„Kaufhaus Gerson“ – Versionsunterschied

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Das '''Kaufhaus Gerson''' gilt als das erste [[Berlin|Berliner]] Kaufhaus. Das Konfektionshaus befand sich seit 1848/1849 im Stadtteil [[Friedrichswerder]] am [[Werderscher Markt|Werderschen Markt]] 5 und bot in einem prächtigen Gebäude vorgefertigte (konfektionierte) Kleidung an. Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde das Kaufhaus zerstört. Heute befindet sich an dieser Stelle zwischen [[Auswärtiges Amt|Auswärtigem Amt]] und der [[Telekom]]-Zentrale in Berlin ein Hotelkomplex.
Das '''Kaufhaus Gerson''' (zeitgenössisch auch ''Gerson's[cher] Bazar'' genannt)<ref>{{ANNO|gfl|||1865|310|Bilder aus der kaufmännischen Welt. 3. Der Gerson'sche Bazar in Berlin|anno-plus=ja}}</ref><ref>{{ANNO|izl|17|06|1871|10|Des Deutschen Reiches Kaiserstadt}}</ref> gilt als das erste [[Berlin]]er Kaufhaus. Das Konfektionshaus befand sich seit 1848/1849 in [[Berlin-Friedrichswerder|Friedrichswerder]] am [[Werderscher Markt|Werderschen Markt]] 5 und bot in einem prächtigen Gebäude vorgefertigte (konfektionierte) Kleidung an. Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde das Kaufhaus zerstört. Heute befindet sich an dieser Stelle zwischen [[Auswärtiges Amt|Auswärtigem Amt]] und der [[Deutsche Telekom|Telekom]]-Zentrale in Berlin ein Hotelkomplex.


== Herrmann Gerson ==
== Herrmann Gerson ==
Der Gründer und Besitzer des Kaufhauses Gerson war [[Herrmann Gerson]] (1813–1861), ein jüdischer Kaufmann, der 1835 nach Berlin kam und dort zunächst im Altkleiderhandel tätig war. 1839 eröffnete er eine Leinen- und Seidenhandlung im Gebäude der [[Bauakademie Berlin|Königlichen Bauakademie]] am Werderschen Markt Nr. 3. Seit 1842 belieferte Gerson auch den preußischen Hof. Gemeinsam mit den Gebrüdern Mannheimer, [[Rudolph Hertzog]] und David Leib Levin gilt Herrmann Gerson als einer der Begründer der Berliner Bekleidungsindustrie, die später zu einer der Hauptsäulen des Gewerbes in Berlin wurde. Das von Herrmann Gerson begründete Unternehmen war 1894 mit 30 Millionen [[Reichsmark]] Jahresumsatz in Berlin das größte seiner Branche und galt noch in den 1920er Jahren als führend.
Der Gründer und Besitzer des Kaufhauses Gerson war [[Herrmann Gerson]] (1813–1861), ein [[Judentum|jüdischer]] Kaufmann, der 1835 nach Berlin kam und im angesehenen Manufacturwarengeschäft Wolfenstein lernte. 1836 wurde er Mitbegründer der Weisswarenhandlung ''Wald & Gerson''; 1839 eröffnete er sein erstes eigenes Geschäft mit dem Namen ''Herrmann Gerson'' im Gebäude der [[Bauakademie Berlin|Königlichen Bauakademie]] am Werderschen Markt Nr. 3.<ref>{{Literatur|Autor=Gesa Kessemeier|Titel=Herrmann Gerson. Das erste Berliner Modekaufhaus|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=|Verlag=Hentrich & Hentrich Verlag|Ort=Berlin|Datum=2016|Seiten=14-19|ISBN=}}</ref> Seit 1842 belieferte Gerson auch den preußischen Hof. Gemeinsam mit den Gebrüdern Mannheimer, [[Rudolph Hertzog]] und David Leib Levin gilt Herrmann Gerson als einer der Begründer der Berliner Bekleidungsindustrie, die später zu einer der Hauptsäulen des Gewerbes in Berlin wurde. Das von Herrmann Gerson begründete Unternehmen war 1894 mit 30&nbsp;Millionen [[Mark (1871)|Mark]] Jahresumsatz in Berlin das größte seiner Branche und galt noch in den 1920er Jahren als führend.


== Das erste Kaufhausgebäude am Werderschen Markt 5 ==
== Das erste Kaufhausgebäude am Werderschen Markt 5 ==
[[Datei:Berlin Kaufhaus Gerson (Stein).jpg|miniatur|links|Das Kaufhaus Gerson verfügte über einen glasbedachten Innenhof mit Tageslicht. ''Bild von [[Theodor August Stein]], 1851.'']]
[[Datei:Berlin Kaufhaus Gerson (Stein).jpg|mini|links|Das Kaufhaus Gerson verfügte über einen glasbedachten Innenhof mit Tageslicht, Bild von [[Theodor August Stein]], 1851]]
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[[Datei:Kaufhaus Gerson Werderscher M 5 1893.JPG|miniatur|Vorweihnachtlicher Kundenandrang am Kaufhaus Gerson 1893, das abends hell erleuchtet war. ''Unbekannter zeitgenössischer Graphiker.'']]
[[Datei:Kaufhaus Gerson Werderscher M 5 1893.JPG|mini|Vorweihnachtlicher Kundenandrang am Kaufhaus Gerson 1893, das abends hell erleuchtet war (unbekannter zeitgenössischer Grafiker)]]
Der geschäftliche Erfolg erlaubte es Herrmann Gerson, ein der Bauakademie schräg gegenüber liegendes Gebäude (das ehemalige Haus des Bankiers Schulz) anzukaufen und 1848 durch den Aachener Regierungs- und Baurat [[Theodor August Stein]] umbauen zu lassen. Durch die Revolutionsereignisse von 1848 in Berlin zog sich der Bau länger hin als geplant. Erst 1849 konnte Herrmann Gerson das erneuerte Gebäude beziehen. Der gesamte Bau kostete 130.000 Taler.


Der geschäftliche Erfolg erlaubte es Herrmann Gerson, ein der Bauakademie schräg gegenüber liegendes Gebäude (das ehemalige Haus des Bankiers Carl Wilhelm Jacob Schultze<ref>Nadja Stulz-Herrnstadt: ''Berliner Bürgertum im 18. und 19. Jahrhundert'', S.&nbsp;83, Walter de Gruyter, Berlin, New York, 2002</ref>) anzukaufen und 1848 durch den Aachener Regierungs- und Baurat [[Theodor August Stein]] umbauen zu lassen. Durch die [[Deutsche Revolution 1848/1849|Revolutionsereignisse von 1848]] in Berlin zog sich der Bau länger hin als geplant. Erst 1849 konnte Herrmann Gerson das erneuerte Gebäude beziehen. Der gesamte Bau kostete 130.000&nbsp;[[Taler]].
Das neue Kaufhaus befand sich in einem noblen Viertel: Außer der bereits erwähnten Bauakademie lag nördlich die [[Friedrichswerdersche Kirche]], östlich die von [[Heinrich Gentz|Johann Heinrich Gentz]] erbaute Berliner Münze und das sogenannte "[[Fürstenhaus (Berlin)|Fürstenhaus]]", ein ehemaliges Gästehaus der preußischen Regierung, sowie südlich die [[Königliche Hauptbank]] (die spätere [[Reichsbank]]).


Das neue Kaufhaus befand sich in einem noblen Viertel: Außer der bereits erwähnten Bauakademie lag nördlich die [[Friedrichswerdersche Kirche]], östlich die von [[Heinrich Gentz|Johann Heinrich Gentz]] erbaute Berliner Münze und das sogenannte [[Fürstenhaus (Berlin)|Fürstenhaus]], ein ehemaliges Gästehaus der preußischen Regierung, sowie südlich die [[Königliche Hauptbank]] (die spätere [[Reichsbank]]).
Das prachtvoll dekorierte ausgestattete und dekorierte Kaufhaus mit einer Nutzfläche von über 800 Quadratmetern verfügte über einen inneren mit einem Glasdach versehenen Lichthof und hatte zwei offene Verkaufsetagen sowie zwei Ebenen mit Wohnräumen, Ateliers und Lagerflächen. Der Bau gilt architektonisch als Vorläufer der späteren Berliner Kaufhäuser. Verkauft wurden u. a. konfektionierte Kleidung, Stickereien, Gardinen, Seiden- und Möbelstoffe sowie Teppiche. In dem Gebäude waren gesonderte Verkaufsbereiche für die einzelnen Artikel eingerichtet. In den Ateliers arbeiteten etwa 60 Näherinnen. Im zweiten Obergeschoss befand sich außerdem die Privatwohnung des Inhabers.


Das prachtvoll ausgestattete und dekorierte Kaufhaus mit einer Nutzfläche von über 800&nbsp;Quadratmetern verfügte über einen inneren mit einem Glasdach versehenen Lichthof und hatte zwei offene Verkaufsetagen sowie zwei Ebenen mit Wohnräumen, Ateliers und Lagerflächen. Der Bau gilt architektonisch als Vorläufer der späteren Berliner Kaufhäuser. Verkauft wurden u.&nbsp;a. konfektionierte Kleidung, Stickereien, Gardinen, Seiden- und Möbelstoffe sowie Teppiche. In dem Gebäude waren gesonderte Verkaufsbereiche für die einzelnen Artikel eingerichtet. In den Ateliers arbeiteten etwa 60 Näherinnen. Im zweiten Obergeschoss befand sich außerdem die Privatwohnung des Inhabers.
Im „Modebazar Gerson & Comp., wie das Unternehmen hieß, konnte die Wirkung der angebotenen Stoffe sowohl im tagesbelichteten Innenhof als auch in einem geschlossenen Spiegelkabinett bei Kerzenschein durch die kritischen Käufer geprüft werden. Herrmann Gerson gab 1856 und 1857 zur Information seiner Kundinnen und Kunden auch eine Mode-Zeitschrift heraus: „H. Gerson´s Modezeitung. Zeitschrift für Mode und Industrie, Kunst und Literatur.

Im ''Modebazar Gerson & Comp.'', wie das Unternehmen hieß, konnte die Wirkung der angebotenen Stoffe sowohl im tagesbelichteten Innenhof als auch in einem geschlossenen Spiegelkabinett bei Kerzenschein durch die kritischen Käufer geprüft werden. Herrmann Gerson gab 1856 und 1857 zur Information seiner Kunden auch eine Modezeitschrift heraus: ''H. Gerson’s Modezeitung. Zeitschrift für Mode und Industrie, Kunst und Literatur.''


== Einkauf als Erlebnis ==
== Einkauf als Erlebnis ==
[[Datei:Kaufhaus Gerson Vorfuehrsalon um 1890.jpg|miniatur|Blick in den Vorführsalon des Kaufhauses Gerson, um 1890.]]
[[Datei:Kaufhaus Gerson Vorfuehrsalon um 1890.jpg|mini|Blick in den Vorführsalon des Kaufhauses Gerson, um 1890]]

Für die Zeitgenossen war ein Besuch des Kaufhauses ein erhebendes Erlebnis. Besonders der Luxus und die Fülle der angebotenen Waren beeindruckten. In seinem Berlin-Führer von 1861 lobt Robert Springer das Kaufhaus Gerson in den höchsten Tönen:
Für die Zeitgenossen war ein Besuch des Kaufhauses ein erhebendes Erlebnis. Besonders der Luxus und die Fülle der angebotenen Waren beeindruckten. In seinem Berlin-Führer von 1861 lobt Robert Springer das Kaufhaus Gerson in den höchsten Tönen:


''"Gerson’s Bazar ist das geschmackvollste, großartigste und bedeutendste Manufakturwaarengeschäft in Deutschland. ... Welch ein bewegtes schillerndes Leben in diesen Räumen voll Seidenglanz, zwischen diesen, mit strahlenden Teppichen behangenen Wänden, auf den mit weichen Decken belegten Treppen, unter diesem Heer von rechnenden und schreibenden Comtoiristen, von verkaufenden Commis und Ladenjungfern, von begehrlichen, verschwenderisch freigebigen oder feilschenden Käufern!"''<ref>vgl. Robert Springer: ''Berlin. Ein Führer durch die Stadt und ihre Umgebungen.'' Verlag I. I. Weber, Leipzig 1861. S. 333 ff.</ref>
{{Zitat|Gerson’s Bazar ist das geschmackvollste, großartigste und bedeutendste Manufakturwaarengeschäft in Deutschland. […] Welch ein bewegtes schillerndes Leben in diesen Räumen voll Seidenglanz, zwischen diesen, mit strahlenden Teppichen behangenen Wänden, auf den mit weichen Decken belegten Treppen, unter diesem Heer von rechnenden und schreibenden Comtoiristen, von verkaufenden Commis und Ladenjungfern, von begehrlichen, verschwenderisch freigebigen oder feilschenden Käufern!|Robert Springer: ''Berlin. Ein Führer durch die Stadt und ihre Umgebungen.''<ref>Verlag I. I. Weber, Leipzig 1861. S.&nbsp;333&nbsp;ff.</ref>}}


== Neubau von Carl Bauer und Erweiterung durch H. Derneburg ==
== Neubau von Carl Bauer und Erweiterung durch H. Derneburg ==
[[Datei:Berlin Kaufhaus Gerson nach 1890.jpg|miniatur|links|Der Neubau des Kaufhauses Gerson am Werderschen Markt in Berlin, auch „Kaiser-Bazar“ genannt.]]
[[Datei:Berlin Kaufhaus Gerson nach 1890.jpg|mini|links|Der Neubau des Kaufhauses Gerson am Werderschen Markt in Berlin, auch „Kaiser-Bazar“ genannt]]

Das beschriebene erste Kaufhausgebäude am Werderschen Markt 5 wurde 1890 abgetragen, um durch einen noch größeren Nachfolgebau des Architekten Carl Bauer ersetzt zu werden. Ein Besuch in dem prachtvollen Kaufhaus, das auch „Kaiser-Bazar“ genannt wurde, gehörte im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu den „Pflichten“ des interessierten Berlinbesuchers.


Im Jahr 1889 wurde der aus [[Bödefeld]] stammende [[Philipp Freudenberg]] Teilhaber des Unternehmens. Er ließ 1890 das erste Kaufhausgebäude am Werderschen Markt 5 abtragen und durch einen noch größeren Nachfolgebau des Architekten Carl Bauer ersetzen. 1891 übernahm Freudenberg das gesamte Unternehmen. Der Architekt H. Derneburg erweiterte den Neubau 1919 noch einmal durch einen Anbau. Insolvenz und Zahlungseinstellung erfolgten im April 1932.
Der Architekt H. Derneburg erweiterte den Neubau 1919 noch einmal durch einen Anbau.


== Zerstörung im Zweiten Weltkrieg ==
== Zerstörung im Zweiten Weltkrieg ==
Das Kaufhaus Gerson, das nach Philipp Freudenbergs Tod durch dessen kunstsinnige Söhne Hermann und Julius erfolgreich weiter geführt worden war, wurde 1936 durch die [[Zeit des Nationalsozialismus|nationalsozialistische]] Regierung [[Arisierung|„arisiert“]]. Seit 1939 befand sich im umgebauten Kaufhausbau am Werderschen Markt das Reichskriminalpolizeiamt.<ref>{{Literatur|Autor=Gesa Kessemeier|Titel=Ein Feentempel der Mode oder Eine vergesse Familie, ein ausgelöschter Ort. Die Familie Freudenberg und das Modehaus „Herrmann Gerson“|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=|Verlag=Hentrich & Hentrich Verlag|Ort=Berlin|Datum=2013|Seiten=59–70; 83-88|ISBN=}}</ref>
1936 wurde das Kaufhaus Gerson, das nach dem Tode seines Gründers durch seine Kinder weiterbetrieben worden war, durch die [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|nationalsozialistische Regierung]] [[Arisierung|„arisiert“]] und zwangskollektiviert. Das Kaufhausgebäude wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.


== Neubebauung durch einen Hotelkomplex ==
== Neubebauung durch einen Hotelkomplex ==
Nach der [[Deutsche Wiedervereinigung|deutschen Wiedervereinigung]] 1990 erwarb die Gesellschaft „[[Züblin]] Projektentwicklung“ das Grundstück des ehemaligen Kaufhauses Gerson, das nun zwischen dem Auswärtigen Amt und der Telekom-Zentrale in Berlin liegt, und bebaute es mit einem Vier-Sterne-Hotel, Apartments und Wohnungen sowie einem Bürohaus.
Nach der [[Deutsche Wiedervereinigung|deutschen Wiedervereinigung]] 1990 erwarb die Gesellschaft „[[Züblin]] Projektentwicklung“ das Grundstück des ehemaligen Kaufhauses Gerson, das nun zwischen dem Auswärtigen Amt und der Telekom-Zentrale in Berlin liegt, und bebaute es von 2007 bis 2009 mit einem Vier-Sterne-Hotel, Apartments und Wohnungen sowie einem Bürohaus, dem sogenannten „Quartier am Auswärtigen Amt“.<ref>[https://www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/stadtmodelle/de/datenbank/ausgabe.php?modus=liste&ProjektID=913&pl=_12 Quartier am Auswärtigen Amt]</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
* Uwe Aulich: ''Vier-Sterne-Hotel am Auswärtigen Amt.'' In: Berliner Zeitung. [http://www.berliner-zeitung.de/newsticker/zueblin-bebaut-karree-auf-dem-friedrichswerder---wohnungen-mit-blick-auf-den-park-vier-sterne-hotel-am-auswaertigen-amt,10917074,10268854.html Online-Artikel]
* Uwe Aulich: ''Vier-Sterne-Hotel am Auswärtigen Amt.'' In: ''[[Berliner Zeitung]]''. [http://www.berliner-zeitung.de/newsticker/zueblin-bebaut-karree-auf-dem-friedrichswerder---wohnungen-mit-blick-auf-den-park-vier-sterne-hotel-am-auswaertigen-amt,10917074,10268854.html Online-Artikel]
* Nora Fiege: ''Berliner Mode und Konfektion in den 1920er Jahren.'' Grin-Verlag, Norderstedt 2008. ISBN 978-3-640-46948-2
* Nora Fiege: ''Berliner Mode und Konfektion in den 1920er Jahren.'' Grin-Verlag, Norderstedt 2008. ISBN 978-3-640-46948-2.
* Gesa Kessemeier: Ein Feentempel der Mode oder Eine vergessene Familie, ein ausgelöschter Ort. Die Familie Freudenberg und das Modehaus "Herrmann Gerson". Hentrich & Hentrich Verlag, Berlin 2013. <nowiki>ISBN 978-3-95565-018-6</nowiki>
* Gesa Kessemeier: ''Ein Feentempel der Mode oder Eine vergessene Familie, ein ausgelöschter Ort. Die Familie Freudenberg und das Modehaus „Herrmann Gerson“.'' Hentrich & Hentrich Verlag, Berlin 2013. ISBN 978-3-95565-018-6.
* Gesa Kessemeier: Herrmann Gerson. Das erste Berliner Modekaufhaus. Hentrich & Hentrich Verlag, Berlin 2016. ISBN 978-3-95565-151-0
* Gesa Kessemeier: ''Herrmann Gerson. Das erste Berliner Modekaufhaus.'' Hentrich & Hentrich Verlag, Berlin 2016. ISBN 978-3-95565-151-0.
* kla (Pseudonym): ''1860 war der Hausvogteiplatz der Nabel der Damenmodenwelt.'' In: Die Welt. [https://www.welt.de/print-welt/article328392/1860-war-der-Hausvogteiplatz-der-Nabel-der-Damenmodenwelt.html Online-Artikel]
* kla (Pseudonym): ''1860 war der Hausvogteiplatz der Nabel der Damenmodenwelt.'' In: ''[[Die Welt]]''. [https://www.welt.de/print-welt/article328392/1860-war-der-Hausvogteiplatz-der-Nabel-der-Damenmodenwelt.html Online-Artikel]
* Robert Springer: ''Berlin. Ein Führer durch die Stadt und ihre Umgebungen.'' Verlag I. I. Weber, Leipzig 1861.
* Robert Springer: ''Berlin. Ein Führer durch die Stadt und ihre Umgebungen.'' Verlag I. I. Weber, Leipzig 1861.
* Theodor August Stein: ''Das Gerson'sche Modewaaren-Lager zu Berlin, Werderschen Markt No. 5.'' In: Zeitschrift für Bauwesen, Jg. 1851, Sp. 131–137.
* Theodor August Stein: ''Das Gerson’sche Modewaaren-Lager zu Berlin, Werderschen Markt No. 5.'' In: ''[[Zeitschrift für Bauwesen]]'', Jg.&nbsp;1851, Sp.&nbsp;131–137.
* {{Literatur |Titel=Bilder aus der kaufmännischen Welt |TitelErg=3. Der Gerson'sche Bazar in Berlin |Sammelwerk=[[Die Gartenlaube]] |Nummer=17 |Verlag=[[Ernst Keil]] |Ort=[[Leipzig]] |Seiten=264–267 |Datum=1865 |Online=[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=gfl&datum=1865&page=310 Digitalisat]}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Aktuelle Version vom 18. September 2023, 19:42 Uhr

Das Konfektionshaus Herrmann Gerson, Lithographie von Wilhelm Loeillot de Mars, um 1850

Das Kaufhaus Gerson (zeitgenössisch auch Gerson's[cher] Bazar genannt)[1][2] gilt als das erste Berliner Kaufhaus. Das Konfektionshaus befand sich seit 1848/1849 in Friedrichswerder am Werderschen Markt 5 und bot in einem prächtigen Gebäude vorgefertigte (konfektionierte) Kleidung an. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Kaufhaus zerstört. Heute befindet sich an dieser Stelle zwischen Auswärtigem Amt und der Telekom-Zentrale in Berlin ein Hotelkomplex.

Herrmann Gerson

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Der Gründer und Besitzer des Kaufhauses Gerson war Herrmann Gerson (1813–1861), ein jüdischer Kaufmann, der 1835 nach Berlin kam und im angesehenen Manufacturwarengeschäft Wolfenstein lernte. 1836 wurde er Mitbegründer der Weisswarenhandlung Wald & Gerson; 1839 eröffnete er sein erstes eigenes Geschäft mit dem Namen Herrmann Gerson im Gebäude der Königlichen Bauakademie am Werderschen Markt Nr. 3.[3] Seit 1842 belieferte Gerson auch den preußischen Hof. Gemeinsam mit den Gebrüdern Mannheimer, Rudolph Hertzog und David Leib Levin gilt Herrmann Gerson als einer der Begründer der Berliner Bekleidungsindustrie, die später zu einer der Hauptsäulen des Gewerbes in Berlin wurde. Das von Herrmann Gerson begründete Unternehmen war 1894 mit 30 Millionen Mark Jahresumsatz in Berlin das größte seiner Branche und galt noch in den 1920er Jahren als führend.

Das erste Kaufhausgebäude am Werderschen Markt 5

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Das Kaufhaus Gerson verfügte über einen glasbedachten Innenhof mit Tageslicht, Bild von Theodor August Stein, 1851
Kaufhaus Gerson am Werderschen Markt in Berlin, 1849
Vorweihnachtlicher Kundenandrang am Kaufhaus Gerson 1893, das abends hell erleuchtet war (unbekannter zeitgenössischer Grafiker)

Der geschäftliche Erfolg erlaubte es Herrmann Gerson, ein der Bauakademie schräg gegenüber liegendes Gebäude (das ehemalige Haus des Bankiers Carl Wilhelm Jacob Schultze[4]) anzukaufen und 1848 durch den Aachener Regierungs- und Baurat Theodor August Stein umbauen zu lassen. Durch die Revolutionsereignisse von 1848 in Berlin zog sich der Bau länger hin als geplant. Erst 1849 konnte Herrmann Gerson das erneuerte Gebäude beziehen. Der gesamte Bau kostete 130.000 Taler.

Das neue Kaufhaus befand sich in einem noblen Viertel: Außer der bereits erwähnten Bauakademie lag nördlich die Friedrichswerdersche Kirche, östlich die von Johann Heinrich Gentz erbaute Berliner Münze und das sogenannte „Fürstenhaus“, ein ehemaliges Gästehaus der preußischen Regierung, sowie südlich die Königliche Hauptbank (die spätere Reichsbank).

Das prachtvoll ausgestattete und dekorierte Kaufhaus mit einer Nutzfläche von über 800 Quadratmetern verfügte über einen inneren mit einem Glasdach versehenen Lichthof und hatte zwei offene Verkaufsetagen sowie zwei Ebenen mit Wohnräumen, Ateliers und Lagerflächen. Der Bau gilt architektonisch als Vorläufer der späteren Berliner Kaufhäuser. Verkauft wurden u. a. konfektionierte Kleidung, Stickereien, Gardinen, Seiden- und Möbelstoffe sowie Teppiche. In dem Gebäude waren gesonderte Verkaufsbereiche für die einzelnen Artikel eingerichtet. In den Ateliers arbeiteten etwa 60 Näherinnen. Im zweiten Obergeschoss befand sich außerdem die Privatwohnung des Inhabers.

Im Modebazar Gerson & Comp., wie das Unternehmen hieß, konnte die Wirkung der angebotenen Stoffe sowohl im tagesbelichteten Innenhof als auch in einem geschlossenen Spiegelkabinett bei Kerzenschein durch die kritischen Käufer geprüft werden. Herrmann Gerson gab 1856 und 1857 zur Information seiner Kunden auch eine Modezeitschrift heraus: H. Gerson’s Modezeitung. Zeitschrift für Mode und Industrie, Kunst und Literatur.

Einkauf als Erlebnis

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Blick in den Vorführsalon des Kaufhauses Gerson, um 1890

Für die Zeitgenossen war ein Besuch des Kaufhauses ein erhebendes Erlebnis. Besonders der Luxus und die Fülle der angebotenen Waren beeindruckten. In seinem Berlin-Führer von 1861 lobt Robert Springer das Kaufhaus Gerson in den höchsten Tönen:

„Gerson’s Bazar ist das geschmackvollste, großartigste und bedeutendste Manufakturwaarengeschäft in Deutschland. […] Welch ein bewegtes schillerndes Leben in diesen Räumen voll Seidenglanz, zwischen diesen, mit strahlenden Teppichen behangenen Wänden, auf den mit weichen Decken belegten Treppen, unter diesem Heer von rechnenden und schreibenden Comtoiristen, von verkaufenden Commis und Ladenjungfern, von begehrlichen, verschwenderisch freigebigen oder feilschenden Käufern!“

Robert Springer: Berlin. Ein Führer durch die Stadt und ihre Umgebungen.[5]

Neubau von Carl Bauer und Erweiterung durch H. Derneburg

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Der Neubau des Kaufhauses Gerson am Werderschen Markt in Berlin, auch „Kaiser-Bazar“ genannt

Im Jahr 1889 wurde der aus Bödefeld stammende Philipp Freudenberg Teilhaber des Unternehmens. Er ließ 1890 das erste Kaufhausgebäude am Werderschen Markt 5 abtragen und durch einen noch größeren Nachfolgebau des Architekten Carl Bauer ersetzen. 1891 übernahm Freudenberg das gesamte Unternehmen. Der Architekt H. Derneburg erweiterte den Neubau 1919 noch einmal durch einen Anbau. Insolvenz und Zahlungseinstellung erfolgten im April 1932.

Zerstörung im Zweiten Weltkrieg

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Das Kaufhaus Gerson, das nach Philipp Freudenbergs Tod durch dessen kunstsinnige Söhne Hermann und Julius erfolgreich weiter geführt worden war, wurde 1936 durch die nationalsozialistische Regierung „arisiert“. Seit 1939 befand sich im umgebauten Kaufhausbau am Werderschen Markt das Reichskriminalpolizeiamt.[6]

Neubebauung durch einen Hotelkomplex

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Nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 erwarb die Gesellschaft „Züblin Projektentwicklung“ das Grundstück des ehemaligen Kaufhauses Gerson, das nun zwischen dem Auswärtigen Amt und der Telekom-Zentrale in Berlin liegt, und bebaute es von 2007 bis 2009 mit einem Vier-Sterne-Hotel, Apartments und Wohnungen sowie einem Bürohaus, dem sogenannten „Quartier am Auswärtigen Amt“.[7]

  • Uwe Aulich: Vier-Sterne-Hotel am Auswärtigen Amt. In: Berliner Zeitung. Online-Artikel
  • Nora Fiege: Berliner Mode und Konfektion in den 1920er Jahren. Grin-Verlag, Norderstedt 2008. ISBN 978-3-640-46948-2.
  • Gesa Kessemeier: Ein Feentempel der Mode oder Eine vergessene Familie, ein ausgelöschter Ort. Die Familie Freudenberg und das Modehaus „Herrmann Gerson“. Hentrich & Hentrich Verlag, Berlin 2013. ISBN 978-3-95565-018-6.
  • Gesa Kessemeier: Herrmann Gerson. Das erste Berliner Modekaufhaus. Hentrich & Hentrich Verlag, Berlin 2016. ISBN 978-3-95565-151-0.
  • kla (Pseudonym): 1860 war der Hausvogteiplatz der Nabel der Damenmodenwelt. In: Die Welt. Online-Artikel
  • Robert Springer: Berlin. Ein Führer durch die Stadt und ihre Umgebungen. Verlag I. I. Weber, Leipzig 1861.
  • Theodor August Stein: Das Gerson’sche Modewaaren-Lager zu Berlin, Werderschen Markt No. 5. In: Zeitschrift für Bauwesen, Jg. 1851, Sp. 131–137.
  • Bilder aus der kaufmännischen Welt. 3. Der Gerson'sche Bazar in Berlin. In: Die Gartenlaube. Nr. 17. Ernst Keil, Leipzig 1865, S. 264–267 (Digitalisat).
Commons: Kaufhaus Gerson – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Bilder aus der kaufmännischen Welt. 3. Der Gerson'sche Bazar in Berlin.Die Gartenlaube. Beiblatt zum illustrirten Barbier / Die Gartenlaube. Illustrirtes Familienblatt, Jahrgang 1865, S. 310 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/gfl
  2. Des Deutschen Reiches Kaiserstadt. In: Illustrirte Zeitung, 17. Juni 1871, S. 10 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/izl
  3. Gesa Kessemeier: Herrmann Gerson. Das erste Berliner Modekaufhaus. Hentrich & Hentrich Verlag, Berlin 2016, S. 14–19.
  4. Nadja Stulz-Herrnstadt: Berliner Bürgertum im 18. und 19. Jahrhundert, S. 83, Walter de Gruyter, Berlin, New York, 2002
  5. Verlag I. I. Weber, Leipzig 1861. S. 333 ff.
  6. Gesa Kessemeier: Ein Feentempel der Mode oder Eine vergesse Familie, ein ausgelöschter Ort. Die Familie Freudenberg und das Modehaus „Herrmann Gerson“. Hentrich & Hentrich Verlag, Berlin 2013, S. 59–70; 83–88.
  7. Quartier am Auswärtigen Amt

Koordinaten: 52° 30′ 54″ N, 13° 23′ 53″ O