Defersdorf

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Defersdorf
Markt Roßtal
Koordinaten: 49° 22′ N, 10° 55′ OKoordinaten: 49° 21′ 41″ N, 10° 54′ 31″ O
Höhe: 373 m ü. NHN
Einwohner: 142 (1. Jan. 2023)[1]
Postleitzahl: 90574
Vorwahl: 09127

Defersdorf (fränkisch: Dehweasch-doaf[2]) ist ein Gemeindeteil des Marktes Roßtal im Landkreis Fürth (Mittelfranken, Bayern).[3] Defersdorf liegt in der Gemarkung Großweismannsdorf.[4]

Das Dorf liegt an einem linken Zufluss des Schwallbachs, der wiederum ein linker Zufluss der Schwabach ist. Der Ort ist von Acker- und Grünland und kleineren Waldgebieten umgeben. Im Nordwesten wird die Flur Langer Strich genannt, im Süden Im Fleck, im Südosten Bergfeld. 0,5 km östlich des Ortes befindet sich der Kühbuck. Gemeindeverbindungsstraßen führen zur Bundesstraße 14 (1 km nordwestlich), nach Weiler (1,2 km südlich) und nach Kleinweismannsdorf (2,4 km nordöstlich).[5]

Der Ort wurde vermutlich um 800 gegründet. In einer Urkunde, die zwischen 1132 und 1150 entstanden ist, wurde der Verkauf der Güter des Bamberger Kanonikus „Volmar in Tefersendorf“ in Ketteldorf an das Kloster Heilsbronn bestätigt. Dies ist zugleich die erste urkundliche Erwähnung des Ortes.[6] Das Bestimmungswort des Ortsnamens ist der slawische Personenname Dobriš. 1339 verkauften die Gebrüder Conradt und Burkhard Pfefferbalg an das Kloster Heilsbronn Landbesitz in „Teferßdorf“, den sie von Graf Gottfried von Hohenlohe erhalten hatten.[7] Von 1566 bis 1818 hatten die Nürnberger Patrizier Scheurl einen Sitz im Ort.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Defersdorf elf Anwesen (Schloss, vier Höfe, ein Halbhof, zwei Güter, ein Gütlein, eine Ziegelhütte). Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Richteramt Roßtal aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft sowie die Grundherrschaft über alle Anwesen hatten die Scheurl von Defersdorf.[8] 1799 gab es im Ort weiterhin elf Anwesen.[9]

Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Cadolzburg. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Defersdorf dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Großweismannsdorf und der im selben Jahr gegründeten Ruralgemeinde Großweismannsdorf zugeordnet. Der ganze Ort unterstand in der freiwilligen Gerichtsbarkeit bis 1848 dem Patrimonialgericht Defersdorf.[10]

Im Rahmen der Gebietsreform in Bayern wurde Defersdorf am 1. Mai 1978 nach Roßtal eingemeindet.

  • Brennerheide 3: Wohnstallhaus
  • Ortsstraße 4: Wohnstallhaus mit Scheune
  • Ortsstraße 5, 7: ehemaliger Herrensitz der Scheurl von Defersdorf, heute Gaststätte[11]

Einwohnerentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Jahr 001818 001840 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987 001997 002007 002018 002023
Einwohner 50 95 110 115 126 142 122 177 149 141 150 131 * 141 * 149 * 142 *
Häuser[12] 16 18 26 24 22 26 28 35
Quelle [13] [14] [15] [16] [17] [18] [19] [20] [21] [22] [23] [1] [1] [1] [1]
* 
inklusive Zweitwohnsitzen

Der Ort ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und nach St. Laurentius (Roßtal) gepfarrt.[8] Die Einwohner römisch-katholischer Konfession sind nach Christkönig (Roßtal) gepfarrt.[21][24]

Commons: Defersdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. a b c d e Einwohnerzahlen. In: rosstal.de. Abgerufen am 12. Juli 2023.
  2. W. Wiessner: Stadt und Landkreis Fürth, S. 26. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: „dēweʳschdoʳf“.
  3. Gemeinde Roßtal, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 16. Juli 2023.
  4. Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen – Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 8. Oktober 2024.
  5. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 16. Juli 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  6. Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn von der Urzeit bis zur Neuzeit. Band 2. Verl. für Kunstreprod. Schmidt, Neustadt an der Aisch 1993, ISBN 3-923006-90-X, S. 126 (Erstausgabe: Beck, Nördlingen 1879).
  7. W. Wiessner: Stadt und Landkreis Fürth, S. 26 f.
  8. a b H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 108.
  9. J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 1, Sp. 579.
  10. H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 229.
  11. Scheurlschloss
  12. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1885 bis 1987 als Wohngebäude.
  13. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 17 (Digitalisat).
  14. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 66 (Digitalisat).
  15. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1030, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  16. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1195, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  17. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1125 (Digitalisat).
  18. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1194 (Digitalisat).
  19. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1231 (Digitalisat).
  20. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1061 (Digitalisat).
  21. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 780 (Digitalisat).
  22. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 174 (Digitalisat).
  23. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 337 (Digitalisat).
  24. Pfarrei Roßtal. In: bistum-eichstaett.de. Abgerufen am 22. März 2023.