„Srinivasa Ramanujan“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Signature of Srinivasa Ramanujan.svg|rahmenlos|rechts|rahmenlosklasse=skin-invert-image|Ramanujans Unterschrift]]
'''Srinivasa Ramanujan,''', [[Royal Society|FRS]] ([[tamil]]isch: {{lang|ta|ஸ்ரீனிவாஸ ராமானுஜன்}}, {{IPA|sriːniˈʋaːsə raːˈmaːnudʒən}}; auch ''Srinivasa Ramanujan Iyengar;'' * [[22. Dezember]] [[1887]] in [[Erode]]; † [[26. April]] [[1920]] in [[Chetpet]], [[Madras (Präsidentschaft)|Madras]]) war ein [[Indien|indischer]] [[Mathematiker]]. Er eignete sich seine mathematischen Kenntnisse [[autodidakt]]isch aus Fachliteratur an und besaß eine außerordentliche [[Begabung]] dafür, [[Analysis|analytische]] und [[Zahlentheorie|zahlentheoretische]] Probleme intuitiv zu lösen, meist ohne zunächst einen Lösungsweg oder [[Beweis (Mathematik)|Beweise]] angeben zu können.
 
In der Schule wurden seine mathematischen Fähigkeiten gefördert, doch ein Studium scheiterte daran, dass er nichtmathematische Fächer vernachlässigte. Am Existenzminimum lebend, betrieb er die Mathematik privat und notierte seine Erkenntnisse in sogenannten „Notizbüchern“. Versuche einer wissenschaftlichen Anerkennung blieben zunächst ohne Erfolg, bis der britische Mathematiker [[Godfrey Harold Hardy]] im Jahr 1913 sein Talent erkannte und ihn nach England holte, wo ihm zahlreiche bedeutende Entdeckungen gelangen. Sechs Jahre später kehrte Ramanujan als bekannter Wissenschaftler nach Indien zurück und starb 1920 im Alter von nur 32 Jahren., Ernachdem hatteer zeitlebens mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen gehabt hatte.
 
=== Name ===
Ramanujan war der Rufname. Er bedeutet „[[Rama (Mythologie)|Ramas]] kleinerer Bruder ''(anuja)''“, dieser Name wurde auch in Hinblick auf [[Ramanuja]] gewählt.<ref>Robert Kanigel, übersetzt von Albrecht Beutelspacher: ''Der das Unendliche kannte''; Das Leben des genialen Mathematikers Srinivasa Ramanujan, Springer-Verlag, 8. März 2013, S. 8–9 ({{Google Buch |BuchID=dRHMBgAAQBAJ&lpg |Seite=8}}), abgerufen am 26. April 2020</ref> Das [[Patronym]] Srinivasa wurde von Ramanujan meist mit S. abgekürzt. Der Nachname ''Iyengar,'' der gleichzeitig die Kastenzugehörigkeit angibt, ist optional.
 
== Leben ==
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Im Sommer zog die Familie vom heißen Madras ins kühlere Landesinnere, zunächst nach [[Kodumudi]], wohin die Familie der Mutter gute Verbindungen hatte, ab Anfang September in das weniger abgelegene Kumbakonam. Anfang 1920 war Ramanujan wieder in [[Chetpet]], einem Vorort von Madras, wo er noch einmal eine produktive Phase erlebte. Am 12. Januar 1920 schrieb er Hardy über die Entdeckung der Mock-Thetafunktionen. Bis vier Tage vor seinem Tod arbeitete er trotz Fiebers und Schmerzen an seinen mathematischen Notizbüchern, deren Blätter seine Frau in einer Schachtel sammelte.<ref>Robert Kanigel: ''Der das Unendliche kannte.'' 1995, S. 292.</ref>
 
Ramanujan starb am 26. April 1920 in Chetpet im Haus ''Gometra'' außerhalb der Huntington Road.<ref>Robert Kanigel: ''Der das Unendliche kannte.'' 1995, S. 292</ref> Seine Witwe lebte bis zu ihrem Tod 1994 in [[Triplicane]], einem Stadtteil von Madras, wo sie später ihren Unterhalt überwiegend als selbständige Schneiderin verdiente (und eine kleine Rente der Universität Madras erhielt) und einen angenommenen Sohn einer verstorbenen Freundin (W. Narayanan) großzog.<ref>''[httphttps://www.imsc.res.in/~rao/ramanujan/newnow/janaki.pdf Ramanujan´s wife Janakiammal (Janaki).]'' PDF.</ref>
 
Der Arzt D. A. B. Young untersuchte im Jahr 1994 Ramanujans Krankenakten und medizinische Unterlagen und äußerte die Vermutung, er sei nicht an Tuberkulose, sondern an [[Amöbenruhr]] gestorben, die damals in Madras grassierte. Zudem war er der Meinung, dass Ramanujans Bakterienruhr nicht vollständig abgeklungen sei und die Erreger im Körper verblieben waren. So konnte sich die Amöbenruhr später umso schneller entwickeln.
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=== Kreiszahlberechnung ===
Zu seinen bekanntesten Erkenntnissen zählt eine 1914 veröffentlichte, auf Untersuchungen von [[Elliptische Funktion|elliptischen Funktionen]] und [[Modulform|Modulfunktionen]] basierende Gleichung zur Berechnung der Kreiszahl <math>\pi</math>:<ref>{{Internetquelle |autor=[[S. Ramanujan]] |url=https://www.imsc.res.in/~rao/ramanujan/CamUnivCpapers/Cpaper6/page1.htm |titel=Modular equations and approximations to <math>\pi</math>. |hrsg=Quarterly Journal of Mathematics, Band 45|seiten=350–372 |datum=1914 |seiten=350–372 |abruf=2020-04-18}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=[[Jonathan Borwein]], [[Peter Borwein]], D. H. Bailey, Ramanujan |url=http://www.cecm.sfu.ca/~pborwein/PAPERS/P40.pdf |titel=Modular equations and approximations to pi or how to compute one billion digits of pi. |hrsg=American Mathematical Monthly, Band 96|seiten=201–219 |datum=1989 |seiten=201–219 |format=PDF |abruf=2020-04-18}}</ref>
 
:<math>\frac{1}{\pi} = \frac{2 \sqrt{2}}{9801} \cdot \sum_{n=0}^\infty\,\frac{(4n)! \cdot (1103 + 26390\,n)}{(n!)^4 \cdot 396^{4n}}</math>
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== Sonstige Interessen und Ansichten Ramanujans ==
[[Datei:Squaring the circle-Ramanujan-1913.png|mini|hochkant|Manuskriptseite von Ramanujan zur Quadratur des Kreises (veröffentlicht 1913)]]
Laut Hardys Schilderungen interessierte sich Ramanujan nur geringfügig für Literatur und Kunst,<ref>Hardy in: ''Ramanujan, Collected Papers.'' 1927, S. XXXI, zu seinen außermathematischen Interessen.</ref> konnte aber gute von schlechter Literatur unterscheiden. Seine Englischkenntnisse waren so dürftig, dass er damit kein Examen hätte bestehen können;<ref>Hardy in: ''Collected Papers.'' S. XXV.</ref> mathematische Abhandlungen in deutscher oder französischer Sprache konnte er überhaupt nicht lesen. Er war sehr an Philosophie interessiert, politisch war er radikaler [[Pazifismus|Pazifist]]. Er achtete zwar sehr auf die Einhaltung seiner religiösen Konventionen, war aber nicht ausschließlich von seiner Religion überzeugt, sondern der Ansicht, alle Religionen glichen einander mehr oder weniger. Er interessierte sich für Ungewöhnliches, Unerwartetes und Merkwürdiges und besaß eine kleine Sammlung von Büchern von Kreisquadrierern und anderen ''[[Crackpot|Cranks]]'' (Hardy). Ramanujan lieferte selbst zwei geometrische Konstruktionen zur genäherten [[Quadratur des Kreises#Konstruktionen von S. A.Srinivasa Ramanujan|Quadratur des Kreises]].
 
== Notizbücher ==
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* Die US-Krimiserie ''[[Numbers – Die Logik des Verbrechens]]'' übertrug Ramanujans Namen auf eine indischstämmige Mathematikerin, die sich auf [[Kombinatorik]] spezialisierte.<ref>[[Numbers – Die Logik des Verbrechens#Amita Ramanujan|Amita Ramanujan in der US-TV-Serie Numb3rs.]]</ref>
* Das Drama ''First Class Man,'' basierend auf dem gleichnamigen Roman von David Freeman, handelt von Ramanujan und seiner Arbeitsbeziehung zu Hardy.
* Am 21.&nbsp;April 1998 wurde die Oper ''Ramanujan'' des deutsch-indischen Komponisten [[Sandeep Bhagwati]] über das Leben des Mathematikers im Münchner [[Prinzregententheater]] uraufgeführt.<ref>{{Internetquelle |autor=Ulrich Möller-Arnsberg |url=http://www.gema.de/kommunikation/news/n157/biennale.shtml |titel=Die Münchner Biennale 1998 |titelerg=Das Eigene im Fremden – das Fremde im Eigenen |werk=[[Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte|GEMA]]-Nachrichten 157 |datum=1998-06 |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20020107071610/http://www.gema.de/kommunikation/news/n157/biennale.shtml |archiv-datum=2002-01-07 |offline=1 |abruf=2010-12-02}}</ref>
* 2014 erschien der biographische Film ''[[Ramanujan (Film)|Ramanujan]]''.<ref>{{IMDBIMDb|1=tt3037162|2=Ramanujan}}</ref>
* 2016 erschien der Spielfilm ''[[Die Poesie des Unendlichen]]'' (englisch: ''The Man Who Knew Infinity'') des Regisseurs [[Matthew Brown (Regisseur)|Matthew Brown]] mit dem englischen Schauspieler [[Dev Patel]] in der Rolle von Srinivasa Ramanujan und [[Jeremy Irons]] als [[G.&nbsp;H.&nbsp;Hardy]].
 
== Schriften ==
* Mit [[Godfrey Harold Hardy|G. H. Hardy]]: ''[httphttps://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k31178.image.f35.langFR Une formule asymptotique pour le nombre des partitions de n].'' Comptes Rendus 164, 1917, S. 35–38.
* G. H. Hardy, P. Veṅkatesvara Seshu Aiyar, Bertram Martin Wilson (Hrsg.): ''Collected papers.'' Cambridge University Press, 1927; Reprint Chelsea Publishing Co. 1962; AMS Chelsea Publishing (Band 159) 2000, ISBN 0-8218-2076-1 (mit modernen Kommentaren von Bruce C. Berndt).
* George E. Andrews, Bruce C. Berndt (Hrsg.): ''Ramanujan’s Lost Notebook.'' Springer-Verlag, New York London 2005, ISBN 978-0-387-25529-3.
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* Bruce C. Berndt, S. Bhargava: ''Ramanujan for lowbrows.'' In: ''American Mathematical Monthly.'' Band 100, 1993, S. 644 ([http://mathdl.maa.org/mathDL/22/?pa=content&sa=viewDocument&nodeId=2911 mathdl.maa.org]).
* [[Robert Alexander Rankin]]: ''Ramanujan’s Manuscripts and Notebooks'', Bulletin London Math. Soc., Band 14, 1982, S. 81–97, Teil 2, Band 21, 1989, S. 351–365
* Lokenath Debnath: ''Srinivasa Ramanujan (1887-19201887–1920) and the theory of partitions of numbers and statistical mechanics. A centennial tribute'', International Journal of Mathematics and Mathematical Sciences, Band 10, 1987, Heft 4, S. 625–640, [https://eudml.org/doc/46206 European Digital Mathematics Library]
* [[Don Zagier]]: ''Ramanujan an Hardy. Vom ersten bis zum letzten Brief.'' In: ''Mitteilungen DMV.'' Band 18, 2010, S. 21–28 ([httphttps://people.mpim-bonn.mpg.de/zagier/files/mdmv/18-1/fulltext.pdf people.mpim-bonn.mpg.de] PDF).
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Srinivasa Ramanujan|audio=1|video=1}}
{{Wikiquote|S. Ramanujan}}
* {{MacTutor|id=Ramanujan|title=Srinivasa Aiyangar Ramanujan}}
* [httphttps://www.imsc.res.in/~rao/ramanujan/contentindex.html Website on Srinivasa Ramanujan] – von Prof. K. Srinivasa Rao, Chennai, mit zahlreichen Scans der Artikel und Notizbücher, Juni 2002 (englisch)
* Alladi Krishnaswami (Hrsg.): [http://www.ams.org/notices/201211/index.html ''Srinivasa Ramanujan: Going Strong at 125, Part I.''] Notices AMS, Dezember 2012 und [http://www.ams.org/notices/201301/ Teil 2.] Notices AMS, Januar 2013
* K. Srinivasa Rao: [https://www.imsc.res.in/~rao/ramanujan.html ''Srinivasa Ramanujan'']
* [httphttps://www.wdr.de/tv/applications/fernsehen/wissen/quarks/pdf/Q_Mythos_Genie.pdf ''Ein Genie mit Intuition: Ramanujan.''] (PDF; 685&nbsp;kB) Kurzbiographie, [[Quarks & Co]], 5. April 2005
* Holger Dambeck: ''Mathematiker verneigen sich vor Ramanujan.'' In: ''[[Spiegel online]].'' 22. Dezember 2012 ([https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/genie-aus-indien-mathematiker-ehren-sriniwasa-ramanujan-a-873462.html spiegel.de]).
* Martin Koch: ''Zu früh verstarb das vielleicht größte Mathe-Genie. Kannte Ramanujan das Unendliche?'' In: ''[[Berliner Zeitung]].'' 29. April 1995 ([http://www.berliner-zeitung.de/newsticker/zu-frueh-verstarb-das-vielleicht-groesste-mathe-genie-kannte-ramanujan-das-unendliche-,10917074,8947514.html berliner-zeitung.de]).