2020 01 29 A AW Wohnbauförderung

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XVI.

Legislaturperiode XVI legislatura

AKTUELLE FRAGESTUNDE INTERROGAZIONI SU TEMI DI


ATTUALITÀ

Sitzung Nr. 47 seduta n. 47

vom 4.2.2020 del 4/2/2020

Antwort der Landesrätin Risposta dell'assessora Deeg


Deeg auf die Anfrage Nr. 34/2/2020, all’interrogazione n. 34/2/2020,
eingebracht von den Abgeordneten presentata dai consiglieri
Knoll und Atz Tammerle Knoll e Atz Tammerle

DEEG (Landesrätin für Soziales, Wohnbau, Familie und Senioren - SVP): Zu Frage Nr. 1: Ich
kann das mit einem ausdrücklichen und klaren Ja beantworten. Ich darf sagen, es ist nicht mehr vorgese-
hen, dass wir im neuen Wohnbauförderungsgesetz weiterhin das Lebensminimum heranziehen bzw. wollen
wir überhaupt das Thema der zukünftigen Finanzierung regeln. Ich glaube schon, dass es in primis Aufgabe
derjenigen Kreditinstitute ist, die die Finanzplanung im Konzept Wohnbau machen, zu bewerten, ob jemand
der sich für das "Lebensprojekt" (muss man in Südtirol schon fast sagen) bewirbt, also baut und sein Eigen-
heim realisiert, das machen kann.
Wir haben hier im Moment zwei Parameter, das Mindesteinkommen und das Lebensminimum. Das
Mindesteinkommen, glaube ich, ist eine sinnvolle Sache, das möchte wir auch beibehalten, einfach deshalb,
weil wir sehen und das habe ich letzte Woche auch gesagt, es wurde dann falsch wiedergegeben, aber
grundsätzlich ist es so, wenn wir in den letzten 10, 20 Jahren schauen, wie viele Ausfälle es im geförderten
Wohnbau gegeben hat von Menschen, die im Laufe der 20 Jahre Darlehenszeit nicht in der Lage waren, das
zurückzuzahlen, dann sind das Einzelfälle. Das heißt, die Tatsache, dass ein gewisses Einkommen nach-
gewiesen werden muss, damit man überhaupt zur Wohnbauförderung zugelassen wird, hat zur Folge, dass
die Menschen sehr überlegt an die Geschichte herangehen, sich auch im Vorfeld gut beraten lassen und wir
sehen dann, dass es immer Ausnahmesituationen sind, die dazu führen, dass Menschen nicht imstande
sind, das Konzept zu Ende zu führen. Warum? Weil es einen Krankheitsfall gegeben hat, weil es einen To-
desfall gibt oder weil eine Scheidung stattgefunden hat. Das sind die Daten, die erhalten wir derzeit von den
Kreditinstituten. Ich bin dabei, mir auch die Daten der entsprechenden Schuldnerberatungen einzuholen, um
zu schauen, ob das auch zutrifft. Wie gesagt, das Lebensminimum werden wir streichen. Wer kann schon in
die Zukunft schauen? Wir haben Familien, wo jemand in Teilzeit arbeitet, weil kleine Kinder da sind, meis-
tens die Frau. Da kann sich die Situation innerhalb weniger Jahre verändern und damit kann sich auch die
Rückzahlungsfähigkeit für ein Darlehen wieder erhöhen und die Finanzierung kann gegeben werden. Wir
werden das deshalb ändern.
Wir haben den Text des Wohnbauförderungsgesetzes schon seit längerem an die Anwaltschaft über-
mittelt. Es braucht jetzt etwas Zeit, um es zu begutachten. Ich führe derzeit die letzten Gespräche mit den
Interessensvertretungen, die uns Vorschläge zugeschickt haben, dann wird eine Einladung an die zuständi-
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gen Mitglieder der Gesetzgebungskommission ergehen, wo wir uns im Vorfeld noch einmal über den Text
grundsätzlich unterhalten werden. Ich glaube, wie ich in den letzten Wochen/Monaten gehört habe, dass das
Thema Wohnen doch ein Thema ist, das breiten Konsens findet, auch hier im Plenum. Ich glaube schon,
dass die Leute draußen sich am Ende erwarten, dass wir gemeinsam ein gutes Konzept auf den Weg brin-
gen. Deshalb vollste Bereitschaft, mit Ihnen über das Thema diskutieren zu wollen. Wie gesagt, sobald wir
den Text von der Anwaltschaft erhalten, können wir konkret beginnen.
XVI. Legislaturperiode XVI legislatura

AKTUELLE FRAGESTUNDE INTERROGAZIONI SU TEMI DI


ATTUALITÀ

Sitzung Nr. 47 seduta n. 47

vom 4.2.2020 del 4/2/2020

Replik des Abgeordneten Knoll Replica del consigliere Knoll


auf die Antwort der Landesrätin Deeg alla risposta dell'assessora Deeg
auf die Anfrage Nr. 34/2/2020 all’interrogazione n. 34/2/2020

KNOLL (SÜD-TIROLER FREIHEIT): Danke, das sind gute Nachrichten, die werden wir auch so wei-
tergeben. Wir kündigen an, dass wir dieses Gesetz in dieser Hinsicht unterstützen werden. Einen Punkt
möchte ich noch ansprechen. Sie haben gesagt, es gibt individuelle Fälle, wo ein Ereignis eintritt. Es ist zwar
eine subjektive Erfahrung, die wir machen, aber wir erleben es immer wieder, dass ältere Menschen zu uns
kommen. Offensichtlich ist es inzwischen so, dass Menschen mit Mitte 40, 50 sich in ein solches Projekt
stürzen (ich sage das jetzt bewusst überspitzt) ohne zu bedenken, was das fürs Alter bedeutet, wenn ein
Lebenspartner stirbt, krank wird oder früher in Pension gehen muss. Wir haben wirklich mehrfach mit Situati-
onen zu tun gehabt, wo Menschen zu uns gekommen sind, die mit Mitte 60 dastanden, in Pension waren
und ein Lebenspartner gestorben ist und die Schulden nicht zurückzahlen können. Diese Menschen sind
mehr oder weniger vor der Situation, auf der Straße zu stehen, weil das Objekt dann weg ist, weil die Ban-
ken keine Rücksicht darauf nehmen. Das stellt in Zusammenhang mit der Altersarmut ein sehr großes Prob-
lem in Südtirol in Zukunft dar. Wir müssen uns auch Gedanken machen, wie wir mit so einem Phänomen
umgehen. Es ist eines, wenn man in jungen Jahren einen Kredit aufnimmt, aber mit 50 Jahren noch einen
Kredit aufzunehmen für eine Laufzeit von 20 Jahren oder 25 Jahren, das ist etwas was sehr viele Menschen
ins Verderben stürzen kann und leider zumindest laut subjektiver Einschätzung (wir erleben das gehäuft in
letzter Zeit) inzwischen keine Einzelfälle mehr in Südtirol sind, sondern immer öfters passiert. Auf solche
Dinge sollten wir als Gesetzgeber Bezug nehmen.

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