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ISSN: 0043-7956 (Print) 2373-5112 (Online) Journal homepage: https://www.tandfonline.com/loi/rwrd20

Merkmale der Wortgrenze in den altitalischen


Sprachen

Jürgen Untermann

To cite this article: Jürgen Untermann (1968) Merkmale der Wortgrenze in den altitalischen
Sprachen, Word, 24:1-3, 479-490, DOI: 10.1080/00437956.1968.11435549

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Published online: 16 Jun 2015.

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JÜRGEN U N T E R M A N N - - - - - - - - - -

Merkmale der Wortgrenze in


den altitalischen Sprachen

1.1 In unseren Handbüchern der historischen Grammatik des


Lateinischen finden wir in verschiedenen, weit auseinanderliegenden
Kapiteln der Lautlehre festgestellt, dass am W ortanfang etwas geschieht,
was im W ortinneren nicht eintritt oder umgekehrt, es sind dies die Kapitel
von den indogermanischen Mediae Aspiratae, vom idg. Sibilanten s und
von den idg. kurzen Vokalen im Lateinischen. Der Umstand, dass hier
ganz verschiedene lautliche Regelungen einer und derselben Bedingung
unterstehen, ist dabei keiner Bemerkung gewürdigt worden; keines dieser
Bücher hat danach gefragt, ob man nicht hinter einer solchen Gemcin-
samkeit der Bedingung nach einer über Einzelerscheinungen hinaus-
greifende Eigenart der lat.Sprachentwicklung suchen dürfe. Einer Frage
dieser Art kann man heu te nicht mehr ausweichen: nachdem die strenge
Scheidelinie zwischen "synchroner" und "historischer" Sprachbetrachtung
geschwunden ist, wird man auch hoffen dürfen, Wege zu einer Antwort
zu findcn.

1.2 lm Bereich der Lautgeschichte hat der grosse franzosische Linguist,


dem diese Zeilen gewidmet sind, entscheidende Vorarbeit geleistet,l und
auch das Thema dieses Beitrags ist von ihm bereits einmal behandelt
wordcn: die Frage, ob und wie das Phanomen "Wort" in der Geschichte
der italischen Sprachen wirksam geworden ist. 2 Zwei ergânzende Beoh-
achtungen mochte ich hier anfügen:
(1) In den italischen Sprachen hat nicht nur der W ortanfang sondern auch
das W ortende besondere Merkmale.
(2) Die Vorgânge im Oskisch-Umbrischen sind von denen, die wir im
Lateinischen vorfinden, nicht so verschieden, wie gemeinhin angenom-
men wird.
1 Vor allem in seinem Werk Économie des changements phonétiques (Bern, 1955); vgl.
auch A. Szantyr in Hofmann-Szantyr, Lateinische Syntax und Stilistik (München,
1965), s. 62* f.
2 Word, VI (1950), 26-41, in franzosischer Sprache wiederholt in Économie, S. 332-349.
479
480 JÜRGEN UNTERMANN

2.1 Rekapitulieren wir zunachst die Verhaltnisse 1m Lateinischen.


Drei Prozesse sind für uns von Be lang:
(1) Der Rhotazismus (s zwischen Vokalen>r), der im 4. Jahrhundert
v.Chr. wirkt;3
(2) Die "Schwachung" der Kurzvokale in Binnensilben, die zwischen dem
6. und dem 3. Jahrhundert stattgefunden hat; 4
(3) Das Aufkommen des Phonems f
2.11 Ein solches Phonem f, mit den Merkmalen (a) spirantisch, (b) im
labialen Bereich artikuliert, s (c) stimmlos, gibt es im Latienischen,
Faliskischen, Oskisch-Umbrischen, Venetischen und im (nicht-indo-
germanischen) Etruskischen. Dem Phonembestand, der für die idg.Grund-
sprache zu ermitteln ist, fehlt es, ebenso den Sprachen Altitaliens, deren
Trager erst nach der Jahrtausendwende die Halbinsel betreten haben,
dem Messapischen und dem Gallischen.
2.12 Dass wir es tatsiichlich mit einem "italischen" Phonem (im
geographischen Sinne) 6 zu tun haben, zeigt die Beobachtung von Per-
sonennamen, die, aus vorromischer Zeit stammend, in lat.Inschriften
Oberitaliens erhalten sind. Dort begegnet f nur in Venetien, und der
Vergleich mit den aufven.lnschriften erscheinenden Namen stellt es ausser
Frage, dass die Namen mitfzum ven.Personennamenrepertoire gehoren.7
Das Einzugsgebiet dieses Repertoires überschreitet aber gegen Osten die
geographische Grenze ltaliens,~über den Birnbaumer Wald hinweg bis in
die Gegend von Laibach. Aus der Laibacher Gegend lassen sich nun
Namen nachweisen, die unmittelbare Verwandte in Venetien haben, hier
aber mit b, dort mit f geschrieben sind. B Da die Trager der ven.Sprache
3 Zur Daticrung: M. Leumann in Leumann-Hofmann, Lateinische Grammatik, Band
1 (München, 1928), S. 140, M. Lejeune, REL, XXVIII (1950), 100, F. Altheim, Geschichte
der lateinischen Sprache (Frankfurt am Main, 1951), S. 404-413.
4 Zur Datierung: M. Leumann, a.a.O., S. 186, Lejeune, a.a.O., S. lOO f., A. Rocco,
Glotta, XXXII (1953), 95-101.
5 Die übliche phonetische Bestimmung des lat. fals 'labiodental' (vgl. Martinet,
Économie, S. 433 f., W. S. Allen, Arch L., X [1958], 101-103.) liil3t sich nur für einen
kurzen Zeitraum sichem (über die Zeugnisse vgl. F. Sommer, Handblich der lat. Lalit-
lilld Formenlehre [Heidelberg, 1913], S. 192 und-richtiger-Leumann, a.a.O., S. 138).
Für unsere Frage scheint sie mir nicht so belangvoll, wie gelegentlich (z.B. bei Allen)
angenommen wird.
6 H. Krahe, "Sprachliche Aufgliederung und Sprachbewegungen in Alteuropa," Ak.
der Wiss. li. der Lit., Abh. der geistes- u. sozialwiss. Klasse (1959, 1), S. 6-10, W. Porzig.
lndogermanica: Festschrift für W. Krause (Heidelberg, 1960), S. 177 f.
7 Verf., Die venetischen Personennamen (Wiesbaden, 1961), S. 188 f. (zum übrigen
Oberitalien vgl. BNF, X [1959], S. 150 f., XI [1960], S. 300).
8 Verf., Die venetischen Personennamen, S. 190; vgl. auch H. Krahe, "Vorgeschicht-
liche Sprachbeziehungen von den baltischen Ostseeliindern bis zu den Gebieten um den
Nordteil der Adria," Ak. der Wiss. li. der Lit., Abh. der geistes- li. sozialwiss. Klasse
(1957, 3), S. 117-119, R. Lazzeroni, SSL, IV (1964), 14.
MERKMALE DER WORTGRENZE IN DEN ALTITALISCHEN SPRACHEN 481
aller Wahrschein1ichkeit nach von Osten kommend über den Birnbaumer
Wald nach Italien eingedrungen sind, muss man daraus schliessen, dass das
Phonemf erst auf italischem Boden in den ven.Lautbestand aufgenommen
worden ist.
2.13 Man findet oft die Ansicht, dass If/ eine Eigenheit vorindoger-
manischer Sprachen der Apenninhalbinsel war, aus denen es ins Etrus-
kische und dessen idg.Nachbarsprachen gelangte; 9 es ist aber ebenso
gut denkbar, dass die italischen Sprachen indogermanischer Herkunft
ein solches Phonem aus ihrem ererbten Phonembestand heraus
entwickelt haben, das dann auch im Lautsystem des Etruskischen
Aufnahme fand.
2.2 Alle drei Vorgiinge zeigen im Lateinischen eine deutliche Beziehung
zum W ortanfang:
(1) Der Rhotazismus unterbleibt am Wortanfang;
(2) Der Abbau der Kurzvokalskala findet in ersten Wortsilben nicht
statt;
(3) If/ steht nur am Wortanfang; die ererbten Phoneme, die es
ersetzt, die Mediae Aspiratae, werden im W ortinneren anders
weiterentwickelt.
2.3 Die Punkte (1) und (2) betreffen nun nicht nur den Wortanfang,
sondern auch das W ortende:
(1) Auch am Wortende wird s nicht zu r;
(2) Auch in wortschliessenden Silben ist bis ins 3. Jahrhundert die voile
Skala der Kurzvokale erhalten: 10 -is wird von -es, -os von -us unter-
schieden; 11 ursprünglich kurzes -a ist (im N.Akk.Pl. der neutra! en
Konsonantstiimme) bewahrt.
2.31 Diese Erhaltung der Vokaloppositionen ist natürlich nur dort zu
beobachten, wo nicht morphologisch bedingte Umgruppierungen die
Endungen veriindert haben, so etwa bei den unerweiterten -ti-Abstrakta
(mens, mors usw.) oder bei dem -i der primiiren Personalendungen, das

9 B. Terracini, StEtr, III (1929), 230-248; G. Porru, AL, II (1940-1941), 95, schreibt
die Aufhebung der Gegensatze zwischen jJ, f und xv dem voridg. Substrat zu.
10 Für die Frage, wie lange -i neben -e bestanden hat, fehlen ausreichend frühe und
sichere Zeugnisse (vgl.jedenfalls tremonti im Salierlied und wohl auch dederi statt
dedëre CIL. 12 37).-Für -o kommen die Medialendungen -sound -(n)to als Beispiele in
Frage; letztere ist nur in der durch -r erweiterten Form belegt (-tur, aber ven. -to);
erstere erscheint in erweiterter (utarus CIL.I2 1702 u.a.) und unerweiterter Form (-re),
ist aber nicht vor dem 2.Jhdt. belegt.
11 Sommer, Handbuch, S. 142-144, M. Niedermann, Historische Lautlehre des
Lateinischen (Heidelberg, 1953), S. 43-47, J. Whatmough, Orbis, IV (1955), 331, E.
Campanile, SSL, 1 (1961), 18.
F.II-16*
482 JÜRGEN UNTERMANN

aufgegeben wurde, nachdcm sich andere Zeichen für den Endungsgegen-


satz primar: sekundar eingestellt hatten.1 2
2.4 Wir konnen sagen: drei Lautvcranderungen der lat.Sprach-
geschichte geben der lat.Sprache Kennzeichen fi.ir die Wortgrenze, zwei
für W ortanfang und -ende, cines nur für den W ortanfang.13 Alle drei
Vorgange sind jünger ais die Einwanderung der Trager der lat.Sprache
nach Italien; die beiden genauer datierbaren gehoren in die Zeit zwischen
600 und 300 v.Chr. (vgl. 2.1.).
3 Vergleichen wir nun die übrigen altitalischen Sprachen, unter denen
ich hier diejenigen verstehe, die If/ ais Entsprechung der idg. Mediae
Aspiratae kennen.
3.1 Das Venetische zeigt beim If/ genau das gleiche Bild wie das
Lateinische: /JI ist auf den W ortanfang beschrankt. Eine Reduktion von
Binnensilbenvokalen ist weder zu erweisen noch auszuschliessen; auch von
einer Veranderung des s fehlen brauchbare Anzeichen.
3.2 lm Faliskischen kommt von den frühesten Denkmalern an (wohl
6. Jahrhundert v.Chr.) If/imAn- und Inlaut vor. 14 Eine Vokalveranderung
in Binnensilben ist bis jetzt nicht greifbar; die Frage des Rhotazismus im
Faliskischen ist noch umstritten.15
12 Die Entwicklung im Lateinischen und Oskisch-Umbrischen Iasst folgende Phasen
vermuten:
I. 3.Sg.prim.-ti : sek.-t
3.Pl.prim.-nti : sek.-nt
II. -ti : -d
-nti : -nd
III. -t : d(eJ)
-nt: n
Der Ietzte Zustand ist in den altesten lat.Inschriften noch zu spüren; gegen En de des
3.Jhdt. setzt sich in der offiziellen Orthographie die Verwendung von-t, -nt auch in den
"sekundaren" Paradigmen durch; im Osk.-Umbr. folgt dem Stadium III ein viertes, das
den Pl. durch Hinzufügen von -s deutlicher mach te:
IV. -t : -d
-nt : -ns
13 Lat.fam Wortende gibt es nicht, weil die idg.Mediae Aspiratae nicht am Wortende
vorkommen; hier aussert sich also eine grundsprachliche und keine Iateinische Dis-
tributionsregel.
14 Dass die Entwicklung rapider vorangeschritten ist ais in den übrigen ital.
Dialekten, sieht man daran, dass die Neutralisation der Artikulationsstelle anlautender
stimmloser Spiranten auch noch den rein gutturalen Laut erfasst hat: f und lz sind im
Fa!. nur noch in den frühesten Denkmalern geschieden (vgl. Verf., GGA.216, 1964, S.
177 f.; zu dieser Erscheinung im Ganzen, G. Giacomelli, La ling ua fa lisca (Firenze, 1963),
S. 124 f., E. Campanile, SSL, I (1961), 3-9, R. Hiersche, Glotta, XLIII (1965), 103-118).
15 Vgl. aber den jüngsten Versuch zu einer Klarung: W. Belardi, AJON, VI (1965),
127-135.
MERKMALE DER WORTGRENZE IN DEN ALTITALISCHEN SPRACHEN 483
3.3 lm Oskisch-Umbrischen ist in der Zeit, aus der die Hauptmasse
unserer Zeugnisse stammt (etwa 350 v.Chr. bis 50 n.Chr.), manches anders
ais im Lateinischen. Es gibt aber Anzeichen dafür, dass die Entwicklung
derjenigen ziemlich iihnlich verlaufen ist, die wir im Lateinischen beobach-
tet haben.16
3.31 Hinsichtlich des Rhotazismus bieten die iilteren, im sogenannten
umbrischen Alphabet abgefassten Teile der lguvinischen Tafeln das
gleiche Bild wie das Lateinische.17 lm Oskischen haben wir am Südrand
des Sprachgebiets Zeugen für eine stimmhafte Artikulation von /s/ im
Wortinneren: a us früher Zeit griechisch geschriebene Texte, 18 a us jüngercr
Zeit die Tabula Bantina, in der statt intervokalischem s stets z geschrieben
ist.19 ln der "oskischen Nationalschrift" gibt es nur ein s-Zeichen, und so
bleibt unbekannt, ob und, wenn ja, seit wann das dadurch dargestellte
Phonem im Wortinneren anders realisiert wurde als am Wortanfang oder
-ende. Das Umbrische ist spiiter noch weiter gegangen: in den jüngeren
Teilen der lguvinischen Tafeln steht am Wortende nach Voka! r, wo in den
iilteren Tafeln s stand(vgl. unten Anm.35).
3.32 Die idg.Kurzvokale sind im Osk.-Umbrischen in ersten Wort-
silben erhalten, überall sonst geschwunden, sofern nicht besondere
Lautumgebungen im Wege standen.2o Von dieser Reduktion werden auch
wortschliessende Silben ergriffen. 21 Vokalumfiirbungen sind selten, 22-

16 Vgl. vor ail cm A. Maniet, L'Ant. Class, XXIII (1954), 109-114; M. Duran te, RLing,
IV (1958), 93.
17 Über das Lateinische hinaus geht das Umbrische lediglich durch die Spirantisierung
von intervokalischem d zu d (geschrieben q oder rs).
18 F•v''l' 'Veneri' (Vetter, Handbuch der italischen Dialekte, 1. Band, [Heidelberg,
1953], Nr. 182, Potenza), vwfw8''7'' 'Numerï' (Vettcr Nr. 196, Messina); im Gegensatz
dazu vvf'<fi'f' (A. de Franciscis, O. Parlangèli, G!i !ta/ici del Bruzio nei documenti
epigrafici [Neapcl, 1960], S. 28 f., 49, Tiriolo), das offenbar stimmloses s enthâlt.
Vermutlich hat die Synkope in verschiedenen Stadien der Entwicklung stattgefunden, in
Ti riolo vor der Sonorisierung (dann -ms-> -mps- wie ursprüngliches -ns- > -nts-), in
Potenza und Messina danach (dann mz, nz und allcnfalls mdz, ndz); anders Parlangèli,
a.a.O., S. 51, der eine Entwicklung -mps->mbz->-mz- annimmt; eine solche Sonori-
sierung ist aber der dentalen Gruppe -nts- unbekannt; >•vÇ'l' wird kaum eine Vorstufe
*ventsei voraussetzen, sondern aus *venezei synkopiert sein.
19 z hat hier den Lautwert [z], den es ais aus dem Griechischen rezipierter
Zusatzbuchstabe des klassischen lateinischen Alphabets besitzt.
zo Erschiipfend behandelt von H. Benediktsson, NTS, XIX (1960), 157-295.
21 Ausgenommen vor -m und in der Endung des N.Sg. der Gentilnamen, wo -ios
nicht wie sonst zu -is sondern zu -ies (geschrieben -ifs, -ies) wird.
22 Unsichere Spuren wcrden besprochen bei R. von Planta, Grammatik der oskisc!r-
umbrischen Dialekte, Band l (Strassburg, 1892), S. 237-247; J. W. Poultney, The bron::e
tables of !guvium (Baltimore, 1959), S. 44 f.
484 JÜRGEN UNTERMANN

bemerkenswert immerhin das unterschiedliche Verhalten der Nachkommen


von idg. {! und 1'[1: in ersten Silhen an, am, sonst en, em.23
3.33 If/ setzt die gleichen grundsprachlichen Phoneme fort wie im
Lateinischen und Venetischen, erscheint aber-wie im Faliskischen-
sowohl am Wortanfang als auch im Wortinneren. Ais Realisierung von
/s/ in bestimmten lautlichen Umgebungen kommt es sogar auch am
Wortende vor. If/ hat also im Osk.-Umbrischen keine Beziehung zur
W ortgrenze.
3.331 Eine genauere Beobachtung der Quellen zeigt aber, dass dieser
Zustand erst kurz vor Beginn unserer Quellen eingetreten sein kann. H.
Rix hat in einem Aufsatz über die Namen Sabini, Sabelli, Samnium 2 4
nachgewiesen, dass der Übergang von stimmhaftem ô zu stimmlosemfim
Oskischen nicht vor das 5. Jahrhundert zu datieren ist: ais die Griechen den
Namen Samnium kennenlernten, kann dieser keinfenthalten haben wie in
den spiiteren oskischen Quellen, die ihn safinim schreiben, sondern nur ein
stimmhaftes ô: sonst wiire ihre Transskription I;aûvwv nicht verstiindlich.
Das Gleiche liisst sich aus der lateinischen Form des Namens, Samnium,
ablesen. 25
3.332 Eine Bestiitigung erbringen die von Rix herangezogenen Münzle-
genden: 26 die unweit voneinander gelegenen Stad te A/lifae und Fistelia
verwenden bei ihren Priigungen zuerst griechisches, dann oskisches
Alphabet, der Schriftwechsel muss im 4. Jahrhundert stattgefunden ha ben.
Es finden sich die Legenden
in gr.Schrift: aÀÀt{3avov cpttTEÀta
in osk.Schrift: alifa fistelu
d.h. in osk.Schrift ein und dasselbe f-Zeichen im Wortinneren wie am
Wortende, in gr.Alphabet dagegen im Inlaut (3, im Anlaut cp. (3 bezeichnet
23 Verf., IF, LXIII (1957), 188, W. Porzig, a.a.O. (Anm. 6), S. 173, E. P. Hamp,
Latomus, XXI (1962), 128. Diese Erscheinung ist vielleicht eher ais Verstiirkung im
Wortanlaut (Nasalvokal ~>q) ais ais Schwiichung (a>e) im Wortinneren anzusehen.
Vgl. auch Anm. 32.
24 BzN, VIII (1957), 127-143, zustimmend Pisani, Manuale storico della lingua latina,
Band 1 (Torino, 1962), S. 98, R. Lazzeroni, SSL, IV (1964), 10-14. Vgl. auch Porzig,
a.a.O., S. 179, der aber Rix' Aufsatz nur beiliiufig erwiihnt und in dem Namen des Tiber
das Hauptargument für einen Übergang h> fim Inlaut italischer Wôrter sieht. Lejeune,
REL, XLIV (1966), S. 179 f. kommt zu gleichen Beobachtungen wie Rix, dessen Arbeit
er nicht zu kennen scheint.
25 Ebenso a us dem Ortsnamen Stabiae, der mit h in Rom bekannt geworden sein muss;
die osk. Form ist durch den StraBennamen in Pompeii, viam staf[i]anam (Vetter, Nr. 8)
bezeugt. Vgl. unten Anm. 28.
26 Für die Belege s. Vetter Nr. 200; !eider ist man noch immer auf sehr vorliiufige
Publikationen angewiesen (zusammengestellt bei Vetter, S. 132).
MERKMALE DER WORTGRENZE IN DEN ALTITALISCHEN SPRACHEN 485
wohl einen Spiranten, jedenfalls aber einen stimmhaften Laut, f/J27 sicher
einen stimmlosen Laut; es dient wohl ais Notbehelf zur Wiedergabe des im
gr.Lautbestand fehlenden If/.
3.333 Noch spater spielt sich der gleiche Vorgang in der weiter im
Nordwesten gelegenen Stadt Venafrum ab: die Münzlegenden zeigen osk.
Alphabet und lauten venavrum. Das bedeutet: die osk.Schrift war in-
zwischen in einer Gegend geschaffen worden, die keinen stimmhaften
Spiranten ô mehr kannte (wahrscheinlich im mittleren Kampanien); der
Dialekt von Venafrum besass ihn aber noch, und ais die Bürger dieser
Stadt ihre Münzen beschriften wollten, mussten sie auf das Zeichen v
zurückgreifen, das ihrem Laut ô besser entsprach ais das Zeichen für den
stimmlosen Spiranten f Dass auch in Venafrum spater f für ô cintrat,
zeigt die in der lateinischen Überlieferung übliche Form des Ortsnamens. 2 8
3.334 Damit fiillt eine Hauptstütze der alten, immer wieder verfoch-
tenen Theorie Ascolis über das Schicksal der idg.Mediae Aspiratae in den
italischen Sprachen, 29 die davon ausgeht, dass f im Osk.-Umbrischen in
allen Stellungen alt sei, und dass auch das Lateinische einmal stimmlose
Spiranten im W ortinneren be ses sen haben müsse. Man erschloss daraus
folgenden Entwicklungsgang:
stimmhaft bh -......._ / lat. -b-
stimmlos .....___ p h - - - f ---~-"-lat. osk. f- osk. -1-
idg. griiko- uritaiisch ital. Einzelsprachen
italisch
Liisst sich aber auch für osk.f eine stimmhafte Vorstufe erweisen,
ergibt sich ein einfacherer Weg :3o
27 Zwischen der Legende mit f3 und der mit 8 = f stehen weitere, die zwar gr.Schrift
aber bereits das Zusatzzeichen S = f bieten.
28 Den Umstand, dass dann diese Stadt erst mit (stimmlosem) f, Stabiae (oben Anm.
25) im weiter entfernten Kampanien dagegen noch mit stimmhaftem Inlaut in Rom
bekannt geworden wiire, konnte man vielleicht daraus verstandlich mach en, dass Rom
zu Kampanien bereits früh enge Beziehungen hatte, wiihrend das obere Volturnustal, in
dem Venafrum liegt, erst im Verlauf der Samnitenkriege in das Blickfeld der Romer trat.
29 Vgl.besonders F. Sommer, Kritische Er/iiuterungen zur /ateinischen Laut- und
Formen/ehre (Heidelberg, 1914), S. llO f.; M. Lejeune, REL, XXVIII (1950), 101; O.
Szemerényi, Arch L, IV (1952), 27-53, 99-116; V (1953), 1-21; S. W. Allen, Arch L, X
(1958), 100-116. Gegen die Beweiskraft von lat. custos und hasta für Ascolis These:
Maniet, L'Anf. C/ass, XXIII (1954), S. 110 f., Rix, BNF, VIII (1957), S. 143.
30 Ausführlich G. Porru, AL, II (1940-1941), 91 ff., Maniet, a.a.O. 109 ff.; L. L.
Hammerich, PBB, LXXVII (Tübingen, 1955), S. 13-16, die jedoch nur mit der phono-
logischen und phonetischen Wahrscheinlichkeit argumentieren.-Ein Vorteil dieser
Hypothese ist auch die Moglichkeit, Entsonorisierung und Neutralisation der labialen,
labiovelaren und dentalen Artikulationen einem einzigen Prozel3 zuschreiben zu konnen;
das bei Ascoli notwendige Zwischenstadium mit f, ]> und xu wird unnotig.
486 JÜRGEN UNTERMANN

stimmhaft hh--b - ----lat. -b-


stimmlos
idg. ----------1-
gemein- im Anlaut
---------_osk.-1-
ital. Einzelspracheri
italisch Inlautsentwicklung

3.335 Für unseren Zusammenhang ist wichtig: die Beschriinkung des


stimmlosen Spiranten If/ auf den Wortanfang ist nicht nur in der lat. und
ven.Sprache, sondern auch in einer Phase der osk.Sprachgeschichte
anzutreffen. Diese Phase geht im Oskischen mit dem 4. Jahrhundert
zuende (vgl.oben 3.332).31 Die Frage, wieweit sich die übrigen oskisch-
umbrischen Dialekte iihnlich verhalten, liisst sich aus den heute ver-
fügbaren Quellen noch nicht beantworten.32

4.1 Verfolgen wir nun noch einmal die Lautgeschichte der italischen
Sprachen, wie sie sich nach dem soeben Gesagten darbietet.
4.11 Der erste Akt der inneritalischen Lautentwicklung ist die Auf-
nahme eines Phonems f ais Realisierung stimmhafter Spiranten, die
ihrerseits aus den idg.Mediae Aspiratae hervorgegangen sind. Diese
stimmhaften Spiranten werden aber nicht über ali, sondern nur am Wortan-
fang durch If/ ersetzt; im Wortinneren andert sich zuniichst nichts.
Zusammen mit der Stimmhaftigkeit ist vielleicht auch die Opposition
zwischen labialer, dentaler und labiovelarer Artikulation aufgehoben
worden. Die italischen Sprachen erhalten damit ein positives Merkmal
für den Wortanfang.33
4.12 Das niichste Ereignis betrifft nicht nur den Anfang, sondern auch
das Ende des Wortes: nur in ersten und letzten Wortsilben behalten die
fünf ererbten Kurzvckale des grundsprachlichen Lautbestands ihre
Selbstiindigkeit. In den dazwischen liegenden Wortsilben hi:iren sie auf,
phonologisch relevant zu sein; sie werden bi osse Begleitphiinomene der
Silbenstruktur und der umgebenden Konsonanten. Die Endstufc der

31 Viel zu früh Porzig, a.a.O. (Anm. 6), S. 179, 189, der entgegen der Evidenz der
Münzen davon ausgeht, dass das Osk.-Umbr. ebenso früh inlautendes f gehabt habcn
müsse wie das Faliskische; vgl. darüber R. Lazzeroni, SSL, IV (1964), 12.-Vgl. auch
die allgemeinen Erwiigungen bei Moorhouse, AJPh, LXI (1940), 311 f., 327 f.
32 Vielleicht darf man die ungekliirte Fragc der nicht-spirantischen Vertretungen von
Mediae Aspiratae in einigen umbr. Wortern von hier aus noch einmal aufgreifen (habe-
statt *hafe-, hondu < *ghomdha-t6d, ambretuto < *am-bher-e- oder ambhr-ei-).
33 Zu solchen phonetischen Verdeutlichungen der Wortgrenze vgl. allgemein P.
Kretschmer, Glotta, I (1909), 47 f.; zum Lat.-wenn auch mit anderen Anschauungen
über die Entwicklung im Einzelnen-Sommer, Krit. ErllÏuterungen, S. 55 und Martinet
in dem oben (Anm. 2) genannten Aufsatz; zu iihnlichen Erscheinungen im Romanischen:
R. A. Hall Jr., Language, XL (1964), 551-556; R. J. di Prieto, Orbis, XV (1966), 68-72.
MERKMALE DER WORTGRENZE IN DEN ALTITALISCHEN SPRACHEN 487
Entwicklung, der vollige Schwund von Binnensilbenvokalen, wird im
Lateinischen gelegentlich, im Oskischen verhiiltnismiissig oft erreicht.34
4.13 Der dritte Vorgang verschafft den Wortgrenzen selbst eine
grossere Deutlichkeit: an den W ortgrenzen bleibt der stimmlose Sibilant
jsj erhalten; im Osk.-Umbrischen wird er in bestimmten Umgebungen
zum stimmlosen Spiranten f lm W ortinneren behiilt er seine Stimmlosig-
keit nur in stimmloser Umgebung; sonst wird er stimmhaft, und zwar im
Osk. zu stimmhaften z, im Umbr. und Lat. zu r.
4.2 Damit ist der Hohenpunkt der Entwicklung erreicht, die den
altitalischen Sprachen zu ihren Wortgrenzkennzeichen verholfen hat. In
der Folgezeit, wohl etwa vom 4. Jahrhundert ab, wird diese Errungen-
schaft allmiihlich wieder abgebaut.
4.21 Schon zu Beginn der umfangreicheren schriftlichen Überlieferung
hat das Osk.-Umbrische kurze Vokale auch in wortschliessenden Silben bis
auf wenige Reste (vgl.Anm.21) beseitigt.
4.22 Ebenfalls zu Beginn der voll überschaubaren Sprachgeschichte
sind im Lateinischen -ai und -oi in Endsilben zu -ei reduziert.
4.23 Spiitestens um 300 werden im Oskischen die stimmhaften Spiran-
ten im W ortinneren durch das bis dahin auf die W ortgrenze beschriinkte
Phonem f ersetzt.
4.24 Yom ausgehenden 3. Jahrhundert an fallen im Lateinischen die
Grenzen zwischen den Endsilben -es und -is einerseits und -os und -us
andererseits.
4.25 Um die gleiche Zeit, vielleicht auch etwas spiiter, wird im Um-
brischen wortauslautendes jsj nach Vokal stimmhaft und schliesslich
durch r ersetzt.35
4.26 In der lateinischen Sprachgeschichte liisst sich diese Entwicklung
in der Kaiserzeit weiterverfolgen, sie endct - lange verdeckt durch die
hochsprachliche Orthographie-mit dem volligcn Verfall der Wortendun-
gen in spiitantiker Zeit.36

34 Zur Chronologie im Lateinischen oben Anm. 4. Zum Osk.-Umbr.: Moorhouse,


a.a.O., S. 307-329; M. Duran te, R Ling, IV (1958), S. 82 f.; H. Benediktsson, NTS, XIX
(1960), 285.-Zur phonologischen Beurteilung zuletzt R. Gode!, CFS, XVIII (1961),
53-69.
35 Dem entspricht vielleicht die gleichzeitige Neigung der lat.Inschriften, wort-
schliel3endes s ungeschrieben zu lassen; zuletzt darüber E. P. Hamp, Cl.Ph., UV (1959),
165-172; E. Campanile, SSL, I (1961), 13.
36 Die Bemühung der kaiserzeitlichen Schriftsprache um Erhaltung der Endsilbe
(Zeugnisse bei Niedermann, Hist. Lautlehre, S. 42), zeigt einerseits, dass dieser "Ver-
fallsprozess" damais im Gang war, andererseits, dass man sich der Relevanz der End-
silhen in der Struktur des klassischen Latein, das ja das Muster für die Schriftsprache
blieb, durchaus bewul3t war.
488 JÜRGEN UNTERMANN

5 Es dürfte nicht schwer sein, diese Vorgiinge mit den Vorstellungen in


Einklang zu bringen, die wir aufgrund rein morphologischer Analysen von
der Entwicklung der lat. W ortstruktur gewinnen.
5.1 Für das iilteste Latein gelten die gleichen Prinzipien, die wir auch
im iilteren Griechischen, Sanskrit usw.vorauszusetzen haben: ein Wort
besteht in der Re gel a us drei Morphemen, die drei Funktionen tragen:
A. die semantische Basis,
B. die Angabe einer lexikalischen oder morphologischen Klasse,
C. die Bezeichnung eines syntaktischen Bezugs.
A ist immer positiv vorhanden; B ofters, C sehr selten ohne Zeichen,
wobei aber die Klassenzugehorigkeit bzw. der semantische Bezug durch
paradigmatische Konstellationen immer eindeutig wiedergegeben wird
(man kann in solchen Fiillen also mit gutem Recht von "Null-Mor-
phemen" sprechen). So kann sich das Bewusstsein eingestellt haben, dass
in jedem W ort der W ortanfang zugleich Anfang von A, 37 das W ortende
Ende von C ist. Die beschriebenen Erscheinungen der frühen lat.Laut-
geschichte zeigen, dass diesen beiden Stellen eine besondere Beachtung
gezollt wurde, die kein Nachlassen der artikulatorischen Priizision zuliess.
5.2 Von A nach C konnte, wenn Raum dafür da war,38 ein kontinuier-
licher Bogen führen; zwischen C und A mus ste sich jeweils eine harte Fuge
einstellen:

---- ----
A B c Il A B c Il A B c Il usw.
An dieser Fuge galt es, zwei gleich wichtige Einheiten der sprachlichen
Kette vor Einbussen ihrer Klarheit zu schützen. Diesen Schutz übernah-
men die Sonderregelungen für die wortbegrenzenden Phoneme.
5.3 Der Abbau der Wortgrenzmerkmale betrifft fast ausschliesslich das
W ortende: die semantische Basis erhiilt ein immer grosseres Gewicht, die
syntaktische Bezugsangabe wird in zunehmendem Umfang aus der
W orteinheit herausgenommen und anderen Zeichen-Priipositionen,
Pronomina, W ortstellung-übertragen.

37 Hier wiire weiter zu fragen, unter welchen Bedingungen und in welcher zeitlichen
Abfolge die lat.Sprache Praeverbien zur semantischen Basis rechnete (früh ais ein-
heitlich aufgefasst: conde re, probus; erst spiit ais ein Wort verstanden: confiee re, aurifex).
Eine genauere Erorterung würde hier jedoch zu weit führen.
38 Das gilt auch für einsilbige Worter: Mit dieser Doppelfunktion hiingt wohl
zusammen, dass die lat.Sprache für autonome Worter ais Mindestumfang eine pro-
sodisch lange Lautfolge (cor ist bei Plautus noch ais Lange gemessen) verlangt, also
eine zweimorige Einheit: vgl.Kurylowicz, L'Accentuation des langues indo-européennes
(Wroclaw, 1958), S. 382.
MERKMALE DER WORTGRENZE IN DEN ALTITALISCHEN SPRACHEN 489
6 Anhangsweise noch ein W ort zum Akzent: bekanntlich schliesst man
aus der Binnensilbenschwachung im Lateinischen auf eine Periode der
lat.Sprachgeschichte, in der jedes Wort auf der ersten Silbe betont wurde. 39
Diese Periode sei dann spatestens im 3. Jahrhundert v.Chr. durch die
Akzentuierung nach dem "Dreisilbengesetz" abgelost worden, und man
hat mancherlei Hypothesen über Ursache und Verlauf dieses Umschwungs
aufgestellt. 40
6.1 Auch für diese Frage wird man beachten müssen, dass nicht nur der
W ortanfang sondern auch das W ortende eine Sonderstellung einnimmt.
Ein einseitig beherrschender Anfangsakzent wird dadurch von vornherein
unwahrscheinlich und die Betonung nach dem Dreisilbengesetz hort auf,
eine grundlegende Ânderung darzustellen: es ist eben die Sch!ussilbe, nach
der sich das Dreisilbengesetz orientiert; auch das Dreisilbengesetz ist
somit ein-freilich mittelbares-W ortgrenzphanomen. 41
6.2 Beachten wir weiter, dass bei der Betonung nach dem Dreisil-
bengesetz ausdrücklich bezeugt ist, dass die Akzentstelle die Stelle der
grossten Tonhohe im Wort ist,42 dann offnen sich weitere Wege, seine
Wirksamkeit mit der im Lautbild sichtbar werdenden Hervorhebung der
ersten und letzten Wortsilben in Einklang zu bringen. Man kann sich
vorstellen, dass in drei- und mehrsilbigen Wortern die Zweipoligkeit des
Nachdrucks, der den wortbegrenzenden Elementen zukam, sich einerseits
in einem grosseren Stimmdruck an den W ortgrenzen und andererseits in
einer Tonkurve ausserte, die beide Pole verband und deren Verlauf den
Regeln des Dreisilbengesetzes gehorchte. Diese Tonkurve und ihre
Verlaufsregel konnen dagewesen sein, ais die wortbegrenzenden Silben
ihren Schwerpunktcharakter noch voll besassen und-sei es beide, sei es
eine von ihnen43_durch besonderen Druck hervorgehoben werden konn-

39 Vgl.aber die abweichende Ansicht bei A. Meillet, MSL, XX (1916), S. 171, A.


Maniet, L'Évolution phonétique et les sons du latin ancien (Louvain, 1964), S. 28.-Eine
Ansicht, die der oben folgenden sehr nahesteht, scheint Durante, a.a.O., S. 98 zu haben,
wenn er die Binnenvokalschwiichung nicht dem Anfangsakzent zuschreibt, sondern ais
ein Korrelat der "relativen Wortdauer" ansieht.
40 Vgl.u.a. H. Hirt, Indogermanische Grammatik, Band 5, (Heidelberg, 1929), S. 72-81
(Nebeneinander von Anfangsbetonung und idg.freiem Akzent), F. Altheim, a.a.O.
(Anm. 3), S. 323-328 (Griechischer Einfluss), Kurylowicz a.a.O., S. 383 (Wirkung des
Wortrhythmus).
41 Gut dargestellt von Meillet, a.a.O., S. 166-171; Kurylowicz, a.a.O., S. 381-383.
42 So ausdrücklich die rom.Grammatiker; man muss sich allerdings vergegenwiirtigen,
dass der Verdacht, die ganze Akzenttheorie der rom.Grammatik beruhe auf grie-
chischen Vorbildern (so Lindsay, Die lateinische Sprache [Leipzig, 1897], S. 174 f.),
noch nicht endgültig beseitigt ist.
43 Was schliesst die Moglichkeit aus, dass es im vorhistorischen Latein statt eines
Anfangsakzents einen Endsilbenakzent gegeben hat? Das Dreisilbengesetz spricht eher
für letzteres !-Die Frage sei hier nur angedeutet; vielleicht lohnt es sich, ihr nachzugehen.
490 JÜRGEN UNTERMANN

ten. Die Tonkurve war damais freilich ein bi osses Korrelat des Wortrhyth-
mus und ohne eigenen Zeichenwert. Diesen konnte sie aber in der um das
Jahr 300 v.Chr. beginnenden Entwicklung erhalten, in der das Wort im
Lateinischen immer mehr seine Zweipoligkeit aufgab und zu einem
zentralisierten Gebilde wurde, das nach einem zentralen Akzent verlangte.
Universitiit zu Koln

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