„Rustamiden“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Rustamid territory 9th century.png|mini|Größte Ausdehnung des Reiches der Rustamiden]]
Die '''Rustamiden''' ({{arS|رستميون|d=Rustamiyūn}}) waren eine Dynastie im westlichen Algerien in der Zeit von 778 bis 909.
[[Datei:Historical map of algeria.svg|mini|Algerien ca. 815–915: {{Farblegende|#ffccaa|Rustamidenreich}}]]
Die '''Rustamiden''' ({{arS|رستميون‎|DMG=Rustamiyūn}}) waren eine [[Ibaditen|ibaditische]] Dynastie in [[Tahert]] im westlichen [[Algerien]] in der Zeit von 778 bis 909.


== Gründungsgeschichte ==
Auch nachdem der [[Aufstand des Maysara]] 742 von den [[Araber]]n niedergeschlagen worden war, blieb die Opposition der nun überwiegend charidschitischen [[Berber]] gegen die Vorherrschaft der Araber bestehen. Diese eroberten [[758]] unter [[Abu l-Chattab al-Maafiri]] [[Ifriqiya]] und [[Kairuan]], wobei der [[Perser (Volk)|Perser]] [[Ibn Rustam]] als Statthalter in Kairuan eingesetzt wurde (758–761) . Nach dem Sieg der abbasidischen Truppen (761) floh Ibn Rustam zu den [[Zanata]] nach Westalgerien.
Der 740 ausgebrochene, von [[Berber]]n getragene [[Aufstand des Maysara]] war 742 von den [[Araber|arabischen]] Truppen der [[Umayyaden]] niedergeschlagen worden. Die Berber waren während dieser Zeit mehrheitlich zur Ibadiyya, einer [[Charidschiten|charidschitischen]] Ausprägung des [[Islam]], übergetreten. Ihre Opposition gegen die Vorherrschaft der Araber blieb auch nach der gescheiterten Revolte bestehen. Die Araber setzten jedoch ihre Ausbreitung fort, auch nach dem Niedergang der Umayyaden und dem Übergang des [[Kalifat]]s an die [[Abbasiden]]. Die Ibaditen eroberten 758 unter [[Abu l-Chattab al-Maafiri]] [[Ifrīqiya]] und [[Kairuan]], wobei der [[Perser (Volk)|Perser]] [[ʿAbd ar-Rahmān ibn Rustam]] als Statthalter in [[Kairouan]] eingesetzt wurde (758–761). Nach dem Sieg der abbasidischen Truppen (761) floh Ibn Rustam zu den [[Zanata]] nach Westalgerien.


Nachdem 772 ein erneuter Aufstand der [[Charidschiten]] unter [[Abu Quna]] und [[Ibn Rustam]] vor Kairuan gescheitert war, zog sich Ibn Rustam ins zentrale [[Algerien]] zurück und begründete das Emirat der Rustamiden in [[Tahert]]/ Tiaret. Auf eine Expansion des Reiches gegenüber den Nachbarn wurde verzichtet. Durch das Bündnis mit den [[Miknasa]] von [[Sidschilmasa]] sowie den [[Umayyaden]] vom [[Emirat von Córdoba]] konnte sich das Reich gegen die Nachbarschaft der [[Idrisiden]] und [[Aghlabiden]] behaupten. 787 kam es zum Friedensschluss mit den [[Abbasiden]].
Nachdem im Jahr 772 ein erneuter Aufstand der Charidschiten unter Ibn Rustam, [[Abu Quna]] und dem [[Malzūza]]-Berber Abū Ḥātim al-Malzūzī vor Kairouan gescheitert war, zog sich Ibn Rustam ins zentrale Algerien zurück und begründete das Emirat der Rustamiden in Tahert. Expansionsversuche des Reiches gegenüber den Nachbarn scheiterten an der militärischen Schwäche der Rustamiden, die immer auf die Hilfe der umliegenden Berberstämme und ausländische Hilfe angewiesen waren. Insbesondere durch das Bündnis mit den [[Miknasa]] von [[Sidschilmasa]] sowie den spanischen Umayyaden des [[Emirat von Córdoba|Emirats von Córdoba]] konnte sich das Reich gegen die Nachbarschaft der [[Idrisiden]] und [[Aghlabiden]] behaupten. Im Jahr 787 kam es zum Friedensschluss mit den [[Abbasiden]].


== Blütezeit ==
Tahert entwickelte sich in der Folgezeit schnell zum religiösen und kulturellen Zentrum der [[Charidschiten]] im [[Maghreb]]. So wanderten auch viele Charidschiten aus dem Nahen Osten, wo sie verfolgt wurden, nach Tahert aus. Wirtschaftlich erlangte das Reich durch den Karawanenhandel und den Getreideexport nach [[Andalusien]] einigen Wohlstand.
Tahert entwickelte sich in der Folgezeit schnell zum religiösen und kulturellen Zentrum der Charidschiten im [[Maghreb]]. So wanderten viele Charidschiten aus dem Nahen Osten, wo sie verfolgt wurden, nach Tahert ein. Wirtschaftlich erlangte das Reich durch den [[Karawanenhandel (Sahara)|Karawanenhandel]] und den Getreideexport nach [[al-Andalus]] einigen Wohlstand. Politisch war das Imamat durch die wankelmütige Loyalität der verbündeten [[Berber]]stämme und die häufigen, für charidschitische Bewegungen typischen, Streitigkeiten um den geeigneten Herrscher allerdings gefährdet und instabil. Seine Grenzen waren dadurch permanenter Veränderung unterworfen und das Rustamidenimamat nahm nie für eine längere Zeit eine einheitliche Form an. Nach dem Tod Ibn Rustams (788) kam es zum [[Schisma]], infolge dessen sich die [[Nukkār]], ein bis in die Gegenwart existierender Hauptzweig der Ibaditen, von den Rustamiden abspaltete.


== Untergang ==
[[909]] wurde das Reich der Rustamiden von den [[Fatimiden]] erobert. Die Reste der Charidschiten zogen sich nach Sandrata, beim heutigen Wargla, in die [[Sahara]] zurück. Sandrata entwickelte sich als Begräbnisstätte des letzten Imams von Tahert zum bedeutenden Pilgerzentrum der [[Ibaditen]]. Allerdings wurde Sandrata schon 1077 von den [[Hammadiden]] unterworfen, weshalb sich die Ibaditen in das Gebiet des Wadi M`Zab zurückzogen (siehe: [[Mozabiten]]).
Im Jahr 909 wurde das Imamat der Rustamiden von den [[Fatimiden]] erobert. Die überlebenden Charidschiten zogen sich nach ''Sandrata'', beim heutigen [[Ouargla]], in die [[Sahara]] zurück. Sandrata entwickelte sich als Begräbnisstätte des letzten Imams von Tahert zum bedeutenden Pilgerzentrum der Ibaditen. Allerdings wurde Sandrata schon 1077 von den [[Hammadiden]] unterworfen, weshalb sich die Ibaditen in das Gebiet des [[M'zab|Wadi M'zab]] zurückzogen (siehe: [[Mozabiten]]).


== Liste der Rustamiden-Herrscher von Tahert ==

* [[ʿAbd ar-Rahmān ibn Rustam]] (778–788)
==Liste der Rustamiden-Herrscher von Tahert==
* 'Abd al-Wahhab ibn 'Abd al-Rahman (788–824)

* 'Abd al–Rahman ibn Rustam (778–788)
* Aflah ibn 'Abd al-Wahhab (824–872)
* 'Abd al–Wahhab ibn 'Abd al–Rahman (788–824)
* Aflah ibn 'Abd al–Wahhab (824–872)
* Abu Bakr ibn Aflah (872–874)
* Abu Bakr ibn Aflah (872–874)
* Muhammad ibn Aflah (874–894)
* Abū l-Yaqzān Muhammad ibn Aflah (874–894)
* Yusuf ibn Muhammad (894–895) (erste Regierungszeit)
* Yusuf ibn Muhammad (894–895) (erste Regierungszeit)
* Ya'qub ibn Aflah (895–899) (erste Regierungszeit)
* Ya'qub ibn Aflah (895–899) (erste Regierungszeit)
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* Yaqzan ibn Muhammed (907–909)
* Yaqzan ibn Muhammed (907–909)


==Siehe auch==
== Siehe auch ==
* [[Geschichte Algeriens]]
* [[Geschichte Algeriens]]


==Literatur==
== Literatur ==
* Clifford Edmund Bosworth: ''The New Islamic Dynasties. A Chronological and Genealogical Manual.'' 2. Auflage. Edinburgh University Press, Edinburgh 2004, ISBN 0-7486-2137-7.

* Clifford Edmund Bosworth: ''The New Islamic Dynasties. A Chronological and Genealogical Manual''. 2. Auflage. Edinburgh University Press, Edinburgh 2004, ISBN 0-7486-2137-7.
* Stephan Ronart, Nandy Ronart: ''Lexikon der Arabischen Welt. Ein historisch-politisches Nachschlagewerk.'' Artemis Verlag, Zürich u. a. 1972, ISBN 3-7608-0138-2.
* Stephan Ronart, Nandy Ronart: ''Lexikon der Arabischen Welt. Ein historisch-politisches Nachschlagewerk.'' Artemis Verlag, Zürich u. a. 1972, ISBN 3-7608-0138-2.


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[[Kategorie:Muslimische Dynastie]]
[[Kategorie:Ibaditen]]

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[[en:Rustamid]]
[[fa:رستمیان]]
[[fr:Rostémides]]
[[it:Rustumidi]]
[[nl:Rustamiden]]
[[pl:Rustamidzi]]

Aktuelle Version vom 14. März 2024, 20:29 Uhr

Größte Ausdehnung des Reiches der Rustamiden
Algerien ca. 815–915:
  • Rustamidenreich
  • Die Rustamiden (arabisch رستميون, DMG Rustamiyūn) waren eine ibaditische Dynastie in Tahert im westlichen Algerien in der Zeit von 778 bis 909.

    Gründungsgeschichte

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    Der 740 ausgebrochene, von Berbern getragene Aufstand des Maysara war 742 von den arabischen Truppen der Umayyaden niedergeschlagen worden. Die Berber waren während dieser Zeit mehrheitlich zur Ibadiyya, einer charidschitischen Ausprägung des Islam, übergetreten. Ihre Opposition gegen die Vorherrschaft der Araber blieb auch nach der gescheiterten Revolte bestehen. Die Araber setzten jedoch ihre Ausbreitung fort, auch nach dem Niedergang der Umayyaden und dem Übergang des Kalifats an die Abbasiden. Die Ibaditen eroberten 758 unter Abu l-Chattab al-Maafiri Ifrīqiya und Kairuan, wobei der Perser ʿAbd ar-Rahmān ibn Rustam als Statthalter in Kairouan eingesetzt wurde (758–761). Nach dem Sieg der abbasidischen Truppen (761) floh Ibn Rustam zu den Zanata nach Westalgerien.

    Nachdem im Jahr 772 ein erneuter Aufstand der Charidschiten unter Ibn Rustam, Abu Quna und dem Malzūza-Berber Abū Ḥātim al-Malzūzī vor Kairouan gescheitert war, zog sich Ibn Rustam ins zentrale Algerien zurück und begründete das Emirat der Rustamiden in Tahert. Expansionsversuche des Reiches gegenüber den Nachbarn scheiterten an der militärischen Schwäche der Rustamiden, die immer auf die Hilfe der umliegenden Berberstämme und ausländische Hilfe angewiesen waren. Insbesondere durch das Bündnis mit den Miknasa von Sidschilmasa sowie den spanischen Umayyaden des Emirats von Córdoba konnte sich das Reich gegen die Nachbarschaft der Idrisiden und Aghlabiden behaupten. Im Jahr 787 kam es zum Friedensschluss mit den Abbasiden.

    Tahert entwickelte sich in der Folgezeit schnell zum religiösen und kulturellen Zentrum der Charidschiten im Maghreb. So wanderten viele Charidschiten aus dem Nahen Osten, wo sie verfolgt wurden, nach Tahert ein. Wirtschaftlich erlangte das Reich durch den Karawanenhandel und den Getreideexport nach al-Andalus einigen Wohlstand. Politisch war das Imamat durch die wankelmütige Loyalität der verbündeten Berberstämme und die häufigen, für charidschitische Bewegungen typischen, Streitigkeiten um den geeigneten Herrscher allerdings gefährdet und instabil. Seine Grenzen waren dadurch permanenter Veränderung unterworfen und das Rustamidenimamat nahm nie für eine längere Zeit eine einheitliche Form an. Nach dem Tod Ibn Rustams (788) kam es zum Schisma, infolge dessen sich die Nukkār, ein bis in die Gegenwart existierender Hauptzweig der Ibaditen, von den Rustamiden abspaltete.

    Im Jahr 909 wurde das Imamat der Rustamiden von den Fatimiden erobert. Die überlebenden Charidschiten zogen sich nach Sandrata, beim heutigen Ouargla, in die Sahara zurück. Sandrata entwickelte sich als Begräbnisstätte des letzten Imams von Tahert zum bedeutenden Pilgerzentrum der Ibaditen. Allerdings wurde Sandrata schon 1077 von den Hammadiden unterworfen, weshalb sich die Ibaditen in das Gebiet des Wadi M'zab zurückzogen (siehe: Mozabiten).

    Liste der Rustamiden-Herrscher von Tahert

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    • ʿAbd ar-Rahmān ibn Rustam (778–788)
    • 'Abd al-Wahhab ibn 'Abd al-Rahman (788–824)
    • Aflah ibn 'Abd al-Wahhab (824–872)
    • Abu Bakr ibn Aflah (872–874)
    • Abū l-Yaqzān Muhammad ibn Aflah (874–894)
    • Yusuf ibn Muhammad (894–895) (erste Regierungszeit)
    • Ya'qub ibn Aflah (895–899) (erste Regierungszeit)
    • Yusuf ibn Muhammad (899–?) (zweite Regierungszeit)
    • Ya'qub ibn Aflah (?–907) (zweite Regierungszeit)
    • Yaqzan ibn Muhammed (907–909)
    • Clifford Edmund Bosworth: The New Islamic Dynasties. A Chronological and Genealogical Manual. 2. Auflage. Edinburgh University Press, Edinburgh 2004, ISBN 0-7486-2137-7.
    • Stephan Ronart, Nandy Ronart: Lexikon der Arabischen Welt. Ein historisch-politisches Nachschlagewerk. Artemis Verlag, Zürich u. a. 1972, ISBN 3-7608-0138-2.