D IB 38 Anwendungsbereich Des WBVG

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Informationsblatt Nr.

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Der Anwendungsbereich des WBVG
Das Wohn- und Betreuungsvertragsgesetz (WBVG) ist ein Verbraucherschutzgesetz und
regelt Verträge zwischen Unternehmern und volljährigen Verbrauchern, bei denen die
Vermietung von Wohnraum an das Erbringen oder Vorhalten von Pflege- oder
Betreuungsleistungen geknüpft ist. Es gilt für Menschen, die aufgrund ihres Alters, ihrer
Pflegebedürftigkeit oder wegen einer Behinderung auf Hilfen angewiesen sind.
Die Anwendbarkeit des WBVG ergibt sich in der vertraglichen Vereinbarungen zwischen
dem Unternehmer und dem Verbraucher und ist unabhängig von den Definitionen der
Wohn- und Einrichtungsformen des Wohnteilhabegesetzes. Es kommt nicht auf die
Bezeichnung der Einrichtung an. Für Verbraucher ist es wichtig, welches Recht für ihre
Verträge gilt. So ist z.B. die Kündigungsfrist nach dem WBVG deutlich kürzer als nach
den mietrechtlichen Vorschriften. Es kann auch für Angehörige wichtig sein: Wenn
pflegebedürftige Verbraucher versterben, enden Verträge nach dem WBVG sofort, nach
den mietrechtlichen Vorschriften geht das Mietverhältnis auf die Erben über und kann
dann erst mit einer Frist gekündigt werden. Die Anwendbarkeit des WBVG hat also z.B.
finanzielle Auswirkungen für die Verbraucher.

Welches Recht gilt für Verträge im Pflegeheim?


Im Pflegeheim bietet das Unternehmen Wohnraum und Pflege aus einer Hand an. Im
Regelfall bekommen Verbraucher einen Vertrag, in dem die Leistungen beschrieben sind.
Sie zahlen das Entgelt für den Wohnraum und die Pflege- bzw. Betreuungsleistungen an
das Unternehmen. Hier gilt immer das Wohn- und Betreuungsvertragsgesetz.

Welches Recht gilt in der Pflege-Wohngemeinschaft


Beim Einzug in eine Pflegewohngemeinschaft unterschreiben Verbraucher immer
mindestens zwei Verträge. Es werden ein Vertrag mit den Vermietenden über den
Wohnraum und ein Vertrag mit dem Pflegedienst über die zu erbringenden Pflege- und
Betreuungsleistungen geschlossen. Grundsätzlich gilt das WBVG nur für
Vertragsverhältnisse, in denen beide Leistungen in einem Vertrag vereinbart werden.
Um eine Umgehung des Gesetzes zu vermeiden, gilt das WBVG aber auch dann, wenn
die vom Unternehmer geschuldeten Leistungen Gegenstand verschiedener Verträge sind
und eine Verknüpfung zwischen dem Vertrag über die Wohnraumüberlassung und dem
Vertrag über die Erbringung der Pflege-und Betreuungsleistungen besteht. Das ist in
vielen Pflege-Wohngemeinschaften der Fall. Der Abschluss des Vertrages über den
Wohnraum wird meist davon abhängig gemacht, dass auch ein Vertrag über die
pflegerische Versorgung geschlossen wird.
Das WBVG ist deshalb häufig auch in der Pflege-WG anwendbar, wenn Vermietende und
Pflegedienste dieselben oder wirtschaftlich miteinander verbunden sind. Allerdings muss
man beachten, dass die Anwendbarkeit des WBVG in Verträgen mit Pflege-
Wohngemeinschaften in jedem Einzelfall geprüft werden muss. Eine allgemeingültige
Aussage lässt sich nicht treffen. In selbst organisierten Wohngemeinschaften ist das

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WBVG nicht anwendbar, hier ergibt sich die Verbindung der Verträge aus der WG-
Vereinbarung.
Wenn sich Verbraucher in der Wohngemeinschaft auf das WBVG berufen möchten,
müssen sie im Zweifelsfall beweisen, dass die Verträge tatsächlich verbunden worden
sind, dass sie also den Mietvertrag nur gleichzeitig mit dem bestimmten Pflegevertrag
abschließen konnten oder den Pflegedienst nicht wechseln können.

Welches Recht gilt in Einrichtungen wie „Betreutes Wohnen“ oder „Service


Wohnen“
Was betreutes Wohnen oder Service-Wohnen ist, ist rechtlich nicht definiert.
Grundsätzlich besteht diese Wohnform aus einer Kombination von Wohnen in einer Miet-
oder Eigentumswohnung mit einem Serviceangebot. Zu den vereinbarten
Serviceleistungen gehören häufig ein Hausnotruf, Hausmeisterdienste oder die
Vermittlung von Pflegeleistungen. Für diese Serviceleistungen ist eine „Grundservice
Pauschale“ vereinbart. Die Serviceleistungen können nicht getrennt vom Mietvertrag
gekündigt werden, auch wenn sie nicht gebraucht werden. Für diese Leistungen müssen
die Verbraucher deshalb unabhängig davon zahlen, ob sie in Anspruch genommen
werden oder nicht. Bei den vorgehaltenen Serviceleistungen handelt es sich allgemeine
Unterstützungsleistungen, wie die hauswirtschaftliche Versorgung sowie Fahr- und
Begleitdienste.
Diese Verträge fallen deshalb nicht unter das WBVG. Trotz der Bezeichnung als
„Betreutes Wohnen“ handelt es sich nicht um Betreuungsleistungen, sondern um
Unterstützungsleistungen. Sind andere Leistungen als die oben aufgezählten
vorgehalten, muss im Einzelfall geprüft werden, ob das WBVG anwendbar ist.

Gerne beraten Sie die Mitarbeitenden des Pflegestützpunktes

Kostenfreie Servicenummer: 0800 5950059

www.pflegestuetzpunkteberlin.de
Träger der Pflegestützpunkte sind das Land Berlin sowie die Pflege- und Krankenkassen in Berlin

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