Ludwig Schwamb

sozialdemokratischer Jurist und Politiker, Widerstandskämpfer gegen die nationalsozialistische Diktatur
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 1. Dezember 2005 um 03:03 Uhr durch 70.25.100.155 (Diskussion) (interwiki). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Ludwig Schwamb (* 30. Juli 1890 in Undenheim; † 23. Januar 1945 in Berlin-Plötzensee) war ein sozialdemokratischer Jurist und Politiker, der als christlich motiviertes Mitglied des "Kreisauer Kreises" und enger Mitarbeiter von Wilhelm Leuschner bis zu seiner Hinrichtung als Widerstandskämpfer gegen die nationalsozialistische Diktatur kämpfte.

Biographie

Ludwig Schwamb entstammte einer bäuerlich geprägten rheinhessischen Familie, studierte nach dem Abitur in Mainz Rechtswissenschaft in Gießen, war dort zunächst Mitglied einer studentischen Verbindung und machte nach kurzfristiger Niederlassung als Rechtsanwalt ab 1921 im Verwaltungsdienst Karriere: 1921 wurde er beim Finanzamt Alzey Regierungsassessor und 1925 in Oppenheim Oberregierungsrat. Nachdem 1928 der gleichaltrige Gewerkschaftler Wilhelm Leuschner im damaligen "Volksstaat Hessen" Innenminister geworden war, wechselte er als dessen persönlicher Referent nach Darmstadt und arbeitete dort eng mit dessen Pressereferent, dem späteren Reichstagsabgeordneten Carlo Mierendorff zusammen. Schnell stieg er zum Ministerialrat und Staatsrat auf und wurde 1933 von den Nationalsozialisten "aus dem Amt entfernt".

Danach stand er unter Polizeiaufsicht, versuchte vergeblich, in Mainz eine Anwaltskanzlei aufzubauen und fand schließlich eine Möglichkeit, nach Berlin überzusiedeln, wo er als Syndikus der Schuhfabrik Tack tätig war. Nachdem Leuschner, Mierendorff und andere führende Sozialdemokraten nach und nach (gelegentlich auch nur zeitweilig) aus "Schutzhaft" und Konzentrationslagern entlassen wurden, entwickelte sich Schwambs Wohnung allmählich zu einem konspirativen Treffpunkt von Widerstandskämpfern. Zu diesen gehörten u. a. auch Julius Leber, der in Berlin an einer Kohlenhandlung beteiligt war, der aus dem Raum Heidelberg/Mannheim stammende Journalist Emil Henk (1883-1969), der in Frankfurt geborene Mitbegründer des "Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold" und zeitweilige Pressereferent im Reichsinnenministerium Theodor Haubach und nach dessen Entlassung aus dem KZ Dachau ab 1940 auch der spätere rheinland-pfälzische Innen- und Sozialminister Jakob Steffan (1888-1957). Ebenso wie Leuschner und Mierendorff war auch Schwamb ab 1940 Mitglied des "Kreisauer Kreises", einer Widerstandsgruppe, die sich auf dem niederschlesischen Gut Kreisau von Helmuth James Graf von Moltke traf, zu der vor allem auch Peter Graf Yorck von Wartenburg (1904-1944)und Adam von Trott zu Solz gehörten, und zu welcher auch der aus Bad Ems stammende Sozialdemokrat und (Reform-) Pädagoge Adolf Reichwein, der in Lampertheim in Südhessen aufgewachsene Jesuitenpater Alfred Delp und andere zumeist von christlichem Reformwillen beeinflusste NS-Gegner zählten, so u. a. der spätere Ministerpräsident von Schleswig-Holstein Theodor Steltzer, der spätere Bundestagspräsident Eugen Gerstenmaier und der spätere Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte Hans Lukaschek. Auch zu anderen wichtigen NS-Gegnern bestehen Kontakte. Während Wilhelm Leuschner unter den Verschwörern des 20. Juli als künftiger Reichsinnenminister vorgesehen war, sollte Ludwig Schwamb als "politischer Beauftragter" des Wehrkreises XII (Wiesbaden) im Gebiet zwischen Kassel und Heidelberg die oppositionellen Kräfte koordinieren, die zivilen Widerstandsgruppen mobilisieren, einen Generalstreik vorbereiten helfen, die Abstimmung des in dieser Region besonders dichten Widerstands- und "Vertrauensleute-Netzes" mit dem militärischen Flügel des Widerstands gewährleisten und im Raum Hessen/Rheinland-Pfalz eine künftige demokratische und soziale Ordnung vorbereiten. Ludwig Schwamb wurde nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Jul1 1944 am 23. Juli 1944 in Frankfurt am Main festgenommen, nach Monaten der Haft im Gefängnis Lehrter Straße vom Volksgerichtshof unter Hitlers "Blutrichter" Roland Freisler am 13. Januar 1944 zum Tode verurteilt und am 23. Januar 1945 in Berlin-Plötzensee zusammen mit neun weiteren Verschwörern erhängt. Am 31. Januar 1945 wird Ludwig Schwambs Frau Elisabeth - formlos und ohne Anrede - das Todesurteil und eine Mitteilung über die vollzogene Hinrichtung mit der Passage mitgeteilt: "Die Veröffentlichung einer Todesnachricht ist nicht gestattet" So gibt es kein Grab, nur einen Gedenkstein am Familiengrab, sowie verschiedene Straßen, Plätze und Schulen in Hessen und Rheinland-Pfalz, die heute an Ludwig Schwambs Leben und Wirken erinnern.

Literatur

  • Emil Henk, Die Tragödie des 20. Jul1i 1944, Heidelberg 1945, 2. erw. Auflage 1946
  • Annedore Leber u.a. (Hrsg.), Das Gewissen steht auf. Lebensbilder aus dem deutschen Widerstand 1933-1945, Mainz, 1984
  • Hans-Adolf Jacobsen (Hrsg.), Spiegelbild einer Verschwörung. Die Opposition gegen Hitler und der Staatsstreich vom 20. Juli 1944 in der SD-Berichterstattung. Geheime Dokumente aus dem ehemaligen Reichssicherheitshauptamt. 2 Bände, Stuttgart, 1984