„Paul Uhlenhuth“ – Versionsunterschied

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'''Paul Theodor Uhlenhuth''' (* [[7. Januar]] [[1870]] in [[Hannover]]; † [[13. Dezember]] [[1957]] in [[Freiburg im Breisgau]]) war ein deutscher [[Bakteriologe]] und [[Hygieniker]].
'''Paul Theodor Uhlenhuth''' (* [[7. Januar]] [[1870]] in [[Hannover]]; † [[13. Dezember]] [[1957]] in [[Freiburg im Breisgau]]) war ein deutscher [[Bakteriologie|Bakteriologe]] und [[Hygiene|Hygieniker]].


== Leben ==
== Leben ==
Paul Uhlenhuths Eltern waren der geheime Baurat [[Carl Christoph Uhlenhuth]] (* 19. Dezember 1835 in Paderborn; † 2. April 1910 in Hannover) und dessen Ehefrau Elise Wasmus (* 8. September 1841 in Braunschweig; † 23. Februar 1925 in Hannover).
Paul Uhlenhuth absolvierte seine medizinische Ausbildung an der [[Pépinière|Kaiser-Wilhelm-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen]] in Berlin. Er war anschließend militärärztlicher Assistent bei [[Robert Koch]]. 1889 wurde er Angehöriger des [[Pépinière-Corps]] Franconia.<ref>[[Kösener Corpslisten]] 1930, '''66''', 280a.</ref> Im selben Jahr wurde er Oberarzt bei [[Friedrich Loeffler (Bakteriologe)|Friedrich Loeffler]] an der [[Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald|Universität Greifswald]]. Dort wurde er 1903 zum [[Titularprofessor]] und 1905 zum [[Privatdozent]] für [[Hygiene]] berufen. Von 1906 bis 1911 war Uhlenhuth Direktor der bakteriologischen Abteilung des [[Kaiserliches Gesundheitsamt|Kaiserlichen Gesundheitsamtes]]. 1911 erfolgte seine Berufung auf den [[Lehrstuhl]] für Hygiene und Bakteriologie an der [[Universität Straßburg]] (bis 1918). Danach war er Professor an der [[Philipps-Universität Marburg|Universität Marburg]] und ab 1923 an der [[Albert-Ludwigs-Universität Freiburg|Universität Freiburg]], wo er bis zu seiner Emeritierung 1939 wirkte. Sein Plan zur Errichtung eines Max Planck Instituts für Seuchenforschung und experimentelle Therapie in Freiburg misslang im Jahr 1928.<ref name="ÄL">Wolfgang U. Eckart: ''Paul Uhlenhuth''. In: Wolfgang U. Eckart, Christoph Gradmann (Hrsg.): ''Ärztelexikon. Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert'', 1. Aufl. 1995 C. H. Beck München, S. 358-359, ''Ärztelexikon. Von der Antike bis zur Gegenwart'', 2. Aufl. 2001, S. 313, 3. Aufl. 2006 Springer Verlag, Heidelberg, Berlin, New York, S. 327.</ref>


Paul Uhlenhuth besuchte das Gymnasium in Magdeburg und Hannover. Er absolvierte seine medizinische Ausbildung von 1889 bis 1894 an der [[Pépinière|Kaiser-Wilhelms-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen]] und trat 1889 dem [[Pépinière-Corps]] Franconia bei.<ref>Kösener Corpslisten 1960, 60/283</ref> 1893 wurde er an der [[Humboldt-Universität zu Berlin|Friedrich-Wilhelms-Universität]] zum [[Dr. med.]] promoviert. 1894/1895 war er Unterarzt an die [[Charité]], danach Sanitätsarzt und Assistenzarzt in [[Oldenburg (Oldb)|Oldenburg]].<ref>Gudrun Jost: ''Alfred Partheil (1861–1909). Ein Pharmazeutischer Chemiker aus der zweiten Reihe'' (= Quellen und Studien zur Geschichte der Pharmazie, Bd. 84). Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8047-2363-4, S. 219.</ref> 1897 wurde er militärärztlicher Assistent bei [[Robert Koch]] am Institut für Infektionskrankheiten.
Paul Uhlenhuth heiratete am 8. Mai 1899 in Hannoversch-Münden Martha von Klüfer (* 1. Februar 1873; † 10. Oktober 1961). Ihre erste Tochter Margarethe wurde am 4. Februar 1900, ihre zweite Tochter Irmgard am 26. Juli 1903 und ihre dritte Tochter Clara am 1. August 1905 geboren, alle drei in Greifswald.


Von 1899 bis 1906 war er Oberarzt bei [[Friedrich Loeffler (Mediziner, 1852)|Friedrich Loeffler]] am Hygiene-Institut der [[Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald|Königlichen Universität zu Greifswald]].<ref>Paul Uhlenhuth: ''Betrachtungen über die von mir in Greifswald begründete „biologische Eiweißdifferenzierung“ und ihren weiteren Ausbau – mit neuen Beiträgen zur Frage der Blutsverwandtschaft unter den Tieren''. In: ''Wissenschaftliche Zeitschrift der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Festjahrgang zur 500-Jahrfeier''. Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Greifswald, 1956, S. 175.</ref> Dort wurde er 1903 zum [[Titularprofessor]] und 1905 zum [[Privatdozent]] für [[Hygiene]] ernannt.
In der frühen [[Zeit des Nationalsozialismus]] gehörte er am 11. April 1933 zu den Unterzeichnern einer Verfügung, die die Entlassung der jüdischen Kollegen beinhaltete.<ref name="Klee634">[[Ernst Klee]]: ''Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945.'' Aktualisierte Ausgabe. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-596-16048-0, S. 634.</ref> 1937 wurde er Mitglied der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]].<ref name="Klee634"/> Im Jahr 1938 reiste Uhlenhut nach Japan, um die deutsch-japanischen Beziehungen in der Medizin zu intensivieren.<ref name="ÄL"/> Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] wurde er am 18. August 1942 außerordentliches Mitglied des wissenschaftlichen Senats des Heeressanitätswesens. In dieser Funktion beantragte er 1944 beim [[Oberkommando der Wehrmacht]] Immunisierungsversuche an farbigen Kriegsgefangenen durchzuführen (gemäß [[Ernst Klee]]<ref name="Klee634" />) bzw. das Blut von farbigen französischen Soldaten zu untersuchen (gemäß [[Bernd Martin (Historiker)|Bernd Martin]]<ref name="bz" />).


Von 1906 bis 1911 war Uhlenhuth Direktor der bakteriologischen Abteilung des [[Kaiserliches Gesundheitsamt|Kaiserlichen Gesundheitsamtes]]. Die [[Universität Straßburg|Kaiser-Wilhelms-Universität Straßburg]] berief ihn 1911 auf den [[Lehrstuhl]] für Hygiene und Bakteriologie. Nach dem [[Waffenstillstand von Compiègne (1918)]] wurde er wie alle deutschen Professoren (und Studentenverbindungen) aus dem untergegangenen [[Reichsland Elsaß-Lothringen]] ausgewiesen. Er kam an der [[Philipps-Universität Marburg]] unter. Ab 1923 lehrte er bis zu seiner [[Emeritierung]] 1939 an der [[Albert-Ludwigs-Universität Freiburg]]. Sein Plan zur Errichtung eines Kaiser-Wilhelm-Instituts für Seuchenforschung und experimentelle Therapie in Freiburg ließ sich 1928 nicht verwirklichen.<ref name="ÄL">Wolfgang U. Eckart: ''Paul Uhlenhuth''. In: Wolfgang U. Eckart, Christoph Gradmann (Hrsg.): ''Ärztelexikon. Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert''. 1. Aufl.: C.H. Beck, München 1995, S. 358–359; 2. Aufl.: C.H. Beck, München 2001, S. 313; 3. Aufl.: Springer Verlag, Heidelberg, Berlin, New York 2006, S. 327.</ref>
== Forschung ==
Uhlenhuth entdeckte 1901 die gerichtsmedizinisch wichtige Methode (biologische Eiweißdifferenzierung) zur Unterscheidung von Menschen- und Tierblut ([[Uhlenhuth-Probe]] oder Uhlenhuth-Test, siehe [[Blutspur]]).<ref>Paul Theodor Uhlenhuth: ''Eine Methode zur Unterscheidung der verschiedenen Blutarten, im besonderen zum differentialdiagnostischen Nachweise des Menschenblutes.'' In: ''[[Deutsche Medizinische Wochenschrift]].'' Bd. 27, 1901, Nr. 6, {{ISSN|0012-0472}}, S. 82 f.; und: ''Weitere Mittheilungen über meine Methode zum Nachweise von Menschenblut.'' Ebenda S. 260 f.</ref> Große Aufmerksamkeit der Bevölkerung erfuhr der Uhlenhuth-Test im Zusammenhang mit dem [[Mordfall Lucie Berlin]]. Uhlenhuth entwickelte außerdem Schutz- und Heilseren gegen [[Klassische Schweinepest|Schweinepest]] und [[Maul- und Klauenseuche]].


In der [[Zeit des Nationalsozialismus]] gehörte er am 11. April 1933 zu den Unterzeichnern einer Verfügung, die die Entlassung der jüdischen Kollegen beinhaltete.<ref name="Klee634">Ernst Klee: ''Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945.'' Aktualisierte Ausgabe. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-596-16048-0, S. 634.</ref> 1937 wurde er Mitglied der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]].<ref name="Klee634" /> Im Jahr 1938 reiste Uhlenhuth nach Japan, um die deutsch-japanischen Beziehungen in der Medizin zu intensivieren.<ref name="ÄL" /> Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] wurde er am 18. August 1942 außerordentliches Mitglied des wissenschaftlichen Senats des Heeressanitätswesens. In dieser Funktion beantragte er 1944 beim [[Oberkommando der Wehrmacht]], Immunisierungsversuche an farbigen Kriegsgefangenen durchzuführen (gemäß [[Ernst Klee]]<ref name="Klee634" />) bzw. das Blut von farbigen französischen Soldaten zu untersuchen (gemäß [[Bernd Martin (Historiker)|Bernd Martin]]<ref name="bz" />).
1915 entdeckte er den Erreger der [[Weil-Krankheit]] (Vertreter der Bakteriengattung [[Leptospirose|Leptospira]]) und ein Serum zu ihrer Bekämpfung. Durch die Entdeckung der chemotherapeutischen Bedeutung des Atoxyl begründete Uhlenhuth die Arsenbehandlung der Syphilis, die von [[Paul Ehrlich]] weitergeführt wurde,<ref name="ÄL"/> sowie die Antimontherapie vieler Tropenkrankheiten; förderte die Krebsforschung und den Ausbau der Chemotherapie.

== Familie ==
Paul Uhlenhuth heiratete am 8. Mai 1899 in [[Hann. Münden|Hannoversch Münden]] Martha von Klüfer (* 1. Februar 1873; † 10. Oktober 1961). Ihre erste Tochter Margarethe wurde am 4. Februar 1900, ihre zweite Tochter Irmgard am 26. Juli 1903 und ihre dritte Tochter Clara am 1. August 1905 geboren, alle drei in Greifswald.

== Forschung ==
Uhlenhuth entdeckte 1901 die für die [[Rechtsmedizin]] wichtige Methode (biologische Eiweißdifferenzierung mittels Präzipitinreaktion) zur Unterscheidung von Menschen- und Tierblut ([[Uhlenhuth-Probe]] oder Uhlenhuth-Test, siehe auch [[Blutspur]]).<ref>Paul Theodor Uhlenhuth: ''Eine Methode zur Unterscheidung der verschiedenen Blutarten, im besonderen zum differentialdiagnostischen Nachweise des Menschenblutes.'' In: ''[[Deutsche Medizinische Wochenschrift]].'' Band 27, 1901, Nr. 6, S. 82–83 und 260–261 (''Weitere Mittheilungen über meine Methode zum Nachweise von Menschenblut'').</ref> Große Aufmerksamkeit der Bevölkerung erfuhr der Uhlenhuth-Test im Zusammenhang mit dem [[Mordfall Lucie Berlin]]. Mit seiner 1903 in Preußen amtlich eingeführten Methode zur Blutdifferenzierung zeigte Uhlenhuth Blutsverwandtschaften etwa zwischen Pferd und Esel oder Hund und Fuchs und gelangte bei Untersuchung der Präzipitinwirkung (Ausfällungen durch gegen Fremdstoffe im Blut gebildete Antikörper) zwischen Menschen und Menschenaffen auch zu deren Blutsverwandtschaft; zudem hatte er erhofft, im Blut Rassenunterschiede bei Menschen nachweisen zu können.<ref>Ernst Klee: ''Deutsche Medizin im Dritten Reich. Karrieren vor und nach 1945.'' S. Fischer, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-10-039310-4, S. 159–160.</ref> Uhlenhuth entwickelte außerdem Schutz- und Heilseren gegen [[Klassische Schweinepest|Schweinepest]] und [[Maul- und Klauenseuche]]. 1915 entdeckte er den ein Jahr zuvor von [[Inada Ryūkichi]] und Ido Yutaka (1881–1919) entdeckten<ref>[[Paul Diepgen]], [[Heinz Goerke]]: ''[[Ludwig Aschoff|Aschoff]]/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin.'' 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 56.</ref> Erreger der [[Weil-Krankheit]] (Vertreter der Bakteriengattung [[Leptospirose|Leptospira]]) und ein Serum zu ihrer Bekämpfung. Durch die Entdeckung der chemotherapeutischen Bedeutung des [[Atoxyl]] begründete Uhlenhuth die Arsenbehandlung der [[Syphilis]], die von [[Paul Ehrlich]] weitergeführt wurde,<ref name="ÄL" /> sowie die [[Antimon]]therapie vieler Tropenkrankheiten und förderte die Krebsforschung und den Ausbau der Chemotherapie. Uhlenhuth wurde zwischen 1910 und 1952 mehrmals, unter anderem von [[Karl Landsteiner]], für den [[Nobelpreis für Medizin]] vorgeschlagen.<ref>[https://www.nobelprize.org/nomination/archive/show_people.php?id=9432 Nomination Database: Paul Uhlenhuth], nobelprize.org</ref>


== Ehrungen ==
== Ehrungen ==
[[Datei:Ruhestätte Geheimer Regierungsrat Prof. Dr. Uhlenhuth - Ehrenbürger Freiburg.jpg|mini|Grab von Paul Uhlenruth auf dem [[Hauptfriedhof Freiburg im Breisgau]]]]
[[Datei:Ruhestätte Geheimer Regierungsrat Prof. Dr. Uhlenhuth - Ehrenbürger Freiburg.jpg|mini|Grab von Paul Uhlenhuth auf dem [[Hauptfriedhof Freiburg im Breisgau]]]]
* [[Geheimrat]] (1906)
* [[Geheimrat]] (1906)
* Mitglied (seit 1932) und Obmann der [[Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina|Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina]]<ref name="Klee634"/>
* Mitglied (seit 1932) und Obmann der [[Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina|Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina]]<ref name="Klee634" />
* [[Cothenius-Medaille]] der Leopoldina (1937)
* [[Cothenius-Medaille]] der Leopoldina (1937)
* [[Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft]] (1940)
* Mitglied (seit 1942) der [[Heidelberger Akademie der Wissenschaften]]<ref>[http://www.haw.uni-heidelberg.de/akademie/member.en.html?id=617 Paul Uhlenhuth] im Mitgliederverzeichnis der Heidelberger Akademie der Wissenschaften</ref>
* Mitglied der [[Heidelberger Akademie der Wissenschaften]] (seit 1942)<ref>[https://www.haw.uni-heidelberg.de/akademie/member.en.html?id=617 Paul Uhlenhuth] im Mitgliederverzeichnis der Heidelberger Akademie der Wissenschaften</ref>
* Ehrenbürger von Freiburg im Breisgau (1950)
* [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland|Großes Bundesverdienstkreuz]] (1955)
* Ehrenbürger von Freiburg im Breisgau (1950)
* [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland]], Großes Bundesverdienstkreuz (1955)
* Mitglied der [[Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften|Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften]] (1936)
* Mitglied der [[Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften|Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften]] (1936)
* [[Nationalpreis der DDR]] I. Klasse (1953)
* [[Nationalpreis der DDR]] I. Klasse (1953)
* [[Ehrendoktor]] der [[Universität Gent]]
* [[Ehrendoktor]]ate
** [[Universität Gent]]
* Ehrendoktor der [[Tierärztliche Hochschule Hannover|Tierärztlichen Hochschule Hannover]]
** [[Tierärztliche Hochschule Hannover]]
* Ehrendoktor der Universität Greifswald (1955)
** Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald (1955)
* Ehrenpräsident der [[Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie|Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie]] (1955)
* Ehrenpräsident der [[Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie|Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie]] (1955)

Uhlenhuth wurde zwischen 1910 und 1952 mehrmals, unter anderem von [[Karl Landsteiner]], für den [[Nobelpreis für Medizin]] vorgeschlagen.<ref>[http://www.nobelprize.org/nomination/archive/show_people.php?id=9432 Nomination Database: Paul Uhlenhuth], nobelprize.org</ref>


== Heutige Bewertung ==
== Heutige Bewertung ==
Ende des 20. Jahrhunderts geriet er in Freiburg in die Kritik, weil er im April 1933 an der Entlassung von jüdischen und politisch anders denkenden Kollegen aktiv beteiligt war. Eine nach ihm benannte Straße in Freiburg wurde daher nach [[Siegfried Thannhauser]] umbenannt. Das Haus Uhlenhuth des [[Universitätsklinikum Freiburg|Universitätsklinikums Freiburg]] wurde nach [[Friedrich Theodor von Frerichs]] umbenannt. Der Historiker Bernd Martin, Vorsitzender der Expertenkommission zur Freiburger Straßennamen, beurteilte die Umbenennung als „zu überhastet“"<ref name="bz">Frank Zimmermann: [http://www.badische-zeitung.de/freiburg/eine-heikle-und-schwierige-sache--79348357.html ''„Eine heikle und schwierige Sache“. BZ-Interview mit dem Historiker Bernd Martin über die Untersuchung und Bewertung Freiburger Straßennamen''], [[Badische Zeitung]], 8. Januar 2014, abgerufen am 1. August 2015.</ref>
Ende des 20. Jahrhunderts geriet er in Freiburg in die Kritik, weil er im April 1933 an der Entlassung von jüdischen und politisch anders denkenden Kollegen aktiv beteiligt war. Eine nach ihm benannte Straße in Freiburg wurde daher nach [[Siegfried Thannhauser]] umbenannt. Das Haus Uhlenhuth des [[Universitätsklinikum Freiburg|Universitätsklinikums Freiburg]] wurde nach [[Friedrich Theodor von Frerichs]] umbenannt. Der Historiker Bernd Martin, Vorsitzender der Expertenkommission zur Freiburger Straßennamen, beurteilte die Umbenennung als „zu überhastet“.<ref name="bz">Frank Zimmermann: [https://www.badische-zeitung.de/freiburg/eine-heikle-und-schwierige-sache--79348357.html ''„Eine heikle und schwierige Sache“. BZ-Interview mit dem Historiker Bernd Martin über die Untersuchung und Bewertung Freiburger Straßennamen''], [[Badische Zeitung]], 8. Januar 2014, abgerufen am 1. August 2015.</ref>


2014 berief die Stadt Hannover einen Beirat aus Fachleuten zur Überprüfung, ob es bei Personen als Namensgeber für Straßen „eine aktive Mitwirkung im Nazi-Regime oder schwerwiegende persönliche Handlungen gegen die Menschlichkeit gegeben hat“. Er regte die Umbenennung der nach Uhlenhuth benannten Straße an. Er habe 1933 dahin gewirkt, dass 39 Beschäftigte der Universität Freiburg „aufgrund ihrer jüdischen Herkunft oder ihrer politisch unzuverlässigen Haltung“ entlassen wurden. Verletzungen der „Würde und körperlichen Unversehrtheit“ von Menschen habe er bei seinen Forschungsarbeiten „billigend in Kauf genommen“.<ref>Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 2. Oktober 2015, S. 18.</ref><ref>[http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Diese-neun-Strassen-in-Hannover-sollen-umbenannt-werden ''Diese zehn Straßen sollen umbenannt werden''] in: Onlineausgabe Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 2.&nbsp;Oktober 2015, abgerufen am 3.&nbsp;Oktober 2015.</ref>
2014 berief die Stadt Hannover einen Beirat aus Fachleuten zur Überprüfung, ob es bei Personen als Namensgeber für Straßen „eine aktive Mitwirkung im Nazi-Regime oder schwerwiegende persönliche Handlungen gegen die Menschlichkeit gegeben hat“. Er regte die Umbenennung der nach Uhlenhuth benannten Straße an. Er habe 1933 dahin gewirkt, dass 39 Beschäftigte der Universität Freiburg „aufgrund ihrer jüdischen Herkunft oder ihrer politisch unzuverlässigen Haltung“ entlassen wurden. Verletzungen der „Würde und körperlichen Unversehrtheit“ von Menschen habe er bei seinen Forschungsarbeiten „billigend in Kauf genommen“.<ref>Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 2. Oktober 2015, S. 18.</ref><ref>[https://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Diese-zehn-Strassen-in-Hannover-sollen-umbenannt-werden ''Diese zehn Straßen sollen umbenannt werden''] in: Onlineausgabe Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 2.&nbsp;Oktober 2015, abgerufen am 3.&nbsp;Oktober 2015.</ref>


== Veröffentlichungen (Auswahl) ==
== Veröffentlichungen ==
* ''Das biologische Verfahren zur Erkennung und Unterscheidung von Menschen- und Tierblut. Sowie anderer Eiweißsubstanzen und seine Anwendung in der forensischen Praxis. Ausgewählte Sammlung von Arbeiten und Gutachten.'' Fischer, Jena 1905.
* ''Das biologische Verfahren zur Erkennung und Unterscheidung von Menschen- und Tierblut sowie anderer Eiweißsubstanzen und seine Anwendung in der forensischen Praxis. Ausgewählte Sammlung von Arbeiten und Gutachten.'' Fischer, Jena 1905.
* mit [[Hans Großmann (Mediziner)|H. Grossmann]]: ''Beobachtungen über schwere Allgemeinsyphilis bei Kaninchen nach testicularer, intravenöser und subcutaner Impfung.'' In: ''Arch. Dermatol. Syph.'' Band 152, 1926, S. 708–737.
* ''Entwicklung und Ergebnisse der Chemotherapie'' (= ''Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse.'' Jg. 1948, Abh. 3, {{ISSN|0371-0165}}). Springer, Heidelberg 1948.
* ''Entwicklung und Ergebnisse der Chemotherapie'' (= ''Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse.'' Jg. 1948, Abh. 3, {{ISSN|0371-0165}}). Springer, Heidelberg 1948.


== Literatur ==
== Literatur ==
* Roger J. Wieme, [[Gisela Enders|Gisela Enders-Ruckle]]: ''Paul Uhlenhuth zum Gedächtnis. Studien mit Masernvirus''. Elwert, Marburg 1958.
* [[Wolfgang U. Eckart]]: ''Paul Uhlenhuth''. In: Wolfgang U. Eckart, [[Christoph Gradmann]] (Hrsg.): ''Ärztelexikon. Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert'', 1. Aufl. 1995 C. H. Beck München, ''Ärztelexikon. Von der Antike bis zur Gegenwart'', 2. Aufl. 2001, 3. Aufl. 2006 Springer Verlag, Heidelberg, Berlin, New York, S. ?.
* [[Wolfgang U. Eckart]]: ''Paul Uhlenhuth''. In: Wolfgang U. Eckart, [[Christoph Gradmann]] (Hrsg.): ''Ärztelexikon. Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert''. 1. Aufl.: C.H. Beck, München 1995, S. 358–359; 2. Aufl.: C.H. Beck, München 2001, S. 313; 3. Aufl.: Springer Verlag, Heidelberg, Berlin, New York 2006, S. 327.
* [[Werner Köhler (Mediziner)|Werner Köhler]]: ''Uhlenhuth, Paul'', in: [[Werner E. Gerabek]], Bernhard D. Haage, [[Gundolf Keil]], Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' [[Verlag Walter de Gruyter]], Berlin New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1427–1428.
* {{NDB|26|542|543|Uhlenhuth, Paul Theodor|Axel C. Hüntelmann|11726881X}}
* [[Lothar Kämpfe]]: ''Uhlenhuth, Paul (1870–1957).'' In: [[Dirk Alvermann (Historiker)|Dirk Alvermann]], [[Nils Jörn]] (Hrsg.): ''Biographisches Lexikon für Pommern'', Bd. 3. Böhlau, Wien, Köln, Weimar 2019 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern Forschungen zur Pommerschen Geschichte; 48,3), ISBN 978-3-412-50072-6, S. 320–326.
* [[Gerd Lorenz]]: ''Paul Uhlenhuth (1870–1957) – Überführer des Kinder-Serienmörders von Rügen''. Ärzteblatt Mecklenburg-Vorpommern 9/2021, S. 363–364.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* {{DNB-Portal|11726881X}}
* {{DNB-Portal|11726881X}}
* {{LAGIS|ref=nein|DB=HBN|ID=11726881X|titel=Uhlenhuth, Paul|datum=2020-07-30}}


== Einzelnachweise ==
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[[Kategorie:Hochschullehrer (Philipps-Universität Marburg)]]
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[[Kategorie:Ehrendoktor der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover]]
[[Kategorie:Absolvent der Kaiser-Wilhelms-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen]]
[[Kategorie:Corpsstudent (19. Jahrhundert)]]
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Aktuelle Version vom 29. März 2024, 18:59 Uhr

Emil Stumpp: Paul Uhlenhuth (1931)

Paul Theodor Uhlenhuth (* 7. Januar 1870 in Hannover; † 13. Dezember 1957 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Bakteriologe und Hygieniker.

Paul Uhlenhuths Eltern waren der geheime Baurat Carl Christoph Uhlenhuth (* 19. Dezember 1835 in Paderborn; † 2. April 1910 in Hannover) und dessen Ehefrau Elise Wasmus (* 8. September 1841 in Braunschweig; † 23. Februar 1925 in Hannover).

Paul Uhlenhuth besuchte das Gymnasium in Magdeburg und Hannover. Er absolvierte seine medizinische Ausbildung von 1889 bis 1894 an der Kaiser-Wilhelms-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen und trat 1889 dem Pépinière-Corps Franconia bei.[1] 1893 wurde er an der Friedrich-Wilhelms-Universität zum Dr. med. promoviert. 1894/1895 war er Unterarzt an die Charité, danach Sanitätsarzt und Assistenzarzt in Oldenburg.[2] 1897 wurde er militärärztlicher Assistent bei Robert Koch am Institut für Infektionskrankheiten.

Von 1899 bis 1906 war er Oberarzt bei Friedrich Loeffler am Hygiene-Institut der Königlichen Universität zu Greifswald.[3] Dort wurde er 1903 zum Titularprofessor und 1905 zum Privatdozent für Hygiene ernannt.

Von 1906 bis 1911 war Uhlenhuth Direktor der bakteriologischen Abteilung des Kaiserlichen Gesundheitsamtes. Die Kaiser-Wilhelms-Universität Straßburg berief ihn 1911 auf den Lehrstuhl für Hygiene und Bakteriologie. Nach dem Waffenstillstand von Compiègne (1918) wurde er wie alle deutschen Professoren (und Studentenverbindungen) aus dem untergegangenen Reichsland Elsaß-Lothringen ausgewiesen. Er kam an der Philipps-Universität Marburg unter. Ab 1923 lehrte er bis zu seiner Emeritierung 1939 an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Sein Plan zur Errichtung eines Kaiser-Wilhelm-Instituts für Seuchenforschung und experimentelle Therapie in Freiburg ließ sich 1928 nicht verwirklichen.[4]

In der Zeit des Nationalsozialismus gehörte er am 11. April 1933 zu den Unterzeichnern einer Verfügung, die die Entlassung der jüdischen Kollegen beinhaltete.[5] 1937 wurde er Mitglied der NSDAP.[5] Im Jahr 1938 reiste Uhlenhuth nach Japan, um die deutsch-japanischen Beziehungen in der Medizin zu intensivieren.[4] Während des Zweiten Weltkriegs wurde er am 18. August 1942 außerordentliches Mitglied des wissenschaftlichen Senats des Heeressanitätswesens. In dieser Funktion beantragte er 1944 beim Oberkommando der Wehrmacht, Immunisierungsversuche an farbigen Kriegsgefangenen durchzuführen (gemäß Ernst Klee[5]) bzw. das Blut von farbigen französischen Soldaten zu untersuchen (gemäß Bernd Martin[6]).

Paul Uhlenhuth heiratete am 8. Mai 1899 in Hannoversch Münden Martha von Klüfer (* 1. Februar 1873; † 10. Oktober 1961). Ihre erste Tochter Margarethe wurde am 4. Februar 1900, ihre zweite Tochter Irmgard am 26. Juli 1903 und ihre dritte Tochter Clara am 1. August 1905 geboren, alle drei in Greifswald.

Uhlenhuth entdeckte 1901 die für die Rechtsmedizin wichtige Methode (biologische Eiweißdifferenzierung mittels Präzipitinreaktion) zur Unterscheidung von Menschen- und Tierblut (Uhlenhuth-Probe oder Uhlenhuth-Test, siehe auch Blutspur).[7] Große Aufmerksamkeit der Bevölkerung erfuhr der Uhlenhuth-Test im Zusammenhang mit dem Mordfall Lucie Berlin. Mit seiner 1903 in Preußen amtlich eingeführten Methode zur Blutdifferenzierung zeigte Uhlenhuth Blutsverwandtschaften etwa zwischen Pferd und Esel oder Hund und Fuchs und gelangte bei Untersuchung der Präzipitinwirkung (Ausfällungen durch gegen Fremdstoffe im Blut gebildete Antikörper) zwischen Menschen und Menschenaffen auch zu deren Blutsverwandtschaft; zudem hatte er erhofft, im Blut Rassenunterschiede bei Menschen nachweisen zu können.[8] Uhlenhuth entwickelte außerdem Schutz- und Heilseren gegen Schweinepest und Maul- und Klauenseuche. 1915 entdeckte er den ein Jahr zuvor von Inada Ryūkichi und Ido Yutaka (1881–1919) entdeckten[9] Erreger der Weil-Krankheit (Vertreter der Bakteriengattung Leptospira) und ein Serum zu ihrer Bekämpfung. Durch die Entdeckung der chemotherapeutischen Bedeutung des Atoxyl begründete Uhlenhuth die Arsenbehandlung der Syphilis, die von Paul Ehrlich weitergeführt wurde,[4] sowie die Antimontherapie vieler Tropenkrankheiten und förderte die Krebsforschung und den Ausbau der Chemotherapie. Uhlenhuth wurde zwischen 1910 und 1952 mehrmals, unter anderem von Karl Landsteiner, für den Nobelpreis für Medizin vorgeschlagen.[10]

Grab von Paul Uhlenhuth auf dem Hauptfriedhof Freiburg im Breisgau

Heutige Bewertung

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Ende des 20. Jahrhunderts geriet er in Freiburg in die Kritik, weil er im April 1933 an der Entlassung von jüdischen und politisch anders denkenden Kollegen aktiv beteiligt war. Eine nach ihm benannte Straße in Freiburg wurde daher nach Siegfried Thannhauser umbenannt. Das Haus Uhlenhuth des Universitätsklinikums Freiburg wurde nach Friedrich Theodor von Frerichs umbenannt. Der Historiker Bernd Martin, Vorsitzender der Expertenkommission zur Freiburger Straßennamen, beurteilte die Umbenennung als „zu überhastet“.[6]

2014 berief die Stadt Hannover einen Beirat aus Fachleuten zur Überprüfung, ob es bei Personen als Namensgeber für Straßen „eine aktive Mitwirkung im Nazi-Regime oder schwerwiegende persönliche Handlungen gegen die Menschlichkeit gegeben hat“. Er regte die Umbenennung der nach Uhlenhuth benannten Straße an. Er habe 1933 dahin gewirkt, dass 39 Beschäftigte der Universität Freiburg „aufgrund ihrer jüdischen Herkunft oder ihrer politisch unzuverlässigen Haltung“ entlassen wurden. Verletzungen der „Würde und körperlichen Unversehrtheit“ von Menschen habe er bei seinen Forschungsarbeiten „billigend in Kauf genommen“.[12][13]

Veröffentlichungen

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  • Das biologische Verfahren zur Erkennung und Unterscheidung von Menschen- und Tierblut sowie anderer Eiweißsubstanzen und seine Anwendung in der forensischen Praxis. Ausgewählte Sammlung von Arbeiten und Gutachten. Fischer, Jena 1905.
  • mit H. Grossmann: Beobachtungen über schwere Allgemeinsyphilis bei Kaninchen nach testicularer, intravenöser und subcutaner Impfung. In: Arch. Dermatol. Syph. Band 152, 1926, S. 708–737.
  • Entwicklung und Ergebnisse der Chemotherapie (= Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse. Jg. 1948, Abh. 3, ISSN 0371-0165). Springer, Heidelberg 1948.

Einzelnachweise

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  1. Kösener Corpslisten 1960, 60/283
  2. Gudrun Jost: Alfred Partheil (1861–1909). Ein Pharmazeutischer Chemiker aus der zweiten Reihe (= Quellen und Studien zur Geschichte der Pharmazie, Bd. 84). Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8047-2363-4, S. 219.
  3. Paul Uhlenhuth: Betrachtungen über die von mir in Greifswald begründete „biologische Eiweißdifferenzierung“ und ihren weiteren Ausbau – mit neuen Beiträgen zur Frage der Blutsverwandtschaft unter den Tieren. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Festjahrgang zur 500-Jahrfeier. Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Greifswald, 1956, S. 175.
  4. a b c Wolfgang U. Eckart: Paul Uhlenhuth. In: Wolfgang U. Eckart, Christoph Gradmann (Hrsg.): Ärztelexikon. Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert. 1. Aufl.: C.H. Beck, München 1995, S. 358–359; 2. Aufl.: C.H. Beck, München 2001, S. 313; 3. Aufl.: Springer Verlag, Heidelberg, Berlin, New York 2006, S. 327.
  5. a b c d Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Aktualisierte Ausgabe. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-596-16048-0, S. 634.
  6. a b Frank Zimmermann: „Eine heikle und schwierige Sache“. BZ-Interview mit dem Historiker Bernd Martin über die Untersuchung und Bewertung Freiburger Straßennamen, Badische Zeitung, 8. Januar 2014, abgerufen am 1. August 2015.
  7. Paul Theodor Uhlenhuth: Eine Methode zur Unterscheidung der verschiedenen Blutarten, im besonderen zum differentialdiagnostischen Nachweise des Menschenblutes. In: Deutsche Medizinische Wochenschrift. Band 27, 1901, Nr. 6, S. 82–83 und 260–261 (Weitere Mittheilungen über meine Methode zum Nachweise von Menschenblut).
  8. Ernst Klee: Deutsche Medizin im Dritten Reich. Karrieren vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-10-039310-4, S. 159–160.
  9. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 56.
  10. Nomination Database: Paul Uhlenhuth, nobelprize.org
  11. Paul Uhlenhuth im Mitgliederverzeichnis der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
  12. Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 2. Oktober 2015, S. 18.
  13. Diese zehn Straßen sollen umbenannt werden in: Onlineausgabe Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 2. Oktober 2015, abgerufen am 3. Oktober 2015.