„Schwedischer Wohlfahrtsstaat“ – Versionsunterschied

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→‎Arbeit und Arbeitslosigkeit: Organisationsgrad 2017
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Schweden hat eine vergleichsweise hohe [[Erwerbsquote]]. Beinahe 50 % der Gesamtbevölkerung und 78 % der Einwohner zwischen 16 und 64 Jahren sind erwerbstätig. 48 % aller Erwerbstätigen sind Frauen. Das Arbeitsverhältnis für Arbeitnehmer ist durch Gesetze und Tarifverträge geregelt. Gesetzlich geregelt sind beispielsweise die normale Wochenarbeitszeit (40 Stunden), Mindesturlaub (5 Wochen), Kündigungsschutz, Mitbestimmung am Arbeitsplatz (im Gegensatz zu Deutschland gebunden an Gewerkschaften) und Gleichberechtigung, während Einkommen (kein gesetzlicher Mindestlohn) und andere Arbeitsbedingungen durch Tarifverträge geregelt werden.
 
[[Sozialpartner]] sind auf der [[Arbeitgeber]]seite der Verband schwedischer Unternehmen (''[[Svenskt näringsliv]]'') mit 48.000&nbsp;Mitgliedsunternehmern, das Zentralamt für Arbeitgeberfragen (''Arbetsgivarverket'') für den staatlichen Bereich, sowie ''Sveriges kommuner och landsting'' für Gemeinden und Provinzen. Auf der [[Arbeitnehmer]]seite stehen ihnen die [[Schwedische Gewerkschaften|Gewerkschaften]] gegenüber, wovon der schwedische Gewerkschaftsbund [[Landsorganisationen i Sverige]] (LO) mit etwas mehr als 2&nbsp;Millionen Mitgliedern die größte ist. Weitere Dachverbände sind die Zentralorganisation der Angestellten [[Tjänstemännens Centralorganisation|TCO]] mit 1,25&nbsp;Millionen Mitgliedern und die Zentralorganisation Schwedischer Akademiker [[Sveriges Akademikers Centralorganisation|SACO]] mit etwa einer halben Million Mitgliedern. Der gewerkschaftliche Organisationsgrad liegt bei 69 % der Arbeitnehmer und gehört damit zu den höchsten den Welt (Jahr 2017).<ref>Anders Kjellberg (2018) [http://portal.research.lu.se/portal/en/publications/kollektivavtalens-tackningsgrad-samt-organisationsgraden-hos-arbetsgivarfoerbund-och-fackfoerbund(ac892d07-5fbe-4e0e-a441-aa342da66c6a).html ''Kollektivavtalens täckningsgrad samt organisationsgraden hos arbetsgivarförbund och fackförbund''], Department of Sociology, Lund University. Studies in Social Policy, Industrial Relations, Working Life and Mobility. Research Reports 2018:1, Appendix 3 (in English) Table A</ref> Sowohl der Verband schwedischer Unternehmen als auch die gewerkschaftlichen Dachverbände sind in branchenmäßige Einzelorganisationen gegliedert.
 
Die Arbeitslosenversicherung ist freiwillig und gehört nicht zum staatlichen Pflichtversicherungssystem. Die Arbeitslosenversicherung wird von Mitgliedskassen verwaltet und in der Regel von den Gewerkschaften geleitet ([[das Genter System]]). 75 % der Arbeitnehmer sind in einer freiwilligen Arbeitslosenkasse versichert.<ref>Anders Kjellberg und Christian Lyhne Ibsen [https://lup.lub.lu.se/search/ws/files/21682547/Kjellberg_og_Ibsen_2016_ur_Due_og_Madsen.pdf "Attacks on union organizing: Reversible and irreversible changes to the Ghent-systems in Sweden and Denmark"], in Trine Pernille Larsen und Anna Ilsøe (eds.)(2016) ''Den Danske Model set udefra - komparative perspektiver på dansk arbejdsmarkedsregulering'', Copenhagen: Jurist- og Økonomforbundets Forlag, s. 287</ref> Wer nicht Mitglied ist, aber zeitlich die Anwartschaft erfüllt, hat bei [[Arbeitslosigkeit]] Anspruch auf einen Grundbetrag aus der sogenannten Alphakasse,<ref>[http://www.alfakassan.se/Startsida/Press Webseite der Alphakasse]</ref>; der versteuert wird. Es gibt kein bedarfsabhängiges ALG (wie z.&nbsp;B. Hartz IV). Wer die Anwartschaft nicht erfüllt hat oder mit dem Geld der Alphakasse nicht auskommt, außerdem kein Erspartes hat (Freibeträge gibt es nicht), sowie Auto und Haus verkauft hat, kann zusätzlich Sozialhilfe (bedarfsabhängig) beantragen.
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Per „Arbeitslosigkeitsperiode“ gibt es fünf Karenztage ohne jeglichen Anspruch auf ALG. Der Beitrag zur A-Kasse richtet sich nach dem Risiko der Arbeitslosigkeit, nicht nach dem Einkommen. So zahlt eine Putzfrau viermal so viel Beitrag wie ein Facharzt zur jeweiligen A-Kasse. Da Niedrigverdiener das höchste Risiko haben, aber am wenigsten in der Lage sind, Beiträge zur A-Kasse zu bezahlen, beziehen nur die Hälfte aller Arbeitslosen A-kassan. Das Geld ist zudem sehr oft nicht existenzsichernd.<ref>[http://schweden-heute.de/index.php/arbeitslosengeld.html ''Arbeitslosengeld.''] auf: ''schweden-heute.de''</ref> Das Niveau des ALG liegt zurzeit (2017) bei 80 % des letztes Einkommens, jedoch höchstens 910 Kronen (etwa 95&nbsp;€) pro Arbeitstag, d. h. ca. 1.900&nbsp;€ im Monat, und wird höchstens 300 Tage lang ausgezahlt (450 Tage, wenn Kinder unter 18 Jahren im Haushalt mitleben).<ref>[http://www.aea.se/arbetslos/sok-ersattning-forsta-gangen/om-ersattningen Höhe und Auszahlungsdauer des ALG (schwedisch)]</ref> Durch die Deckelung bezieht nur etwa jeder Zehnte die angestrebten 80 %.<ref>{{Internetquelle|url=http://sverigesradio.se/sida/artikel.aspx?programid=83&artikel=4803614|titel=De flesta får mindre än 80 procents a-kassa - Nyheter (Ekot)|autor=Sveriges Radio|zugriff=2017-05-07}}</ref> Das Arbeitslosengeld ist einkommensteuerpflichtig.
 
Die offizielle [[Arbeitslosigkeit]] liegtlag in Schweden beiin 8,0den %letzten Jahren oft höher als in anderen europäischen Ländern (so etwa im Mai 2015) bei 8,0 %<ref>[http://www.scb.se/en_/Finding-statistics/Statistics-by-subject-area/Labour-market/Labour-force-surveys/Labour-Force-Survey-LFS/ ''Labour force surveys''] auf: ''scb.se'' (englisch)</ref>, - weitere 2,6 % sindwaren zu diesem Zeitpunkt in staatlichen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen beschäftigt). Im Mai 2018 war die Arbeitslosenquote auf 6,2 % gesunken.
 
== Gleichstellung ==