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{{Dieser Artikel|behandelt das Hamburger Trio. Siehe auch: [[Gebrüder Wolff]], Heilbronner Lithografen.}}
Die '''Gebrüder Wolf''', auch '''Wolf-Trio''', waren [[Musiker]], [[Komikerpaar|Komiker]] und [[Varieté]]stars aus [[Hamburg -Neustadt]], die im frühen 20. Jahrhundert international bekannt wurden. Sie galten zu ihrer Zeit als Inbegriff der „Jungs von der [[Waterkant]]“.
 
== Geschichte der Gebrüder Wolf ==
Die [[Judentum|jüdischen]] Schlachtersöhne [[Ludwig Wolf (Musiker)|Ludwig]] (*18671867–1955), Leopold (*18691869–1926) und [[James Wolf (Sänger, 1870)|James Isaac]] (*18701870–1943) Isaac, die sich wegen des zunehmenden [[Antisemitismus (bis 1945)|Antisemitismus]] '''Wolf-Trio'' (und nicht etwa ''Gebrüder Isaac'') nannten, traten bereits seit [[1895]] in Hamburg auf. Unter dem Namen '''Wolf-Trio,''', '''Wolf-Duo''' und '''Gebrüder Wolf''' nahmen die Brüder sowie später teilweise auch ihre Söhne die zu ihrer Zeit enorme Zahl von über 60 Tonträgern mit damals populären [[Couplet]]s mit witzig-derben Texten („Mariechen, das süße Viehchen“) auf, die bei Auftritten mit entsprechender Kostümierung, meist in Hafenarbeiterkluft als „Fietje“ und „Tetje“, dargeboten wurden.
 
[[1906]] verließ James Isaac die Gruppe, um sich als Zeitungshändler selbstständig zu machen. Die verbleibenden Brüder benannten sich daraufhin in „Wolf-Duo“ um, wobei Ludwig eher der künstlerische Kopf war, während Leopold sich um die [[Management]]-Angelegenheiten kümmerte. [[1912]]/[[1913|13]] gelang ein großer Erfolg durch Auftritte im „Neuen Operetten-Theater“ am [[Spielbudenplatz]] auf [[St. Pauli]] als Teil der Revue „Rund''Rund um die Alster“Alster''. Der Direktor des Theaters, Wilhelm Bendiner, riet den Brüdern, sich auf [[Niedersächsische Sprache|plattdeutsche]] Couplets („[[Döntje]]s“) zu konzentrieren, in denen er ihre Stärke sah. Der Erfolg von Stücken wie ''[[Snuten un Poten]]'' und „Jung mit'n'[[An Tüdelband“de Eck steiht’n Jung mit’n Tüdelband|Jung mit’n Tüdelband]]'' gab ihm nachträglich recht. Von ihm stammte auch die Idee zur Umbenennung in „Gebrüder Wolf“.
Die [[Judentum|jüdischen]] Schlachtersöhne Ludwig (*1867), Leopold (*1869) und [[James Wolf|James]] (*1870) Isaac, die sich wegen des zunehmenden [[Antisemitismus]] '''Wolf-Trio''' nannten, traten bereits seit [[1895]] in Hamburg auf. Unter dem Namen '''Wolf-Trio''', '''Wolf-Duo''' und '''Gebrüder Wolf''' nahmen die Brüder sowie später teilweise auch ihre Söhne die zu ihrer Zeit enorme Zahl von über 60 Tonträgern mit damals populären [[Couplet]]s mit witzig-derben Texten („Mariechen, das süße Viehchen“) auf, die bei Auftritten mit entsprechender Kostümierung, meist in Hafenarbeiterkluft als „Fietje“ und „Tetje“, dargeboten wurden.
[[Datei:Tafel für Gebrüder Wolf Wolf-Trio Hütten 86 für Ludwig Wolf.jpg|mini|Tafel für Ludwig Wolf, Hütten 86 (Hamburg)]]
Im Jahr [[1912]] übernahmen die Gebrüder Wolf Hauptrollen und Regie in der [[Stummfilm]]produktionStummfilmproduktion „Die''Die Glückspilze“Glückspilze''. Der Film ist [[Verschollener Film|verschollen]]. In den folgenden Jahren wurden die Brüder auch im Ausland bekannt und [[Tournee|tourten]] beispielsweise durch [[Skandinavien]], die [[Niederlande]] und die [[Schweiz]]. Der Erfolg ermöglichte den Kauf von Immobilien, etwa des Operettentheaters und des Varietétheaters am [[Besenbinderhof]].
 
Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] unterhielten die Gebrüder Wolf mit Auftritten in der Rolle von Soldaten auf Heimaturlaub in der Revue „Hamburg''Hamburg im Krieg“Krieg'' am Neuen Theater. [[1924]] nahmen alle Mitglieder der Familie Isaac den [[Künstlername]]nKünstlernamen „Wolf“ als bürgerlichen Namen an. [[1926]] starb Leopold Wolf, und sein Sohn [[James Iwan Wolf, ein Sohn Leopolds,]] stiegnahm fürseine ihnStelle ein. In dieser Besetzung waren die Gebrüder Wolf bis [[1933]] erfolgreich.
[[1906]] verließ James Isaac die Gruppe, um sich als Zeitungshändler selbstständig zu machen. Die verbleibenden Brüder benannten sich daraufhin in „Wolf-Duo“ um, wobei Ludwig eher der künstlerische Kopf war, während Leopold sich um die [[Management]]-Angelegenheiten kümmerte. [[1912]]/[[1913|13]] gelang ein großer Erfolg durch Auftritte im „Neuen Operetten-Theater“ am [[Spielbudenplatz]] auf [[St. Pauli]] als Teil der Revue „Rund um die Alster“. Der Direktor des Theaters, Wilhelm Bendiner, riet den Brüdern, sich auf [[Niedersächsische Sprache|plattdeutsche]] Couplets („[[Döntje]]s“) zu konzentrieren, in denen er ihre Stärke sah. Der Erfolg von Stücken wie „[[Snuten un Poten]]“ und „Jung mit'n Tüdelband“ gab ihm nachträglich recht. Von ihm stammte auch die Idee zur Umbenennung in „Gebrüder Wolf“.
 
Nach der [[Machtergreifung|Machtübernahme]] der Nazis]] wurde den beiden die Arbeit wegen ihrer jüdischen Herkunft jedoch immer weiter erschwert, bis sie [[1939]] vollständiges Auftrittsverbot erteilt bekamen. Ihre Lieder indes wurden zu „deutschem Liedgut“ erklärt. Zwischen [[1931]] und [[1934]] erschienen drei [[UFA]]-Filme mit Liedern und Motiven der Gebrüder Wolf, in deren Rollen die Schauspieler [[Guzzi Lantschner]] und [[Walter RimiRiml]] auftraten.
Im Jahr [[1912]] übernahmen die Gebrüder Wolf Hauptrollen und Regie in der [[Stummfilm]]produktion „Die Glückspilze“. Der Film ist verschollen. In den folgenden Jahren wurden die Brüder auch im Ausland bekannt und [[Tournee|tourten]] beispielsweise durch [[Skandinavien]], die [[Niederlande]] und die [[Schweiz]]. Der Erfolg ermöglichte den Kauf von Immobilien, etwa des Operettentheaters und des Varietétheaters am Besenbinderhof.
 
James Iwan Wolf wurde im [[Konzentrationslager Sachsenhausen]] interniert, konnte aber nach einjähriger Haftzeit mit seinem Bruder Donat nach [[Shanghai]] entkommen, wo sie im „Artist Club“ auftraten, bis sie [[1947]] vor den rotchinesischenkommunistischen Truppen nach [[New York City|New York]] flohen. Später ließen sie sich in [[San Diego]] bzw. [[San Francisco]] nieder, wo sie [[1981]] und [[1983]] verstarben.
Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] unterhielten die Gebrüder Wolf mit Auftritten in der Rolle von Soldaten auf Heimaturlaub in der Revue „Hamburg im Krieg“ am Neuen Theater. [[1924]] nahmen alle Mitglieder der Familie Isaac den [[Künstlername]]n „Wolf“ als bürgerlichen Namen an. [[1926]] starb Leopold Wolf, und James Iwan Wolf, ein Sohn Leopolds, stieg für ihn ein. In dieser Besetzung waren die Gebrüder Wolf bis [[1933]] erfolgreich.
 
James Wolf, der [[1906]] aus dem „Wolf-Trio“ ausgestiegen war, wurde [[1942]] in das [[KZ Theresienstadt]] deportiert, wo er [[1943]] ermordetzu wurdeTode kam. Ludwig Wolf überlebte dank seiner Popularität und seiner nicht-jüdischen Ehefrau die [[Zeit des Nationalsozialismus]] in Hamburg. Nach dem Krieg trat er als Solokünstler wieder auf und gründete die „Internationale Artisten-Loge“, als deren Ehrenvorsitzender er bis zu seinem TodeTod am [[9. März]] [[1955]] fungierte. Er wurde auf dem [[Friedhof Ohlsdorf|Ohlsdorfer Friedhof]] in Hamburg beigesetzt (Grablage BH 60 ([1328)]).
Nach der [[Machtergreifung|Machtübernahme der Nazis]] wurde den beiden die Arbeit wegen ihrer jüdischen Herkunft jedoch immer weiter erschwert, bis sie [[1939]] vollständiges Auftrittsverbot erteilt bekamen. Ihre Lieder indes wurden zu „deutschem Liedgut“ erklärt. Zwischen [[1931]] und [[1934]] erschienen drei [[UFA]]-Filme mit Liedern und Motiven der Gebrüder Wolf, in deren Rollen die Schauspieler Guzzi Lantschner und Walter Rimi auftraten.
 
[[2002]] wurde in den [[Hamburger Kammerspiele]]n die Premiere von Ulrich Wallers Stück „Die Jungs mit dem Tüdelband“ gefeiert, das sich mit der Geschichte der Gebrüder Wolf auseinandersetzt. Ein Film des deutschen Regisseurs [[Jens Huckeriede]] erzählte [[2003]] die Geschichte des Wolf-Urenkels Dan Wolf, eines amerikanischen [[Rap]]persRappers, in der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Dan Wolf selbst hat das Thema auch in einem eigenen Theaterstück bearbeitet. Für das Jahr 2007 ist die Einweihung eines „Gebrüder-Wolf-Platzes“ auf dem Gelände der ehemaligen Bavaria- und St. Pauli-Brauerei vorgesehen.
James Iwan Wolf wurde im [[Konzentrationslager Sachsenhausen]] interniert, konnte aber nach einjähriger Haftzeit mit seinem Bruder Donat nach [[Shanghai]] entkommen, wo sie im „Artist Club“ auftraten, bis sie [[1947]] vor den rotchinesischen Truppen nach [[New York City|New York]] flohen. Später ließen sie sich in [[San Diego]] bzw. [[San Francisco]] nieder, wo sie [[1981]] und [[1983]] verstarben.
 
Am 5. Juni 2008 wurde auf dem Gelände der ehemaligen Bavaria- und St. Pauli-Brauerei der ''[[Gebrüder-Wolf-Platz]]'' eingeweiht. Zum Gedenken für James Wolf ist in der Bismarckstraße 11 in [[Hamburg-Eimsbüttel]] ein [[Stolpersteine|Stolperstein]] des Künstlers [[Gunter Demnig]] verlegt.
James Wolf, der [[1906]] aus dem „Wolf-Trio“ ausgestiegen war, wurde [[1942]] in das [[KZ Theresienstadt]] deportiert, wo er [[1943]] ermordet wurde. Ludwig Wolf überlebte dank seiner Popularität und seiner nicht-jüdischen Ehefrau die [[Zeit des Nationalsozialismus]] in Hamburg. Nach dem Krieg trat er als Solokünstler wieder auf und gründete die „Internationale Artisten-Loge“, als deren Ehrenvorsitzender er bis zu seinem Tode am [[9. März]] [[1955]] fungierte. Er wurde auf dem [[Friedhof Ohlsdorf|Ohlsdorfer Friedhof]] in Hamburg beigesetzt (Grablage BH 60 (1328)).
 
 
[[2002]] wurde in den [[Hamburger Kammerspiele]]n die Premiere von Ulrich Wallers Stück „Die Jungs mit dem Tüdelband“ gefeiert, das sich mit der Geschichte der Gebrüder Wolf auseinandersetzt. Ein Film des deutschen Regisseurs Jens Huckeriede erzählte [[2003]] die Geschichte des Wolf-Urenkels Dan Wolf, eines amerikanischen [[Rap]]pers, in der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Dan Wolf selbst hat das Thema auch in einem eigenen Theaterstück bearbeitet. Für das Jahr 2007 ist die Einweihung eines „Gebrüder-Wolf-Platzes“ auf dem Gelände der ehemaligen Bavaria- und St. Pauli-Brauerei vorgesehen.
 
== Erhältliche Tonträger ==
* „Snuten''Snuten un Poten“,Poten''. Musik Antik
* „Im''Im Himmel ist'sist’s herrlich“herrlich'' (Doppel-CD),. Musik Antik
* „Return''Return of the Tüdelband“Tüdelband'' (diverse Interpreten mit [[Coverversion]]en von Gebrüder-Wolf-Titeln),. Trikont
* „Die''Die Jungs mit dem Tüdelband“Tüdelband'' (Hörbuch, Doppel-CD),. Hoffmann und Campe
 
== Literatur ==
* Jens Huckeriede/Angela Müller: ''An de Eck steiht'nsteiht’n Jung mit'nmit’n Tüdelband. Gebrüder Wolf.'' Hamburg 2003, ISBN 3-921305-46-2
* Dieter Guderian: "''Die Hamburger Originale Tetje und Fietje - Lebensgeschichte der Gebrüder Wolf und ihrer Familie Isaac",''. Ochtendung, 2007, ISBN 3-938649-11-9
* [[Jens Natter]]: ''De Jung mit’n Tüdelband – Hamburgs berühmtestes Volkslied''. Boyens, 2012, ISBN 978-3-8042-1368-5
* Xin Tong: ''Rund um die Alster, rund um die Welt – Die Gebrüder Wolf im Exil Shanghai''. In: ''Hamburger Schlüsseldokumente zur deutsch-jüdischen Geschichte'', 25. Juni 2018, [[doi:10.23691/jgo:article-245.de.v1]].
 
== Siehe auch ==
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== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* [http://www.gebruederwolf.de/de/news.htm Homepage der „Gebrüder Wolf“]
* {{LexMLexMusikNS|00001014|Donat Wolf}}
* {{LexMLexMusikNS|00001030|James Wolf}}
* {{LexMLexMusikNS|00001021|James Iwan Wolf}}
* {{LexMLexMusikNS|00001037|Ludwig Wolf}}
 
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{{SORTIERUNG:Wolf}}
[[Kategorie:Geschwister|Wolf]]
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