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== Anschlag und Typen ==
 
Die Feuerglocke, auf Französisch oft ''braillard'' („Schreihals“) genannt,<ref>[http://campanologie.free.fr/pdf/Code_et_langage_des_cloches.pdf Eric Sutter: Code et langage des sonneries de cloches en Occident auf campanologie.free.fr] (PDF; 158&nbsp;kB) S. 9, abgerufen am 22. Oktober 2014.</ref> weil sie gewöhnlich einen unharmonisch wirkenden [[Klang (Glocke)|Klang]] ohne ausgeprägten [[Schlagton]] hatte, musste robust genug sein, um das anhaltende Sturmläuten zu überstehen. Sie konnte statt mit einem Klöppel oft auch mit Hämmern von der Außenseite angeschlagen werden. Es handelt sich entweder um eine von mehreren [[Kirchenglocke|Glocken]] im [[Glockenstuhl]] einer Kirche oder um die Glocke eines Stadtturms wie des [[Perlachturm]]ess in [[Augsburg]], eines Turmwächterhauses wie dem [[Dörnle]] in [[Widdern]] oder eines Feuerwehrhauses wie der [[Houghton Fire Hall]]. Auf Gebäuden wie dem [[Rathaus Seckbach]] ist die Feuerglocke oft rundum sichtbar an einem [[Dachreiter]] befestigt.
 
Die Wache haltenden [[Türmer]] und auch die [[Küster]] waren bei Anzeichen eines Brands zum Läuten der Feuerglocke verpflichtet und musstenhatten mit Fahnen die [[Himmelsrichtung]] des Brands anzeigenanzuzeigen.<ref>Karl Alexander: ''Neu revidirte Feuer-Lösch-Ordnung für die Obergebürgische Residenz-Stadt Bayreuth.'' Schwenter, Bayreuth 1782, S.&nbsp;26, §&nbsp;4,&nbsp;5.</ref>
 
Als weltliche Glocke wurde die Feuerglocke abgesehen von ihrem Klang auch oft durch Inschriften und Verzierungen von der [[Gebetsläuten|Betglocke]] unterschieden. Die weltlichen Glocken hängen in Kirchtürmen manchmal auch in einem eigenen Glockenstuhl, wie die [[Armesünderglocke]] und die Feuerglocke in der Basilika [[St. Martin (Amberg)]].
 
== Geschichte ==
Vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert änderte sich wenig am Einsatz einer Feuerglocke. Die ''Feuer- und Pannen-Ordnung der Stadt [[Zürich]]'' erklärt 1834: „Die Feuerläufer aus Land bestehen aus einem Feuerhauptmann und 30–3330 bis 33 jungen Freiwilligen. Diese haben sich, nachdem vom St.&nbsp;Petersturm mit der Glocke ein Zeichen gegeben oder sie sonst angemahnt worden sind, mit der zum [[Anspannung|Vorspann]] versehenen [[Feuerspritze]] nebst Wurfwagen, die im [[Hornbach (Zürichsee)|Oetanbach]] platziert sein, mit Tansen und Schüffen [Wassergefäße] versehen, bereitzustellen. Nur wenn die Entfernung in der Regel nicht mehr als 2&nbsp;Stunden beträgt, wird abgefahren.“<ref>[{{Webarchiv|url=http://www.berufsfeuerwehr.ch/museum/museum8.htm berufsfeuerwehr.ch]|wayback=20141027101642 |text=Berufsfeuerwehr der Stadt Zürich: Museum – Entwicklung des Feuerwehrwesens }}, abgerufen am 21. Okt. 2014.</ref>
 
Nachtwächter hatten gemäß Anordnungen zur Brandverhütung des 18. Jahrhunderts im [[Kurtrier|Kurfürstentum Trier]] und weiterer [[Kurfürst]]entümer des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]] bei einem Brand die Feuerglocke läuten zu lassen. Dort hieß es im § 20, dass sie „mit einem Blashorn Lärmen zu machen“ hatten, an die Türen und Fenster zu klopfen und „wo eine Thurm- oder Sturmglocke vorhanden ist, dieselbe läuten zu laßen“.<ref>{{Literatur |Autor=[[Franz-Josef Sehr]] |Titel=Brandschutz im Heimatgebiet vor 300 Jahren |Sammelwerk=Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 2022 |Hrsg=Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg |Ort=Limburg |Datum=2021 |ISBN=3-927006-59-9 |Seiten=223–228}}</ref>
Vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert änderte sich wenig am Einsatz einer Feuerglocke. Die ''Feuer- und Pannen-Ordnung der Stadt [[Zürich]]'' erklärt 1834: „Die Feuerläufer aus Land bestehen aus einem Feuerhauptmann und 30–33 jungen Freiwilligen. Diese haben sich, nachdem vom St.&nbsp;Petersturm mit der Glocke ein Zeichen gegeben oder sie sonst angemahnt worden sind, mit der zum [[Anspannung|Vorspann]] versehenen [[Feuerspritze]] nebst Wurfwagen, die im [[Hornbach (Zürichsee)|Oetanbach]] platziert sein, mit Tansen und Schüffen [Wassergefäße] versehen, bereitzustellen. Nur wenn die Entfernung in der Regel nicht mehr als 2&nbsp;Stunden beträgt, wird abgefahren.“<ref>[http://www.berufsfeuerwehr.ch/museum/museum8.htm berufsfeuerwehr.ch], abgerufen am 21. Okt. 2014.</ref>
Anfang des 19. Jahrhunderts hatten auf dem Land in vielen Ortschaften des [[Herzogtum Nassau|Herzogtums Nassau]] bei Wahrnehmung eines Brandes der Lehrer des Ortes mit der Feuerglocke [[Sturmläuten|Sturm zu läuten]] und der Ausschusstambour Alarm zu schlagen. Sofort hatten bestimmte Einwohner die [[Feuerspritze]] zu holen. Nicht jedes Dorf besaß eine solche. Ein Feuerläufer hatte erforderlichenfalls eine weitere Löschpumpe anzufordern.<ref>{{Literatur |Autor=[[Franz-Josef Sehr]] |Titel=Das Feuerlöschwesen in Obertiefenbach aus früherer Zeit |Sammelwerk=Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 1994 |Verlag=Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg |Ort=Limburg-Weilburg |Datum=1993 |Seiten=151–153}}</ref>
 
Noch im Jahr 1865 mussten in [[New York City]] Turmwächter manuell Glocken anschlagen, wenn sie einen Brand entdeckt hatten. Durch die Anzahl Glockenschläge wurde der Bezirk bezeichnet, in dem der Brand ausgebrochen war.<ref>''Telephones and Telegraphs 1902.'' Government Printing Office, Washington (DC) 1906, S. 134.</ref> Parallel mit der Entwicklung der elektrischen [[Telegrafie]], in Verbindung mit dem [[Wagnerscher Hammer|Wagnerschen Hammer]] als Antrieb, wurde der Feueralarm in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts automatisiert und elektrifiziert.
 
Anfang des 19. Jahrhunderts hatten auf dem Land in vielen Ortschaften des [[Herzogtum Nassau|Herzogtums Nassau]] bei Wahrnehmung eines Brandes der Lehrer des Ortes mit der Feuerglocke [[Sturmläuten|Sturm zu läuten]] und der Ausschusstambour Alarm zu schlagen. Sofort hatten bestimmte Einwohner die [[Feuerspritze]] zu holen. Nicht jedes Dorf besaß eine solche. Ein Feuerläufer hatte erforderlichenfalls eine weitere Löschpumpe anzufordern.<ref>{{Literatur |Autor=[[Franz-Josef Sehr]] |Titel=Das Feuerlöschwesen in Obertiefenbach aus früherer Zeit |Sammelwerk=Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 1994 |Verlag=Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg |Ort=Limburg-Weilburg |Datum=1993 |Seiten=151–153}}</ref>
 
Feuerglocken werden heute höchstens noch in kleineren Ortschaften eingesetzt. Im 20. Jahrhundert wurden sie durch [[Sirene (Gerät)|Sirenen]] ersetzt. Mittlerweile sind sie oft aus den Glockentürmen ausgelagert, wie die beiden Feuerglocken im Keller des [[Berner Münster]]s.
 
== Feuerglockenzeit ==
 
„Feuerglocke“ wurde mitunter auch ein Läuten der Feuerglocke genannt, das die [[Sperrstunde]] beziehungsweise das abendliche Bedecken der Feuerstellen zur Brandverhütung (engl. ''curfew'', franz. ''couvre-feu'') signalisierte, zur sogenannten ''Feuerglockenzeit'',<ref>{{Deutsches Wörterbuch |Titel=Feuerglocke |Band=3 |Sp=1593}}</ref> und vor allem im nördlichen Europa üblich war.
 
== Künstlerische Darstellungen ==
 
In Romanen, Theaterstücken (''[[Demetrius (Schiller)|Demetrius]]'', 1857, ''[[Meister Oelze]]'', 1892) und historischen Filmen (''[[Ruf der Wildgänse]]'', 1961) dient die Feuerglocke traditionell als effektvolles Mittel zur Dramatisierung.