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Der '''Antikfilm''' ist ein [[Filmgenre]], das all jene Filme umfasst, deren Handlung im [[Altertum]] angesiedelt ist. Als Vorlage dienen historische Ereignisse und Personen, die [[griechische Mythologie|griechisch]]-[[römische Mythologie|römische]] Mythologie sowie [[antike]] und [[neuzeit]]liche [[Literatur]]. Eine weitere Spielart ist der [[Bibelfilm]].
'''Antikfilm''' ist eine [[Filmgenre|Genrebezeichnung]], die alle Typen [[Film]] beschreibt, welche von antiken Themen handeln. Diese Art Film ist auch meist dem Genre des [[Abenteuerfilm]]s untergeordnet. Es handelt sich dabei neben [[Historienfilm]]en auch um [[Mythen]]- und [[Sage]]numsetzungen, [[Bibelfilm|Bibel]]- oder [[Literaturverfilmung]]en. Die Historienfilme spielen im Zeitraum der [[Alter Orient|altorientalischen]] Geschichte bis zum Untergang des [[Weströmisches Reich|Weströmischen Reiches]] und zum frühen [[Byzantinisches Reich|Byzanz]]. Antike Mythen und Sagen, welche sehr frei verfilmt wurden, werden unter dem Sammelbegriff [[Neomythologismus]] zusammengefasst.<ref>Vgl. Wieber-Scariot 1999, Sp. 1136 und Wieber 2007, S. 27.</ref>
 
== Geschichte ==
Neben dem Begriff Antikfilm bestehen weitere Bezeichnungen für diese Art von Film. Umgangssprachlich werden Antikfilme auch als ''[[Sandalenfilm]]e'' bezeichnet, da die Sandale eine für diese Filme typische Fußbekleidung bildet. Dieses Synonym wird eher abwertend für einen Film verwendet. Im Englischen werden ebendiese ''Toga films''<ref>Wieber 2005, S.5</ref> genannt. Weiterhin findet man auch die Bezeichnung ''Peplum'', angelehnt an das griechische Wort ''péplos'', welches ein Frauenobergewand beschreibt.
Mit dem Übergang vom Stummfilm zum Tonfilm verschwand der Antikfilm von der Leinwand. Das Publikumsinteresse galt dem [[Musikfilm]], der die technischen Neuerungen besser zur Geltung brachte. Cecil B. DeMille hatte daher erhebliche Mühe, überhaupt ein Studio zu finden, das die Finanzierung von ''[[Im Zeichen des Kreuzes (1932)|Im Zeichen des Kreuzes]]'' (1932) übernahm. Die knappen Geldmittel reichten jedoch für zahlreiche gewagte Szenen, die das Publikum in Scharen anlockte. Diesen Erfolg konnte er zwei Filme später mit ''[[Cleopatra (1934)|Cleopatra]]'' (1934) wiederholten. Im Gegensatz zu diesen beiden Produktionen der [[Paramount Pictures|Paramount]], hatte die [[RKO Pictures]] mit ''[[Der Untergang von Pompeji]]'' (1935) weit weniger Probleme mit der Zensur. [[Merian C. Cooper]] und [[Ernest B. Schoedsack]] setzten auf spektakuläre Spezialeffekte, die unter der Aufsicht von [[Willis O’Brien]] entstanden. Die Kosten konnten aber erst mit der Wiederaufführung vierzehn Jahre später eingespielt werden.
 
Unter gänzlich anderen politischen Umständen entstanden in Europa zwei weitere Antikfilme. Obwohl der deutsche Film bereits weitgehende unter Kontrolle des [[NS-Staat]]es stand, gelang der noch nicht verstaatlichten [[UFA|Ufa]] die Produktion von ''[[Amphitryon – Aus den Wolken kommt das Glück|Amphitryon]]'' (1935). [[Reinhold Schünzel]] inszenierte die musikalische Komödie im Stil seiner früheren Tonfilmoperetten. Ein gänzlich anderes Werk kam hingegen im faschistischen Italien unter der Regie von [[Carmine Gallone]] heraus. Der Propagandafilm ''[[Karthagos Fall]]'' (1937) fiel trotz seiner aufwändig gestalteten Massenszenen an den Kinokassen durch.
Man unterscheidet beim Antikfilm diejenigen Filme, die direkt in der [[Antike]] handeln und denjenigen, die antike Aspekte auffassen. Letztere sind vor allem moderne [[Science-Fiction-Film]]e, die die Antike „zu einem Modell für eine unbekannte Zukunft“<ref>Wieber-Scariot 1999, Sp. 1133.</ref> werden lassen. Sie weisen vor allem Motive antiker Namen oder Ausstattungsgegenstände auf.
Im angloamerikanischen Sprachgebrauch werden Antikfilme den ''epics'' zugeordnet. Diese Bezeichnung ist an das literarische Epos angelehnt und zeigt auf, dass in diesen Filmen, „erhabene Themen in epischer Breite und mit epischen Aufwand inszenier[t] [werden].“<ref>Wieber 2005, S.5.</ref> ''Epics'' behandeln „historisch-sagenhafte“<ref>Ebd.</ref> Themen und somit nicht nur antike, sondern auch [[Bibel|biblische]] oder [[Mittelalter|mittelalterliche]] Inhalte.
 
Ein besonderes Augenmerk schenkte das britische Filmwesen dem einheimischen Bühnenschaffen. [[Gabriel Pascal]] hatte bereits zwei Theaterstücke des Dramatikers [[George Bernard Shaw]] verfilmt, als er mit ''[[Caesar und Cleopatra (1945)|Caesar und Cleopatra]]'' (1945) seinen aufwändigsten Film vorstellte. Erstmals wurde ein Antikfilm komplett in Farbe gedreht. Die unerwartet langen und schwierigen Dreharbeiten während des letzten Kriegsjahres ließen die Kosten explodieren. Als Folge daraus stellte ihm die RKO Radio Pictures für ''[[Androkles und der Löwe]]'' (1952) nur ein geringes Budget zur Verfügung. Der Farbfilm kam für diesen Komödienstoff nicht mehr in Frage. Das auch wieder das Werk des Dramatikers [[William Shakespeare]] den Weg in die Kinos fand, war der Leinwandadaptation durch [[Laurence Olivier]] geschuldet. Der Erfolg veranlasste die [[Metro-Goldwyn-Mayer]], mit ''[[Julius Caesar (1953)|Julius Caesar]]'' (1953) einen eigenen Versuch zu wagen. [[Joseph L. Mankiewicz]] drehte die Großproduktion in Schwarzweiß. Der Zuschauer sollte vom Schauspiel und nicht von den aufwändigen Kulissen beeindruckt werden.
== Einzelnachweise ==
 
<references/>
Nach dem Krieg begann auch der italienische Film mit der Produktion von Antikfilmen. Die wirtschaftliche Lage ermöglichte jedoch nur einen schleppenden Fortgang. Erst als die [[Metro-Goldwyn-Mayer]] mit ''[[Quo vadis? (1951)|Quo vadis?]]'' (1951) erstmals in [[Cinecittà]] drehte, wendete sich das Blatt. Im Zuge weiterer Hollywood-Produktionen in Italien nahm auch der italienische Antikfilm Fahrt auf. Ein erster Höhepunkt gelang den Produzenten [[Carlo Ponti]] und [[Dino De Laurentiis]] mit ''[[Die Fahrten des Odysseus]]'' (1954) und ''[[Attila, die Geißel Gottes]]'' (1954), für die sie [[Kirk Douglas]] und [[Anthony Quinn]] verpflichten konnten. Obwohl der italienische Film 1956 in eine ökonomische Krise schlitterte, setzte [[Pietro Francisci]] weiterhin auf dieses Filmgenre und drehte ''[[Die unglaublichen Abenteuer des Herkules]]'' (1958) mit dem ehemaligen Kraftsportler [[Steve Reeves]] in der Hauptrolle. Der US-amerikanische Produzent [[Joseph E. Levine]] erkannte das Potenzial, das einen antiken Helden mit übernatürlichen Kräften im Zentrum einer Filmhandlung rückte, und vermarktete den Film mit einer aufwändigen Werbekampagne in den USA. Dem Film war ein enormer Publikumserfolg beschieden. Die steigende Nachfrage führte im italienischen Film zu einer wahren Flut an ähnlich gelagerten Filmen, in denen nun weitere US-amerikanische und italienische Kraftsportler als Darsteller eingesetzt wurden. Der Boom des italienischen Antikfilms endete schließlich 1965 mit dem Aufstieg des [[Italowestern]].
 
== Literatur ==
* Eigler, Ulrich: Bewegte Antike. Antike Themen im modernen Film, Stuttgart, Weimar: Metzler, 2002.
* Junkelmann, Marcus: Hollywoods Traum von Rom. Gladiator und die Tradition des Monumentalfilms, Mainz: Philipp von Zabern, 2004.
* Juraske, Alexander: Bibliographie Antike und Film. In: Anzeiger für die Altertumswissenschaft 59, 2006, H. 3-43–4, S. 129–178.
* Lindner, Martin (Hrsg.): Drehbuch Geschichte. Die antike Welt im Film. Münster: LIT, 2006 (Antike Kultur und Geschichte, 7).
* Lindner, Martin: Rom und seine Kaiser im Historienfilm. Frankfurt am Main: Verl. Antike, 2007.
* Lochman, Tomas; [[Thomas Späth|Späth, Thomas]]; Stähli, Adrian (Hrsg.): Antike im Kino. Auf dem Weg zu einer Kulturgeschichte des Antikenfilms, Basel: Skulpturhalle Basel, 2008.
* Meier, Mischa; Slanička, Simona (Hrsg.): Antike und Mittelalter im Film. Konstruktion - Dokumentation - Projektion. Köln: Böhlau, 2007 (Beiträge zur Geschichtskultur, 29).
* Wieber, Anja: Antike bewegt: Antike, Film und altsprachlicher Unterricht. In: Der Altsprachliche Unterricht 48, 2005, H. 1, S. 4-124–12.
* Wieber, Anja: Auf Sandalen durch die Jahrtausende – eine Einführung in den Themenkreis „Antike und Film“. In: Eigler, Ulrich (Hrsg.): Bewegte Antike. Antike Themen im modernen Film. Stuttgart; Weimar: Metzler, 2002, S. 4-404–40.
* Wieber, Anja: Antike am laufenden Meter – Mehr als ein Jahrhundert Filmgeschichte. In: Meier, Mischa; Slanička, Simona (Hrsg.): Antike und Mittelalter im Film. Konstruktion – Dokumentation – Projektion. Köln; Weimar; Wien: Böhlau, 2007, S. 19-4019–40.
* Wieber-Scariot, Anja: Film. In: Landfester, Manfred (Hrsg.): Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike. Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte, Bd. 13, Stuttgart; Weimar: Metzler, 1999, Sp. 1133-11411133–1141.
 
[[Kategorie:Filmgenre]]
[[Kategorie:Antikenrezeption]]