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[[FileDatei:Schloss Ponitz (3).jpg|mini|Schloss Ponitz]]
'''Schloss Ponitz''' bezeichnet ein ehemaliges [[Wasserburg|Wasserschloss]] in [[Ponitz]] im [[Thüringen|thüringischen]] [[Landkreis Altenburger Land]], das 1568–1574 als Renaissanceschloss[[Renaissance]][[Schloss (Architektur)|schloss]] erneuert wurde. Es ist in der [[Liste der Kulturdenkmale in Ponitz]] eingetragen.
 
== Geschichte ==
=== Die mittelalterliche Wasserburg ===
Im Jahre 1254 wurden die Burg Ponitz<ref>[httphttps://www.renaissanceschlossschloss-ponitz.de/historisch.htm Website zum Schloss Ponitz]</ref> und sein Besitzer ''Fridericus de Ponicz'', der bei einer Schenkung als Zeuge genannt wird, erstmals urkundlich erwähnt. 1349 ist in den Geschichtsbüchern von einer Kirche und einem [[Vorwerk (Gutshof)|Vorwerk]] die Rede. 1349/1350 werden im Lehnbuch [[Friedrich III. (Meißen)|Friedrich des Strengen]] die böhmischen Herren von [[Schönburg (Adelsgeschlecht)|Schönburg]]-[[Burg Pürstein|Pirsenstein]], Friedrich XIII. (erstgenannt 1341, gest. um 1367) und Albrecht I. (erstgenannt 1349, gest. um 1353) als Besitzer der Burgen Ponitz und Lichtenstein aufgeführt.<ref>[[Wolf-Dieter Röber]]: ''(Schloss) Lichtenstein.'' In: ''Die Schönburger, Wirtschaft, Politik, Kultur.'' Broschüre zur gleichnamigen Sonderausstellung 1990–91 in Museum und Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau, Glauchau 1990, S. 24, Besitzer der Burg Ponitz.</ref>
 
1418 besaßen iedie Herren von Ende den Rittersitz Ponitz.<ref>Steffen Winkler: ''Sagen und Sagenhafte Erzählungen aus Glauchau und Umgebung.'' Sonderheft der Schriftenreihe. Museum und Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau. Glauchau 1981, Nr. 5, S. 31.</ref> 1525 waren offenbar die Herren von Schönburg im Besitz der Herrschaft Ponitz und möglicherweise des Schlosses, denn Ernst II. von Schönburg ließ hier den [[Küster]] Georg Droßdorf verhaften, in [[Glauchau]] inhaftieren und ihm später beide Ohren abschneiden. Er hatte anstelle des Pfarrers auf Deutsch gepredigt.<ref>Steffen Winkler: ''Sagen und Sagenhafte Erzählungen aus Glauchau und Umgebung.'' Sonderheft der Schriftenreihe. Museum und Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau. Glauchau 1981, S. 10.</ref>
1525 waren offenbar die Herren von Schönburg im Besitz der Herrschaft Ponitz und möglicherweise des Schlosses, denn Ernst II. von Schönburg ließ hier den [[Küster]] Georg Droßdorf verhaften, in [[Glauchau]] inhaftieren und ihm später beide Ohren abschneiden. Er hatte anstelle des Pfarrers auf Deutsch gepredigt.<ref>Steffen Winkler: ''Sagen und Sagenhafte Erzählungen aus Glauchau und Umgebung.'' Sonderheft der Schriftenreihe. Museum und Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau. Glauchau 1981, S. 10.</ref>
 
1531 gehörten zum Rittergut Ponitz ganz oder teilweise folgende Orte: Ponitz, Hainichen, Schönhain, Kauritz, Runsdorf, Tautenhain, Gieba, Köthel, Gablenz und Waldsachsen. Um die Lehnsherrlichkeit dieses Rittergutes führte Ernst II. von Schönburg als Grundherr gegen die Wettiner von 1531 bis 1533 einen langwierigen Prozess.<ref>[[Walter Schlesinger]], nachbearbeitet von Thomas Lang: ''Beiträge zur Geschichte der Stadt Glauchau.'' Herausgeber: Enno Bünz. Thelem Verlag, Dresden 2010, Anmerkungen zum Rittergut Ponitz in der Herrschaft Glauchau, S.&nbsp;87.</ref>
===Kauf durch Abraham von Thumbshirn und Erneuerung als Renaissanceschloss===
Nach dem Kauf des [[Rittergut]]es 1568 durch [[Wilhelm von Thumbshirn#Familie|Abraham von Thumbshirn]] wurde die mittelalterliche [[Wasserburg (Gebäude)|Wasserburg]] bis 1574 im Renaissancestil durchgreifend umgebaut und in den heutigen Zustand gebracht.
 
=== Kauf durch Abraham von Thumbshirn und Erneuerung als Renaissanceschloss ===
[[File:Portret van Wolfgang Konrad von Thumbshirn auf Ponitz Celeberrimi ad pacificandum Christiani nominis orbem legati Monasterium et Osnabrugas (..) (serietitel), RP-P-1944-855.jpg |mini|left|hochkant|[[Wolfgang Conrad von Thumbshirn]] auf Ponitz, [[Kupferstich]] von 1649, 1717 wohl neu aufgelegt]]
Nach dem Kauf des [[Rittergut]]es 1568 durch [[Wilhelm von Thumbshirn#Familie|Abraham von Thumbshirn]] wurde die mittelalterliche [[Wasserburg (Gebäude)|Wasserburg]] bis 1574 im Renaissancestil durchgreifend umgebaut und in den heutigen Zustand gebracht.
[[File:Schloss Ponitz - Bildnis Wolfgang Conrad von Thumbshirn.JPG|mini|Detail am Schloss: die „umknickende“ Hauptfront (rechts), eine Besonderheit des Ponitzer Schlosses]]
[[FileDatei:Portret van Wolfgang Konrad von Thumbshirn auf Ponitz Celeberrimi ad pacificandum Christiani nominis orbem legati Monasterium et Osnabrugas (..) (serietitel), RP-P-1944-855.jpg |mini|leftlinks|hochkant|[[Wolfgang Conrad von Thumbshirn]] auf Ponitz, [[Kupferstich]] von 1649, 1717 wohl neu aufgelegt]]
[[FileDatei:Schloss Ponitz - Bildnis Wolfgang Conrad von Thumbshirn.JPG|mini|Detail am Schloss: die „umknickende“ Hauptfront (rechts), eine Besonderheit des Ponitzer Schlosses]]
Der bedeutendste Besitzer des Ponitzer Schlosses war [[Wolfgang Conrad von Thumbshirn]] (* 28. April 1604 in Ponitz; † 24. November 1667 in Altenburg), der als Diplomat des Herzogtums Sachsen-Altenburg 1648 den [[Westfälischer Friede|Friedensvertrag]] zur Beendigung des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] mitunterzeichnete und als Verhandlungsführer maßgeblich am Zustandekommen dieses Vertrages beteiligt war. Dies war auch der Anlass, im Jahr 1650 die so genannte Friedenslinde am ''Dreierhäuschen'' zu pflanzen.
 
Ab 1653 war Wolfgang Conrad von Thumbshirn fürstlich sachsen-altenburgischer [[Kanzler]].
 
Seine Tochter Dorothea Felicitas [[Thumbshirn (Adelsgeschlecht)|von Thumbshirn]] vermählte sich 1675 mit Volkmar Dietrich [[Zehmen (Adelsgeschlecht)|von Zehmen]]. Dieser verkaufte die Rittergüter [[Weißbach (Schmölln)|Weißbach]] und [[Nöbdenitz]] einschließlich Schloss und bezog Schloss Ponitz. Dort starb er 1713, woran noch ein Monument erinnert. 1728 fiel das Rittergut an die Töchter Dorothea Elisabeth [[von Schönberg]] und Christiane Sibylle [[Planitz (Adelsgeschlecht)|von der Planitz]], beide geb. [[Zehmen (Adelsgeschlecht)|von Zehmen]]. Zusammen stifteten sie 1734 zur Einweihung der neuen Dorfkirche zu Ponitz die [[Silbermannorgel|Silbermannsche Orgel]].<ref>Hanns-Moritz von Zehmen: ''Genealogische Nachrichten über das Meißnische Uradelsgeschlecht von Zehmen, 1206 bis 1906.'' Wilhelm Baensch, Dresden 1906, S. 62, 63, 66.</ref> Christiane Sibylle von Zehmen vermählte sich im Jahr 1700 auf Ponitz mit Carl August Edlen [[Planitz (Adelsgeschlecht)|von der Planitz]] und hatte mit diesem 12 Kinder.
 
Weitere Besitzerfamilien waren die [[Weißenbach (Adelsgeschlecht)|von Weißenbach]], [[Ende (Adelsgeschlecht)|von Ende]], von Göchhausen, [[Tümpling (Adelsgeschlecht)|von Tümpling]], [[Uechtritz (Adelsgeschlecht)|von Uechteritz]], [[Beust (Adelsgeschlecht)|von Beust]], sowie die bürgerlichen Familien Stölzel (aus Eibenstock) und Fabrikbesitzer Schmieder (aus Meerane) und zuletzt bis 1945 Familie Mälzer (aus Frankenhausen).<ref>[httphttps://renaissanceschlossschloss-ponitz.de/historisch.htm Website des Fördervereines Renaissanceschloss Ponitz e. V., zur Geschichte des Schlosses]</ref>
 
Ort, Schloss und Rittergut Ponitz gehörten jahrhundertelang verwaltungsmäßig zum [[Wettiner|wettinischen]] [[Kreisamt Altenburg|Amt Altenburg]] in wechselnden sächsisch-thüringischen Herzogtümern.<ref>[https://books.google.de/books?id=T_JCAAAAcAAJ&pg=PA80&lpg=PA80&dq=amt+gerstungen&source=bl&ots=f-SgULurg6&sig=3Ms_ZEMDt-A2G7RgJG3I1PvLqc4&hl=de&sa=X&ei=MMngUqK0DI_Vsga9x4DgAQ&ved=0CCsQ6AEwADgK#v=onepage&q=amt%20gerstungen&f=false Das Amt Altenburg im Buch „Geographie für alle Stände“, ab S. 201]</ref><ref>[https://books.google.de/books?id=e38AAAAAcAAJ&pg=PA79&lpg=PA79&dq=%C3%A4mter+altenburg+und+ronneburg&source=bl&ots=xU41yut0bb&sig=3cGSJCbO6-6PVcEaYqG-kGra3uY&hl=de&sa=X&ved=0CC8Q6AEwAzgKahUKEwiRxtfhuYvJAhUGkCwKHaNpBC8#v=onepage&q=%C3%A4mter%20altenburg%20und%20ronneburg&f=false Die Orte des Amts Altenburg ab S. 83]</ref>
Bei der Neuordnung der Ernestinischen Herzogtümer im Jahr 1826 kam Ponitz mit Rittergut und Schloss wiederum zum Herzogtum Sachsen-Altenburg.
 
=== Enteignung und Kommunalisierung durch die SMAD ===
[[FileDatei:Renaissanceschloss Ponitz.jpg|mini|Blick über den Hof des ehemaligen Rittergutes/Vorwerkes zum Schloss Thumbshirn]]
===Enteignung und Kommunalisierung durch die SMAD===
Unter [[Sowjetische Besatzungszone|sowjetischer Besatzung]] wurde 1945 die letzte Besitzerfamilie des 200 ha umfassenden Ritterguts und des Schlosses, Familie Mälzer, entschädigungslos enteignet und vertrieben. Neuer Besitzer von Rittergut und Schloss ist seitdem die Gemeinde Ponitz.
 
Zu Ende der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR-Zeit]] befand sich das Schloss in schlechtem baulichem Zustand, es regnete durch mehrere Etagen durch. Der Festsaal musste 1987 baupolizeilich gesperrt werden. Seit den 1990er Jahren wird das Schloss restauriert, im Jahr 2000 konnte der Festsaal wieder eingeweiht werden. Zeitweise befand sich eine Bibliothek im Schloss. Bekannt ist das Schloss Ponitz heute wegen seiner bemalten [[Kassettendecke]]n aus dem 16. Jahrhundert im Festsaal.
 
Das Schloss dient heute als Veranstaltungsort für Events.<ref>[httphttps://renaissanceschlossschloss-ponitz.de/veranstaltung.htm Website des Fördervereines Renaissanceschloss Ponitz e. V.]</ref> Der Förderverein „Renaissanceschloss Ponitz e.V.“ bemüht sich um Nutzung und Erhalt.
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
== Weblinks ==
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{{Commonscat}}
* [https://schloss-ponitz.de/historisch.htm Schloss Ponitz: Historisches], Webseite des ''Fördervereins Renaissanceschloss Ponitz e.V.''
 
{{Einbindung von Wikidata-Koordinaten|building|DE-TH}}
 
{{SORTIERUNG:Ponitz, Schloss Ponitz}}
[[Kategorie:Schloss im Landkreis Altenburger Land]]
[[Kategorie:Renaissancebauwerk in Thüringen]]
[[Kategorie:Kulturdenkmal in Ponitz|Schloss Ponitz]]
[[Kategorie:Schloss in Europa|Schloss Ponitz]]
[[Kategorie:Burg in Europa|Schloss Ponitz]]