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[[Datei:Mysweetyteo.jpg|miniatur|Eine Frau im achten Monat der Schwangerschaft]]
 
sbesondere bei Risikoschwangerschaften.<ref>Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: [http://www.schwanger-info.de/268.0.html ''Die Wahl des Geburtsortes.'']</ref> Daneben gibt es die Alternativen einer Geburt im [[Geburtshaus]]. In Entwicklungsländern wird aufgrund der allgemein schlechten medizinischen Versorgung nur eine von zwei Geburten von einem Arzt oder einer Hebamme betreut (siehe [[Müttersterblichkeit]]).
Die '''Schwangerschaft''' (medizinisch '''Gestation''' oder '''Gravidität''', lateinisch ''{{lang|la|graviditas}}'') ist der Zeitraum, in dem eine [[Befruchtung|befruchtete]] [[Eizelle]] im Körper einer werdenden Mutter zu einem Kind heranreift. Die Schwangerschaft dauert von der Befruchtung bis zur Geburt durchschnittlich 266 Tage.<ref name="dudenhausen">[[Joachim Dudenhausen|Joachim W. Dudenhausen]], [[Willibald Pschyrembel]], Michael Obladen, Dieter Grab: ''Praktische Geburtshilfe.'' Walter de Gruyter, 2011, ISBN 3110228696, [http://books.google.de/books?hl=de&id=--GPptz_QSMC&pg=PA19 S. 19].</ref> In den ersten acht Wochen nach der Befruchtung der Eizelle wird das heranreifende Kind als [[Embryo]] bezeichnet. Nachdem die inneren Organe ausgebildet sind (ab der neunten Entwicklungswoche) wird die Bezeichnung [[Fetus]] (auch: Fötus) verwendet.
 
Von ''Schwangerschaft'' spricht man nur beim [[Mensch]]en; bei anderen [[Säugetiere]]n wird der entsprechende Zustand [[Trächtigkeit]] genannt.
 
== Wortherkunft und -gebrauch ==
Das Wort ''schwanger'' ([[mittelhochdeutsch]] ''swanger'') kommt vom [[althochdeutsch]]en ''swangar'' (von [[Westgermanische Sprachen|westgermanisch]] ''swangra-''), welches seit dem 8.&nbsp;Jahrhundert nachweisbar ist und „schwer“ oder „schwerfällig“ bedeutet.<ref>Kluge: ''[[Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache]]'' 24.&nbsp;Auflage</ref> Abgeleitet davon ist das ''Schwängern'' durch einen Mann. Das Wort wird auch in übertragenem Sinn gebraucht (z.&nbsp;B. „mit großen Plänen schwanger gehen“).
 
In der Medizin werden Ereignisse, die während der Schwangerschaft eintreten, als ''[[pränatal]]'' bezeichnet; Ereignisse während der Geburt als ''[[perinatal]]'' und nach der Geburt als ''[[postnatal]]'' (alle Ausdrücke aus dem Lateinischen und Griechischen).
 
Bei anderen [[lebendgebärend]]en [[Säugetier]]en (''[[Höhere Säugetiere|Eutheria]]'') spricht man von [[Trächtigkeit]].
 
[[Redensart]]lich gibt es zahlreiche Umschreibungen für Schwangerschaft, wie etwa „ein Kind unter dem Herzen tragen“ (gehobene Sprache), "guter Hoffnung sein" (biblisch/religiös), „ein Kind erwarten“ (standardsprachlich), „einen Braten in der Röhre haben“ (derb) oder sehr verbreitet auch „in anderen Umständen sein“.
 
== Feststellung der Schwangerschaft ==
[[Datei:Pregnancy test result.jpg|miniatur|Positiver Schwangerschaftstest]]
{{Hauptartikel|Schwangerschaftszeichen|Schwangerschaftstest}}
 
Der Beginn der Schwangerschaft kann auf verschiedene Art und Weise festgestellt werden. In der Abgrenzung zu [[Scheinschwangerschaft]]en unterscheidet man zwischen ''unsicheren'', ''wahrscheinlichen'' und ''sicheren'' Schwangerschaftszeichen. Das Ausbleiben der Monatsblutung, morgendliches Erbrechen und Übelkeit sind unsichere Schwangerschaftszeichen. Ein Schwangerschaftstest über die Messung der Konzentration des „Schwangerschaftshormons“ ([[Humanes Choriongonadotropin|hCG-Hormon]]) im Blut oder im Urin gilt als wahrscheinliches, jedoch nicht sicheres Schwangerschaftszeichen. Als sicher gilt der Nachweis eines Fötus, beispielsweise durch [[Sonografie]], das Hören von Herztönen oder Fühlen von Kindsbewegungen.
 
Führt man die erste Ultraschalluntersuchung vor oder am Anfang der fünften Schwangerschaftswoche durch, kann trotz bestehender Schwangerschaft eine embryonale Anlage, insbesondere in der Nähe der Eileiter, zuweilen noch nicht dargestellt werden. Dies wird umgangssprachlich auch als ''Eckenhocker'' bezeichnet.
 
== Berechnung des Geburtstermins ==
{{Siehe auch|Schwangerschaftsdauer}}
 
Die Schwangerschaft dauert von der Befruchtung bis zur Geburt durchschnittlich 266 Tage. Üblicherweise wird die Dauer der Schwangerschaft jedoch ab dem ersten Tag der letzten [[Menstruation]] gerechnet, da dies für viele Frauen die einzig bekannte Bezugsgröße darstellt. Die Berechnung erfolgt mit der [[Naegele-Regel]], in die außerdem die Dauer des Menstruationszyklus einfließt. Die [[Befruchtung]] findet nach dieser Rechenweise in der zweiten [[Schwangerschaftswoche]] (SSW) statt.
 
Die ab dem ersten Tag der letzten [[Menstruation]] gerechnete Schwangerschaft dauert durchschnittlich etwa 280 Tage oder 40 Wochen. Traditionell wird die Dauer der Schwangerschaft mit neun Monaten angegeben. Mediziner nehmen zur Vereinfachung jedoch Monate zu jeweils vier Wochen an (sogenannte Mondmonate, die ein bis zwei Tage kürzer als astronomische oder kalendarische Mondmonate sind, siehe [[Lunation]]); die Schwangerschaft dauert demnach zehn Mondmonate statt neun Kalendermonate. In Industrieländern wird, besonders in einem frühen Stadium der Schwangerschaft, der tatsächliche Fortschritt der Schwangerschaft anhand von [[Ultraschalluntersuchung]]en verifiziert.
 
Exakt zum berechneten Termin kommen 4 % der Kinder zur Welt, innerhalb von einer Woche um den errechneten Geburtstermin herum 26 % und innerhalb von drei Wochen um den errechneten Geburtstermin 66 %. Eine Geburt vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche wird als [[Frühgeburt]] bezeichnet.<ref name="dudenhausen" />
 
== Schwangerschaftsverlauf ==
Der Schwangerschaftsverlauf wird eingeteilt in drei Abschnitte zu drei Monaten (medizinisch Trimenon oder Trimester), beziehungsweise je 13 Schwangerschaftswochen. Die Bezeichnung Trimenon wurde von [[Ernst Moro]] eingeführt.
 
Das Alter der Schwangerschaft vom Tag der Empfängnis wird mit ''post conceptionem'', p.c. bezeichnet. Da der Empfängnistermin ''(Syn. Konzeptionstermin)'' selten genau festgelegt werden kann, wird in der Medizin vom ersten Tag der letzten Menstruation an, post menstruationem (p.m.), gerechnet. Das Alter des Embryos/Fötus beträgt effektiv also etwa zwei Wochen weniger als die Schwangerschaftswoche (SSW). In der Folge wird, ohne weiteren Hinweis, die Schwangerschaftsdauer in SSW (p.m.) angegeben.
 
=== Erstes Trimenon ===
Im ersten Trimenon entwickelt sich der Embryo besonders rasch. Für die Schwangere geht der Beginn der Schwangerschaft mit sehr großen hormonellen Umstellungen einher, was bei etwa 50 bis 90 % der Betroffenen zu teilweise sehr stark ausgeprägter Übelkeit, bei 25 bis 50 % auch zu Erbrechen, führt, die sich aber im weiteren Verlauf der Schwangerschaft meist wieder legt.<ref>S. Müller-Lissner, C. Benkwitz: ''Schwangerschaftsbedingte Funktionsstörungen.'' In: G. Adler: ''Klinische Gastroenterologie und Stoffwechsel.'' Springer Verlag, 2000, ISBN 3540650598, [http://books.google.de/books?id=VHT7qK99bygC&pg=PA1005 S. 1005]</ref><ref>Franz Kainer: ''Facharzt Geburtsmedizin.'' Elsevier, Urban & Fischer Verlag, 2005, ISBN 3437237500, [http://books.google.de/books?id=2mkRcAt2LY8C&pg=PT418 S. 399]</ref> Ab der dritten Woche kann die Empfindlichkeit der Brust zunehmen, meist einhergehend mit einem Spannungsgefühl. Da die meisten Spontanaborte ([[Frühabort|Abgänge]]) bis zur zwölften SSW vorkommen, wird bis zu diesem Zeitpunkt oft auf eine Bekanntgabe der Schwangerschaft verzichtet.
 
==== Erster Monat ====
:''Schwangerschaftswoche 3–4: Befruchtung und Einnistung''
{{Hauptartikel|Embryogenese|Embryologie}}
 
Die meist beim [[Geschlechtsverkehr]] beziehungsweise der [[Insemination]] in die [[Vagina]] gelangten [[Spermien]] wandern durch die [[Gebärmutter]] (Uterus) bis in die Ampulle des [[Eileiter]]s. Dort treffen sie auf die nach der [[Ovulation]] (Eisprung) vom [[Fimbrientrichter]] aufgenommene [[Eizelle]]. Nach dem Eindringen ([[Befruchtung|Imprägnation]]) kommt es zur zweiten [[Reifeteilung]] mit Verlust eines [[Polkörper]]chens. Die beiden [[Chromosom]]ensätze von Eizelle und [[Spermium]] verschmelzen miteinander ([[Konjugation (Biologie)|Konjugation]]) und bilden nun eine entwicklungsfähige Zelle ([[Zygote]]), die innerhalb von drei Tagen unter [[hormon]]eller Steuerung in die Gebärmutter wandert. In dieser Zeit erfolgen die Zellteilungen über die [[Morula]] zur Keimblase oder [[Blastozyste]]. 24 Stunden nach der Befruchtung beginnt aus den Zellen der frühen Form der [[Plazenta]] (Mutterkuchen) –&nbsp;dem so genannten [[Synzytiotrophoblast]]&nbsp;– die Produktion des Hormons [[Humanes Choriongonadotropin|hCG]]. Dieses stimuliert im [[Gelbkörper]] im Eierstock die Ausschüttung eines weiteren Hormons, [[Progesteron]], welches den Eierstöcken signalisiert, dass für die nächste Zeit keine Eisprünge notwendig sind –&nbsp;die Menstruation bleibt aus. Gleichzeitig haben diese Hormone für die Auflockerung der [[Gebärmutterschleimhaut]] gesorgt, um die Einnistung der [[Blastozyste]] zu erleichtern. Die Einnistung in der Gebärmutterwand beginnt circa am fünften Tag nach der [[Befruchtung]] und ist nach 14 Tagen abgeschlossen. Bis dahin ist die Zwillingsbildung möglich. Die Blastozyste teilt sich nun in ihre äußere Schicht, den [[Trophoblast]]en, woraus sich die [[Plazenta]] entwickelt, und den [[Embryoblast]]en, aus welchem der [[Embryo]] entsteht. Das die beiden Teile verbindende Gewebe wird zur [[Nabelschnur]].
 
==== Zweiter Monat ====
:''Schwangerschaftswoche 5–8: Anlage der größeren Organe''
 
Der Körper der Schwangeren stellt sich nun auf die Schwangerschaft ein. Dies ist sehr häufig mit Beschwerden wie morgendlicher [[Übelkeit]], [[Brechreiz]] und [[Schwangerschaftserbrechen]] verbunden, die durch das Schwangerschaftshormon [[Humanes Choriongonadotropin|hCG]] ausgelöst werden. Darüber hinaus kommen oft starke Müdigkeit, Heißhungerattacken und Stimmungsschwankungen vor. Das erste [[Fruchtwasser]] beginnt sich zu bilden. Das Dehnen der [[Ligamentum latum uteri|Mutterbänder]] führt manchmal zu einem Ziehen in der [[Leistengegend]].
 
Beim Embryo beginnt sich in der sechsten Woche allmählich die Wirbelsäule zu bilden.<ref>[http://www.embryo.chronolab.com/vertebral.htm ''Musculoskeletal System.''] (engl.)</ref> Das Neuralrohr, aus dem Gehirn und Rückenmark entstehen, schließt sich Ende der sechsten Woche. Im Ultraschall kann jetzt die Herzaktivität nachgewiesen werden. In der siebten Woche beginnen Kopf und Rumpf Form anzunehmen. Es sind kleine Knospen zu erkennen, aus denen sich später die Gliedmaßen entwickeln. Der Embryo misst jetzt ca. 3 bis 8 mm (Scheitel-Steiß-Länge). Ende der achten Woche sind an den Handplatten die Stellen erkennbar, wo sich später die Finger ausbilden werden. Augen- und Ohranlagen werden sichtbar.<ref>[http://www.embryology.ch/allemand/iperiodembry/evenement04.html ''Die wichtigsten Ereignisse von der dritten bis zur achten Woche der Entwicklung'']</ref> Allmählich werden alle Organe und Organsysteme angelegt. In der achten SSW misst der Embryo 9 bis 15 mm,<ref>[http://www.visembryo.com/baby/index.html ''The Visible Embryo.'']</ref><ref name="hadlock501">Hadlock F.P. et al: ''Fetal Crown-Rump Length: Reevaluation of Relation to Menstrual Age (5–18 weeks) with High-Resolution Real-Time US.'' In: ''Radiology.'' 1992; 182, S. 501–505.</ref> sein Herz schlägt 140 bis 150 mal in der Minute.
 
==== Dritter Monat ====
[[Datei:Fetal movements 3D Ultrasound Dr. Wolfgang Moroder.theora.ogv|thumb|Darstellung von Kindesbewegungen mit 3D Ultraschall mit 12 Schwangerschaftswochen]]
:''Schwangerschaftswoche 9–12: Weitere Ausdifferenzierung''
 
Die [[Blut]]menge im mütterlichen [[Blutkreislauf|Kreislauf]] erhöht sich von ca. 5 auf 6,5&nbsp;l, um die Versorgung des Fötus zu gewährleisten. Aufgrund der größeren Blutmenge schlägt das Herz schneller, was die körperliche Leistungsfähigkeit herabsetzt. Als Folge der hormonellen Gefäßerweiterungen können [[Besenreiser]] oder [[Krampfadern]] auftreten. Gelegentlich kommt es auch zu einer verstopften [[Nase]], [[Nasenbluten]] oder [[Zahnfleischbluten]]. [[Östrogene]] bewirken eine vermehrte Flüssigkeitseinlagerung im Gewebe. Das Hormon [[Progesteron]] führt zu einer Entspannung der Muskulatur. Da davon auch die Schließ-Muskulatur betroffen ist, ist oft ein erhöhter Harndrang zu bemerken. Dies wird verstärkt durch den erhöhten Stoffwechsel zwischen der Schwangeren und dem werdenden Kind, auch durch die stetige Erneuerung des [[Fruchtwasser]]s.
 
Ende der neunten Woche sind erste Ansätze für die Ausbildung von Zehen und Nase zu erkennen, in der zehnten Woche auch der Ohrmuscheln. Die Netzhaut pigmentiert sich. Das Augenpaar steht weit auseinander; die Augen sind zunächst offen, die Augenlider beginnen sich zu bilden. Erste Bewegungen sind möglich. Ende der zehnten SSW sind alle Organanlagen vorhanden. Die Knospen für die 20 Milchzähne werden ausgebildet. Der Embryo ist am Ende dieser Phase (Ende zwölfte Schwangerschaftswoche) 5 bis 6 cm groß und wiegt etwa 14 g. Die Embryonalperiode wird nun von der Fetogenese abgelöst.<ref name="hadlock501" /><ref>[http://www.visembryo.com/baby/17.html ''A Four Chambered Heart.''] ff</ref>
 
=== Zweites Trimenon ===
Im zweiten Schwangerschaftsabschnitt verschwinden meist die anfänglichen Komplikationen wie Übelkeit. Deshalb, und weil das Risiko einer [[Fehlgeburt]] jetzt deutlich abgenommen hat, empfinden viele Frauen diese Zeit als sehr angenehm. Hatten manche im 1. Trimenon noch mit Wechselbädern der Gefühle zu kämpfen, ist dieses Trimenon meist gekennzeichnet von Ausgeglichenheit und Zufriedenheit. Aus diesen Gründen wird das zweite Trimenon von Hebammen als idealer Zeitraum für Reisen angesehen. Die ersten Bewegungen des [[Fötus]] werden jetzt spürbar.
 
==== Vierter Monat ====
[[Datei:Linea nigra.jpg|miniatur|hochkant|Linea nigra]]
: ''Schwangerschaftswoche 13–16: Kindsbewegungen''
 
Die stabilere Phase der Schwangerschaft beginnt jetzt. Die Hormonproduktion aus dem Eierstock wird nicht mehr benötigt, da die Plazenta so weit ausgereift ist, dass sie die schwangerschaftserhaltenden Hormone selbst bilden kann. Deshalb ist die hCG-Konzentration ab der zwölften SSW weniger hoch, eine eventuell vorhandene morgendliche Übelkeit bessert sich jetzt in der Regel. Die Gewichtszunahme beträgt nach Faustregel ca. 1 bis 1,5&nbsp;kg pro Monat, beziehungsweise ca. 250&nbsp;g pro Woche. Rötliche oder bräunliche [[Schwangerschaftsstreifen]] können aufgrund der Dehnung des [[Bindegewebe]]s auftreten. Häufig tritt eine dunkle Linie ([[Linea nigra]]) auf, die zwischen [[Bauchnabel]] und [[Schambein]] verläuft. Diese hormonbedingte Farbveränderung bildet sich in der Regel nach der Schwangerschaft zurück. Die vermehrten Wassereinlagerungen können zur Schwellung von Armen und Beinen beziehungsweise Händen und Füßen führen.
 
Beim Fötus setzt im vierten Monat ein rasches Wachstum ein, die Organe bilden sich weiter aus. Die Augenlider schließen sich und öffnen sich erst in drei Monaten wieder. Spontane Bewegungen von Kopf, Armen und Beinen setzen ein. Die Schluckmuskulatur entwickelt sich. Die Lunge und das Verdauungssystem entwickeln sich weiter, indem der Fötus durch Zusammenziehen und Ausdehnen des Zwerchfells Fruchtwasser „ein- und ausatmet“ respektive „trinkt“, er hat Schluckauf. Speicheldrüsen, Magen, Nieren und Darm arbeiten bereits. Das geschluckte Fruchtwasser wird als Urin wieder ins Fruchtwasser abgegeben, welches alle zehn bis zwölf Stunden durch Neuproduktion ausgetauscht wird. Über die Plazenta erhält der Fötus Nährstoffe und Antikörper, gleichzeitig werden Abfallstoffe ausgeschieden. Das sogenannte Woll- oder [[Lanugohaar]] bildet sich. Es bildet sich bis zur Geburt wieder nahezu zurück. Gegen Ende dieses Schwangerschaftsmonats entwickeln sich die Genitalien. Das Geschlecht kann bei günstiger Lage des Ungeborenen per Ultraschall festgestellt werden. Der Fötus ist in der 16. SSW ca. 10 cm groß und wiegt bis zu 100 g. Sein Kopfdurchmesser ist ca. 35 mm.
 
==== Fünfter Monat ====
:''Schwangerschaftswoche 17–20: Kindsbewegungen meist spürbar''
 
Die Gebärmutter ist jetzt etwa so groß wie eine [[Honigmelone]] und fast in Nabelhöhe. Ab der 18. bis 20. SSW sind für die Schwangere gewöhnlich die ersten Kindsbewegungen als feines, leichtes Kribbeln zu spüren. Ein relativ beschwerdefreier Schwangerschaftsabschnitt beginnt. In diesem Zeitraum können jedoch eventuell Veränderungen der [[Sehschärfe]], [[Rückenschmerzen]] und Krämpfe in den Beinen auftreten.
 
Der Fötus misst am Ende des Monats 14 bis 16 cm und wiegt zwischen 150 und 300 g.
 
==== Sechster Monat ====
: ''Schwangerschaftswoche 21–24: Kind beginnt, auf äußere Reize zu reagieren''
 
Gegen Ende des Monats erreicht die Gebärmutter Nabelhöhe. Die Brüste vergrößern sich unter dem Einfluss der Hormone [[Humanes Choriongonadotropin|hCG]], [[Östrogen]] und [[Progesteron]]. Eventuell kann [[Refluxösophagitis|Sodbrennen]] durch Lageveränderung des Magens auftreten.
 
Beim Fötus beginnt sich das Unterhautfettgewebe zu vermehren. Die Haut selbst wird von einer schützenden Fettschicht (Vernix caseosa, auch Käseschmiere) überzogen. Diese ermöglicht später ein leichteres Gleiten im Geburtskanal. Die Haut ist noch rötlich durchschimmernd, Finger- und Fußnägel sind fast vollständig entwickelt. Die Haare beginnen zu wachsen und die Verknöcherung des Skeletts schreitet voran. Ein rasches Wachstum des Gehirns setzt ein. Gegen Ende des Monats reagiert das werdende Kind auf akustische und optische Reize von außen (Stimmen, Schall, Licht). Ob zu diesem Zeitpunkt bereits Schmerzwahrnehmungen möglich sind, ist umstritten. Eine Analyse der vorhandenen Forschungsergebnisse kam zu dem Schluss, dass Schmerzempfindungen vor dem dritten Trimenon unwahrscheinlich sind.<ref>Susan J. Lee, Henry J. Peter Ralston, Eleanor A. Drey, John Colin Partridge, Mark A. Rosen: ''Fetal Pain: A Systematic Multidisciplinary Review of the Evidence.'' In: ''Journal of the American Medical Association.'' 294 (8) (2005), S. 947–954.</ref> Am Ende des sechsten Monats ist der Fötus ca. 26 cm groß (vom Scheitel bis zur Sohle)<ref>Ab dem sechsten Monat wird die Größe des Fötus in der Regel nicht mehr vom Scheitel bis zum Steiß, sondern bis zur Fußsohle angegeben.</ref> und wiegt 500&nbsp;g.
 
=== Drittes Trimenon ===
Im letzten Schwangerschaftsabschnitt reift der Fötus vollständig heran und der Körper der werdenden Mutter bereitet sich auf die Geburt vor. Für die Frau kann dieser Abschnitt hauptsächlich wegen des zusätzlichen Gewichts wieder unangenehmer sein, vor allem im Sommer. Durch eine [[intensivmedizin]]ische Behandlung ist ein Überleben des Kindes bei einer [[Frühgeburt]] in diesem Zeitraum schon möglich.
 
==== Siebter Monat ====
[[Datei:Pregnancy 26 weeks 1.jpg|miniatur|hochkant|Schwangere Frau in der 26. Woche]]
: ''Schwangerschaftswoche 25–28: Öffnen der Augenlider''
 
Bei der Schwangeren können die [[Ödem|Wassereinlagerungen]] in Armen und Beinen aufgrund des hohen Austauschbedarfes an frischem [[Fruchtwasser]] zunehmen. Der sich ausbreitende [[Uterus]] drückt auf die Verdauungsorgane und die [[Lunge]], die Folge sind [[Kurzatmigkeit]] und die Gefahr von [[Hämorrhoiden]]. Das zunehmende Gewicht kann im letzten Trimenon Rücken- und Fußschmerzen verursachen. Der Ausfluss aus den Brüsten ([[Kolostrum]]) kann einsetzen.
 
Gegen Ende des Monats öffnen sich die Augenlider des Fötus wieder. Er misst jetzt etwa 35&nbsp;cm und wiegt etwa 1000&nbsp;g. Ab ca. der 23. SSW hat das Kind bei einer Frühgeburt eine winzige Chance, außerhalb der Gebärmutter unter hohem intensivmedizinischem Aufwand zu überleben. Die Überlebenschancen in der 25. SSW betragen ca. 32 bis 43 %, in der 28. SSW 79 %. Je früher das Kind geboren wird, desto größer sind die Risiken bleibender gesundheitlicher Schäden. Vor Ende der 25. Woche liegt dieses Risiko bei 50 %.<ref>K Riley et al.: ''Survival and neurodevelopmental morbidity at 1 year of age following extremely preterm delivery over a 20-year period: a single centre cohort study.'' In: ''Acta Pædiatrica.'' 2008; 97(2), S. 159–165.</ref>
 
==== Achter Monat ====
: ''Schwangerschaftswoche 29–32: Erste Übungswehen''
 
Jetzt können erste schmerzlose [[Muskelkontraktion|Kontraktionen]] (auch [[Senkwehe]]n, ''Vorwehen'', ''Übungswehen'' oder ''Vorbereitungswehen'') auftreten. Der Bauch verhärtet sich durch rhythmisches Zusammenziehen der [[Gebärmutter]]. Eventuell werden jetzt auch [[Schließmuskel]]- und [[Blasenschwäche]] deutlich, was gegebenenfalls durch Training des [[Schließmuskel]]s gelindert werden kann. Die größer werdende Gebärmutter verdrängt weiter die anderen im Bauchraum befindlichen Organe. Durch den gestörten [[pH-Wert]] der [[Vagina]]lschleimhaut können vermehrt [[Vaginale Pilzinfektion|Pilzinfektionen]] oder bakterielle Infektionen auftreten.<ref>Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: [http://www.schwanger-info.de/792.0.html ''Pilzinfektionen, Scheidenpilz.'']</ref>
 
Bis auf die Lunge sind alle Organe des werdenden Kindes fast vollständig entwickelt. Am Ende des Monats misst es rund 40&nbsp;cm und wiegt 1700 bis 2000&nbsp;g.
 
==== Neunter Monat ====
[[Datei:Gray38.png|miniatur|hochkant|Fötus in Schädellage]]
: ''Schwangerschaftswoche 33–36: Senkung des Kindes''
 
Die Schwangere hat im Durchschnitt 10–12&nbsp;kg zugenommen. Gegen Ende der 36. SSW tritt der Kopf des Kindes in das kleine Becken ein, die Gebärmutter senkt sich etwas nach unten. Die Atmung fällt der Schwangeren so wieder leichter. Oft treten jetzt Schlafstörungen auf.
 
Ab der 35. SSW ist die Lungenreifung abgeschlossen. Die meisten ungeborenen Kinder (92 bis 93 %) liegen nun in der richtigen [[Kindslage|Geburtslage]] mit dem Kopf nach unten.<ref>Peter Böhi: ''[http://www.boehi.ch/docs/Beckenendlage.pdf ''Lageanomalien inkl. Beckenendlage.''] (PDF; 1,6&nbsp;MB)</ref> Bis zur 37. SSW kann sich das Kind noch von einer [[Beckenendlage|Steißlage]] in die [[Schädellage]] drehen. Bewegungen sind dem Kind aber nur noch eingeschränkt möglich. Gegen Ende des Monats ist es ca. 45&nbsp;cm groß und wiegt etwa 2800&nbsp;g.
 
==== Zehnter Monat ====
: ''Schwangerschaftswoche 37–40: Geburt steht bevor''
 
Die durchschnittliche Gewichtszunahme der werdenden Mutter im Verlauf der Schwangerschaft beträgt ca. 10–15&nbsp;kg. Das Gewicht stagniert bei vielen Schwangeren kurz vor der Geburt, kann sogar leicht abnehmen. Es können häufiger Vorwehen eintreten.
 
In den letzten Wochen nimmt das Kind vor allem an Gewicht zu. Über die Plazenta nimmt es [[Antikörper]] aus dem Blutkreislauf der Mutter auf. Das Baby misst bei der Geburt ca. 48&nbsp;cm bis 54&nbsp;cm und wiegt 2800&nbsp;g bis 4000&nbsp;g. Der Durchmesser des Kopfes liegt zwischen 9,5&nbsp;cm und 10,5&nbsp;cm.
 
==== Geburt ====
{{Hauptartikel|Geburt}}
 
Die Schwangerschaft endet in der Regel mit der Niederkunft der Mutter (der Geburt des Kindes). Sie kann sich durch folgende Symptome ankündigen:
 
* durch das Einsetzen der [[Wehe|Eröffnungswehen]] (Dauer ca. 30 bis 60 Sekunden, alle zehn Minuten über einen Zeitraum von ein bis zwei Stunden)
* durch einen eventuell leicht blutigen Ausfluss infolge des sich lösenden Schleimpfropfes vom [[Muttermund]] (einige Tage vor der Geburt)
* den [[Blasensprung]] (das Platzen der Fruchtblase)
* [[Durchfall]] oder [[Erbrechen]]
 
Nach der Geburt beginnt die [[Schwangerschaftsrückbildung]], also die Regeneration von [[Bauchdecke]], [[Gebärmutter]], [[Beckenbodenmuskulatur]], Vaginalkanal, [[Vagina]] und [[Hormon]]haushalt. Die Rückbildungsdauer ist individuell verschieden, dauert aber ungefähr so lange wie die Schwangerschaft.
 
== Vorgeburtliche Untersuchungen und Behandlungen ==
{{Hauptartikel|Schwangerschaftsvorsorge}}
 
In Deutschland hat jede werdende Mutter einen Anspruch auf Betreuung durch eine [[Hebamme]] oder einen [[Arzt]] während der Schwangerschaft, bei der Geburt und einige Wochen nach der Geburt. Empfohlen sind, bei komplikationsloser Schwangerschaft, zunächst Besuche in einem Abstand von vier Wochen nach Bekanntwerden der Schwangerschaft, ab der 32. Schwangerschaftswoche in einem Abstand von zwei Wochen und bei Überschreitung des Geburtstermins schließlich alle zwei Tage. Alle Befunde werden in den [[Mutterpass]] (oder [[Mutter-Kind-Pass]] in Österreich) eingetragen.
 
=== Ultraschalluntersuchungen ===
{{Hauptartikel|Sonografie}}
 
Die [[Sonografie]], umgangssprachlich Ultraschall, ist ein [[Bildgebendes Verfahren (Medizin)|bildgebendes Verfahren]], das die medizinische Praxis der vorgeburtlichen Untersuchungen in den letzten Jahrzehnten tiefgreifend verändert hat. Sie ermöglicht unter anderem eine Überwachung der fetalen Entwicklung, die Feststellung von Mehrlingsschwangerschaften und des Geschlechts. Zwar werden Ultraschalluntersuchungen generell als unbedenklich für das ungeborene Kind angesehen, doch zeichnen sich trotzdem zwei gesellschaftliche Tendenzen ab: einerseits die Produktion zwei- und dreidimensionaler Aufnahmen für das Familienalbum, andererseits die Beschränkung auf die medizinisch notwendige Anzahl an Ultraschalluntersuchungen (ca. eine Untersuchung pro Trimester).
 
Bei [[Adipositas|adipösen]] werdenden Müttern ist die Darstellung des Kindes mittels Ultraschall schwieriger oder nicht einwandfrei möglich. Da es besonders bei übergewichtigen Frauen oft zu [[Fehlbildung]]en des Kindes kommt, empfehlen Experten die Untersuchung in sitzender Position von oben oder in seitlich liegender Position von der Flanke aus durchzuführen<ref name="DOI10.1053/j.semperi.2013.06.012">Beryl Benacerraf: ''The use of obstetrical ultrasound in the obese gravida.'' In: ''Seminars in Perinatology.'' 37, 2013, S.&nbsp;345–347, {{DOI|10.1053/j.semperi.2013.06.012}}.</ref>.
 
=== Pränataldiagnostik ===
{{Hauptartikel|Pränataldiagnostik}}
 
Das Ziel der Pränataldiagnostik ist es, Erkrankungen der werdenden Mutter und Krankheiten oder [[Behinderung]]en (z.&nbsp;B. [[Down-Syndrom]] / Trisomie&nbsp;21) beim heranwachsenden Kind bereits frühzeitig festzustellen beziehungsweise eine individuelle Wahrscheinlichkeit zu errechnen. Eine positive [[Diagnose]] impliziert oft einen [[Schwangerschaftsabbruch]] aus medizinischer [[Indikation]], da eine Behandlung im Mutterleib ([[Therapie in utero]]) nur in wenigen Fällen möglich ist. Daher sind viele Untersuchungen umstritten. [[Ethisch]] fragwürdig ist unter anderem, wie ein ungeborenes Leben als lebenswert oder unlebenswert beurteilt werden kann, zumal sichere Aussagen zur nachgeburtlichen Entwicklung des Kindes nur in vergleichsweise wenigen Fällen möglich sind. Insbesondere die nicht-invasiven Methoden der Pränataldiagnostik wie beispielsweise die [[Nackentransparenz]]-Messung, das [[Erst-Trimester-Screening]] oder der [[Triple-Test]] können die Eltern oft stark psychisch belasten, da sie nie ein sicheres Ergebnis, sondern lediglich Wahrscheinlichkeiten anhand statistischer [[Mittelwert|Durchschnittswerte]] angeben, indem sie z.&nbsp;B. das Alter der Mutter, den Zustand des Embryos usw. berücksichtigen. Hingegen gibt ein DNA-Test anhand einer Blutprobe der Mutter ab der 9. Schwangerschaftswoche ein sicheres Ergebnis ab, da hierbei die fetale DNA selbst untersucht wird, die sich ab dieser Schwangerschaftsphase im mütterlichen Blut nachweisen lässt. Mit dieser Methode ist auch ein [[Vaterschaftstest]] beim Ungeborenen möglich.
 
=== Risikoschwangerschaft ===
{{Siehe auch|Risikogeburt}}
 
Wesentliches Ziel der ärztlichen Betreuung ist die Erkennung von möglichen oder bereits vorhandenen Risiken für Schwangere und ihr Kind. Im Jahre 1990 wurden in Deutschland 34 % aller Schwangerschaften als Risikoschwangerschaft klassifiziert. Die Bayerische Arbeitsgemeinschaft zur Qualitätskontrolle spricht für das Jahr 2002 von 65 % und in Niedersachsen von etwa 73 %.
 
Der Anteil der Risikoschwangerschaften unter allen Schwangerschaften stieg von 2001 bis 2010 von 68,5 auf 73,4 Prozent.<ref name="bt-18-900">{{Literatur | Herausgeber= [[Deutscher Bundestag]] | Titel= Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Cornelia Möhring, Birgit Wöllert, Sabine Zimmermann (Zwickau), weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE. – Drucksache 18/738 – Wirtschaftliche Lage der Hebammen und Entbindungspfleger | TitelErg= | Reihe= | Nummer= 18/900 | Ort=Berlin | Jahr= 2014 | Monat= 3 | Tag= 21 | Seiten= 11 | ISSN= 0722-8333 | Online= [http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/18/009/1800900.pdf PDF-Datei] }}</ref> Tatsächlich kommen jedoch 95 % der in Deutschland geborenen Kinder gesund zur Welt. Die hohe Anzahl von so genannten „Risikoschwangerschaften“ lässt sich unter anderem dadurch erklären, dass viele Paare heutzutage Kinder erst recht spät [[Familienplanung|einplanen]]. Risikoschwangere erhalten als Konsequenz durch die Krankenkassen über die Standardleistungen hinaus weitere ärztliche Leistungen wie häufigere Kontrollen, Überweisungen an entsprechende Spezialisten, den Einsatz weiterer diagnostischer Mittel wie zum Beispiel [[Amniozentese|Fruchtwasseruntersuchung]], Hormonanalysen oder gegebenenfalls die Einweisung in ein Geburtshilfliches Zentrum mit intensivmedizinischer Betreuung.
 
Folgende Faktoren führen unter anderem zur Einstufung einer Risikoschwangerschaft:
 
* Alter unter 18 Jahre oder über 35 Jahre (Erstgebärende) beziehungsweise über 40 Jahre (Spätgebärende)
* [[Mehrlingsschwangerschaft]]en
* Vielgebärende, die schon mehr als vier Kinder geboren haben
* [[Unfruchtbarkeit#Behandlungsmöglichkeiten|Sterilitätsbehandlungen]]
* zwei oder mehr der Schwangerschaft vorausgehende [[Fehlgeburt]]en
* Komplikationen bei früheren Geburten
* [[Rhesus-Inkompatibilität]]
* Lageanomalien des Kindes
* [[Schwangerschaftsdiabetes]] beziehungsweise [[Diabetes mellitus|Zuckerkrankheit]], [[Schwangerschaftshypertonie|Schwangerschaftsbluthochdruck]]
* anhaltender Medikamenten-, Alkohol-, Nikotin- oder anderer Drogenkonsum
* verzögertes Wachstum oder abnorm großes Kind
* Veränderungen des Fruchtwassergehaltes
* akute Allgemeinerkrankungen oder Infektionen
* [[Gebärmutterhalsschwäche]] (Cervixinsuffizienz)
* [[Chronisches Nierenversagen|Niereninsuffizienz]] beziehungsweise fehlende Organe wie eine Niere
* [[Koagulopathie|Gerinnungsstörungen]], wie [[Faktor-V-Leiden]]-Mutation
 
== Komplikationen und Probleme ==
Während einer Schwangerschaft kann es bei der Mutter zu Störungen beziehungsweise Beeinträchtigungen kommen, die nur während der Schwangerschaft auftreten (medizinisch [[Gestose]]n). Für andere Erkrankungen wie zum Beispiel die [[Sinusthrombose]] stellt die Schwangerschaftssituation ein erhöhtes Risiko dar. Manche chronische Erkrankungen machen sich während der Schwangerschaft weniger bemerkbar: so kann die Schubhäufigkeit bei Schwangeren mit [[Multiple Sklerose|Multipler Sklerose]] oder [[Rheumatoide Arthritis|Rheumatoider Arthritis]] während der Schwangerschaft reduziert sein.<ref>Kaaja & Greer: ''Manifestations of chronic disease during pregnancy.'' In: ''JAMA.'' 2005;294, S. 2751–2757. PMID 16333011 (Übersichtsarbeit)</ref>
 
Jedes Jahr sterben weltweit ca. 600.000 Frauen und Mädchen an Komplikationen während der Schwangerschaft oder Geburt, davon 99 % in Entwicklungsländern.<ref>[http://www.unicef.de/2101.html Unicef Müttersterblichkeitsrate]</ref> In Afrika südlich der Sahara stirbt eine von 16 Frauen an den Folgen einer Schwangerschaft oder Geburt, da die Mehrzahl der Geburten auch bei Komplikationen ohne medizinische Betreuung stattfindet.<ref>Deutsche Stiftung Weltbevölkerung: [http://www.dsw-online.de/presse/presseinformationen5.shtml?navid=32 ''Jede Minute stirbt eine Frau an Komplikationen bei der Schwangerschaft oder Geburt.'']</ref> In Industrieländern beträgt das Risiko 1:2800.
 
=== Schwangerschaftsspezifische Erkrankungen ===
{{Hauptartikel|Gestose}}
 
Nach dem Zeitpunkt ihres Auftretens wird die Gestose unterteilt in Früh- (Erstes [[Trimenon]]) und Spätgestose (Drittes Trimenon). Hauptvertreter sind übermäßiges Schwangerschaftserbrechen ([[Hyperemesis gravidarum]]) und schwangerschaftsinduzierter [[Bluthochdruck]] ([[Schwangerschaftshypertonie]]). Bluthochdruck kann ein Zeichen einer beginnenden [[Präeklampsie]] sein, daher wird er in der Schwangerschaftsvorsorge regelmäßig gemessen. Weitere Symptome sind Wassereinlagerungen ([[Ödem]]e) und Eiweißausscheidung im [[Urin]]. Die [[Eklampsie]] ist die schwerste Form einer Gestose, Symptome sind Krämpfe und / oder Bewusstlosigkeit.<ref>Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: [http://www.schwanger-info.de/798.0.html ''EPH-Gestose, Präeklampsie, Schwangerschaftsvergiftung.'']</ref> Die Patientinnen hatten meist zuvor eine [[Präeklampsie]].
 
=== Psychische Erkrankungen in der Schwangerschaft ===
 
Eine groß angelegte englische Studie berichtet über die Häufung von [[Depressionen]] in der Schwangerschaft (siehe auch [[Schwangerschaftsdepression]]en), circa 10 % aller Frauen sind hiervon betroffen. Die Symptome können extrem unterschiedlich sein. Hauptsymptom ist eine herabgesetzte Stimmung, wobei dies nicht Trauer im engeren Sinn sein muss, sondern von den betroffenen Patienten auch oft mit Begriffen wie „innere Leere“, „Verzweiflung“ und „Gleichgültigkeit“ beschrieben wird. Es dominieren negative Zukunftsaussichten und das Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Das Selbstwertgefühl ist niedrig. Die depressive Symptomatik in der Schwangerschaft wird oft von schwangerschaftstypischen „Themen“ beeinflusst. Dies können etwa Befürchtungen in Bezug auf die Mutterrolle oder die Gesundheit des Kindes sein.<ref>Werner Rath, Klaus Friese: ''Erkrankungen in der Schwangerschaft.'' Thieme, 2005, S. 347.</ref> Das erstmalige Auftreten einer psychotischen Störung in der Schwangerschaft ist selten. Häufiger verschlimmern sich bestehende psychotische Erkrankungen. Dies liegt zum einen an der besonderen biologischen und seelischen Situation der Schwangeren, zum anderen kann es durch eine Reduzierung oder ein Absetzen antipsychotischer Medikamente verursacht sein.<ref>Werner Rath, Klaus Friese: ''Erkrankungen in der Schwangerschaft.'' Thieme, 2005, S. 351.</ref> [[Zwangserkrankung|Zwangsstörungen]] können sich in der Schwangerschaft verschlimmern. Bei der [[Panikstörung]] ist dies ebenfalls der Fall. Bei einigen Patientinnen, die vorher nur leichte Symptome hatten, kann es während der Zeit der Schwangerschaft zu einer massiven Häufung von Panikattacken kommen.<ref>Anke Rohde, Almut Dorn: ''Gynäkologische Psychosomatik und Gynäkopsychiatrie – Das Lehrbuch.'' Schattauer, 2007, S. 151–152.</ref>
 
Bumpaholic ist die Sucht nach Schwangerschaft.
 
=== Suchtmittel und Medikamente ===
[[Datei:Photo of baby with FAS-2.jpg|mini|Baby mit typischen Gesichtsmerkmalen des [[Fetales Alkoholsyndrom|Fetalen Alkoholsyndroms]] (kleine Augen, glattes [[Philtrum]], schmale Oberlippe), ausgelöst durch Alkoholkonsum in der Schwangerschaft]]
 
;Psychotrope Substanzen
[[Alkoholkonsum]] und [[Tabakrauchen|Rauchen]] sind schädlich für das ungeborene Kind.<ref>Berufsverband der Frauenärzte: [http://www.bvf.de/fach_info.php?r=2&m=0&s=0&artid=256 ''Im Mutterleib der Droge Alkohol schutzlos ausgeliefert.''] 13. Februar 2006.</ref><ref>[http://www.drogenbeauftragte.de/fileadmin/dateien-dba/Presse/Downloads/12-05-22_DrogensuchtBericht_2012.pdf Drogen- und Suchtbericht 2012] (pdf, 120 Seiten; 2,5&nbsp;MB)</ref>
 
Eine englische Studie (2012), die etwa 4.000 Schwangere untersuchte, kam zu dem Ergebnis, das sich auch kleine Mengen Alkohol auf die Intelligenz des Kindes negativ auswirken.<ref>Sarah J. Lewi et al.: [http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0049407 ''Fetal Alcohol Exposure and IQ at Age 8: Evidence from a Population-Based Birth-Cohort Study.''] PLoS ONE, 2012; 7 (11): e49407 {{DOI|10.1371/journal.pone.0049407}}; Siehe auch www.netdoktor.de: [http://www.netdoktor.de/News/Schwangerschaft-Schon-wenig-1137402.html Schwangerschaft: Schon wenig Alkohol schadet Fötus] vom 15. November 2012.</ref>
 
Rauchende Schwangere haben ein vermehrtes Risiko einer [[Fehlgeburt]], eine Verdopplung der Häufigkeit einer [[Frühgeburt]] und weisen ein dreifach erhöhtes Risiko einer Totgeburt bzw. der [[Perinatale Mortalität|perinatalen Mortalität]] auf<ref>[[Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung]]: ''[http://www.bzga.de/pdf.php?id=d7ecbb58b599b7b509b492f9178dc603 Rauchfrei in der Schwangerschaft (PDF; 526&nbsp;kB).]'' Leitfaden für die Beratung Schwangerer zum Rauchverzicht, 18. September 2013, S.&nbsp;25 und S.&nbsp;51.</ref><ref>Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: [http://www.familienplanung.de/schwangerschaft/gesundheit-und-ernaehrung/rauchen/ ''Rauchen – die unterschätzte Gefahr für das Kind''.]</ref>. Das Risiko, dass das Kind eine [[Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung]] (ADHS) aufweist, liegt bei Müttern, die während der Schwangerschaft rauchen, bei 16,5 %, sonst bei 4,6 %&nbsp;– es ist also 3,6-mal höher als bei Nichtrauchenden.<ref>[http://www.bw-suchtweb.de/ bw-suchtweb.de ''Zentralinstitut für Seelische Gesundheit.'']</ref> Rauchen während der Schwangerschaft erhöht ferner das Risiko für ein späteres kindliches [[Asthma]] und bewirkt ein deutlich niedrigeres Geburtsgewicht.<ref>CARTER, N Z Med J. 2006 Jul 21;119(1238):U2081<!--???--></ref><ref>E. Lannerö, M. Wickman, G. Pershagen, L. Nordvall: ''Maternal smoking during pregnancy increases the risk of recurrent wheezing during the first years of life (BAMSE).'' In: ''Respiratory research.'' Band 7, 2006, S.&nbsp;3, {{ISSN|1465-993X}}. {{DOI|10.1186/1465-9921-7-3}}. PMID 16396689. {{PMC|1360665}}.</ref><ref>J. J. Jaakkola, M. Gissler: ''Maternal smoking in pregnancy, fetal development, and childhood asthma.'' In: ''American journal of public health.'' Band 94, Nummer 1, Januar 2004, S.&nbsp;136–140, {{ISSN|0090-0036}}. PMID 14713711. {{PMC|1449839}}. </ref>
Selbst geringer Alkoholkonsum während der Schwangerschaft kann zum [[Fötales Alkoholsyndrom|fetalen Alkoholsyndrom]] führen.<ref>Christine Werner: [http://www.swr.de/swr2/wissen/vergiftet-im-mutterleib/-/id=661224/did=12777184/nid=661224/u2mw8a/index.html ''Vergiftet im Mutterleib – Wie Suchtstoffe das ungeborene Kind schädigen''], in [[SWR2]] „Wissen“ vom 29. Januar 2014</ref>
 
Der Konsum von [[Kokain]] kann zu Fehlbildungen beim Kind und durch die gefäßverengende Wirkung zu Durchblutungsstörungen in unterschiedlichen Organen und zu Schwangerschaftskomplikationen führen, zum Beispiel zu vorzeitiger Plazentaablösung und Frühgeburt.<ref name="Schwanger und Drogen">[http://www.graz.at/cms/dokumente/10047269_313658/87ef6c72/Schwanger_u_Drogen.pdf ''Schwanger und Drogen, Substitution und Schwangerschaft. Ein Leitfaden für abhängige Frauen.''] (PDF; 249&nbsp;kB) Zugriff am 24. Juli 2010</ref>
 
Plant eine [[Abhängigkeitssyndrom durch psychotrope Substanzen | drogenabhängige]] Frau schwanger zu werden, ist die Beendigung des Drogenkonsums vor dem Antritt der Schwangerschaft angezeigt, da die Wirkung der Drogen die Gesundheit des Fötus beeinträchtigt.<ref>[http://www.drogen-info-berlin.de/htm/drogen-schwangerschaft.html Drogen-Informationsportal Berlin]. Abgerufen am 30. April 2014</ref>
Wird eine [[Heroin]]- (oder [[Multipler_Substanzgebrauch|polytoxikoman]]-) abhängige Frau schwanger, ist die Aufnahme in ein [[Substitutionstherapie Opioidabhängiger|Substitutionsprogramm]] angezeigt, da die regelhaft vorkommenden Schwankungen zwischen Sättigung/Überdosierung und [[Entzugssyndrom|Entzug]] eine Gefahr für die Schwangerschaft an sich und das ungeborene Kind im Besonderen darstellen.<ref name="Schwanger und Drogen" />
Der Nutzen einer Substitutionstherapie für Mutter und Kind übersteigt die Gefahren eines (möglichen) [[Neonatales Abstinenzsyndrom|Entzugssyndroms des Neugeborenen]], wenn die Mutter keinen [[Substitutionstherapie Opioidabhängiger#Beikonsum|Beikonsum]] betreibt. In einer Studie der TU Dresden wurde nachgewiesen, dass ca. 58,9 % der Personen, die an einem Substitutionsprogramm teilnehmen, Beikonsum betreiben.<ref>[http://drogenbeauftragte.de/fileadmin/dateien-dba/DrogenundSucht/Illegale_Drogen/Heroin_andere/Downloads/Abschlussbericht_PREMOS.pdf Abschlussbericht an das Bundesministerium für Gesundheit]. Studie: „Predictors, Moderators and Outcome of Substitution Treatments – Effekte der langfristigen Substitution Opioidabhängiger: Prädiktoren, Moderatoren und Outcome“ des Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie & Center of Clinical Epidemiology and Longitudinal Studies Technische Universität Dresden. Autoren: [[Hans-Ulrich Wittchen]], [[Gerhard Bühringer]], Jürgen Rehm. Abgerufen am 11. Mai 2014</ref>
Die [[Substitutionstherapie Opioidabhängiger|Substitution]] der Mutter hat Auswirkungen auf die Gesundheit und die Entwicklung des Fötus. Es gibt zahlreiche [[Kontraindikation|Gegenanzeigen]] der bei Schwangerschaft im [[Substitutionstherapie Opioidabhängiger|Substitutionsprogramm]] verabreichten Medikamente. Diese sind in den jeweiligen Fach- und Gebrauchsinformationen und [[Packungsbeilage|Beipackzetteln]] der Hersteller beschrieben und durch die Zulassung der Arzneimittel durch das [[Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte|BfArM]] beschrieben, wie zum Beispiel:
* [[Methadon]]
[[Methadon | Methaddict]]:
Es wurden [[Neurologie|neurologische]] [[Befund (Medizin)|Befunde]] mit [[Schwerhörigkeit|Hörstörungen]], geistigen und motorischen [[Entwicklungsretardierung|Entwicklungsverzögerungen]], [[Anomalie (Medizin)|Augenanomalien]] und eine erhöhte [[Inzidenz (Medizin)|Inzidenz]] von [[Akute Mittelohrentzündung|Otitis media]] beobachtet. Es wird empfohlen die Substitution mit [[Methadon]] vor der [[Geburt]] [[Ausschleichung | ausschleichend]] zu beenden. Wenn das [[Ausschleichung|Ausschleichen]] nicht möglich ist, muss der [[Entzugssyndrom|Entzug]] des [[Neugeborenes | Neugeborenen]] auf einer Kinder[[Intensivstation|intensivstation]] durchgeführt werden. <ref>[[Packungsbeilage|Beipackzettel]] Methadicct 5 mg Tabletten von [[Hexal AG | Hexal]]. Bearbeitungsstand 4. September 2013.</ref>
 
[[Methadon | L-Polamidon]]:
Ein Zusammenhang zwischen dem Konsum von L-Polamidon und dem [[Plötzlicher Kindstod|plötzlichen Kindstod]] wird angenommen. Es wurden [[Neurologie|neurologische]] [[Befund (Medizin)|Befunde]] mit [[Schwerhörigkeit|Hörstörungen]], geistige und motorische [[Entwicklungsretardierung|Entwicklungsverzögerungen]] und [[Anomalie (Medizin)|Augenanomalien]] und eine erhöhte [[Inzidenz (Medizin)|Inzidenz]] von [[Akute Mittelohrentzündung|Otitis media]] beobachtet.<ref>[[Packungsbeilage|Beipackzettel]] L-Polamidon Lösung z. Substitution. Bearbeitungsstand 1. Juni 2010.</ref>
 
* [[Buprenorphin]]
[[Buprenorphin|Subutex]]:
Es wurden [[Hypoventilation|Atemdepressionen]] bei [[Neugeborenes|Neugeborenen]] beobachtet, wenn gegen Ende der Schwangerschaft hohe [[Dosis|Dosen]] [[Buprenorphin|Subutex]] (auch nach kurzer Dauer der Substitution) konsumiert wurden. Die [[Teratogen|Reproduktionstoxizität]] für Tiere wurde durch [[Tierversuch|experimentelle Studien]] nachgewiesen. Bisher ist das potentielle Risiko in Bezug auf die [[Teratogen|Reproduktionstoxizität]] für die Schwangere und den [[Fötus]] unbekannt.<ref>[[Packungsbeilage|Beipackzettel]] Subutex 2 mg Sublingualtabletten. Bearbeitungsstand 18. August 2010.</ref>
Langzeitanwendung während der drei Monate vor der Geburt kann zum [[Neonatales Abstinenzsyndrom|neonatalem Abstinenzsyndrom]] führen. Beobachtet wurden zum Beispiel [[Hypertonie]], [[Neugeborenes|neonataler]] [[Tremor]], neonatale [[Agitation (Medizin)|Agitation]], [[Myoklonie|Myoklonus]] oder [[Krampf|Krämpfe]].<ref>[http://www.pharmazie.com/graphic/A/91/1-23091.pdf Arzneimittelinformationen für Fachkreise]. Webseite der DACON GmbH. Abgerufen am 30. April 2014.</ref>
 
Ein hohes Risiko für die Gesundheit des Fötus stellt der [[Substitutionstherapie Opioidabhängiger#Beikonsum|Beikonsum]], der zusätzlich zu der Teilnahme an einem [[Substitutionsprogramm]] ausgeführt werden kann, dar.
Das [[Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte]] (BfArM) warnt „Ein missbräuchlicher nicht bestimmungsgemäßer Beikonsum von Drogen/Suchtstoffen/Arzneimitteln muss insbesondere in der Schwangerschaft und Stillzeit strikt vermieden werden.“<ref>[http://fdr-online.info/media/pdf-Dateien/Tagungsbeitraege/03Stachowske.pdf Drogen, Schwangerschaft und Kind], Website des Fachverband Drogen- und Suchthilfe e.V. Wissenschaftlicher Vortrag von [[Ruthard Stachowske]]. Seite 7. Abgerufen am 29. April 2014.</ref>
Der [[Substitutionstherapie Opioidabhängiger#Beikonsum|Beikonsum]] der Schwangeren während der Teilnahme an einem [[Substitutionsprogramm]] führt laut einer Studie von [[Ruthard Stachowske]], die zwischen Oktober 1996 und Dezember 2006 in der Fachklinik und Jugendhilfeeinrichtung „Therapeutische Gemeinschaft Wilschenbruch“ in Lüneburg mit 100 untersuchten Schwangerschaften (von denen 24 Schwangerschaften unter Substitution mit Beikonsum stattfanden) durchgeführt wurde, zu folgenden Krankheiten: 22 von den geborenen Kindern litten unter [[Neonatales Abstinenzsyndrom|neonatalem Abstinenzsyndrom]] bis zu 3 Monate nach dem [[Opioidentzug | Entzug]]; hatten [[Liste der psychischen und Verhaltensstörungen nach ICD-10#F90-F98 Verhaltens- und emotionale St.C3.B6rungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend|Verhaltens- und emotionale Störungen]]. 21,7 % der befragten Mütter hatten eine [[Frühgeburt]]. Von 24 Müttern machten 21 Mütter falsche Angaben bei Ihrem [[Substitutionstherapie Opioidabhängiger | Substitutions]]arzt, wie zum Beispiel gefälschte [[Drogentest | Drogentests]]. Weitere Krankheiten und Auffälligkeiten werden in der wissenschaftlichen Veröffentlichung der Forschungsarbeit beschrieben. <ref>[http://fdr-online.info/media/pdf-Dateien/Tagungsbeitraege/03Stachowske.pdf Drogen, Schwangerschaft und Kind], Website des Fachverband Drogen- und Suchthilfe e.V., [[Ruthard Stachowske]]. Abgerufen am 29. April 2014.</ref>
 
Eine [[Naltrexon]]-Belastung (die Verabreichung eines [[Opioid]]-[[Antagonist (Pharmakologie)|Gegenspielers]]) soll in der Schwangerschaft nicht durchgeführt werden, da es dadurch zu Fehlgeburten und vorzeitigem Wehenbeginn kommen kann. Die vor- und nachgeburtliche Betreuung sollen der betreuende Gynäkologe und ein in Abhängigkeitsfragen geschulter Spezialist in Zusammenarbeit durchführen.<ref>Richard P. Mattick et al.: ''Pharmacotherapies for the Treatment of Opioid Dependence: Efficacy, Cost-Effectiveness and Implementation Guidelines.'' Informa healthcare, New York 2009, ISBN 978-1-84184-400-8.</ref>
 
;Medikamente
Fast alle Medikamente, auch nicht [[apothekenpflicht]]ige, können auch auf das werdende Kind besondere Auswirkungen haben. Daher wird die Einnahme in der Regel mit dem behandelnden Arzt abgesprochen. Umfassende Übersichten zur Arzneimittelanwendung während Schwangerschaft und [[Stillzeit]] liegen vor; das deutsche [[Bundesministerium für Gesundheit (Deutschland)|Bundesministerium für Gesundheit]] bietet seit 2008 die Datenbank www.arzneimittel-in-der-schwangerschaft.de.<ref>[http://www.embryotox.de/ www.arzneimittel-in-der-schwangerschaft.de]</ref><ref>Jürgen Kleinebrecht (Begr.), Klaus Friese: ''Arzneimittel in der Schwangerschaft und Stillzeit: ein Leitfaden für Ärzte und Apotheker; mit 37 Tabellen.'' 7. überarb. Aufl. Wiss. Verl.-Ges., Stuttgart 2009, ISBN 978-3-8047-2524-9.; Christof Schaefer et al (Hrsg.): ''Arzneimittel in Schwangerschaft und Stillzeit: mit Zugang zum Elsevier-Portal''. 2011, 978-3437212031</ref>
Einige Medikamente haben ''[[teratogen]]e'' Wirkung (beispielsweise [[Thalidomid]] (''Contergan<sup>®</sup>'')), das heißt, ihre Einnahme kann zu [[Fehlbildung]]en führen.
Arzneimittel (auch rezeptfreie und pflanzliche) sollen während der Schwangerschaft nur nach Rücksprache mit einem Arzt oder Apotheker eingenommen werden.
 
=== Infektionen während der Schwangerschaft ===
Infektionen können zu Fehlgeburten führen und auf das ungeborene bzw. während der Geburt auf das neugeborene Kind übertragen werden und schwere Erkrankungen, bleibende Schäden und den Tod zur Folge haben. Da es bisher für wenige Infektionskrankheiten [[Impfung]]en gibt, sollte der Impfschutz der zukünftigen Mutter schon bei Kinderwunsch während der [[Familienplanung]] überprüft und ggf. ergänzt werden. Zum Beispiel können die in der Folge genannten [[Krankheitserreger|Erreger]] in der Schwangerschaft gefährlich werden.
 
'''Bakterien:'''
* [[Chlamydien]] ([[Chlamydia trachomatis]]): [[Chlamydien-Konjunktivitis]] und [[Pneumonie]] des Neugeborenen
* Gonokokken ([[Neisseria gonorrhoeae]]): [[Gonoblennorrhoe]]
* [[Listeriose]] ([[Listeria monocytogenes]]): Granulomatosis infantiseptica
* [[Streptokokken]] der Gruppe B ([[Streptococcus agalactiae]]): [[Sepsis]] ([[early-onset]]) und [[Meningitis]] ([[late-onset]]) bei Neugeborenen
* [[Syphilis]] ([[Treponema pallidum]]): Lues connata
 
'''Protozoen:'''
* [[Malaria]] (Plasmodium falciparum)
* [[Toxoplasmose]] ([[Toxoplasma gondii]])<ref>[http://www.boehi.ch/docs/Toxoplasmose.pdf Peter Böhi: ''Infektionskrankheiten während der Schwangerschaft.''] (PDF; 235&nbsp;kB)</ref><ref>Deutsche Gesellschaft für Ernährung: [http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=17 ''Infektionen mit Toxoplasmen können Ungeborenem schaden.''] 19. Mai 1998.</ref>
 
'''Viren:'''
* [[Hepatitis B]] (Hepatitis-B-Virus, HBV)
* [[Hepatitis E]] (Hepatitis-E-Virus, HEV)
* [[Herpes simplex]] ([[Herpes-simplex-Virus]], HSV): [[Herpes neonatorum]]
* [[Humanes Immundefizienz-Virus]] (HIV): Das HI-Virus wird nicht zwangsläufig von einer infizierten Schwangeren auf das ungeborene Kind übertragen. Die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung während der Geburt ist jedoch hoch, wenn keine geeigneten medizinischen Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Das Risiko einer Infektion eines Kindes durch eine HIV-infizierte Mutter während der Schwangerschaft oder während der Geburt wird ohne Behandlung auf etwa 15 bis 30 % geschätzt. Bei bekannter HIV-Infektion der Mutter kann das Risiko einer Übertragung auf das Kind durch die Gabe antiretroviraler Medikamente und die Geburt durch Kaiserschnitt auf weniger als 5 % vermindert werden.<ref>Wunder, Evison: ''Antiretrovirale Therapie und Schwangerschaft.'' In: ''Ther Umsch.'' 2005;62(1), S. 37–42. PMID 15702705 (deutschsprachige Übersichtsarbeit)</ref><ref>Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: [http://www.schwanger-info.de/795.0.html ''HIV in der Schwangerschaft.'']</ref> Die notwendigen Maßnahmen zur Vorbeugung gegen die Mutter-Kind-Übertragung von HIV können nur dann erfolgreich eingesetzt werden, wenn die HIV-Infektion der Mutter bekannt ist. Daher empfiehlt die [[AWMF]] jeder Schwangeren ein [[HIV-Antikörpertest]] anzubieten. Dessen Durchführung ist an die ausdrückliche Zustimmung der werdenden Mutter gebunden.<ref>Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften: [http://www.uni-duesseldorf.de/awmf/ll/055-002.htm ''Deutsch-Österreichische Empfehlungen zur HIV-Therapie in der Schwangerschaft und bei HIV-exponierten Neugeborenen.'']</ref>
 
* [[Influenza]]
* [[Lymphozytäre Choriomeningitis|Lymphozytäres Choriomeningitis-Virus]] (LCMV)
* [[Masern]] ([[Masernvirus]])
* [[Mumps]] ([[Rubulavirus]]): [[Fehlgeburt]] im 1. [[Trimenon]]
* [[Ringelröteln]] ([[Parvovirus B19]]): fetale [[Anämie]], [[Hydrops fetalis]]
* [[Röteln]] ([[Rubellavirus]]): [[Rötelnembryofetopathie]]
* [[Windpocken]] ([[Varizella-Zoster-Virus]], VZV): [[Varizellenembryofetopathie]], [[perinatal]]: [[Neonatale Varizellen]]
* [[Zytomegalie]] ([[Zytomegalievirus]], CMV)
 
=== Impfungen ===
Fällige [[Impfung]]en mit ''[[Totimpfstoff]]en'' können den werdenden Müttern nach aktuellen Empfehlungen des in Deutschland dafür zuständigen [[Robert-Koch-Institut]]s ''im zweiten und dritten Drittel'' der Schwangerschaft bedenkenlos verabreicht werden; ''im ersten Drittel'' sollten dagegen nur dringend durchzuführende Totstoff-Impfungen vorgenommen werden. ''Vor'' einer Schwangerschaft erfolgte Totstoff-Impfungen sind kein Grund zum Aufschub einer Schwangerschaft. [[Kontraindikation|Kontraindiziert]] sind Impfungen mit [[Lebendimpfstoff]]en (wie gegen [[Masern]], [[Mumps]] und [[Röteln]]) ab drei Monaten vor einer und während der gesamten Schwangerschaft. In der anschließenden [[Stillzeit]] sind Impfungen generell ohne Beschränkungen möglich.<ref>Robert-Koch-Institut: [http://www.rki.de/cln_151/nn_1493594/SharedDocs/FAQ/Impfen/AllgFr__AllgemeineFragen/FAQ08.html?__nnn=true ''Kann in der Schwangerschaft geimpft werden? Sind Impfungen in der Stillzeit möglich?''] Stand: 21.&nbsp;September 2005.</ref>
 
=== Allogene immunologische Komplikationen ===
Hat die Schwangere bestimmte Merkmale auf ihren Blutzellen nicht, die aber vom Vater auf das Kind im Mutterleib vererbt wurden, kann die Mutter diese Merkmale als fremd erkennen. Dann bildet die Mutter Antikörper gegen diese. Die Antikörper können in das Kind eindringen und dort die Merkmal-tragenden Blutzellen zerstören. Man spricht bei den Erythrozyten (roten Blutkörperchen) von [[Rhesus-Inkompatibilität]], bei den [[Thrombozyt]]en (Blutplättchen) von fetaler oder (nach der Geburt) neonataler [[Alloimmun-Thrombozytopenie]] und bei den neutrophilen Granulozyten (weiße Blutkörperchen) von fetaler bzw. neonataler Alloimmun-Neutropenie (FAIN bzw. NAIN).
 
=== Fehlgeburten ===
{{Hauptartikel|Fehlgeburt}}
 
In den ersten drei Monaten der Schwangerschaft ist das Risiko, eine Fehlgeburt zu erleiden, relativ groß. Schätzungsweise ein Viertel aller Schwangerschaften enden in den ersten zwölf Wochen ([[Frühabort]]). Es wird davon ausgegangen, dass bis zu 50 % der sich in der Gebärmutter einnistenden Eizellen als Frühabort enden. Diese Fehlgeburt wird als verspätete Monatsblutung angesehen und bleibt meist unbemerkt.<ref>Thomas W. Sadler: ''Medizinische Embryologie. Die normale menschliche Entwicklung und ihre Fehlbildungen.'' 10. Auflage. Thieme, 2003, S. 39.</ref> Eine bewusst wahrgenommene Fehlgeburt kann ein stark traumatisches Erlebnis für eine Frau sein. Um eventuellen Enttäuschungen und dem sozialen Druck zu begegnen, ist es verbreitet, bis zum Ende der zwölften Schwangerschaftswoche mit der offiziellen Verkündung der Schwangerschaft zu warten.
 
=== Schwangerschaftsabbruch aus medizinischen Gründen ===
{{Hauptartikel|Schwangerschaftsabbruch}}
 
Im Gegensatz zu Früh- und Fehlgeburten wird bei einer Abtreibung die Schwangerschaft willentlich abgebrochen. Als medizinischer Grund wird eine gesundheitliche Gefährdung der Schwangeren oder eine ihr psychisch nicht zumutbare schwere Behinderung des Fötus angesehen. Abtreibungen aus medizinischen Gründen sind allerdings recht selten. In Deutschland wurden im Jahr 2007 insgesamt 116.871 Schwangerschaften abgebrochen, d.&nbsp;h. 17 pro 100 Geburten.<ref>Statistisches Bundesamt: [http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Content/Statistiken/Gesundheit/Schwangerschaftsabbrueche/Tabellen/Content75/LandWohnsitz,templateId=renderPrint.psml ''Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland, Quote je 1.000 Geburten.'']</ref> Von diesen Abbrüchen waren nur 3072 (2,6 %) medizinisch indiziert,<ref name="StB">Statistisches Bundesamt: [http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Content/Statistiken/Gesundheit/Schwangerschaftsabbrueche/Tabellen/Content75/RechtlicheBegruendung,templateId=renderPrint.psml ''Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland 2001–2007.'']</ref> wobei in der Mehrzahl der Fälle die psychische Belastung durch die Geburt eines schwer behinderten Kindes die begründende Gefährdung der Gesundheit der Frau darstellte.
 
=== Sonstige Beeinträchtigungen ===
Vor, während oder nach einer Schwangerschaft kann es zu weiteren Beeinträchtigungen kommen. Siehe hierzu:
 
* [[Unfruchtbarkeit]]
* Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter ([[Extrauteringravidität]]), z.&nbsp;B. [[Eileiterschwangerschaft]]
* [[Dehnungsstreifen]] im Gewebe
* [[Dammriss]] bei der [[Geburt]]
* [[Postpartale Stimmungskrisen]]
* [[Postnatale Depression]]
* [[Pyogenes Granulom|Schwangerschaftstumor]] (''Granuloma gravidarum'')
* [[Pruritische urticarielle Papeln und Plaques der Schwangerschaft]] (schwangerschaftsbedingte Hauterkrankung)
 
Etwa 35 bis 50 % aller Schwangeren bekommen während ihrer Schwangerschaft eine [[Gingivitis]].<ref>R. P. Levin: ''Pregnancy gingivitis.'' In: ''J Md State Dent Assoc'' 30, 1987, S.&nbsp;27. PMID 3473151.</ref><ref name="Grosskopf2005">M. Grosskopf: [http://d-nb.info/977854604/34 ''Der „Schwangerschaftstumor“ der Gingiva.''] Dissertation. Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main 2005, S.&nbsp;24.</ref>
 
=== Sodbrennen in der Schwangerschaft ===
Neben den bekannten Erscheinungen während einer Schwangerschaft wie Übelkeit und Rückenschmerzen kann [[Sodbrennen]] zu einem Problem werden. Eine Studie hat ergeben, dass mehr als 70 Prozent der Frauen während der Schwangerschaft unter anhaltendem Sodbrennen leiden, diese Beschwerden also mit zu den häufigsten während der Schwangerschaft zählen. Bei vielen Frauen tritt das Sodbrennen erst im letzten Drittel der Schwangerschaft auf und verschwindet nach der Geburt wieder. Für das Sodbrennen während der Schwangerschaft sind zwei Faktoren verantwortlich. Während der Schwangerschaft erzeugt der Mutterkuchen das Hormon [[Progesteron]], es dient zur Entspannung des Uterusmuskels. Gleichzeitig wird der Schließmuskel, der zwischen der Speiseröhre und dem Magen liegt, mitentspannt. Die [[Magensaft|Magensäure]] kann somit in die Speiseröhre aufsteigen. Die Speiseröhre wird durch die Magensäure gereizt und es entsteht Sodbrennen. Außerdem wird durch das Hormon Progesteron die Verdauung der Frau verlangsamt, und das Kind ist am Ende der Schwangerschaft so weit herangewachsen, dass es den größten Teil des Bauchraums in Anspruch nimmt; dadurch wird der Magen nach oben gedrückt, gleichzeitig wird auch die Magensäure mit nach oben befördert. Das Aufsteigen der Magensäure wird durch diese Position des Magens begünstigt. Gerade im letzten Teil der Schwangerschaft müssen Frauen sich immer wieder hinlegen, dadurch wird der Rückfluss der Magensäure ebenfalls erleichtert. Die typischen Symptome, für Sodbrennen sind ein brennender Magen, eine brennende Speiseröhre und saures Aufstoßen. Bei anhaltendem Sodbrennen kann es dazu kommen, dass ein Übelkeitsgefühl auftritt. Laut Wissenschaftlern und Ärzten ist das Sodbrennen für Mutter und Kind nicht schädlich. Frauen, die unter schwangerschaftsbedingtem Sodbrennen leiden, sollten die klassischen Auslöser meiden. Wissenschaftler haben festgestellt, dass in 60 Prozent der Fälle die Ernährung während der Schwangerschaft das Sodbrennen auslöst. Schwangere sollten fettiges und reichliches Essen meiden, auch zu scharfes Essen ist ein guter Nährboden für Sodbrennen. Außerdem sollte man Stress verhindern. Um Sodbrennen in der Schwangerschaft zu verhindern, sollte die Schwangere enge Kleidung vermeiden. Sollte das Sodbrennen für die Schwangere zu unangenehm werden, raten Ärzte dazu einen Termin beim Frauenarzt wahrzunehmen, um über eine eventuelle medikamentöse Behandlung zu sprechen. Man kann Sodbrennen aber auch mit Hausmitteln, wie Milch, Wasser oder Bananen entgegenwirken.<ref>[http://www.sodbrennen-schwangerschaft.info ''Sodbrennen, Schwangerschaft''], Sodbrennen-Schwangerschaft.info</ref>
 
== Ernährung ==
Gesunde und ausgewogene [[Ernährung des Menschen|Ernährung]] ist wichtig für die Entwicklung des ungeborenen Kindes. Da viele Frauen während der Schwangerschaft zu [[Obstipation]] neigen, ist noch mehr als sonst auf eine ballaststoffreiche Mischkost zu achten. Diese sollte außerdem hochwertige [[Proteine]] enthalten (etwa 15 %), ausreichend [[Kohlenhydrate]] (55 %, möglichst keine schnell resorbierbaren, wegen herabgesetzter Glukosetoleranz) und [[Fette]] mit überwiegend ungesättigten Fettsäuren (30 %). Der durchschnittliche Energiebedarf einer Schwangeren beträgt ungefähr 2000 bis 2200 kcal/d, nach dem vierten Monat liegt er bei 2200 bis 2500 kcal/d.
 
Übergewicht der Mutter führt häufig zu gesundheitlichen Problemen, Geburtsstörungen und Entwicklungsstörungen des Kindes (→ [[Perinatale Übergewichtsprävention]]). Die Ernährung spielt nicht nur während der Schwangerschaft, sondern bereits vor der [[Befruchtung]] eine wichtige Rolle. So haben schlanke Frauen die vor und während der Schwangerschaft mindestens dreimal täglich [[Obst]] verzehren weniger Probleme in der Schwangerschaft als andere.<ref name="DOI10.1136/bmj.f6398">L. C. Chappell, P. T. Seed, J. .. Myers, R. S. Taylor, L. C. Kenny, G. A. Dekker, J. J. Walker, L. M. E. McCowan, R. A. North, L. .. Poston: ''Exploration and confirmation of factors associated with uncomplicated pregnancy in nulliparous women: prospective cohort study.'' In: ''BMJ.'' 347, 2013, S.&nbsp;f6398–f6398, {{DOI|10.1136/bmj.f6398}}.</ref>
 
Während der Schwangerschaft sollten Frauen auf Rohmilchprodukte, auch auf Weichkäse aus [[Rohmilch]] wegen der Infektionsgefahr, vor allem durch [[Listerien]], weitestgehend verzichten.
 
[[Vegetarier]]innen und [[Veganer]]innen sollten besonders auf eine ausreichende [[Vitamin B12|Vitamin-B12]]-Zufuhr achten und dies eventuell ärztlich kontrollieren lassen.<ref>Vegetarier-Bund Deutschlands e.&nbsp;V.: [http://vegetarierbund.de/vegetarierbund/falter/falter__schwangerschaft.html ''Vegetarische Ernährung in der Schwangerschaft und Stillzeit.'']</ref>
 
Darüber hinaus gibt es die folgenden speziellen Bedürfnisse während der Schwangerschaft:
 
=== Folsäure ===
[[Folsäure]] (auch Vitamin B9 genannt) wird besonders zu Beginn der Schwangerschaft benötigt, um einem [[Neuralrohrdefekt]] vorzubeugen. Das Risiko einer schweren Missbildung kann minimiert werden durch Einnahme von Folsäure als [[Nahrungsergänzungsmittel]].<ref>Deutsche Gesellschaft für Ernährung: [http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=318 ''Folsäure und Schwangerschaft.'']</ref> Folsäure ist enthalten in [[Vollkorn]]produkten, grünem [[Blattgemüse]], [[Spinat]], [[Brokkoli]], [[Karotte]]n, [[Spargel]], [[Rosenkohl]], [[Tomate]]n, [[Eigelb]], [[Nussfrucht|Nüssen]] und [[Leber]]. Wobei auf Leber während der Schwangerschaft verzichtet werden soll, weil die die hohe Konzentration von Vitamin A toxisch wirken könnte und die Möglichkeit einer Übertragung von in der Leber gespeicherten Schadstoffen besteht. In mehreren Ländern, darunter den [[USA]], wird Folsäure künstlich Mehl und Backwaren zugesetzt. Die Nützlichkeit ist umstritten.
 
=== Calcium, Eisen und Vitamin D ===
[[Calcium]] und [[Eisen]] werden vom schnell wachsenden Fötus in einem besonders hohen Maße benötigt. Calcium ist in besonders hohen Konzentrationen in [[Hartkäse]] und anderen [[Milch]]produkten enthalten; Eisen ist besonders reichhaltig in [[Fleisch]], [[Hülsenfrucht|Hülsenfrüchten]] und [[Vollkorn]]brot enthalten. [[Leber (Lebensmittel)|Leber]] enthält zwar viel Eisen, jedoch ist der [[Vitamin A|Vitamin-A]]-Gehalt so hoch, dass er das Kind schädigen kann.<ref>[http://www.was-wir-essen.de/forum/index.php/forum/showExpMessage/id/21187/page1/99/searchstring/+/forumId/16 ''Schädlichkeit von Leber unmittelbar vor/während Schwangerschaft.''] Auf: ''was-wir-essen.de''</ref> Bei drohendem [[Eisenmangel]] ([[Anämie]]) können auch Eisenpräparate eingenommen werden. Da [[Calcium]] nur bei Vorhandensein von [[Vitamin D]] aufgenommen wird, und dieses durch Sonnenlicht gebildet wird, sollte auf einen ausreichenden Aufenthalt im Freien geachtet werden. Auch fettes Fischfleisch (beispielsweise [[Lachse|Lachs]]) ist eine Quelle von Vitamin D. Die [[Supplementation]] von Vitamin D in der Schwangerschaft kann unzureichend sein. Defizite fanden Lisa Bodnar und Kollegen in einer Studie bei 80 % der [[Afroamerikaner]]innen und knapp der Hälfte der weißen US-amerikanischen Frauen und dies obwohl neun von zehn der insgesamt 400 Schwangeren eine Vitamin-Supplementation betrieben.<ref>Lisa M. Bodnar et al: In: ''Journal of Nutrition.'' 137 (2007), S. 447–452.<!--Artikelname fehlt--></ref>
 
=== Fluor ===
[[Fluorid]] wird nicht nur als wichtig für die Härtung des Zahnschmelzes, sondern auch für das Knochenwachstum angesehen. Lebensmittel mit reichlichem Fluoridgehalt sind Seefische, [[schwarzer Tee]] und viele Mineralwässer (solche mit einem Fluoridgehalt von mehr als 1,5&nbsp;mg je Liter müssen mit dem Warnhinweis „fluoridhaltig“ versehen werden).
In vielen Regionen kann die als „täglicher Bedarf“ bezeichnete Menge von ca. 1 Milligramm Fluor (als Fluorid) nicht durch die Ernährung gedeckt werden. Im Handel ist deshalb fluoridiertes [[Speisesalz]] und fluoridierte [[Zahnpasta]] erhältlich. In manchen Ländern wird dem Trinkwasser Fluorid beigefügt, was zu besseren Zähnen führen soll.
 
=== Omega-3-Fettsäuren ===
[[Omega-3-Fettsäuren]] können vom Körper nicht selbst gebildet werden. Aus der Omega-3-Fettsäure Eicosapentaensäure werden hormonähnliche Substanzen gebildet, die Einfluss auf die Dauer der Schwangerschaft haben, während eine andere Omega-3-Fettsäure, Docosahexaensäure, für Aufbau und Funktion von Hirn und Auge (z.&nbsp;B. Bildung von [[Neuronal]]-Membranen) wichtig ist. Besonders [[Speisefisch|Seefische]] wie [[Lachse|Lachs]], [[Sardelle]], [[Sardine]], [[Makrele]] oder [[Thunfisch]] liefern die beiden langkettigen Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaen- und Docosahexaensäure. Langlebige Raubfische wie Thun- oder Schwertfisch weisen jedoch häufig einen relativ hohen [[Quecksilber]]anteil auf, so dass sie für Schwangere wenig geeignet sind.<ref>Martin Kotynek: [http://www.sueddeutsche.de/leben/warnung-vor-quecksilber-im-speisefisch-die-schleichende-vergiftung-1.926991 ''Warnung vor Quecksilber im Speisefisch.''] In: ''Süddeutsche Zeitung.'' 8. März 2007.</ref> Roher Fisch sollte vermieden werden.<ref>Deutsche Gesellschaft für Ernährung: [http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=325 ''Roher Fisch und Schwangerschaft.''] 1. Juli 2002.</ref> In [[Leinöl|Lein]]-, [[Hanföl|Hanf]]-, [[Walnussöl|Walnuss]]- und [[Rapsöl]] ist die pflanzliche Omega-3-Fettsäure alpha-Linolensäure enthalten, die bei unseren Ernährungsgewohnheiten nur unzureichend zu Eicosapentaen- und zu Docosahexaensäure verwandelt wird.<ref>M. Plourde, SC. Cunnane: ''Extremely limited synthesis of long chain polyunsaturates in adults: implications for their dietary essentiality and use as supplements.'' In: ''Appl Physiol Nutr Metab.'' 2007 Aug;32(4), S. 619–634.</ref>
 
In der Plazenta sitzt ein Protein, das die Versorgung des heranwachsenden Kindes vor allem mit Docosahexaensäure sicherstellt – auf Kosten der Mutter.<ref>B. Koletzko, E. Larqué, H. Demmelmair: ''Placental transfer of long-chain polyunsaturated fatty acids (LC-PUFA).'' In: ''J Perinat Med.'' 2007;35 Suppl 1, S. 5–11.</ref> Ist die Versorgung der Mutter mit Omega-3-Fettsäuren besonders gut, dann treten weniger Frühgeburtsbestrebungen auf, die Schwangerschaft wird etwas länger (plus 1,6 bis 2,6 Tage), und es treten weniger Wochenbettdepressionen auf.<ref name="Koletzko0001">B. Koletzko, E. Lien, C. Agostoni, H. Böhles, C. Campoy, I. Cetin, T. Decsi, JW. Dudenhausen, C. Dupont, S. Forsyth, I. Hoesli, W. Holzgreve, A. Lapillonne, G. Putet, NJ. Secher, M. Symonds, H. Szajewska, P. Willatts, R. Uauy: ''The roles of long-chain polyunsaturated fatty acids in pregnancy, lactation and infancy: review of current knowledge and consensus recommendations.'' In: ''J Perinat Med.'' 2008;36(1), S. 5–14.</ref> Beim Kind entwickeln sich die Funktionen von Auge und Hirn besser (z.&nbsp;B. um vier Punkte höherer Intelligenzquotient beim Vierjährigen).<ref name="Koletzko0001" /> Deshalb wurden von den wesentlichen Fachgesellschaften neue Empfehlungen für Schwangere erarbeitet.<ref name="Koletzko0001" /> Während der Schwangerschaft sollten mindestens 200 mg DHA / Tag eingenommen werden, wobei darauf hingewiesen wurde, dass bis 2,7&nbsp;g / Tag Omega-3-Fettsäuren in wissenschaftlichen Studien ohne bedeutende Nebenwirkungen vertragen wurden. Früh in der Schwangerschaft sollten Mängel in der Ernährung erkannt werden.<ref name="Koletzko0001" /> Hierzu eignet sich der Omega-3-Index (Gehalt an Omega-3-Fettsäuren im Langzeitspeicher, den roten Blutkörperchen).
 
=== Jod ===
[[Jodmangel]] in der Schwangerschaft kann Ursache für eine [[Struma|Kropfbildung]] beim Ungeborenen sein, aber auch Auslöser für mangelhaftes Wachstum, eine Störung der Gehirnentwicklung oder Fehl- und Totgeburten sein. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt regelmäßig Milch und Milchprodukte zu essen sowie ausschließlich jodiertes Speisesalz zu verwenden. Häufig ist eine zusätzliche Einnahme von Jodidtabletten notwendig.<ref>Deutsche Gesellschaft für Ernährung: [http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=10 ''Schwangere können einem Jodmangel vorbeugen.''] 7. April 1998.</ref>
 
=== Nüsse ===
Während Nüsse prinzipiell als wichtiger Bestandteil einer guten und ausgewogenen Ernährung gelten, wurde in der Vergangenheit während der Schwangerschaft vor dem Verzehr von [[Erdnuss|Erdnüssen]] und anderen [[Nussfrucht|Nüssen]] abgeraten. Das könne beim Kind in der Zukunft zu einer [[Unverträglichkeit]] oder [[Allergie]] führen.<ref name="PMID10920165">: ''American Academy of Pediatrics. Committee on Nutrition. Hypoallergenic infant formulas.'' In: ''Pediatrics.'' Band 106, Nummer 2 Pt 1, August 2000, S.&nbsp;346–349, {{ISSN|0031-4005}}. PMID 10920165.</ref> Neuere Studien zeigen jedoch, dass gerade die frühzeitige Konfrontation mit [[Allergen]]en
spätere Allergien verhindern können.<ref name="DOI10.1001/jamapediatrics.2013.4139">A. Lindsay Frazier, Carlos A. Camargo, Susan Malspeis, Walter C. Willett, Michael C. Young: ''Prospective Study of Peripregnancy Consumption of Peanuts or Tree Nuts by Mothers and the Risk of Peanut or Tree Nut Allergy in Their Offspring.'' In: ''[[JAMA Pediatrics]].'' , S.&nbsp;, {{DOI|10.1001/jamapediatrics.2013.4139}}.</ref> Der Verzicht auf Nüsse in der Schwangerschaft scheint also nach den neueren Studien nicht mehr notwendig zu sein, sondern ein Verzehr von Nüssen in Maßen zu empfehlen zu sein.
 
== Vorbereitung auf die Geburt ==
=== Geburtsvorbereitungskurse ===
{{Hauptartikel|Geburtsvorbereitung}}
 
Zur Vorbereitung auf die Geburt können Schwangere zusammen mit dem Partner einen Geburtsvorbereitungskurs besuchen, der als regelmäßiger wöchentlicher Termin oder als Wochenendkurs von Hebammenpraxen, Geburts- und Krankenhäusern angeboten wird. Inhalte dieser Kurse sind unter anderem Aufstellen eines Geburtsplans (Wahl des Geburtsorts, Geburtspositionen), natürliche Schmerzverarbeitung, künstliche [[Schmerzmittel]] und [[Anästhesie]]techniken, [[Beckenbodentraining]], Entspannungsübungen, psychologische und soziale Aspekte der Familiengründung, Stillen und Säuglingspflege. Eine Unterstützung zur Geburtsvorbereitung ist die [[Haptonomie]].
 
=== Geburtsort ===
Bis 1950 war es in Deutschland selbstverständlich, zu Hause zu gebären. Seitdem sind die [[Hausgeburt]]en stetig rückläufig und heute werden 97 % der Kinder in Krankenhäusern geboren, insbesondere bei Risikoschwangerschaften.<ref>Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: [http://www.schwanger-info.de/268.0.html ''Die Wahl des Geburtsortes.'']</ref> Daneben gibt es die Alternativen einer Geburt im [[Geburtshaus]]. In Entwicklungsländern wird aufgrund der allgemein schlechten medizinischen Versorgung nur eine von zwei Geburten von einem Arzt oder einer Hebamme betreut (siehe [[Müttersterblichkeit]]).
 
=== Vorgeburtliche Kontaktaufnahme ===