Paris–Roubaix 2015
| |||
Das Siegerpodest in Roubaix (v. l. n. r.): Zdeněk Štybar, John Degenkolb, Greg Van Avermaet | |||
Allgemeines | |||
Ausgabe | 113. Paris–Roubaix | ||
Rennserie | UCI WorldTour 2015 1.UWT | ||
Datum | 12. April 2015 | ||
Gesamtlänge | 253,5 km | ||
Austragungsland | Frankreich | ||
Start | Compiègne | ||
Ziel | Roubaix | ||
Teams | 25 | ||
Fahrer am Start | 200 | ||
Fahrer im Ziel | 133 | ||
Durchschnittsgeschwindigkeit | 43,476 km/h | ||
Offizielle Webseite | Offizielle Website | ||
Ergebnis | |||
Sieger | John Degenkolb (Giant-Alpecin) | ||
Zweiter | Zdeněk Štybar (Etixx-Quick Step) | ||
Dritter | Greg Van Avermaet (BMC Racing Team) | ||
◀2014 | 2016▶ | ||
Dokumentation |
Das Radrennen Paris–Roubaix 2015 war die 113. Austragung des Radsportklassikers. Sieger wurde der Deutsche John Degenkolb. Damit war er nach Josef Fischer, der die erste Austragung 1896 gewonnen hatte, der zweite deutsche Sieger von Paris–Roubaix.
Streckeninformationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Rennen fand am Sonntag, den 12. April 2015, statt und wurde in Compiègne gestartet. Die Streckenlänge betrug 253,5 Kilometer, davon führten 52,7 Kilometer über Pavé-Sektoren.[1] Es herrschte strahlender Sonnenschein und Rückenwind. Regen und Staub blieben aus.[2]
# | Sektorname | Kilometer vor Ziel | Länge | Schwierigkeit |
---|---|---|---|---|
27 | Troisvilles à Inchy | 155 | 2,2 | ★★★ |
26 | Viesly à Quiévy | 148,5 | 1,8 | ★★★ |
25 | Quiévy à Saint-Python | 145,5 | 3,7 | ★★★★ |
24 | Saint-Python | 141 | 1,5 | ★★ |
23 | Verchain-Maugré à Quérénaing | 133 | 2,3 | ★★★ |
22 | Verchain-Maugré à Quérénaing | 123,5 | 1,6 | ★★★ |
21 | Quérénaing à Maing | 120 | 2,5 | ★★★ |
20 | Maing à Monchaux-sur-Écaillon | 117 | 1,6 | ★★★ |
19 | Haveluy à Wallers | 104 | 2,5 | ★★★★ |
18 | Trouée d’Arenberg | 95,5 | 2,3 | ★★★★★ |
17 | Wallers à Hélesmes | 89,5 | 1,6 | ★★★ |
16 | Hornaing à Wandignies-Hamage | 82,5 | 3,7 | ★★★★ |
15 | Warlaing à Brillon | 75 | 2,4 | ★★★ |
14 | Tilloy – Sars-et-Rosières | 72 | 2,4 | ★★★★ |
13 | Beuvry-la-Forêt–Orchies | 65,5 | 1,4 | ★★★ |
12 | Orchies | 60,5 | 1,7 | ★★★ |
11 | Auchy-lez-Orchies à Bersée | 54,5 | 2,7 | ★★★★ |
10 | Mons-en-Pévèle | 49 | 3 | ★★★★★ |
9 | Mérignies à Avelin | 43 | 0,7 | ★★ |
8 | Pont-Thibaut à Ennevelin | 39,5 | 1,4 | ★★★ |
7 | Moulin-de-Vertain | 223,3 | 0,5 | ★★ |
6 | Cysoing à Bourghelles | 229,8 | 1,3 | ★★★ |
Bourghelles à Wannehain | 232,3 | 1,1 | ★★★ | |
5 | Camphin-en-Pévèle | 20 | 1,8 | ★★★★ |
4 | Carrefour de l’Arbre | 17 | 2,1 | ★★★★★ |
3 | Gruson | 15 | 1,1 | ★★ |
2 | Willems à Hem | 8 | 1,4 | ★★ |
1 | Espace Charles Crupelandt | 1,5 | 0,3 | ★ |
Ziel | 253,5[1] | 52,7[3] |
Peloton
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Unter den 200 Startern befanden sich 20 deutsche Fahrer, vier Schweizer und zwei Österreicher.[4] Als Favoriten auf den Sieg nannte radsport-news.com den Norweger Alexander Kristoff, den Slowaken Peter Sagan, den Niederländer Niki Terpstra, den Deutschen John Degenkolb sowie den Briten Bradley Wiggins.[5] Der Weltmeister, Olympia- und Tour-de-France-Sieger Wiggins hatte angekündigt, mit Paris–Roubaix sein letztes Rennen auf der Straße zu bestreiten,[6] bevor er sich mit Hinblick auf die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro auf die Bahn konzentrieren wollte.[7]
Rennverlauf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach einer anfänglichen Attacke von fünf Fahrern setzte sich nach 34 Kilometern die neunköpfige Ausreißergruppe des Tages ab: Grégory Rast, Adam Blythe, Alexis Gougeard, Aleksejs Saramotins, Pierre-Luc Périchon, Tim Declercq, Sean De Bie, Frederik Backaert und Ralf Matzka. Ihr Maximalvorsprung betrug 9:40 Minuten bei Kilometer 76.[8]
Die erste Kopfsteinpflaster-Passage nach 98,5 Kilometern erreichte das Peloton etwa acht Minuten nach der Ausreißergruppe. In Pavé-Sektor 26 stürzte Stijn Devolder,[8] der daraufhin aufgeben musste.[9] Das Peloton erreichte den Wald von Arenberg mit 5:50 Minuten Rückstand auf die Spitzengruppe.[8]
An einem Bahnübergang bei Kilometer 162 (Pont Gibus) senkten sich die Schranken unmittelbar vor dem Hauptfeld.[8] Ein Großteil der Fahrer umkurvte die Schranken, der hintere Teil des Feldes blieb stehen. Dies führte zu einer Teilung des Pelotons. Daraufhin drosselte die Jury das Tempo des Pelotons, sodass der abgehängte Teil wieder aufschließen konnte. Kein Fahrer wurde disqualifiziert, obwohl nach dem Reglement alle Fahrer hätten disqualifiziert werden müssen, welche die roten Ampeln am Bahnübergang überfahren hatten.[3]
Nach 164 Kilometern stürzte der mitfavorisierte Geraint Thomas vom Team Sky an einem Bordstein, nachdem sein Team viel Führungsarbeit geleistet hatte.[3] In Pavé-Sektor 16 erhöhte das Team Etixx-Quick Step das Tempo des Feldes, das weiter auseinandergerissen wurde.[8] Währenddessen verloren De Bie und Périchon aufgrund von Reifenschäden den Anschluss an die Spitzengruppe. Im Sektor Mons-en-Pévèle fielen Blythe und Matzka aus der Spitzengruppe zurück.[8]
45 Kilometer vor dem Ziel attackierte Stijn Vandenbergh aus dem Peloton und nahm die Verfolgung der Ausreißer auf. 33 Kilometer vor dem Ziel schloss Bradley Wiggins zu Vandenbergh auf, anschließend auch Zdeněk Štybar und Jens Debusschere. Die vierköpfige Verfolgergruppe wurde jedoch kurz darauf wieder vom Peloton eingeholt.[8]
Die Ausreißergruppe, zu der zuletzt noch Rast, Saramotins, Backaert und Gougeard gehörten, wurde 22 Kilometer vor dem Ziel eingeholt. In der Folgezeit versuchten mehrere Fahrer vergeblich, sich abzusetzen.[8] Borut Božič und Jürgen Roelandts konnten sich gut 20 Kilometer vor dem Ziel vom Peloton absetzen. Roelandts schüttelte Božič ab und fuhr sich einen Vorsprung von einigen Sekunden heraus, bevor er 14 Kilometer vor dem Ziel wieder gestellt wurde.[2]
Die entscheidende Attacke gelang 12 Kilometer vor dem Ziel Yves Lampaert und Greg Van Avermaet.[8] Bert De Backer setzte mit Verzögerung nach und befand sich zwischen der Spitzengruppe und der Verfolgergruppe. John Degenkolb griff aus der Verfolgergruppe an und fuhr zu seinem Teamkollegen De Backer vor, der noch kurzzeitig eine Ablösung für Degenkolb fuhr.[3] Anschließend nahm Degenkolb als Solist die Verfolgung des Spitzenduos auf, das er 7 Kilometer vor dem Ziel einholte.[8]
Die beiden Belgier stellten aufgrund Degenkolbs Sprintstärke daraufhin die Führungsarbeit ein.[8] 3,2 Kilometer vor dem Ziel sprang Štybar zum Spitzentrio vor. Auf der letzten gepflasterten Allee in Roubaix[3] schafften Lars Boom, Martin Elmiger und Jens Keukeleire den Anschluss.[8]
Zu siebt zogen die Führenden in die Radrennbahn von Roubaix ein. Lampaert spannte sich vor seinen Teamkollegen Štybar, dahinter reihte sich Degenkolb ein. Vor der letzten Kurve setzte Degenkolb zum Sprint an, zog in der Kurve an Štybar vorbei und gewann das Rennen. Die weiteren Podestplätze belegten Štybar und Van Avermaet.[3]
Insgesamt kamen 133 Fahrer von 200 Startern innerhalb der Karenzzeit ins Ziel. Unter den Fahrern, die das Rennen aufgegeben oder das Zeitlimit überschritten hatten, befanden sich Robert Förster, Shane Archbold, Matthew Goss, Gerald Ciolek, Theo Bos und Iljo Keisse.[9]
Ergebnis
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: ProCyclingStats |
Nachbetrachtung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Laut Spiegel Online habe „sowohl Mut als auch eine taktische Meisterleistung“ Degenkolb zu seinem Sieg verholfen. Er sei „wachsam und an den Schlüsselstellen präsent“ gewesen.[10]
BDR-Präsident Rudolf Scharping sagte: „Ich habe das Rennen im Fernsehen verfolgt und gratuliere John Degenkolb. Das war eine super Leistung, ein taktisch sehr kluges Rennen und eine herausragende Mannschaft - ein großartiger Tag für John, aber auch für den Radsport in Deutschland.“[11]
Das ZDF lud Degenkolb als Studiogast in das aktuelle sportstudio vom 18. April 2015 ein.[12]
Am Tag nach dem Rennen leitete die französische Eisenbahngesellschaft SNCF rechtliche Schritte gegen die Rennfahrer ein, die den geschlossenen Bahnübergang überquert hatten. „Millionen TV-Zuschauer haben dieses extrem gefährliche und unverantwortliche Handeln, das tragisch hätte enden können, live gesehen“, hieß es in der Mitteilung der SNCF an die Behörden: „Wenige Sekunden danach fuhr ein TGV über diesen Abschnitt und hätte das Peloton treffen können.“[13]
2020 wurde der Kopfsteinsektor von Hornaing nach Wandignies-Hamage nach John Degenkolb benannt, auch aufgrund anderer Verdienste, die Degenkolb sich um das Rennen erworben hatte. Er ist der erste Sieger, dem noch während seiner Karriere ein Sektor gewidmet wurde.[14]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Offizielle Website (französisch und englisch)
- Paris–Roubaix 2015 in der Datenbank von ProCyclingStats.com
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b A sporting view. In: letour.fr. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 2. Mai 2015; abgerufen am 7. Mai 2015 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ a b In der „Hölle des Nordens“ wurde Degenkolbs Traum wahr. In: radsport-news.com. 12. April 2015, abgerufen am 7. Mai 2015.
- ↑ a b c d e f Daniel Hagen: Paris-Roubaix 2015. In: radsport-seite.de. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 24. September 2015; abgerufen am 7. Mai 2015. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Start list. In: letour.fr. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 16. Mai 2015; abgerufen am 7. Mai 2015 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Fünf Favoriten für das 113. Paris-Roubaix. In: radsport-news.com. 10. April 2015, abgerufen am 7. Mai 2015.
- ↑ Peter Ahrens: Radstar Wiggins: Auf der Straße aus der Bahn. In: Spiegel Online. 12. April 2015, abgerufen am 7. Mai 2015.
- ↑ Brailsford: „Wiggins einer der größten britischen Athleten“. In: radsport-news.com. 14. April 2015, abgerufen am 7. Mai 2015.
- ↑ a b c d e f g h i j k l Degenkolb doubly makes history with Paris-Roubaix win. In: letour.fr. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 16. April 2015; abgerufen am 7. Mai 2015 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ a b Withdrawals. In: letour.fr. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 16. Mai 2015; abgerufen am 7. Mai 2015 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Paris-Roubaix-Sieger Degenkolb: "Das übertrifft alles". In: Spiegel Online. 12. April 2015, abgerufen am 7. Mai 2015.
- ↑ Degenkolb erster deutscher Roubaix-Sieger seit 1896. In: rad-net.de. 12. April 2015, abgerufen am 7. Mai 2015.
- ↑ Degenkolb:"Gottgegebener Killerinstinkt". In: das aktuelle sportstudio. 18. April 2015, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 18. Mai 2015; abgerufen am 7. Mai 2015. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Vorfall bei Paris-Roubaix: Radprofis umfahren Schranke – fast von Zug überrollt! Bahn droht „Verkehrssündern“. In: Hamburger Morgenpost. 13. April 2015, abgerufen am 7. Mai 2015.
- ↑ Pflasterliebe – wie John Degenkolb einen Pavé-Sektor bekam. Cycling Magazine, 15. Februar 2020 .