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'''Fritz Mierau''' (* [[15. Mai]] [[1934]] in [[Breslau]]; † [[29. April]] [[2018]] in [[Berlin]]<ref>[https://www.boersenblatt.net/artikel-fritz_mierau_gestorben.1461805.html ''Edition Nautilus trauert um Slawisten und Herausgeber''.] In: [[Börsenblatt|boersenblatt.net]], 30. April 2018, abgerufen am 1. Mai 2018</ref>) istwar ein deutscher [[Slawist]], [[LiteraturwissenschaftLiteraturgeschichte|Literarhistoriker]]ler, [[Übersetzer]], [[Essay]]ist und [[Herausgeber]].
[[Datei:Fritz Mierau.jpg|mini|Fritz Mierau auf einer Lesung]]
 
== Leben und Wirken ==
Mierau ist insbesondere bekannt geworden als Herausgeber der Werke von [[Franz Jung]] und russischer Gegenwartsliteratur.
Kindheit und Jugend verlebte Fritz Mierau im sächsischen [[Döbeln]]. Nach dem Abitur studierte er 1952–1956 Slawistik an der [[Humboldt-Universität zu Berlin]]. Von 1957 bis 1962 war er nach kurzer Vortragstätigkeit beim Zentralvorstand der [[Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft]] wissenschaftlicher Assistent am slawischen Institut der Universität unter [[Hans Holm Bielfeldt]]. Ab 1962 arbeitete er freiberuflich als Essayist, Herausgeber und Übersetzer. Von 1964 bis 2009 war er ständiger Mitarbeiter der Zeitschrift [[Sinn und Form]]. 1965 unternahm er eine größere literarische Studienreise nach Südrussland und Georgien. Von 1969 bis 1980 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am [[Zentralinstitut für Literaturgeschichte]] der [[Akademie der Wissenschaften der DDR]] tätig. Von 1966 bis 1990 gehörte er dem [[Deutscher Schriftstellerverband|Schriftstellerverband der DDR]] an und von 1974 bis 1991 dem [[PEN-Zentrum Deutschland|PEN-Zentrum]] (Ost, später West).
 
Mieraus Forschungen betrafen hauptsächlich die [[Russische Literatur#Frühes 20. Jahrhundert|russische Literatur]] in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sowie deren Aufnahme in Deutschland. Zu den von ihm publizierten Autoren gehören u.&nbsp;a. [[Anna Andrejewna Achmatowa|Anna Achmatowa]], [[Isaak Emmanuilowitsch Babel|Isaak Babel]], [[Andrei Bely]], [[Alexander Alexandrowitsch Blok|Alexander Blok]], [[Ilja Grigorjewitsch Ehrenburg|Ilja Ehrenburg]], [[Pawel Alexandrowitsch Florenski|Pawel Florenski]], [[Sergei Alexandrowitsch Jessenin|Sergei Jessenin]], [[Michail Alexejewitsch Kusmin|Michail Kusmin]], [[Wladimir Wladimirowitsch Majakowski|Wladimir Majakowski]], [[Ossip Emiljewitsch Mandelstam|Ossip Mandelstam]], [[Boris Leonidowitsch Pasternak|Boris Pasternak]], [[Alexander Sergejewitsch Puschkin|Alexander Puschkin]], [[Sergei Michailowitsch Tretjakow|Sergei Tretjakow]], [[Juri Nikolajewitsch Tynjanow|Juri Tynjanow]], [[Marina Iwanowna Zwetajewa|Marina Zwetajewa]]. Doch übersetzte er auch Werke des Klassikers [[Alexander Puschkin]] und publizierte über ihn.
Aufgewachsen ist er in der Nachkriegszeit im sächsischen [[Döbeln]]. Nach dem Abitur studierte er ab 1952 Slawistik. 1962 kündigte er seine Stelle als Lehrbeauftragter an der [[Humboldt-Universität Berlin]] und arbeitete freiberuflich als Übersetzer und Reiseleiter. Von 1969 bis 1980 arbeitete er unter Leitung von [[Werner Mittenzwei]] am [[Zentralinstitut für Literaturgeschichte]]. Von Mierau sind mehr als Hundert Bücher geschrieben, übersetzt und herausgegeben worden.
 
Regelmäßig hielt er Vorträge über russische Dichter, darunter 1972–2009 im Klub des Kulturbunds von [[Hoyerswerda]], 1999–2005 in der ''Dichterstätte „Sarah Kirsch“''<ref>{{Internetquelle |url=http://www.dichterstaette-sarah-kirsch-online.de/ |titel=Programm der „Dichterstätte Sarah Kirsch“ in Lange Reihe 11, im Jahre 2005 |hrsg=Dichterstätte Sarah Kirsch |zugriff=2018-05-01 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20050326110820/http://www.dichterstaette-sarah-kirsch-online.de/ |archiv-datum=2005-03-26}}</ref> in [[Limlingerode]] und 2008–2015 in dem von der Malerin [[Ruth Tesmar]] geleiteten Seminar für künstlerisch-ästhetische Praxis „Menzel-Dach“<ref>{{Webarchiv | url=http://www.kunstgeschichte.hu-berlin.de/institut/menzel-dach/ | wayback=20140301173225 | text=Menzel-Dach}} am Institut für Kunst- und Bildgeschichte (IKB) der Humboldt-Universität</ref>. Seit 2008 war er Mitarbeiter der Künstlerzeitschrift ''Herzattacke'' sowie Mitglied der [[Akademie der Künste (Berlin)|Akademie der Künste Berlin-Brandenburg]].
== Schriften (Auswahl) ==
 
* ''Mein russisches Jahrhundert. Autobiographie.'' ISBN 3-89401-386-9
Fritz Mierau starb im April 2018 im Alter von 83 Jahren an den Folgen einer [[Lungenentzündung]]. Seine Grablege befindet sich auf dem [[St.-Marien- und St.-Nikolai-Friedhof I]] (auch ''Alter Friedhof der St.-Nikolai- und St.-Marien-Gemeinde'' genannt). Sein [[Nachlass]] befindet sich im [[Literaturarchiv]] der [[Akademie der Künste (Berlin)|Akademie der Künste]].
* ''Das Verschwinden von Franz Jung. Stationen einer Biographie.'' ISBN 3-89401-294-3
 
* ''Almanach für Einzelgänger.''ISBN 3-89401-366-4
== Schriften und Ausgaben (Auswahl) ==
* ''Sternenflug und Apfelblüte – Russische Lyrik von 1917 bis 1962'', Herausg. zusammen mit Edel Mirowa-Florin, Verlag Kultur und Fortschritt, Berlin 1963
* ''Links! Links! Links!. Eine Chronik in Vers und Plakat 1917–1921'', Verlag Rütten & Loening, Berlin 1970.
* ''Sprache und Stil Lenins'', Verlag Volk und Welt, Berlin 1970.
* ''Revolution und Lyrik'', Akademie-Verlag, Berlin 1972.
* ''Erfindung und Korrektur. Tretjakows Ästhetik der Operativität'', Akademie-Verlag, Berlin 1976.
* ''Konzepte. Zur Herausgabe sowjetischer Literatur'', Philipp Reclam jun., Leipzig 1979.
* ''Die Lachküche. Eine Literaturenzyklopädie in Karikaturen und Selbstzeugnissen'', Gustav Kiepenheuer Verlag, Leipzig/Weimar 1981.
* ''Russen in Berlin. Literatur Malerei Theater Film 1918–1933'', Philipp Reclam jun., Leipzig, 1987.
* ''Die Erweckung des Wortes. Essays der russischen Formalen Schule'', Philipp Reclam jun., Leipzig 1987.
* ''Zwölf Arten die Welt zu beschreiben. Essays zur russischen Literatur'', Philipp Reclam jun., Leipzig 1988.
* ''Sergej Jessenin. Eine Biographie'', Reclam-Verlag, Leipzig 1992, ISBN 3-379-00714-5.
 
* [[Oleg Zinger]]. Moskau, Berlin, Paris. Das Leben eines Malers. Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig, 1995; Hrsg. mit Sieglinde Mierau
 
* ''Das Verschwinden von Franz Jung. Stationen einer Biographie.'', Edition Nautilus, Hamburg 1998, ISBN 978-3-89401-294-36.
* ''Mein russisches Jahrhundert., Autobiographie.'', Edition Nautilus, Hamburg 2002, ISBN 978-3-89401-386-98.
* ''Russische Dichter. Poesie und Person'', Pforte Verlag, Dornach 2003, ISBN 3-85636-151-0.
* Zweisprachige Lyrik-Ausgaben in den Verlagen Philipp Reclam jun. Leipzig und Volk und Welt Berlin: Sergej Jessenin (1965); Ossip Mandelstam (1975); Anna Achmatowa (1979); Marina Zwetajewa (1987).
* Zusammen mit Sieglinde Mierau war er an der Herausgabe der Werke von [[Franz Jung]] (1980–1998) und [[Pawel Alexandrowitsch Florenski|Pawel Florenski]] (1991–2015) beteiligt.
* ''Keller der Erinnerung. Sprache in Zeiten gelebter Utopie'', epubli, Berlin 2018, ISBN 978-3-7467-0658-0.
* ''Koktebel – Blaues Siegel. Über Maximilian Woloschin'', [http://www.PotemkinPress.com PotemkinPress] Berlin und San Francisco 2020, ISBN 978-3-943190-16-8.
 
== Auszeichnungen ==
 
* 1988 [[Heinrich-Mann-Preis]] der Akademie der Künste der DDR,
* 1989/90 Ehrengast der [[Deutsche Akademie Rom Villa Massimo|Villa Massimo]] in Rom (mit Sieglinde Mierau)
* 1991 [[Literaturpreis zur Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft]],
* 1991 Literaturpreis des Präses der [[Evangelische Kirche im Rheinland|Evangelischen Kirche des Rheinlands]] zur deutsch-sowjetischen Verständigung
* 1992 [[Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung|Ehrengabe]] der [[Deutsche Schillerstiftung|Deutschen Schillerstiftung Weimar]], Weimar,
* 1996 [[Leipziger Buchpreis]] zur Europäischen Verständigung,]] (Anerkennungspreis)
* 1999 [[Karl-Otten-Preis]] des [[Deutsches Literaturarchiv Marbach|Deutschen Literaturarchivs Marbach]]
 
;Jahresgedächtnis
Zum 85. Geburtstag im ersten Todesjahr wurde von Freunden und Weggefährten im Mai 2019 eine abendliche Veranstaltungsreihe konzipiert:
* 8. Mai: ''Fritz Mierau und [[Franz Jung]].'' Galerie am Kollwitzplatz „kunst-a-bunt“. Mit Michael Bühnemann, [[Andreas Hansen (Literaturwissenschaftler)|Andreas Hansen]] und [[Paul Alfred Kleinert]]
* 15. Mai: ''Ihn lockte die Musik des Alltags.'' Galerie, [[Brotfabrik (Berlin)|Brotfabrik]]. Filmsequenz von Dietmar Hochmuth: ''Fritz Mierau. Ein Bio-Interview.'' Mit Antje Leetz, Marcel Lepper, [[Klaus Völker]], Moderation Paul Alfred Kleinert
* 18. Mai: ''Das Faser-Album und Pavel Florenski.'' Atelier an der Stromstraße. Mit [[Felix Furtwängler]], Uwe Gräfe (Film), Paul Alfred Kleinert; ferner Kristof Steichert: ''Über die Arbeit eines Literaturhistorikers am Beispiel Mieraus.''
 
== Literatur ==
* ''Kürschners Deutscher Literatur-Kalender 2016/2017.'' 70. Jahrgang in 2 Teilen. Walter de Gruyter, Berlin, 2016, ISBN 978-3-11-045527-4 (Print)
* Wilhelm Kühlmann (Hrsg.), [[Walther Killy]] (Begr.): ''Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraumes.'' 2., vollst. überarb. Aufl. de Gruyter, Berlin, 2008–2012. 12 Bände und 1 Registerband, Bd. 8 ''Marq – Or.,'' 2010.
* {{WWW-DDR|id=fritz-mierau|lemma=Mierau, Fritz|autor=|band=2|idNum=2327}}
* Mark Siemons: ''Nach Rußland.'' [[FAZ]], 7. Februar 2003, Nr. 32<ref>{{Internetquelle |autor=Frankfurter Allgemeine Zeitung|url=http://www.faz.net/redaktion/ |titel=Redaktion |datum=2011-08-31 |zugriff=2017-11-08}}</ref>
* [[Adelbert Reif]]: ''Gespräch mit Fritz Mierau''. In: [https://sinn-und-form.de/?kat_id=3&subkat_id=21&tabelle=ve_titel&name=2005 Sinn und Form 4/2005]
* Tatjana Hofmann (Zürich) im Interview mit Fritz Mierau: ''"Eine Zusammensicht des Jahrhunderts" – die russische Moderne in der DDR. Fritz Mierau blickt zurück.'' In: [https://slawistik.uni-graz.at/de/forschen/publikationsreihen/anzeigerfrslavschephilologie/ Anzeiger für Slavische Philologie], Band XLII, Graz, 2015.
* Andreas Tretner: ''Mieraus neue "Russenbücher"''. In: ''An den Grenzen des Möglichen. Reclam Leipzig 1945–1991'', Christian Links, Berlin 2016, ISBN 978-3-86153-931-5
* Andreas Koziol: ''Über Fritz Mierau (1934–2018)''. In: [[Berliner Debatte Initial]] 29. Jg. (2018), H. 3 (Themenschwerpunkt: Deutsche sehen die Sowjetunion) ISBN 978-3-945878-91-0 S. 84–89.
* Nachruf, [[Übersetzen]], 2, 2018, S. 16.
* ''Themenschwerpunkt: Fritz Mieraus „russisches Jahrhundert“''. In: Berliner Debatte Initial, Bd. 31 (2020), 3.
 
== Weblinks ==
* {{PNDDNB-Portal|119409399}}
* [https://archiv.adk.de/bigobjekt/25146 Fritz-und-Sieglinde-Mierau-Archiv] im Archiv der [[Akademie der Künste (Berlin)|Akademie der Künste, Berlin]]
* [http://www.edition-nautilus.de/proc.php?buecher/mierau/bio_russ_jahrhundert.html Edition Nautilus]
* Tatjana Hofmann: [http://www.novinki.de/hofmann-tatjana-ein-liebhaber-der-literatur-fritz-mierau-zum-80-geburtstag/ ''Ein Liebhaber der Literatur: Fritz Mierau zum 80. Geburtstag''.] Novinki.
* [http://www.kontextverlag.de/florenskij.mierau.html Wer Russland nur von außen betrachtet, kennt es nicht]
* Annett Gröschner: [https://www.zeit.de/kultur/2018-05/fritz-mierau-uebersetzer-nachruf-10nach8/komplettansicht ''Zum Tode von Fritz Mierau: Wie der Osten den Osten las''.] ZEIT Online.
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=p|GND=119409399|LCCN=n/82/154672|VIAF=276583801}}
 
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[[Kategorie:DDR-Bürger]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren 1934]]
[[Kategorie:Gestorben 2018]]
[[Kategorie:Mann]]
 
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|NAME=Mierau, Fritz
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Slawist, LiteraturwissenschaftlerLiterarhistoriker, Übersetzer, Essayist und Herausgeber
|GEBURTSDATUM=15. Mai 1934
|GEBURTSORT=[[Breslau]]
|STERBEDATUM=29. April 2018
|STERBEORT=[[Berlin]]
}}