Volksmärchen

traditionelle Form des Märchens
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Das Märchen von Aschenputtel - Zeichnung von Adrian Ludwig Richter


Einen besonderen Typus stellt das Feenmärchen dar. Feen (franz. fée = Fee) sind gutartige oder boshafte Frauen aus einem übernatürlichen Reich, die mit normalen Menschen in Beziehung treten. Oft sind diese Frauen Zauberinnen oder in Anlehnung an Naturgeister oder Schicksalsgöttinnen konzipiert. Das Motiv der Fee als Patin tritt oft auf.

Feenmärchen stehen in der Tradition ägyptisch-indischer Zaubererzählungen, persischer Geister- und arabisch-orientalischer Dämonenmärchen (vgl. 1001 Nacht, Peris und Dschinne). Seit der Zeit der Kreuzzüge (12. Jahrhundert) verschmolzen sie mit einheimischen, insbesondere auch keltischen Vorstellungen (im deutschen Sprachraum Alben oder Elfen). Daraus ergab sich die Idee eines Feenreichs, in das die Feen auch geliebte irdische Männer entführen.

Motive

Die Motive der Volks- und Kunstmärchen speisen sich aus den unterschiedlichsten Traditionen. Viele von ihnen stammen in ihrer ursprünglichen Form aus dem Orient und wurden zur Zeit der Kreuzzüge nach Europa gebracht. Daneben wurden insbesondere keltische und germanische Mythen verarbeitet. Das deutsche Märchen Frau Holle geht wahrscheinlich auf eine vorchristliche Gottheit zurück. Motivzusammenhänge bestehen auch mit Heldenepos und Tierfabel.

Im internationalen Vergleich ist festzustellen, dass gleiche Motive in unterschiedlichen Ländern und Kulturkreisen auftauchen. Teilweise ist dies mit der normalen gegenseitigen Beeinflussung zu erklären. Soweit eine solche aber unwahrscheinlich ist – etwa weil die betroffenen Kulturkreise zumindest zur Entstehungszeit der Märchen keinen nachweislichen Kontakt hatten –, wird als Erklärungsansatz häufig die von Carl Gustav Jung entwickelte sog. Archetypenlehre herangezogen. Hiernach verfügt die Menschheit über ein Kollektives Unbewusstes mit einem Vorrat bestimmter gemeinsamer Vorstellungen. Eine andere Erklärung geht davon aus, dass bestimmte Märchen, so genannte Initiationsmärchen, in verfremdeter Form den Ritus der Initiation beschreiben.

Bekannte Märchenmotive sind zum Beispiel:

Literatur

  • Lüthi, Max: Märchen. Stuttgart und Weimar, 1996. 9. Auflage. (= Sammlung Metzler. Realien zur Literatur, Band 16)
  • Ludwig Bechstein: Thüringische Volksmärchen, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, Reprint 18523/2002, ISBN 3-936030-71-5
  • Ludwig Bechstein: Romantische Märchen und Sagen, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, Reprint 1855/2003, ISBN 3-936030-93-6
  • Gebrüder Zingerle: Kinder- und Hausmärchen aus Tirol, Georg Olms Verlag, Hildesheim, Reprint 1852/1976, ISBN 3-487-05154-0
  • Wittmann, Helmut: Das grosse Buch der österreichischen Volksmärchen, Ibera Verlag, Wien, ISBN 3-85052-209-1
  • Lüthi, Max: Europäische Volksmärchen, Manesse, 1994, 8. Auflage, Zürich, ISBN 3-7175-1120-3
  • Post, Thomas: Volksmärchen, Märchen, Fantastik, Verlag E-Publi, Berlin 2015, ISBN 3737540039.
Wiktionary: Volksmärchen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise