Die Klimafibel
Von Helmut Schläfer
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Über dieses E-Book
Autor Helmut Schläfer hat auf der Suche nach einer Antwort zahlreiche wissenschaftliche Parameter zusammengetragen – von Eiszeiten über Treibhausgase und Aerosole bis zu den großen Strömungen in den Meeren und der Atmosphäre sowie dem Einfluss unserer Sonne aufs Klima. So ist die Klimafibel entstanden. Sie soll anregen, sich offen und vorbehaltlos auseinanderzusetzen mit diesem komplexen Thema. Möglicherweise steht am Ende, dass wir doch nicht untergehen und es sogar Hoffnung gibt.
Helmut Schläfer
Dr. Helmut Schläfer wurde in Clausthal-Zellerfeld im Oberharz geboren, wo er seine gesamte Kindheit und Jugend verbrachte. Unweit seines Elternhauses begannen Wald und Wiesen. Seine enge Verbundenheit mit Umwelt und Natur war naheliegend. Im Gymnasium wählte er bewusst den Naturwissenschaftlichen Zweig. Nach seinem Medizinstudium in Kiel und Wien sowie Grundwehrdienst war er durchgehend als Krankenhausarzt tätig. Er arbeitete 13 Jahre als Oberarzt in einem Krankenhaus der Maximalversorgung bis er als Chefarzt in eine orthopädisch-unfallchirurgische Abteilung berufen wurde und dieser Tätigkeit 22 Jahre nachging. Naturwissenschaftliche Veranlagung lenkte gemeinsam mit dem hochtechnisierten medizinischen Fachgebiet seine Aufmerksamkeit auf die Klimawissenschaft, mit der er sich nun schon seit langer Zeit beschäftigt. Vor einigen Jahren begann er, Ergebnisse und eigene Erkenntnisse seiner Studien in Form der Klimafibel niederzuschreiben. Er lebt jetzt mit seiner Frau im Allgäu. Die sechs gemeinsamen Kinder sind längst aus dem Haus.
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Buchvorschau
Die Klimafibel - Helmut Schläfer
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Was ist Klima?
I. KLIMAGESCHICHTE: wellenförmige Temperatur- und Treibhausgasschwankungen seit Millionen von Jahren
1. Indirekte Messungen (Proxydaten, Proxys)
2. Prinzip der Isotopenuntersuchungen
3. Altersbestimmung, Zeitdatierung
Uran-Blei-Methode
Auswertung von Eisbohrkernen und Sedimentbohrkernen
Delta-C-14 Methode (Radiokarbonmethode)
Auszählung von Baumringen und Korallenringen
Das Alter des Sonnensystems mit Erde und unserer Milchstraße
4. Temperaturbestimmung
Delta-18-Sauerstoffmethode
Instrumentelle Ermittlung der Globaltemperatur seit 1860
Temperaturen von Anfang an bis heute
Sieben Eiszeitalter
Milanković-Zyklen im letzten Eiszeitalter (Pleistozän)
Bond-Zyklen (zyklische Temperaturphasen) während der Kaltzeiten des Pleistozäns
Die Heinrich-Ereignisse (Kaltphasen)
Die Dansgaard-Oeschger-Ereignisse (Warmphasen)
Bond-Ereignisse (zyklische Temperaturperioden) im Holozän
Die letzten 2000 Jahre
Die Hockeyschlägerkurve
Die Zeit der Industrialisierung 1850 bis heute
5. Ermittlung der Sonnenaktivität
Untersuchungsergebnisse
6. Bestimmung von Treibhausgasen
Analyse von Treibhausgasen in Eisbohrkernen
Delta-C13-Methode in Fossilien Moderne Vermessung der Atmosphäre (seit etwa 1950)
Atmosphärische Treibhausgas-Konzentrationen in der fernen Vergangenheit bis zur Gegenwart
Die atmosphärische CO2-Konzentration seit 1750
Die atmosphärische CO2-Konzentration folgt der Globaltemperatur
Die atmosphärische Methankonzentration
Die atmosphärische Lachgaskonzentration
Die atmosphärische Ozonkonzentration
Zusammenfassende Darstellung der Treibhausgase
II. KLIMAEQUIPMENT: innere Dynamik, äußere Antriebe
1. Grundlagen
2. Absorption, Reflexion, Albedo
3. Sonnenstrahlen
Sichtbares Licht (380 nm-750 nm)
Nahes Infrarotlicht (750 nm bis 1.000/1.400 nm)
Ultraviolettes Licht (40/100 nm bis 380 nm)
4. Die terrestrische Rückstrahlung der Erde (3,5 Mikrometer bis 100 Mikrometer)
5. Der natürliche Treibhauseffekt
Der Strahlungshaushalt der Erde
7. Der Strahlungsantrieb
III. LUFT- UND MEERESSTRÖMUNGEN: starke Einflüsse auf breitengradbezogene und regionale Klimate
1. Die Luftströmungen
Konvektionszellen
Der Coriolis-Effekt
2. Die globalen Meeresströmungen
Die Meeres- und Luftströmungen des Atlantischen Ozeans
Die Meeres- und Luftströmungen des Pazifischen Ozeans
Die Meeres- und Luftströmungen des Indischen Ozeans
IV. DIE DIRIGENTEN DES KLIMAS: Taktgeber für das Rückkopplungsorchester
Taktgeber des Klimas
Einteilung der Klimadirigenten
Die von den Klimadirigenten ausgesendeten Signale sind sehr unterschiedlich
1. Himmelsmechanik
Die Eigenbewegungen der Erde und ihre Fortbewegung im All
Auswirkungen dieser astronomischen Abläufe auf das Klima
Zwanzig Milanković-Zyklen im Pleistozän
Sechs Eiszeitalter in den letzten eine Milliarde Jahren
2. Sonnenzyklen oder Sonnenintensitätszyklen: bewirken wellenförmige Temperaturverläufe innerhalb der Milanković-Zyklen
Die Bond-Zyklen während der Kaltzeiten des Pleistozäns, die Bond-Ereignisse im Holozän
3. Ozeanzyklen: starke Wirkung auf küstennahe Regionen,Beeinflussung der Globaltemperatur
Die Pazifische Dekaden Oszillation, PDO, im Nordpazifik
El Niño, Southern Oscillation, ENSO, La Niña im tropischen Pazifik
Die Atlantische Multidekaden Oszillation, AMO, im Nordatlantischen Becken
4. Treibhausgase:Wechselbeziehung zwischen Treibhausgasen und Sphären,Zusammenspiel von Emission und Absorption, Klimawirksamkeit
Zusammensetzung der Atmosphäre
Strahlungsantrieb der Treibhausgase
Treibhausgase und Sphären
Kohlendioxid
Quellen und Senken
Die sektorale Aufteilung der anthropogenen CO2-Emissionenin Deutschland
Die weltweite Verteilung der Treibhausgasemissionen in CO2-Äquivalenten
Das Ranking der Länder in Bezug auf ihre Treibhausgasemissionen
Kohlenstoffspeicher in den Sphären, Kohlenstoffkreislauf, Struktur der Atmosphäre
Struktur der Atmosphäre
Der CO2-Austausch zwischen der Atmosphäre und der Hydrosphäre
Der CO2-Austausch zwischen der Atmosphäre und der Biosphäre
Der CO2-Austausch zwischen der Atmosphäre und der Lithosphäre
Der Kohlenstoff-Austausch zwischen der Atmosphäre und der Pedosphäre
Das Methan
Quellen
Die Gegenmaßnahmen zur Methanfreisetzung
Das Lachgas
Quellen
Die Gegenmaßnahmen zur Lachgas- und Ammoniakfreisetzung
Das Ozon
Wichtige Vorläufergase
Der Einfluss der Treibhausgase auf das Klima, Modelle und Prognosen
Treibhausgase und Klimawandel
Die CO2-(Gleichgewichts)-Sensitivität, ECS, und die vorübergehende Klimaantwort auf CO2, TCR
Klimamodelle für die nahe Zukunft
5. Aerosole: Reflexion und Absorption bremsen den Treibhauseffekt, ohne Aerosole keine Wolken
Primäre und sekundäre, direkte und indirekte Aerosole
Von den Vorläufergasen zu den Wolkenkondensationskeimen (CCNs, Cloud Condensation Nuclei)
Quellen der Vorläufergase
Schwefeldioxid und Dimethylsulfid
Quellen von Stickstoffdioxid
Quellen von Ammoniak
Wirkmechanismen der Aerosole
Direkte Wirkung von Aerosolen
Indirekte Aerosolwirkung
Semidirekte Aerosolwirkung
Verweildauer der Aerosole in der Atmosphäre
Klimawirksamkeit der Aerosole
6. Veränderungen der Vegetation und des Erdbodens
7. Vulkanismus: Eruptionen in die Stratosphäre sorgen für eine vorübergehende Abkühlung
Auswirkungen auf das Wetter bzw. Klima
8. Impaktionsereignisse: schwere Asteroideneinschläge führen zu Klimakatastrophen
V RÜCKKOPPLUNGEN IM KLIMAORCHESTER: das Rückkopplungsorchester bestimmt das Klima der Erde und wirkt außerdem wie ein großer Thermostat
1. Rückkopplungsprinzip
2. Beschreibung und Funktion
3. Rückkopplungselemente als Hauptakteure der Rückkopplungen
4. Das Klimaorchester
5. Die Rückkopplungsprozesse im Einzelnen
Rückkopplung: Lufttemperatur/ Wasserdampf- Wolken
Rückkopplung: Lufttemperatur/ CO2-Luftgehalt- Pflanzendecke
Rückkopplung: Lufttemperatur/ Eis-Albedo
Rückkopplung: Lufttemperatur/ Landeis-Albedo
Rückkopplung: Lufttemperatur/ Meereis-Albedo-Golfstrom
Rückkopplung nach dem Stefan-Boltzmann-Gesetz
Rückkopplung »Svensmark-Effekt»
6. Die Rückkopplungsergebnisse
In der fernen Vergangenheit bis zum Beginn der Industrialisierung in der Mitte des 19. Jahrhunderts
Seit Beginn der Industrialisierung bis heute
VI. ANTHROPOGENE UND NATÜRLICHE STRAHLUNGSANTRIEBE:Diskussion der vorliegenden Fakten
VII. VORSTELLBARE KLIMAKRISEN
1. Die Kippelemente, Kipppunkte, Planetare Grenzen
2. Temperaturinduzierte Klimaszenarien
IPCC, Weltklimarat
Medien, Wissenschaft, Politik
Resümee
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Literaturverzeichnis
Vorwort
Die Bedeutung des Klimas und der Umwelt für die Menschheit ist unbestritten. Schädigende Einflüsse jeglicher Art auf unsere Erde sollten so weit wie möglich reduziert bzw. komplett unterbunden werden. Doch wieviel Zeit bleibt dafür? Können neben den Klimaschutzmaßnahmen noch andere für die Menschen wichtige Aspekte berücksichtigt werden wie eine ausreichende Transformationszeit für die Wirtschaft, die Versorgungssicherheit und die soziale Sicherheit?
Die Kernfrage des aktuellen Klimawandels ist, wie hoch der menschgemachte Anteil durch die Emissionen von Treibhausgasen und wie hoch der natürliche Anteil durch Himmelsmechanik, Sonnen- oder auch Ozeanzyklen ist. Davon hängt ab, inwieweit der Mensch überhaupt in das Klimageschehen eingreifen kann. Während der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), im deutschsprachigen Raum auch Weltklimarat genannt, den menschgemachten Anteil bei nahezu 100 % sieht, gehen viele Klimawissenschaftler von einem stattlichen natürlichen Anteil aus.
Im Rahmen des aktuellen Klimawandels ist die globale Durchschnittstemperatur der oberflächennahen Luft auf unserer Erde von 1850, dem Ende der sogenannten Kleinen Eiszeit, bis heute um gut 1°Celsius gestiegen. Währenddessen hat die atmosphärische CO2- Konzentration von 280 ppm (parts per million) auf etwa 420 ppm zugenommen.
Die Grundlage für das Thema »Klimawandel« stellen die Klima-Zustandsberichte (Assessement Reports) des Weltklimarates dar, die in mehrjährigen Abständen veröffentlicht werden. Anfangs ging ich wie 97 % der deutschen Bevölkerung davon aus, dass es sich beim Weltklimarat um ein integres, neutrales, über alle Zweifel erhabenes Wissenschaftsgremium handelt, das als Knotenpunkt für neue wissenschaftliche Erkenntnisse über Ursachen und Folgen des Klimawandels aus der ganzen Welt fungiert. Hier würden eingereichte wissenschaftliche Arbeiten geprüft und gefiltert und sich deren Erkenntnisse in den durchschnittlich etwa alle fünf Jahre veröffentlichten Reports niederschlagen, und zwar ohne jegliche externe politische Einflussnahme. Diese Annahme trifft leider nicht zu. Wesen und Funktion des Weltklimarates werden in dieser Fibel eingehend erläutert.
Auch Politik und Wissenschaft scheinen zwei Kreise, die sich in beunruhigender Weise übereinander geschoben haben: Mit der Politik meinungskonforme Klimawissenschaftler erhalten für ihre Institute lukrative Forschungsaufträge und stehen gern bei Beratungen zur Verfügung.
Inzwischen nehmen sich Politik und Medien des Themas »Klimawandel« besonders öffentlichkeitswirksam an, wobei sie sich dabei beiderseits nicht selten von der Faktenbasis entfernen. So wurden die schweren Überflutungen des Ahr- und Erfttals im Jahr 2021 als alleinige Folge des Klimawandels dargestellt, obwohl bekannt gewesen sein dürfte, dass beide Täler seit dem Mittelalter über 40x massiv überflutet wurden, ebenfalls mit verheerenden Folgen für Mensch und Tier, und das zu einer Zeit bevor der Mensch durch Treibhausgasemissionen Einfluss auf das Klima nahm.
Klimawissenschaftler, die eher zu Klimaaktivisten mutiert sind, treten als solche gern in den Medien auf. Sie widersprechen derartigen falschen Darstellungen nicht oder räumen zumindest ein, dass diese Überschwemmungen nicht monokausal auf den Klimawandel zurückzuführen sind. Die Klimawissenschaftler, die spektakuläre Klimaszenarien verbreiten, erfahren durch die Medien deutlich mehr Aufmerksamkeit als Wissenschaftler, die nüchtern mit Ergebnissen aufwarten, die nicht auf dieser Linie liegen. Inzwischen sind die Letztgenannten in den Medien, allen voran der ÖRR, nicht mehr vertreten.
Aktivistische Non Governmental Organisations (NGOs) – Fridays for Future (FFF), Ende Gelände, Letzte Generation, Greenpeace, Scientist Rebellion u.a., zum Teil mit sektenartigen Strukturen-, verbreiten bewusst wissenschaftlich nicht gesicherte angstmachende Zukunftsszenarien mit Klima-Apokalypsen und lassen sich zu haarsträubenden Aktionen hinreißen. Sie betonen: »Die Basis unserer Klimabewegung sind unbestreitbare Fakten über den menschgemachten Klimawandel- »Listen to the Science. The Science is settled«-. Klimaaktivisten der `Science Rebellion` tragen weiße Kittel, um die Wissenschaftlichkeit ihres Anliegens zu unterstreichen.
Die Klimageschichte unserer Erde ist nachweislich gekennzeichnet von einem immer wiederkehrenden natürlichen Klimawandel. Wir leben derzeit in einer Warmzeit und innerhalb dieser zusätzlich in einer Warmperiode, was zumindest einen Teil der gegenwärtigen Temperaturerhöhung erklären könnte. Dennoch sieht der Weltklimarat den anthropogenen Anteil bei nahezu 100 %.
Für den Bürger unseres Landes ist es schwierig, sich in Anbetracht der geschilderten Situation ein Bild vom objektiven Wissensstand bezüglich des aktuellen Klimawandels zu verschaffen.
Die befremdlichen Entwicklungen in der Klimaszene, mein persönlicher Ehrgeiz, selbst Ordnung in die vielen und zum Teil widersprüchlichen Klimainfos zu bekommen, insbesondere aber Sie in einen Wissensstand zu versetzen, der es Ihnen ermöglicht, das Klimageschehen ebenfalls eigenständig beurteilen zu können, ist der Anlass für diese Fibel. Betrachten Sie diese bitte als Arbeitsgrundlage. Sie sollten sich nicht scheuen, neue neutrale(!) wissenschaftliche Erkenntnisse zu ergänzen und gegebenenfalls auch Überholtes zu streichen. Im Rahmen meiner Klima-Studien hat mich besonders beeindruckt, wie wenig wissenschaftlich gesichert etliche Aussagen über Klimaursachen und -prognosen sind.
Die Behauptung der Klimaaktivisten »The Science is settled« (»Die Wissenschaft ist abgeschlossen«) ist schlichtweg falsch. Vieles in der Klimawissenschaft ist noch ungeklärt.
Aber machen Sie sich selbst ein Bild!
Was ist Klima?
Wir alle reden fast täglich über Wetter und Klima, aber wie grenzt man die beiden Bezeichnungen gegeneinander ab?
Beide Begriffe beschreiben die gleichen Zustände der Atmosphäre wie heiß oder kalt, sonnig oder bewölkt, trocken oder regnerisch, windig oder windstill. Der entscheidende Unterschied besteht in der Zeit, wie lange diese Zustände bestehen. Das Wetter beschreibt den Zustand über Stunden, einige Tage bis zu Jahreszehnten, das Klima dagegen über deutlich längere Zeiträume. Die Weltorganisation für Meteorologie (World Meteorological Organisation, WMO) setzt Zeiträume von 30 Jahren bis zu Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden an, um statistische Eigenschaften auch sicher bestimmen zu können.
Um nun die aktuellen Klimaveränderungen und deren anthropogenen Anteil abschätzen zu können, ist ein Verständnis für die natürlichen Klimaveränderungen notwendig. Das ist nur durch einen Blick in die Erdgeschichte vor dem Einwirken des Menschen auf das Klima möglich. Deshalb bedarf es zunächst eines Blickes in die Klimageschichte.
Das Kernthema dieser Fibel ist die Globaltemperatur in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die Globaltemperatur ist definiert als die mittlere globale Durchschnittstemperatur auf der Erde.
I. KLIMAGESCHICHTE
wellenförmige Temperatur- und
Treibhausgasschwankungen seit
Millionen von Jahren
Dafür ist die Paläoklimatologie zuständig, die Wissenschaft von der Klimageschichte. Die vorindustrielle Klimaentwicklung stellt einen wichtigen Kalibrierungsdatensatz für Klimamodelle dar, um möglichst sichere Zukunftsprognosen treffen zu können. Erst seit 1860 gibt es systematische, instrumentelle Messungen als direkte Messungen, um zum Beispiel die Globaltemperaturen auf unserer Erde ermitteln zu können. Historische Aufzeichnungen zur Klimageschichte in Schrift und Bild reichen dagegen einige tausend Jahre zurück. Messungen sind hier das zentrale Thema. Beginnen wir mit den indirekten Messungen (s. Abb 1a)
1. Indirekte Messungen (Proxydaten, Proxys)
Für Einblicke in die Klimate fernerer Vergangenheit werden indirekte Messungen, sogenannte Proxydaten oder Proxys, aus natürlichen Archiven wie Bäumen, Korallen, Stalagmiten, Eisbohrkernen und Tiefsee-Sediment-Rohmaterialien herangezogen.
Von besonderem Interesse sind: die Altersdatierung, die Ermittlung von Temperatur, Niederschlag, Sonnenaktivität und der Luftgehalt von Treibhausgasen. Für die Erkundung dieser Kenngrößen spielen Isotopenuntersuchungen eine zentrale Rolle.
Deshalb möchte ich zunächst das Wesen der Isotope und das Grundprinzip dieser Untersuchungsmethode erläutern. Ein Element besteht aus verschiedenen Isotopen. Die Isotope eines Elementes unterscheiden sich durch ihre Kernsorten, die als Nuklide bezeichnet werden. Die Nuklide setzen sich aus geladenen Protonen und ungeladenen Neutronen zusammen. Der Unterschied zwischen den Isotopen eines Elementes besteht in der Anzahl der Neutronen und damit ihrer Massenzahl. Diese repräsentiert die Summe von Protonen und Neutronen, die Ordnungszahl nur die der Protonen.
2. Prinzip der Isotopenuntersuchungen
Bei den Isotopenuntersuchungen wird das Verhältnis der Massen zweier Isotopenpartner zueinander ermittelt. Nur ein Isotop oder sehr wenige Isotope eines Elements sind stabil, die übrigen sind instabil, das bedeutet, sie zerfallen radioaktiv. Die stabilen Isotope haben -ohne jedweden äußeren Einfluss- ein festes Verhältnis zueinander.
Per Massenspektrometrie können die Massen der unterschiedlichen Isotope eines Elementes gemessen werden. So kann das Massenverhältnis der Isotopen zueinander, das sogenannte Isotopenverhältnis, direkt ermittelt werden. Das Isotopenverhältnis wird meist mit dem vorangestellten »Delta« kenntlichgemacht.
Zur Bestimmung von Temperaturen, Sonnenintensitäten, Niederschlägen etc. wird ein Isotopenpaar mit zwei stabilen Partnern als Indikator ausgewählt. Das Massenverhältnis der Partner zueinander verändert sich, weil ein Partner seine Masse unter dem Einfluss der Klimaparameter verändert.
Abb. 1: Isotopenpaare (eigene Darstellung)Abb. 1: Isotopenpaare (eigene Darstellung)
Zur Altersbestimmung werden zwei Methoden von Isotopenuntersuchungen genutzt: Bei der Radiokarbonmethode (siehe später) ist der eine Partner des Kohlenstoff- Paares stabil, der andere zerfällt radioaktiv (s. Abb. 1b)
Bei der Uran-Blei-Methode (siehe später) hingegen sind beide Blei Isotopen-Partner stabil. Das instabile Isotop eines anderen(!) Elements, hier des Urans, zerfällt radioaktiv zum Abbauprodukt eines der beiden Bleiisotopen Partner. Dadurch verändert sich das Massenverhältnis der zwei Bleiisotope zueinander (s. Abb. 1c)
Zur Altersbestimmung einer Substanz werden dann folgende Kenntnisse herangezogen: der aktuelle Bestand des zerfallenden Isotops, der Anfangsbestand des zerfallenden Isotops, die Zerfallsrate des zerfallenden Isotops (Halbwertszeit bzw. Zerfallskurve), und das