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[[Datei:Gedenkstein für Staatsrat Schwamb (Ausschnitt).jpg|mini|hochkant|Staatsrat Dr. Ludwig Schwamb]]
'''Ludwig Schwamb''' (* [[30. Juli]] [[1890]] in [[Undenheim]]; † [[23. Januar]] [[1945]] in [[Berlin-Plötzensee]]) war [[Jurist]], [[Sozialdemokratie|sozialdemokratischer]] [[Politiker]] und enger Mitarbeiter von [[Wilhelm Leuschner]]. Schwamb kämpfte als [[Christentum|christlich]] motiviertes Mitglied des „[[Kreisauer Kreis]]es“ gegen die nationalsozialistische Diktatur und war am fehlgeschlagenen Umsturzversuch vom [[Attentat vom 20. Juli 1944|20. Juli 1944]] beteiligt.
 
== Leben ==
[[Datei:Gedenktafel Staatsrat Schwamb.JPG|mini|hochkant|Gedenktafel am Geburtshaus Ludwig Schwambs an seinem GeburtsahusGeburtshaus in Undenheim]]
Ludwig Schwamb entstammte einer bäuerlich geprägten [[Rheinhessen|rheinhessischen]] Familie. Nach dem Abitur in [[Mainz]] studierte er in [[Gießen]] [[Rechtswissenschaft]]. Hier wurde er Mitglied der [[Studentenverbindung]] [[Landsmannschaft Darmstadtia Gießen|Landsmannschaft Darmstadtia]]. Einer kurzzeitigen Niederlassung als Rechtsanwalt folgte eine Karriere im Verwaltungsdienst; 1921 wurde er Regierungsassessor beim Finanzamt [[Alzey]] und 1925 Oberregierungsrat in [[Oppenheim]].
 
1923 heiratete er seine [[Elisabeth Schwamb]].
Nachdem der Gewerkschafter [[Wilhelm Leuschner]] 1928 Innenminister im damaligen ''[[Volksstaat Hessen]]'' geworden war, wechselte Schwamb als dessen persönlicher Referent in die Landeshauptstadt [[Darmstadt]]. Er arbeitete dort eng mit Leuschners Pressereferenten, dem späteren Reichstagsabgeordneten [[Carlo Mierendorff]], zusammen und stieg schnell zum Ministerialrat und Staatsrat auf.
 
Nachdem der Gewerkschafter [[Wilhelm Leuschner]] 1928 Innenminister im damaligen ''[[Volksstaat Hessen]]'' geworden war, wechselte Schwamb als dessen persönlicher Referent in die Landeshauptstadt [[Darmstadt]]. Er arbeitete dort eng mit Leuschners Pressereferenten, dem späteren Reichstagsabgeordneten [[Carlo Mierendorff]], zusammen und stieg schnell zum Ministerialrat und 1928 zum Staatsrat am [[Verwaltungsgerichtshof Darmstadt]] auf.
 
1933 wurde Ludwig Schwamb von den [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] aus dem Amt entfernt und stand danach unter Polizeiaufsicht. Er versuchte vergeblich, in Mainz eine Anwaltskanzlei aufzubauen, und siedelte nach Berlin über, wo er als [[Syndikus]] der Schuhfabrik [[Conrad Tack|Tack]] tätig war.
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Nachdem Leuschner, Mierendorff und andere führende Sozialdemokraten aus [[Schutzhaft (Nationalsozialismus)|Schutzhaft]] und [[Konzentrationslager]]n entlassen wurden, entwickelte sich Schwambs Wohnung zu einem konspirativen Treffpunkt von Widerstandskämpfern. Zu ihnen gehörten des Weiteren [[Julius Leber]], der aus dem Raum [[Heidelberg]]/[[Mannheim]] stammende Journalist [[Emil Henk]] (1883–1969), der in [[Frankfurt am Main|Frankfurt]] geborene Mitbegründer des [[Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold|Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold]] [[Theodor Haubach]] und ab 1940, nach der Entlassung aus dem [[Konzentrationslager Dachau|KZ Dachau]], auch der spätere rheinland-pfälzische Innen- und Sozialminister [[Jakob Steffan]] (1888–1957).
 
[[Datei:Gedenkstein Staatsrat Schwamb (Gesamtansicht).jpg |hochkant|mini|Gedenkstein Ludwig Schwambs auf dem Alten Friedhof in Undenheim]]
Wie Leuschner und Mierendorff war Schwamb darüber hinaus später Mitglied des ''Kreisauer Kreises'', einer überparteilichen Widerstandsgruppe, die sich auf dem niederschlesischen Gut Kreisau von [[Helmuth James Graf von Moltke]] traf. Während Wilhelm Leuschner unter den [[PersönlichkeitenPersonen des 20. Juli 1944|Verschwörern des 20. Juli]] als künftiger Vizekanzler, wenn nicht später als Kanzler oder gar als Staatsoberhaupt vorgesehen war, sollte Ludwig Schwamb als politischer Beauftragter im [[Wehrkreis]] XII (Wiesbaden)|Wehrkreis XII (Wiesbaden)]], das heißt im Gebiet zwischen Kassel und Heidelberg, die oppositionellen Kräfte koordinieren. Er sollte die dortigen primär sozialdemokratisch-gewerkschaftlichen Widerstandsgruppen mobilisieren, nicht zuletzt um einen Generalstreik vorbereiten. Außerdem musste er die Koordinierung des in der Rhein-Main-Region besonders dichten konspirativen Vertrauensleute-Netzes mit dem militärischen Flügel des Widerstands gewährleisten, damit im Raum Hessen/Rheinland-Pfalz eine demokratische und soziale Ordnung hätte vorbereitet werden können.
 
Ludwig Schwamb wurde drei Tage nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 in Frankfurt am Main festgenommen. Nach Monaten der Haft im [[Zellengefängnis Lehrter Straße]] wurde er vom [[Volksgerichtshof]] unter Hitlers „Blutrichter“„[[Richter, der Todesurteile zu fällen liebt|Blutrichter]]“ [[Roland Freisler]] am 13. Januar 1945 [[Todesstrafe|zum Tode verurteilt]] und zusammen mit neun weiteren Beteiligten am 23. Januar 1945 in [[Gedenkstätte Plötzensee|Plötzensee]] [[ErhängenHängen|erhängtgehängt]].
 
Am 31. Januar 1945 wurde Schwambs Ehefrau Elisabeth – formlos und ohne Anrede – das Todesurteil und dessen Vollstreckung mit der Passage mitgeteilt: ''„Die Veröffentlichung einer Todesnachricht ist nicht gestattet“''.
 
== Erinnerung ==
 
In der Nähe der Hinrichtungsstätte Plötzensee wurde die Schwambzeile nach ihm benannt.<ref>{{LuiseLexStr|art=a|bez=07|id=S557|zlb98=1805|kaupert=Schwambzeile-13627-Berlin|name=Schwambzeile}}</ref>
 
Mehrere Gedenkstätten, Straßen, Plätze und Schulen erinnern heute an Ludwig Schwambs Leben und Wirken.
 
Die [[Commons:Category:Denkmalzone Staatsrat-Schwamb-Straße in (Undenheim)|Hauptstraße]] in seinem Geburtsort Undenheim, die sich fast durch die gesamte Gemeinde erstreckt, trägt ebenfalls seinen Namen.
 
== Literatur ==
 
* {{Literatur
|Autor=[[Emil Henk]]
|Titel=Die Tragödie des 20. Juli 1944
|Ort=Heidelberg
|Jahr=1945
|Kommentar=2. erw. Auflage 1946}}
* ''Ludwig Schwamb''. In: [[Franz Osterroth]]: ''[[Biographisches Lexikon des Sozialismus]].'' Band 1: ''Verstorbene Persönlichkeiten.'' Verlag J. H. W. Dietz Nachf. GmbH, Hannover 1960, S. 283.
* {{Literatur
|Titel=Das Gewissen steht auf. Lebensbilder aus dem deutschen Widerstand 1933–1945
|Herausgeber=[[Annedore Leber]] u.&nbsp;a.
|Ort=Mainz
|Jahr=1984}}
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|Jahr=1984
|Kommentar=2 Bände}}
* Christina Stein: Ludwig Schwamb – ein rheinhessischer Widerstandskämpfer gegen die nationalsozialistische Diktatur, in: Mainzer Geschichtsblätter, Heft 15: Lebensläufe in Zeiten der Diktatur 1933-1945, Mainz 2014 (Veröffentlichungen des Vereins für Sozialgeschichte Mainz), S. 209–231.
* {{Literatur
|Autor=Axel Ulrich
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== Weblinks ==
{{Commonscat}}
 
* {{GDW|ludwig-schwamb}}
* {{LAGIS|DB=HB|ID=1966|titel=Schwamb, Ludwig|ref=nein}}, Stand: 23. Januar 2017
* [http://web.archive.org/web/20050316001150/http://www.main-rheiner.de/region/objekt.php3?artikel_id=1760255 A. M. Keim im ''Main-Rheiner''] – zu Schwambs Rolle im rheinhessischen Widerstand
* Peter Engels: [https://www.darmstadt-stadtlexikon.de/sch/schwamb-ludwig.html ''Schwamb, Ludwig.''] In: ''[[Stadtlexikon Darmstadt]]''
* [http://www.charlottenburg-nord.de/Ploetzenseer_Totentanz/Geschichte_Widerstand_33_bis_45/Strassennamen/Schwamb.html Kurzbiografie mit Bild] bei der Evangelischen Kirchengemeinde Charlottenburg-Nord
* [http[Anton Maria Keim]]://web.archive.org/web/20050316001150/ {{Webarchiv | url=http://www.main-rheiner.de/region/objekt.php3?artikel_id=1760255 A.| M.wayback=20050316001150 Keim| imtext='' Kampf gegen Hitler kostete ihn das Leben''}}. In: ''Main-Rheiner''], 22. Januar 2005 (zu Schwambs Rolle im rheinhessischen Widerstand).
 
== Einzelnachweise ==
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{{SORTIERUNG:Schwamb, Ludwig}}
[[Kategorie:Person (Kreisauer Kreis)]]
[[Kategorie:Richter (Verwaltungsgerichtshof Darmstadt)]]
[[Kategorie:Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944]]
[[Kategorie:Hingerichtete Person (NS-Opfer)]]
[[Kategorie:Hingerichtete Person (Berlin-Plötzensee)]]
[[Kategorie:Landsmannschafter]]
[[Kategorie:Person (Rheinhessen)]]