„Pokal (Trinkgefäß)“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
InternetArchiveBot hat 1 Archivlink(s) ergänzt und 0 Link(s) als defekt/tot markiert.) #IABot (v2.0.9.5
 
(24 dazwischenliegende Versionen von 18 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
[[Bild:Muenzpokal.PNG|miniatur|rechts|150px|Münzpokal]]
[[Datei:Muenzpokal.PNG|150px|mini|Münzpokal]]
Ein '''Pokal''' (von [[Italienische Sprache|italienisch]] ''boccale'' „bauchiges Trinkgefäß“, zurückgehend auf [[Altgriechisch|altgriechisch]] ''bá͞ukalis (βαύκαλις)'' „Wein bzw. Wasser kühlendes Gefäß“<ref>http://www.dwds.de/?qu=Pokal&view=1</ref><ref>http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/aktuell/pokal_1.6492730.html</ref>) ist ein Trinkgefäß, dessen Schale ([[Kuppa]]) vom Fuß durch einen eigenen Schaft getrennt ist. Gläserne Pokale bezeichnet man als solche, wenn sie sich vom gestielten Weinglas durch Größe oder kostbare Verarbeitung abheben. Die ''Tazza'' hat zwar auch Fuß und hohen Schaft, aber anders als der Pokal eine sehr flache Kuppa. Vom [[Kelch (Gefäß)|Kelch]] und [[Ziborium (Gefäß)|Ziborium]] unterscheidet er sich durch seinen profanen Gebrauch, vom Becher durch den hohen Schaft. Im älteren, vor allem poetischen Sprachgebrauch sind Becher und Pokal allerdings noch fast Synonyme.
Ein '''Pokal''' (von {{itS|boccale}} „bauchiges Trinkgefäß“, zurückgehend auf {{grcS| βαύκαλις|bá͞ukalis|prefix=1}} „Wein bzw. Wasser kühlendes Gefäß“<ref>{{Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache |Stichwort=Pokal |Abruf=2019-11-13}}</ref><ref>[https://web.archive.org/web/20131217041012/http://www.nzz.ch/aktuell/feuilleton/uebersicht/pokal-1.6492730 nzz.ch]</ref>) ist ein Trinkgefäß, dessen Schale ([[Kuppa]]) vom Fuß durch einen eigenen Schaft getrennt ist. Gläserne Pokale bezeichnet man als solche, wenn sie sich vom gestielten Weinglas durch Größe oder kostbare Verarbeitung abheben. Die ''Tazza'' hat zwar auch Fuß und hohen Schaft, aber anders als der Pokal eine sehr flache Kuppa. Vom [[Kelch (Gefäß)|Kelch]] und [[Ziborium (Gefäß)|Ziborium]] unterscheidet er sich durch seinen profanen Gebrauch, vom Becher durch den hohen Schaft. Im älteren, vor allem poetischen Sprachgebrauch sind Becher und Pokal allerdings noch fast Synonyme.


==Materialien==
== Materialien ==
Pokale wurden vor allem aus Metall, in erster Linie aus Silber hergestellt. Besonders kostbare Stücke waren im 16. Jahrhundert mit Edelsteinen, Perlen und Emailarbeiten angereichert. Heute werden auch andere weißglänzende Legierungen, versilberte, eloxierte und [[Kunststoffgalvanisierung|galvanisierte]] Materialien verwendet.
Pokale wurden vor allem aus Metall, in erster Linie aus [[Silber]] hergestellt. Besonders kostbare Stücke waren im 16. Jahrhundert mit Edelsteinen, [[Perle]]n und Emailarbeiten angereichert. Heute werden auch andere weißglänzende [[Legierung]]en, versilberte, eloxierte und [[Kunststoffgalvanisierung|galvanisierte]] Materialien verwendet.


Pokale aus '''Zinn''' sind vor allem als ''„[[Willkomm (Pokal)|Willkomme]]“'' überliefert. Größere Weingläser und repräsentative Schaustücke aus geschliffenem und geschnittenem '''Glas''' werden ebenso als Pokal bezeichnet. Dazu zählen auch die [[Gesundheitsglas|Gesundheitsgläser]]. '''Hölzerne''' Pokale in [[Drechseln|gedrechselter]] Machart waren im 16. und 17. Jahrhundert sicher häufiger, als die wenigen erhaltenen Beispiele vermuten lassen. Auch gibt es Pokale aus [[Elfenbein]], [[Alabaster]], [[Zöblitzer Serpentin|Serpentin]], und '''exotischen Naturmaterialien''' wie Strausseneier, Kokos- und andere Nussschalen, Muschel- und Schneckengehäusen, die alle jedoch mehr [[Wunderkammer|Kunstkammerstücke]] waren als dass sie wirklich zum Trinken benutzt wurden.
Pokale aus [[Zinn]] sind vor allem als „[[Willkomm (Pokal)|Willkomme]]“ überliefert. Größere Weingläser und repräsentative Schaustücke aus geschliffenem und geschnittenem [[Glas]] werden ebenso als Pokal bezeichnet. Dazu zählen auch die [[Gesundheitsglas|Gesundheitsgläser]]. [[Holz|Hölzerne]] Pokale in [[Drechseln|gedrechselter]] Machart waren im 16. und 17. Jahrhundert häufiger, als die wenigen erhaltenen Beispiele vermuten lassen. Auch gibt es Pokale aus [[Elfenbein]], [[Alabaster]], [[Zöblitzer Serpentin|Serpentin]], und exotischen Naturmaterialien wie Straußeneier, [[Kokos]]- und andere Nussschalen, [[Muscheln|Muschel]]- und Schneckengehäusen, die alle jedoch mehr [[Wunderkammer|Kunstkammerstücke]] waren als dass sie wirklich zum Trinken benutzt wurden.
Keramische Materialien sind wegen der Zerbrechlichkeit des Schaftes für diesen Gefäßtyp eher ungeeignet, man findet in der Geschichte des Kunsthandwerks daher auch kaum entsprechende Beispiele .
[[Keramik|Keramische]] Materialien sind wegen der Zerbrechlichkeit des Schaftes für diesen Gefäßtyp eher ungeeignet, man findet in der Geschichte des Kunsthandwerks daher auch kaum entsprechende Beispiele.


===Silberne Pokale===
=== Silberne Pokale ===
[[Datei:Double Cup (Doppelpokal) LACMA 49.19.12a-b.jpg|mini|hochkant=0.5|Doppelpokal, um 1600, Silber vergoldet]]
Ihre Formgeschichte und die Bedeutung, die sie in weltlichen Gepflogenheiten bis in die Gegenwart haben, sind ohne die Vorgeschichte des sakralen [[Kelch (Gefäß)|Kelch]]es im Mittelalter nicht denkbar. Profane Pokale des Mittelalters sind selten. Zu den wenigen Ausnahmen gehören einige englische Beispiele.<ref> z.B. Propyläen Kunstgeschichte Bd. 6 Das hohe Mittelalter, 1972, Nr. 452 und LX</ref> Der Kaiserpokal im Rathaus Osnabrück dagegen war ursprünglich wohl ein sakrales Ziborium. Um 1500, mit dem Übergang vom Mittelalter zur Renaissance entstehen in Deutschland die ersten großartigen silbernen Pokale für fürstliche Kunstkammern und bürgerliche Ratssilberschätze. Zunächst ist ihre Form noch von der Buckelung bestimmt, die der Goldschmiedetechnik des [[Treiben]]s sehr entgegenkommt. Sie gibt der [[Kuppa]] eine kleinteilig gegliederte, noch spätgotisch anmutende Gestalt. In verschiedenen Varianten, die teilweise als Akelei-<ref>[http://rdk.zikg.net/gsdl/cgi-bin/library.exe?e=q-01000-00---off-0rdkZz-web--00-1--0-10-0---0---0prompt-10-TE%2cPL%2cPR%2cTT--4--akelei/ Akeleipokal, in: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte]</ref>, Ananas- oder Traubenpokal bezeichnet werden, hält sich der Buckelpokal bis ins 17. Jahrhundert. Doch schon in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts entwickelt sich daneben ein horizontal von Wülsten und Einschnürungen gegliederter Pokaltyp. Beim Doppelpokal sind zwei formähnliche Pokale mit den Lippenrändern aufeinandersetzbar, so dass der obere für den unteren als Deckel dient. Man schreibt ihm eine Rolle im Hochzeitsbrauchtum zu. Kleinere schlichtere, aber nie gänzlich ohne Ornament gelassene Pokale haben in den Jahrzehnten um 1600 wohl auch eine schlanke, becherförmig ausschwingende Kuppa. Silberne Pokale haben im 16. und 17. Jahrhundert nicht selten figürliche Schäfte, wenn nicht die [[baluster]]- oder vasenförmige Standardform gewählt wird. Wenn, einer Tendenz zum [[Naturalismus (Kunst)|Naturalismus]] folgend, die Kuppa gelegentlich in Form eines Apfels, einer Birne oder Melone gebildet wird, ist der Schaft gern astförmig ausgebildet. Die Anfertigung eines Pokals gehörte in vielen Goldschmiedezünften zu den Anforderungen an das Meisterstück, so war in Nürnberg seit 1531 (dann nach diesem Vorbild auch in anderen Städten) ein Akeleipokal vorgeschrieben. Pokale waren durchweg mit Deckeln versehen, auch wenn diese noch häufiger verloren gingen als die Gefäße selbst.
Ihre Formgeschichte und die Bedeutung, die sie in weltlichen Gepflogenheiten bis in die Gegenwart haben, sind ohne die Vorgeschichte des sakralen [[Kelch (Gefäß)|Kelches]] im Mittelalter nicht denkbar. Profane Pokale des Mittelalters sind selten. Zu den wenigen Ausnahmen gehören einige englische Beispiele.<ref>z.&nbsp;B. Propyläen: ''Kunstgeschichte''. Band 6. ''Das hohe Mittelalter.'' 1972, Nr. 452 und LX.</ref> Der Kaiserpokal im Rathaus Osnabrück dagegen war ursprünglich wohl ein sakrales Ziborium.


Um 1500, mit dem Übergang vom Mittelalter zur Renaissance entstanden in Deutschland die ersten großartigen silbernen Pokale für fürstliche Kunstkammern und bürgerliche Ratssilberschätze. Zunächst ist ihre Form noch von der Buckelung bestimmt, die der Goldschmiedetechnik des [[Treiben]]s sehr entgegenkommt. Sie gibt der [[Kuppa]] eine kleinteilig gegliederte, noch spätgotisch anmutende Gestalt. In verschiedenen Varianten, die teilweise als „Akelei-“,<ref>Edmund W. Braun: {{Webarchiv|url=http://rdk.zikg.net/gsdl/cgi-bin/library.exe?a=d&c=rdk-web&cl=CL1.1&p=html.fig&d=Dl35.1 |wayback=20131216205231 |text=''Agleybecher''. |archiv-bot=2024-04-17 13:29:30 InternetArchiveBot }} In: ''[[Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte]]''. Band 1, 1933, Sp. 206–212</ref> „Ananas-“ oder „Traubenpokal“ bezeichnet werden, hielt sich der Buckelpokal bis ins 17. Jahrhundert.
Da die Funktion des Pokals als Repräsentationsgeschenk und Schaustück stets darüber hinausging, bloßes Trinkgefäß zu sein, ist er durchweg mit Vergoldung und aufwändigem Ornament dekoriert. Seit dem späteren 17. Jahrhundert kommen kaum noch neue Pokale in den fürstlichen und städtischen Silberschätzen hinzu, [[Fayence]], [[Porzellan]] und geschnittene Gläser treten auf dem festlich gedeckten Tisch mit der silbernen Tafelzier in Konkurrenz. Nur für die retrospektive Welt der Zünfte werden im 18. Jahrhundert noch silberne Willkomme in Pokalform angefertigt. Erst im 19. Jahrhundert erinnert man sich wieder, wie die [[Karl Friedrich Schinkel|Schinkel]]schen Entwürfe zeigen, sich der "Würdeform" des Pokals, und vollends der [[Historismus]] im Kunsthandwerk treibt mit ihm seinen Kult überall dort, wo ein Sieg oder Jubiläum zu feiern ist. Die Mechanisierung in der Silberwarenindustrie macht den silbernen, vor allem aber den versilberten Pokal zum Serienartikel.

In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts entwickelt sich daneben ein horizontal von Wülsten und Einschnürungen gegliederter Pokaltyp. Beim Doppelpokal (Abb.) sind zwei formähnliche Pokale mit den Lippenrändern aufeinandersetzbar, so dass der obere für den unteren als Deckel dient. Man schreibt ihm eine Rolle im Hochzeitsbrauchtum zu. Kleinere schlichtere, aber nie gänzlich ohne Ornament gelassene Pokale haben in den Jahrzehnten um 1600 wohl auch eine schlanke, becherförmig ausschwingende Kuppa. Silberne Pokale haben im 16. und 17. Jahrhundert nicht selten figürliche Schäfte, wenn nicht die [[baluster]]- oder vasenförmige Standardform gewählt wird. Wenn, einer Tendenz zum [[Naturalismus (Kunst)|Naturalismus]] folgend, die Kuppa gelegentlich in Form eines Apfels, einer Birne oder Melone gebildet wird, ist der Schaft gern astförmig ausgebildet.

Die Anfertigung eines Pokals gehörte in vielen Goldschmiedezünften zu den Anforderungen an das Meisterstück, so war in Nürnberg seit 1531 (dann nach diesem Vorbild auch in anderen Städten) ein [[Akeleibecher|Akeleipokal]] vorgeschrieben. Pokale waren durchweg mit Deckeln versehen, auch wenn diese noch häufiger verloren gingen als die Gefäße selbst.

Da die Funktion des Pokals als Repräsentationsgeschenk und Schaustück stets darüber hinausging, bloßes Trinkgefäß zu sein, ist er durchweg mit Vergoldung und aufwändigem Ornament dekoriert. Seit dem späteren 17. Jahrhundert kommen kaum noch neue Pokale in den fürstlichen und städtischen Silberschätzen hinzu, [[Fayence]], [[Porzellan]] und geschnittene Gläser treten auf dem festlich gedeckten Tisch mit der silbernen Tafelzier in Konkurrenz. Nur für die retrospektive Welt der Zünfte werden im 18. Jahrhundert noch silberne „Willkomme“ in Pokalform angefertigt.

Im 19. Jahrhundert erinnerte man sich wieder, wie die [[Karl Friedrich Schinkel|Schinkelschen]] Entwürfe zeigen, der „Würdeform“ des Pokals, und der [[Historismus]] im Kunsthandwerk trieb mit ihm seinen Kult überall dort, wo ein Sieg oder Jubiläum zu feiern ist. Die Mechanisierung in der Silberwarenindustrie machte den silbernen, vor allem aber den versilberten Pokal zum Serienartikel.


== Ausstellungen in Deutschland ==
== Ausstellungen in Deutschland ==
Da es wohl kaum ein der Kulturgeschichte, Stadtgeschichte oder dem Kunsthandwerk gewidmetes Museum gibt, das nicht einige Pokale auszustellen hat sei auf wenige besondere Sammlungen hingewiesen:
Da es wohl kaum ein der Kulturgeschichte, Stadtgeschichte oder dem Kunsthandwerk gewidmetes Museum gibt, das nicht einige Pokale auszustellen hat sei auf wenige besondere Sammlungen hingewiesen:
Ungewöhnlich reiche Beispiele von silbernen Pokalen beherbergen das [[Grünes Gewölbe|Grüne Gewölbe]] in [[Dresden]], die [[Münchner_Residenz#Schatzkammer|Schatzkammer der Münchner Residenz]] und das [[Kunstgewerbemuseum Berlin]].
Ungewöhnlich reiche Beispiele von silbernen Pokalen beherbergen das [[Grünes Gewölbe|Grüne Gewölbe]] in [[Dresden]], die [[Münchner Residenz#Schatzkammer|Schatzkammer der Münchner Residenz]] und das [[Kunstgewerbemuseum Berlin]].


<div align="center">
<gallery caption="„Huldigungspokale“ im Residenzmuseum Celle">
<gallery caption="„Huldigungspokale“ im [[Residenzmuseum im Celler Schloss]]">
File:Lüneburger Pokal.jpg |Riesenpokal der Stadt Lüneburg, von Nikolaus Siemens
Celle Schloss Vierfachpokal 04.JPG|Vierfacher Traubenpokal von Christoph Uder
File:Tischbrunnen und Traubenpokal.jpg|Hamburger Tischbrunnen und vierfacher Traubenpokal (v.l.n.r.)
Celle Schloss Tischbrunnen Bodenteich 02.JPG|Hamburger Tischbrunnen
</gallery>
Celle Schloss Tischbrunnen von Melchior I. Gelb 02.JPG|Tischbrunnen von Melchior I. Gelb
</gallery></div>


==Einzelnachweis==
== Literatur ==
* Carl Hernmarck: ''Die Kunst der europäischen Silberschmiede.'' München 1978, S. 85 ff.
<references />


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Goblets|Pokale}}
{{Commonscat|Goblets|Pokale}}
{{Wiktionary|Pokal}}


== Einzelnachweise ==
==Literatur==
<references />
* Carl Hernmarck : ''Die Kunst der europäischen Silberschmiede'', München 1978, S. 85 ff.


{{Normdaten|TYP=s|GND=4174975-3}}
[[Kategorie:Trinkgefäß]]


[[Kategorie:Trinkgefäß]]
[[eo:Pokalo (trinkujo)]]
[[nl:Bokaal]]

Aktuelle Version vom 17. April 2024, 14:29 Uhr

Münzpokal

Ein Pokal (von italienisch boccale „bauchiges Trinkgefäß“, zurückgehend auf altgriechisch βαύκαλις bá͞ukalis „Wein bzw. Wasser kühlendes Gefäß“[1][2]) ist ein Trinkgefäß, dessen Schale (Kuppa) vom Fuß durch einen eigenen Schaft getrennt ist. Gläserne Pokale bezeichnet man als solche, wenn sie sich vom gestielten Weinglas durch Größe oder kostbare Verarbeitung abheben. Die Tazza hat zwar auch Fuß und hohen Schaft, aber anders als der Pokal eine sehr flache Kuppa. Vom Kelch und Ziborium unterscheidet er sich durch seinen profanen Gebrauch, vom Becher durch den hohen Schaft. Im älteren, vor allem poetischen Sprachgebrauch sind Becher und Pokal allerdings noch fast Synonyme.

Pokale wurden vor allem aus Metall, in erster Linie aus Silber hergestellt. Besonders kostbare Stücke waren im 16. Jahrhundert mit Edelsteinen, Perlen und Emailarbeiten angereichert. Heute werden auch andere weißglänzende Legierungen, versilberte, eloxierte und galvanisierte Materialien verwendet.

Pokale aus Zinn sind vor allem als „Willkomme“ überliefert. Größere Weingläser und repräsentative Schaustücke aus geschliffenem und geschnittenem Glas werden ebenso als Pokal bezeichnet. Dazu zählen auch die Gesundheitsgläser. Hölzerne Pokale in gedrechselter Machart waren im 16. und 17. Jahrhundert häufiger, als die wenigen erhaltenen Beispiele vermuten lassen. Auch gibt es Pokale aus Elfenbein, Alabaster, Serpentin, und exotischen Naturmaterialien wie Straußeneier, Kokos- und andere Nussschalen, Muschel- und Schneckengehäusen, die alle jedoch mehr Kunstkammerstücke waren als dass sie wirklich zum Trinken benutzt wurden. Keramische Materialien sind wegen der Zerbrechlichkeit des Schaftes für diesen Gefäßtyp eher ungeeignet, man findet in der Geschichte des Kunsthandwerks daher auch kaum entsprechende Beispiele.

Silberne Pokale

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Doppelpokal, um 1600, Silber vergoldet

Ihre Formgeschichte und die Bedeutung, die sie in weltlichen Gepflogenheiten bis in die Gegenwart haben, sind ohne die Vorgeschichte des sakralen Kelches im Mittelalter nicht denkbar. Profane Pokale des Mittelalters sind selten. Zu den wenigen Ausnahmen gehören einige englische Beispiele.[3] Der Kaiserpokal im Rathaus Osnabrück dagegen war ursprünglich wohl ein sakrales Ziborium.

Um 1500, mit dem Übergang vom Mittelalter zur Renaissance entstanden in Deutschland die ersten großartigen silbernen Pokale für fürstliche Kunstkammern und bürgerliche Ratssilberschätze. Zunächst ist ihre Form noch von der Buckelung bestimmt, die der Goldschmiedetechnik des Treibens sehr entgegenkommt. Sie gibt der Kuppa eine kleinteilig gegliederte, noch spätgotisch anmutende Gestalt. In verschiedenen Varianten, die teilweise als „Akelei-“,[4] „Ananas-“ oder „Traubenpokal“ bezeichnet werden, hielt sich der Buckelpokal bis ins 17. Jahrhundert.

In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts entwickelt sich daneben ein horizontal von Wülsten und Einschnürungen gegliederter Pokaltyp. Beim Doppelpokal (Abb.) sind zwei formähnliche Pokale mit den Lippenrändern aufeinandersetzbar, so dass der obere für den unteren als Deckel dient. Man schreibt ihm eine Rolle im Hochzeitsbrauchtum zu. Kleinere schlichtere, aber nie gänzlich ohne Ornament gelassene Pokale haben in den Jahrzehnten um 1600 wohl auch eine schlanke, becherförmig ausschwingende Kuppa. Silberne Pokale haben im 16. und 17. Jahrhundert nicht selten figürliche Schäfte, wenn nicht die baluster- oder vasenförmige Standardform gewählt wird. Wenn, einer Tendenz zum Naturalismus folgend, die Kuppa gelegentlich in Form eines Apfels, einer Birne oder Melone gebildet wird, ist der Schaft gern astförmig ausgebildet.

Die Anfertigung eines Pokals gehörte in vielen Goldschmiedezünften zu den Anforderungen an das Meisterstück, so war in Nürnberg seit 1531 (dann nach diesem Vorbild auch in anderen Städten) ein Akeleipokal vorgeschrieben. Pokale waren durchweg mit Deckeln versehen, auch wenn diese noch häufiger verloren gingen als die Gefäße selbst.

Da die Funktion des Pokals als Repräsentationsgeschenk und Schaustück stets darüber hinausging, bloßes Trinkgefäß zu sein, ist er durchweg mit Vergoldung und aufwändigem Ornament dekoriert. Seit dem späteren 17. Jahrhundert kommen kaum noch neue Pokale in den fürstlichen und städtischen Silberschätzen hinzu, Fayence, Porzellan und geschnittene Gläser treten auf dem festlich gedeckten Tisch mit der silbernen Tafelzier in Konkurrenz. Nur für die retrospektive Welt der Zünfte werden im 18. Jahrhundert noch silberne „Willkomme“ in Pokalform angefertigt.

Im 19. Jahrhundert erinnerte man sich wieder, wie die Schinkelschen Entwürfe zeigen, der „Würdeform“ des Pokals, und der Historismus im Kunsthandwerk trieb mit ihm seinen Kult überall dort, wo ein Sieg oder Jubiläum zu feiern ist. Die Mechanisierung in der Silberwarenindustrie machte den silbernen, vor allem aber den versilberten Pokal zum Serienartikel.

Ausstellungen in Deutschland

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da es wohl kaum ein der Kulturgeschichte, Stadtgeschichte oder dem Kunsthandwerk gewidmetes Museum gibt, das nicht einige Pokale auszustellen hat sei auf wenige besondere Sammlungen hingewiesen: Ungewöhnlich reiche Beispiele von silbernen Pokalen beherbergen das Grüne Gewölbe in Dresden, die Schatzkammer der Münchner Residenz und das Kunstgewerbemuseum Berlin.

  • Carl Hernmarck: Die Kunst der europäischen Silberschmiede. München 1978, S. 85 ff.
Commons: Pokale – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Pokal – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Pokal. In: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. Abgerufen am 13. November 2019
  2. nzz.ch
  3. z. B. Propyläen: Kunstgeschichte. Band 6. Das hohe Mittelalter. 1972, Nr. 452 und LX.
  4. Edmund W. Braun: Agleybecher. (Memento des Originals vom 16. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/rdk.zikg.net In: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte. Band 1, 1933, Sp. 206–212