Lautes Denken

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Introspektive Verfahren in der Sprachtestforschung 91

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Lautes Denken im Licht der Embodied Cognition:
neue Grenzen, neue Möglichkeiten in der
Schreibprozessforschung?

Anna Katharina Schnell


In the last three decades, think-aloud has become a popular method to collect data in
several research fields. Until recently the basic issues of mental information processing
during the process of thinking aloud seemed to be fairly clear. Due to the latest para-
digm shift in cognitive psychology, however, some fundamental methodological
questions have to be revisited. Specifically the emerging research disciplines ‘Embodied
Cognition’ and ‘Distributed Cognition’ propose a substantially new perspective on
human information processing. Utilising think-aloud data from a study on second
language writing, I will attempt to evaluate whether these new research perspectives can
make a contribution to the discussion of think-aloud methodology.

Einleitung
Obwohl es zum Verfahren des Lauten Denkens1 in den vergangenen rund 30
Jahren einige kontroverse methodologische Diskussionen gab, hat sich das Laute
Denken mittlerweile u. a. in der (fremdsprachlichen) Schreibprozessforschung,
in der Übersetzungsprozessforschung, in einigen Bereichen der kognitiven Psy-
chologie sowie in der Sprachlehr- und -lernforschung als anerkannte Erhebungs-
methode etablieren können. Der Einsatz des Lauten Denkens eröffnet je nach
Erhebungssituation, untersuchten Informantengruppen, Forschungsfragen und
Bezugsmodellen unterschiedlichste Einblicksmöglichkeiten in menschliche Denk-
und Verhaltensweisen. ForscherInnen, die mit der Methode des Lauten Denkens
arbeiten, sind deshalb u. a. mit einigen grundsätzlichen Fragen zu menschlichen
Repräsentations- und Verarbeitungsmechanismen konfrontiert. In den letzten
drei Jahrzehnten wurde bei dieser methodologischen Diskussion vor allem auf
verhältnismäßig einfache kognitionspsychologische Informationsverarbeitungs-
modelle rekurriert. Ausgelöst durch einen Paradigmenwechsel in der Kognitiven
Psychologie müssen nun allerdings grundlegende Fragen zu den inneren Ver-
arbeitungsmechanismen beim Lauten Denken neu diskutiert werden. Insbe-
sondere die Einbeziehung emotionaler, situationaler und sozialer Prozesse in die
Diskussion zur menschlichen Informationsverarbeitung scheint in Anbetracht

1
Unter Lautem Denken verstehe ich „eine spezielle Form der Introspektion, die sich […]
dadurch auszeichnet, dass die Versuchspersonen alles, was ihnen bei der Ausführung einer
konkreten Aufgabe durch den Kopf geht […], periaktional […], spontan und unselektiert
äußern […], wobei der Versuchsleiter möglichst wenig [bzw. gar nicht] eingreifen sollte
[…])“ (Göpferich 2008: 22).
Lautes Denken im Licht der Embodied Cognition 93

neuer kognitionspsychologischer und neuropsychologischer Forschungserkennt-


nisse unausweichlich. Eine erste Annäherung an dieses Thema soll im Rahmen
dieses Beitrags unternommen werden.
Im Folgenden gehe ich zunächst kurz auf die methodologischen Grundlagen
ein, die Mitte der 1980er Jahre von Ericsson/Simon zum Verfahren des Lauten
Denkens erarbeitet wurden, da sie bis heute für viele ForscherInnen, die mit dem
Verfahren des Lauten Denkens arbeiten, als Grundlage dienen. Anschließend
stelle ich kurz neuere kognitionspsychologische Ansätze vor – insbesondere die
Embodied und Distributed Cognition – und prüfe ihre Bedeutung für die Be-
wertung von Lautdenkdaten. Diskussionsgrundlage sind Ausschnitte aus Laut-
denkdaten, die im Rahmen einer Untersuchung zum fremdsprachlichen Schrei-
ben elizitiert wurden.

1 Methodologische Grundlagen des Lauten Denkens


Die methodologische Diskussion zum Verfahren des Lauten Denkens bewegt
sich seit nun rund 30 Jahren um mehrere wichtige Fragen (siehe dazu auch Arras
in diesem Band). Die erste – und m. E. wichtigste – Frage ist, was prinzipiell
durch das Laute Denken erhoben werden kann und – daraus resultierend – wie
relevant und umfassend diese Einblicke in Anbetracht unterschiedlicher For-
schungsfragen sind. Ein zweites bedeutsames Thema ist zudem, ob und wenn ja,
wie die Verbalisierungsaufgabe die normale Bearbeitung der Primäraufgabe
beeinflusst (Reaktivität). Darüber hinaus stellte sich in vorangegangenen Unter-
suchungen heraus, dass sich Menschen hinsichtlich ihrer Verbalisierungsfähig-
keit unterscheiden, wobei die Einblicksmöglichkeiten sogar innerhalb derselben
Aufgabenbearbeitung intraindividuell schwankend sind. Auch dieses Phänomen
muss bei einer methodologischen Diskussion zum Lauten Denken bedacht
werden. Wenn Lautes Denken in der Fremdsprachenforschung eingesetzt wird,
kommt darüber hinaus noch die Frage hinzu, ob in der L1 oder in der L2 laut
gedacht werden sollte (vgl. dazu z. B. Ericsson/Simon 1993: 249f., Heine 2010:
90f., Heine/Schramm 2007) und – im Fall, dass dieses den InformantInnen
freigestellt wird – wie die im Vorgespräch verwendete Sprache (L1 oder L2) die
Lautdenksprache (L1 oder L2) der InformantInnen bei der Aufgabenbearbeitung
beeinflusst (vgl. Heine 2005, 2010). Die Diskussion zu den Fragen nach den
Interferenzen2 zwischen der Verbalisierungsaufgabe und der Primäraufgabe, zur

2
Erwähnt sei, dass in jüngster Zeit eine statistische Metaanalyse zu Studien, die im Bereich
der Zweit- und Fremdsprachenforschung mit dem Verfahren des Lauten Denkens gearbeitet
haben, vorgelegt wurde (Bowles 2010). Die Forscherin konnte in ihrer Untersuchung u. a.
nachweisen, dass die Leistungen von InformantInnen, die gebeten wurden, ihre Gedanken bei
einer sprachlichen Aufgabe zu verbalisieren, nicht signifikant besser oder schlechter ab-
schnitten als die Kontrollgruppen, welche die Aufgabe ohne Lautes Denken bearbeiteten.
94 Anna Katharina Schnell

inter- und intraindividuell unterschiedlichen Verbalisierungsfähigkeit sowie zum


Einfluss der Rahmenbedingungen auf eine Lautdenkuntersuchung kann aus
Platzgründen hier nicht im Einzelnen nachgezeichnet werden (ausführliche
methodologische Diskussionen zu den o. g. Themen finden sich z. B. bei Bowles
2010, Ericsson/Simon 1993, Heine 2005, 2010, Heine/Schramm 2007, Krings
1986, 1994). Im Folgenden werde ich mich zunächst vor allem mit der Frage
beschäftigen, welche Einblicke prinzipiell durch das Laute Denken ermöglicht
werden. Dazu stelle ich kurz die kognitionspsychologischen Annahmen vor, auf
welche in den letzten Jahrzehnten im Rahmen der Diskussion zum Lauten
Denken am häufigsten rekurriert wurde, um diese anschließend im Rahmen
neuerer kognitionspsychologischer Entwürfe zur menschlichen Informationsver-
arbeitung zu diskutieren.

2 Ein Klassifikationsschema zur Validität von Lautdenkdaten


Die Frage, was grundsätzlich durch das Verfahren des Lauten Denkens erhoben
werden kann, ist nicht banal. Bis heute rekurrieren viele ForscherInnen, die sich
mit den methodologischen Grundlagen des Verfahrens des Lauten Denkens
auseinandersetzen, auf die theoretische Basis, welche die amerikanischen Psy-
chologen K. A. Ericsson und H. A. Simon 1984 (in einer überarbeiteten Version
1993) zum Lauten Denken, aber auch zu verbalen Daten insgesamt vorgelegt
haben (vgl. z. B. Bowles 2010, Beare/Bourdages 2007, Chi 1997, Heine 2005,
2010, Heine/Schramm 2007, Krings 1986, 1994). Ericsson/Simon (1993)
blicken bei Veröffentlichung ihrer Monografie auf eine rund 20-jährige For-
schungspraxis mit verbalen Daten zurück, beschäftigen sich mit Metaanalysen
zur Validität verbaler Daten und setzen sich zudem ausführlich mit den
Positionen der Gegner verbaler Daten auseinander. Darauf aufbauend entwick-
eln sie unter Rückgriff auf ein (bewusst einfach gewähltes) kognitions-
psychologisches Informationsverarbeitungsmodell ein Klassifikationsschema
zur Güteeinschätzung verschiedener Arten verbaler Daten im Allgemeinen und
zu Lautdenkdaten im Besonderen: Nach Einschätzung der Forscher können
kognitive Prozesse, die im Kurzzeitgedächtnis in nicht automatisierter, sprach-
lich kodierter Form ablaufen, ohne bedeutende Verzögerung und Verzerrung
verbalisiert werden. Ericsson und Simon bezeichnen diese Äußerungen als level-
1-Verbalisierungen und erwarten ein hohes Maß an Validität für diese
Verbalisierungsart (Ericsson/Simon 1993: 79).3 Wenn Informationen im Kurz-

Siehe hierzu auch den Forschungsüberblick speziell in Bezug auf Interferenzen beim
Übersetzen in Göpferich (2008: 27f.)
3
Gängige Sprachproduktionsmodelle (z. B. Levelt et al. 1999) widersprechen allerdings die-
sem Befund, da empirische Evidenz besteht, dass Enkodieren und Dekodieren unabhängige
Prozesse darstellen. Der eigene Output wird zum neuen Input, wenn er laut ausgesprochen
bzw. subvokalisiert wird. Es wird jedoch angenommen, dass SchreiberInnen diesen Rück-
Lautes Denken im Licht der Embodied Cognition 95

zeitgedächtnis nicht in sprachlicher Form, sondern z. B. bildhaft, emotional,


olfaktorisch etc. gespeichert sind, aber kurz nach dem Auftreten versprachlicht
(rekodiert) werden, sprechen die beiden Forscher von level-2-Verbalisierungen.
Durch die zeitliche Nähe zu der entsprechenden Aktivität können diese Aus-
künfte der InformantInnen ebenfalls als recht valide betrachtet werden. Aller-
dings muss durch den Rekodierungsaufwand damit gerechnet werden, dass diese
Verbalisierungen weniger vollständig auftreten als die level-1-Verbalisierungen
(vgl. dazu auch Krings 1994). Die Reihenfolge der Prozesse wird jedoch nach
Ansicht von Ericsson/Simon (1993) bei der Rekodierung nicht verändert. Es soll
vor allem die Zeit, die für die Rekodierung benötigt wird, sein, die dazu führt,
dass InformantInnen, die Aufgaben unter Lautdenk-Bedingungen bearbeiten,
wesentlich länger brauchen als Kontrollgruppen, die dieselben Aufgaben ohne
Verbalisierungsaufgabe bearbeiten (vgl. dazu auch Bowles 2010, eine leicht
kritische Einschätzung bieten auch Krings 1994: 213 und Cohen 1998). Wenn
von InformantInnen im Rahmen der Verbalisierung zusätzlich Abstraktionen,
Filterungen, Selektionen etc. verlangt werden, sprechen die Forscher von level-
3-Verbalisierungen. Bei diesem Verbalisierungstyp gibt es größere Validitäts-
probleme. Wenn dieser Verbalisierungstyp im Rahmen von periaktionalem Ver-
balisieren auftritt, können erhebliche Einflüsse auf die Bearbeitung der Pri-
märaufgabe nicht ausgeschlossen werden (vgl. dazu auch Heine/Schramm 2007).
Nachdrücklich betonen die Forscher, dass keiner der Verbalisierungstypen als
direkte Widerspiegelung der mentalen Verarbeitung gesehen werden sollte,
sondern es liege an dem/der ForscherIn, aus den teilweise sehr fragmentarischen
Äußerungen der InformantInnen den Zusammenhang zu mentalen Aktivitäten zu
rekonstruieren. Da sich Lautdenkdaten – wenn sie richtig erhoben werden – vor
allem aus level-1- und level-2-Verbalisierungen zusammensetzen, prognostizieren
die Forscher für diese Daten ein hohes Maß an Validität.
Will man nun mithilfe dieser grundsätzlichen methodologischen Einordnung-
en von Ericsson und Simon (1993) eine Einschätzung zu Lautdenkdaten vor-
nehmen, muss man zunächst einen Blick darauf werfen, welche Anteile der
menschlichen Kognition bei der Bearbeitung unterschiedlicher Aufgaben grund-
sätzlich potentiell nicht automatisiert ablaufen könnten. Bedingt durch einen
Paradigmenwechsel in der Kognitiven Psychologie lohnt es sich, diese Frage
grundsätzlich neu zu beleuchten.

kopplungseffekt – insbesondere beim Formulieren – auch ohne Aufforderung zum Lauten


Denken – sehr häufig nutzen (vgl. dazu auch Krings 1994). Sasaki (2008), Smagorinsky
(2001) und Swain (2006) haben mit Bezug auf soziokulturelle sprachtheoretische Über-
legungen ebenfalls darauf hingewiesen, dass Sprechen immer eine bedeutungskonstruierende
Funktion hat – eine Tatsache, die ebenfalls stärker in die methodologische Diskussion zum
Lauten Denken einbezogen werden muss (siehe dazu auch Knorr in diesem Band, Feick in
diesem Band).
96 Anna Katharina Schnell

3 Paradigmenwechsel in der Kognitiven Psychologie


In der Zeit, in der Ericsson und Simon ihre Monografie vorlegten, herrschte in
der Kognitionsforschung noch ein stark durch die Computerwissenschaften
beeinflusstes Subjektmodell vor. Menschliches Denken wurde in diesem Zuge
als serielle, amodale und abstrakte Symbolmanipulation modelliert. Erste Kon-
kurrenz zu dieser Konzeption kam bereits Mitte der 1980er Jahre durch Modelle
auf, die von einer parallelen Verarbeitung verschiedener Informationen aus-
gingen. Diese sogenannten konnektionistischen Modelle waren jedoch häufig
derartig vielschichtig und unübersichtlich, dass sie schnell an forschungsprakti-
sche Grenzen stießen. Aus diesem Grund sind sie auch bis heute wenig
verbreitet (vgl. Betsch et al. 2011: 20). Seit kurzem zeichnet sich nun jedoch ein
tiefgreifender Paradigmenwechsel hinsichtlich der subjekttheoretischen Annah-
men der Kognitionspsychologie ab. Unter Namen wie z. B. Grounded Cognition,
Embodied Cognition (auch Embodiment) und Distributed Cognition werden
Ansätze dominant, die stärker emotionale, soziale und situationale Aspekte der
menschlichen Informationsverarbeitung in den Blick nehmen (vgl. z. B. Barsalou
2008, Gendron et al. 2012, Shapiro 2011; gute Einführungen in das Thema
bieten z. B. Rickheit et al. 2010, Schwarz 2008). Im Rahmen dieser second
generation cognitive science (Sinha 2010) wird auch zunehmend grundsätzliche
Kritik an den traditionellen Informationsverarbeitungsmodellen der Kognitiven
Psychologie geübt:
Standard cognitive scientists see the brain as the complete organ of cognition because
they take cognition to consist in the algorithmic processes that mediate between a sym-
bolically encoded stimulus and a symbolically encoded response. But the possibility
that an organism’s interactions with the environment can suffice to extract invariants
from stimuli suggests an alternative conception of the locus of cognition. The
assumption that the brain functions as an inference engine begins to look misguided.
Still correct is the idea that cognition involves “intelligent” responses to stimuli, but
because the detection of stimuli requires active exploration of the environment, the
organs and processes of cognition extend beyond the brain in which information about
the environment is collected. The brain, in this view, is better conceived as a controller
and organizer of activities that result in the extraction of information than as a computer
for processing this information. (Shapiro 2011: 49)
Auch im Rahmen dieser neuen Ansätze wird von parallelen und vielschichtigen
Verarbeitungs- und Repräsentationsformen ausgegangen:
Im Gegensatz zu den klassischen Ansätzen der Kognitionswissenschaft beruht die An-
nahme modaler Kognitionstheorien darauf, dass Sprache in multiplen, verteilten Reprä-
sentationen verankert ist und auf kognitiven Fähigkeiten, wie Wahrnehmung, Handlung
und Introspektion (innere mentale- und Gefühlszustände) beruht [...]. (Hervorhebungen
i. O.; Rickheit et al. 2010: 105)
Die Hauptthese ist dabei, dass dem gesamten kognitiven Erleben sogenannte
‚multimodale mentale Simulationen’ zugrunde liegen, die im Laufe der Ontoge-
Lautes Denken im Licht der Embodied Cognition 97

nese erworben wurden und in aktuellen Situationen reaktiviert werden. Dabei


können je nach Kontext in unterschiedlichem Maß sensorische Perzeptionen,
körperliche, introspektive und affektive Zustände sowie situierte Handlungen,
Weltwissen und mentale Zustände anderer Personen eine Rolle spielen. Rickheit
et al. (2010) erläutern am Beispiel der Verarbeitung des Begriffs ‚Katze’ wie
man sich multimodale mentale Simulationen vorstellen kann:
Alle bisherigen Erfahrungen mit einem bestimmten Begriff, beispielsweise dem wahr-
genommenen Wort ‚Katze’, bewirken, dass im Gehirn multimodale Repräsentationen
dieses Begriffes aufgebaut werden: etwa das Streicheln einer Katze, ihr Abbild, das
Spiel mit ihr, das Fühlen der Krallen, ihr Geruch, das Hören des Schnurrens usw. Wenn
nun das betreffende Konzept während der Sprachverarbeitung umgesetzt werden muss,
werden diese multimodalen Erfahrungen automatisch reaktiviert und ermöglichen dem
Gehirn dadurch eine Simulation der relevanten Informationen. Dabei ist zu beachten,
dass Simulationen aus vielen dynamischen Komponenten bestehen und keine holisti-
sche Abbildung eines Objekts oder einer Situation liefern […]. Sie werden eher als
multimodale schematische Spuren gesehen […] und müssen uns nicht zwingend immer
bewusst werden […]. (Rickheit et al. 2010: 107)
In der Kognitiven Linguistik wurden im Rahmen dieser veränderten Annahmen
zur menschlichen Informationsverarbeitung in den letzten Jahren etliche in-
teressante Priming-Experimente durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Experi-
mente untermauern die These der starken Beteiligung von u. a. emotionalen,
situationalen und sozialen Komponenten an der menschlichen Sprachverarbei-
tung (einen guten Forschungsüberblick geben ebenfalls Rickheit et al. ebd.:
108f.; interessante theoretische Überlegungen zu Sprache und Emotion finden
sich auch in Schwarz-Friesel 2007). Erwähnt sei in diesem Zusammenhang
zudem, dass auch viele NeurowissenschaftlerInnen seit einigen Jahren nach-
drücklich darauf hinweisen, wie sehr kognitive Leistungen und rationale Hand-
lungen von emotionalen Prozessen beeinflusst werden (vgl. z. B. Damasio 2006,
Damasio/Kober 2007, 2009, Panksepp 2004, Roth 2004, 2009).
Was bedeutet nun aber eine derart andere Konzeption der menschlichen Infor-
mationsverarbeitung sowohl für die grundsätzliche methodologische Diskussion
zum Lauten Denken als auch für die Auswertung von Lautdenkdaten? Diese
Frage kann natürlich erst dann abschließend geklärt werden, wenn vollständige,
empirisch geprüfte Modelle von der Kognitionspsychologie vorgelegt und/oder
speziell auf diesen Aspekt ausgerichtete methodenbezogene Studien durchge-
führt werden. Zudem betreffen diese Umbrüche nicht nur das Laute Denken an
sich, sondern auch immer das Gegenstandsmodell und/oder die Beschreibungs-
ebene, die einer Untersuchung zugrunde gelegt werden (siehe auch Abschnitt
3.4). Dennoch möchte ich den Versuch wagen, diese neuen subjekttheoretischen
Vorstellungen im Hinblick auf die Einblicksmöglichkeiten des Lauten Denkens
bei der Herstellung eines fremdsprachlichen Textes zu diskutieren: Hält man
weiter an der Annahme von Ericsson/Simon (1993) fest, dass über Lautes Den-
ken (nicht sprachliche) nicht automatisierte Prozesse über Rekodierung und
98 Anna Katharina Schnell

nicht automatisierte sprachliche Kurzzeitgedächtnisinhalte direkt verbalisiert


werden können (siehe Abschnitt 2), muss im Rahmen der o. g. neuen subjekt-
theoretischen Annahmen davon ausgegangen werden, dass zusätzlich zu den
über die Verbalisierungen freigelegten, nicht automatisierten Kurzzeitgedächt-
nisinhalten noch etliche weitere innere Verarbeitungsmechanismen vermutet
werden können. Grundsätzlich lässt die Modellierung von Ericsson und Simon
zwar auch zu, dass nichtsprachliche Prozesse, die ins Kurzzeitgedächtnis ge-
langen, über Rekodierung versprachlicht werden können, es muss allerdings
vermutet werden, dass nur ein sehr geringer Teil dieser inneren Vorgänge
bewusst abläuft. Man bedenke, dass (erwachsene) Menschen eine jahrzehnte-
lange Gefühls-‚ Wahrnehmungs-, Situations- und Sprachsozialisation durchlaufen
haben. Hinzu kommt, dass sich im Rahmen der neuen Modelle auch die
Annahmen hinsichtlich der Natur der menschlichen Gedanken ändern. Wo
früher von seriellen Gedankenketten ausgegangen wurde, geht man heute davon
aus, dass das Denken sprunghaft, multimodal und synkretistisch (vgl. Boeckx
2010, Ortner 2003b) verläuft und nicht unwesentlich durch die Aufgaben-
stellung beeinflusst wird (vgl. Molitor-Lübbert 2003, Ortner 2000, 2003a,
2003b, 2007). Jedenfalls ist relativ sicher, dass „das Denken [...] im Normalfall
schneller [verläuft] als das Sprechen“ (Aguado 2004: 28). Es kann also vermutet
werden, dass Verarbeitungsmechanismen, wie z. B. emotionale, bildliche, senso-
motorische Simulationen, die ins Bewusstsein von InformantInnen gelangen,
wahrscheinlich eher wie ein schnelles Aufblitzen wahrgenommen werden.
Die erste Frage, die in diesem Zusammenhang im Folgenden beantwortet
werden soll, ist, ob sich Spuren von multimodalen Simulationen in Lautdenk-
daten finden lassen und ob es Hinweise darauf gibt, dass diese Auswirkungen
auf die Aufgabenbearbeitung haben (Abschnitte 3.1; 3.2; 3.3). Diese Diskussion
findet auf Grundlage von Beispielen aus Lautdenkdaten statt, die ich im Rahmen
meines Promotionsprojekts zur Entwicklung des fremdsprachlichen Schreib-
verhaltens von Studierenden erhoben habe (vgl. Schnell in Vorbereitung).4 Im
Anschluss daran wird kurz dargestellt, welche Phänomene durch das Laute
Denken in Verbindung mit der Herstellung eines fremdsprachlichen Textes
freigelegt werden können und welche weiteren Grenzen dabei auftreten.

4
Es handelt sich um Lautdenkdaten von Studierenden (Frankoromanistik, Bachelor), die zu
der Fragestellung La vie d’un étudiant est-elle préferable à celle d’un lycéen? dt. „Ist das
Studentenleben dem Schülerdasein vorzuziehen?“ (Übersetzung AKS) einen Text mit
mindestens 150 Wörtern schreiben sollten. Die Studierenden waren während der gesamten
Schreibzeit allein in einem Raum und durften ein- und zweisprachige Print- und Online-
Wörterbücher sowie eine Grammatik benutzen. Zusätzlich zu den Lautdenkdaten wurden
Bildschirmvideos des gesamten Schreibprozesses aufgezeichnet. Die in diesem Rahmen er-
fassten Schreibhandlungen wurden in den Lautdenkprotokollen in eckigen Klammern einge-
tragen (siehe Beispiele). Vor und nach der Erhebung der Lautdenkdaten wurden die Stu-
dierenden ausführlich zu ihren Lese-, Schreib- und Sprachlernerfahrungen befragt.
Lautes Denken im Licht der Embodied Cognition 99

3.1 Sensorische Perzeptionen in Lautdenkprotokollen


Sensorische mentale Simulationen lassen sich auf den ersten Blick nur in sehr
seltenen Fällen in den Verbalisierungen erkennen. Folgend sind einige der
wenigen Beispiele aufgeführt, die ich in meinem Korpus finden konnte:
1. […] la vie (singt) lala* ((lachend)) da gibts es doch auch so n Lied* ((1,1s)) oder nee
das fängt mit l’amour an na egal la vie […] (InformantIn A ft2).
2. […] ensourceler ach ne da hab ich doch gestern noch n Lied gehört […] (InformantIn
B ft1).
3. […] wir hatte sogar mal so n ekligen Lehrer ((1,1s)) toll jetz is mir schlecht […]
(InformantIn C ft1).
Im ersten Beispiel kam es zu einer inneren Simulation eines Liedes; im zweiten
Beispiel vermutlich ebenso. Im dritten Beispiel hat der Gedanke an einen Lehrer
sogar eine körperlich-emotionale Reaktion bei einem Informanten ausgelöst.
Auf den ersten Blick erscheinen diese Verbalisierungen allerdings wie nachgela-
gerte Assoziationsmomente, über die man kaum etwas über die inneren Generie-
rungsprinzipien erfahren kann. Zudem sind sie – wie bereits erwähnt – sehr
selten bzw. bei vielen InformantInnen gar nicht in den Lautdenkprotokollen zu
finden. Man könnte damit vermuten, dass Lautdenkdaten gar keine Chance
bieten, derartige innere Verarbeitungsmechanismen zu untersuchen. M. E. gibt
es neben der direkten Beobachtung aber noch einen anderen Weg, über welchen
man sich derartigen Phänomenen in Lautdenkdaten annähern kann: Es ist zu
bedenken, dass Lautdenkdaten aus Sprache bestehen. Sprache an sich ist ihrer-
seits ebenfalls ein kognitives Produkt, in dem bereits eine Reihe emotionaler,
situationaler und sozialer Prinzipien eingeschrieben sind. Unter Rückgriff auf
sprachtheoretische bzw. diskursanalytische Überlegungen kann damit u. U. doch
ein indirekter Zugriff auf u. a. auch unbewusste Verarbeitungsmechanismen
ermöglicht werden. Beispielsweise ist in Beispiel 3 auffällig, dass die Infor-
mantin von „wir“ spricht. Es kann vermutet werden, dass sie sich gerade in der
Schule sieht, umgeben von ihren KlassenkameradInnen, konfrontiert mit einem
„ekligen Lehrer“. Auch im folgenden vierten Beispiel – einer inhaltlichen
Planungssequenz – spricht die Informantin interessanterweise davon, ihre
„Schwester [zu] sehe[n]“. Dieses wirft die Hypothese auf, dass die Informantin
wirklich für einen kurzen Moment ihre stetig lernende Schwester visualisiert:
4. […] joa was noch? ((2,0 s)) keine Ahnung ((1,1s)) ich war immer total gestresst auf
jeden Fall ((1,7s)) mhh ((leichtes Kauen beim Reden)) wenn ich meine Schwester sehe
was die alles lernen muss worauf sie überhaupt keine Lust hat ((2,0s)) mhh ((2,4s)) joa
((2,4s))* ja wirklich dieser Stress einfach ne’ [le stress] […] (InformantIn B ft1).
Tenbrink (2010) argumentiert, dass gerade Lautes Denken eine besonders ge-
eignete Sprachproduktionssituation darstellt, um über sprachliche Eigenschaften
innere Repräsentations- und Verarbeitungsmechanismen zu untersuchen:
100 Anna Katharina Schnell

Da insbesondere Think-Aloud-Daten (und in eingeschränkter Form auch retrospektive


Berichte) ausdrücklich nicht zum Zwecke der Kommunikation (zur Erreichung be-
stimmter Diskursziele)5, sondern zur Repräsentation interner Vorgänge produziert wer-
den, liegt nahe, dass prominente Aspekte in den Sprachdaten prominente Aspekte in den
internen Repräsentationen widerspiegeln. (Hervorhebung i. O.; Tenbrink 2010: 6)
Insbesondere die inhaltlichen Planungssequenzen, die man in Lautdenkpro-
tokollen zum (fremdsprachlichen) Schreiben finden kann (siehe auch Beispiel
15), bieten eine große Anzahl sprachlich interessanter Phänomene und würden
sich damit m. E. gut für unterschiedlichste sprachbezogene Analysen eignen. Es
ist deshalb erstaunlich, dass bislang nur selten versucht wurde, in Lautdenk-
protokollen sprachliche Eigenschaften zu identifizieren, die sich als Indikatoren
für innere Verarbeitungsmechanismen eignen:
Sprache wird bei der Elizitierung und Analyse von Think-Aloud-Daten und retrospek-
tiven Berichten für gewöhnlich ausschließlich als Vehikel zur Vermittlung von Inhalten
betrachtet. Die sprachliche Struktur bzw. die Form, in der diese Inhalte transportiert
werden, und die systematischen Eigenschaften der frei produzierten Sprache werden
dabei typischerweise nicht berücksichtigt. (Tenbrink 2010: 6)
Über die stärkere Einbeziehung linguistischer und/oder diskurstheoretischer
Analysemethoden würde sich also ein völlig neuer Weg eröffnen, sowohl auf-
gabenbezogene Erkenntnisse zu erzielen als auch die Diskussion zu grund-
sätzlichen inneren Verarbeitungsmechanismen zu bereichern. Es wäre wünschens-
wert, wenn in diesem Rahmen nicht nur kognitionspsychologische, sondern
verstärkt auch soziokulturelle sprachtheoretische Überlegungen berücksichtigt
werden (siehe dazu auch Sasaki 2008, Smagorinsky 2001, Swain 2006, Feick
in diesem Band, Knorr in diesem Band). Das einzige mir bekannte Projekt, das
derzeit einen linguistisch-diskursanalytischen Ansatz in Kombination mit Laut-
denkdaten verfolgt, ist im Bremer Sonderforschungsbereich Spatial Cognition
beheimatet (siehe ebenfalls Tenbrink 2010; erstmals vorgeschlagen wurde dieses
Vorgehen m. W. übrigens von Caron/Caron-Pargue 1986). Solange derartige
Analysen und die dazugehörigen theoretischen Überlegungen für das (fremd-
sprachliche) Schreiben noch ausstehen, kann an dieser Stelle natürlich die Frage
nach den Auswirkungen unterschiedlicher sensorisch-perzeptueller Verarbeitungs-
mechanismen auf den Ablauf der Aufgabenbearbeitung an sich nicht geklärt
werden. Festgehalten werden kann jedoch, dass in den von mir erhobenen Laut-
denkprotokollen allein durch eine verhaltensbasierte Analyse kaum Erkenntnisse
zu sensorisch-perzeptuellen Verarbeitungsmechanismen gewonnen werden kön-
nen (siehe auch nächster Abschnitt).

5
Sasaki (2008) und Smagorinsky (2001) plädieren allerdings für eine andere Sichtweise. Mit
Bezug auf soziokulturelle sprachtheoretische Überlegungen, gehen die ForscherInnen davon
aus, dass jegliche Form der Versprachlichung eine selbst- oder fremdadressierte dialogische
Handlung darstellt (vgl. auch Feick in diesem Band, Knorr in diesem Band).
Lautes Denken im Licht der Embodied Cognition 101

3.2 Emotionale Prozesse in Lautdenkprotokollen


Auch wenn emotionale Prozesse m. E. teilweise zu den sensorisch-perzeptuellen
mentalen Simulationen gerechnet werden können (siehe unten),6 werden sie an
dieser Stelle gesondert diskutiert, da sie m. E. eine zentrale Rolle für das Hand-
lungsgeschehen spielen, wie an folgenden Beispielen verdeutlicht werden soll:
5. […] aller au bout de ses forces ((1,1s)) klingt doch gar nicht so schlecht ((2,1)) joa
das nehm ich mal […] (InformantIn D ft1).
6. […] Verantwortlichkeit Eigenverantwortlichkeit responsabilité personnelle ja ja das
gefällt mir […] (InformantIn B ft1).
7. […] la vie étudiante geht das? mh:, kenn ich das’ la vie étudiante ((1,1s)) la vie étudi-
ante hab ich irgendwie n ungutes Gefühl ((1,2s)) étudiante ((1,4s)) gucken wa das doch
lieber nach […] (InformantIn E ft1).
8. […] premier pas öh für die Zukunft pour in Richtung Zukunft ähm en direction keine
Ahnung d’avenir [on direction d] nee das sacht k/ das hört sich komisch an mh ((1,4s))
en direction ((1,2s)) mh, mh, mh, […] (InformantIn B ft3).
In den Beispielen 5 und 6 schlagen die beiden InformantInnen einen mutter-
sprachlichen Ausdruck in einem Wörterbuch nach und bewerten jeweils die ge-
fundenen L2-Äquivalente. Die Bewertungen „klingt gut“, „gefällt mir“ u. Ä. lassen
sich in den von mir erhobenen Lautdenkprotokollen zum fremdsprachlichen
Schreiben vergleichsweise häufig finden. Wie allerdings genau diese Gefühls- bzw.
Klangprobe innerlich vollzogen wird, ob sie sich interindividuell oder sogar von
Fall zu Fall unterscheidet, aus welchen Informationen sie gespeist wird, wie häufig
sie z. B. auch während des Formulierens und Lesens vorkommt etc., kann über das
Laute Denken nicht ermittelt werden. Auch Aguado (2004) stellt die Frage,
inwiefern die [beim Lauten Denken, AKS] zur Verfügung stehenden sprachlichen
Mittel ausreichen, die differenzierten, veränderlichen und flüchtigen mentalen bzw.
emotionalen Vorgänge und Zustände zutreffend, adäquat oder intersubjektiv nachvoll-
ziehbar zu beschreiben. (Aguado 2004: 28)
An diesem Punkt stoßen Lautdenkdaten bei der Rekonstruktion der an der Auf-
gabe beteiligten emotionalen Prozesse an eine empfindliche Grenze. Es besteht
jedoch m. E. kein Zweifel daran, dass diese emotionalen Bewertungsprozesse
maßgeblich das Handlungsgeschehen steuern. Anhand der Klangprobe entschei-
det sich beispielsweise sehr häufig, ob Ausdrücke, phraseologische Verbindung-
en, Konstruktionen etc. als akzeptabel eingestuft und verwendet werden oder ob
weitere Suchen eingeleitet werden, wie an den Beispielen 7 und 8 deutlich
6
Es ist selbstverständlich grob vereinfacht, von „emotionalen Prozessen“ zu sprechen.
Eigentlich müsste wenigstens zwischen Empfindungen, Gefühlen, Affekten, Zuständen und
ggf. Trieben unterschieden werden, die vermutlich ihrerseits ebenfalls ein komplexes System
bilden. Für eine erste Annäherung sollte meine Verallgemeinerung allerdings dienlich sein.
Ein sehr interessantes ganzheitliches Modell zu inneren Verarbeitungsmechanismen wurde
übrigens von dem Traumaforscher Peter Levine entwickelt (siehe Levine/Petersen 2011).
102 Anna Katharina Schnell

sichtbar wird. Emotionale Prozesse scheinen allerdings auch bei der Gesamt-
gestaltung eines Textes eine wichtige Rolle zu spielen:
9. […] moment irgendwas stimmt hier nicht c’est moi qui décide ce que je veux faire’
((1,2s)) j’ai beaucoup de l’autonomie dans ma vie’/ das passt doch irgendwie nich
((2,2s)) ähm ((1,5s)) das ist irgendwie doppelt ((2,1s)) oder ich brauch einen Übergang
[…] (InformantIn D ft2).
10. […] oh Gott das is jetz irgendwie komisch ((1,2s)) ich weiß gar nicht mehr was die
Frage war ((4,2s)) ach préférable ((1,6s)) dann stimmt das nich moment […]
(InformantIn B ft1).
11. […] A:H: wenn ich das jetzt noch reinbringe ist dann oben wieder alles Chaos […]
(InformantIn F ft2).
Besonders in Beispiel 9 wird deutlich, dass zunächst ein Gefühl da ist, dass
„irgendwas nicht stimmt“, und erst im nächsten Schritt analysiert der Informant
das Problem genauer. Aber auch die Beispiele 10 und 11 legen die Vermutung
nahe, dass Emotionen nicht nur (bewussten) Gedanken nachgelagerte Prozesse
sind, sondern SchreiberInnen wichtige Hinweise zu Problemen liefern, die sie
bewusst (analytisch) noch gar nicht durchdrungen haben. Einer der wenigen
Schreibforscher, der sich im Rahmen einer Untersuchung zu Schreibstrategien
von SchriftstellerInnen ebenfalls mit der Rolle von Gefühlen und Empfindungen
beim Schreiben beschäftigt hat, ist Ortner (2000):
Jeder Schreiber, fast jeder, weiß irgendwann, daß er mit seinem Text zu Rande gekom-
men ist (oder eben noch nicht). Warum weiß er das? Wie denn anders als gefühlsmäßig
sollte er wissen, ob er sein ihm mögliches Äquilibre erreicht hat? Er spürt es; er weiß es
intuitiv, aber er kann es rational kaum begründen, und er kann es – es analysierend –
kaum in Worte fassen.
Die gefühlsmäßige Bewertung verfestigt sich langfristig in Motiven, Einstellungen
und Dispositionen. Diese werden in ihrer Gesamtheit zu einer Art innerem Kompaß, der
bei der Aktualgenese als Leitinstanz immer dabei ist. (Ortner 2000: 161)
Es ist m. E. äußerst plausibel, dass unterschiedlichste sprach- und schreibbezo-
gene Erfahrungen, die ein(e) SchreiberIn im Laufe der Schreib- und Lese-
sozialisation gesammelt hat, in großen Teilen nicht bewusst vorhanden sind,
sondern in Form von Gefühlen und Empfindungen gespeichert wurden. Diese
werden dann beim Schreiben als „irgendetwas stimmt noch nicht“, „da passt was
nicht“, „das hört sich nicht gut an“, aber auch „genau das ist es, was ich sagen
wollte“ wahrgenommen. Aufgrund welcher Erfahrungen und Kenntnisse ein/e
SchreiberIn genau zu diesen Bewertungen kommt, kann ad hoc wahrscheinlich
in den wenigsten Fällen ermittelt werden. Levine/Petersen (2010) gehen davon
aus, dass unterschiedliche, in der Ontogenese erworbene Erfahrungen in sub-
tilen, meist nur unterschwellig wahrgenommenen Körperempfindungen gespeichert
werden. Es sind diese vielschichtigen körperlichen Signale, die (gesunden)
Lautes Denken im Licht der Embodied Cognition 103

Menschen dazu verhelfen, sich stetig in der Welt zu orientieren und ange-
messene Entscheidungen zu fällen – ohne stetig alles bewusst zu analysieren:7
Gedanken und Gefühle sind keine neuen und selbstständigen Prozesse, die unabhängig
von viszeralen Aktivitäten verlaufen; wir fühlen und denken aus dem Bauch heraus.
[…] Weniger schmeichelhaft für unsere Ichbezogenheit, konzentriert sich diese
(r)evolutionäre ‚von unten nach oben’-Sicht auf eine archaische, homöostatische Über-
lebensfunktion, welche die Vorlage für die neuronale Organisation und das Bewusstsein
liefert. Unsere sogenannten höheren Gedankenabläufe, in die wir inzwischen so vernarrt
sind, sind also eher Diener als Herren. (Levine/Petersen 2010: 311)
Man kann daher vermuten, dass Körperempfindungen auch beim (fremdsprach-
lichen) Schreiben wichtige Orientierungs- und Bewertungsgrundlagen liefern.
Bei schreibbezogenen Problemen sind zum Beispiel ein ungutes Gefühl im
Magen oder leichte Spannung in der Brust oder im Kopf denkbar. Das Auffin-
den einer passenden Formulierung könnte z. B. durch generelle (angenehme)
muskuläre und viszerale Entspannung angezeigt werden. Der große Vorteil eines
solchen felt sense (vgl. Gendlin 2008) ist, dass nicht alles kleinschrittig bewusst
analysiert werden muss. Aus informellen Gesprächen mit (dafür sensibilisierten)
SchreiberInnen weiß ich, dass die o. g. Körperempfindungen durchaus eine
alltägliche Erfahrung beim Schreiben sind. Diese emotionalen und empfin-
dungsbezogenen Verarbeitungsmechanismen sowie der potentiell bewusste Zu-
gang zu ihnen sind übrigens m. E. zwei wichtige Unterschiede zwischen Mensch
und Maschine (interessante biologisch-psychologische Überlegungen zum Auf-
bau, zur Funktion und zur Entwicklung des menschlichen Bewusstseins finden
sich ebenfalls bei Levine/Petersen 2010). In den von mir erhobenen Lautdenk-
protokollen ließen sich jedoch keine Verbalisierungen finden, die über eine
Steuerungsfunktion von Körperempfindungen beim Schreiben Auskunft geben.
Es ist deshalb davon auszugehen, dass auch diese inneren Verarbeitungsme-
chanismen zum größten Teil automatisiert – und u. U. parallel zu Gedanken –
verlaufen und deshalb nicht verbalisiert werden. Trotz der Schwierigkeit, diese
emotionalen und emotional-körperlichen Verarbeitungsmechanismen zu unter-
suchen, halte ich es für äußerst wichtig, derartige Überlegungen in die Dis-
kussion zum (fremdsprachlichen) Schreiben mit einzubeziehen. Es kann vermutet
werden, dass sich SchreiberInnen deutlich hinsichtlich ihrer schreibbezogenen
emotionalen und empfindungsbezogenen Wahrnehmungs-, Aneignungs-, Steue-
rungs- und Regulationsmechanismen differenzieren und diese große Auswir-
kungen auf das schreibstrategische Vorgehen haben. Zudem ist anzunehmen,
dass auch (fremd-) sprachliche Konzepte in Verbindung mit subtilen Körper-
signalen verarbeitet und reaktiviert werden und dass sich auch Fremdspra-
chenlernerInnen nicht unwesentlich dadurch unterscheiden, wie sehr sie Zugang
zu ihrem empfindungsbezogenen Sprachgefühl haben. Erstaunlich ist deshalb,
7
Levines Theorie stützt sich übrigens explizit auf das bereits 1981 von dem Psychologen
Gendlin entwickelte Konzept des felt sense (vgl. z. B. Gendlin 1981, 1998).
104 Anna Katharina Schnell

dass sich im Rahmen der Schreibforschung nur sehr wenige Forschende mit
emotionalen Prozessen beschäftigt haben (einige der wenigen Ausnahmen sind
neben Ortner 2000 z. B. Hayes/Nash 1996, Zimmerman/Kitsantas 2007). In
gängigen Schreibprozessmodellen (z. B. de Beaugrande 1984, Bereiter/Scarda-
malia 1987, Hayes/Flower 1980, Kellog 1994, Molitor 1987, Oerter/Montada
1982, Wrobel 2003) sowie Modellen zum fremdsprachlichen Schreiben (vgl.
Börner 1987, Chenoweth/Hayes 2001, Grabe 2001, Krings 1992, Portmann-
Tselikas 1991) spielen emotionale und empfindungsbezogene Prozesse keine
oder nur eine äußerst marginale Rolle. Ausführliche Kritik an diesem zweck-
rationalen Menschenbild der Schreibprozessforschung wurde übrigens ebenfalls
von Ortner (2000) geäußert. Deutliche Einwände gegen das mentalistische Sprach-
verständnis der Fremdsprachenforschung hat zudem Schwerdtfeger (2000) erho-
ben (siehe auch Küster 2004).
Hinsichtlich emotionaler Verarbeitungsmechanismen kann also festgehalten
werden, dass ein großer Einfluss auf die Abläufe beim (fremdsprachlichen)
Schreiben vermutet werden kann. Obwohl in Lautdenkprotokollen zum fremd-
sprachlichen Schreiben vereinzelt Spuren zu emotionalen Verarbeitungsmecha-
nismen erkannt werden können – teilweise übrigens deutlich auch über para-
linguale Merkmale – bleibt doch die genaue Beschaffenheit der emotionalen
Verarbeitung weitestgehend verborgen.

3.3 Sozial-kommunikative Prozesse beim (fremdsprachlichen)


Schreiben
Im Gegensatz dazu, dass es den meisten Schreibmodellen an einer Modellierung
der emotionalen Einflüsse auf das Schreiben fehlt, ist die große Bedeutung der
sozial-kommunikativen und handlungsorientierten Aspekte des Schreibens
häufiger diskutiert worden (vgl. z. B. Augst/Faigel 1986, Bereiter/Scardamalia
1987, Feilke/Augst 1989, Kruse 2006, Pohl 2007, Steinhoff 2007, Wrobel 1995)
In Lautdenkprotokollen sind allerdings auf direktem Weg kaum Hinweise auf
sozial-interaktive und kommunikative Prozesse zu finden. Einige der wenigen
Beispiele, die ich in meinem Korpus finden konnte, sind im Folgenden darge-
stellt (das ‚X’ steht anstelle des Namens eines/r der DozentInnen der sprach-
praktischen Veranstaltungen, an denen die Studierenden zum Untersuchungs-
zeitpunkt teilnahmen):
12. […] ok das stimmt jetz so grammatisch aber versteht natürlich kein Schwein was ich
damit sagen will deshalb jetzt noch mal ein SCHÖ:NES Beispiel nech wahr X […]
(InformantIn A ft2)
13. […] genau das hat doch X gestern gezeigt dass da immer ein Komma hinkommt
nach den ähm den Dingens ((1,2s)) articulateurs logiques […] (InformantIn B ft2)
Lautes Denken im Licht der Embodied Cognition 105
14. […] oh da würde X jetzt aber meckern mit dem ähm/ ((1,8s)) [löscht: la question
pourquoi] weg damit […] (InformantIn C ft2)
In Beispiel 12 realisiert die Informantin, dass ein/e LeserIn ihren soeben
verschriftlichten Gedanken nicht verstehen kann. Sie kommt auch gleich auf die
Lösung des Problems, nämlich zur Verdeutlichung ein Beispiel zu geben: „nech
wahr X“. Es kann vermutet werden, dass sich die Informantin an die Dozentin
erinnert, die einige Tage zuvor im Rahmen der Schreibkurse die Herstellung
einer guten Argumentationsstruktur in einem Text erklärt hat. In Beispiel 13
geht es zwar lediglich um eine Interpunktionsregel, aber auch an dieser Stelle ist
eine mentale Simulation der Unterrichtssituation zu vermuten. In Beispiel 14
übernimmt die Informantin ganz offensichtlich die LeserInnen-Perspektive der
Dozentin, wodurch eine Korrektur einer Formulierung erfolgt. Derartige Passa-
gen sind allerdings – wie bereits erwähnt – in den von mir erhobenen Lautdenk-
protokollen äußerst selten. Auch an dieser Stelle stoßen die Einblicksmöglich-
keiten des Lauten Denkens an eine empfindliche Grenze, da nach allem, was
insbesondere aus der Schreibentwicklungsforschung bekannt ist, die Perspektiv-
übernahme eines/einer potentiellen Lesers/Leserin ein steter Bestandteil des
(erwachsenen) Schreibens sein dürfte, in den Lautdenkprotokollen jedoch kaum
zu finden ist. Ein sprach- bzw. diskursanalytischer Zugang könnte m. E. auch
hinsichtlich dieser Phänomene eine interessante Alternative sein.

3.4 Schreibspezifische Einblicksmöglichkeiten


Nachdem nun einige vermutlich vorhandene innere Verarbeitungsmechanismen
genannt wurden, die sich in Lautdenkdaten nicht direkt bzw. nur sehr selten
rekonstruieren lassen, soll am Ende dieses Abschnitts noch einmal anhand eines
Beispiels darauf eingegangen werden, welche schreibspezifischen Einblicke
durch das Laute Denken im Rahmen einer fremdsprachlichen Textproduktion
ermöglicht werden. Dabei kann jedoch lediglich eine exemplarisch-deskriptive
Betrachtung vorgenommen werden. Welche Phänomene untersucht werden und
welche Analyseebene in einer Untersuchung zum fremdsprachlichen Schreiben
angestrebt wird, hängt von den Forschungsfragen sowie von den Bezugsmodell-
en und -theorien ab. Diese müssen sehr genau beschrieben und diskutiert werden
und können potentiell ganz unterschiedlicher Natur sein (vgl. dazu auch z. B.
Chi 1997, Heine/Schramm 2007, Kussmaul/Trikkonen-Condit 1995, Yang
2003). Zudem muss in einer zusammenhängenden Forschungsarbeit detailliert
beschrieben und diskutiert werden, anhand welcher Phänomene in den Laut-
denkprotokollen auf welche inneren Verarbeitungsweisen geschlossen wird.
Dieses kann im Rahmen des im Folgenden präsentierten und diskutierten
Beispiels nicht geleistet werden.
Zahlreiche Einblicke erhält man beim fremdsprachlichen Schreiben in Formu-
lierungstätigkeiten sowie in das Verhalten beim Lösen von Problemen, die durch
106 Anna Katharina Schnell

fremdsprachliche Kompetenzdefizite ausgelöst werden. Einige, allerdings weni-


ger gute Einsichten werden im Bereich des Planungs- und Leseverhaltens sowie
hinsichtlich der Evaluations- und Entscheidungstätigkeiten ermöglicht:
15. […] genau dann schreib ich jetzt noch was zu den Eltern dass die halt immer da sind
((1,1s)) obwohl die sind ja vielleicht auch nicht bei allen da aber so im Allgemeinen halt
en général ((1,1s)) man kann ja auch nicht auf jeden Einzelfall jetzt so ähm hä’ nee so
((1,1s)) äh eingehen ((1,2s)) les parents sont en général présents ((1,2s)) mh na ja also
so für die Wäsche und ja wie ähm ja so Haushaltsdinge insgesamt halt ((1,3s)) les
choses ménagères vielleicht? ((1,1s)) oder ja ja les parents s’occupent des choses
menagères das is gut ((1,1s)) les parents ((2,3s)) s’occupent ((1,2s)) mit E N T? ja is ja
les parents ähm en général [Les parents s’occupent en généale (Tk)] ((1,2s)) aber das
sind ja auch nich nur die choses ménagères sondern so das Administrative auch ((2,1s))
les choses administratives ((1,1s)) aber da ist dann ja der Haushalt wieder nicht drin
((2,5s)) Lebensdings Lebens/ ((1,3s)) ((gereizte Stimme)) wie heißt denn das?*
Lebensbelange Lebenshaltungsbelange? ((2,3s)) nja vielleicht ähm Lebens/ ((3,1s)) oder
genau Bedürfnisse kann man auch sagen ((3,4s)) [HSW8: Bedürfnisse] ja genau les
besoins das war Bedürfnisse ((1,1s)) nach Zuwendung ((unverständlich))* zu (?speziell)
hier habm was doch ((laut und freudig)) les besoins essentiels Bedürfnisse des täglichen
Lebens ha!* parfait ((1,3s)) dödödöm dependent de leurs professeurs ich hab den
articulateur logique ganz vergessen ((1,2s)) ähm en plus vielleicht ((1,1s)) en plus [En
plus] und dann mit il y a? ähm ((3,1s)) nee hatt ich nicht ((1,2s)) en plus il y a ((1,1s))
[il y a] und dann ((2,1s)) [L(es) => l(es)] qui ((1,1s)) [qui] s’occupent en général oder
ähm en plus en général les parents nee lass ich so des besoins essentiels ((1,9s)) oder de
tous besoins? oder/ is das denn weiblich? toutes besoins’ ((1,1s)) ich lass das hört sich
so oder so komisch an des leurs mit s weils ja wieder zweimal Plural ist und dann
enfants ((1,8s)) [des besoins essentiels de leurs enfants.] […] (InformantIn B ft3)
Anhand dieses längeren Ausschnitts aus einem Lautdenkprotokoll kann man gut
nachvollziehen, in welchen Schritten der Satz De plus il y a les parents qui
s’occupent des besoins essentiels de leurs enfants entstanden ist. In einem ersten
Schritt bringt die Informantin die Idee hervor, „jetzt noch was zu [der Rolle] der
Eltern [im Hinblick auf das Schülerleben]“ zu schreiben. Das inhaltliche
Problem, dass man die Aussage ‚Eltern sind für ihre Kinder immer da’ eigent-
lich nicht verallgemeinern sollte, löst die Informantin relativ schnell durch die
textsortenbezogene Regel: „Ich schreibe im Allgemeinen“. Dafür findet sie auch
gleich den passenden französischen Ausdruck en général. Die Informantin
versucht diesen Gedanken auch gleich in einem ersten Formulierungsversuch
umzusetzen. Dabei merkt sie jedoch, dass ihr Gedanke noch gar nicht ganz
ausgereift ist, und entwickelt ihre Idee zunächst in der L1 weiter. Interessant
dabei ist, dass das erste in diesem Rahmen aufkommende Problem gar kein
fremdsprachenspezifisches ist, sondern in einem gewissen Sinne ein onomasio-
logisches Problem darstellt, da die Informantin weder in der Mutter- noch in der
Fremdsprache für das, was sie sagen möchte, einen Ausdruck findet. Diese
Suche nach dem passenden Wort kann man bei der Informantin relativ häufig
8
HSW ist die Abkürzung für Hilfsmittel-Such-Wort.
Lautes Denken im Licht der Embodied Cognition 107

beobachten. Einige andere von mir untersuchte SchreiberInnen geben sich bei
ähnlichen Problemen wesentlich weniger Mühe und begnügen sich an derartigen
Stellen z. B. mit Aufzählungen oder weniger präzisen Ausdrücken. Die drei
Pausen in dieser Passage werfen allerdings die Frage auf, ob nicht noch weitere
Ausdrücke von der Informantin in Betracht gezogen, aber nicht verbalisiert
werden. Eine weitere interessante Beobachtung lässt sich in dem Beispiel zudem
im Anschluss an die Wörterbuchbenutzung machen. Der Informantin fällt ein,
dass sie „den articulateur logique [Konnektor] ganz vergessen“ hat. Diese
Aussage löst die Vermutung aus, dass die Informantin das Kohäsions-Prinzip
‚Benutze immer Bindewörter’ verfolgt – eine Vermutung, die übrigens anhand
anderer Passagen ihres Produktionsprozess noch untermauert werden kann. Eine
Auffälligkeit, die sich ebenfalls auf die Textgrammatik bezieht, findet sich in
dem Ausschnitt gleich im Anschluss. Die Informantin zieht in Erwägung, den
Satz En plus, il y a des parents qui […] zu schreiben, überprüft allerdings in der
kurzen Pause, ob sie il y a nicht bereits in einem vorangegangenen Satz
verwendet hat. Dieses lässt sich zum einen an der Verbalisierung „nee hatt ich
nich“, zum anderen mithilfe des Bildschirmvideos erkennen, in welchem sicht-
bar wird, dass die Informantin während der Pause mit dem Cursor über die
vorhergehenden Sätze fährt. Weitere aufschlussreiche Beobachtungen können
zudem hinsichtlich fremdsprachbezogener Phänomene gemacht werden. Dabei
sind die kurze Konjugationsunsicherheit hinsichtlich des Verbs occuper, die
Frage nach dem Genus von besoins sowie die Angleichung von leur zu nennen.
Ein weiteres fremdsprachenbezogenes Problem, bei welchem ein Wörterbuch
konsultiert wird, ist die Frage nach dem Übersetzungsäquivalent zu „Bedürf-
nisse“. Dieses kann allerdings sehr schnell dank des Hilfsmittels gelöst werden.
Durch die Verbalisierung „ja genau les besoins das war Bedürfnisse“ kann
jedoch vermutet werden, dass die Informantin den Ausdruck bereits kannte.
Bemerkenswert ist hinsichtlich der Wörterbuchbenutzung zudem, dass sich die
Informantin den Wörterbucheintrag trotz des gefundenen Ausdrucks noch
genauer anschaut. Dabei findet sie sehr schnell die Wendung „besoins essentiels
– Bedürfnisse des täglichen Lebens“, welche genau zu ihrem Ausdrucksbe-
dürfnis passt. Die Strategie, sich bei der Wörterbuchbenutzung nicht mit dem
ersten Übersetzungsäquivalent zu begnügen, sondern gewissenhaft den gesam-
ten Eintrag auf feste Wendungen zu untersuchen, lässt sich übrigens ebenfalls in
dem gesamten Lautdenkprotokoll der Informantin nachweisen. Dieses unter-
scheidet sie deutlich von einigen anderen von mir untersuchten studentischen
SchreiberInnen, welche die Wörterbucheinträge nicht oder nur selten genauer
anschauen.
Bereits anhand dieser kurzen Beschreibung wird deutlich, dass Lautdenk-
protokolle reichhaltige Einblicke in das Verhalten eines Schreibers/einer
Schreiberin ermöglichen. Die wichtigsten Fragen, die in diesem Rahmen beant-
108 Anna Katharina Schnell

wortet werden können, sind u. a.: In welchen Teilschritten entstand der Text,9
welche Probleme traten dabei auf und wie wurden diese gelöst? Einer reinen
Produktanalyse bleiben derartige Einblicke vollkommen verschlossen. Darüber
hinaus können – in dem präsentierten Beispiel vergleichsweise gut – das einigen
Bewertungen zugrundeliegende Konzeptionswissen bzw. das linguistische Ma-
krostrukturwissen (Textgrammatik- und Kommunikationsnormen im weitesten
Sinne) rekonstruiert werden. Zudem kommt auch in einigen Passagen das lingu-
istische Mikrostrukturwissen sehr gut zur Geltung. Allerdings sind derartig gute
Einblicke vergleichsweise selten. Bei einigen InformantInnen lassen sich z. B.
ausschließlich Formulierungs- und Lesetätigkeiten rekonstruieren. Insbesondere
hinsichtlich der textgrammatischen Planung besteht der begründete Verdacht,
dass alle von mir untersuchten InformantInnen stetig abstrahieren und perspek-
tivieren,10 diese Vorgänge allerdings nur dann rekonstruiert werden können,
wenn es dabei zu größeren Schwierigkeiten kommt. Diese Vermutung resultiert
zum einen daraus, dass in einigen Lautdenkprotokollen gar keine Verbalisie-
rungen zu textgrammatischer Planung zu finden sind, obwohl die entstandenen
Texte teilweise eine sehr gute Struktur aufweisen. Zum anderen lassen sich in
meinem Korpus auch einige (retrospektive) Metakommentare finden, die eben-
falls diese Annahme untermauern:
16. […] so noch mal die Aufgabenstellung ((1,1s)) wo ist sie denn ach ((2,3s)) genau
d’un étudiant ((2,1s)) [étudiant] manchmal hab ich das Gefühl ich denke zwar ähm/
oder ich denke so schnell dass ichs gar nich so schnell aussprechen kann ((1,3s)) weil
ich dann schon längst fertig gedacht habe und schon wieder was nächstes mache ir-
gendwie naja ((2,1s)) das ist so ein Denken ohne Worte […] (InformantIn B ft1)
17. […] dölöm dölöm ähm ((5,1s)) nee kann so bleiben ((1,2s)) [professeurs.] gut sorry
das ging gerade so schnell das konnte ich jetz nich alles sagen das waren ehr so Fetzen
ob ich das doch noch anders anordne wegen ((1,4s)) ähm der Aufgabenstellung ((2,1s))
oder ob das noch passt so das Argument war aber irgendwie noch komplizierter glaub
ich ((1,3s)) aber gut ich soll ja nichts erklären ((1,1s)) dann mal weiter […]
(InformantIn G ft1)
18. […] c’est pour cette raison que je vais discuter les côtés positives ja/ nur mal zur
Info ich hab gerad überlegt ob ich da noch einerseits anderseits reinbringen sollte
konnte ich aber nicht so schnell sagen passt aber auch nicht […] (InformantIn F ft2)
Bei der textgrammatischen Planung scheint es sich also ebenfalls um Prozesse
zu handeln, die bei den von mir untersuchten InformantInnen in großen Teilen
vollkommen automatisiert verlaufen. Dieses ist nicht verwunderlich, da die
9
Von Krings (1989) wurden übrigens drei interessante Datenanalysediagramme vorgeschla-
gen, mit deren Hilfe der Ablauf des (fremdsprachlichen) Schreibens systematisch dargestellt
werden kann. Ausführlich werden sie in Krings (1989: 403f.) dargestellt.
10
Interessante theoretische Überlegungen zum Prozess der Materialisierung von Gedanken
bei der Sprachproduktion im Allgemeinen sowie für das Schreiben im Besonderen haben z. B.
Chafe 1977, Molitor-Lübbert 2003, Ortner 1995, 2000, 2006 vorgelegt.
Lautes Denken im Licht der Embodied Cognition 109

jungen erwachsenen SchreiberInnen eine lange Schreibsozialisation durchlaufen


haben. Damit bleibt jedoch in den meisten Fällen noch ein weiterer, für die
Textproduktion konstitutiver innerer Vorgang verborgen – ein Umstand, der
m. E. in allen Untersuchungen zum (fremdsprachlichen) Schreiben dringend
beachtet werden muss. Bei Profi-SchreiberInnen, bei denen aufgrund der hohen
Automatisierung vieler Abläufe über Lautes Denken kaum Einblicke erwartet
werden können, hat es sich übrigens bewährt, statt mit dem Verfahren des
Lauten Denkens mit stimulated-recall-Interviews Daten zu elizitieren. Zwar
erheben die ForscherInnen, die mit diesem Verfahren arbeiten, nicht den An-
spruch, direkt mentale Aktivitäten der InformantInnen erfassen zu können, aber
„es wird [immerhin] offen gelegt, was ein Autor oder eine Autorin sich prinzi-
piell überlegt haben könnte“ (Hervorhebung i. O. Perrin 2001: 35). Wenn
Erkenntnisse zum Schreibprozess von weit fortgeschrittenen SchreiberInnen
erarbeitet werden sollen, ist dieses Vorgehen m. E. zu empfehlen (zu stimulated-
recall-Interviews bzw. videobasiertem Lauten Erinnern siehe auch Feick in
diesem Band und Knorr in diesem Band).
An den Beispielen 16, 17 und 18 lässt sich zudem noch eine weitere
interessante Überlegung, die m. W. bisher nicht in der Fachliteratur diskutiert
wurde, besprechen. Wenn InformantInnen gerade lesen, formulieren etc. – in der
Terminologie von Ericsson/Simon 1993 ausgedrückt: level-1-Verbalisierungen
produzieren (siehe Abschnitt 2) – könnte es u. U. zu Interferenzen mit level-2-
Verbalisierungen kommen.11 Insbesondere in Beispiel 18 liegt die Vermutung
nahe, dass der Informant den retrospektiv geäußerten Gedanken nicht parallel
aussprechen konnte, da sich seine Verbalisierungen gerade auf das Lesen
bezogen. Aber auch in den anderen beiden Beispielen (16, 17) äußern die Infor-
manten immer nach sprachbezogenen Tätigkeiten (Lesen und Schreiben), dass
sie ihre Gedanken nicht verbalisieren konnten. Auch hinsichtlich empfindungs-
bezogener Prozesse wurde in Abschnitt 3.2 bereits erwähnt, dass diese wahr-
scheinlich nicht häufiger verbalisiert werden, da sie vermutlich zeitgleich mit
anderen Prozessen auftreten. Es wäre sehr wünschenswert, dass auch hinsichtlich
dieser Phänomene methodenbezogene Untersuchungen durchgeführt werden.
Auch wenn aus Platzgründen an dieser Stelle nicht ausführlich auf die
Auswertung von Lautdenkprotokollen eingegangen werden kann, möchte ich
dennoch mit Blick auf die dargebotenen Beispiele eine kurze grundsätzliche
Einschätzung zur Analyse von Lautdenkdaten vornehmen. Die präsentierten
Ausschnitte aus den Lautdenkprotokollen und die in diesem Rahmen getätigten
Interpretationen zeigen m. E. deutlich, dass bei der Auswertung von Lautdenk-
protokollen im hohen Maße auch Kontextwissen einbezogen werden sollte.
Insbesondere in Beispiel 15 konnten wiederkehrende (schreib)strategische Ver-
haltensweisen der Informantin nur über die Einbeziehung des Wissens aus der
11
Für diesen Hinweis danke ich Dr. Thora Tenbrink (Universität Bremen).
110 Anna Katharina Schnell

Gesamtanalyse des Textproduktionsprozesses erkannt werden. Aber auch im


Rahmen der anderen, in diesem Aufsatz getätigten Analysen der Lautdenkdaten
war es nötig, dass ich mich so gut wie möglich in die InformantInnen hinein-
versetzte, um das Verhalten im Rahmen der Gesamtsituation zu interpretieren.
Eine solche Analysehaltung widerspricht teilweise der von Ericsson/Simon
(1993) vorgeschlagenen – und bis heute häufig eingesetzten – Auswertungsstra-
tegie, zunächst die Lautdenkprotokolle zu segmentieren und anschließend im
Rahmen einer Zufallsauswahl den Segmenten eine Kategorie zuzuweisen. Durch
die hier präsentierten Beispiele konnte m. E. jedoch gezeigt werden, dass es die
besonders fragmentarische Qualität von Lautdenkdaten zwar nötig macht,
fundierte Kriterien für die Kodierung von Lautdenkdaten zu entwickeln, aber
dass es ebenso wichtig ist, dass sich der/die AnalysatorIn mit viel Kontextwissen
und Intuition in die Handlungen, Gefühle und Gedanken der InformantInnen
hineinversetzt12 (vgl. dazu auch Yang 2003 sowie Krings 1994: 296).

4 Zusammenfassung und Perspektiven


Es konnte verdeutlicht werden, dass sich über Lautdenkdaten, die im Rahmen
einer fremdsprachlichen Textproduktion entstanden sind, zahlreiche grundlegen-
de sowie sprach- und schreibspezifische innere Verarbeitungsmechanismen
vermutlich nicht oder nur sehr bedingt freilegen lassen. Diese Grenzen sollten
bei jeder Forschungsarbeit bedacht, ausführlich diskutiert und – soweit dieses
möglich ist – durch den Einsatz komplementärer Erhebungsverfahren kompen-
siert werden. Weitere methodenbezogene Studien wären in Anbetracht des Para-
digmenwechsels in der Kognitiven Psychologie zudem sehr wünschenswert.
Außerdem sollte m. E. in nächster Zeit auch die Rolle der analysierenden Person
von Lautdenkprotokollen erneut diskutiert und definiert werden (siehe dazu
auch Smagorinsky 2001, Yang 2003) – insbesondere dann, wenn in Zukunft
auch emotionale, empfindungsbezogene, situationale und soziale Prozesse
stärker in die Datenanalyse mit einbezogen werden. Wenig genutzt wurde
zudem bisher die Möglichkeit, sprach- bzw. diskursanalytische Verfahren in
Verbindung mit dem Lauten Denken einzusetzen – eine Herangehensweise, die
ebenfalls vielversprechende Untersuchungsperspektiven eröffnen könnte. Trotz
der Tatsache, dass durch Lautes Denken vermutlich nur begrenzte Einblicke in
innere Repräsentations- und Verarbeitungsmechanismen ermöglicht werden,
halte ich den Einsatz des Verfahrens, ebenso wie Aguado (2004), dennoch für
gewinnbringend:
Es ist unbestritten, dass ein Großteil der kognitiven Verarbeitung und des emotionalen
Erlebens unbewusst verläuft; dies darf jedoch kein Argument dafür sein, dass diejenigen

12
Weitere Hinweise zur Auswertung von Lautdenkdaten finden sich u. a. bei Chi 1997, Heine
2010, Heine/Schramm 2007, Krings 1986, 1994, Kussmaul 1992 und Yang 2003.
Lautes Denken im Licht der Embodied Cognition 111
Zustände und Prozesse, die bewusstseinsfähig und somit verbalisierbar sind […] nicht
mittels introspektiver Verfahren untersucht werden sollten. (Aguado 2004: 32)
Abschließend möchte ich erwähnen, dass es insgesamt wünschenswert wäre,
wenn den emotionalen, empfindungsbezogenen, situationalen und sozialen Pro-
zessen sowohl in der (fremdsprachlichen) Schreibprozessforschung als auch in
der Sprachlehr- und -lernforschung deutlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt
würde. Wie in diesem Aufsatz gezeigt werden konnte, wirken sie wahrscheinlich
stärker auf das gesamte menschliche Erleben ein, als bislang angenommen bzw.
in vielen Untersuchungen berücksichtigt wurde.

Ich danke Prof. Dr. Hans Peter Krings, Prof. Dr. Lena Heine, Prof. Dr. Susanne
Göpferich, Prof. Dr. Karen Schramm, Dr. Thora Tenbrink, Linn Gralla und
Evelyn Bergman herzlich für die vielen hilfreichen Kommentare und
Anregungen zu meinem Aufsatz.

Literatur
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