Bierich, -e, die
1. Berg; im Saterland eine Erhebung (Sandhügel, Düne): 1.1 uur alle Bierige: über alle Berge, verschwunden. 1.2 hie is sin Bierich uur: er hat ausgelitten und ist jetzt tot. 1.3 hie is uur dä‘n Bierich: er hat die Krankheit überstanden und ist auf dem Wege der Besserung. 2. große Menge, große Anzahl: hie häd ‘n helen Bierich Skeelden: er hat eine große Menge Schulden. (Das Wort Bierich kommt vor allem in Flurnamen vor.)
Lokkere un Bierige, do
Erhöhungen und Senkungen in noch unkultiviertem Land.
bierichou
1. bergab, abwärts: nu gungt et bierichou : 1.1 jetzt geht es bergab. 1.2 jetzt wird die Lage schlechter.
oufrjoze
1. abfrieren; durch Frost absterben (is): ju Boukete froos ou : der Buchweizen fror ab. 2. (+ sik) erfrieren; durch Frosteinwirkung an den Gliedmaßen geschädigt werden: iek häbe mie in Feber in do Bierige two Tonen oufäärzen : ich habe mir im Februar in den Bergen zwei Zehen abgefroren.
rundumetou
1. an allen Seiten, rund herum: rundumetou kon man niks as Bierige sjo : rund herum kann man nichts als Berge sehen. 2. in einem Umkreis von ca. 10 Kilometern: rundeumetou rakt et neen Buräi moor : in einem Umkreis von ca. 10 Kilometern gibt es keinen Bauernhof mehr.
truchwonderje (b)
hie is truch do Bierige truchwonderd : er ist durch die Berge hindurchgewandert.
ap
1. (räumlich – bezeichnet die Lage) auf: wie sieten alle bee ap dä‘n Boank : wir saßen alle beide auf der Bank. 2. (zur Angabe der Richtung) auf: 2.1 dät krichst du aaltied Wier ap t Brood laid : das wird dir immer wieder vorgeworfen. 2.2 die Pot kumt ap t Fjuur : der Topf kommt aufs Feuer. 3. in: do Bäidene ap Bääd brange/moakje : die Kinder ins Bett bringen. in Zeitangaben: 4.1 do Pakete sunt ap dä‘n eerste(‘n) Junie kemen : die Pakete sind am ersten Juni gekommen. 4.2 wie wollen ap Tied deer weze : wir wollen rechtzeitig da sein. 5. (bezeichnet den Abstand) auf: du koast him ap hundert Meter kanne : du kannst ihn auf hundert Meter erkennen. 6. (zur Angabe der Art und Weise) auf: ju boalde mäd uus ap Seeltersk : sie sprach mit uns auf Saterfriesisch. 7. (zur Angabe der Zeitspanne) auf: wie skällen ap langere Tied mäd dä‘n Huusbau tougoang weze : wir werden auf längere Zeit mit dem Hausbau beschäftigt sein. 8. (zur Angabe des Ziels, des Zwecks oder des Wunsches) auf: wie wollen ap dien Gesuundigaid drinke : wir wollen auf deine Gesundheit trinken. 9. (zur Angabe des Grundes) auf: ap ‘‘n häd Woud fon uus Babe häbe wie Wäänte apheelden mäd ‘‘n Slingerlappe ap do Spräien tou skjoten : auf ein hartes Wort von unserem Vater haben wir Jungs aufgehört, mit einer Schleuder auf die Sperlinge zu schießen. 10. nach: jo kregen dät ene Bäiden ap t uur : sie bekamen ein Kind nach dem anderen. 11. (für Kleinstädte, Dörfer, Siedlungen und unkultivierte Landstriche am Rande oder außerhalb des Saterlandes) in: hie woont ap Feen (Rhauderfehn) , ap Klaaster (Bokelesch), ap Hollenerfoan (Hollenermoor), aber in de/inne Bround (Hollenbrand), in Baaljene (Bollingen), in Skäddel (Scharrel) ; in Romelse (Ramsloh) , in/ap Sedelsbierich (Sedelsberg), ap Aasterfeen (Ostrhauderfehn) , ap Wästerfeen (Westrhauderfehn); ap dä‘n hoge Foan (auf dem Hochmoor), ap Näiwaal (Neuwall), ap Färmesound (Fermesand). 12. um zeitliche Nähe auszudrücken: hie lait ap t Stierwen : er liegt im Sterben. 13. in idiomatisch-phraseologischer Abhängigkeit von anderen Wörtern: 13.1 teeuwe ap : warten auf. 13.2 fertrjouje ap : vertrauen auf. 13.3 hoopje ap : hoffen auf. 13.4 stolt ap : stolz auf. 14. zur Bildung des Superlativs: 14.1 wie häbe dä‘n Komer ap t ruuchste ap Stede moaked : wir haben das Zimmer aufs gröbste in Ordnung gebracht. 14.2 do Suldoaten wuden ap t uterste kwäld : die Soldaten wurden aufs äußerste gefoltert. 15. per: do Tuwwelke sunt tjoon Cent jurrer ap t Puund : die Kartoffeln sind zehn Cent teurer per Pfund. 16. in Richtung: ap... an: hie is ap Ooldenburich an: er fährt in Richtung Oldenburg. 17. auf... zu: ap... deel: 17.1 do Huunde kemen ap mie deel: die Hunde kamen auf mich zu. 18. in Richtung: ap... ou: 18.1 wie ronnen ap dä‘n Busk ou: wir liefen in Richtung des Waldes. 19. auf... zu: ap... tou: 19.1 jo furen ap de Määlne tou: sie fuhren auf die Mühle zu. 20. nach: ap... tou : 20.1 iek mout ap Romelse tou : ich muss nach Ramsloh. (Hier geht es meist um ein wichtiges Geschäft, das nur am Zielort erledigt werden kann.) 21. in Richtung auf, nach: ap... wai : 21.1 ap Bremen wai : nach Bremen, auf Bremen hin. 22. an: ap ‘‘n Sundai : an einem Sonntag. 23. bei einer Tätigkeit: ap Boskup : beim Einkaufen. 24. gegen: ap... juun : deer häbe iek niks ap juun : dagegen habe ich nichts.
Düwel (a) , -e, die
1. Teufel: 1.1 loop ätter dä‘n Düwel tou! : schere dich zum Teufel! 1.2 wan man fon dä‘n Düwel boalt, dan is hie tichtebie : wenn man vom Teufel spricht, dann ist er nahebei. 1.3 hie is dä‘n Düwel fon ju Koare falen : er ist dem Teufel von der Schubkarre gefallen (= er ist ein ganz gerissener, durchtriebener Mensch.) 1.4 iek häbe naan Düwel blouked : ich habe nichts gesehen. 1.5 Düwel, Soatan, Sätken! : Fluch. 1.6 äärme Düwel : armer Teufel; bedauernswerter, unglücklicher Mensch. 1.7 mäinädder honget die äärme Düwel deer uut : morgen früh wird der Besoffene einen fürchterlichen Kater haben. 1.8 deer sit die Düwel oane : es sitzt der Teufel in ihm/ihr (er/ sie ist böse). 1.9 wan ju Sunne skient un et rient, dan sit die Düwel bäte dä‘n Bierich tou Ponkouke boaken : wenn die Sonne scheint und es regnet, dann sitzt der Teufel hinter dem Berg und bäckt Pfannkuchen. → Djuwel
Seelter (b)
1. (sprachlich, ethnisch) saterfriesisch: 1.1 ju Seelter Sproake : die saterfriesische Sprache. 1.2 ‘‘n Seelter Wucht : ein saterfriesisches Mädchen. 1.3 do Seelter Bäidene fon dä‘n Bäidenstuun : die saterfriesischen Kinder vom Kindergarten. 2. (topografisch) saterländisch: 2.1 dät Eedgreeuwen in dä‘n Seelter Foan : das Torfgraben im saterländischen Moor. 2.2 do Seelter Täärpe Strukelje/Uutände, Romelse, Skäddel un Sedelsbierich : die saterländischen Dörfer Strücklingen/Utende, Ramsloh, Scharrel und Sedelsberg.
Grot, die/dät
Raseneisenerz, Wiesenerz: wie häbe Grot bee/ de Äi in Sedelsbierich moaked: wir haben Raseneisenerz an der Sater-Ems in Sedelsberg gewonnen. ( Grot wird oft mit Orre : eisenhaltige Erde verwechselt. Im Saterland wurde das Wiesenerz in den Niederungen ( Nieden ) an den Ufern der Sater-Ems gegraben.)
Skliede iek Skliede, du sklidst, hie/ju sklidt, wie Skliede; skleed, skleden; is sklieden; sklid! skliede! skliedet!
rutschen, gleiten, vor allem auf Eis oder Schnee: iek skleed ap dä‘n Íers dä‘n Bierich andeel : ich rutschte auf dem Hintern den Hügel hinunter. [engl. slide]
here
1. hören: 1.1 dät mai hie nit jädden here : das ist ein wunder Punkt bei ihm; das hört er nicht gern. 1.2 fon Heren un Fertällen : vom Hörensagen. 1.3 heerd wäch?ide : Gehör finden. 1.4 hie wol niks here of sjo : er will niemandem zuhören. 1.5 fon Heren un Sjoon : vom Hören und Sehen (= vom Hörensagen) 1.6 iek wol deer niks fon here of sjo : ich will nichts davon wissen. 1.7 paas ap! uurs krichst du heel wäch?t uurs tou heren! : pass auf, dass ich dir nicht unverblümt die unangenehme Wahrheit sage! 2. gehören: 2.1 toun Hilkjen here twäin : zum Heiraten gehören zwei. 2.2 deer heert him niks fon : ihm gehört nichts davon. 2.3 ‘‘n Stuk Lound heert daach aaltied aan : ein Stück Land gehört doch immer jemandem. 2.4 Näiwal un Hezelbierich here tou Skäddel : Neuwall und Heselberg gehören zu Scharrel. 2.5 hie heert deer mee tou dä‘n Kring : er gehört mit zu dem Kreis. 3. gehorchen: 3.1 die Wäänt wol nit here : der Junge will nicht gehorchen. 3.2 die nit here wol, mout fäile : wer nicht gehorchen will, muss fühlen. 4. (+ sik) sich ziemen, sich gehören: as et sik heert : wie es sich gehört. 5. zu etwas ‘nötig sein: deer heert fuul Uutduur tou : es gehört viel Ausdauer dazu; das kostet viel Anstrengung. 6. erfahren, vernehmen: iek wol here, of jo wäch?t tou ferkoopjen häbe : ich will erfahren, ob sie etwas zu verkaufen haben.
uumstroalje
umstrahlen, umglänzen, verklären: Jesus wuud ap dä‘n Bierich uumstroald : Jesus wurde auf dem Berg verklärt.
hooch (hager, hagste/hoogste)
1. hoch: 1.1 die ‘näie Säärktouden liet hager as die oolde, man hie is juustso hooch : der neue Kirchturm sah höher aus als der alte, aber er ist genauso hoch. 2. in die Höhe: hie sproang hooch : er sprang in die Höhe. in hoher Stellung: hie is hooch an : er ist in hoher Stellung; er hat einen hohen gesellschaftlichen Rang, eine hohe Stellung in der Gesellschaft erreicht. 4. schwierig, verwickelt: dät is tou hooch foar mie : das ist mir zu schwierig. 5. hinauf, hinan: wie gunge bee/ dä‘n Bierich hooch : wir gehen den Hügel hinauf. 6 . (Stimme) hell, klar, hoch klingend: hooch sjunge : mit heller Stimme singen. 7. höchste: 7.1 et wäch?dt hoochste Tied, dät ju bee/ uus kumt : es wird höchste Zeit, dass sie zu uns kommt. 7.2 die twäide hoochste, die träde hoochste, die fjode hoochste Boom : der zweithöchste, der dritthöchste, der vierthöchste Baum.
hoochluke
1. errichten, aufführen: 1.1 ‘‘n Mure hoochluke : eine Mauer errichten. 2. heraufziehen: ‘‘n Woain bee/ ‘‘n Bierich hoochluke : einen Wagen einen Hügel heraufziehen.
bierichap
bergauf, aufwärts: nu gungt et bierichap : jetzt geht es bergauf.