Das Konzil - ein Sprung vorwärts: Ein Zeitzeuge zieht Bilanz. 50 Jahre Zweites Vatikanisches Konzil
Von Helmut Krätzl
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Über dieses E-Book
Gegenteiligen Tendenzen, die heute stärker sind denn je, hält Krätzl entgegen, dass die Kon-zilsväter wirklich Mut zu Neuem hatten: im Kirchenbild, in der Liturgie, in der Sicht der Bibel, vor allem aber in der Ökumene, in der Beziehung zu den anderen Religionen sowie beim Thema Religionsfreiheit. Manches davon ist umgesetzt, vieles noch nicht, Krätzl nennt die Mitverantwortung der Bischöfe in der Leitung der Weltkirche, das "gemeinsame Priester-tum", die Ehelehre u. v.a.
Die Katholische Kirche hat zum Konzilsjubiläum ein "Jahr des Glaubens" ausgerufen. Diese greift Helmut Krätzl im letzten Teil des Buches auf, ruft aber nicht wie Rom zum Studium des Weltkatechismus auf, sondern verweist auf wichtige Passagen der Konzilsdokumente, die zur Vertiefung des Glaubens verhelfen können und Wege in die Zukunft der Kirche weisen.
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Buchvorschau
Das Konzil - ein Sprung vorwärts - Helmut Krätzl
auszuschöpfen.
1. KAPITEL
DIE GEGNER DES KONZILS SASSEN IN DER KURIE
Am 28. Oktober 1958 stand ich am Petersplatz in Rom, als der weiße Rauch aufstieg und der neue Papst angekündigt wurde. Es war der Patriarch von Venedig, Angelo Giuseppe Roncalli. Die Enttäuschung am Petersplatz war spürbar. Roncalli war nur wenigen bekannt, 77 Jahre alt und hob sich schon in seinem Erscheinungsbild – klein und wohlbeleibt – äußerlich stark von seinem Vorgänger Pius XII. ab. Ich ahnte damals noch nicht, wie sehr ich diesen Papst ins Herz schließen werde und wie er die Kirche verändern wird.
Auch von einem Konzil, das so bald ausgerufen werden sollte, wusste noch niemand.
Auf unerwartete Weise kam ich selbst mit dem Konzil in unmittelbare Berührung. Von 1960 bis 1963 studierte ich im Auftrag von Kardinal Franz König in Rom Kirchenrecht und wohnte in der Anima, einem Kolleg für deutschsprachige Priester. Dort erlebte ich die Vorbereitungen auf das Konzil. Als man Priester als Stenografen suchte, meldete ich mich und wurde dafür ausgebildet. Am 11. Oktober 1962 zog ich dann als „Mitarbeiter mit rund 2500 „Konzilsvätern
stolz in den Petersdom ein zur Eröffnung des Konzils. Das Konzil hat die Kirche von Grund auf verändert, „nach innen (ad intra) und „nach außen
(ad extra), wie der Papst es wollte. Es hat auch mein Priesterleben wesentlich geprägt.
Johannes XXIII. ging als der Konzilspapst in die Geschichte ein. Das Konzil war ausschließlich seine Idee, er wollte es, nicht aber seine Kurie. Der Widerstand nahm verschiedene Formen an, schon in der Vorbereitung, dann während des Verlaufs und pflanzte sich zum Teil bis heute ideenmäßig fort.
Die Ankündigung des Konzils erregte Verwunderung bis Schrecken
Es hätte am 25. Jänner 1959 in der Basilika St. Paul vor den Mauern nur ein schlichter Gottesdienst zum Ende der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen sein sollen. Niemand ahnte, dass dort zugleich der Startschuss für eine tief greifende Erneuerung der römisch-katholischen Kirche erfolgen würde.
Johannes XXIII. hatte, knapp 90 Tage nach seiner Wahl, mit einer kleine Gruppe, darunter 17 Kardinäle, diesen Gottesdienst gefeiert. Ein junger Theologiestudent namens Joachim Angerer, der spätere Abt des Prämonstratenserstiftes Geras, hat dabei die Orgel gespielt.
Am Ende des Gottesdienstes entließ der Papst nicht wie gewohnt die Gläubigen mit seinem Segen, sondern hielt ganz außer Programm eine inzwischen historisch gewordene Ansprache. „Gewiss ein wenig vor Bewegung zitternd, aber zugleich mit demütiger Entschlossenheit des Vorsatzes" kündigte er für die Zukunft zwei feierliche Veranstaltungen an: eine Diözesansynode für Rom und ein allgemeines Konzil für die Weltkirche.
Noch zwei Jahre danach erinnert sich der Papst, dass die Ankündigung von den Kardinälen mit einem „eindrucksvollen, andächtigen Schweigen" aufgenommen worden sei.¹ Das war vielsagend, weil ja sonst päpstliche Aussagen meist (wenigstens zunächst) mit höflichem Applaus bedacht werden. Der Papst lud damals auch alle anwesenden und abwesenden Kardinäle ein, ihm „ein vertrautes und vertrauendes Wort zu schicken, das mich hinsichtlich der Einstellung der Einzelnen sicher mache und in liebenswürdiger Weise Anregungen bieten möge bezüglich der Durchführung². 38 reagierten überhaupt nicht, wie der Historiker Alberigo recherchierte, zehn bestätigten nur den Erhalt des Schreibens und aus anderen Antworten war „verlegene Besorgnis
zu erkennen.³ Erzbischof Giovanni Battista Montini von Mailand (er war damals noch nicht Kardinal) soll vor seinen Mitarbeitern geäußert haben, man befinde sich in einem Wespennest. Kardinal Giuseppe Siri von Genua, später Wortführer der konservativen Konzilsväter, war „überrascht und besorgt".
Die Ankündigung eines Konzils war eine „einsame Entscheidung des Papstes. Später sprach der Papst öfter davon, dass er die Idee eines Konzils einem „Strahl himmlischen Lichtes verdanke
, einer „plötzliche Erleuchtung"⁴.
Es gibt Gerüchte, dass schon während des Konklaves von einem Konzil geredet worden sei. Dabei taucht der Name Alfredo Ottaviani auf. Der könnte aber nur an ein Projekt Pius’ XII. gedacht haben und ein solches Konzil hätte die zunehmend engere Haltung des Pius-Papstes in seinen letzten Jahren festgeschrieben und manches dogmatisiert. Jedenfalls soll Kardinal Josef Frings aus Köln auf der Rückreise vom Konklave seinem Sekretär gesagt haben, dass es möglich sei, dass bald ein Konzil stattfinden werde.⁵ Allerdings hat sich die Rede vom Konzil im Konklave sicher nicht sehr ausgebreitet, sonst hätte man nicht einen für damalige Verhältnisse alten Kardinal gewählt. Und allgemein wird ja angenommen, die Kardinäle hätten Roncalli wegen seines Alters gleichsam als „Übergangspapst gewählt, weil man sich nach dem so „hehren
Pius XII. noch nicht auf eine neue Linie einigen konnte.
Aber vielleicht hat der Papst vor der überraschenden Ankündigung des Konzils doch mit einem Mitarbeiter darüber gesprochen, nämlich mit Staatssekretär Domenico Tardini. Es soll am 20. Jänner 1959 bei einer Routinebesprechung gewesen sein, wie der Theologe Otto Hermann Pesch zu berichten weiß.⁶ Die erste Reaktion erschien dem Papst positiv, sodass er sich dadurch in seiner Absicht bestätigt fühlte. Historiker aber meinen, dass Tardini begriffen habe, den Papst könne nichts mehr von seiner „Eingebung abbringen. So versuchte er gleichsam auf dem „Dienstweg
die Vorbereitungen des Konzils zu verzögern. Der vatikanerfahrene Tardini spürte wohl, dass nun etwas ganz Neues anzubrechen schien, was das Ende des bislang unbeweglichen „römischen Modells" bedeute.
Ende für das „römische Modell"
Johannes XXIII. wollte ein Reformkonzil mit dem Ziel, „dass die Kirche unter den bestmöglichen Bedingungen den Herausforderungen der Zeit begegnen kann. Er spürte offenbar die Kluft zwischen der römisch-katholischen Kirche in ihrer seinerzeitigen Verfassung und der Moderne. Dem stand aber ein „römisches Selbstbewusstsein
entgegen, das trotz historischer Bedrohungen im 19. und 20. Jahrhundert beträchtlich gewachsen war. Étienne Fouilloux, Historiker in Lyon, hat dies überzeugend dargelegt.⁷ In Rom war durch die letzten zwei Jahrhunderte eine fortschreitende Zentralisierung aller Machtbefugnisse in den Händen des Papstes, seiner Umgebung und seiner Regierung (Kurie) gewachsen. Dies betraf eine besondere Betonung des Lehramtes und disziplinäre Sanktionen gegen verschiedene Theologen. Alles gipfelte in einer steigenden und überhöhten Verehrung des Papstes selbst. Diese Entwicklung verlief parallel zu einer ähnlichen in den modernen Staaten mit ihrer Exekutive und in der Personalisierung der Macht. „Von Benedikt XV. bis zu Pius XII. nützten die Päpste diesen Zug der Zeit, um das moralische Prestige des Papsttums spürbar zu erhöhen, das vor ihrer Zeit so oft angefochten war."⁸
Dieser Zug zum Zentralismus schwächte untere Verantwortungsebenen in der Kirche. Der Einfluss der Nuntien wuchs. Einheit wird strikt eingeklagt, um gegen die wachsende Zahl von Gegnern aufzutreten. Diese sah man in den Kirchen aus der Reformation, in der Aufklärung, in der Wissenschaftsgläubigkeit des 19. Jahrhunderts und in neu aufkommenden Lehren mancher Theologen, die die Neuscholastik kritisierten, neue Formen der Exegese (z. B. die historisch-kritische Methode) anwendeten und Änderungen in der Kirchenstruktur forderten. Gegen sie ging Pius X. unter dem Pauschalvorwurf des „Modernismus" rigoros vor. Politisch war seit der russischen Revolution von 1917 mit ihrem Verfolgungsregime der Bolschewismus zum Erzfeind avanciert.
Der Katholizismus dieser Zeit begnügte sich nicht damit, zu seinem Schutz zu verurteilen, sondern er stellte konsequent das Modell einer umfassenden christlichen Gegengesellschaft vor, die sich keinen Aspekt des persönlichen oder kollektiven Lebens entgehen lässt; weil sich sonst dieser Katholizismus selbst verleugnen würde, wenn er die Definition eines profanes Bereiches akzeptierte und auf ihn keinerlei Zugriff mehr hätte.⁹
Die intellektuelle Kraft wird aus dem Thomismus genommen. Im religiösen Bereich wird mit Unnachgiebigkeit der Unterschied zu den anderen christlichen Konfessionen oder anderen Religionen gezeigt. Man betont bewusst das spezifisch Römische, sowohl auf dem Gebiet des Dogmas (Unbefleckte Empfängnis, Leibliche Aufnahme Mariens) als auch der Frömmigkeit. Fouilloux spricht von der Verherrlichung der „drei weißen Gegebenheiten", Hostie, Jungfrau Maria, Papst, und sieht besonders die Verehrung des hl. Herzens Jesu und der kleinen Thérèse von Lisieux als für diese Zeit prägend.¹⁰ Es ist verständlich, dass viele dieser Themen dann auch Streitpunkte am Konzil wurden.
Es wäre einseitig, einige Reformversuche seitens der Päpste vor dem Konzil nicht zu sehen. Pius X. kämpfte nicht nur gegen den sogenannten Modernismus, sondern leitete eine Reform des Kirchenrechts ein. Er erließ pastorale Weisungen hinsichtlich der Häufigkeit des Empfangs der Kommunion besonders für Kinder und gab auch einen kräftigen Anstoß für eine liturgische Erneuerung.
Benedikt XV. streckte gerade 1917 die Hand nach dem Osten aus und gründete die Kongregation für die Orientalische Kirche und das Päpstliche Orientalische Institut.
Pius XI. unterstrich die Katholische Aktion und hob damit die Bedeutung der Laien für das kirchliche Leben hervor. Er äußerte sich mutig gegen den Totalitarismus Stalins und Hitlers. Er hat aber auch die diplomatischen Beziehungen des Vatikans zu den Ländern durch Konkordate ausgeweitet.
Im Wesentlichen gewann das „römische System" jedoch durch solche Anpassungen noch an Stärke, ohne dass sich im Grundsätzlichen etwas änderte.¹¹
Das Pontifikat Pius’ XII. (1939–1958) ist zweigeteilt. In der ersten Hälfte äußerte sich der Papst positiv gegenüber neuen Strömungen, wie zur Bibelwissenschaft (Enzyklika Divino afflante spiritu 1943) und zur Liturgie (Mediator Dei 1947). Seit 1950 zeigen sich aber vermehrt restaurative Tendenzen, besonders in der Enzyklika Humani generis 1950, die vor allem gegen die „Nouvelle Théologie" gerichtet war mit einer Warnung vor der Relativierung der Scholastik und einer starken Betonung des päpstlichen Lehramtes, was vermehrt zu Zensuren mancher Theologen führte. Gleichzeitig wächst eine marianische Bewegung, besonders gestärkt durch die Dogmatisierung der Aufnahme Mariens in den Himmel 1950.
Pius XII. hat das „römische Modell verfestigt, ja geradezu verkörpert, und die Kurie wollte sein Erbe verwalten und weiterführen. Einen „kongenialen
Nachfolger hatten die Kardinäle beim Konklave 1958 aber offenbar nicht gefunden. Sie wählten einen „Übergangspapst". Als dieser aber wider alle Erwartung die Kirche in eine ganz andere Richtung zu steuern entschlossen war, erregte das Unsicherheit, Besorgnis und Angst.
Man versuchte sich zu wehren.
Lieferte sich der Papst der Kurie aus?
Am 17. Mai 1959 bildete der Papst die Commissio antepraeparatoria, die „Vor-Vorbereitungskommission, und gab sie erstaunlicherweise ganz in die Hände der kurialen Behörde. Der Vorsitz wurde Kardinal Tardini übertragen. Tardini bedankte sich ausdrücklich beim Papst, dass er sich entschlossen habe, „die wichtige Aufgabe der konkreteren Konzilsvorbereitung den Vertretern der heiligen Kongregationen der römischen Kurie zu übertragen, die Kraft ihres Amtes in der Lage sind, über eine besondere Kenntnis der gegenwärtigen Bedürfnisse zu verfügen, den zu überwindenden Hindernissen angemessen zu begegnen und geeignete Vorschläge zu machen
¹², Daraus spricht das Selbstbewusstsein der Kurie, wohl aber auch die Genugtuung, nun doch das Konzil ganz in die Hand bekommen zu können.
Diese Entscheidung des Papstes verwundert zunächst. Hätte er bei der so kühlen Aufnahme seines Konzilsvorschlages nicht vorhersehen müssen, was die Kurie nun aus dem Konzil machen wird? Otto Hermann Pesch gibt dazu originelle Überlegungen.¹³ Die Entscheidung pendelt seiner Meinung nach zwischen einem „Johannes-Mythos und dem „Johannes-Paradoxon
. Der Mythos sagt, dass wohl niemand dem Papst zutrauen würde, den eigentlichen Ausgang nicht vorauszusehen. Nämlich, dass alle von der Kurie verfassten Unterlagen untergehen würden, wie es ja dann tatsächlich geschah. Dann wäre die Entscheidung, wie Pesch wohl sehr salopp sagt, „ein Schachzug von geradezu ausgekochter Bauernschläue¹⁴. Die inzwischen zugänglichen Quellen zeigen aber etwas anderes. Dass nämlich der Papst die Entstehung der Schemata, die in der Kurie vorbereitet wurden, mit großer Aufmerksamkeit, ja Sympathie verfolgte, Randbemerkungen hinzufügte und zuweilen sogar eine überschwängliche Zufriedenheit äußerte. War er inhaltlich tatsächlich einverstanden? Erwartete er sich gerade von dort einen „Sprung vorwärts
, wie er ja in der Eröffnungsrede des Konzils ausdrücklich wünschte? Andererseits aber übertrug er zur gleichen Zeit dem zum Kardinal erhobenen Jesuiten Augustin Bea das neu gegründete Einheitssekretariat, was ganz und gar nicht im Sinne der Kurie sein konnte. Es ist schade, dass Johannes XXIII. in seinen oft so ausführlichen Tagebüchern nichts Näheres darüber schreibt. Gibt es doch zwei Seiten in Johannes XXIII., ein Paradoxon?
Unterschiedliche Erwartungen des Weltepiskopates an das Konzil
Johannes XXIII. hatte alle Bischöfe eingeladen, „in aller Freiheit und Offenheit" Themen zu nennen. Die Anfrage erhielten auch die katholisch-theologischen Fakultäten und die katholischen Universitäten.¹⁵ Von 2812 möglichen Antworten kamen 2150 zurück, 1998 von Mitgliedern der Hierarchie, 101 von Ordensoberen und 51 von Universitäten.
Inhaltlich waren drei Grundrichtungen zu erkennen, die auch schon zeichenhaft für die Denkrichtungen unter den Bischöfen waren:
1) Fortführung und Vollendung des Tridentinums und des Ersten Vatikanums, also dogmatische Definitionen, vor allem Maria als Miterlöserin und Mittlerin aller Gnaden, und die Verurteilung der Irrtümer der Moderne. Solches vertraten viele Italiener, Spanier, Portugiesen, Bischöfe aus Lateinamerika und Irland, einige Engländer und solche von römisch-päpstlichen Universitäten und der Kurie. Sie waren es, die vom Konzil nichts Neues erwarteten, eher Abgrenzungen und dogmatische Definitionen. Das war auch im Sinne der Kurie.
2) Reformen, besonders hinsichtlich des Engagements für die Einheit der Christen, Erarbeitung einer Theologie des Episkopats und der Laien, Liturgiereform im Sinn einer aktiven Teilnahme aller, Reform der Kurie und der Methoden des Heiligen Offiziums. Diese Voten fallen durch die hohe Qualität ihrer theologischen Reflexion auf und kamen von den Bischofskonferenzen Indonesiens, Deutschlands, Österreichs, Hollands, Belgiens oder der Schweiz, den Ostkirchen sowie von zahlreichen Orden und Kongregationen. Besonders bedeutsam war das Votum des damaligen Berliner Bischofs Kardinal Döpfner, vor allem wegen seines Eingehens auf die Probleme der Moderne. Diese sehr starke Gruppe wurde schließlich auch verantwortlich für die Überarbeitung aller, meist von konservativen kurialen Theologen vorbereiteten Schemata im Sinne einer weiterentwickelten Theologie. Gerade diese Bischöfe hatten ja auch fortschrittliche Theologen als Berater an ihrer Seite.
3) Eine dritte Gruppe war sehr heterogen und lässt sich nicht auf einen gemeinsamen Nenner bringen.
Es ist erstaunlich, dass Themen und Probleme, die dann am Konzil eine zentrale Rolle spielten, zunächst kaum genannt wurden, wie Dialog, Religionsfreiheit, die nichtchristlichen Religionen. Nur zwei Mal ist von den Juden die Rede. 28 Professoren des päpstlichen Bibelinstitutes betonten die Notwendigkeit, den Antisemitismus zu bekämpfen.¹⁶
Besonders interessant ist das sehr ausführliche Votum des damaligen Erzbischofs von Mailand Kardinal Giovanni Battista Montini.¹⁷ Montini hoffte auf innere Reformen. Obwohl er keine augenfälligen Übel in der Kirche erkenne, die ein Ärgernis darstellen würden, bedürfe die Kirche einer geistigen Erneuerung, sie brauche eine neue Vitalität, um nicht nur das Böse zu unterlassen, sondern das Gute zu tun. Als wichtiges Thema nannte er die Ekklesiologie. Vor allem geht es ihm um die theologische Reflexion des Episkopates im Hinblick auf den Einzelnen, aber auch des Bischofskollegiums. Er betonte stark das „königliche Priestertum der Laien". Besonders hebt Montini den ökumenischen Auftrag des Konzils hervor, wenn er auch die Probleme auf dem Weg zu einer Wiedervereinigung