„El Shatt“ – Versionsunterschied
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'''El Shatt''' war ein Komplex von [[Flüchtlingslager]]n in der Wüste auf der Halbinsel [[Sinai-Halbinsel|Sinai]] in [[Ägypten]]. Hier lebten vom 2. Februar 1944 bis zum 20. März 1946 evakuierte Bewohner [[Dalmatien]]s, die vor der deutschen Wehrmacht geflohen waren. |
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== Eisenbahn == |
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Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] wurde El Shatt zum Endbahnhof einer an der Ostseite des Kanals zu diesem in etwa parallel errichteten und im Norden des Kanals von der [[Sinai-Bahn]] abzweigenden [[Bahnstrecke]]. Diese sollte der besseren Verteidigung des Kanals dienen und im Fall einer dort auftretenden Betriebsstörung eine ersatzweise Transportroute sicherstellen. |
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== Flüchtlingslager == |
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Davon ausgehend wurde in El Shatt ein Komplex von [[Flüchtlingslager]]n errichtet. Hier lebten vom 2. Februar 1944 bis zum 20. März 1946 evakuierte Bewohner [[Dalmatien]]s, die vor der Offensive der deutschen [[Wehrmacht]], die Ende 1943/Anfang 1944 ganz Dalmatien besetzte, geflüchtet waren. Anlässlich der Besetzung Dalmatiens waren über 30.000 Zivilisten aus Angst vor Strafaktionen der deutschen Armee auf die Insel [[Vis]], einem Sitz der [[Volksbefreiungsarmee (Jugoslawien)|Partisanenarmee]] und der alliierten [[Britische Armee|britischen Armee]], geflüchtet. Da dort nicht so viele Menschen untergebracht und versorgt werden konnten, wurden die Flüchtlinge und einheimische Bewohner der Insel nach [[Italien|Süditalien]] [[Evakuierung|evakuiert]], zunächst nach [[Bari]] und dann weiter nach [[Tarent]]. Die meisten Flüchtlinge kamen aus [[Makarska]] (um 6000), andere aus [[Vodice (Dalmatien)|Vodice]], [[Hvar]], Vis und [[Korčula]]. Da zu diesem Zeitpunkt Italien immer noch der Schauplatz schwerer Kämpfe war, wurden die Flüchtlinge in das als sicher geltende Ägypten weitergeschickt, welches unter britischer Verwaltung stand. |
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⚫ | Das Lager hatte eine Größe von 260 km². Es war in fünf kleinere Lager untergliedert. Die Flüchtlinge wurden in Zelten untergebracht (durchschnittlich ein bis zwei Familien pro Zelt). Trotz der schlechten Bedingungen versuchten die Evakuierten, ein normales Lebens aufrechtzuerhalten. Sie errichteten Schulen, Werkstätten und eine Waschküche und veröffentlichten eine Zeitung. Die Menschen hatten große Schwierigkeiten, sich den Bedingungen in der Wüste anzupassen. Viele Kinder litten an Darmerkrankungen, viele von ihnen starben. Die britische Regierung unterwarf das Lager strengen Regeln, so dass zum Beispiel das Verlassen der Anlage nur mit Pässen möglich war. |
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Auf der Flucht vor der deutschen Offensive Ende 1943/Anfang 1944, als ganz [[Dalmatien]] besetzt wurde, flüchtete eine große Zahl von Zivilisten (über 30.000) aus Angst vor Strafaktionen der deutschen Armee auf die Insel [[Vis]]. Die Insel war Hauptsitz der [[Partisan|Partisanen Armee]] und der alliierten britische Armee. Da man nicht in der Lage war, so viele Menschen unterzubringen und zu versorgen, wurde beschlossen, Flüchtlinge und einheimische Bewohner der Insel nach Süditalien zu [[Evakuierung|evakuieren]], zunächst nach [[Bari]] und dann weiter nach [[Taranto]]. Die meisten Flüchtlinge kamen aus [[Makarska]] (um 6000), andere aus [[Vodice]], [[Hvar]], Vis und [[Korčula]]. |
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Da Italien immer noch der Schauplatz schwerer Kämpfe zwischen den Alliierten und den Deutschen war, entschied man, die Bevölkerung in das als sicher geltende Ägypten zu schicken, das unter britischer Verwaltung stand. |
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Lotte und [[Louis Fürnberg]] verließen 1946 ihr Jerusalemer Exil durch das Auffanglager El Shatt und gelangten nach Prag.<ref>Ulrich Kaufmann, Harald Heydrich (Hrsg.): „Hier ist ein Dichter, hört nur! Louis Fürnberg. Texte zu Leben und Werk“, [[Bucha]] 2021, Anhang, S. 344.</ref> 1960 erschien in [[Ost-Berlin]] Fürnbergs Gedichtband „El Shatt“. |
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==Gedenkstätte== |
== Gedenkstätte == |
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== Literatur == |
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* {{Literatur |Autor=Florian Bieber |Titel=Niemand hieß sie willkommen |Sammelwerk=[[Die Zeit]] |Nummer=38 |Datum=2016-09-08 |Online=https://www.zeit.de/2016/38/zweiter-weltkrieg-flucht-griechen-jugoslawen/komplettansicht}} |
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* {{Literatur |Autor=Nataša Mataušić |Titel=El Shatt. Zbjeg iz hrvatske u pustinji sinaja, egipat (1944–1946) |Ort=Zagreb |Datum=2007 |ISBN=978-953-6046-36-2}} |
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== Weblinks == |
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* [http://www.hismus.hr/english/el%20shatt%20eng.htm EL SHATT - the Croatian Refugee Community in the Sinai Desert, Egypt (1944-1946)] englisch |
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* [http://www.egypttoday.com/article.aspx?ArticleID=6189 Die Gedenkstätte] |
* [http://www.egypttoday.com/article.aspx?ArticleID=6189 Die Gedenkstätte] |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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[[Kategorie:Flüchtlingslager]] |
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[[Kategorie:Ort in Ägypten |
[[Kategorie:Ort in Ägypten]] |
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[[Kategorie:Ort in Asien]] |
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[[Kategorie:Sinai-Halbinsel]] |
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[[Kategorie:Gedenkstätte]] |
[[Kategorie:Gedenkstätte]] |
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[[Kategorie:Jugoslawien im Zweiten Weltkrieg]] |
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[[Kategorie:Kroatische Geschichte]] |
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Aktuelle Version vom 15. Juni 2024, 09:56 Uhr
Koordinaten: 29° 58′ N, 32° 37′ O
El Shatt (auch Ash Shatt, deutsch El Schatt, serbokroatisch El Šat) ist ein Ort auf der Halbinsel Sinai in Ägypten, auf der Ostseite und am Südende des Suezkanals, gegenüber der Stadt Suez in der Wüste.
Eisenbahn
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Während des Zweiten Weltkriegs wurde El Shatt zum Endbahnhof einer an der Ostseite des Kanals zu diesem in etwa parallel errichteten und im Norden des Kanals von der Sinai-Bahn abzweigenden Bahnstrecke. Diese sollte der besseren Verteidigung des Kanals dienen und im Fall einer dort auftretenden Betriebsstörung eine ersatzweise Transportroute sicherstellen.
Flüchtlingslager
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Davon ausgehend wurde in El Shatt ein Komplex von Flüchtlingslagern errichtet. Hier lebten vom 2. Februar 1944 bis zum 20. März 1946 evakuierte Bewohner Dalmatiens, die vor der Offensive der deutschen Wehrmacht, die Ende 1943/Anfang 1944 ganz Dalmatien besetzte, geflüchtet waren. Anlässlich der Besetzung Dalmatiens waren über 30.000 Zivilisten aus Angst vor Strafaktionen der deutschen Armee auf die Insel Vis, einem Sitz der Partisanenarmee und der alliierten britischen Armee, geflüchtet. Da dort nicht so viele Menschen untergebracht und versorgt werden konnten, wurden die Flüchtlinge und einheimische Bewohner der Insel nach Süditalien evakuiert, zunächst nach Bari und dann weiter nach Tarent. Die meisten Flüchtlinge kamen aus Makarska (um 6000), andere aus Vodice, Hvar, Vis und Korčula. Da zu diesem Zeitpunkt Italien immer noch der Schauplatz schwerer Kämpfe war, wurden die Flüchtlinge in das als sicher geltende Ägypten weitergeschickt, welches unter britischer Verwaltung stand.
Das Lager hatte eine Größe von 260 km². Es war in fünf kleinere Lager untergliedert. Die Flüchtlinge wurden in Zelten untergebracht (durchschnittlich ein bis zwei Familien pro Zelt). Trotz der schlechten Bedingungen versuchten die Evakuierten, ein normales Lebens aufrechtzuerhalten. Sie errichteten Schulen, Werkstätten und eine Waschküche und veröffentlichten eine Zeitung. Die Menschen hatten große Schwierigkeiten, sich den Bedingungen in der Wüste anzupassen. Viele Kinder litten an Darmerkrankungen, viele von ihnen starben. Die britische Regierung unterwarf das Lager strengen Regeln, so dass zum Beispiel das Verlassen der Anlage nur mit Pässen möglich war.
El Shatt wurde mehrmals von der deutschen Luftwaffe bombardiert, wobei es viele Opfer gab. Die Flüchtlinge verbrachten 18 Monate in den Flüchtlingslagern, bis sie 1946 in ihre Heimat zurückkehren konnten.
Lotte und Louis Fürnberg verließen 1946 ihr Jerusalemer Exil durch das Auffanglager El Shatt und gelangten nach Prag.[1] 1960 erschien in Ost-Berlin Fürnbergs Gedichtband „El Shatt“.
Gedenkstätte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]An der Stelle des Flüchtlingslagers befindet sich heute nur ein Friedhof. Er wurde im Sechstagekrieg schwer beschädigt. Im Jahr 2003 wurde mit Unterstützung der kroatischen Regierung eine Gedenkstätte mit einem Denkmal eingerichtet.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Florian Bieber: Niemand hieß sie willkommen. In: Die Zeit. Nr. 38, 8. September 2016 (zeit.de).
- Nataša Mataušić: El Shatt. Zbjeg iz hrvatske u pustinji sinaja, egipat (1944–1946). Zagreb 2007, ISBN 978-953-6046-36-2.
- Sanja Petrović Todosijević: Jugoslovenski izbeglički logor El Šat, Egipat 1944–1946 : Potreba i(li) potvrda. In: Vojno-istorijski glasnik. Nr. 1. Beograd 2008, S. 217–224.