„Svabit“ – Versionsunterschied

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Version vom 11. November 2023, 00:57 Uhr

Svabit
Svabit (graue, kugelige Aggregate) mit Karyopilit (bräunlicher Anflug) aus der Typlokalität Grube Harstigen, Persberg (Pajsberg), Schweden
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Sva[1]

Andere Namen
Chemische Formel
  • Ca5(AsO4)3F[4]
  • Ca5[(F,OH)|(AsO4)3][5]
  • Ca5[F|(AsO4)3][6]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VII/B.16b
VII/B.39-060

8.BN.05
41.08.03.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem hexagonal
Kristallklasse; Symbol hexagonal-dipyramidal; 6/m
Raumgruppe P63/m (Nr. 176)Vorlage:Raumgruppe/176[7]
Gitterparameter a = 9,7268(5) Å; c = 6,9820(4) Å[7]
Formeleinheiten Z = 2[7]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 4 bis 5[8]
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,5 bis 3,8; berechnet: 3,67[8]
Spaltbarkeit undeutlich nach {1010}[9]
Bruch; Tenazität uneben; spröde[10]
Farbe farblos, gelblichweiß, grau bis graugrün[8]
Strichfarbe weiß[5]
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz, schwacher Harzglanz[8]
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 1,706[10]
nε = 1,698[10]
Doppelbrechung δ = 0,008[10]
Optischer Charakter einachsig negativ
Weitere Eigenschaften
Besondere Merkmale Fluoreszenz,[8] Kathodolumineszenz[9]

Svabit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ mit der chemischen Zusammensetzung Ca5[F|(AsO4)3][6] und damit chemisch gesehen ein Calcium-Arsenat mit zusätzlichen Fluorionen.

Svabit kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem und entwickelt stämmige, hexagonal-prismatische Kristalle von bis zu fünf Millimetern Größe, die typischerweise durch mehrere Bipyramiden modifiziert sind. Er kommt aber auch derben Aggregaten vor. In reiner Form ist Svabit farblos und durchsichtig und zeigt auf sichtbaren Kristalloberflächen einen schwachen harz- bis glasähnlichen Glanz. Durch Fremdbeimengungen kann er aber auch eine gelblichweiße oder graue bis graugrüne Farbe annehmen.

Etymologie und Geschichte

Namensgeber Anton von Swab

Erstmals entdeckt wurde Svabit in der Eisen-Mangan-Grube Harstigen nahe der ehemaligen Grubengemeinde Persberg in der schwedischen Provinz Värmlands län. Die Erstbeschreibung erfolgte 1891 durch Hjalmar Sjögren (1856–1922) zunächst auf schwedisch und im Folgejahr auf englisch. Sjögren benannte das Mineral nach dem schwedischen Berghauptmann, Bergrat und Mineralogen Anton von Swab (im schwedischen Original Anton Svab).[11]

Das Typmaterial des Minerals wird an der Harvard University in Cambridge, Massachusetts (USA) unter der Katalog-Nr. 113494 aufbewahrt.[8]

Klassifikation

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Svabit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung „Wasserfreie Phosphate, Arsenate und Vanadate mit fremden Anionen“ (Große Kationen und andere), wo er als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe VII/B.16b bildete.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser klassischen Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VII/B.39-60. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Abteilung „Wasserfreie Phosphate, mit fremden Anionen F,Cl,O,OH“, wo Svabit zusammen mit Alforsit, Belovit-(Ce), Belovit-(La), Carbonat-Hydroxylapatit, Carbonat-Fluorapatit, Carlgieseckeit-(Nd), Chlorapatit, Deloneit-(Ce), Fluorapatit, Fluorcaphit, Fluorphosphohedyphan, Fluorstrophit, Hedyphan, Hydroxylapatit, Hydroxylpyromorphit, Johnbaumit, Kuannersuit-(Ce), Mimetesit, Mimetesit-M (Klinomimetesit, diskreditiert 2010 als polymorphe Variante von Mimetesit), Miyahisait, Morelandit, Phosphohedyphan, Pieczkait, Pyromorphit, Stronadelphit, Turneaureit, Vanackerit und Vanadinit „Apatit-Gruppe“ mit der System-Nr. VII/B.39 bildet.[5]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[12] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Svabit ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; ohne H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der zusätzlichen Anionen (OH etc.) zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich großen Kationen; (OH usw.) : RO4 = 0,33 : 1“ zu finden ist, wo es zusammen mit Alforsit, Belovit-(Ce), Belovit-(La), Carbonat-Fluorapatit, Carbonat-Hydroxylapatit, Chlorapatit, Deloneit-(Ce), Fluorphosphohedyphan, Fluorstrophit, Fermorit, Fluorapatit, Fluorcaphit, Hedyphan, Hydroxylapatit, Hydroxylapatit-M, Hydroxylpyromorphit, Johnbaumit, Kuannersuit-(Ce), Mimetesit, Mimetesit-M, Morelandit, Phosphohedyphan, Pyromorphit, Stronadelphit, Turneaureit und Vanadinit ebenfalls die „Apatit-Gruppe“ mit der System-Nr. 8.BN.05 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Svabit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung „Wasserfreie Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er nur zusammen mit Turneaureit, Johnbaumit und Fermorit in der unbenannten Gruppe 41.08.03 innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (A)5(XO4)3Zq“ zu finden.

Kristallstruktur

Svabit kristallisiert isotyp mit Apatit[13] im hexagonalen Kristallsystem in der Raumgruppe P63/m (Raumgruppen-Nr. 176)Vorlage:Raumgruppe/176 mit den Gitterparametern a =  9,7268(5) Å und c = 6,9820(4) Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[7]

Eigenschaften

Svabit zeigt unter langwelligem UV-Licht eine rötlichorange und unter kurzwelligem UV-Licht eine gelbe Fluoreszenz,[8] ähnlich der von neonfarbenen Textmarkern. Unter Einfluss von Elektronenstrahlen zeigt Svabit zudem eine hellrosafarbene Kathodolumineszenz.[9]

Bildung und Fundorte

Svabit bildet sich als akzessorischer Bestandteil in calciumreichen Silikaten, die durch Kontaktmetamorphose umgewandelt wurden wie beispielsweise Skarne. Als Begleitminerale treten je nach Fundort unter anderem manganhaltiger Baryt, Bergslagit, Brandtit, Calcit, Diopsid, verschiedene Granate, Hämatit, Hausmannit, Manganberzeliit, Sarkinit, Tilasit auf.[8]

Als seltene Mineralbildung konnte Svabit nur an wenigen Orten nachgewiesen werden, wobei weltweit bisher rund 20 Fundorte dokumentiert sind.[14] Neben seiner Typlokalität, der Eisen-Mangan-Grube Harstigen bei Persberg, fand sich das Mineral in Schweden noch an weiteren Stellen in der Gemeinde Filipstad wie unter anderem im bekannten Grubenrevier Långban und im Erzfeld Jakobsberg bei Nordmark. Daneben trat Svabit noch im Erzbergwerk Norra bei Garpenberg (Gemeinde Hedemora, Dalarna Iän); nahe Rakten, Stuor-Njåske (Stuor-Njuoskes), Tjaktjajaure und Tjålme bei Ultevis in der zur Provinz Norrbottens län gehörenden Gemeinde Jokkmokk; bei Kesebol im Erzfeld Strandhem (Provinz Västra Götalands län) und im Mangan-Eisen-Bergwerk Mangruvan in der zur Provinz Örebro län gehörenden Gemeinde Lindesberg auf.

Der bisher einzige bekannte Fundort in Deutschland ist die Grube Clara bei Oberwolfach in Baden-Württemberg.

Weitere bekannte Fundorte sind die Montaldo Mine (Montaldo di Mondovì Mine) bei Borgata Oberti in der Gemeinde Montaldo di Mondovì (Provinz Cuneo, Piemont), die „Tennvatn-Pegmatite“ bei Sørfold und die Granit-Pegmatite bei Hellemobotn am Tysfjord in Norwegen, ein Diamant führender Lamproit-Schlot am Oberlauf des Flusses Koshmansay nahe Angren (Chatkal-Kuraminskii-Gebiet) in der usbekischen Provinz Taschkent sowie die bekannte Franklin Mine nahe dem gleichnamigen Ort Franklin im Sussex County des US-Bundesstaates New Jersey.[15]

Siehe auch

Literatur

  • H. Sjögren: Svabit, ett mineral af apatitgruppen från Harstigsgrufvan. In: Geologiska Föreningens i Stockholm Förhandlingar. Band 13, 1891, S. 789–796 (schwedisch, rruff.info [PDF; 1,8 MB; abgerufen am 24. Oktober 2022]).
  • H. Sjögren: Contributions to Swedish mineralogy Part I: 7. Svabite a new member of the apatite group. In: Bulletin of the Geological Institution of the University of Upsala. Band 1, 1892, S. 50–56 (englisch, rruff.info [PDF; 290 kB; abgerufen am 24. Oktober 2022]).
  • S. V. Malinko, G. S. Rumyantsev, G. A. Sidorenko: Svabite from contact-metasomatic deposits of siberiea and the urals. In: Doklady Akademii Nauk SSSR. Band 166, 1966, S. 134–137 (englisch, rruff.info [PDF; 394 kB; abgerufen am 24. Oktober 2022]).
Commons: Svabite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 637–638 (Erstausgabe: 1891).
  3. Svabit. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung, abgerufen am 23. Oktober 2022.
  4. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: September 2022. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, September 2022, abgerufen am 24. Oktober 2022 (englisch).
  5. a b c Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  6. a b Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 466 (englisch).
  7. a b c Cristian Biagioni, Ferdinando Bosi, Ulf Hålenius, Marco Pasero: The crystal structure of svabite, Ca5(AsO4)3F, an arsenate member of the apatite supergroup. In: American Mineralogist. Band 101, Nr. 8, 2016, S. 1750–1755, doi:10.2138/am-2016-5636 (englisch).
  8. a b c d e f g h Svabite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 198 kB; abgerufen am 24. Oktober 2022]).
  9. a b c Richard V. Gaines, H. Catherine W. Skinner, Eugene E. Foord, Brian Mason, Abraham Rosenzweig: Dana’s New Mineralogy. 8. Auflage. John Wiley & Sons, New York u. a. 1997, ISBN 0-471-19310-0, S. 864.
  10. a b c d Svabite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 24. Oktober 2022 (englisch).
  11. H. Sjögren: Svabit, ett mineral af apatitgruppen från Harstigsgrufvan. In: Geologiska Föreningens i Stockholm Förhandlingar. Band 13, 1891, S. 789–796 (schwedisch, rruff.info [PDF; 1,8 MB; abgerufen am 24. Oktober 2022]).
  12. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF 1,9 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 24. Oktober 2022 (englisch).
  13. Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 626.
  14. Localities for Svabite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 24. Oktober 2022 (englisch).
  15. Fundortliste für Svabit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 24. Oktober 2022.