„Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg“ – Versionsunterschied

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== Entstehung ==
[[Datei:Bundesarchiv Bild 146-1977-031-03, Riga, Diensstelle ERR, Bücherlager.jpg|mini|Bücherlager des ERR, Riga, November 1943]]
Offizielle Ausgangsbasis des ERR war das Projekt der [[Hohe Schule der NSDAP|„Hohen Schule“]], die als „zentrale Stätte der nationalsozialistischen Forschung“ geplant war.<ref>[[Ernst Piper]]: ''Alfred Rosenberg – der Prophet des Seelenkrieges. Der gläubige Nazi in der Führungselite des nationalsozialistischen Staates.'' In: Michael Ley, [[Julius H. Schoeps]] (Hrsg.): ''Der Nationalsozialismus als politische Religion''. Bodenheim bei Mainz 1997, ISBN 3-8257-0032-1, S.&nbsp;122.</ref> Rosenberg wollte sein Forschungsinstitut mit dem Material der Gegner der nationalsozialistischen Weltanschauung füllen. Nach der Niederlage Frankreichs erkannte [[Georg Ebert (Parteifunktionär)|Georg Ebert]] vom [[Außenpolitisches Amt der NSDAP|Außenpolitischen Amt der NSDAP]], dasdass ergroße Bibliotheken in denParis Bibliotheken unddarunter Archivendie vonder jüdischen,Freimaurerloge [[freimaurerGrand Orient de France]]ischen – zurückgelassen worden waren. Gleichzeitig wurde festgestellt, dass jüdische Institutionen in Paris zusammengebrochen waren. Der Parteiideologe [[KommunismusAlfred Rosenberg]] schlug am 18. Juni 1940 über [[Martin Bormann]] [[Adolf Hitler|kommunistischenHitler]] vor, diese Bibliotheken zu beschlagnahmen. Währenddessen entdeckten die Besatzungskräfte, große Mengen an Kunst und demokratischenkulturellen OrganisationenSchätzen, die in denfranzösischen besetztenGebäuden Ländernzurückgelassen zuworden finden hofftewaren. AusMit diesemHitlers GrundZustimmung entstandwurde imder ERR zwischen Juni und Juli 1940 eingerichtet.<ref>Donald E. Collins, Herbert P. Rothfeder: [https://www.jstor.org/stable/25541351 ''The Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg and the Looting of Jewish and Masonic Libraries during World War II.''] The Journal of Library History, Vol. 18, Nr. 1, 1983, S. 24 f.</ref> Da man bald auch zurückgelassene private Bibliotheken beschlagnahmen wollte, teilte [[Wilhelm Keitel]] für das [[Oberkommando der Wehrmacht]] der Militärverwaltung in Paris mit, dass Übereignungen an den französischen Staat nach der „EinsatzstabKriegserklärung ReichsleiterFrankreichs Rosenberg“vom mit1. September 1939 gegenstandslos und rechtsunwirksam seien. Damit war der Gründungtraditionelle des[[Kunstschutz]] ausgehebelt und es wurde klar, dass es um rücksichtslose Ausplünderung ging.<ref>[[Ernst Piper]]: ''AmtesAlfred WestenRosenberg – Hitlers Chefideologe.'' Allitera Verlag, 2015, ISBN 978-3-86906-693-6, S. 416.</ref> DieseDer OrganisationERR war nachwährend Aufgabenbereichendes Krieges in verschiedeneallen Stäbebesetzten Staaten als Wehrmachtsgefolge aktiv und wurde bei der Auffindung und Beschlagnahmung von [[Geheime Staatspolizei|Gestapo]] und Sicherheitskräften unterstützt.<ref>Donald E. Collins, Herbert P. Rothfeder: ''The Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg and the Looting of Jewish and Masonic Libraries during World War II.'' S. aufgeteilt26.</ref> Erst danach entstand die Führungsorganisation in Berlin als Unterabteilung des Amtes III des [[Außenpolitisches Amt der NSDAP|APA]]. Da der ERR in den besetzten Gebieten tätig werden sollte, wurde er als Wehrmachtsgefolge der Wehrmacht zugeordnet, so dass er die Feldpolizei bei Beschlagnahmungen und die Möglichkeiten der Wehrmacht für den teils frontnahen Transport und die Kommunikation nutzen konnte.<ref>Donald E. Collins, Herbert P. Rothfeder: [https://www.jstor.org/stable/25541351 ''The Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg and the Looting of Jewish and Masonic Libraries during World War II.''] The Journal of Library History, Vol. 18, Nr. 1, 1983, S. 26.</ref>
 
Nach dem [[Westfeldzug]] 1940 stießen die Mitarbeiter des ERR bei der Suche nach Büchern und Archivmaterial vor allem in [[Deutsche Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg|Frankreich]] und den [[Benelux]]-Ländern auf riesigeumfangreiche Bestände von Kunstgegenständen inaus jüdischem BesitzEigentum. Die [[Palais Beauharnais|deutsche Botschaft in Paris]] und [[Schutzstaffel|SS]]-Einsatzkommandos der [[Geheime Feldpolizei (Wehrmacht)|Geheimen Feldpolizei]] begannen sofort nach der Besetzung, aus bekannten Sammlungen und Galerien die wertvollsten Bilder zu rauben. Rosenberg und seine Organisation wollten an diesen Raubzügen beteiligt werden. Rosenberg gelang es, von [[Adolf Hitler|Hitler]] die Vollmacht zu erhalten, als einzige Kunstrauborganisation in den besetzten Ländern wirken zu können. Die Nationalsozialisten waren derart darauf fixiert, sich wertvolle Kunstwerke anzueignen, dass der NS-[[Kunstraub]] das wichtigste Arbeitsfeld des ERR wurde. Daneben wurden viele Bibliotheken geraubt, die den genannten Studien dienen sollten, so für das einzurichtende [[Institut zur Erforschung der Judenfrage]] in [[Frankfurt am Main]], vor allem aber für die Bibliothek der „Hohen Schule“.
 
Zwischen 1940 und 1945 war der ERR erst in Frankreich, den Benelux-Ländern, dann in [[Deutsche Besetzung Polens 1939–1945|Polen]] und [[Griechenland]], im [[Baltikum]], auf dem Gebiet der [[Sowjetunion]] im [[Reichskommissariat Ostland]] sowie [[Reichskommissariat Ukraine]] und in [[Königreich Italien (1861–1946)|Italien]] tätig. Der Einsatzstab verfügte über acht regionale Haupteinsatzgruppen und zunächst fünf fachlich gegliederte „Sonderstäbe“ (Musik, Bildende Kunst, Vorgeschichte, Bibliotheken, Kirchen). Die Raubzüge des ERR waren verbunden mit der [[Deportation#Deportationen aufgrundwährend rassischerdes ZuordnungNationalsozialismus|Deportation]] der ausgeraubten Menschen in [[Konzentrationslager]], die sie zumeist in den Tod führte.
 
== Der Auftritt Görings ==
Der Ideologe Alfred Rosenberg war ein schlechter Manager, der über wenig Machtmittel verfügte. Als der ERR die ersten großen Sammlungen beschlagnahmt hatte und Rosenberg sie nach Deutschland transportieren lassen wollte, weigerte sich der [[Militärbefehlshaber Frankreich]] in Paris, dies zuzulassen, und verbot Rosenberg kurzerhand den Abtransport der Bilder. Da sprang [[Hermann Göring]] als Helfer ein. Der zweitmächtigste Mann des Dritten Reiches verfügte über genügend Macht, um seine Ziele zu verfolgen, und war entschlossen, sich an der Beute in den besetzten Ländern zu beteiligen. Göring verfügte in Paris über ein [[Luftflotte 3|Luftwaffenkommando]] und damit über Soldaten, Transportkapazitäten und [[Devisenschutzkommando]]s. So half er dem ERR beim Beutemachen und Abtransport, beanspruchte dafür aber die erste Auswahl der geraubten Bilder. Deshalb brachte er im Einsatzstab heimlich Personal auf seine Seite. Der Leiter des ERR in Frankreich und des Sonderstabes Bildende Kunst in Frankreich, [[Kurt von Behr]], war immer bemüht, Göring jeden Wunsch zu erfüllen. Dafür unterstützte Göring ihn bei vielen Gelegenheiten gegen seinen Chef Rosenberg.
 
Auch der Berliner Leiter aller Sonderstäbe [[Gerhard Utikal]] war bemüht, Göring jeden Wunsch zu erfüllen, und agierte im Zweifel lieber gegen seinen eigenen Chef. Göring besorgte auch weiteres Personal wie Fotografen, Kunsthistoriker u.&nbsp;a. für den Einsatzstab, indem er Heeresangehörige in die Luftwaffe und anschließend nach Paris versetzte. So kamen der Kunsthistoriker [[Günther Schiedlausky]] und der Fotograf Karl Kress zum Einsatzstab in Paris anstatt zur Ostfront. Auch diese Personen waren Göring gegenüber loyal. Dessen größter Coup war die Installation des Kunsthistorikers [[Bruno Lohse]] in der Leitung des Sonderstabs Bildende Kunst in Paris. Lohse, ein junger Kunsthistoriker und Kunsthändler aus Berlin, war als Gefreiter bei den Panzerjägern in Ostpreußen, als er für einen Monat zum ERR nach Paris abgeordnet wurde. Am Ende der Zeit begegnete er bei einer Präsentation von geraubten Bildern Göring, der von den Fachkenntnissen Lohses zu niederländischen Malern des 17.&nbsp; Jahrhunderts beeindruckt war. Laut Lohses Darstellung machte ihm Göring am Tag danach das Angebot, dauerhaft als sein Vertrauter in den Einsatzstab abgeordnet zu werden. Dort sollte Lohse seine Interessen vertreten. Er wurde dann stellvertretender Leiter des Sonderstabes Bildende Kunst in Paris. Auch Lohse wechselte zur Luftwaffe mit dem Standort Paris. Er bereitete darauf regelmäßig Ausstellungen des Raubgutes für Göring vor, wenn dieser nach Paris kam. Göring reiste in den Jahren 1941 und 1942 circa 20-mal in seinem Sonderzug nach Paris und nahm die geraubte Ware in angehängten Waggons gleich mit. Lohse bekam zusätzlich den Auftrag, auf dem Kunstmarkt Bilder für Göring ausfindig zu machen. Lohse war voll mit den Arbeiten für Göring beschäftigt und nicht den Weisungen der ERR-Leitung verpflichtet, sondern nur Göring gegenüber.<ref>EinJames Plaut, Angehöriger der US-amerikanischen [[Art Looting Investigation Unit]], die für den Nürnberger Prozess den Kunstraub aufklärte, beschrieb den1946 in dem Magazin [[Atlantic Monthly]] die Rolle des Einsatzstab 1946 mit dem Satz “A„A Goering Show under the Rosenberg Flag”Flag“. Der Untersuchungsführer der amerikanischen Art Looting Investigation Unit (Kunstraubermittlung) in Atlantic Monthly 1946 s. unter Weblinks [http://www.theatlantic.com/unbound/flashbks/nazigold/loot.htm James Plaut: ''Loot for the Master Race'' in Atlantic Monthly September 1946] Eingesehen am 144. NovemberFebruar 20092021.</ref>
 
== Chronik ==
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Am 17. September 1940 bevollmächtigte Generalfeldmarschall [[Wilhelm Keitel]] im Auftrage Hitlers den ERR, „jeglichen herrenlosen Kulturbesitz sicherzustellen“.<ref>Jonathan Petropoulos: ''Kunstraub und Sammelwahn. Kunst und Politik im Dritten Reich.'' Berlin 1999, S. 168.</ref>
 
Im Juli 1940 wurde der ERR Frankreich, Dienststelle Westen, unter [[Kurt von Behr]] in [[Paris]] eingerichtet. Das Zentralamt des ERR befand sich neben dem [[Amt Rosenberg]] und [[Außenpolitisches Amt der NSDAP|Außenpolitischen Amt der NSDAP]] in der Margaretenstraße&nbsp; 18 in [[Berlin]].<ref>Ernst Piper: ''Alfred Rosenberg. Hitlers Chefideologe.'' München 2005, S. 489.</ref> Der ERR war keine staatliche Einrichtung, sondern eine Unterorganisation der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]].<ref>Abweichend davon nennt eine westdeutsche Verordnung von 1965 allerdings das Reichsministerium, also ein staatliches Organ, als Träger der Dienststelle Westen, wobei an dem Kunst- und Möbelraub (sog. [[M-Aktion]]) demnach weitere Stellen „des Reichs“ als die D.&nbsp;W. beteiligt waren ([https://www.gesetze-im-internet.de/br_gdv_1/BJNR004200965.html Quelle]).</ref>
 
Rosenberg hatte auch den Auftrag zur Gründung und Einrichtung der ‚Hohen[[Hohe Schule‘Schule der ParteiNSDAP|Hohen Schule der NSDAP]]. Sie sollte die zentrale Stätte der NS-Forschung, Lehre und Erziehung werden. DazuFür gehörteden dieBestand Einrichtungder künftigen Zentralbibliothek unternahm der ERR einen systematischen [[Bücherraub]] in überwiegend jüdischen Bibliotheken in Paris, Brüssel, Amsterdam, Prag oder Wien.<ref name="Adunka" >[[Evelyn Adunka]]: ''Der Raub der Bücher. Über Verschwinden und Vernichten von Bibliotheken in der NS-Zeit und ihre Restitution nach 1945.'' Czernin Verlag, Wien 2002.</ref> Rosenberg ließ daherauch jüdische und freimaurerische Bibliotheken beschlagnahmen, um Kenntnisse über den Gegner zu gewinnen.<ref>Siehe hierzu Führerbefehl vom 5. Juli 1940.</ref> Als die Beschlagnahmekommandos in Frankreich unterwegs waren, entdeckten die Verantwortlichen, dass es sehr große Mengen von Kunstgut gab, deren man habhaft werden konnte. Daher wurde der Kompetenzbereich des Kommandos ERR auf die Beschlagnahme sämtlichen Kunst- und Kulturgutes erweitert.<ref>Siehe auch Keitelbefehl vom 17. September 1940.</ref> Von April 1941 bis Juli 1944 brachten 29 Transporte beschlagnahmte Werke aus Paris nach Deutschland, wo der ERR im [[Schloss Neuschwanstein]] sein Hauptdepot unterhielt.
 
== Länderaktivitäten ==
=== Frankreich (ab 1940) ===
[[Datei:Plaque Rose Valland.jpg|mini|Tafel am Jeu de Paume in Paris, das vom Herbst 1940 bis zum Sommer 1944 dem ''Amt Westen'' des ERR als Zwischenlager und Ausstellungsgebäude diente]]
An über 50 verschiedenen Orten in Frankreich wurden Kunstgegenstände konfisziert, und in sieben Ausstellungenanschließend im Museum [[Galerie nationale du Jeu de Paume|Jeu de Paume]] in sieben Ausstellungen gezeigt:. Damit vorsollte allemauch umAlfred Rosenberg und Hermann Göring, mit dem der ERR in Paris eng zusammenarbeitete, einenein Überblick über die wertvollsten Gegenstände zudargeboten verschaffenwerden. Die beschlagnahmten [[Bibliothek]]enBibliotheken, darunter die „Polnische Bibliothek“, die „[[Turgenjew„Turgenjew-Bibliothek]]“Bibliothek“ und die Bibliotheken zahlreicher Pariser [[Logenvereinigung|Logen]], sollten der Zentralbibliothek der ‚[[Hohe Schule der NSDAP|Hohen Schule der NSDAP]]‘ zugutekommen. Laut Arbeitsbericht umfassen die Beschlagnahmungen 21.903 Objekte aus 203 Sammlungen. [[Günther Schiedlausky]], Hans Ulrich Wirth, [[Karl Heinz Esser (Kunsthistoriker)|Karl Heinz Esser]], Heinrich Jerchel, [[Bruno Lohse]], Friedrich Franz Kuntze und der Fotograf Karl Kress,<ref>Greg Bradsher: ''Karl Kress: Photographer for the ERR and the Third Army MFA&A Special Evacuation Team.'' The National Archives Text Message, 21. August 2014 ([https://text-message.blogs.archives.gov/2014/08/21/karl-kress/ online]).</ref> der Raubgut auf Fotos dokumentierte, waren die hauptsächlichen wissenschaftlichen Arbeitskräfte beim Raub.
 
Die Kunsthistoriker [[Günther Schiedlausky]], [[Hans Ulrich Wirth]], [[Karl Heinz Esser (Kunsthistoriker)|Karl Heinz Esser]], [[Heinrich Jerchel]], [[Bruno Lohse]] und [[Friedrich Franz Kuntze]], die vorher teilweise bereits beim ''Kunstschutz'' in Paris tätig gewesen waren, waren die hauptsächlichen wissenschaftlichen Mitarbeiter bei Begutachtungen und Beschlagnahmungen.<ref>Christina Kott: ''„Den Schaden in Grenzen halten ...“ Deutsche Kunsthistoriker und Denkmalpfleger als Kunstverwalter im besetzten Frankreich, 1940–1944.'' In: Ruth Heftrig, Olaf Peters, Barbara Schellewald (Hrsg.): ''Kunstgeschichte im "Dritten Reich". Theorien, Methoden, Praktiken.'' Akademie Verlag, Berlin 2008. S. 362–393, besonders [https://books.google.de/books?id=OIvoBQAAQBAJ&pg=PA372&lpg=PA372&dq= S. 372]</ref><ref>Jens Hoppe: ''Dr. Karl Heinz Esser. Selbstverständnis und Tätigkeit eines beim Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg tätigen Kunsthistorikers im besetzten Baltikum.'' In: Magdalena Bushart, Agnieszka Gąsior, Alena Janatková (Hrsg.): ''Kunstgeschichte in den besetzten Gebieten 1939–1945.'' Böhlau, Köln, Weimar Wien 2006 [https://books.google.de/books?id=wKelDAAAQBAJ&pg=PA255 S. 255–275]</ref> Der Fotograf [[Karl Kress (Fotograf)|Karl Kress]] machte Aufnahmen der beschlagnahmten Kunstgüter.<ref>Greg Bradsher: ''Karl Kress: Photographer for the ERR and the Third Army MFA&A Special Evacuation Team.'' The National Archives Text Message, 21. August 2014 [https://text-message.blogs.archives.gov/2014/08/21/karl-kress/ online]</ref>
 
=== Griechenland (ab 1941) ===
Unmittelbar nach dem [[Fall Marita|deutschen Überfall auf Griechenland]] traf Anfang Mai 1941 eine an die [[12. Armee (Wehrmacht)|12.&nbsp; Armee]] der [[Wehrmacht]] angegliederte Abteilung des Sonderkommandos Rosenberg unter Leitung von Leutnant [[Hermann von Ingram]] in Athen ein. Allein in Thessaloniki wurden in Zusammenarbeit mit der [[Geheime Feldpolizei (Wehrmacht)|Geheimen Feldpolizei der Wehrmacht]] über 50 Razzien, Verhöre bei jüdischen Persönlichkeiten und Durchsuchungen durchgeführt. Die gewonnenen Einwohnerdaten dienten später für die Deportation der Juden. Historisch wertvolle Dokumente, Kulturgüter und liturgische Gegenstände, darunter ca. 100.000 Bücher aus den jüdischen Bibliotheken in [[Thessaloniki]], wurden geraubt.<ref>{{GedenkorteEuropa |id=article-einsatzstab-reichsleiter-rosenberg.html|abruf=2016-04-18}}, abgerufen 18. April 2016</ref><ref>{{Webarchiv|text=''Abschlussbericht des Sonderkommandos Rosenberg in Griechenland'' |url=http[https://www.argus.bstuinvenio.bundesarchiv.de/NS30_25600invenio/metsdirektlink/NS30_25600_075/index.htm?target=midosaFraContent&backlink=http%3A%2F%2Fwww.argus.bstu.bundesarchiv.de%2FNS30_25600%2Findex.htm3c934f31-kid2011-9be014444c9a-0531af1a-495a-91f1-95671ac19e30&sign=NS%2030%2F75Athen771858bcb4ac/ |wayback=20160612084729''Abschlussbericht |archiv-bot=2018-04-07des 23:30:22Sonderkommandos InternetArchiveBotRosenberg }}in Griechenland''], 15. November 1941, abgerufen am 29. April 2022.</ref>
 
=== Osteuropa (ab 1941) ===
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Das Zentralamt [[Berlin]], eine Abteilung des [[Außenpolitisches Amt der NSDAP|Außenpolitischen Amtes der NSDAP]], unter der Leitung [[Georg Ebert (Parteifunktionär)|Georg Eberts]] (bis 1941), später von [[Gerhard Utikal]], gliederte sich in drei Abteilungen:
 
* ''Hauptabteilung III'': Sonderaufgaben, Leiter [[HerrmannHermann von Ingram]]
* ''Hauptabteilung IIIa'': Organisation der Sicherstellung von jüdischem Besitz, Leiter Herrmann von Ingram
* ''Hauptabteilung IIIb'': Geschäftsführung für den ''Sonderstab Bildende Kunst'', [[Walter Rehbock]]
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* ''Sonderstab Bibliotheksaufbau'' „[[Hohe Schule der NSDAP|Hohe Schule]]“ mit dem Leiter [[Walter Grothe]] (sp. [[Gerd Wunder]])
* ''[[Deutsche Gesellschaft für Vorgeschichte|Sonderstab Vorgeschichte]]'' mit dem Leiter [[Hans Reinerth]], später [[Rudolf Stampfuß]]
* ''Sonderstab Kirchen'' mit dem Leiter [[Anton Deindl]]
* ''Sonderstab Osten'' mit dem Leiter [[Georg Leibbrandt]]; persönlicher Referent [[Herbert Drescher]]
* ''Sonderstab für rassenpolitische Fragen'' (organisatorisch dem ERR angeschlossen)
 
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* Schloss [[Czernica|Großbrück]] im [[Hirschberger Tal]] (Niederschlesien)
* [[Schloss Neuschwanstein]] (Oberbayern), Hauptdepot
* [[Kloster Raitenhaslach]], heute zu [[Burghausen]] gehörig (Oberbayern), seit 1943 Depot vor allem für Musikinstrumente und andere Musikalien, überwiegend aus Frankreich<ref>Johanna Richter: ''Ein Kloster voller Nazi-Raubgut'' in: [[Mittelbayerische Zeitung]], 4. November 2023</ref>
* [[Kloster Banz]] bei [[Bad Staffelstein]] (Oberfranken) (auch Wohnsitz des Freiherrn von Behr)
* Hotel [[Annenheim]] in [[Sankt Andrä (Kärnten)]] bei [[Villach]]
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'''Allgemeine Darstellungen'''
* Jacob Kurz: ''Kunstraub in Europa 1938–1945.'' Hamburg 1989, ISBN 3-926827-25-4.
* [[Hanns Christian Löhr]]: ''Kunst als Waffe. Der Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg, Ideologie und Kunstraub im „Dritten Reich“.'' Berlin 2018, ISBN 978-3-7861-2806-9.
* Lynn H. Nicholas: ''Der Raub der Europa. Das Schicksal europäischer Kunstwerke im Dritten Reich.'' Aus dem Amerikan. München 1997, ISBN 3-426-77260-4.
** Erstfassung: ''The rape of Europa. The fate of Europe’s treasures in the Third Reich and the Second World War.'' London 1994.
* Peter M. Manasse: ''Verschleppte Archive und Bibliotheken. Die Tätigkeit des Einsatzstabes Rosenberg während des Zweiten Weltkrieges.'' St. Ingbert 1997, ISBN 3-86110-131-9.
* [[Melissa Müller]], [[Monika Tatzkow]]: ''Verlorene Bilder, verlorene Leben. Jüdische Sammler und was aus ihren Kunstwerken wurde.'' Elisabeth-Sandmann-Verlag, München 2008, ISBN 978-3-938045-30-5.<ref>15 Fallbeispiele, z.&nbsp;B. [[Causa Kirchner|Alfred Hess]], Adele und [[Ferdinand Bloch-Bauer]], [[Paul Westheim]], [[Sophie Lissitzky-Küppers]], Max Steinthal und [[Alma Mahler-Werfel]]</ref>
* Hector Feliciano: ''Das verlorene Museum. Vom Kunstraub der Nazis.'' Aus dem Engl. von Chris Hirte. Berlin 1998, ISBN 3-351-02475-4.
* Jonathan Petropoulos: ''Kunstraub und Sammelwahn. Kunst und Politik im Dritten Reich.'' Berlin 1999, ISBN 3-549-05594-3.
* Jonathan Petropoulos: ''The Faustian Bargain. The Art World in Nazi Germany.'' London 2000, ISBN 0-7139-9438-X.
* [[Wilhelm Treue]]: ''Der Bargatzky Bericht.'' In [[Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte]], 1965, S. &nbsp;285 ([http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1965_3.pdf online]).
* Inka Bertz, Michael Dorrmann (Hrsg.): ''Raub und Restitution. Kulturgut aus jüdischem Besitz von 1933 bis heute.'' Hrsg. im Auftrag des Jüdischen Museums Berlin und des Jüdischen Museums Frankfurt am Main. Göttingen 2008, ISBN 978-3-8353-0361-4 (gleichzeitig Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung 2008/2009).
 
'''Frankreich, Belgien und Niederlande'''
* [[Jean-Marc Dreyfus]]: [https://www.histoire-politique.fr/index.php?numero=35&rub=autres-articles&item=113 ''„10 890 tableaux, 583 sculptures, 583 tapisseries, 2 477 pièces de mobiliers anciens, 5 825 pièces de porcelaine“. Le procès de l’ERR et du pillage des œuvres d’art, Paris, 1950''], in: Histoire@Politique, n° 35, 2018
* Matila Simon: ''The Battle of the Louvre. The Struggle to Save French Art in World War 2.'' New York 1971.
* Willem de Vries: ''Kunstraub im Westen 1940–1945. Alfred Rosenberg und der Sonderstab Musik.'' Frankfurt 2000, ISBN 3-596-14768-9.
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'''Spezielle Forschungen'''
* Esther Tisa Francini u.&nbsp;a.: ''Fluchtgut – Raubgut. Der Transfer von Kulturgütern in und über die Schweiz 1933–1945 und die Frage der Restitution.'' Zürich 2001, ISBN 3-0340-0601-2.
* Rainer Strzolka: ''Vernichtung jüdischer Identität durch den nationalsozialistischen Raub von Wort und Schrift''. In: AKMB news 9.3003.1, S. &nbsp;3–7.
* Rainer Strzolka: ''Jüdischer Buchbesitz als Beutegut.'' Zum Symposium im Niedersächsischen Landtag am 14. November 2002. In: AKMB news 9.2003.1, S. &nbsp;7–13.
* Rainer Strzolka: ''Die Ausstellung „Seligmanns Bücher“''. In: AKMB news 9.2003.1, S. &nbsp;14–15.
* Rainer Strzolka: ''Beiträge zur Provenienzforschung''. Wiener Symposium zu Raub und Restitution in Bibliotheken. In: Buch und Bibliothek 55.2003.10/11, S. &nbsp;650–651.
* Rainer Strzolka: ''Jüdischer Buchbesitz als Raubgut. Neue Forschungsbeiträge zur Restituierung jüdischer Bibliotheken.'' Ein Bericht zum 2.&nbsp; Hannoverschen Symposium. In: Buch und Bibliothek 57.2005.7/8, 530–532 (Nachdruck in: L.Aktiv. Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek N.F. 4.2005.28, S. &nbsp;2–4).
* Michael J. Kurtz: ''America and the Return of Nazi Contraband. The Recovery of Europe’s Cultural Treasures.'' New York 2006.
 
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== Siehe auch ==
* [[Sonderkommando Künsberg]]
* [[Lexikon der Juden in der Musik]]
* [[Sonderauftrag Linz]]
* [[Bücherraub|Plünderung von Bibliotheken und Archiven]]
 
== Weblinks ==
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* Patricia Kennedy Grimsted: [http://www.iisg.nl/publications/errsurvey/errsurvey_total-111019.pdf ''Reconstructing the Record of Nazi Cultural Plunder: A Survey of the Dispersed Archives of the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg''] (PDF-Datei; 2,81&nbsp;MB). International Institute of social history IISG, Amsterdam. Stand 2011 (Findbuch)
** [http://errproject.org/guide/ERR_Netherlands_12.18.2015.pdf Aktualisierte Fassung Oktober 2015], hier nur über die Niederlande; ein neues Kapitel&nbsp;4 über Israel für Dezember 2015 wird angekündigt; mehrere Links zu verschiedenen Websites
* Patricia Kennedy Grimsted: [http://hgs.oxfordjournals.org/content/20/2/278.full.pdf ''The Postwar Fate of Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg Archival and Library Plunder, and the Dispersal of ERR Records''] (kostenpflichtig), {{DOI|10.1093/hgs/dcl005}}.
* Patricia Kennedy Grimsted: [httphttps://muse.jhu.edu/journalsarticle/holocaust_and_genocide_studies/v019/19.3grimsted.pdf190019 ''Roads to Ratibor: Library and Archival Plunder by the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg''] (nur die erste Seite, sonst kostenpflichtig).
* [https://portal.ehri-project.eu/units/de-002624-staatlakt-0_0-8-1-7-ma_244_1 Findbuch,] Archivalien zum ERR im [[Institut für Zeitgeschichte]] München, alle Schlagworte
 
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<references />
 
{{Normdaten|TYP=k|GND=10169759-4|LCCN=n/95/112083|VIAF=125650158|SWD=4465907-6}}
 
[[Kategorie:NSDAP]]
[[Kategorie:Organisation (Deutsches Reich, 1933–1945)]]
[[Kategorie:Wehrmacht]]
[[Kategorie:Deutsche Besetzung Europas 1939–1945]]
[[Kategorie:Mitarbeiter im Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg| ]]
[[Kategorie:Kunstraub]]
[[Kategorie:Gegründet 1940]]