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Rhein-Main-Gebiet

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Die Frankfurter Skyline

Die Region Frankfurt/ RheinMain ist eine Wirtschaftsregion und ein städtischer Ballungsraum im Süden Hessens sowie Teilen der angrenzenden Bundesländer Rheinland-Pfalz (Rheinhessen) und Bayern (Unterfranken). Es ist die zweitgrößte der sieben Europäischen Metropolregionen in der Bundesrepublik.

Eine thematische Sammlung der Artikel rund um die Region Rhein-Main findet sich im Portal Frankfurt Rhein-Main.

Kernstädte

Obwohl die Region meist als polyzentrischer Ballungsraum bezeichnet wird, besitzt sie mit der internationalen Metropole Frankfurt am Main funktional und geografisch einen klaren Mittelpunkt.

Andere städtische Zentren der Region sind Wiesbaden, Mainz, Rüsselsheim, Frankfurt-Höchst, Bad Homburg, Darmstadt, Offenbach am Main, Hanau, Aschaffenburg, Gießen und Wetzlar.

Abgrenzung

Städte und Landkreise der Region nach der IHK-Abgrenzung.

Die Abgrenzung der Region ist nicht eindeutig definiert. Das IHK-Forum Rhein-Main erstreckt sich zum Beispiel über eine große Region. Verwendet man den Bereich der Industrie- und Handelskammern, die in diesem Forum Mitglied sind und der die ganze Wirtschaftsregion umfasst, zur Definition, so erhält man folgende großzügige Abgrenzung:

Sieben kreisfreie Städte:

18 Landkreise:

Nach dieser Abgrenzung umfasst die Großregion 13.400 km² Fläche mit 5,4 Millionen Einwohnern.

Hessischer Landtag, ehemals nassauisches Stadtschloss, in Wiesbaden

Das Gesetz zur Stärkung der kommunalen Zusammenarbeit und Planung in der Region Rhein-Main des Landes Hessen definiert hingegen explizit folgende Abmessung:

Daneben existieren noch andere (meist enger gefasste) Abgrenzungen, die etwa die Kreise Gießen, Lahn-Dill, Vogelsberg oder Bergstraße nicht mit zur Region zählen.

Der engere Ballungsraum, der in etwa der Ausdehnung des S-Bahn-Netzes entspricht, reicht von Wiesbaden und Mainz im Westen bis Aschaffenburg im Osten sowie von Friedberg und Bad Nauheim im Norden bis Darmstadt im Süden. Dieses Gebiet zählt 3,4 Millionen Einwohner auf 5.500 km² Fläche.

Der Einzugsbereich des Rhein-Main-Gebiets ist sehr groß. Etwa 250000 Einpendler kommen jeden Tag in den Frankfurter Raum, die z.t. weit mehr als hundert km von ihrem Arbeitsplatz entfernt wohnen. Der Pendler-Einzugsbreich umfaßt den ganzen Odenwald, die Südpfalz, die Rhön, den Westerwald, die Region Marburg/Gießen/Wetzlar und die Kurpfalz. Der RMV ist deshalb nicht zufällig der größte deutsche Verkehrsverbund.

Im Zentrum des Rhein-Main-Raums liegt die engere Stadtregion Frankfurt, zu der z.B. Offenbach, Hanau, Bad Homburg und Rüsselheim gehören. Die übrigen Kernstädte Wiesbaden, Mainz, Darmstadt und Aschaffenburg bilden mit ihrem Umland eigene Stadtregionen.

Wirtschaft

Flughafen Frankfurt

Die zentrale und verkehrsgünstige Lage in Südwestdeutschland förderte schon Mitte des 19. Jahrhunderts die Industrialisierung der Region. Unternehmen aus vielen Branchen haben hier ihren Sitz und beschäftigen in der Region etwa 1,8 Mio Arbeitnehmer. Dabei überwiegen in der Rhein-Main-Metropole Frankfurt Handel und Dienstleistungen (Banken und Versicherungen, Frankfurter Messe). Industrie ist vor allem in den Bereichen Chemie (Höchst, Wiesbaden, Offenbach) und Fahrzeugbau (Rüsselsheim) vertreten. Darmstadt hat sich als Wissenschaftsstadt, Wiesbaden als Sitz von Versicherungsunternehmen und Bundesbehörden etabliert.

Der Logistikbereich ist besonders durch den Flughafen Frankfurt und die zentrale Anbindung (Autobahnen, Eisenbahn) stark begünstigt. Das Frankfurter Kreuz und der Frankfurter Hauptbahnhof sind jeweils die verkehrsreichsten in Europa. Im Umkreis von 6 Stunden Fahrt erreicht man Hamburg, die Benelux-Staaten, Paris, die Schweiz, Österreich, Tschechien, Polen und Berlin. Weitere wichtige Bahnhöfe im Fernverkehr sind Mainz und Frankfurt-Flughafen. Über den Frankfurter Flughafen ist jedes wichtige Flugziel weltweit als Direktflug verfügbar. Die Infrastruktur im Rhein Main Gebiet gilt als sehr gut ausgebaut.

Naturraum

Rheingau

Die landschaftliche Attraktivität der Region ergibt sich aus dem Gegensatz zwischen den Ebenen der beiden namensgebenden Flüsse und den die Region begrenzenden Mittelgebirgen.

Die Untermainebene ist der nördliche Ausläufer der Oberrheinischen Tiefebene, die etwa von Basel bis Frankfurt reicht. Die Mainmündung gilt als die Grenze zwischen Ober- und Mittelrhein. Letzterer durchbricht in einem engen, teilweise schluchtartigen Tal das Rheinische Schiefergebirge. Außer den beiden genannten Strömen sind Nidda, Kinzig und Nahe wichtige Flüsse der Region, an ihrem Nordrand außerdem die Nahe.

Fünf Mittelgebirge begrenzen die Region: Taunus, Vogelsberg, Spessart, Odenwald und Hunsrück. Der Südhang des Taunus (Rheingau und Vordertaunus) und der Westhang des Odenwalds (Bergstraße) gehören klimatisch zu den mildesten Gegenden in Deutschland.

Der Rheingau, das linksrheinische Gebiet Rheinhessen sowie das unterfränkische Maintal sind Weinbaugebiete. Die Landwirtschaft in der Wetterau im Norden der Region erfreut sich mit der ertragsreichsten Böden in Deutschland. Im dicht besiedelten Kernraum der Region um Frankfurt dienen die Freiflächen mehr der Naherholung als der Landwirtschaft, typisch für das dortige Landschaftsbild sind Streuobstwiesen, deren Erträge meist zur Produktion des Frankfurter Apfelweins dienen.

Geschichte

Schloss Johannisburg in Aschaffenburg

Eine bis heute gültige Besonderheit der Region ist, dass es niemals in der Geschichte eine territoriale Einheit des Rhein-Main-Gebiets gab. Der tausendjährigen Kleinstaaterei verdankt die Region ihre kulturelle Vielfalt, aber auch die im Gegensatz zu konkurrierenden Metropolregionen schmerzhaft fehlende Kooperation und Koordination, die angesichts der Metropolkonkurrenzen einer globalisierten Weltwirtschaft einen schädlichen Anachronismus darstellt.

In römischer Zeit lag die Region an der Grenze des Imperiums. Mainz war unter dem Namen Moguntiacum Hauptstadt der Provinz Obergermanien, der Limes schützte die Reichsgrenze und verlief über den Kamm des Taunus und quer durch die Wetterau. Außer Mainz gab es zahlreiche römische Kastelle in der Region (Hofheim, Höchst, Frankfurt, Kleiner Feldberg, Saalburg, u.a.) sowie eine kleine Stadt (Nida bei Frankfurt-Heddernheim). Wiesbaden war schon damals ein wichtiger Badeort (Aquae Mattiacorum).

Bereits in der spätrömischen Antike (seit 343) wurde Mainz zu einem Bischofssitz, der im frühen Mittelalter einer der wichtigsten des fränkischen, später Deutschen Reichs wurde. Fränkische Könige (Merowinger, später Karolinger) errichteten Königshöfe, u.a. in Frankfurt und Ingelheim. Das Kloster Lorsch wurde durch Landschenkungen eines der mächtigsten in Deutschland. Durch die günstige Verkehrslage konnte die Region Handelsverkehr an sich ziehen, wichtige Straßen entstanden, so die Via Regia.

Im Hohen Mittelalter löste Frankfurt Mainz als wichtigste Stadt der Region ab. Frankfurt, Friedberg, Wetzlar und Gelnhausen (letzteres eine Kaiserpfalz der Staufer) waren Freie Reichsstädte. Die Erzbischöfe von Mainz waren Erzkanzler des Reichs und einer der sieben Kurfürsten. Frankfurt verdankte seinen Aufstieg der Rolle als bedeutende Messestadt und als Wahl-, später auch Krönungsstätte der deutschen Kaiser.

Das Erzbistum Mainz umfasste große Gebiete im Westen und Osten (um Aschaffenburg) des Rhein-Main-Gebietes, als es 1803 aufgelöst wurde. Nach dem Wiener Kongress verteilte sich ab 1816 die Region auf folgende Territorien:

Nach dem Preußisch-Deutschen Krieg 1866 annektierte Preußen alle genannten Territorien außer dem Großherzogtum Hessen und dem Königreich Bayern, die kleinere Gebietsteile abtreten mußten. Die territoriale Zersplitterung bestand allerdings weiter, da das Großherzogtum Hessen durch das Stadtgebiet Frankfurt und den anschließenden Kreis Hanau in zwei Teile geteilt blieb.

1945 wurde das Rhein-Main-Gebiet durch die amerikanische Armee vom Faschismus befreit. Die Grenze zur später auf Kosten der britischen und amerikanischen Zone eingerichteten Französische Besatzungszone wurde von den Alliierten willkürlich im Rhein festgelegt. Die Besatzungsmächte gründeten in der Folge die noch heute bestehenden Bundesländer jeweils auf ihrem Territorium. Durch die (französische) Gründung des neuen Landes Rheinland-Pfalz wurde Rheinhessen von Hessen abgetrennt, die Region (und sogar das Stadtgebiet von Mainz) wurde erneut administrativ geteilt.

Im Kern der Region wurde die preußisch-hessische Landesgrenze aufgehoben, durch die Eingemeindung zweier kleiner Vororte wuchs das Frankfurter Stadtgebiet 1972 über die ehemalige Grenze hinweg.

Kirchliche Zuständigkeiten

Mit Ausnahme des bayerischen Gebietsanteils gehört das Rhein-Main-Gebiet zur Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.

Bei der katholischen Kirche haben drei Diözesen Anteil an der Region, nämlich Mainz an den früher zu Hessen-Darmstadt gehörenden Gebieten, Limburg an den früher zu Nassau, Frankfurt und Hessen-Homburg gehörenden Gemeinden und Fulda an den früher kurhessischen Orten. In dieser Hinsicht ist die Stadt Frankfurt dreigeteilt.

Wichtigste Sehenswürdigkeiten (Auswahl)


Vorlage:Deutsche Metropolregionen