Domherrenhaus. Historisches Museum Verden
Das Historische Museum Domherrenhaus Verden ist das bedeutendste Museum der niedersächsischen Stadt Verden (Aller). Es befindet sich in der Trägerschaft eines 1919 gegründeten, gemeinnützigen Vereins gleichen Namens. Das Haus verfügt über eine heterogene Sammlung, die anschaulich die über 1000 Jahre alte Geschichte von Stadt und Region Verden vermittelt.
Das Museum befindet sich seit 1937 im Stadtzentrum in einer nahe dem Dom gelegenen, barocken Hofanlage mit der Adresse Untere Straße 13. In dem einstigen Domherrenhaus aus dem Jahr 1708 werden auf etwa 900 m² Ausstellungsfläche kulturgeschichtliche und volkskundliche Artefakte der Verdener Stadtgeschichte und der umgebenden Region ausgestellt. Das Domherrenhaus bietet dabei für Kindergartenkinder und Schüler eine Zeitreise, ausgestattet mit diversen Dioramen, einer Jagdinszenierung, einem sprechenden Stein und einem „steinzeitlichen“ Zelt. Denn von großer überregionaler Bedeutung ist die Lanze von Lehringen, ein 1948 entdeckter und seit 1955 im Museum befindlicher Spieß aus der Zeit der Neandertaler, mitsamt weniger Überreste der Jagdbeute – eines Europäischen Waldelefanten. 1998 wurde die Umgestaltung der im Erdgeschoss des Hauses befindlichen, prähistorischen Abteilung, die etwa drei Jahre in Anspruch nahm, abgeschlossen.[1]
Zur ebenfalls im Erdgeschoss dokumentierten Stadtgeschichte wurde ein Modell hergestellt, das die Stadt um 1663 zeigt, als sie per Dekret der schwedischen Königin Christina aus zwei getrennten und zerstrittenen Orten vereint wurde – aus der von Klerus und Adel geprägten Süderstadt und der von alteingesessenen Kaufleuten und Handwerkern erbauten Norderstadt. Mit dem Modell ergibt sich ein Überblick über die Stadtlage an der Aller aus der Vogelperspektive. In einem anschließenden Raum wird Einblick in die Verdener Kirchengeschichte gegeben.
Im ersten Obergeschoss befinden sich Darstellungen und Objekte aus der Wohn- und Alltagskultur des 18. und 19. Jahrhunderts inklusive alter Spielzeuge. Man erfährt im Rundgang durch die in einer Enfilade angelegten Räume von der Garnisonsgeschichte und lernt in der 2018 fertig gestellten „Kostbarkeitenkammer“ verschiedenste Exponate kennen, die für ihre Eigentümer von hohem Wert waren. Außerdem kann man eine Apotheke besichtigen, die den Werdegang des dazugehörigen Berufes darstellt. Weitere Berufe, vom Holzschuhmacher bis zur Spinnerin dokumentieren die Handwerkstätten im Obergeschoss, unter anderem das sogenannte „Zinnfiguren-Kabinett“. Das Museum verfügt über rund 400 Model einer Verdener Zinngießerfamilie namens Engels, mit denen sich zahlreiche Einzelmotive bis hin zu ganzen Szenarien nachgießen lassen.
Das Historische Museum Domherrenhaus ist zugleich ein Traustandort des Verdener Standesamtes. In einem eleganten Zimmer mit einer vollständigen Einrichtung des frühen 20. Jahrhunderts, dem „Beckmann-Zimmer“, inklusive Majolikaofen und bespielbarem Flügel finden Trauungen statt.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Karen Aydin: Archäologische Museen zwischen Tradition und Innovation, in: Kurt Dröge, Detlef Hoffmann (Hrsg.): Museum revisited. Transdisziplinäre Perspektiven auf eine Institution im Wandel, transcript, Bielefeld 2010, S. 63–72, hier: S. 66.