„Räuber“ – Versionsunterschied
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{{Begriffsklärungshinweis}}
{{Weiterleitungshinweis|''Wegelagerer'' und ''Räuberbande''|Zum US-amerikanischen Western aus dem Jahr 1967 siehe [[Die Wegelagerer]]. Zum Roman
Ein '''Räuber''' ist eine Person, die einen [[Raub]] begeht oder begangen hat. Im juristischen Sprachgebrauch wendet der Räuber im Unterschied zum [[Diebstahl|Dieb]] Gewalt an oder droht mit dieser.
== Geschichte ==
Räuber gab es zu allen Zeiten.
Auch Seeräuber oder [[Piraterie|Piraten]] gab es seit dem Altertum, die schon damals von griechischen und römischen Flotten bekämpft wurden. Berühmtester deutscher Seeräuber war [[Klaus Störtebeker]]. Durch Staaten legalisierte Seeräuber hingegen, sogenannte [[Kaperei|Freibeuter]] wie [[Francis Drake]], wurden zur Aufbesserung der Staatsfinanzen eingesetzt. Die [[italienische Marinegeschichte]] war bis in die Neuzeit von der Bekämpfung der Piraterie geprägt.
'''Straßenräuber''' waren oft in [[Bande (Gruppe)|Räuberbanden]] organisiert. Diese stellten oftmals autoritär geführte Gemeinschaften dar, die auch noch im 17. und bis ins 18. Jahrhundert bestanden. Eine derartige Räuberbande bestand meist aus einem Räuberhauptmann und dessen Gefolgsleuten, die durch einen Schwur auf den Tod miteinander verbunden waren. Die Mitglieder der Räuberbande waren zuvor meist [[Lepra|Aussätzige]], [[Fahnenflucht|Deserteure]] oder Ausgestoßene und [[Vogelfreiheit|Vogelfreie]] ({{
Diese Struktur der Räuberbanden veränderte sich mit der Zeit. Später kann unter dem Begriff ''Räuberbande'' mehr eine lose Gemeinschaft verstanden werden, die sich für eine Aktion, wie zum Beispiel einem Straßenraub, zusammentat und sich danach wieder auflöste. Im 19. Jahrhundert fand man meist nur noch diese Art von Räuberbanden vor. Anführer war meistens derjenige, der durch seine Taten oder sein Können sich besonders hervorhob oder den auszuraubenden Ort oder Person am besten kannte oder diese ausbaldowert (erkundet) hatte.<ref>Aus [https://books.google.de/books?id=E8YiAAAAMAAJ&printsec=frontcover&dq=Ludwig+Pfister&hl=de&redir_esc=y#v=onepage&q=Ludwig%20Pfister&f=false Die aktenmäßige Geschichte der Räuberbanden an den beiden Ufern des Mains, im Spessart und im Odenwalde], Seite 202.</ref>
In Deutschland kam es besonders nach dem [[Siebenjähriger Krieg|Siebenjährigen Krieg]] und während der [[
Bis ins 19. Jahrhundert gab es für die Klassifizierung von Räubern und Dieben zahlreiche Spezialbegriffe, die größtenteils aus dem Verbrechermilieu stammten. So waren [[Jomakener]] Räuber, die die Dörfer zur Erntezeit überfielen, ''Schränker'' Diebe, die nachts lautlos in die Häuser eindrangen, ''Stänkerer'' Gelegenheitsdiebe, auch Räuber, in Wohngebieten. ''Stratekehrer'' (auch ''Strählekehrer'') waren Straßenräuber, und als ''Serfer'' (auch ''Rezoirsärfner'') wurden Diebe/Räuber bezeichnet, die ihre Straftaten im Zusammenhang mit Brandstiftung begingen.<ref>Christian Rochlitz: ''Das Wesen und Treiben der Gauner und Betrüger nebst Angabe von Maßregeln, sich gegen Raub, Diebstahl und Betrug zu schützen, und einem Wörterbuche der Diebessprache''. C.F.Schmidt, Leipzig 1846</ref>
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== Bekannte Räuber ==
Bekannte Räuber und Räuberbanden waren:
=== Heiliges Römisches Reich, Österreich-Ungarn, Deutschland, Österreich, Schweiz ===
* [[Wenzel Babinsky]], böhmischer Räuber
* [[Bockreiter]], Räuberbanden zwischen 1730 und 1780 im heutigen Länderdreieck Niederlande, Belgien, Deutschland
* [[Gaspard de Besse]], französischer Straßenräuber▼
* [[Johannes Bückler]], genannt ''Schinderhannes''
* [[Große Fränkische Diebes- und Räuberbande]], auch ''[[Fürth]]er Diebes- und Räuberbande'' oder ''Meusel-Bande''
* [[Cartouche]], französischer Bandit▼
* [[Carmine Crocco]], genannt ''Donatelli'', italienischer Brigant▼
* [[Fra Diavolo]], ein italienischer Straßenräuber▼
* [[Claude Duval]], französischstämmiger Straßenräuber in England▼
* [[Johann Georg Grasel]], der (falsche) österreichische Robin Hood
* [[Jasper Hanebuth]], Raubmörder in Hannover
* [[
* Johann Baptist Herrenberger, genannt [[Konstanzer
* [[Hölzerlips]], berüchtigter Räuber aus dem Odenwald im 18./19. Jahrhundert▼
* [[Xaver Hohenleiter]], genannt ''Der Schwarze Veri'' (Oberschwaben)
[[Datei:Koblenz im Buga-Jahr 2011 - Altes Kaufhaus 02.jpg|mini|hochkant|Der Augenroller am [[Altes Kaufhaus (Koblenz)|Alten Kaufhaus]] in [[Koblenz]]
* [[Christian Andreas Käsebier]], der Friedrich dem Großen sogar die Stadt Prag „gestohlen“ haben soll
* [[Juraj Jánošík|Jánošík]], ein slowakischer Räuber und Volksheld aus den [[Beskiden]]
* [[Johannes Karasek]], genannt ''Prager Hansel'' oder ''Böhmischer Hansel''
* [[Ned Kelly]], ein australischer Straßenräuber▼
* [[Matthias Klostermayr]], genannt ''Bayerischer Hiasl''
* [[Mathias Kneißl]], genannt ''Kneißl Hias''
* [[Johann Lutter von Kobern]], Raubritter, 1536 in Koblenz hingerichtet
* [[Simon Kramer]], der ''Robin Hood von Kärnten''
* [[Nikol List]], sächsischer Räuberhauptmann
* [[Mannefriedrich]],
* [[Hannikel|Jakob Reinhard]], genannt ''Hannikel'' (1742–1787), einer der gefürchtetsten Räuber in [[Württemberg]]
* [[Sándor Rózsa]] (1813–1878), der berühmteste Bandit (''betyár'') der [[Ungarische Tiefebene|Ungarischen Tiefebene]]▼
* [[Holzknechtseppl|Nikolaus Schmidhofer]], genannt ''Holzknechtseppl'' (1794–1828), Anführer der [[Stradafüßler]], hingerichtet in [[Pinkafeld]]/[[Österreich]]
* [[Große Siechenbande]], Räuberbande im Rheinland (17. oder 18. Jahrhundert), die sich als [[Lepra|Leprosen]] tarnte
* [[Franz Troglauer]], Räuber in Oberpfalz und Franken
* [[Lips Tullian]], sächsischer Räuberhauptmann
* [[Jack Sheppard]] (1702–1724), Londoner Räuber,▼
* [[Nikola Šuhaj]], ein populärer ukrainischer Räuber in den Waldkarpaten.▼
▲* [[Franz Troglauer]], Räuber in Oberpfalz und Franken. Auch eine Führungsperson der „Großen Fränkischen Diebes- und Räuberbande“
* [[Pintea Viteazul]], rumänischer ''Robin Hood''▼
* [[Carl Wallmann]], genannt ''Räuberhauptmann Rose''
* [[Wetterauer und Vogelsberger Bande]],
* [[Mathias Weber]], genannt ''
* [[Philipp Witt]], legendenhafter Bauernführer während der [[Franzosenzeit]]
▲* [[Hölzerlips]], berüchtigter Räuber aus dem Odenwald im 18./19. Jahrhundert
▲* [[Mannefriedrich]], mit richtigem Namen Philipp Friedrich Schütz, berüchtigter Räuber aus dem Odenwald im 18./19. Jahrhundert
außerdem:
▲* [[Dolf Mohr]] war ein berüchtigter Räuber aus Dortmund um 1850
▲* [[Große Fränkische Diebes- und Räuberbande]], auch ''[[Fürth]]er Diebes- und Räuberbande'' oder ''Meusel-Bande'' genannt. Wurde 1798 zerschlagen.
=== Australien ===
▲* [[Wetterauer und Vogelsberger Bande]], die in wechselnder Größe und personeller Zusammensetzung in Oberhessen bis etwa 1810/12 agierte.
▲* [[Ned Kelly]], ein australischer Straßenräuber
=== England ===
▲* [[Claude Duval]], französischstämmiger Straßenräuber in England
* [[Robin Hood]], legendenhafter Urtyp des „edlen Räubers“, der den Reichen nimmt und den Armen gibt
* [[Dick Turpin]], Viehdieb und [[Highwayman]]
=== Frankreich ===
▲* [[Gaspard de Besse]], französischer Straßenräuber
▲* [[Cartouche]], französischer Bandit
=== Italien ===
▲* [[Carmine Crocco]], genannt ''Donatelli'', italienischer Brigant
▲* [[Fra Diavolo]], ein italienischer Straßenräuber
=== Rumänien ===
=== Ukraine ===
=== Ungarn ===
▲* [[Sándor Rózsa]] (1813–1878), der berühmteste Bandit (''betyár'') der [[Große Ungarische Tiefebene|Ungarischen Tiefebene]]
== Räuber in Kunst und Literatur ==
Im Ausgang des 18. Jahrhunderts entstand eine sich rasch verbreiternde Gattung des [[Trivialliteratur|Unterhaltungsromans]], der sogenannte ''[[Räuberroman]]''. Hervorgerufen wurde das Interesse einmal durch die neuerwachte Beschäftigung mit dem Mittelalter, zum anderen durch die Dramen von Goethe ([[Götz von
Zu den Räubern als literarische Gestalten zählen vor allem:
* [[Cacus]], Räuber in der römischen Mythologie
* Die [[Schächer]] der Bibel
* [[Ali Baba
* [[Arsène Lupin]], Romanfigur des französischen Autors [[Maurice Leblanc]], Werke aus den Jahren 1905 bis 1935
* [[Die Räuber vom Liang-Schan-Moor]], chinesisches Volksbuch, 13. Jahrhundert.
* [[Die Räuber]], [[Friedrich Schiller]] (1782, Uraufführung)
* [[Der Räuberbräutigam]], Märchen der [[Brüder Grimm]]
* [[Das Wirtshaus im Spessart]] (Erzählungen von [[Wilhelm Hauff]], gleichnamige Erzählung auch verfilmt) (1828 Buch)
* [[Der Räuber und seine Söhne]], Märchen der Brüder Grimm
* [[Räuber Hotzenplotz|Der Räuber Hotzenplotz]] (Kinderbuch von [[Otfried Preußler]]) (1962/1970/1973)
* [[Knasterbax|Der Räuber Knasterbax]], Werner Schrader.
* [[Tomi Ungerer|Die drei Räuber]] (Bilderbuch von [[Tomi Ungerer]]) (1963)
* [[Ronja Räubertochter]] (Jugendbuch von [[Astrid Lindgren]], auch verfilmt) (1981 Buch)
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Im 20. Jahrhundert wurde die ''[[Räuberromantik]]'' oftmals für Kinder wieder verharmlosend dargestellt und in manchen Werken auch pädagogisch relativiert.
Gemälde:
* Der schlafende Brigant, Genrebild von [[Louis Léopold Robert]] (1826)
* [[Der Räuber und sein Kind]], Landschafts- und Genrebild von [[Carl Friedrich Lessing]] (1832)
Filme:
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* [[… und ewig knallen die Räuber]] (1962)
* [[Die Gentlemen bitten zur Kasse]], Fernseh-Dreiteiler (1967)
* [[Der brave Räuber Fürchtenix]], tschechoslowakische Zeichentrickserie (
* [[Rinaldo Rinaldini (Fernsehserie)|Rinaldo Rinaldini]], deutsch-französische Fernsehserie (1968)
* Die [[Olsenbande]], dänisches Filmserie (
* [[Mathias Kneißl (Film)|Mathias Kneißl]] (1971)
* [[Der Räuber Hotzenplotz (1974)|Der Räuber Hotzenplotz]] (1974)
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== Redewendungen ==
Umgangssprachlich ist eine Reihe von Redewendungen gebräuchlich,
* ''Hier sieht es aus wie in einer Räuberhöhle'' = hier ist es sehr unordentlich
* ''Erzähle keine Räuberpistolen'' = erzähle keine (unwahren, übertriebenen) Geschichten
* ''Räuberzivil tragen'' = der Situation unangemessen, nachlässig gekleidet sein
Im politischen Leben gerne zitiert wird [[Augustinus von Hippo|Augustinus]]’ Vergleich von Staaten ohne Rechtsstaatlichkeit mit Räuberbanden: ''Remota itaque iustitia quid sunt regna nisi magna latrocinia? Quia et latrocinia quid sunt nisi parva regna?'' ([[de civitate Dei]], Liber IV,4); sinngemäße Übersetzung „Nimm die Rechtsstaatlichkeit weg, was sind Staaten wenn nicht große Räuberbanden? Denn was sind Räuberbanden anderes als Staatswesen im Kleinen?“
Als Räuber bezeichnet man in der [[Biologie]] auch ein Tier, das sich ein anderes zur [[Beutetier|Beute]] macht ([[Prädator]]), siehe auch [[Räuber-Beute-Beziehung]].
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== Weblinks ==
{{Wiktionary|Räuber}}
* [https://www.forschungsportal-schinderhannes.info/ ''Webseite zum Forschungsprojekt an der Universität Mainz über den berüchtigten Serienstraftäter Schinderhannes
* {{Webarchiv |url=http://www.br-online.de/wissen-bildung/collegeradio/medien/geschichte/raeuber/ |wayback=20041122152939 |text='''Beruf: Räuber''' – Vom Bandenwesen zur Schillerzeit}}
* Johann Benjamin Weissenbruch: [http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2006/3543/ ''Ausführliche Relation von der famosen Ziegeuner-, Diebs-, Mord- und Rauber-Bande, welche den 14. und 15. November Ao. 1726 zu Giessen durch Schwerdt, Strang und Rad, respective justificirt worden'']. Krieger, Frankckfurt(SIC!), 1727 (Digitalisat)
== Einzelnachweise ==
<references />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4176859-0|LCCN=sh/85/016911}}
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