„Heinrich von Sybel“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Heinrich Sybel.jpg|mini|Heinrich von Sybel, 1857 [[Datei:Signatur Heinrich von Sybel.PNG|rahmenlos|zentriert|klasse=skin-invert-image]]]]'''Heinrich Karl Ludolf Sybel''', ab 1831 '''von Sybel''' (* [[2. Dezember]] [[1817]] in [[Düsseldorf]]; †&nbsp;[[1. August]] [[1895]] in [[Marburg]]<ref>sieheSiehe {{HStAM|915|5678|279}}</ref>) war ein deutscher [[Historiker]], [[Archivar]] und [[Politiker]].
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[[Datei:Alter St-Matthäus-Kirchhof Sybel Heinrich Medaillon.jpg|miniatur|Reliefportrait auf seinem Grab auf dem [[Alter St.-Matthäus-Kirchhof Berlin|Alten St.-Matthäus-Kirchhof]] in Berlin-Schöneberg]]
 
'''Heinrich Karl Ludolf von Sybel''' (* [[2. Dezember]] [[1817]] in [[Düsseldorf]]; †&nbsp;[[1. August]] [[1895]] in [[Marburg]]<ref>siehe {{HStAM|915|5678|279}}</ref>) war ein deutscher [[Historiker]], [[Archivar]] und Politiker.
 
== Leben ==
=== Herkunft ===
Sybel stammte aus einer alteingesessenen protestantischen Pastoren- und Lehrerfamilie aus [[Soest]], [[Westfalen]], und war der Sohn des durch Heirat sehr vermögenden und geadelten Juristen [[Heinrich Ferdinand Philipp von Sybel]] (1781–1870). Nach Erreichen der Reifeprüfung (Abitur) begann er in [[Berlin]] Geschichte zu studieren; ab 1834 wurde er in diesem Fach der Schüler von [[Leopold von Ranke]]. 1838 beendete Sybel das Studium mit einer [[Promotion (Doktor)|Promotion]] zum ''Dr. phil.'' Zwei Jahre später konnte er sich an der [[Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn|Universität Bonn]] [[Habilitation|habilitieren]] und veröffentlichte bereits 1841 eine ''Geschichte des ersten Kreuzzugs'', in der er nachwies, dass [[Peter der Einsiedler]] nicht der Urheber und [[Gottfried von Bouillon]] nicht der Anführer des Kreuzzugs gewesen waren. Anschließend bekam er dort eine Anstellung als Dozent und 1844 betraute man ihn mit einer außerordentlichen Professur.
Sybel stammte aus einer alteingesessenen protestantischen Pastoren- und Lehrerfamilie aus [[Soest]], [[Westfalen]], und war der Sohn des durch Heirat sehr vermögenden und 1831 erblich nobilitierten Juristen [[Heinrich Ferdinand Philipp von Sybel]] (1781–1870). Seine Mutter war ''Charlotta Amalie Brügelmann'' (1798–1846), eine Tochter des Elberfelder Fabrikanten [[Karl Friedrich Brügelmann]] (1758–1824). Sein Bruder [[Alexander von Sybel|Alexander]] (1823–1902) war ein bedeutender rheinpreußischer Beamter und Wirtschaftspolitiker.
 
=== Ausbildung ===
Sybel stammte aus einer alteingesessenen protestantischen Pastoren- und Lehrerfamilie aus [[Soest]], [[Westfalen]], und war der Sohn des durch Heirat sehr vermögenden und geadelten Juristen [[Heinrich Ferdinand Philipp von Sybel]] (1781–1870). Nach Erreichen der Reifeprüfung (Abitur) begann er in [[Berlin]] Geschichte zu studieren; ab 1834 wurde er in diesem Fach der Schüler von [[Leopold von Ranke]]. 1838 beendete Sybel das Studium mit einer [[Promotion (Doktor)|Promotion]] zum ''Dr. phil.'' Zwei Jahre später konnte er sich an der [[Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn|Universität Bonn]] [[Habilitation|habilitieren]] und veröffentlichte bereits 1841 eine ''Geschichte des ersten Kreuzzugs'', in der er nachwies, dass [[Peter der Einsiedler]] nicht der Urheber und [[Gottfried von Bouillon]] nicht der Anführer des Kreuzzugs gewesen waren. Anschließend bekam er dort eine Anstellung als Dozent und 1844 betraute man ihn mit einer außerordentlichen Professur.
 
=== Familie ===
Er heiratete 1841 Karoline Eckhardt (1817–1884), eine Tochter des Geodäten [[Christian Eckhardt (Geodät)|Christian Eckhardt]] (1784–1866). Das Paar hatte mehrere Kinder:
* [[Fritz von Sybel|Friedrich Ludwig Karl]] (1844–1927) ⚭ Bertha Rolffs (1856–1943)
* [[Ludwig von Sybel|Ludwig Bruno]] (1846–1929), Kunsthistoriker ⚭ 1883 Adele Keller
 
=== Berufliche Laufbahn ===
Im Herbst 1845 folgte Sybel einem Ruf als ordentlicher Professor an die [[Philipps-Universität Marburg|Universität Marburg]]. Dort engagierte er sich auch politisch und unterstützte die liberale Bewegung. In Marburg wurde auch sein Sohn [[Ludwig von Sybel]] (1846–1929) geboren, der ein bekannter [[Archäologe]] und [[Kunsthistorik]]er wurde.
[[Datei:Alter St-Matthäus-Kirchhof Sybel Heinrich Medaillon.jpg|miniaturmini|Reliefportrait auf seinem Grab auf dem [[Alter St.-Matthäus-Kirchhof Berlin|Alten St.-Matthäus-Kirchhof]] in Berlin-Schöneberg]]
Im Herbst 1845 folgte Sybel einem Ruf als ordentlicher Professor an die [[Philipps-Universität Marburg|Universität Marburg]]. Dort engagierte er sich auch politisch und unterstützte die liberale Bewegung. In Marburg wurde auch sein Sohn [[Ludwig von Sybel]] (1846–1929) geboren, der ein bekannter [[Archäologe]] und [[Kunsthistorik]]er wurde.
 
Er wurde Mitglied des [[Vorparlament]]s in [[Frankfurt am Main]], das zwischen 31. März und 3. April 1848 in der [[Frankfurter Paulskirche]] tagte. Zwischen 1848 und 1849 war Sybel auch Mitglied der [[Kurhessische Ständeversammlung|Kasseler Ständeversammlung]], wo er zu den Gemäßigten zu zählen war. Als solcher lehnte er eine [[Volkssouveränität]] ebenso ab wie ein allgemeines Wahlrecht.
 
Zwischen 20. März und 29. April 1850 arbeitete Sybel im Ständehaus des [[Erfurter Unionsparlament]]s mit, welches in der Erfurter Augustinerkirche tagte. Zwischen 1862 und 1864 und nochmals zwischen 1874 und 1880 war Sybel Mitglied des [[Preußisches Abgeordnetenhaus|preußischen Abgeordnetenhauses]].<ref>Kurzbiografie und Bild in: Horst Conrad, [[Bernd Haunfelder]]: ''PreussischePreußische Parlamentarier. Ein Photoalbum 1859–1867''. Vorwort von [[Lothar Gall]]. Droste Verlag, Düsseldorf 1986, S. 140 (= ''Photodokumente zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien''); siehe auch Kurzbiographie in: [[Bernhard Mann (Historiker)|Bernhard Mann]] (Bearb.): ''Biographisches Handbuch für das Preußische Abgeordnetenhaus. 1867–1918''.unter Mitarbeit von [[Martin Doerry]], [[Cornelia Rauh]], und [[Thomas Kühne.]]: Droste''Biographisches Verlag,Handbuch Düsseldorffür 1988,das S.Preußische 382Abgeordnetenhaus 1867–1918'' (= ''Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien.'' :Band Bd3). Droste, Düsseldorf 1988, ISBN 3)-7700-5146-7, S. 382.</ref> Zudem war er 1867 Abgeordneter im konstituierenden [[Reichstag (Norddeutscher Bund)|Reichstag des Norddeutschen Bundes]]. Als Gegner des [[Katholizismus]] engagierte sich Sybel im [[Kulturkampf]].
 
Seit 1856 war Sybel als Professor für Geschichte an der [[Ludwig-Maximilians-Universität München|Universität München]] tätig. Dort gründete er das noch heute existierende Historische Seminar. Überdies bemühte er sich im Auftrag des damaligen bayerischen Königs [[Maximilian II. Joseph (Bayern)|Maximilian II.]], auch an den beiden übrigen Landes-Universitäten, der [[Erlangen|Universität Erlangen]] und der [[Würzburg|Universität Würzburg]], Historische Seminare einzurichten. In Erlangen erfolgte dies in enger Kooperation mit dem Historiker und Ranke-Schüler [[Karl Hegel]], mit dem er auch über die von ihm 1858 zusammen mit [[Leopold von Ranke]] gegründete [[Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften]] in München eng verbunden war.<ref>Vgl. dazu zuletzt Marion Kreis: ''Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort'' (= ''Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.'' Bd.Band 84), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen u.&nbsp;a. 2012, ISBN 978-3-525-36077-4, besonders S. 159ff159 ff. ([http://www.v-r.de/de/karl_hegel/t-1/1007100/ E-Book und Leseprobe]).</ref> Ihr stand er bis 18861862 als Sekretär vor.<ref>Vgl. Anschließenddazu wählte''150 manJahre ihnHistorische zumKommission Präsidentenbei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Eine Chronik von Helmut Neuhaus'', München 2008, ISBN 978-3-929691-12-2, S. 182.</ref>; von 1886 bis 1895 war er ihr Präsident.<ref>Vgl. dazu ebd., S. 181.</ref> 1859 gründete er die [[Historische Zeitschrift]] und leitete sie bis an sein Lebensende. In seine Münchner Zeit fiel auch der Plan für die Edition der ''[[Reichstagsakten]]'' (RTA). Die konzeptionellen Vorarbeiten dazu stammten vom Historiker [[Georg Voigt (Historiker)|Georg Voigt]], der dabei von Sybels Schülern [[Wilhelm Maurenbrecher]] und [[Hans Delbrück]] unterstützt wurde.
 
[[FileDatei:Alter St-Matthäus-Kirchhof Sybel.jpg|mini|Grabstätte]]
1861 nahm Sybel einen Ruf an die [[Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn|Universität Bonn]] an. 1867/68 amtierte er als [[Rektor]] der Universität. 1875 betraute man ihn mit der Leitung der [[Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz|preußischen Staatsarchive]]. Er war auch maßgeblich an der Gründung des [[Deutsches Historisches Institut Rom|Deutschen Historischen Instituts]] in Rom beteiligt. Außerdem betreute er jahrelang die Berichte der päpstlichen Nuntiatur. 1875 wählte ihn die [[Preußische Akademie der Wissenschaften]] zu ihrem ordentlichen Mitglied, nachdem er bereits am 31. Mai 1874 in den preußischen Orden pour le merite für Wissenschaft und Künste aufgenommen worden war.<ref>''Der Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künst,Künste. Die Mitglieder des Ordens,.'' Band I1: ''(1841–1881)'', Gebr. Mann-verlagVerlag, Berlin, 1975, S. 338.</ref> Bereits seit 1861 war er auswärtiges Mitglied der [[Bayerische Akademie der Wissenschaften|Bayerischen Akademie der Wissenschaften]]. 1890 wurde er auswärtiges Mitglied der [[Königlich Niederländische Akademie der Wissenschaften|Königlich Niederländischen Akademie der Wissenschaften]].
 
=== Lebensabend ===
Im Alter von 77 Jahren starb Heinrich von Sybel am 1. August 1895 in Marburg. Sein Grab befindet sich auf dem [[Alter St.-Matthäus-Kirchhof Berlin|Alten St.-Matthäus-Kirchhof]], an der Großgörschenstraße, in Berlin-Schöneberg. Es war von 1952 bis 2013 als [[Liste der Ehrengräber in Berlin/Ehemalige Ehrengräber|Ehrengrab der Stadt Berlin]] gewidmet.
Im Alter von 77 Jahren starb Heinrich von Sybel am 1.&nbsp;August 1895 im Haus seines Sohnes Ludwig in Marburg. Er wurde neben seiner Frau Caroline geb. Eckhardt (1817–1884) auf dem [[Alter St.-Matthäus-Kirchhof Berlin|Alten St.-Matthäus-Kirchhof]] in [[Berlin-Schöneberg|Schöneberg]] bei Berlin beigesetzt, in einem [[Erbbegräbnis]], das er selbst 1884 erworben hatte. Die Wirkung der Grabanlage – ein schlichtes, zweiachsiges Wandgrab von Baumeister Carl Mittag – wird bestimmt von zwei von [[Fritz Schaper]] geschaffenen Relieftondos, die Sybel und seine Gattin im Profil abbilden.<ref>Hans-Jürgen Mende: ''Alter St. Matthäus-Kirchhof Berlin. Ein Friedhofsführer.'' 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Edition Luisenstadt, Berlin 2012, ISBN 978-3-936242-16-4, S.&nbsp;10–11.</ref> Sybels Grabstätte war von 1952 bis 2013 als [[Liste der Ehrengräber in Berlin/Ehemalige Ehrengräber|Berliner Ehrengrab]] gewidmet.
 
== Arbeit und Wirkung ==
=== Wissenschaftliche Grundpositionen ===
[[Datei:Heinrich von Sybel 1862 (IZ 39-149 H Scherenberg).JPG|miniaturmini|hochkant=0.5|''Heinrich von Sybel'', 1862., ''Grafik:Illustration H.von [[Hermann Scherenberg.'']]]]
Als Schüler Rankes begründete Sybel die moderne Geschichtswissenschaft. Die Schwerpunkte seiner Forschungen lagen in der Kaisergeschichte des Mittelalters und den damit verbundenen Quellenkunden, nicht zuletzt da dies zu Sybels Zeit im neu gegründeten [[Deutsches Reich|deutschen Kaiserreich]] als Basis seiner Legitimation angesehen wurde. Sybel ist ein Paradebeispiel dafür, dass Objektivität in der Geschichtsschreibung keineswegs im Sinne politischer Neutralität verstanden werden darf<ref>[[Wolfgang J. Mommsen]]: ''Objektivität und Parteilichkeit im historiographischen Werk Sybels und Treitschkes''. In: [[Reinhart Koselleck]], [[Wolfgang J. Mommsen]], [[Jörn Rüsen]] (Hrsg.): ''Objektivität und Parteilichkeit in der Geschichtswissenschaft''. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1977, S. 134–158 (= ''Beiträge zur Historik'', Bd.Band 1).</ref>, was übrigens auch für Ranke zutrifft. Bei [[Johann Gustav Droysen]] wird das geradezu abgelehnt.
 
Sybel sah es nicht unwesentlich als Aufgabe mittelalterlicher deutscher Geschichtsforschung, das neue deutsche Kaiserreich zu legitimieren. Er schrieb auch eine Geschichte der Reichsgründung, die gleichsam als Bestätigung der Frage nach der Legitimation des deutschen Kaisertums aufzufassen ist. Für ihn lag eine Aufgabe des Geschichtsstudiums in der erzieherischen Bedeutung des Berufes sowohl als Fachhistoriker als auch als Geschichtslehrer für den Staat und die Nation. Seine Geschichtsschreibung wurde von Kritikern als [[Borussianismus]] charakterisiert.
 
=== Sybel-Ficker-Kontroverse ===
Diese Auffassung zeigte sich auch und insbesondere in einer weithin beachteten Kontroverse Sybels mit dem Innsbrucker Historiker [[Julius Ficker]], sogenannte [[Sybel-Ficker-Kontroverse]] von 1859 bis 1861. Sybel behauptete, dass die Italien- und Kaiserpolitik der deutschen Herrscher des Mittelalters als verhängnisvoll bewertet werden müsse, da sie die Entstehung eines deutschen Nationalstaats verhindert habe. Ficker wies diese Auffassung mit der Argumentation zurück, dass man das Mittelalter nicht aus der Sicht der Gegenwart richten dürfe und der Nationalstaat keineswegs das einzig wünschenswerte Ziel der Geschichte sei. Auch wenn Sybels Meinung noch 1927 durch [[Georg von Below]] unterstützt wurde, setzte sich auf lange Sicht Fickers Einschätzung durch.
 
=== Kontroverse mit Ernst Hermann ===
So ist es nicht verwunderlich, dass kaum eines von Sybels Werken überdauert hat. Seine Bedeutung in der Geschichtswissenschaft lag eher in der Rolle eines Wissenschaftsorganisators als in der eines Fachhistorikers. Einer seiner wichtigen Beiträge als Organisator war die parallele Strukturierung der Ausbildung von Fachhistorikern und Geschichtslehrern im Zuge der [[Professionalisierung]] und [[Institutionalisierung]] der Geschichtsausbildung an den Universitäten, die mit dem Aufbau einer Seminarstruktur einherging.
Seit 1861 führte er auch eine Kontroverse mit [[Ernst Herrmann (Historiker)|Ernst Herrmann]] über den Ursprung der europäischen Koalition gegen das revolutionäre Frankreich am Ende des 18. Jahrhunderts.<ref>[http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Herrmann Ernst Adolf Herrmann]: ''Meyers Großes Konversations-Lexikon'', 1905.</ref>
 
=== Bedeutung ===
Ein historisches Seminar unterscheidet sich von einer historischen Übungsgesellschaft, wie sie bis weit in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts an den Universitäten gebräuchlich war, dadurch, dass es nicht nur Übungen abhält, sondern auch über eine institutionell an das Seminar gebundene Bibliothek verfügt, die wiederum über einen Etat verfügt.
SoEs ist es nicht verwunderlich, dass kaum eines von Sybels Werken überdauert hat. Seine Bedeutung in der Geschichtswissenschaft lag eher in der Rolle eines Wissenschaftsorganisators als in der eines Fachhistorikers. Einer seiner wichtigen Beiträge als Organisator war die parallele Strukturierung der Ausbildung von Fachhistorikern und Geschichtslehrern im Zuge der [[Professionalisierung]] und [[Institutionalisierung]] der Geschichtsausbildung an den Universitäten, die mit dem Aufbau einer Seminarstruktur einherging.
 
Ein historisches Seminar unterscheidet sich von einer historischen Übungsgesellschaft, wie sie bis weit in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts an den Universitäten gebräuchlich war, dadurch, dass es nicht nur Übungen abhält, sondern auch über eine institutionell an das Seminar gebundene Bibliothek verfügtbesitzt, die wiederum über einen Etat verfügt.
Einer seiner wichtigsten Schüler war [[Friedrich Philippi]].
 
Einer seinervon Sybels wichtigsten SchülerSchülern war [[Friedrich Philippi (Archivar)|Friedrich Philippi]].
 
== Politische Einstellungen ==
Sybel nahm in der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geführte Debatte um die Immatrikulation von Frauen an Universitäten gegen das [[Frauenstudium]] Stellung. So erklärte er etwa, „[d]as Gebiet der Frau ist das scheinbar enge und einförmige des inneren häuslichen Lebens; die Domäne des Mannes ist die Welt da draußen, die Wissenschaft, die Rechtsordnung, der Staat.“<ref>Heinrich von SeybelSybel: ''Über die Emancipation der Frauen'', Vortrag vom 12. Februar 1870 in Bonn ([https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10771504_00005.html Digitalisat]). Vgl. dazu: [[Annette Kuhn (Historikerin)|Annette Kuhn]] (Hrsg.): ''100 Jahre Frauenstudium. Frauen der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.'' Dortmund 1996, S. 22.</ref>
 
== Schriften (Auswahl) ==
* ''Geschichte des ersten Kreuzzugs'', Schreiner, Düsseldorf 1841. ([http://books.google.de/books?id=AB0tAAAAYAAJ&printsec=frontcover&dq=sybel+ersten+kreuzzugs&hl=de&sa=X&ei=n4znT7GNIfDa4QSGj5W4AQ&ved=0CDYQ6AEwAA#v=onepage&q&f=false Volltext]), ({{ULBDD|urn:nbn:de:hbz:061:1-511765}}).
* ''Der heilige Rock zu Trier und die zwanzig andern heiligen ungenähten Röcke. Eine historische Untersuchung'' (mit [[Johann Gildemeister (Orientalist)|Johann Gildemeister]]). Buddeus, Düsseldorf 1844/45.
* ''Geschichte der Revolutionszeit von 1789–1795'', 5 Bde., Düsseldorf 1853–1879.
* ''Die deutsche Nation und das Kaiserreich. Eine historisch- politische Abhandlung.'' Buddeus, Düsseldorf 1862 ([https://books.google.de/books?id=UgyAkPjeOhAC&printsec=frontcover Google Books]).
* ''Kleine Historische Schriften'', 3 Bde., München 1869–1880.
* ''Vorträge und Aufsätze'', Berlin 1874.
* ''Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. vornehmlich nach den preußischen Staatsacten.'' 7 Bde., München 1889–1894.
* ''Vorträge und Abhandlungen'', hrsg. v. [[Conrad Varrentrapp]], München 1897.
 
== Literatur ==
* {{ADB|54|645|667|Sybel, Heinrich von|[[Paul Bailleu]]|ADB:Sybel, Heinrich von}}
* Volker Dotterweich: ''Heinrich von Sybel. Geschichtswissenschaft in politischer Absicht''. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1978, ISBN 3-525-35912-8 (Digitalisat: https://digi20.digitale-sammlungen.de//de/fs1/object/display/bsb00047596_00001.html).
* {{NDB|25|733|735|Sybel, Heinrich von|Volker Dotterweich|118620223}}
* [[Bernd Faulenbach]]: ''Die Reichsgründung – Erfüllung der Wünsche der Nation oder Sieg des Fürsten über die Nation? Heinrich von Sybel und Wilhelm Liebknecht 1870/71.'' In: Dirk Bockermann u. a. (Hrsg.): ''Freiheit gestalten. Zum Demokratieverständnis des deutschen Protestantismus''. Göttingen 1996, S. 97–106.
* {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070629140713/http://www.bautz.de/bbkl/s/s4/sybel_he.shtml |autor=[[Konrad Fuchs (Historiker)|Konrad Fuchs]]|artikel=Sybel, Heinrich von|band=20|spalte=1443–1445}}
* [[Ewald Grothe]] (Hrsg.): ''Die Abgeordneten der kurhessischen Ständeversammlungen 1830–1866'' (= ''Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen.'' Band 48, 13 = ''Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen''. Band 43). Historische Kommission für Hessen, Marburg 2016, ISBN 978-3-942225-33-5, Nr. KSV-451.
* Folkert Haferkorn: ''Soziale Vorstellungen Heinrich von Sybels''. Klett, Stuttgart 1976.
* [[Paul Egon Hübinger]]: ''Heinrich von Sybel und der Bonner Philologenkrieg''. In: ''[[Historisches Jahrbuch]]'' 83 (1964), S. 164–216.
* [[Wolfgang Leesch]]: ''Die deutschen Archivare 1500–1945.'' Band 2: ''Biographisches Lexikon.''. Saur Verlag, München u.&nbsp;a., 1992, ISBN 3-598-1060610605-8X, S. 608.
* [[Jochen Lengemann]]: ''MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index'' (= ''Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen.'' Band 14 = ''Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen.'' Band 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 378.
* [[Philipp Losch]]: ''Die Abgeordneten der kurhessischen Ständeversammlung 1830–1866''. Elwert, Marburg 1909, S. 54.
* [[Bernhard Mann (Historiker)| Bernhard Mann]]: ''Biographisches Handbuch für das Preußische Abgeordnetenhaus 1867–1918'' (= ''Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien.'' Band 3). Droste, Düsseldorf 1988, ISBN 3-7700-5146-7, Nr. 2307.
* [[Hellmut Seier]]: ''Heinrich von Sybel''. In: [[Hans-Ulrich Wehler]] (Hrsg.): ''Deutsche Historiker'', Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1971, S. 132–146.
* Hellmut Seier: ''Die Staatsidee Heinrich von Sybels in den Wandlungen der Reichsgründungszeit 1862–1871'', Lübeck 1961.
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{{Wikisource}}
{{Wikiquote}}
{{Commonscat|audio=0|video=0}}
* [httphttps://www.gleichsatz.de/b-u-t/can/b4/sybel1.html Über die Gesetze historischen Wissens]
* {{DNB-Portal|118620223}}
* {{DDB|Person|118620223}}
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* {{LAGIS|ref=nein|DB=HBN|ID=118620223|titel= Sybel, Heinrich Karl Ludolf von |datum=2020-04-29}}
 
== Anmerkungen ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=p|GND=118620223|LCCN=n/50/016870n50016870|VIAF=64100662}}
 
{{SORTIERUNG:Sybel, Heinrich von}}
[[Kategorie:HistorikerFamilienmitglied des Adelsgeschlechts Sybel|Heinrich]]
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