Museumsschiffe in Travemünde beziehungsweise Hamburg liegen. Im Hafen von Mariehamn verblieben ist die als Museum eingerichtete Viermastbark Pommern, ebenfalls ein früherer Flying P-Liner.

Ende April 1994 fand in Mariehamn die erste der beiden Vorverhandlungen über das Waffenstillstandsabkommen im Ersten Krieg um Bergkarabach statt.[7]

Bevölkerungsentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Einwohnerzahl der Stadt ist in den letzten dreißig Jahren kontinuierlich angestiegen (Stand: 31. Dezember 2018):

Bevölkerungsentwicklung von Mariehamn
Jahr 1987 1990 1997 2000 2006 2012 2018 2022
Einwohner 9.966 10.263 10.408 10.488 10.824 11.346 11.743 11.757

Bei der letzten Kommunalwahl 2015, die gleichzeitig mit der Parlamentswahl in Åland 2015 stattfand, wurde ein neuer Stadtrat gewählt. Als Wahlsieger ging die Moderate Sammlung für Åland hervor, dicht gefolgt von Ålands Sozialdemokraten. Beide Parteien errangen jeweils sieben Mandate. Im Vergleich zum Ergebnis der Landgemeinden auf Åland lässt sich in Mariehamn feststellen, dass die Moderate Sammlung für Åland sowie Ålands Sozialdemokraten in der einzigen Stadt Ålands deutlich bessere Wahlergebnisse erreichen als auf dem Land. Alle weiteren Parteien haben in Mariehamn ebenfalls ein durchschnittlich besseres Ergebnis eingefahren als auf dem Land, da auf dem Land viele unabhängige Kandidaten antraten. Nur das Åländische Zentrum als nordische Agrarpartei ist in Mariehamn im Gegensatz zu den Landgemeinden schwächer.[8][9]

Kommunalwahl in Mariehamn 2015
 %
30
20
10
0
25,7 %
24,6 %
23,0 %
10,8 %
7,8 %
4,7 %
3,5 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2011
 %p
   4
   2
   0
  −2
  −4
+0,7 %p
−2,8 %p
+1,6 %p
+0,4 %p
−0,7 %p
−2,7 %p
+3,5 %p
Sitzverteilung im Stadtrat Mariehamn seit 2015
7
1
3
6
7
2
1
Insgesamt 27 Sitze

Bei den Kommunalwahlen am 20. Oktober 2019 kam es zu folgenden Ergebnissen:[10]

Kommunalwahl in Mariehamn 2019
Wahlbeteiligung: 62,2 %
 %
30
20
10
0
23,4 %
22,7 %
20,9 %
11,5 %
8,9 %
7,0 %
3,3 %
2,4 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2015
 %p
   8
   6
   4
   2
   0
  −2
  −4
+0,4 %p
−3,0 %p
−3,7 %p
+3,7 %p
−1,9 %p
+7,0 %p
−1,4 %p
−1,1 %p
Sitzverteilung im Stadtrat Mariehamn seit 2020
6
2
1
3
6
6
3
Insgesamt 27 Sitze

Die Moderate Sammlungspartei verlor ihre Position als stärkste Kraft im Stadtrat an die Liberalen. Neu hinzugekommen ist die Nachhaltige Initiative, die für ökologisch orientierte Politik im Sinne Grüner Parteien eintritt. Die Åländischen Demokraten verloren ihren bei der letzten Wahl errungenen Sitz wieder.

Bei den Kommunalwahlen am 15. Oktober 2023 kam es zu folgenden Ergebnissen:[11]

Kommunalwahl in Mariehamn 2023
Wahlbeteiligung: 60,4 %
 %
30
20
10
0
26,3 %
23,4 %
23,3 %
10,6 %
7,9 %
6,5 %
1,9 %
n. k. %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2019
 %p
   4
   2
   0
  −2
  −4
+2,9 %p
+0,7 %p
+2,4 %p
−0,9 %p
+0,9 %p
−2,4 %p
−1,4 %p
−2,4 %p
Sitzverteilung im Stadtrat Mariehamn seit 2023
7
2
1
7
7
3
Insgesamt 27 Sitze

Wirtschaft, Transport, Infrastruktur und Bildung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Fähren im Hafen von Mariehamn

Mariehamn ist per Schiff erreichbar. Die großen Fähren aus Stockholm, Kapellskär, Turku, Helsinki und Tallinn der Fährgesellschaften Viking Line, Silja Line und Tallink legen teilweise mehrmals täglich in Mariehamn an. Mariehamn ist, gemessen an der Tonnage der Handelsflotte, die zweitgrößte finnische Hafenstadt nach Helsinki. Die Attraktivität des Hafens beruht auf der Abgabenfreiheit verschiedener Produkte, da Åland zollrechtlich gesehen außerhalb der gemeinsamen EU-Zollzone liegt und daher bestimmte Güter duty-free auf den Inseln verkauft werden können.

Der Flughafen Mariehamn befindet sich in der Nachbargemeinde Jomala, etwa 3 Kilometer nordwestlich des Zentrums von Mariehamn.

Mariehamn ist Hauptsitz der meisten großen åländischen Unternehmen. So haben die åländischen Reedereien Viking Line und Rederiaktiebolaget Eckerö, die Fabrik Taffel zur Produktion von Kartoffelchips[12] sowie die Ålandsbanken hier ihren Hauptsitz.

In Mariehamn befindet sich auch das Hauptkrankenhaus der Insel, das Ålands Hälso- och Sjukvård. Der elektrische Strom für die Inselbewohner und dortigen Unternehmen wird aus Windkraft und Sonnenenergie gewonnen, ergänzend kann Atomstrom vom Festland zugeschaltet werden. Der Stromnetzbetreiber ist Åland's Elandelslag. Langfristig ist eine komplette Umstellung auf Erneuerbare Energien geplant. Ein Pumpspeicherkraftwerk, das anstelle eines alten Erzschachtes eingerichtet werden soll, puffert Zeiten mit wenig Wind und wenig Sonnenschein ab.[13]

Eine früher vorhandene Eisenbahnlinie auf der Insel wurde wohl in den 1950er Jahren eingestellt.

Ein gut ausgebautes Straßensystem, deren Hauptrouten als Autoschnellstraßen ausgelegt sind, verbindet alle Ortschaften der Hauptinsel. Außerdem verkehren auch reguläre Omnibuslinien.

Auf den Inseln gibt es 25 Schulen, durchschnittlich mit 20 bis 30 Schülern pro Einrichtung. Insgesamt sind rund 3.000 Schüler registriert, für welche etwa 300 Lehrer und 200 sonstige Angestellte zuständig sind. Da die Amtssprache Schwedisch ist, wird dies auch in den Schulen unterrichtet. Wie in anderen nordischen Ländern wird dagegen bereits ab Klasse 3 Englisch unterrichtet.[14] Für Besucher wird auch ein Schulmuseum unterhalten. – In Mariehamn kann die Universität für angewandte Wissenschaften (Högskolan på Åland) absolviert werden.[15]

Kultur und Sehenswertes

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelpunkt Mariehamns ist der Marktplatz (Torget), auf dem ein Glockenturm und ein Musikpavillon errichtet wurden. Hier befindet sich auch das mit weißem Marmor verkleidete Parlamentsgebäude (Lagting) der Åland-Inseln, das 1976–1978 nach Plänen von Helmer Stenros erbaut wurde.[16] Auf einem Hügel südlich des Marktplatzes erhebt sich das repräsentative Rathaus Stadshus der Stadt, 1938 nach den Plänen des finnischen Architekten Lars Sonck (1870–1956) im typischen Stil der 1930er Jahre errichtet.[17] Das Rathaus ist von gepflegten Parkanlagen umgeben, in denen mehrere Denkmäler errichtet wurden, z. B. für die russische Zarin Maria Alexandrowna, nach der die Stadt benannt ist. In der nahegelegenen Straße Södragatan sind noch zahlreiche Gebäude aus der Zeit der Gründung Mariehamns erhalten.

Am Osthafen ist das aus renovierten Bootsschuppen und Holzhäusern bestehende Seefahrerviertel (Sjökvarteret) sehenswert, wo in einer kleinen Werft alte Schiffe restauriert und neue Schiffe nach historischen Plänen gebaut werden. Unmittelbar am Meer steht die kleine ökumenische Seefahrerkapelle (Sjöfararkapellet), die eine Grundfläche von ca. 5 × 7 m bedeckt und im Jahr 2008 von freiwilligen Helfern aus Holz errichtet wurde. Sie dient u. a. für Trauungen und Taufen und erinnert an die Tradition, dass früher für Seefahrer unmittelbar vor dem Beginn einer gefährlichen Reise Gottesdienste abgehalten wurden.

Zu den markantesten Neubauten Mariehamns zählt die 1989 nach Plänen von Hans J. Stenius fertiggestellte Stadtbibliothek.[6] 2009 wurde das nach den Plänen der dänischen Architekten Kjaer & Richter errichtete Kultur- und Kongresszentrum Alandica am Osthafen eröffnet.[18]

Am Westhafen befindet sich das bekannte Seefahrtsmuseum der Åland-Inseln (Ålands Sjöfartsmuseum), vor dem 1936 zum Gedenken an die auf See gebliebenen Seeleute das Denkmal Der Mann am Steuer von dem Bildhauer Emil Cederkreutz aufgestellt wurde.[19] Zum Denkmal gehört ebenfalls eine Mauer, auf der die Namen vieler Seeleute, die dieses Schicksal erlitten, eingraviert sind. Unweit des Westhafens erhebt sich auf einem Hügel die Seefahrtsschule, 1937–1938 von Lars Sonck geplant, die inzwischen ein Teil der Hochschule der Ålandinseln ist. Die Seefahrtsschule wurde 1854 in Godby gegründet und 1866 an die heutige Stelle verlegt.

Ein beliebtes Ausflugsziel ist die südlich gelegene, zu Mariehamn gehörende Insel Storlandet mit der ehemaligen Lotsenstation Kobba Klintar.

Ausgewählte Bauwerke und Sehenswertes

Städtepartnerschaften

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Partnerstädte Mariehamns sind[20]

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter der Stadt

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Personen mit Beziehungen zur Stadt

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Amanda Chanfreau (* 1983), Künstlerin, in Mariehamn aufgewachsen
  • Gustaf Erikson (1872–1947), letzter Großreeder einer reinen Seglerflotte, in Mariehamn gestorben
  • Pekka Yli-Niemi (1937–1963), Skispringer, in Mariehamn gestorben
Commons: Mariehamn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Mariehamn – Reiseführer

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Maanmittauslaitos (finnisches Vermessungsamt): Suomen pinta-alat kunnittain 1. Januar 2010 (PDF; 199 kB)
  2. Statistisches Amt Finnland: Tabelle 11ra -- Key figures on population by region, 2022
  3. Software: Geoklima 2.1
  4. Heiner Labonde: Finnland – Åland-Inseln. Offenbach 2011, S. 99.
  5. Kjell Ekström: Åland - skärgård i Östersjön. Mariehamn 2006, S. 53.
  6. a b Kjell Ekström: Åland – skärgård i Östersjön. Mariehamn 2006, S. 51.
  7. Gaïdz Minassian: Arménie-Azerbaïdjan, une guerre sans fin? – Anatomie des conflicts post-soviétiques 1991–2023. Passés composés / Humensis, Paris 2024, ISBN 979-1-04040206-0, S. 97.
  8. Lagtings- och kommunalvalet 2015. (PDF) ÅSUB Statistik, 2015, S. 41–46, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. August 2020; abgerufen am 11. Juni 2019 (schwedisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.asub.ax
  9. Lagtings- och kommunalvalet 2011 (Memento vom 19. Februar 2014 im Internet Archive) Statistik 7: 2011 (ÅSUB), S. 5
  10. Lagtings-och kommunalvalet 2019 (Parlaments- und Kommunalwahlen 2019) (Memento des Originals vom 13. Juli 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.asub.ax (schwedisch); PDF 953,5 KB, abgerufen am 6. Mai 2020
  11. Kommunalval Mariehamn. In: valresultat.ax. Abgerufen am 30. November 2024 (schwedisch).
  12. Website Taffel, abgerufen am 11. Juli 2024.
  13. Aland setzt auf erneuerbare Energien, abgerufen am 11. Juli 2024.
  14. Musterautonomie Aland, abgerufen am 11. Juli 2024.
  15. Website der Uni, abgerufen am 11. Juli 2024.
  16. Heiner Labonde: Finnland – Åland-Inseln. Offenbach 2011, S. 110.
  17. Kjell Ekström: Åland – skärgård i Östersjön. Mariehamn 2006, S. 46.
  18. alandica.ax abgerufen am 14. Dezember 2023.
  19. Heiner Labonde: Finnland – Åland-Inseln. Offenbach 2011, S. 105.
  20. Website Mariehamn