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Der '''Kerguelen-Archipel''' [{{IPA|kɛʁˈɡeːlən}}] (auch „Kerguelen“ oder „die Kerguelen“) ist eine subantarktische [[Inselgruppe]] im südlichen [[Indischer Ozean|Indischen Ozean]]. Sie ist Teil der [[Französische Süd- und Antarktisgebiete|Französischen Süd- und Antarktisgebiete]] (TAAF). Seit dem 19. Jahrhundert trägt sie den Namen ihres Entdeckers, des französischen [[Konteradmiral]]s [[Yves Joseph de Kerguelen de Trémarec]]. Der Archipel liegt 1261 Kilometer östlich der [[Crozetinseln]] und 422 Kilometer nordwestlich des [[Australische Außengebiete|australischen Außengebiets]] [[Heard und McDonaldinseln]].
 
Die Inselgruppe ist Teil der [[Französische Süd- und Antarktisgebiete|Französischen Süd- und Antarktisgebiete]] (TAAF). Seit dem 19. Jahrhundert trägt sie den Namen ihres Entdeckers, des französischen [[Konteradmiral]]s [[Yves Joseph de Kerguelen de Trémarec]].
 
Mit Ausnahme der Forschungsstation [[Port-aux-Français]] ist der Kerguelen-Archipel unbewohnt. Die Station wurde 1949 für den permanenten Betrieb eingerichtet und liegt im Osten der Hauptinsel auf der Péninsule Courbet, am Golfe du Morbihan.
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=== Geologie ===
Der Kerguelen-Archipel ist eine der ältesten Inselgruppen der Welt. Er bildete sich vor etwa 40 Millionen Jahren aufgrund [[Vulkanismus|vulkanischer]] Aktivität; unter der Inselgruppe liegt im [[Erdmantel]] ein so genannter [[Plume (Geologie)|Plume]]. Die Inseln liegen auf dem [[Kerguelenplateau]], einem unterseeischen Gebirge, das 3700 m über den umgebenden Meeresboden hinausragt. Die Inseln sind – mit [[Heard (Insel)|Heard]] und den [[McDonald-Inseln]] – eine der drei Stellen, an denen sich das Kerguelenplateau bzw. der größere Kerguelen-Gaussberg-Meeresrücken über die Wasseroberfläche erhebt. Die gewaltige Vulkantätigkeit, die die Inseln im Verlauf der Erdgeschichte immer wieder umgeformt hat, hat sich seit Beginn des [[Quartär (Geologie)|Quartärs]] mehr und mehr abgeschwächt.
 
[[Datei:Kerguelen-geo.png|mini|Geologische Übersichtskarte von Kerguelen]]
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[[Datei:Kerguelen CookGlacier.JPG|mini|Südende des Cook-Gletschers (1983)]]
 
Der Kerguelen-Archipel hat eine Gesamtfläche von 7215 km² (und ist damit fast so großegroß wie die [[Kanarische Inseln|Kanaren]]). 6675 km² entfallen auf die Hauptinsel [[Grande Terre (Kerguelen)|Île Kerguelen (Grande Terre)]]. Vom Îlot du Rendez-vous am nördlichsten Punkt bis zur Île de Boynes ganz im Süden sind es 174 km, west-östlich erstreckt sich der Archipel von den Îles de la Fortune zum Cap Ratmanoff 158 km weit. Die mittlere Höhe der Inseln liegt bei 300 m. Ihr Erscheinungsbild ist jedoch von weiten Basalttafellandschaften von 400 bis 600 m Höhe geprägt. [[Fjord]]e schneiden tief ins Innere der Inseln ein, die von gewaltigen, zum Teil vergletscherten Tälern durchzogen sind, welche von Steilhängen eingefasst werden. Zahlreiche Vulkangipfel überragen die Inseln, darunter der [[Mont Ross]] (Grand Ross: 1850 m, Petit Ross: 1721 m) auf der Halbinsel Gallieni, der 1975 erstmals bestiegene höchste Berg des Archipels.
 
Von der einst vollständigen Vergletscherung Kerguelens haben sich heute nur noch isolierte Eiskappen erhalten. Die größte ist der den Westteil der Insel bedeckende [[Cook-Gletscher (Kerguelen)|Cook-Gletscher]] ''(Calotte Glaciaire Cook)'' mit einer Gesamtfläche von 403&nbsp;km² im Jahr 2003<ref>{{Internetquelle |url=http://www.insu.cnrs.fr/environnement/cryosphere/la-fonte-spectaculaire-du-plus-gros-glacier-francais |titel=La fonte spectaculaire du plus gros glacier français |titelerg=Pressemitteilung |werk=Environnement – Actualités – Cryosphère |hrsg=Institut national des sciences de l’univers (INSU), [[Centre national de la recherche scientifique]] (CNRS) |datum=2009-07-21 |abruf=2017-05-15 |sprache=fr |archiv-url=https://web.archive.org/web/20161222034440/http://www.insu.cnrs.fr/environnement/cryosphere/la-fonte-spectaculaire-du-plus-gros-glacier-francais |archiv-datum=2016-12-22 |offline=1 |archiv-bot=2022-03-08 22:19:33 InternetArchiveBot }}</ref> (sechs Prozent der Fläche von Grande Terre), der zahlreiche Gletscherzungen in die umliegenden Täler und Buchten ausstreckt. Auch um den Mont Ross im Massif Gallieni und um die Berggipfel auf der Halbinsel Rallier du Baty sind noch große Teile der Gebirgsmassive vergletschert.
 
Der Rückgang der Gletscherflächen seit dem Ende der letzten Kaltzeit hat zahlreiche sehr langgestreckte [[Gletscherrandsee|Gletscherseen]] hinterlassen, z.&nbsp;B. den Lac d’Entr’Aigues (9&nbsp;km²), den Lac Bontemps (7&nbsp;km²), den Lac Hermance (6&nbsp;km²) sowie den Lac Sibelius (alle im Plateau Central zwischen den Halbinseln Courbet und Jeanne d’Arc). Der mit 25&nbsp;km² flächengrößte Lac Marville liegt am nordöstlichen Ende der Halbinsel Courbet. Die abnehmenden Eisflächen haben zudem von [[Verflochtener Fluss|vielfach verzweigten Flüssen]] durchzogene [[Sander|weite, sandige Talflächen]] hinterlassen, die sich vor allem auf der Halbinsel Rallier du Baty und um die Ausläufer des Cook-Gletschers erstrecken.
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[[Datei:Ker Islands.png|300px|noframe]]
{| class="wikitable"
| || [[Grande Terre (Kerguelen)|Île Kerguelen (Grande Terre)]]
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| 1 || [[Île Foch]]
| [[Grande Terre (Kerguelen)|Île Kerguelen (Grande Terre)]]
| 1
| [[Île Foch]]
|-
| 2 || [[Île Saint-Lanne Gramont]]
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}}
 
DasDer Archipel liegt nach [[Solare Klimazonen|solaren Kriterien]] am polnahen Rand der [[Kühlgemäßigte Klimazone|kühlgemäßigten Klimazone]] (etwa auf dem gleichen [[Breitengrad]] wie London auf der Nordhalbkugel, klimatisch jedoch eher vergleichbar mit der Südküste Islands). Aufgrund des prägenden [[Seeklima|ozeanischen]] Einflusses – der über das Jahr nur sehr geringe Temperaturschwankungen und permanente Feuchtigkeit verursacht – wird die [[Thermische Klimazone|thermische Zuordnung]] uneinheitlich von kühl- über [[Kaltgemäßigte Klimazone|kaltgemäßigt]] bis [[Polargebiet|(sub)polar]] vorgenommen. Nach [[Köppen-Geiger-Klassifikation|Köppen & Geiger]] herrscht [[Tundrenklima]], da der wärmste Monat zwischen 0&nbsp;° und 10&nbsp;°C liegt. Eine genauere hygrothermische Zuordnung nehmen [[Troll-Paffen-Klassifikation|Troll & Paffen]] vor: Demnach handelt es sich um ein [[Effektive Klimaklassifikation#I.4|subpolares, hochozeanisches Klima]] mit Jahresschwankungen unter 13&nbsp;K, mäßig kalten, schneearmen Wintern und kühlen Sommern.
 
Das Klima ist kalt und windig, eine Folge der globalen Nord-Süd-Asymmetrie (siehe die Anmerkung bei [[Falklandinseln]]). Die durchschnittliche Temperatur des wärmsten Monats (Februar) liegt bei 7,5&nbsp;°C, die der kältesten Monate (Juli/August) bei 2,0&nbsp;°C. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 4,5&nbsp;°C; die Temperaturen steigen im Sommer nur selten über 10&nbsp;°C und fallen im Winter selten unter −10&nbsp;°C. Damit hat Kerguelen ein ausgesprochen ozeanisches Klima. Die Wintertemperaturen sind höher als in Deutschland, die Sommertemperaturen hingegen deutlich niedriger als auf [[Island]]. Die See ist meist rau, vor allem wegen der festlandfernen Lage im südlichen Indischen Ozean und der beständig wehenden Westwinde der ''[[Roaring Forties]]''. Die häufigen Niederschläge liefern übers Jahr im Durchschnitt nur 708&nbsp;mm, einen im Vergleich eher niedrigen Wert.
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Mehr als 150 verschiedene Arten von Flechten, von denen etwa 60 [[Endemit|endemisch]] sind, sind die häufigsten auf den Inseln anzutreffenden Florenelemente. In flachem Gelände oder in der Nähe von Bachläufen sind die Böden oft feucht und sumpfig. Dort wird die Vegetation von [[torf]]&shy;artigen Moosflächen dominiert. Die Moose bilden oft in sich geschlossene, gedrängte Oberflächen und bedecken bisweilen sehr lockeres, abschüssiges Terrain. Dieses birgt für den Wanderer Gefahren, denn er kann in die darunter verborgenen Wasserlachen mitunter bis zur Taille einsinken.
 
Sehr verbreitete PflanzengattungenPflanzen sind [[Stachelnüsschen]] (''Acaena'') und ''[[Azorella selago]]''. ''Azorella selago'' ist wie die auf Kerguelen endemische ''[[Lyallia kerguelensis]]'' ([[Montiaceae]]) eine polsterartige Geflechte bildende Pflanze. Die Azorellapolster können eine Dicke von einem Meter erreichen und sind hauptsächlich als zusammenhängendes, netzartiges Geflecht anzutreffen. Es ist sehr schwierig, auf dieser weichen, lockeren Vegetation zu gehen, ohne abzurutschen. Für die vielen Meeresvögel dagegen sind die Polster ideal zum Graben von Nestbauten, da sie das Gelege schützend umgeben.
 
Eine bemerkenswerte Pflanze ist der auf den Inseln gedeihende [[Kerguelenkohl]] (''Pringlea antiscorbutica''), dessen wissenschaftlicher Name auf seine Verwendung hinweist; mit seinem Verzehr schützten sich in früheren Zeiten die Seeleute gegen [[Skorbut]], denn die Pflanze enthält viel [[Ascorbinsäure]]. Die Einführung von Landsäugern hat ernsthafte Konsequenzen für die Vegetation nach sich gezogen, denn Mäuse und Kaninchen reduzierten die einst großen Bestände des heimischen Kerguelenkohls, und weil sie sogar die Samenkörner verzehren, kann er sich nur schlecht natürlich regenerieren. In den von Kaninchen bevölkerten Regionen ist zudem der Löwenzahn eine häufig anzutreffende Pflanze, von der nicht bekannt ist, dass sie vor dem Einschleppen der Kaninchen eine nennenswerte Verbreitung auf Kerguelen hatte.
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De Kerguelen nannte, in der Überzeugung, er habe den lange gesuchten Südkontinent entdeckt, die Inseln ''La France Australe'' (deutsch ''Frankreich des Südens''). Da er es dem König als ein reiches, dicht bevölkertes Land beschrieb, wurde ihm schließlich der Auftrag für eine zweite Mission erteilt, die er am 26. März 1773 antrat. Diesmal reiste de Kerguelen mit drei Schiffen, der ''Roland'', der ''Oiseau'' und der ''Dauphine'' nach Austral-Frankreich, die am 28. Oktober 1773 schließlich den Hafen auf [[Réunion]] verließen, um ihr eigentliches Ziel anzusteuern.
 
Am 30. Januar 1774 gelang es dem Leutnant de Rochegude, in der Baie de l’Oiseau (benannt nach dessen Schiff) an Land zu setzengehen. Die ungünstigen klimatischen Bedingungen, Skorbut und Todesfälle zwangen de Kerguelen schließlich, die Rückreise anzutreten, ohne dass er die später nach ihm benannten Inseln je betreten hätte. Am 7.&nbsp;September 1774 erreichten die Schiffe wieder Frankreich. De Kerguelen wurde wegen unterlassener Hilfeleistung und aufgrund der unrentablen Expeditionsergebnisse 1776 von einem Militärgericht verurteilt und verbrachte seitdem mehrere Jahre mit Unterbrechungen im Gefängnis. Er starb 1797 in Paris.
 
==== James Cook ====
[[Datei:Kerguel map.jpg|mini|Karte der Nordküste von Kerguelen (1784)]]
 
[[James Cook]] (1728–1779) erkundete auf seiner zweiten Südseeexpedition mit den Schiffen ''[[Resolution (Schiff, 1771)|Resolution]]'' und ''[[HMS Adventure (Schiff, 1771)|Adventure]]'' auch den südlichen Indischen Ozean und konnte die Theorie der Existenz eines bewohnbaren Südkontinents endgültig widerlegen. Der deutsche Naturforscher, Ethnologe und Reiseschriftsteller [[Georg Forster]] (1754–1794) begleitete Cook mit seinem Vater [[Johann Reinhold Forster]] (1729–1798) an Bord der ''Resolution'' auf dieser Weltumsegelung. Ziel dieser Expedition waren unter anderem auch die neu entdeckten Inseln der subantarktischen Gewässer. Allerdings verfehlten die Schiffe Kerguelen in den widrigen Wetterverhältnissen, sie wurden im dichten Nebel getrennt und setzten die Reise Richtung [[Neuseeland]] fort. Exemplarisch dazu die folgenden Reisetagebucheinträge:
 
{{Zitat
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|ref=<ref>Georg Forster (Hrsg.): ''Johann Reinhold Forster's […] Bemerkungen über Gegenstände der physischen Erdbeschreibung, Naturgeschichte und sittlichen Philosophie auf seiner Reise um die Welt gesammlet.'' Haude und Spener, Berlin 1783, Tagebuch der Reise um die Welt, S.&nbsp;(6). {{Google Buch |BuchID=7nNYAAAAcAAJ |Seite=6 |Linktext=Volltext}}.</ref>}}
 
Cooks dritte Reise mit den Schiffen ''Resolution'' und ''[[HMS Discovery (1774Schiff, 1776)|Discovery]]'' führte erneut über den südlichen Indischen Ozean und steuerte ausgehend vom [[Kap der Guten Hoffnung]] über die [[Prinz-Edward-Inseln]] und Crozetinseln die Kerguelen-Inseln an, wo Cook am 25. Dezember 1776 in der Baie de l’Oiseau vor Anker ging. Seinen Landeplatz benannte er nach dem Ankunftstag: Port-Christmas. Cook bezeichnetbezeichnete den Archipel als die ''Inseln der Trostlosigkeit (Islands of Desolation)'', gibtgab ihnen aber endgültig den Namen ihres Entdeckers:
 
{{Zitat
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Vier Überlebende des englischen Walfangschiffs ''Favorite'' verbrachten vom Sommer 1825 beginnend 27 Monate an wechselnden Plätzen auf der Hauptinsel, bis sie von der Mannschaft des Walfängers ''Sprightly'' entdeckt und gerettet wurden. Der vom Anführer der Schiffbrüchigen, [[John Nunn (Seemann)|John Nunn]], verfasste Bericht über den Aufenthalt auf der Insel wurde als bebildertes Buch 1850 publiziert.<ref>W. B. Clarke (Hrsg.): ''Narrative of the wreck of the “Favorite” on the island of Desolation: detailing the adventures, sufferings, and privations of John Nunn.'' William Edward Painter, London 1850 (englisch, {{Google Buch |BuchID=iS0BAAAAQAAJ |Linktext=Volltext}} oder [https://books.google.de/books/download/Narrative_of_the_wreck_of_the_Favorite_o.pdf?id=iS0BAAAAQAAJ&hl=de&output=pdf&sig=ACfU3U0K8FhisvOX_SifwLUf_N7ES9sLnw als PDF], 8,93&nbsp;MB).</ref> Dem Buch lag eine verbesserte Karte des Kerguelen-Archipels bei.
 
1997 gab die Verwaltung der TAAF eine 20-Francs-Briefmarke heraus, um des Wracks und des Baus der Unterkunft der SchiffsbrüchigenSchiffbrüchigen zu gedenken.<ref>[http://www.discoverfrance.net/Colonies/Images/Places/Kerguelen/stamp_hope_cottage_1997-lg.jpg Briefmarke ''„Hope Cottage“.''] In: ''discoverfrance.net.'' Ian C. Mills, abgerufen am 17. Dezember 2016 (englisch).</ref> Das Hauptquartier der Schiffbrüchigen lag an der Pointe Charlotte (Koordinaten: <small>{{Coordinate|NS=−49.299953|EW=70.532227|type=landmark|region=TF|name=Pointe Charlotte|text=DEC}}</small>).
 
[[Tran]], der vornehmlich aus dem Fettgewebe von Meeressäugern gewonnen wurde, war bis zur Verwendung von [[Petroleum]] ein wichtiger Rohstoff zur Herstellung von Lampenöl und Schmierstoffen. Nachdem die Trangewinnung aus Walspeck nicht die erhoffte Menge einbrachteerbrachte, spezialisierte man sich auf den [[Blubber]] von [[See-Elefanten]]. Der britische Walfänger George Howe gewann 1835–1840 etwa 3000 [[Barrel]] des wertvollen Öls, 1838–1840 konnten gar 3700 Barrel von amerikanischen Fängern verarbeitet werden. Zum Erhitzen des Trans wurden Pinguine oder deren Federn verfeuert.
 
Die harten Lebensbedingungen dieser frühen Wal- und Robbenfänger forderten zahlreiche Opfer unter den Seeleuten. Viele der Gräber sind heute nicht mehr erhalten oder unauffindbar. In der Baie Norvégienne liegt auf einer Landzunge die letzte Ruhestätte des Kapitäns der ''Duke of Portland'', John Matley (†&nbsp;1810), der eines natürlichen Todes starb.
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[[Datei:HMS Challenger (1858).jpg|mini|HMS ''Challenger'']]
1874/75 besuchten vermehrt Forschungsschiffe die Inseln, um den [[Venustransit]] am 9. Dezember 1874 beobachten zu können, der den Wissenschaftlern die seltene Gelegenheit bot, die genaue Entfernung der Erde zur Sonne zu berechnen. In diese Zeit fällt die Errichtung mehrerer [[Observatorium|Observatorien]]. Eine amerikanische Expedition unter dem Kommando von G. P. Ryan errichtete am 7. September 1874 ein kleines Observatorium an der Pointe Molloy im Südwesten der Halbinsel Courbet. Eine mit dem Kriegsschiff ''[[SMS Gazelle (1859Schiff, 1862)|SMS ''Gazelle]]'']] unter [[Georg von Schleinitz|Georg Gustav Freiherr von Schleinitz]] (1834–1910) auf die Insel gebrachte deutsche Forschergruppe gründete einen astronomischen und geomagnetischen Beobachtungsstützpunkt in der Anse Betsy (Nordwestküste der Halbinsel Courbet) am 26. Oktober 1874.
 
Vom 7. bis 31. Januar 1874 führte die britische [[Challenger-Expedition]] mit dem namengebenden [[Challenger (Schiff, 18581861)|Dampfschiff]] unter dem Kommando von Kapitän [[George Nares]] (1831–1915) umfassende [[Ozeanografie|ozeanografische]] Forschungs- und Beobachtungsarbeiten unter anderem auch auf Kerguelen durch. Die wissenschaftliche Leitung der Expedition übernahm der Zoologieprofessor [[Charles Wyville Thomson]] (1830–1882).
 
1877 wurde versucht, die auf der Insel vorhandenen Kohlevorkommen abzubauen, was aber wegen der schlechten Qualität der Kohle aufgegeben wurde.
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Auch Kerguelen blieb von den Auswirkungen des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] nicht verschont. Die tief ins Inselinnere einschneidenden Fjorde und Buchten boten ideale Verstecke für deutsche Kriegsschiffe.
 
1940 steuerten die deutschen [[Hilfskreuzer]] ''[[Pinguin (Schiff, 1936)|Pinguin]]'', ''[[Atlantis (Schiff, 19371938)|Atlantis]]'' und ''[[Komet (Schiff, 1937)|Komet]]'' zu Versorgungszwecken und Instandsetzungsarbeiten Kerguelen an. Bei Ausbesserungen an der ''Atlantis'' verunglückte der Matrose Bernhard Herrmann (1919–1940) tödlich. Er wurde auf der Insel am Havre du Beau Temps (südlich der Presqu’île Bouquet de la Grye) beigesetzt.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.volksbund.de/kriegsgraeberstaette/kerguelenindischer-ozean.html |titel=Kriegsgräberstätte Kerguelen/Indischer Ozean |werk=Kriegsgräberstätten |hrsg=[[Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.&nbsp;V.]] |abruf=2017-05-15}}</ref> Seine Begräbnisstätte ist damit das südlichste deutsche [[Soldatenfriedhof|Soldatengrab]].
 
Die Möglichkeit, dass deutsche Unterseeboote auf Kerguelen stationiert werden könnten, veranlasste die Alliierten, mit der ''[[HMAS Australia (D84Schiff, 1928)|HMAS ''Australia]]'']] einige der Ankerplätze zu [[Seemine|verminen]], was die Deutschen von der Insel fernhielt und ihre relative Unberührtheit bewahren konnte. Allerdings sind einige der Buchten noch heute für die Schifffahrt gefährlich.
 
==== Teil des französischen Überseeterritoriums ====
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* [http://www.institut-polaire.fr/ipev/informations-polaires/dans-les-subantarctiques/archipel-des-kerguelen/ ''Archipel des Kerguelen.''] [[Französisches Polarinstitut Paul-Émile-Victor|Institut polaire français Paul-Émile Victor]] (IPEV) (französisch).
* [http://www.kerguelen.de/ ''Kerguelen – Island of Desolation.''] Mit bebildertem Expeditionsbericht und umfangreicher thematisch gegliederter Linkliste. In: ''kerguelen.de – Alles über die Kerguelen!'' Michael Kracke.
* Dominique Weis: [http://homepages.ulb.ac.be/~dweis/research/KergArch.html ''Kerguelen Archipelago (T.A.A.F.) (Indian Ocean).''] Vulkanismus und Kerguelen-Plume. [[Université libre de Bruxelles]] – Département des Sciences de la Terre et de l'Environnementl’Environnement (englisch).
* {{Astronautix|kerguelen}}, mit Liste der Raketenstarts
* ''Kerguelen Islands'', [http://www.discoverfrance.net/Colonies/Kerguelen.shtml ''Part 1''] und [http://www.discoverfrance.net/Colonies/Kerguelen2.shtml ''Part 2.''] In: ''discoverfrance.net.'' Ian C. Mills (englisch).