„Operation Frankton“ – Versionsunterschied
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{{Infobox Militärischer Konflikt
|KONFLIKT=Operation Frankton
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12 Patrouillenboote<br />
6 Minensuchboote 1935
|TRUPPENSTÄRKE1=13 Soldaten, 6 Faltboote
|BEFEHLSHABER2={{DEU-1935|WIDTH=22|#}} Admiral [[Johannes Bachmann (Admiral)|Johannes Bachmann]]
|BEFEHLSHABER1={{GBR|#}} Major [[Herbert Hasler]]
|KONTRAHENT2={{DEU-1935|WIDTH=22}}
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|DATUMBIS=[[12. Dezember]] [[1942]]
|DATUM=[[7. Dezember]] [[1942]]
|BILD= Oper frankton cockle.jpg
|BESCHREIBUNG=Britische Seeleute während der Operation Frankton
|BILDBREITE=
|NOTIZEN=
}}
'''Operation Frankton''' war eine militärische Kommandooperation einer Spezialeinheit der britischen [[Royal Marines]] während des Zweiten Weltkrieges. Das Ziel der Sprengstoffanschläge war es, Fracht- und Kriegsschiffe im von der Wehrmacht
Die Operation wies in Planung und Ablauf mehrere Besonderheiten auf. Während die Hafenstadt Bordeaux von der Mündung der [[Gironde (Ästuar)|Gironde]] über den Seeweg in [[Kajak
Der Erfolg der Mission wurde unterschiedlich beurteilt:
== Hintergrund ==
Operation Frankton war Teil einer Reihe von [[Kommando (Militär)|Kommandooperationen]] der britischen Streitkräfte während des Zweiten Weltkriegs, mit denen die Regierung des Vereinigten Königreichs unter Winston Churchill, teilweise Elemente der [[Guerilla
Die Operation ging auf eine frühere Initiative des Majors der Royal Marines und späteren Leiters der Operation, Herbert George „Blondie“ Hasler zurück. Am 6. Juli 1942 wurde im Seebad Southsea bei Portsmouth an der englischen Kanalküste eine Einheit mit dem Tarnnamen „Royal Marines Boom Patrol Detachment (RMBPD)“ (in etwa: Königliche Marineinfanterie-Hafenketten-Patrouille-Abteilung) aufgestellt.<ref name=":0">Rees 2008, S.
Das Augenmerk des britischen Armeeoberkommandos war auf eine mögliche Operation im Hafen von [[Bordeaux]] gefallen, da es sich dabei um einen für die Deutschen strategisch wichtigen Importhafen für kriegswichtige Güter handelte. Im Zeitraum von Juni 1941 bis Juni 1942 wurden u. a. Pflanzen- und tierisches Öl, weitere Rohstoffe und 25.000 Tonnen Rohkautschuk über den Hafen importiert.<ref>Rees 2008, S. 74.</ref> Hasler reichte am 21. September 1942 einen Angriffsplan beim britischen Oberkommando ein. Dieser erste Plan sah den Transport von drei Kajaks zu Mündung der [[Gironde (Ästuar)|Gironde]] an der französischen Atlantikküste vor. Die Girondemündung bildet an dieser Stelle ein [[Ästuar]]. Der Transport der Kajaks zum Ästuar sollte mittels eines U-Boots durchgeführt werden. Anschließend sollten die beteiligten Soldaten die 97 km lange Strecke über die Gironde bis zum Hafen von Bordeaux in mehreren Nächten paddelnd zurücklegen, während sie sich und ihre Kajaks tagsüber verborgen halten sollten.<ref name=":1">
Die Durchführung Operation wurde am 13. Oktober 1942 genehmigt, wobei Admiral [[Louis Mountbatten, 1. Earl Mountbatten of Burma|Louis Mountbatten]], Leiter des [[Combined Operations Headquarters]] anordnete, dass die Anzahl der eingesetzten Kajaks auf sechs verdoppelt wurde. Ursprünglich hatte Mountbatten auch angeordnet, dass Major Hasler selbst nicht an der Operation teilnehmen sollte, da er als Kenner des Kajaks („Canoes“ im damaligen Sprachgebrauch des englischen Militärs) als Einsatzmittels unabkömmlich sei. Er ließ Hasler jedoch an der Operation teilnehmen, nachdem dieser förmlich seine Argumente für seine Beteiligung dargelegt hatte.<ref name=":1" />
Das RMBPD begann am 20. Oktober 1942 mit der Ausbildung, bei der der Umgang mit dem Kajak und mit Haftminen sowie Tauchübungen und „Escape and Evasion“ (in etwa: Flucht- und Ausweichtraining) exerziert wurden. Im Rahmen der Übungen wurde eine Attacke gegen Deptford simuliert, bei dem die Teammitglieder in Margate starteten und den Fluss Swale aufwärtsfuhren.<ref>Rees 2008, S. 75–76.</ref>
Als Transportmittel für die Operation wurden Faltkajaks ausgewählt, die den Codenamen „Cockle“ (Muschel) erhielten. Der ausgewählte Kajaktyp war ein
Die Männer des Einsatzes wurden in zwei Abteilungen eingeteilt, von denen jede ihr eigenes Ziel verfolgte.
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=== Annäherung ===
Am 30. November 1942 legte das U-Boot der Royal Navy [[HMS Tuna (N94)]] von
Dem Logbuch der Tuna zufolge legten die verbleibenden fünf Kajaks um 19.30 Uhr am 7. Dezember ab, wobei andere Quellen den Start zwischen 19.36 Uhr bis 20.22 Uhr angeben. Die Besatzungen der Kajaks sollten bis zum Ziel durchpaddeln und dabei jede Stunde eine fünfminütige Erholungspause einlegen. In der ersten Nacht vom 7. auf den 8. Dezember verschwand bei starkem seitlichen Wellengang und Seitenwinden das Kajak „Coalfish“. Auf der weiteren Fahrt hatten die verbleibenden Einsatzmitglieder mit hohen Wellen von 1,5 m zu kämpfen, als Kajak „Conger“ kenterte und die Crew es schließlich aufgab, nachdem ein Lenzen des eingedrungenen
Die Crews der verbleibenden Faltboote setzten die Operation fort und näherten sich einem wichtigen Wegpunkt ihrer geplanten Route, als sie auf drei deutsche Fregatten vor ihnen stießen. Indem sie sich flach auf den Rumpf der Faltboote legten und leise paddelten, konnten die Fregatten unentdeckt passiert werden, allerdings wurden die Boote „Catfish“ und „Cuttlefish“ getrennt. Nachdem Mackinnon und Conway an die Küste getrieben wurden, mussten sie ihr Boot verlassen. Sie konnten sich vier Tage lang unentdeckt Richtung spanischer Grenze bewegen, bevor sie verraten und von der Gendarmerie festgenommen wurden, die sie an die deutschen Besatzungstruppen auslieferte. Die Übergabe der Gefangenen fand im Krankenhaus von La Reole, etwa 48 km südöstlich von Bordeaux statt.
In der ersten Nacht hatten die drei verbliebenen Boote
Am Ende der zweiten Nacht vom 8. auf den 9. Dezember waren die zwei verbliebenen Boote „Catfish“ und „Crayfish“ weitere 35 km in sechs Stunden gepaddelt. In der dritten Nacht, 9./10. Dezember, legten sie 24 km zurück, in der vierten Nacht des 10./11. Dezembers wegen starker Ebbe nur 14 km. Der ursprüngliche Plan hatte den Angriff mit den Minen auf den 10. Dezember festgelegt, aber nun änderte Hasler den Plan. Aufgrund der starken Ebbe hatten sie noch immer eine kürzere Strecke zurückzulegen, daher befahl Hasler, dass sie sich für einen weiteren Tag verstecken würden um Bordeaux in der Nacht vom 11. auf den 12. Dezember zu erreichen. Nach einer Nacht der Erholung verbrachten die Crews den folgenden Tag damit, die Ausrüstung und die Haftminen vorzubereiten. Hasler entschied, dass das Boot „Catfish“ die Westseite und „Crayfish“ die Ostseite der Hafenanlagen angreifen sollte.
=== Bordeaux ===
Die zwei verbliebenen Faltboote
Die Explosion der Minen wurde von Claude de Baissac gehört, der im Auftrag der Special Operations Executive im Begriff war, ebenfalls Sprengstoff an Bord deutscher Schiffe zu bringen.
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== Auswirkungen und Folgen ==
Erst am 23. Februar 1943 erhielten die Combined Operation Headquarters durch eine Geheimnachricht des Resistancemitglieds Mary Lindell an das Kriegsministerium
Für ihre Teilnahme an der Operation wurde Hasler der [[Distinguished Service Order]], Sparks die Distinguished Service Medal verliehen. Laver und Mills wurden ebenfalls für die Distinguished Service Medal vorgeschlagen, da diese damals jedoch nicht posthum verliehen werden konnte, wurden sie stattdessen im Kriegsbericht erwähnt (
Wallace und Ewart hatten nur bestimmte Informationen in ihren Verhören preisgegeben. Sie wurden auf Grundlage des [[Kommandobefehl
Nach der Hinrichtung der beiden Royal Marines notierte Großadmiral [[Erich Raeder]] im Kriegstagebuch des [[Oberkommando der Marine|Oberkommandos der
Mackinnon war in ein Krankenhaus eingewiesen worden aufgrund eines entzündeten Knies. Es konnte nachgewiesen werden, dass Laver, Mills, Mackinnon und Conway nicht 1942 in Paris hingerichtet wurden, sondern möglicherweise am selben Ort wie Wallace und Conway, ebenso aufgrund des „Kommandobefehls“. Der genaue Zeitpunkt ihrer Hinrichtung ist nicht bekannt.
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== Erinnerungskultur und Denkmäler ==
[[Datei:Monument_opération_Frankton.JPG|mini|Gedenkstein am Strand in [[ Saint-Georges-de-Didonne]]]]
[[Datei:19430429-FRANKTON J3 POR Cover Letter This Brilliant Little Operation-MOUNTBATTEN.jpg|mini|Deckblatt des Berichts der Combined Operations Headquarters über Operation Frankton an die Admiralität.]]
Die Worte von Lord Mountbatten, dem Chef der Combined Operations, sind auf einem Gedenkstein am Standort der Royal Marines in [[Poole]] (dem jetzigen Standort des [[Special Boat Service]]) verewigt:<blockquote>„Of the many brave and dashing raids carried out by the men of Combined Operations Command none was more courageous or imaginative than Operation Frankton."
(„Von den vielen mutigen und verwegenen Operationen der Männer des Combined Operations Command war keine mutiger oder einfallsreicher als Operation Frankton.")</blockquote>Mackinnon wird am Portsmouth Naval Memorial gedacht. Sein Kamerad James Conway wurde mit einem eigenen Denkmal in seiner Heimatstadt Stockport geehrt, es wurde am 10. Dezember 2017 enthüllt.
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Laver, Sheard, Mills, Conway, Wallace, Moffatt und Ewart wird am Plymouth Naval Memorial gedacht.
Operation Frankton wurde von Louis
Im Juni 2002 wurde der „Frankton Trail“ eröffnet, ein Wanderweg, auf dem sich Haslers und Sparks 160 km lange Rückzugsroute nacherleben lässt. „Frankton Souvenier“ ist eine englisch-französische Organisation, die gegründet wurde, um an die Geschichte der Operation Frankton zu erinnern. Die Organisation plant, den Wanderweg
Am 31. März 2011 wurde für die „Cockleshell Heroes“ und drei Franzosen ein Denkmal aus Portland-Naturstein errichtet. Der Gedenkstein wurde vom Fährunternehmen Brittany Ferries transportiert. Die Kosten des Denkmals belaufen sich auf etwa 80.000 Pfund.
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== Künstlerische Verarbeitung ==
1955 wurden die Ereignisse der Operation Frankton als Kinofilm, mit einigen Abweichungen vom tatsächlichen Verlauf, unter dem Titel [[Himmelfahrtskommando (1955)|''Himmelfahrtskommando'']] verfilmt. Der Film war 1956 ein Erfolg an den Kinokassen und zog auch die Publikation einen gleichnamigen Buches nach sich. „Blondie“ Hasler hatte zu beiden Projekten Beziehungen: Während des Drehs von Himmelfahrtskommando war Hasler als technischer Berater engagiert. Da er jedoch den Titel des künftigen Filmes und des darauf basierenden Buches hasste (in der englischen Originalfassung „The Cockleshell Heroes“), gab er seinen Beraterposten auf und versuchte, die korrekte Darstellung der Abläufe in
2011 strahlte die [[British Broadcasting Corporation|BBC]] eine Dokumentation über die Operation Frankton mit dem Titel „The Most Courageous Raid of WWII“ aus. Der Erzähler [[Paddy Ashdown]]
== Literatur ==
* Rees, Quentin: ''The Cockleshell Canoes: British Military Canoes of World War Two.'' Amberley, Stroud, 2008, ISBN 978-1-84868-065-4.
== Weblinks ==
{{Commonscat|Operation Frankton|Operation Frankton}}
* [https://www.youtube.com/watch?v=d3DHgKrbl0Q&list=PLkp55YURfXGLEv28QmsRxcIVeKS4_SsMq&index=25 ''Operation Frankton''], Episode der [[Fernsehserie]] ''Spione, Agenten, Soldaten – Geheime Kommandos im Zweiten Weltkrieg'', Hessischer Rundfunk 1969, Redaktion [[Janusz Piekałkiewicz]]
== Einzelnachweise ==
<references />
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[[Kategorie:
[[Kategorie:Zweiter Weltkrieg in Westeuropa]]
[[Kategorie:Konflikt 1942]]
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