Leibniz-Institut für Deutsche Sprache

deutsche Forschungseinrichtung der Leibniz-Gemeinschaft
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Das Institut für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim, seit Frühjahr 2019 offiziell Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS),[1] ist eine Stiftung des bürgerlichen Rechts, die sich der Sprachforschung widmet.

Leibniz-Institut für Deutsche Sprache
Leibniz-Institut für Deutsche Sprache
IDS-Logo
Kategorie: Forschungseinrichtung
Bestehen: seit 1964
Mitgliedschaft: Leibniz-Gemeinschaft
Standort der Einrichtung: Mannheim
Fachgebiete: Sprachwissenschaft, Computerlinguistik
Grundfinanzierung: Bund & Länder
Leitung: Prof. Dr. Henning Lobin
Mitarbeiter: 239 (2018)
Homepage: http://www1.ids-mannheim.de/
Das Institut in R5
Lage innerhalb der Mannheimer Quadrate
Zweiter Standort des IDS im Augusta-Carrée in Mannheim.

Das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) wurde 1964 in Mannheim gegründet und hat dort seitdem seinen Standort. Es ist die gemeinsam vom Bund und allen Bundesländern getragene zentrale wissenschaftliche Einrichtung zur Dokumentation und Erforschung der deutschen Sprache in Gegenwart und neuerer Geschichte. Es gehört zusammen mit über 90 anderen außeruniversitären Forschungsinstituten und Serviceeinrichtungen zur Leibniz-Gemeinschaft.

Geschichte

Das IDS besteht seit 1964. Im Jahr 1992 fand der Umzug in das Gebäude in R5 statt, in dem sich bis heute die Räumlichkeiten befinden. Zudem wurden in diesem Jahr 22 neue Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den neuen Bundesländern vom Zentralinstitut für Sprachwissenschaft übernommen.

Seit 2016 besteht der zweite Standort im Augusta-Carrée in der Augustaanlage.[2]

2019 bekannte sich das IDS mit der Namenserweiterung zum Leibniz-Institut für Deutsche Sprache auch im Namen zur Leibniz-Gemeinschaft.

Arbeitsgebiete

Die Arbeit des IDS gliedert sich in die Organisationseinheit Zentrale Forschung, die vier Abteilungen Grammatik, Lexik, Pragmatik und Digitale Sprachwissenschaft sowie die vier zentralen Einheiten Verwaltung, Öffentlichkeitsarbeit, Bibliothek und Informationstechnik. Forschungsarbeit in langfristigen Projekten findet vordergründig in den folgenden Abteilungen statt: In der Abteilung Grammatik zur Erforschung grammatischer Strukturen der deutschen Gegenwartssprache wird einerseits kontrastiv-typologisch und andererseits korpusorientiert gearbeitet. In der Abteilung Lexik zur Erforschung des lexikalischen Bestands des Deutschen der Gegenwart und seiner jüngeren Geschichte werden große Textkorpora angelegt und mathematisch-statistische Methoden zur Aufschlüsselung der Sprachdaten entwickelt und eingesetzt. In der Abteilung Pragmatik zur Untersuchung des gesprochenen Deutsch und des sprachlichen Handelns in Gesprächen stehen im Zentrum die Verwendung von Sprache in der sozialen Interaktion, ihre Koordination mit leiblich-räumlichen Ressourcen des Handelns und der Zusammenhang zwischen sprachlichem Handeln, sozialen und psychischen Strukturen. In der Abteilung Digitale Sprachwissenschaft wird sich einerseits mit der sprachwissenschaftlichen Forschung an Textsammlungen (Programmbereich Korpuslinguistik) und andererseits mit der Schaffung und Ausgestaltung von Infrastrukturen für die Forschung beschäftigt. Darüber hinaus sind unter dem Oberbegriff Zentrale Forschung Forschungsbereiche angesiedelt, die überwiegend abteilungsübergreifende Ziele verfolgen und unmittelbar dem Direktor unterstellt sind.[3]

Im Programmbereich Sprache im öffentlichen Raum werden solche Fragen untersucht, die Status und Funktion der deutschen Sprache in der Gesellschaft betreffen. Der Programmbereich erfüllt damit eine Schnittstellenfunktion zwischen dem öffentlichen Interesse an sprachlichen Fragen und ihrer sprachwissenschaftlichen Behandlung.[4]

Außerdem ist die Bibliothek des IDS die größte Präsenzbibliothek zur germanistischen und allgemeinen Sprachwissenschaft. Der heutige Bestand der IDS-Bibliothek umfasst ca. 86 000 Medieneinheiten und ca. 200 laufende Zeitschriften als Präsenzbibliothek in Freihandaufstellung. Zentrale Sammelgebiete sind alle Teilbereiche der gegenwärtigen germanistischen Sprachwissenschaft.[5]

Das Leibniz-Institut publiziert regelmäßig Reihen, die die aktuellen sprachwissenschaftlichen Forschungen widerspiegeln. In den Zeitschriften Sprachreport[6] und Deutsche Sprache[7], die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, wird regelmäßig über aktuelle Forschungsergebnisse informiert.

Archive

Das Institut für Deutsche Sprache verfügt mit dem Archiv für gesprochenes Deutsch (AGD) über die größte existierende Sammlung von Tonaufnahmen des gesprochenen Deutsch. Ein Teil des Bestandes kann im Web über die „Datenbank gesprochenes Deutsch (DGD)“ abgefragt werden (Leitung: Thomas Schmidt).

Außerdem stellt das IDS mit dem Deutschen Referenzkorpus (DeReKo) das größte existierende Angebot an deutschsprachigen Textkorpora/Textsammlungen geschriebener Sprache (mehr als 43 Milliarden Wörtern, Stand 18.03.2019)[8] zur Verfügung, das u. a. über die Schnittstelle COSMAS (Corpus Search, Management and Analysis System) II recherchier- und analysierbar ist.[9] COSMAS II hat mehrere tausend registrierte Internet-Benutzer im In- und Ausland.[10]

Finanzierung

Als Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft wird das Institut jeweils zur Hälfte vom Bund und vom Land Baden-Württemberg getragen. Hinzu kommen in wechselndem Umfang Mittel von forschungsfördernden Organisationen wie der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Europäischen Union oder der Volkswagenstiftung. Förderung erfährt das IDS auch von der Stadt Mannheim und dem Verein der Freunde des Instituts für Deutsche Sprache e.V.[11]

Daten

Im Jahr 2014 hatte das IDS 239 Mitarbeiter (davon 114 wissenschaftliche Angestellte) und beschäftigte ca. 82 Hilfskräfte (Stand: 2018)[12]. Jedes Jahr arbeiten ca. 80 Gastwissenschaftler unter dem Dach des IDS. Direktor war seit 2003 Ludwig M. Eichinger, sein Stellvertreter Arnulf Deppermann. Seit 2018 ist Henning Lobin Direktor des IDS.

Auszeichnungen

  • 2009 wurde das Institut von der Stadt Mannheim mit dem Konrad-Duden-Preis ausgezeichnet.
  • 2019 wurde das Institut zum dritten Mal mit dem Total-E-Quality-Prädikat ausgezeichnet.
Commons: Institut für Deutsche Sprache – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Umbenennung des Instituts für Deutsche Sprache, deutschlandfunkkultur.de, erschienen und abgerufen am 10. April 2019
  2. IDS aktuell Ausgabe 3 August 2016. Leibniz-Institut für Deutsche Sprache, 2016, abgerufen am 5. August 2019.
  3. Das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache. In: Homepage Startseite. IDS, 2019, abgerufen am 2. Mai 2019.
  4. Programmbereich Sprache im öffentlichen Raum. Leibniz-Institut für Deutsche Sprache, abgerufen am 17. Juli 2019.
  5. Bibliothek des IDS. Leibniz-Institut für Deutsche Sprache, abgerufen am 22. Juli 2019.
  6. Zeitschrift Sprachreport. Leibniz-Institut für Deutsche Sprache, abgerufen am 22. Juli 2019.
  7. Zeitschrift Deutsche Sprache. Leibniz-Institut für Deutsche Sprache, abgerufen am 22. Juli 2019.
  8. Das Deutsche Referenzkorpus - DeReKo. Leibniz-Institut für Deutsche Sprache, abgerufen am 22. Juli 2019.
  9. Das Deutsche Referenzkorpus – DeReKo, Abruf 10. Februar 2017.
  10. COSMAS II. Leibniz-Institut für Deutsche Sprache, abgerufen am 22. Juli 2019.
  11. Leibniz-Institut für Deutsche Sprache: IDS Jahresbericht 2017. IDS, S. 14–15, abgerufen am 17. Juli 2019 (deu).
  12. IDS Jahresbericht 2018. Leibniz-Institut für Deutsche Sprache, 2018, abgerufen am 5. August 2019.

Koordinaten: 49° 29′ 17,6″ N, 8° 28′ 19,2″ O