„Schwedischer Wohlfahrtsstaat“ – Versionsunterschied
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Der '''schwedische [[Wohlfahrtsstaat]]''' (in seinen Ursprüngen auch als „[[
Die hinter dem schwedischen Wohlfahrtsstaat stehenden gesellschaftspolitischen Grundannahmen werden auch als [[Das schwedische Modell|„schwedisches Modell“]], „[[Dritter Weg]]“, oder [[Rehn-Meidner-Modell]] bezeichnet.
Die Finanzierung des Wohlfahrtsstaates erfolgt teils durch die Einkommensteuern, die von den [[Gemeinde (Schweden)|Gemeinden]] und [[Landsting (Schweden)|Provinziallandtagen]] erhoben werden, teils durch Arbeitgeberabgaben von derzeit (
== Historischer Überblick ==
In [[Schweden]] lassen sich erste Ansätze der sozialen Absicherung bereits im 16. Jahrhundert finden. Damals war das System der [[Brukssamhällen]] weit verbreitet. Nachdem ganz [[Skandinavien]] im frühen 20. Jahrhundert noch als ärmste Region Europas und auch für seine daraus resultierende hohe Anzahl an Auswanderern bekannt war, setzte auch in Schweden, bedingt durch die [[Industrialisierung]], bis 1910 ein rascher Aufschwung und eine Hebung des Lebensstandards ein (er war schon damals einer der höchsten im weltweiten Vergleich). So wurde 1913 ein universelles Rentensystem eingeführt, das in der politischen Landschaft Schwedens große Unterstützung aller politischen Lager genoss. Auch der Ausbruch des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] hatte durch den dadurch erhöhten Bedarf an Rohmaterialien einen stimulierenden Effekt auf die schwedische Wirtschaft. Gedämpft wurde diese Entwicklung durch eine Finanz- und Strukturkrise und einen wirtschaftlichen Rückgang in den 1920er-Jahren. In diesen Jahren findet die erste Bezeichnung des Wohlfahrtsstaates ihren Ursprung: [[folkhemmet]] – das Volksheim. Die Metapher wurde durch die Sozialdemokraten der „[[Sveriges socialdemokratiska arbetareparti]]“, kurz [[Sveriges socialdemokratiska arbetareparti|SAP]], allen voran [[Per Albin Hansson]], der 1932 Premierminister werden sollte, in den politischen Diskurs eingebracht.<ref>{{Internetquelle |autor=Felix Rath |url=https://www.scribd.com/document/407847986/Das-Sozialsystem-Schwedens-und-Osterreichs-im-Vergleich |titel=Das Sozialsystem Schwedens und Österreichs im Vergleich |datum=2019-04-27 |abruf=2019-04-28 |sprache=de}}</ref>
== Elternversicherung und Kinderversorgung ==
Ein Teil der [[Familienpolitik]] ist die [[Elterngeld#
Ab dem zweiten Lebensjahr des Kindes haben die Familien Anspruch auf öffentliche Kinderbetreuung. Der frühere Kindergarten wurde 1998 durch die Vorschule für 1- bis 5-Jährige abgelöst (mit eigenem Lehrplan und unter Aufsicht des Zentralamtes für Schulwesen), die neben der Kinderbetreuung auch einen pädagogischen Auftrag hat. Daneben gibt es Kindertagesstätten, in die 13 % der betreuten Kinder gehen. 42 % der einjährigen Kinder und 78 % der zweijährigen Kinder besuchten im Jahr 2000 nutte uungsstätten. Für Kinder in der Vorschulklasse und in der Grundschule gibt es Freizeitheime, die im Jahr 2000 von 66 % der Kinder zwischen 6 und 9 Jahren besucht wurden. Die Betreuungseinrichtungen sind gebührenpflichtig, wobei sich die Gebühren nach dem Einkommen der Eltern richten. Der Besuch der Vorschule ist jedoch gemäß [http://www.riksdagen.se/sv/Dokument-Lagar/Lagar/Svenskforfattningssamling/Skollag-2010800_sfs-2010-800/#K8 Schulgesetz] bis zu 525 Stunden im Jahr kostenfrei; dies gilt ab dem Herbst des Jahres, in dem das Kind das dritte Lebensjahr vollendet.▼
▲Ab dem zweiten Lebensjahr des Kindes haben die Familien Anspruch auf öffentliche Kinderbetreuung. Der frühere Kindergarten wurde 1998 durch die Vorschule für 1- bis 5-Jährige abgelöst (mit eigenem Lehrplan und unter Aufsicht des Zentralamtes für Schulwesen), die neben der Kinderbetreuung auch einen pädagogischen Auftrag hat. Daneben gibt es Kindertagesstätten, in die 13 % der betreuten Kinder gehen. 42 % der einjährigen Kinder und 78 % der zweijährigen Kinder besuchten im Jahr 2000
Eine weitere familienpolitische Leistung ist das allgemeine Kindergeld (zur Zeit (2017) 110 Euro pro Monat<ref name="Kindergeld">[http://www.forsakringskassan.se/privatpers/foralder/barnet_fott/barnbidrag Kindergeld (schwedisch)]</ref>) für jedes Kind bis zum vollendeten 16. Lebensjahr. [[Mehrkindfamilie]]n erhalten eine zusätzliche Unterstützung, die mit der Anzahl der Kinder progressiv ansteigt (16 Euro bei zwei Kindern, 440 Euro bei sechs Kindern<ref name="Kindergeld" />). Das Kindergeld ist steuerfrei.▼
▲Eine weitere familienpolitische Leistung ist das allgemeine Kindergeld (
== Ausbildung ==
Die Grenze zwischen Kinderbetreuung und Schule ist fließend, da schon die Vorschule (Kindergarten) zum Bildungssystem gehört. Die Schulpflicht beginnt mit 7 Jahren und umfasst die neunjährige Grundschule. Danach setzen die meisten Schüler ihre Ausbildung in der Gymnasialschule fort, in der sowohl die praktischen Berufe als auch die studienvorbereitenden Ausbildungen integriert sind (die Hilfsschulen sind Gymnasien, särskolgymnasium). Es gibt also keine Lehre im deutschen Sinne. Mehr als ein Drittel eines Jahrganges beginnt ein Hochschulstudium. Hierbei ist zu beachten, dass alle nachschulischen Ausbildungen nachgymnasial sind und daher nicht immer mit den deutschen Hochschulausbildungen zu vergleichen sind. Was in Deutschland also Berufsfachschule, Meisterausbildung oder Fach(hoch)schule ist, zählt in Schweden immer als Studium. Der Besuch aller dieser Bildungsinstitutionen ist für EU- und EFTA-
▲''Hauptartikel: [[Schwedisches Bildungssystem]]''
▲Die Grenze zwischen Kinderbetreuung und Schule ist fließend, da schon die Vorschule (Kindergarten) zum Bildungssystem gehört. Die Schulpflicht beginnt mit 7 Jahren und umfasst die neunjährige Grundschule. Danach setzen die meisten Schüler ihre Ausbildung in der Gymnasialschule fort, in der sowohl die praktischen Berufe als auch die studienvorbereitenden Ausbildungen integriert sind (die Hilfsschulen sind Gymnasien, särskolgymnasium). Es gibt also keine Lehre im deutschen Sinne. Mehr als ein Drittel eines Jahrganges beginnt ein Hochschulstudium. Hierbei ist zu beachten, dass alle nachschulischen Ausbildungen nachgymnasial sind und daher nicht immer mit den deutschen Hochschulausbildungen zu vergleichen sind. Was in Deutschland also Berufsfachschule, Meisterausbildung oder Fach(hoch)schule ist, zählt in Schweden immer als Studium. Der Besuch aller dieser Bildungsinstitutionen ist für EU- und EFTA- Bürger gebührenfrei. Für alle anderen werden auf den nachgymnasialen Einrichtungen seit 2010 Studiengebühren fällig.<ref>[http://www.schweden-heute.de/index.php/schule-und-ausbildung.html ''Grundschule und weiterführende Ausbildungen.''] auf ''schweden-heute.de''</ref> In Ausnahmefällen kann auch das Gymnasium kostenpflichtig sein (wenn der Schüler in einer fremden Kommune zur Schule gehen will und die eigene Kommune die Kosten dafür nicht übernimmt.).
== Arbeit und Arbeitslosigkeit ==
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Schweden hat eine vergleichsweise hohe [[Erwerbsquote]]. Beinahe 50 % der Gesamtbevölkerung und 78 % der Einwohner zwischen 16 und 64 Jahren sind erwerbstätig. 48 % aller Erwerbstätigen sind Frauen. Das Arbeitsverhältnis für Arbeitnehmer ist durch Gesetze und Tarifverträge geregelt. Gesetzlich geregelt sind beispielsweise die normale Wochenarbeitszeit (40 Stunden), Mindesturlaub (5 Wochen), Kündigungsschutz, Mitbestimmung am Arbeitsplatz (im Gegensatz zu Deutschland gebunden an Gewerkschaften) und Gleichberechtigung, während Einkommen (kein gesetzlicher Mindestlohn) und andere Arbeitsbedingungen durch Tarifverträge geregelt werden.
[[Sozialpartner]] sind auf der [[Arbeitgeber]]seite der Verband schwedischer Unternehmen
Die Arbeitslosenversicherung ist freiwillig und gehört nicht zum staatlichen Pflichtversicherungssystem. Die Arbeitslosenversicherung wird von Mitgliedskassen verwaltet und in der Regel von den Gewerkschaften geleitet ([[das Genter System]]). 75 % der Arbeitnehmer sind in einer freiwilligen Arbeitslosenkasse versichert.<ref>Anders Kjellberg und Christian Lyhne Ibsen [https://lup.lub.lu.se/search/ws/files/21682547/Kjellberg_og_Ibsen_2016_ur_Due_og_Madsen.pdf "Attacks on union organizing: Reversible and irreversible changes to the Ghent-systems in Sweden and Denmark"], in Trine Pernille Larsen und Anna Ilsøe (eds.)(2016) ''Den Danske Model set udefra - komparative perspektiver på dansk arbejdsmarkedsregulering'', Copenhagen: Jurist- og Økonomforbundets Forlag, s. 287</ref> Wer nicht Mitglied ist, aber zeitlich die Anwartschaft erfüllt, hat bei [[Arbeitslosigkeit]] Anspruch auf einen Grundbetrag aus der sogenannten Alphakasse,<ref>[http://www.alfakassan.se/Startsida/Press Webseite der Alphakasse]{{Toter Link|url=http://www.alfakassan.se/Startsida/Press |date=2018-12 |archivebot=2018-12-02 14:21:14 InternetArchiveBot }}</ref>; der versteuert wird. Es gibt kein bedarfsabhängiges ALG (wie z. B. Hartz IV). Wer die Anwartschaft nicht erfüllt hat oder mit dem Geld der Alphakasse nicht auskommt, außerdem kein Erspartes hat (Freibeträge gibt es nicht), sowie Auto und Haus verkauft hat, kann zusätzlich Sozialhilfe (bedarfsabhängig) beantragen.
Die offizielle [[Arbeitslosigkeit]]
== Gleichstellung ==
In Schweden wird seit den 1970er Jahren eine aktive [[Gleichstellung]]spolitik betrieben, die ihren Ausdruck in einer Reihe von staatlichen Institutionen und Gesetzen fand (Gleichberechtigungsgesetz von 1991,<ref>
Am stärksten durchgesetzt hat sich die Gleichstellungspolitik im [[Öffentlicher Dienst|öffentlichen Sektor]] und in der Politik. 44 % der Abgeordneten im Reichstag sind Frauen, in der Regierung sind es 50 %. Ähnlich ist die Situation in den Gemeinden (43,7 % Frauen)<ref>[http://www.dn.se/nyheter/sverige/fler-kvinnor-i-kommunpolitiken/ ''Frauenanteil in den Gemeindeparlamenten'' (schwedisch)]</ref>
Der Anteil erwerbstätiger Frauen zwischen 20 und 64 Jahren liegt mit 76 % deutlich über dem europäischen Schnitt und ist beinahe gleich hoch wie der der Männer (81 %). Dennoch gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Zum einen sind Frauen meist in einem begrenzten Sektor des [[Arbeitsmarkt]]es und in weniger gut bezahlten Berufen zu finden, zum anderen sind ein Viertel der erwerbstätigen Frauen teilzeitbeschäftigt (aber nur 7 % der Männer). Das Gesetz schreibt Arbeitgebern zwar vor, Handlungspläne für ''gleichen Lohn für gleiche Arbeit'' aufzustellen,<ref name="2008:567" />
Ein wichtiger Aspekt der Gleichstellungspolitik ist die [[Familienpolitik]]. Gesetzgebung (Eherecht, Scheidungsrecht usw.) und das Sozialversicherungssystem sind die wichtigsten politischen Instrumente zur Gleichstellung im Familienleben.
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== Gesundheitswesen und Krankenversicherung ==
Alle Einwohner (auch Ausländer, einschl. Asylbewerber) in Schweden haben Anspruch auf medizinische Versorgung und [[Krankenpflege]]. Für Asylbewerber gilt dies jedoch nur für medizinische Maßnahmen, die umgehend nötig sind und keinen Aufschub vertragen.<ref>
{{Überarbeiten|grund=Aufgrund der Wechselkursschwankungen sind pauschale Preisangaben in Euro wenig sinnvoll, es sind Angaben in SEK vorzunehmen und ggf. ist die [[Vorlage:Wechselkurs]] zu nutzen. Die Regelungen sind deutlich komplexer als hier dargestellt, die Darstellung entweder nicht differenziert genug oder aber nicht ausreichend vereinfacht, um valide Pauschalaussagen anzugeben.}}
Zahnarztkosten werden teilweise von der Krankenversicherung abgedeckt. Die Zahnarztkosten müssen bis zu 320 Euro von den Patienten ab dem 20. Lebensjahr selbst bezahlt werden. Bei Beträgen zwischen 320 Euro und 1600 Euro zahlt die Krankenkasse die Hälfte zu, oberhalb von 1600 Euro beträgt die Zuzahlung 80 %. Bei der Berechnung der Zuzahlung wird allerdings eine ''Referenzpreisliste'' herangezogen, die für jede zahnärztliche Maßnahme einen Preis vorgibt. Der Zahnarzt ist jedoch nicht an diese Liste gebunden und kann einen höheren Preis verlangen. Für die Differenz zwischen Referenzpreisliste und wirklichem Preis werden keine Zuzahlungen gewährt, was bedeutet, dass der Patient diese in vollem Umfang selbst bezahlen muss.<ref>
Alle Erwerbstätigen haben im Rahmen der Krankenversicherung Anspruch auf Krankengeld als Ersatz für den Verdienstausfall (hierbei gibt es bis zu 10 Karenztage im Jahr), das 80 % des Gehalts bis zu einer jährlich festgelegten Obergrenze (
Bei dauerhafter Erwerbsminderung kann Anspruch auf eine Erwerbsminderungsrente (''sjukersättning'') bestehen. Dazu muss man mit großer Wahrscheinlichkeit eine dauerhafte Erwerbsminderung von mindestens 25 % haben. Die Erwerbsminderungsrente beträgt 64,7 % des durchschnittlichen Gehalts der letzten Jahre. Dabei werden die drei Jahre mit dem höchsten Einkommen der letzten 5–8 Jahre (gestaffelt nach Lebensalter) herangezogen. Die Obergrenze der Erwerbsminderungsrente liegt jedoch
Das schwedische Gesundheitssystem wird oft für seine langen Wartezeiten kritisiert. So müssen
== Rentenversicherung und Altersfürsorge ==
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== Staatliche Wohnungsbaupolitik ==
In den 1940er Jahren hatte Schweden einen der niedrigsten Wohnungsstandards in Europa.<ref name="Norstedts" /> Bis weit in die 60er Jahre waren viele Wohnungen ohne fließendes Wasser, Abfluss und Zentralheizung. 1965 wurde deshalb das so genannte [[Millionenprogramm]] (''miljonprogrammet'') beschlossen. Gemäß diesem Wohnungsbauprojekt sollten eine Million Mietwohnungen mit hohem Standard geschaffen werden; die Miete sollte dabei höchstens 20 % des Nettoeinkommens des jeweiligen Haushalts betragen, was den Baukosten eine Grenze setzte. Das Ziel wurde durch die Errichtung von [[Plattenbau]]ten mit standardisierten Fertigelementen erreicht. Dabei konnten private Bauherren bis zu 85 %, kommunale Unternehmen bis zu 100 % der Baukosten vom Staat leihen. Obwohl private Bauunternehmer aufgrund der Mietbegrenzungen wenig interessiert an dem Projekt waren, wurde das Ziel, eine Million Wohnungen zu errichten, 1975 erreicht. Schnell kam auch Kritik
== Literatur ==
* Josef Schmid: ''Wohlfahrtsstaaten im Vergleich.'' UTB, Stuttgart 2002, ISBN 3-8252-2220-9.
* ''[https://www.brandeins.de/
* Tobias Tag: ''Der schwedische Wohlfahrtsstaat.'' GRIN Verlag, 2007 (Studienarbeit)
* Sandra Eichinger: ''Alptraum Schweden?: Hinter den Kulissen des Traumlandes.'' 2010, ISBN 978-3-8391-4521-0.
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