Radulf (Thüringen)

Herzog von Thüringen
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Radulf († nach 642) war ein von den Merowingern eingesetzter Herzog von Thüringen.

Radulf war der Sohn eines Chamar und entstammte fränkischem Adel. Anfang der 630er Jahre (vor 634) setzte der Frankenkönig Dagobert I. Radulf als Herzog von Thüringen ein, das Anfang des 6. Jahrhunderts ein eigenes Königreich gewesen war, 531 aber von den Franken besiegt und erobert worden war. Radulf sollte nun als Herzog vor allem die Grenzsicherung gegen die slawischen Stämme der Nachbarschaft übernehmen, die sich um 623/624 unter Samo zusammengeschlossen hatten und den Franken im Jahr 631 eine Niederlage in der Schlacht bei Wogastisburg beibrachten. Tatsächlich gelang Radulf ein Sieg gegen die Slawen, er nutzte dann seine gewachsene Machtstellung allerdings gegen die Herrschaft Dagoberts I., gegen den er sich mit dem agilolfingischen Herzog Fara verbündete, der im mainfränkischen Raum herrschte. Dagobert konnte Fara rasch besiegen, Radulf dagegen verschanzt sich an der Unstrut und konnte vom fränkischen Heer offenbar nicht besiegt werden. Über die weitere Herrschaft Radulfs und ihre Dauer ist nichts bekannt, Radulf scheint seine weitgehend selbständige Position behauptet zu haben; sie ist auch ein Symptom für den beginnenden Machtverfall der späten Merowinger, die zum Aufstieg der Karolinger im Frankenreich geführt hat. Als Nachfolger Radulfs im thüringischen Herzogsamt gelten seine Söhne Theotbald und Heden I., angesichts der dürftigen Quellenlage ist die genaue Chronologie aber sehr unsicher.