Audienz bei Quin: Oki Stanwer und das Terrorimperium 25
Von Uwe Lammers
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Über dieses E-Book
Die yantihnischen Raumfahrer von der GHANTUURON werden auf der Dschungelwelt Shookash mit einem legendären Wesen konfrontiert – mit einem leibhaftigen Baumeister namens Nogon. Und sie müssen sofort begreifen, dass ihnen die Dinge über den Kopf wachsen.
Die Allis, die sie vor der sicheren Vernichtung gerettet haben, sind Krieger in einem unvorstellbaren kosmischen Krieg, in den nun auch die friedliebenden Yantihni einbezogen werden. Das allein wäre schon schlimm genug – aber Baumeister Nogon ist auch noch dabei, ihrer spirituellen Weltanschauung den Boden unter den Füßen wegzuziehen.
Er behauptet nichts Geringeres, als dass der yantihnische Sonnengott Quin ein lange verschollener Artgenosse von ihm ist, und dass er nun den Kontakt mit ihm suche, eine „Audienz bei Quin“.
Etwas Unmögliches, so will es scheinen.
Leider beweist Nogon einer kleinen Gruppe von Raumfahrern genau das Gegenteil – und die Sternenforscherin Nayeen und ihre Gefährten brechen zu einem Abenteuer jenseits ihrer kühnsten Vorstellungen auf – vielleicht zu einer Gegenüberstellung mit einem wahrhaftigen Gott in Quins mythischem Sonnengarten ...
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Audienz bei Quin - Uwe Lammers
1. Zyklus: „Oki Stanwer und das Terrorimperium"
Jubiläumsband 25
Audienz bei Quin
¹
Sie nennen ihn einen Gott – er regiert im Reich der Geister.
Inhalt
Was bisher geschah
2. Teil
Vergangenheit
11. Schockzustand
12. Das Vushgor-Rätsel
13. Expeditionsvorbereitungen
14. Aufbruch
15. Reiseimpressionen
16. Im Vorhof des Sonnengottes
17. Die Suche
18. Eine glückliche Fügung
19. Der Sonnengarten des Quin
20. Kontakt
Vorschau
Anhang
Impressum
Leseprobe
Anmerkungen
Was bisher geschah:
Die Yantihni-Raumfahrer der GHANTUURON-Expedition, die sich auf dem Planeten Shookash aufhalten und in der Obhut der echsengestaltigen Allis sind, haben keine Zeit, sich darüber zu freuen, dass ihre beiden verschollenen Gefährten wieder aufgetaucht sind.² Ein leibhaftiger Baumeister namens Nogon erscheint ihnen und klärt sie über kosmische Geheimnisse auf. Eines davon greift die Grundfesten der yantihnischen Religion an. Denn er sucht nach einem Artgenossen, den er bei den Yantihni lokalisiert zu haben glaubt – seinen alten Gefährten Quin.³
Unvermittelt stehen die humanoiden Yantihni nun mit ihrem Sternenreich an einer Wegscheide der Existenz, und alleine die Baumeister und ihre Beauftragten können ihnen dabei helfen, nicht vom Terrorimperium der Troohns zermahlen zu werden, von dem sie bislang nur einen leisen Vorgeschmack in Form eines MINEURS und eines zertrümmerten Systems kennen gelernt haben. Wirklich verunsichernd aber sind die Erkenntnisse, die der Baumeister über ihre eigene Existenz verkündet. Er meint nämlich, die Yantihni selbst seien Produkte einer Baumeister-Genese, und er nimmt einige von ihnen mit – zu einer Audienz bei Quin...
2. Teil
„Quin stieg aus dem hellen Licht herab und bestand aus purem Leuchten und flammender Glorie. Niemand vermochte ihn direkt anzuschauen, weder ihn noch seine göttlichen Trabanten, die gleich Planeten um ihn herumwirbelten.
‚Wahrlich, dies ist auch nicht für eure Augen geschaffen, meine kleinen Yantihni’, sprach er zu den ehrfürchtigen Stammesangehörigen, denen er im Hochland von Shennaad begegnete. ‚Dieser Glanz ist göttlicher Natur und nicht von dieser Welt. Wenn die Zeit gekommen ist, werde ich euch als ganzes Volk zu den Sternen erheben. Vorerst jedoch, vernehmt meine Worte wohl, vorerst jedoch will ich nur die willkommen heißen, die mit dem heißen Licht des Bodens und der Sonne zu mir aufsteigen. Ich bin das Leben und das Licht, und wer durch das Feuer geht am Ende des Seins, der wird aufsteigen zu mir selbst.
Eines fernen Tages werdet ihr Yantihni es vermögen, euch mir anders zu nähern als auf diese Weise, doch bis dorthin schaut mich nicht direkt an, baut mir keine Bildnisse, denn dies schätze ich nicht.
Denen, die ich zu besonderen Weihen kommen lassen möchte, werden die Seelen der Verstorbenen aus meinem Reiche im Traum erscheinen. Und wenn die Zeit dafür gekommen ist, dann werden sie mich besuchen können zur Audienz...’"
Worte des Lebendigen Gottes Quin
Aufgezeichnet im Jahre 8840 vor Beginn der gesamtyantihnischen Zeitrechnung
(d. h. rund 23.372 Jahre vor der Gegenwart des Jahres 440)
Vergangenheit:
Das Jahr 402 Yantihni-Zeitrechnung – Selbstmörderische Anwandlungen
Die junge, schöne Frau in der dämmrigen Stille des Cockpits war einsam und verzweifelt. Während ihr rein physiologisch eigentlich nichts fehlte, fühlte sie sich doch gerade so, als läge sie im Sterben. Der Grund war dieser kalt glühende, gnadenlose Herzensschmerz, der ihren klugen Verstand ebenso zerfraß wie ihre Seele. Der sich wie eine bösartige, sich unerbittlich ausbreitende Krankheit immer mehr und mehr verstärkt hatte.
Anfangs hatte sie geglaubt, über das Schlimmste hinweg zu sein, mit den grässlichen Erinnerungen irgendwie weiterleben zu können. Sie war doch immerhin eine kluge, willensstarke Frau, erprobt in vielen, scheinbar ausweglosen Situationen.
Doch rasch hatte die Raumfahrerin begreifen müssen, dass sie sich fromm belog. Dass die Wunde, die in ihr Gemüt geschlagen worden war, von dem, den sie so über alles geliebt hatte… dass diese Wunde sehr viel tiefer war und ihre peinigende, eitrige Bitternis erst mit einiger Distanz absonderte.
So war es unabweislich gekommen – dieses qualvolle Gefühl, das sie anfangs nicht hatte zulassen wollen.
Trauer.
Sie trauerte seit Tagen, ach, seit Wochen und Monaten, und all die Zeit über hatte sie mit dem Schicksal gehadert, mehr und immer mehr.
Ihr samtschwarzes Haar war verfilzt vor Vernachlässigung, und der gertenschlanke Körper noch magerer als üblich – und das war ihr ganz normal vorgekommen, weil sie schließlich alle wenigen Vorräte streng hatte rationieren müssen, um überhaupt heimfinden zu können.
Ja, das hatte sie sich anfangs eingeredet.
Die Wahrheit war komplizierter.
Sie magerte ab und verwahrloste, weil kein Essen mehr schmeckte. Weil ihr Körperhygiene seit… seit dem Vorfall einfach nicht mehr wichtig war. Weil ihr einfach alles gleichgültig wurde, mehr und mehr.
Wie oft hatte sie daran gedacht, einfach kurzerhand die Lebenserhaltungssysteme auszustellen? Ein verrückter Gedanke, den sie früher nie im Leben erwogen hätte. Damals… damals, als sie noch an ihrem Leben hing.
Und Essen!
Wie konnte sie auch nur ans Essen DENKEN, wenn ER in ihrem Geiste auftauchte, wo er so unendlich vertraut lächelte, sie sanft liebkoste, wie sie es immer geliebt hatte… und wo diese quälenden, nicht mehr rückgängig zu machenden Erinnerungen wieder und wieder die verzweifelten Tränen hervorlockten, so schmerzhaft das Weinen inzwischen auch fiel?
All die Wochen hatte sie die bange Hoffnung in sich getragen, bis endlich, nach dem zweiten Besuch in jenem schrecklichen Sonnensystem keinerlei Zweifel mehr bestehen konnten.
Sie wünschte sich schon seit langem, sie hätten es beide niemals gefunden. Dieses verdammte Sonnensystem mit den unbegreiflichen, widernatürlichen Anomalien – klare Zeichen einer mächtigen und durch und durch bösartigen, zerstörerischen Intelligenz.
Allein schon aus der Kenntnis solch eines Sonnensystems konnte nichts Gutes erwachsen. Heute neigte sie dazu, manchmal hohl zu murmeln, dieses System sei verflucht worden. Von Quin oder schrecklichen, unbekannten Göttern verflucht.
Als wenn sie jemals allzu ernsthaft an derlei Dinge geglaubt hätte.
Der Quin-Kult hatte sie nie sonderlich interessiert.
Sie hielt ihn für rückständig und überholt.
Sie, die junge, aufstrebende und schon jetzt berühmte Sternenforscherin Sianlee, die mitsamt ihrem Gefährten Vhentar weiter ins Innere der Galaxis Twennar vorgestoßen war als jeder andere Yantihni zuvor.
Und doch war dies nur ein winziger Schritt in einem unermesslichen Raum. Zweitausend Lichtjahre – verglichen mit dem Durchmesser ihrer Heimatgalaxis Twennar war das quasi nichts. Und schon hier fanden sie und ihre Kameraden vom Korps der Sternenforscher Hunderte von Planeten… nahezu jede Sonne besaß Trabanten, die meisten lebensfeindlich, zu heiß, zu kalt, zu schwerkraftstark… doch es gab auch schöne neue Paradiese, die sie entdeckten.
Jede Sonne, die sie ansteuerten, verhieß ein neues Abenteuer.
Und hinter jedem neuen System lockten unbekannte weitere Sterne.
Bis sie dieses verfluchte, dieses verfluchte System fanden, das alles zerstörte.
Ihren Optimismus.
Ihre Liebe.
Ihre Zukunft.
Alles.
Aber sie waren eben Forscher mit Leib und Seele... und nur der Gott Quin selbst konnte in die Zukunft sehen, nicht ein einfacher Yantihniforscher, und sei er auch noch so genial veranlagt.
Das machte die geschehenen Ereignisse doppelt tragisch.
Und wiewohl Sianlee klug und charakterstark war… dies überschritt ihre Kräfte dann doch bei weitem.
Natürlich – sie hatte ihren wunderbaren Geliebten und seinen fein gesponnenen, selbstmörderischen Plan ausmanövriert… es war ihr mit sehr großen Mühen gelungen, nachdem sie wieder erwachte, das Schiff zum Halt zu bringen, Energie bei einem Kreismanöver um einen nahen Stern zu sparen, aus einer Kometenwolke Rohsynthesestoffe zu ernten, ein wenig die Vorratsmaterialien zu ergänzen und dann den Kurs zurück zu finden.
Sianlee war eben eine Eliteraumfahrerin. Sie brauchte keinen tadellos funktionierenden Navigationscomputer mit programmierten Datensätzen, um dieses verhängnisvolle System wieder ansteuern zu können. Dafür reichte zornige Ausdauer, ihr wütend glühender Verstand und das, was sie improvisierte.
So fand sie zurück.
Und sie kam zu spät.
Die hochintelligente, charismatische Sternenforscherin Sianlee hatte hier, in diesem System, aus dem ihr Geliebter sie heimtückisch verbannte, lediglich noch Vhentars ausgetrockneten Leichnam vorgefunden, so ausgedörrt, dass er leicht wie ein Kind war. Kein Wunder – diese ausgeplünderte Welt, die er „Falle" genannt hatte, war so lebensfeindlich, dass er wahrscheinlich schon ein oder zwei Tage nach seiner Tat schlicht verhungert sein musste. Verhungert oder verdurstet.
Es war gleichgültig.
Es tat einfach zu weh.
Es schmerzte zu sehr, jede Hoffnung absterben zu sehen, nichts mehr ändern zu können. Gar nichts mehr.
Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie seinen ausgemergelten, dehydrierten Körper im Schoß gehalten hatte. Und dann diese Botschaft... sie hatte seine ruhige, wenn auch erschöpfte Stimme auf der Aufzeichnung noch einmal angehört, und all ihre Wut und zornigen Worte entschwanden in diesem Moment aus Sianlees gepeinigter Seele – alles, was sie vermochte, war erbittert zu schluchzen.⁴
Dann aber… dann hatte sie ihn verflucht. Und wieder verflucht.
Sie war wie