Die Lehre
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Die Lehre
Vorwort ...................................................................................................................... 1
8 Anhang .............................................................................................................51
8.1 Adressen der Lehrlingsstellen bei den Wirtschaftskammern................................... 51
8.2 Weiterführende Informationen ................................................................................ 52
8.3 Abbildungsverzeichnis .............................................................................................. 53
8.4 Tabellenverzeichnis .................................................................................................. 54
Vorwort
Im Durchschnitt entscheiden sich rund 35% aller Jugendlichen nach der Pflichtschule einen
der fast 230 aktuellen Lehrberufe zu erlernen. 2021 bildeten, knapp 28.500 Betriebe über
100.700 Lehrlinge aus. Die Absolventinnen und Absolventen einer Lehrausbildung sind befä
higt, eigenständig und eigenverantwortlich den erlernten Beruf als qualifizierte Fachkräfte
auszuüben. Sie leisten damit einen entscheidenden Beitrag für die wirtschaftliche Entwick
lung und zur Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Unternehmen.
Ein modernes Berufsausbildungssystem muss rasch und flexibel auf neue Anforderungen
in der Wirtschaft, in neuen technischen Entwicklungen und insbesondere auf die Me
gatrends Digitalisierung, Klimaschutz, Nachhaltigkeit sowie Energie- und Ressourceneffizi
enz in den Arbeits- und Produktionsprozessen eingehen. Wir entwickeln die Lehrlingsaus
bildung daher durch neue Berufsbilder und die Einbeziehung neuer Elemente laufend wei
ter. Besonders erfreulich haben sich in den vergangenen Jahren Ausbildungsverbünde ent
wickelt, wo Lehrlinge - aber auch Ausbilderinnen und Ausbilder - neue, zusätzliche Qualifi
kationen wie zB neuartige umweltfreundliche Anwendungen, berufsbezogene Fremdspra
chen u.v.m. erwerben können.
Die Lehre ist eine gute Basis für berufliche Weiterbildung auf tertiärem Bildungsniveau. Ne
ben Meister- und Befähigungsprüfungen bieten auch immer mehr Bildungsanbieter, zB Fach
hochschulen, berufsbezogene und auf Lehrabsolventinnen und Lehrabsolventen zugeschnit
tene Lehrgänge an. Auch die Kombinationsmöglichkeit von Lehre mit Matura ist sehr gut in
Österreich etabliert und kann von Lehrlingen kostenlos in Anspruch genommen werden.
Die österreichische Bundesregierung hat sich daher zum Ziel gesetzt, die Lehrausbildung in
Österreich aufzuwerten, ihre Bedeutung für Unternehmen, Jugendliche und junge Erwach
sene hervor zu streichen und durch neue Maßnahmen zB für innovative Ausbildungsformen
oder zur Unterstützung nicht-traditioneller Zielgruppen gezielt zu fördern.
Die vorliegende Broschüre gibt einen umfassenden Überblick über die Lehrlingsausbildung
in Österreich. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre.
In Österreich kann nach der achten Schulstufe ein berufsbildender oder ein allgemeinbildender
Bildungsweg eingeschlagen werden, wie die untenstehende Grafik zeigt.
Neben dem dualen System bieten auf der Sekundarstufe II die als Vollzeitschulen einge
richteten berufsbildenden mittleren Schulen (ISCED 354, EQR 4) eine berufliche Ausbildung
mit Kompetenz zur unmittelbaren Ausübung eines Berufes als Fachkraft. Berufsbildende
höhere Schulen (ISCED 554, EQR 5) dauern fünf Jahre und schließen mit einer Reife- und
Diplomprüfung ab.
Die Berufsausbildung hat in Österreich einen hohen Stellenwert. Rund 35% der Jugendli
chen in Österreich erlernen nach Beendigung der Pflichtschule einen gesetzlich anerkann
ten Lehrberuf. Weitere 40% entscheiden sich für berufsbildende mittlere oder berufsbil
dende höhere Schulen. Insgesamt wählen somit rund 75% der österreichischen Schülerin
nen und Schüler einen beruflichen Bildungsweg.
Abbildung 2: Verteilung der Schülerinnen und Schüler in der 10. Schulstufe im Schuljahr
2020/2021; Quelle: Statistik Austria, Schulstatistik
Die berufliche Erstausbildung kann im Rahmen der dualen Berufsausbildung (Lehre und
Berufsschule) oder in Vollzeitschulen erworben werden. Berufsbildende Vollzeitschulen
gliedern sich in berufsbildende mittlere Schulen (zB technische und gewerbliche Fachschu
len, Handelsschulen, Schulen für wirtschaftliche Berufe), berufsbildende höhere Schulen
(zB höhere technische und gewerbliche Lehranstalten, Handelsakademien, höhere Lehran
stalten für wirtschaftliche Berufe, höhere Lehranstalten für Tourismus) und Schulen im Ge
sundheitswesen sowie im Bereich der Land- und Forstwirtschaft.
Die Ausbildung in der Lehre unterscheidet sich wesentlich von der beruflichen Ausbildung
in Vollzeitschulen:
• Die Ausbildung findet an zwei Lernorten, im Betrieb und in der Berufsschule, statt. Lehr
betriebe und Berufsschulen sind somit Partner bei der Ausbildung von Lehrlingen.
• Der Lehrling steht in einem Ausbildungsverhältnis mit seinem Lehrbetrieb und ist
gleichzeitig Schülerin bzw. Schüler einer Berufsschule.
• Die betriebliche Ausbildung umfasst den größten Teil der Lehrzeit.
• Die Lehrabschlussprüfung wird von Berufsexpertinnen und -experten abgenommen.
Der Schwerpunkt der Lehrabschlussprüfung liegt auf den für den Beruf erforderlichen
Kompetenzen.
Die gesetzliche Grundlage für die Lehre ist das Berufsausbildungsgesetz (BAG), BGBl. Nr.
142/1969 i.d.F. BGBl. I Nr. 86/2022, in welchem insbesondere der betriebliche Teil der Aus
bildung geregelt ist. Der berufsschulische Teil ist im Schulorganisationsgesetz (SchOG), BGBl.
Nr. 242/1962 i.d.F. BGBl. I Nr. 96/2022, geregelt.
Abbildung 3: Verteilung der Ausbildungszeit auf die Lernorte Betrieb und Berufsschule; Quelle:
BMAW
Mit Stichtag 31.12.2021 standen den Jugendlichen 28.461 Betriebe als Ausbildungsstätten
zur Verfügung. Durch die freiwillige Lehrlingsausbildung zeigen Unternehmen, dass sie ge
sellschaftliche Verantwortung übernehmen. An den betrieblichen Ausbildungsplätzen wird
eine qualitativ hochwertige und praxisnahe Berufsausbildung ermöglicht, die Jugendar
beitslosigkeit senkt und gleichzeitig den zukünftigen Bedarf an qualifizierten Fachkräften
sichert.
Rechtliche Eignung
Der Betrieb muss nach der Gewerbeordnung berechtigt sein, die Tätigkeiten durchzufüh
ren, in denen der Lehrling ausgebildet werden soll. Lehrlinge können aber nicht nur von
Gewerbebetrieben, sondern auch durch Ausübende freier Berufe, wie Apothekerinnen
und Apotheker, Architektinnen und Architekten, Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte,
Ziviltechnikerinnen und Ziviltechniker etc., sowie durch Vereine, Verwaltungsstellen und
sonstige juristische Personen ausgebildet werden.
Betriebliche Eignung
Der Betrieb muss so eingerichtet und geführt sein, dass dem Lehrling alle im Berufsbild
enthaltenen Kenntnisse und Fertigkeiten vermittelt werden können. Für jene Betriebe, die
nicht in der Lage sind diese in vollem Umfang zu vermitteln, besteht die Möglichkeit der
Lehrlingsausbildung im Rahmen eines Ausbildungsverbundes. Die Betriebsgröße ist für die
Lehrlingsausbildung nicht entscheidend. In jedem Unternehmen – auch in Einpersonen
unternehmen – können Lehrlinge eine Lehrausbildung absolvieren, sofern die Lehrlingsbe
treuung gewährleistet ist.
• Ende Dezember 2021 bildeten 28.461 Betriebe 107.593 Lehrlinge aus (inkl.
überbetrieblicher Lehrausbildung).
Die Tätigkeit als Ausbilderin bzw. Ausbildner ist neben bestimmten beruflichen Vorbildun
gen an den Nachweis berufspädagogischer und rechtlicher Kenntnisse geknüpft.
Diese Kenntnisse werden durch die Ausbilderprüfung festgestellt. Die Prüfung kann durch die
Absolvierung des vierzigstündigen Ausbilderkurses ersetzt werden. Einige Ausbildungen oder
Prüfungen (zB Meisterprüfung oder der Abschluss einer Werkmeisterschule) ersetzen die Aus
bilderprüfung.
Die meisten Ausbilderinnen und Ausbilder bilden im Rahmen ihrer beruflichen Haupttä
tigkeit aus, bei vielen größeren Betrieben gibt es jedoch auch hauptberufliche Ausbilde
rinnen und Ausbilder sowie Ausbildungsleiterinnen und Ausbildungsleiter.
• fachliche Qualifikationen
• berufspädagogisches Know-how
• einschlägige rechtliche Kenntnisse
Im Lehrvertrag (bzw. in einem Anhang) werden dabei jene Ausbildungsinhalte, die außer
halb des eigentlichen Lehrbetriebes vermittelt werden, sowie die „Verbundpartner“ (ge
eignete Betriebe oder Bildungseinrichtungen) vereinbart.
Verpflichtender Ausbildungsverbund:
Wenn ein Betrieb nicht alle Ausbildungsinhalte eines Lehrberufes vermitteln kann.
Freiwilliger Ausbildungsverbund:
Vermittlung zusätzlicher – über das Berufsbild hinausgehender – Kenntnisse und
Fertigkeiten.
Organisatorische Möglichkeiten:
• Wechselseitiger Austausch von Lehrlingen zwischen zwei oder mehreren
Betrieben
• Einseitige Entsendung von Lehrlingen in einen anderen Betrieb oder mehrere
Betriebe bzw. deren Lehrwerkstätten (in der Regel gegen Entgelt)
• Besuch von Lehrgängen oder Kursen in Ausbildungseinrichtungen gegen Entgelt
Kriterien für die Verleihung der staatlichen Auszeichnung sind unter an
derem Erfolge bei Lehrabschlussprüfungen sowie Landes- und Bundeswettbewerben, En
gagement im Bereich der Berufsinformation, Kooperationen des Lehrbetriebs sowie das
inner- und außerbetriebliche Weiterbildungsangebot für Lehrlinge sowie Ausbilderinnen
und Ausbilder.
Der Antrag für diese Auszeichnung ist beim Landes-Berufsausbildungsbeirat zu stellen, der
bei der Lehrlingsstelle des jeweiligen Bundeslandes eingerichtet ist, zu stellen.
Weitere Informationen:
Ziel des Staatspreises ist die Stärkung von Qualität, Innovation und Nachhaltigkeit in der
Lehrlingsausbildung.
Der Schwerpunkt der Ausbildung in der Berufsschule liegt mit zirka 65 % auf dem berufsfachli
chen Unterricht, der grundlegende fachtheoretische Kenntnisse vermittelt und eine Ergänzung
der fachpraktischen Ausbildung ─ zB. in Werkstätten, Laboratorien etc. ─ bietet. Rund 35% der
Schulzeit nimmt der allgemeinbildende Unterricht ein. Im Rahmen des Fachunterrichts erfolgt
auch eine fachpraktische Ausbildung (zB in Werkstätten, Laboratorien, etc.).
Der Lehrling ist zum Besuch der Berufsschule verpflichtet und wird entsprechend dem
Standort des Lehrbetriebes zum Berufsschulbesuch einberufen. Die Lehrlinge werden nach
einem mit der Ausbildungsordnung abgestimmten Lehrplan unterrichtet. Die Klassen wer
den nach einzelnen Lehrberufen oder bei Splitterlehrberufen mit sehr geringen Lehrlings
zahlen auch nach Gruppen verwandter Lehrberufe ausgebildet.
Die Vielfalt der Organisationsformen geht auf die Abstimmung zwischen Wirtschaft und
der Schulverantwortlichen zurück und berücksichtigt den Bedarf der einzelnen Branchen
bzw. Regionen.
Des Weiteren wird neben der persönlichen Eignung eine mindestens dreijährige, einschlä
gige Berufspraxis für die Zulassung zum Studium vorausgesetzt.
Derzeit gibt es in Österreich 212 gewerbliche und 15 land- und forstwirtschaftliche Lehr
berufe (Stand Mai 2022). Sie sind als Einzel-, Gruppen-, Schwerpunkt- oder Modullehrberuf
eingerichtet und bundesgesetzlich geregelt.
Für die land- und forstwirtschaftlichen Lehrberufe gibt es eigene Regelungen. Im Land- und
forstwirtschaftliche Berufsausbildungsgesetz (LFBAG) sind die Grundsätze der Ausbildung
festgelegt. Die Bundesländer erlassen darauf aufbauend die Detailregelungen.
In jeder Ausbildungsordnung wird das spezifische Berufsbild des Lehrberufs festgelegt. Das
Berufsbild ist der „Lehrplan“ für den Lehrbetrieb. Es enthält – nach Lehrjahren gegliedert
– die beruflichen Kompetenzen, die dem Lehrling während der betrieblichen Ausbildung
vermittelt werden müssen. Bei neu geregelten Lehrberufen wird neben dem Berufsbild
auch ein Berufsprofil formuliert, in welchem die beruflichen Anforderungen, die der fertig
ausgebildete Lehrling erfüllen kann, aufgezählt werden. Der Lehrplan der Berufsschule kor
respondiert mit der Ausbildungsordnung. In vielen Berufen wird das Berufsbild durch Aus
bildungsleitfäden und -materialien ergänzt.
Weitere Informationen:
Nach Lehrjahren:
11 Modullehrberufe (unterschiedliche Lehrzeit: 3- bis 4-jährig)
7 2-jährig
141 3-jährig
37 3 ½-jährig
16 4-jährig
15 Jeweils 3-jährige Land- und forstwirtschaftliche Lehrberufe
Stand: Mai 2022; Quellen: Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft - Lehrberufsliste sowie Bundes
ministerium für Land, Regionen und Wasserwirtschaft
Kompetenzorientierung ist sowohl in der allgemeinen als auch beruflichen Bildung ein aktu
eller Schlüsselbegriff, der den Wandel von einer Input- zu einer Output-Orientierung in zent
raler Weise prägt. In diesem Kontext ist auch die gesetzliche Implementierung des Nationa
len Qualifikationsrahmens zu sehen (NQR-Gesetz von 2016), das österreichischen Qualifika
tionen auf Basis von Lernergebnissen eine Zuordnung zu acht verschiedenen Niveaus ermög
licht. Die Lehrlingsausbildung wurde mittlerweile auf Niveau 4 (NQR 4) zugeordnet.
Diese verbindliche Einordung stellt neue Anforderungen an die Entwicklung von Lehrberu
fen dar. Es muss sichergestellt werden, dass das entsprechende Niveau bei Lehrberufen
auch eingehalten wird. Darüber hinaus muss sich dieses Niveau auch in entsprechend for
mulierten Lernergebnissen ausdrücken. Diese neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen
erforderten eine Anpassung des formalen Prozesses zur Lehrberufsentwicklung sowie der
Formulierungsprinzipien der Ausbildungsziele.
Die Initiative für eine Neuordnung geht im Allgemeinen von den betroffenen Branchen so
wie den zuständigen Ministerien und den Sozialpartnern aus. Aber auch internationale
Entwicklungen und Bildungsprogramme tragen hierzu bei.
„Digitale Kompetenzen“:
Um die digitalen Kompetenzen in die Lehrlingsausbildung zu integrieren, werden
„digitale Kompetenzen“ in alle neuen Ausbildungsordnungen einzelner Lehrbe
rufe eingearbeitet und auch völlig neue Lehrberufe (wie z.B. „Applikationsentwick
lung - Coding“ und „E-Commerce-Kaufmann/E-Commerce-Kauffrau“) geschaffen.
„Green Skills“:
Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Energie- und Ressourceneffizienz sind zentrale The
men in der Lehrberufsentwicklung. Im Mai 2022 ist die neue Ausbildungsordnung
„Metalltechnik“ in Kraft getreten, in die grüne Kompetenzen implementiert wur
den. Diesem Modell folgend, werden die Lehrberufe “Elektrotechnik“ und „Instal
lations- und Gebäudetechnik“ fertiggestellt und beinhalten ebenfalls grüne Kom
petenzen. Der Lehrberuf „Kraftfahrzeugtechnik“ wird demnächst einer systemati
schen Überarbeitung unterzogen.
Am Anfang des formalen Prozesses der Lehrberufsentwicklung steht die Einbringung eines
Vorschlags für ein neues Berufsbild im BMAW. Die Vorarbeiten der in der Regel branchen
internen Entwicklung dieses Vorschlags werden vom formalen Prozess nicht erfasst.
Bei positiver Einschätzung veranlasst das BMAW die Durchführung von bis zu drei Work
shops zur detaillierten Ausarbeitung mit von den Sozialpartnern nominierten Expertinnen
und Experten sowie Vertretern der Berufsschulen (die Zahl der Expertinnen und Experten
orientiert sich an Zweckmäßigkeit und Verfügbarkeit). Nach Abnahme durch das BMAW
erfolgt eine abschließende sozialpartnerschaftliche Abstimmung sowie eine Beschlussfas
sung im Bundes-Berufsausbildungsbeirat.
Ausarbeitung Erarbeitung des Berufsbildes mit Expertinnen und Experten aus dem Berufsfeld
des neuen oder zu modernisierenden Lehrberufes
Finale Abstimmung Abstimmung mit den Sozialpartnern und dem Berufsschulbereich im Bundes-
Berufsausbildungsbeirat
Weitere Informationen:
• Eine gute Übersicht und Beschreibung der Lehrberufe bietet die Plattform
www.bic.at.
Grundmodul
Im Grundmodul werden jene Kenntnisse und Fertigkeiten vermittelt, die für die Ausfüh
rung grundlegender Tätigkeiten des Modullehrberufes erforderlich sind. Das Grundmodul
umfasst mindestens zwei Jahre. In begründeten Ausnahmefällen kann es auch nur ein Jahr
dauern.
Spezialmodul (optional)
Das Spezialmodul vermittelt Kenntnisse und Fertigkeiten für spezielle Dienstleistungen,
Produkte bzw. deren Herstellung. Es umfasst einen Ausbildungszeitraum von einem hal
ben oder einem ganzen Jahr und kann zusätzlich absolviert werden.
Kombinationsmöglichkeiten
Innerhalb dieses Systems können verschiedene Module miteinander kombiniert werden:
• Jeder Lehrling eines Modullehrberufs muss zuerst das Grundmodul und dann das ge
wählte Hauptmodul (Grundmodul + Hauptmodul) absolvieren. Anschließend kann zur
Lehrabschlussprüfung angetreten und die Lehrausbildung abgeschlossen werden.
• Darüber hinaus kann zwischen Lehrberechtigtem und Lehrling die Ausbildung in ei
nem weiteren Hauptmodul (Grundmodul + 1. Hauptmodul + 2. Hauptmodul) oder
• einem Spezialmodul (Grundmodul + Hauptmodul + Spezialmodul) vereinbart werden.
Zu beachten ist, dass bei der Ausbildung die Gesamtlehrzeit von maximal vier Jahren nicht
überschritten werden darf.
Mehr Flexibilität ist aber nicht nur bei der Gestaltung der Ausbildung gegeben. Auch bei
der Einführung neuer Ausbildungsinhalte schafft dieses „Bausteinsystem“ einen größeren
Handlungsspielraum. Anstatt einen gesamten Lehrberuf zu modernisieren bzw. den drin
genden Qualifikationserfordernissen der Wirtschaft anzupassen, können bei bestehenden
Modullehrberufen auch einzelne Module ausgetauscht, aktualisiert bzw. hinzugefügt wer
den. Damit kann rascher auf veränderte Branchenbedürfnisse reagiert werden.
Das hat auch den Vorteil, dass die Anzahl der Lehrberufe nicht kontinuierlich steigt und
fördert zudem die Übersichtlichkeit der Lehrberufslandschaft.
Achtung:
Nicht alle Haupt- und Spezialmodule lassen sich miteinander kombinieren. Für be
stimmte Spezialmodule kann ein bestimmtes Hauptmodul Voraussetzung sein.
Es ist für Jugendliche nicht immer einfach, aus den 227 Lehrberufen den passenden auszu
wählen und den dazu idealen Lehrbetrieb zu finden. Verschiedene Services und Initiativen
unterstützen sie dabei, wie zum Beispiel:
Der Lehrvertrag zwischen Lehrberechtigtem (Lehrbetrieb) und Lehrling bildet die Grundlage
der Berufsausbildung im dualen System. Er muss in schriftlicher Form abgeschlossen werden.
Ist der Lehrling noch minderjährig, muss der Lehrvertrag auch von der gesetzlichen Vertreterin
bzw. vom gesetzlichen Vertreter des Lehrlings unterschrieben werden. Standardisierte Formu
lare werden von den Lehrlingsstellen der Wirtschaftskammern (siehe dazu Kapitel 4.2 auf Seite
33 bzw. Anhang 8.1 auf Seite 51) der einzelnen Bundesländer zur Verfügung gestellt.
Die Lehrlingsausbildung ist auch für Maturantinnen und Maturanten einer allgemeinbil
denden höheren Schule (AHS) eine interessante Option. Die Umsetzung einer Lehrausbil
dung für Personen mit einer Reifeprüfung erfolgt in Österreich folgendermaßen:
Verkürzte Lehrzeit: Mit Einverständnis des Lehrbetriebs kann bei Maturantinnen und Matu
ranten die Lehrzeit (ab drei Jahren Lehrzeit) um ein Jahr verkürzt werden. Für Absolventinnen
und Absolventen von berufsbildenden höheren Schulen kann es für fachbezogene Lehrberufe
weitgehendere Anrechnungen (sogar bis zum Ersatz der gesamten Lehrzeit) geben.
Grundlage der bundesweit einheitlichen Standards für die Duale Akademie ist eine BMAW-
Richtlinie. Die Qualifikation „Duale Akademie Professional“ („DA Professional“) wurde in den
Fachrichtungen Mechatronik, Applikationsentwicklung/Coding und Großhandel dem NQR
Niveau 5 zugeordnet. Ab dem Ausbildungsjahr 2022/2023 soll zusätzlich noch die Fachrichtung
„Elektrotechnik“ österreichweit ausgebildet werden.
• Seit Beginn des ersten Lehrgangs 2018/19 haben insgesamt 321 Teilnehme
rinnen und Teilnehmer mit der DA begonnen. Davon haben 63 bereits die
Lehrabschlussprüfung und weitere 50 den DA-Professional (NQR Level 5) ab
geschlossen. Rund 500 Betriebe haben angegeben, dass sie einen DA-Trainee
aufnehmen möchten (Quelle: Bundesbüro für die DA, Mai 2022)
• Für das Unternehmensservice steht das Bundesbüro für die DA zur Verfügung.
• Alle Informationen zur DA und den angebotenen Berufen finden sich unter:
www.dualeakademie.at
Seit Herbst 2008 besteht in Österreich mit dem Förderprogramm „Berufsmatura: Lehre mit
Reifeprüfung“ für alle Lehrlinge die Möglichkeit, die Berufsreifeprüfung kostenfrei und pa
rallel zur Lehre zu absolvieren.
Durch die Berufsreifeprüfung (Berufsmatura) wird in Österreich die Berechtigung zum Hoch
schulzugang (Universitäten, Fachhochschulen, Pädagogischen Hochschulen oder Kollegs) er
worben.
In jedem Bundesland gibt es zumindest eine Projektpartnerschaft, die für die Anmeldung
und Organisation der Vorbereitungskurse zuständig ist. Der Einstieg in die Vorbereitungs
kurse ist in allen Lehrberufen ab dem ersten Lehrjahr möglich. Die Vorbereitungskurse
können außerhalb der Arbeitszeit besucht werden. Mit Einverständnis des Lehrbetriebs
können die Kurse aber auch während der Arbeitszeit absolviert werden. Im Einvernehmen
mit dem Lehrling kann dafür die Lehrzeit um maximal 18 Monate verlängert werden. Eine
Verlängerung der Lehrzeit ist jedoch nicht zwingend.
Hinweis:
Die Berufsreifeprüfung kann auch nach der Lehrlingsausbildung begonnen wer
den. In diesem Fall ist der Besuch von Vorbereitungslehrgängen auf die Berufsreif
prüfung jedoch mit Kosten verbunden, sofern keine sonstigen Bildungsförderun
gen zur Verfügung stehen.
Seit der Einführung 2008 ist die Teilnehmerinnen- und Teilnehmerzahl an den bundesweit an
gebotenen Kursen zur Vorbereitung auf die Berufsreifeprüfung um mehr als das Vierfache ge
stiegen. Zwischen November 2021 und April 2022 nahmen 10.557 Lehrlinge aktiv am Pro
gramm teil. Der Frauenanteil betrug knapp 45%. Damit waren Frauen im Vergleich zu ihrem
Anteil in der dualen Ausbildung überrepräsentiert. Für diese Personen wurden im Zeitraum
November 2021 bis April 2022 die Kosten für insgesamt 24.489 Kursteilnahmen übernommen.
Insgesamt haben seit Beginn des Programms 2008 bis Ende April 2022 bereits 11.904 Lehr
linge das Programm „Lehre mit Matura“ erfolgreich absolviert.
Bei einem Wechsel von einer Ausbildungseinrichtung in einen Betrieb oder umgekehrt
wird die bereits im selben Beruf absolvierte Ausbildungszeit angerechnet. Die überbetrieb
liche Lehrausbildung schließt mit der Ablegung der Lehrabschlussprüfung ab.
Dauer Die reguläre Lehrzeit wird um ein, Zwischen einem Jahr und drei Jahren
in Ausnahmefällen um zwei Jahre
verlängert
• Insgesamt befanden sich Ende Dezember 2021 8.375 Lehrlinge in einer Be
rufsausbildung gemäß § 8b BAG. Dies bedeutet eine Steigerung gegenüber
Dezember 2020 von 0,7%.
Anmerkung: Die Zahlenwerte geben die Anzahl aller Lehrlinge in einer Berufsausbildung gemäß § 8b Berufs
ausbildungsgesetz zum 31.12. des jeweiligen Jahres an.
3.7 Lehrabschlussprüfung
Ziel der Lehrabschlussprüfung ist es, festzustellen, ob sich die Prüfungskandidatin bzw. der
Prüfungskandidat die im betreffenden Lehrberuf erforderlichen Fertigkeiten und Kennt
nisse angeeignet hat und in der Lage ist, die für diesen Beruf notwendigen Tätigkeiten
selbst fachgerecht auszuführen. Die Lehrabschlussprüfungen sind dem Niveau 4 im Natio
nalen Qualifikationsrahmen (NQR) zugeordnet.
Die Lehrabschlussprüfung gliedert sich in eine praktische und eine theoretische Prüfung.
Die theoretische Prüfung entfällt, wenn die Prüfungskandidatin bzw. der Prüfungskandidat
die Berufsschule positiv abgeschlossen hat.
Auch Personen, die keine formale Ausbildung (Lehre oder Schule) durchlaufen haben, kön
nen gemäß § 23 Abs. 5 Berufsausbildungsgesetz (BAG) zur Lehrabschlussprüfung antreten
Mit der Novellierung des Berufsausbildungsgesetzes (BAG) 2011 wurde der Zugang zur
Lehrabschlussprüfung erweitert. Die Regelung im § 23 Abs. 11 BAG sieht vor, dass Lehrlings
stellen die Ablegung der praktischen Lehrabschlussprüfung in zwei Teilen festlegen können.
Der erste Teil besteht aus einer Feststellung der bereits erworbenen Qualifikationen der Prü
fungskandidatin bzw. des Prüfungskandidaten, während im zweiten Teil der Prüfung die
noch fehlenden Qualifikationen nachzuweisen sind. Diese Regelung gilt, wenn die Prüfungs
kandidatin bzw. der Prüfungskandidat
• das 22. Lebensjahr bereits vollendet und
• die vom Landes-Berufsausbildungsbeirat als geeignet eingestuften Bildungsmaßnah
men im Rahmen von Projekten zur Höherqualifizierung absolviert hat.
Zusätzlich zur Beispielprüfung wird auch die Qualifizierung der Prüferinnen und Prüfer der
Lehrabschlussprüfung unterstützt. Für ausgewählte Berufe stehen den Prüferinnen bzw.
Prüfern Leitfäden zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es ein zweiteiliges zertifiziertes Prü
ferinnen- bzw. Prüfertraining. Es kann österreichweit auf Basis des Curriculums der LAP-
Clearingstelle besucht werden.
Weitere Informationen:
www.qualitaet-lehre.at/duale-berufsbildung/qualitaetssicherung-in-der-
lehre/lap-clearingstelle/
4.1 Bundesebene
Bundes-Berufsausbildungsbeirat (B-BAB)
Die Mitglieder des Bundes-Berufsausbildungsbeirates werden vom Arbeits- und Wirt
schaftsministerium auf Vorschlag der Sozialpartner (Wirtschaftskammer Österreich, Bun
desarbeitskammer) eingesetzt. Ihm gehören in beratender Funktion auch Berufsschulleh
rerinnen und Berufsschullehrer an. Der Bundes-Berufsausbildungsbeirat legt dem Arbeits-
und Wirtschaftsministerium Stellungnahmen und Konzepte vor, die bei der Erlassung oder
Abänderung von Verordnungen zu berücksichtigen sind. Des Weiteren erstellt der Bundes-
Berufsausbildungsbeirat Gutachten (zB zur Modernisierung von Lehrberufen) im Auftrag
des BMAW.
• bildet die rechtliche Grundlage für die einzelnen Lehrberufe und ihre Entwicklung
• regelt den betrieblichen Teil der Lehrausbildung
• enthält alle Rechte und Pflichten der Lehrlinge und Lehrberechtigten
• ordnet die Lehrabschlussprüfungen
• regelt die Anerkennung von im Ausland abgeschlossenen Berufsausbildungen
• regelt die Qualifikation der Ausbilderinnen und Ausbilder
• regelt die integrative und überbetriebliche Berufsausbildung, die nicht in ei
nem Lehrbetrieb, sondern in einer Schulungseinrichtung stattfindet
• definiert Förderungen, Unterstützungsleistungen und Zusatzangebote für
Lehrlinge und Lehrbetriebe
4.2 Landesebene
Lehrlingsstellen
Die in den Wirtschaftskammern der einzelnen Bundesländer eingerichteten Lehrlingsstel
len fungieren als Berufsausbildungsbehörde erster Instanz. Sie prüfen (gemeinsam mit Ver
treterinnen und Vertretern der Kammern für Arbeiter und Angestellte) die Eignung der
Lehrbetriebe in sachlicher und personeller Hinsicht und sind für die Prüfung und Protokol
lierung der Lehrverträge zuständig. Sie haben sich grundsätzlich um alle Fragen im Inte
resse des Lehrlings und der Lehrbetriebe zu kümmern und diesbezüglich umfassende Be
ratung sicherzustellen. Sie werden hierbei durch die Lehrlings- und Jugendschutzstellen
der Kammern für Arbeiter und Angestellte unterstützt. Die Vorsitzenden der Prüfungs
kommissionen sind von der Lehrlingsstellenleiterin bzw. vom Lehrlingsstellenleiter auf
grund eines vom Landes-Berufsausbildungsbeirat (siehe weiter unten) einzuholenden Vor
schlages zu bestellen. Auch die Lehrabschlussprüfungen und die Förderungen für Lehrbe
triebe werden von den Lehrlingsstellen abgewickelt.
Landes-Berufsausbildungsbeiräte
Als Beratungsgremium auf Landesebene sind die Landes-Berufsausbildungsbeiräte einge
richtet, die ebenfalls sozialpartnerschaftlich besetzt sind. Ihnen obliegt das Verfassen von
Stellungnahmen, Vorschlägen und Anregungen, die das Lehrlingswesen im jeweiligen
Bundesland unmittelbar betreffen. Die Vorsitzenden von Lehrabschlussprüfungskommis
sionen werden auf ihren Vorschlag bestellt.
Bildungsdirektionen
Den Bildungsdirektionen obliegen die Qualitätssicherung bzw. die Wahrung der in ihren
Zuständigkeitsbereich fallenden Agenden sowie die Umsetzung der Bundesrahmenlehr
pläne in Form der Landeslehrpläne.
Ausbildungsbetriebe
Die bzw. der Lehrberechtigte ist verantwortlich für die Lehrlingsausbildung. In ihrem bzw.
seinem Betrieb wird der Lehrling zu einer qualifizierten Fachkraft ausgebildet. Sie bzw. er
wird dabei von den Ausbilderinnen und Ausbildern unterstützt.
Berufsschule
Die Berufsschulen stehen mit den Lehrbetrieben in einem direkten Kontakt. Das ist eine
der wesentlichsten Vorbedingungen für eine optimale Erfüllung des Bildungsauftrages.
Die Kosten für die betriebliche Ausbildung werden vom jeweiligen Lehrbetrieb getragen.
Die schulische Ausbildung (Berufsschule) wird von der öffentlichen Hand finanziert. Damit
entfällt der weitaus größte Teil der Kosten für die Berufsausbildung in der Lehre auf die
Betriebe.
Den größten Anteil der Kosten für die Lehrlingsausbildung bildet das Lehrlingseinkommen.
Die Höhe ist in den Kollektivverträgen festgelegt. Wenn keine kollektivvertragliche Rege
lung vorliegt, muss das Lehrlingseinkommen individuell im Lehrvertrag vereinbart werden.
Das Lehrlingseinkommen steigt in jedem Lehrjahr an und beträgt im letzten Lehrjahr durch
schnittlich etwa 80% des entsprechenden Fachkräftegehalts.
Im Zuge seiner Ausbildung trägt der Lehrling jedoch durch seine produktive Arbeit auch zur
Produktivität des Lehrbetriebes bei. Die produktive Leistung des Lehrlings steigt mit jedem
Lehrjahr an.
Für Lehrlinge gelten seit 2016 begünstigte Beitragsregelungen für die Sozialversicherung:
• Krankenversicherungsbeitrag: Der Krankenversicherungsbeitrag fällt vom ersten bis
zum letzten Lehrjahr an. Der Beitragssatz beträgt während der gesamten Lehrzeit
3,35%. Der Lehrling hat davon 1,67% und der Dienstgeber 1,68% zu tragen.
Zudem gibt es für die Lehrlingsausbildung verschiedene Förderungen (siehe Abschnitt 5.1,
Seite 37).
Die Kosten der Ausstattung der Berufsschulen mit Maschinen, Geräten und Lehrmitteln
werden von den Schulerhaltern, das sind in der Regel die Bundesländer, getragen. Die Kos
ten für das Lehrpersonal jeweils zur Hälfte vom Bund und vom jeweiligen Bundesland.
Tabelle 2: Vergleich der öffentlichen Ausgaben für die berufliche Erstausbildung pro Lehrling bzw.
Schülerin und Schüler (2019/2020); Quelle: Bericht zur Situation der Jugendbeschäftigung und
Lehrlingsausbildung in Österreich 2020-2021, Wien 2022
Fact Box: Öffentliche Ausgaben für die berufliche Erstausbildung pro Lehrling bzw. Schülerin und Schüler
pro Jahr (2019/2020)
Für Lehrlinge und Lehrbetriebe gibt es zahlreiche öffentliche Förderungen. Die einzelnen
Förderarten der betrieblichen Lehrstellenförderung sind in den beiden Richtlinien:
• Richtlinie gemäß § 19c Abs.1 Z 1-7 Berufsausbildungsgesetz (BAG) und
• Richtlinie gemäß § 19c Abs.1 Z 8 Berufsausbildungsgesetz (BAG) geregelt.
5.1.1 Basisförderung
Die Basisförderung ist eine an der Höhe des kollektivvertraglichen Lehrlingseinkommens
orientierte und nach Lehrjahren gestaffelte Förderung. Sie kann vom Lehrbetrieb jeweils
nach Abschluss eines Lehrjahres beantragt werden und beträgt:
• für das 1. Lehrjahr drei kollektivvertragliche Bruttolehrlingseinkommen
• für das 2. Lehrjahr zwei kollektivvertragliche Bruttolehrlingseinkommen
• für das 3. bzw. 4. Lehrjahr je ein kollektivvertragliches Bruttolehrlingseinkommen
• für halbe Lehrjahre ein halbes kollektivvertragliches Bruttolehrlingseinkommen
Darüber hinaus werden zur Erhöhung der Chancen auf eine erfolgreiche Berufsausbildung
(insbesondere zur Vorbeugung von Ausbildungsabbrüchen) sowie zur Anhebung der Aus
bildungsbeteiligung insbesondere in Bereichen mit wenigen Ausbildungsbetrieben Bera
tungs-, Betreuungs- und Unterstützungsleistungen gefördert. Dazu zählen u. a.:
• Coaching und Beratung von Lehrlingen sowie Beratungsleistungen für Betriebe
• die Bereitstellung von Ausbildungsleitfäden
• die Sicherung der Qualität der Lehrabschlussprüfung durch die Einrichtung der LAP-
Clearingstelle
Die Finanzierung der betrieblichen Lehrstellenförderung erfolgt aus Mitteln des Insolvenz-
Entgelt-Fonds (ein Teil der Einnahmen des Fonds ist für die Lehrstellenförderung reser
viert). Die Förderung des Arbeitsmarktservice (AMS) werden aus Mitteln der Gebarung der
Arbeitsmarktpolitik finanziert.
Weitere Informationen:
Gefördert werden:
• Mädchen in Berufen mit geringem Frauenanteil
• Jugendliche, die am Arbeitsmarkt benachteiligt sind
• Personen mit besonderem Förderbedarf sowie
• Personen, die zu Beginn des Lehrverhältnisses das 18. Lebensjahr vollendet haben, und
deren Beschäftigungsproblem aufgrund von Qualifikationsmängeln durch eine Lehr
ausbildung gelöst werden kann (dazu zählen auch AHS-Maturantinnen und -Maturan
ten).
Weitere Informationen:
Ziel des QML-Prozesses ist, dass ein höherer Anteil an jungen Menschen die Lehre beendet
und dann über eine positive Lehrabschlussprüfung verfügt, ohne das Niveau der Prüfungen
zu senken.
Im Jahr 2020 haben 34.093 Lehrlinge (inklusive Überbetriebliche Lehrausbildung) ihre Lehr
zeit abgeschlossen. Davon haben 16,4% bis Ende 2021 keinen darauffolgenden Lehrvertrag
abgeschlossen und auch keine Lehrabschlussprüfung (LAP) absolviert. Sie gelten somit als
Lehrabbrecherinnen bzw. Lehrabbrecher (Drop-Out-Quote). Von den verbleibenden 28.494
Lehrlingen haben 89% bis zum Ende 2021 die Lehrabschlussprüfung bestanden.
Weitere Informationen:
www.wko.at -> Bildung und Lehre -> Lehrlingsausbildung -> Daten zum QML
Die Politik des Arbeits- und Wirtschaftsministeriums will diese besonderen Stärken Öster
reichs erhalten bzw. weiterentwickeln:
• Sicherstellung des Wertes der Lehrlingsausbildung
• Förderung von lebenslangem Lernen, das formales, nicht-formales und informelles
Lernen umfasst
• Gewährleistung der Mobilität sowie der Transparenz und Anerkennung der Berufs
qualifikationen von Österreicherinnen und Österreichern im Ausland. Dazu soll insbe
sondere eine adäquate Einstufung der Lehrabschlüsse im Nationalen Qualifikations
rahmen (NQR) beitragen.
• Teilnahme an europäischen Austauschprogrammen insbesondere Erasmus plus für
Lehrlinge, Fachkräfte und Ausbilderinnen bzw. Ausbildern
• Weitere Förderung der Mobilität durch die Umsetzung der EU-Empfehlung zu einem
Leistungspunktesystem für die Berufsbildung (ECVET)
• Intensivierung der Berufsbildungsforschung, vor allem in Richtung der Schaffung ge
eigneter und zukunftsweisender Berufsbilder (wirtschafts- und arbeitsmarktrelevante
Kompetenzen)
• Enge Zusammenarbeit der einzelnen Regionen in Europa, mit dem Ziel, ausreichende
Ausbildungsplätze und Ausbildungsinfrastruktur sicherzustellen
• Einbeziehung der europäischen Dimension in die Berufsausbildung, um die Kommuni
kationsfähigkeit zu stärken und das Verständnis für andere Lebensarten zu fördern
Zwischen Österreich und der Bundesrepublik Deutschland besteht ein Abkommen über
die Zusammenarbeit in der Berufsbildung und über die gegenseitige Anerkennung von be
ruflichen Prüfungszeugnissen. Bisher konnten bereits rund 270 österreichische berufliche
Auch mit Ungarn wurde ein Abkommen über die Zusammenarbeit in der Berufsbildung
und über die gegenseitige Anerkennung von beruflichen Prüfungszeugnissen abgeschlos
sen. Auf Basis dieses Abkommens konnten 23 österreichische Lehrabschlussprüfungen mit
23 ungarischen Facharbeiterprüfungen gleichgestellt werden.
Zwischen der autonomen Provinz Bozen (IT) und Österreich wurde eine Verordnung über
die gegenseitige Anerkennung von Lehrabschlussprüfungen in Kraft gesetzt. Bisher konn
ten 130 österreichische Lehrabschlussprüfungen mit 130 Prüfungen der Provinz Bozen so
wie zusätzlich 32 Meisterprüfungen gleichgestellt werden.
Das duale System gilt international als ein Best-Practice-Modell zur Vermittlung wirt
schafts- und arbeitsmarktrelevanter Kompetenzen. Zur Unterstützung der Weiterentwick
lung der Berufsausbildungssysteme in den einzelnen Ländern arbeiten mehrere österrei
chische Institutionen in internationalen Bildungstransferprojekten mit. Dies betrifft:
Darüber hinaus ist das Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft in der übergeordne
ten Bildungskooperation der „Western Balkan Alliance for Work-Based Learning“ als eine
gemeinsame Arbeitsplattform der Wirtschaft (Wirtschaftskammernetzwerk) und Bildungs
behörden (ERI SEE) der Westbalkanstaaten mit Büro in Triest (CIFF-Netzwerk) involviert.
Kick-off dazu war die Konferenz zur dualen Ausbildung in den Westbalkan Ländern im Rah
men des Berlinprozesses in Wien 2016.
Ziel dieser Plattform ist die Erarbeitung von Möglichkeiten die Arbeitsmarktrelevanz der
Berufsbildung, die Mobilität von Arbeitskräften in der Region sowie die Entwicklung ge
meinsamer Berufsprofile zu fördern.
Weiteres gibt es vertiefende Kooperationen mit verschiedenen Ländern auf Basis eines ge
meinsamen Memorandum of Understanding (MoU), wie zB mit den USA oder Thailand. Im
Weitere Informationen:
Ende Dezember 2021 wurden in Österreich insgesamt 107.593 Lehrlinge ausgebildet, da
von 100.713 in Ausbildungsbetrieben und 6.880 in Überbetrieblicher Lehrlingsausbildung.
Abbildung 9: Entwicklung der Zahl der Ausbildungsbetriebe und Lehrlinge (ohne überbetriebliche
Ausbildung) seit 2002; Quelle: Lehrlingsstatistik der Wirtschaftskammern Österreichs 2022; Wien
2022
Insbesondere die Digitalisierung ist auch für die Lehrlingsausbildung eine zentrale Heraus
forderung. In den letzten fünf Jahren hat sich im Berufsfeld „Informatik, EDV und Kommu
nikationstechnik“ der Bedarf an Lehrlingen mehr als verdoppelt.
Kultur/Sprache/Gesellschaft 16 54 70 22,8%
Die Lehre wird als berufliche Ausbildung sehr geschätzt. Rund 35% aller Erwerbstätigen in
Österreich verfügten 2020 über einen Lehrabschluss als höchste abgeschlossene Ausbil
dung.
Abbildung 11: Verteilung der Erwerbstätigen in Österreich 2021 nach höchster abgeschlosse
ner Ausbildung; Quelle: Statistik Austria: Mikrozensus Arbeitskräfteerhebung 2021, Wien 2022
Außerdem ist die Lehre die wichtigste Qualifikation von Selbstständigen in Österreich. Fast
ein Drittel aller Selbstständigen 2020 in Österreich verfügt über einen Lehrabschluss als
höchste abgeschlossene Qualifikation.
Abbildung 13: Anteil von Lehrabsolventinnen und Lehrabsolventen unter den Erwerbstätigen
nach ISCO-Berufshauptgruppen*; Quelle: Statistik Austria: Mikrozensus Arbeitskräfteerhebung
2021, Wien 2022
*Anmerkung: ISCO steht für „International Standard Classification of Occupations“ und ist ein international gültiges
Klassifikationsschema für Gruppen von Berufen.
In Österreich gibt es ein breites Spektrum an Lehrberufen, das von traditionsreichen bis
hin zu modernen High-Tech-Berufen reicht (siehe dazu auch Kapitel 2.3 auf Seite 14). Bei
der Berufswahl der Jugendlichen ist jedoch festzustellen, dass die vielfältigen Möglichkei
ten nur begrenzt genutzt werden. Wie die Lehrlingsstatistik der Wirtschaftskammer zeigt,
wurden zum 31.12.2021 rund 38,2% der weiblichen Lehrlinge und 35% der männlichen
Lehrlinge jeweils in den drei häufigsten Lehrberufen ausgebildet.
Bundesland Kontakt
• Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw) und Österreichisches Institut für
Bildungsforschung (öibf): „Bericht zur Situation der Jugendbeschäftigung und Lehr
lingsausbildung in Österreich 2020 - 2021; Wien 2022;
Download: https://www.bmaw.gv.at/Themen/Lehre-und-Berufsausbildung/Informa
tion-und-Bibliothek.html?lang=en (->zu Berichte und Studien -> Lehrlingsausbildung)
• Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw) und Österreichisches Institut für
Bildungsforschung (öibf): „Hintergrundanalyse zur betrieblichen Lehrstellenförde
rung (Synthesebericht)“; Wien 2016; Download: https://ibw.at/bibliothek/id/414/
Abbildung 3: Verteilung der Ausbildungszeit auf die Lernorte Betrieb und Berufsschule ........ 6
Abbildung 7: Übersicht über Institutionen, die an der Lehrausbildung beteiligt sind. ...... 35
Tabelle 2: Vergleich der öffentlichen Ausgaben für die berufliche Erstausbildung pro
Lehrling bzw. Schülerin und Schüler (2019/2020) ............................................................... 36
Tabelle 4: Die 10 häufigsten Lehrberufe bei Mädchen zum Stichtag 31.12.2021 ............. 50