„Siegmund Maybaum“ – Versionsunterschied

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'''Siegmund Maybaum''' (geb. [[29. April]] [[1844]] in [[Miskolc]]; gest. [[1919]] in [[Berlin]]) war ein Rabbiner und jüdischer Gelehrter. Er gehörte 1897 zu den „[[Protestrabbiner]]n“, die sich gegen die Abhaltung des [[Zionistenkongress#Kongresse_unter_Theodor_Herzl_(1897–1903) |Zionistenkongress]]es in [[Deutschland]] wandten.
'''Siegmund Maybaum''' (geb. [[29. April]] [[1844]] in [[Miskolc]], [[Österreich-Ungarn]]; gest. [[1919]] in [[Berlin]]) war ein Rabbiner und jüdischer Gelehrter. Er gehörte 1897 zu den „[[Protestrabbiner]]n“, die sich gegen die Abhaltung des [[Zionistenkongress#Kongresse unter Theodor Herzl (1897–1903) |Zionistenkongresses]] in [[Deutschland]] wandten.


== Leben ==
== Leben ==
Maybaum wurde 1844 in Miskolc, Ungarn, geboren. Er studierte an den [[Jeschiwa|Jeschiwot]] von [[Eisenstadt]] (unter [[Esriel Hildesheimer|I. Hildesheimer]]) und [[Bratislava|Pressburg]] (Bratislava) sowie an [[Universität Breslau|der Universität]] und am [[Jüdisch-Theologisches Seminar in Breslau |Rabbinerseminar von Breslau]]. Er amtierte als Rabbiner in [[Dolný Kubín]], [[Ungarn]] (1870-1873), und [[Žatec]] (Saaz), [[Böhmen]] (1873-1881). 1881 wurde er nach [[Berlin]] berufen, wo er ab 1888 auch Vorlesungen über [[Homiletik]] an der [[Hochschule für die Wissenschaft des Judentums#Geschichte|Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums]] hielt. Im Jahr 1903 wurde er zum Professor ernannt.<ref>[[Encyclopedia Judaica|jewishencyclopedia.com]]: [https://www.jewishencyclopedia.com/articles/10510-maybaum-siegmund Maybaum, Sigmund] - Isidore Singer, Frederick T. Haneman</ref>
Maybaum wurde 1844 in Miskolc, Ungarn, geboren. Er studierte an den [[Jeschiwa|Jeschiwot]] von [[Eisenstadt]] (unter [[Esriel Hildesheimer|I. Hildesheimer]]) und [[Bratislava|Pressburg]] (Bratislava) sowie an [[Universität Breslau|der Universität]] und am [[Jüdisch-Theologisches Seminar in Breslau|Rabbinerseminar von Breslau]], wo er die [[Smicha|Ordination]] erhielt, die von [[Zacharias Frankel]] unterzeichnet wurde. Er amtierte als Rabbiner in [[Dolný Kubín]], [[Ungarn]] (1870–1873), und [[Žatec]] (Saaz), [[Böhmen]] (1873–1881). 1881 wurde er nach [[Berlin]] berufen, wo er ab 1888 auch Vorlesungen über [[Homiletik]] an der [[Hochschule für die Wissenschaft des Judentums#Geschichte|Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums]] hielt. Im Jahr 1903 wurde er zum Professor ernannt.<ref>[[Encyclopedia Judaica|jewishencyclopedia.com]]: [https://www.jewishencyclopedia.com/articles/10510-maybaum-siegmund Maybaum, Sigmund] - Isidore Singer, Frederick T. Haneman</ref>


Maybaum war im [[Allgemeiner Rabbiner-Verband in Deutschland|Verband der Rabbiner Deutschlands]] aktiv. Zusammen mit Rabbiner [[Heinemann Vogelstein]] aus [[Stettin]] sprach er sich 1897 gegen die Einberufung des Zionistenkongresses in Deutschland aus. Mit weiteren liberalen und orthodoxen Rabbinern wurde im Juli 1897 ein Brief an die ''[[Allgemeine Zeitung des Judentums]]'' verfasst, in dem die Besorgnis zum Ausdruck kam, dass der [[Zionismus]] die Rechte der Juden als Bürger des Deutschen Reiches untergraben würde, wobei der Zionismus als Widerspruch zu den messianischen Verheißungen des Judentums angesehen wurde. Diese Gruppe deutscher Rabbiner wurde von [[Theodor Herzl]] polemisch als „[[Protestrabbiner]]“ bezeichnet. Die Münchner Gemeindeleitung setzte sich erfolgreich dagegen ein, dass der erste Zionistenkongress in ihrer Stadt stattfand, worauf Herzl dafür sorgte, dass er stattdessen in [[Basel]] abgehalten wurde.<ref>thejc.com: [https://www.thejc.com/life-and-culture/zionisms-hated-hero-mpg2znez Zionism's hated hero] - Colin Shindler (“counter to the messianic prophecies of Judaism”)</ref> (Siehe auch Matthias Morgenstern: ''Von Frankfurt nach Jerusalem.'' Tübingen 1995, wo die Textpassage der Enschließung im Wortlaut wiedergegeben wird).<ref>{{Literatur |Autor=Matthias Morgenstern |Titel=Von Frankfurt nach Jerusalem: Isaac Breuer und die Geschichte des "Austrittsstreits" in der deutsch-jüdischen Orthodoxie |Verlag=Mohr Siebeck |Datum=1995 |ISBN=978-3-16-146510-9 |Seiten=22 |Online=https://books.google.de/books?id=RKCauUdIdpsC&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r%20&cad=0#v=onepage&q&f=false |Abruf=2024-07-29}}</ref>
Maybaum war im [[Allgemeiner Rabbiner-Verband in Deutschland|Verband der Rabbiner Deutschlands]] aktiv, er gehörte 1897 zu denjenigen Rabbinern, die gegen die Einberufung des Zionistenkongresses in Deutschland protestierten.

Damit zählte er zu einer Gruppe deutscher Rabbiner, die von [[Theodor Herzl]] polemisch als „Protestrabbiner“ bezeichnet wurde, einer Gruppe, die den [[Zionismus]] als ‚Widerspruch zu den messianischen Prophezeiungen des Judentums‘ betrachtete und besorgt war, dass der Zionismus die Rechte der Juden als Bürger des Deutschen Reiches untergraben würde. Die Münchner Gemeindeleitung setzte sich erfolgreich dagegen ein, dass der erste Zionistenkongress in ihrer Stadt stattfand, und sorgte dafür, dass er stattdessen in [[Basel]] abgehalten wurde.<ref>thejc.com: [https://www.thejc.com/life-and-culture/zionisms-hated-hero-mpg2znez Zionism's hated hero] - Colin Shindler (“counter to the messianic prophecies of Judaism”)</ref>


Maybaum war ein ausgezeichneter Prediger und seine Predigten wurden in mehreren Bänden veröffentlicht. Anlässlich seines 70. Geburtstages wurde eine Festschrift veröffentlicht.<ref>[https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/freimann/content/titleinfo/786414 Digitalisat]</ref>
Maybaum war ein ausgezeichneter Prediger und seine Predigten wurden in mehreren Bänden veröffentlicht. Anlässlich seines 70. Geburtstages wurde eine Festschrift veröffentlicht.<ref>[https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/freimann/content/titleinfo/786414 Digitalisat]</ref>


Der in Wien geborene deutsch-britische Reformrabbi und Theologe [[Ignaz Maybaum]]<ref>vgl. Friedrich Lotter: ''Rabbiner Ignaz Maybaum - Leben und Lehre: die Grundlagen jüdischer Diasporaexistenz.'' Berlin 2010</ref> (1897-1976) war sein Neffe.
Der in Wien geborene deutsch-britische Reformrabbi und Theologe [[Ignaz Maybaum]]<ref>vgl. Friedrich Lotter: ''Rabbiner Ignaz Maybaum - Leben und Lehre: die Grundlagen jüdischer Diasporaexistenz.'' Berlin 2010</ref> (1897–1976) war sein Neffe.


== Publikationen ==
== Publikationen ==
* ''Die Anthropomorphien und Anthropopathien bei [[Onkelos]] und den spätern Targumim : mit besonderer Berücksichtigung der Ausdrücke Memra, Jekara und Schechintha ...''. Breslau, 1870
* ''Die Anthropomorphien und Anthropopathien bei [[Onkelos]] und den spätern Targumim : mit besonderer Berücksichtigung der Ausdrücke Memra, Jekara und Schechintha ...''. Breslau, 1870
* ''Fest- und Gelegenheits-Predigten,'' von S. Maybaum, Rabbiner der israelitischen Cultusgemeinde in Saaz. [[Adolf Hepner|A. Hepner's Verlag]] Breslau 1878
* ''Fest- und Gelegenheits-Predigten,'' von S. Maybaum, Rabbiner der israelitischen Cultusgemeinde in Saaz. [[Adolf Hepner|A. Hepner’s Verlag]] Breslau 1878
* ''Die Entwickelung des altisraelitischen Priestertums''. Breslau 1880
* ''Die Entwickelung des altisraelitischen Priestertums''. Breslau 1880
* '' Die Entwickelung des israelitischen Prophetentums''. F. Dümmler, Berlin, 1883
* '' Die Entwickelung des israelitischen Prophetentums''. F. Dümmler, Berlin, 1883
* ''Predigten''. Berlin 1892-1914 (sieben Bände)
* ''Predigten''. Berlin 1892–1914 (sieben Bände)
* ''Jüdische Homiletik''. Berlin 1890
* ''Jüdische Homiletik''. Berlin 1890
* ''Aus dem Leben von [[Leopold Zunz]]''. In: ''Zwölfter Bericht über die Lehranstalt für die Wissenschaft des Judenthums in Berlin'', erstattet vom Curatorium, Berlin, 1894, S. 1–63 ([https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/pageview/2274144 Web-Ressource]).
* ''Aus dem Leben von [[Leopold Zunz]]''. In: ''Zwölfter Bericht über die Lehranstalt für die Wissenschaft des Judenthums in Berlin'', erstattet vom Curatorium, Berlin, 1894, S. 1–63 ([https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/pageview/2274144 Web-Ressource]).
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== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [https://www.jewishencyclopedia.com/articles/10510-maybaum-siegmund Maybaum, Sigmund] - Isidore Singer, Frederick T. Haneman ([[Encyclopedia Judaica]])
* [https://www.jewishencyclopedia.com/articles/10510-maybaum-siegmund Maybaum, Sigmund] Isidore Singer, Frederick T. Haneman ([[Encyclopedia Judaica]])
* [https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/freimann/nav/cloud/name?query=Maybaum%2C%20Siegmund Digitalisate verschiedener Werke von Siegmund Maybaum]
* [https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/freimann/nav/cloud/name?query=Maybaum%2C%20Siegmund Digitalisate verschiedener Werke von Siegmund Maybaum]


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Aktuelle Version vom 29. Juli 2024, 15:05 Uhr

Siegmund Maybaum (geb. 29. April 1844 in Miskolc, Österreich-Ungarn; gest. 1919 in Berlin) war ein Rabbiner und jüdischer Gelehrter. Er gehörte 1897 zu den „Protestrabbinern“, die sich gegen die Abhaltung des Zionistenkongresses in Deutschland wandten.

Maybaum wurde 1844 in Miskolc, Ungarn, geboren. Er studierte an den Jeschiwot von Eisenstadt (unter I. Hildesheimer) und Pressburg (Bratislava) sowie an der Universität und am Rabbinerseminar von Breslau, wo er die Ordination erhielt, die von Zacharias Frankel unterzeichnet wurde. Er amtierte als Rabbiner in Dolný Kubín, Ungarn (1870–1873), und Žatec (Saaz), Böhmen (1873–1881). 1881 wurde er nach Berlin berufen, wo er ab 1888 auch Vorlesungen über Homiletik an der Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums hielt. Im Jahr 1903 wurde er zum Professor ernannt.[1]

Maybaum war im Verband der Rabbiner Deutschlands aktiv. Zusammen mit Rabbiner Heinemann Vogelstein aus Stettin sprach er sich 1897 gegen die Einberufung des Zionistenkongresses in Deutschland aus. Mit weiteren liberalen und orthodoxen Rabbinern wurde im Juli 1897 ein Brief an die Allgemeine Zeitung des Judentums verfasst, in dem die Besorgnis zum Ausdruck kam, dass der Zionismus die Rechte der Juden als Bürger des Deutschen Reiches untergraben würde, wobei der Zionismus als Widerspruch zu den messianischen Verheißungen des Judentums angesehen wurde. Diese Gruppe deutscher Rabbiner wurde von Theodor Herzl polemisch als „Protestrabbiner“ bezeichnet. Die Münchner Gemeindeleitung setzte sich erfolgreich dagegen ein, dass der erste Zionistenkongress in ihrer Stadt stattfand, worauf Herzl dafür sorgte, dass er stattdessen in Basel abgehalten wurde.[2] (Siehe auch Matthias Morgenstern: Von Frankfurt nach Jerusalem. Tübingen 1995, wo die Textpassage der Enschließung im Wortlaut wiedergegeben wird).[3]

Maybaum war ein ausgezeichneter Prediger und seine Predigten wurden in mehreren Bänden veröffentlicht. Anlässlich seines 70. Geburtstages wurde eine Festschrift veröffentlicht.[4]

Der in Wien geborene deutsch-britische Reformrabbi und Theologe Ignaz Maybaum[5] (1897–1976) war sein Neffe.

  • Die Anthropomorphien und Anthropopathien bei Onkelos und den spätern Targumim : mit besonderer Berücksichtigung der Ausdrücke Memra, Jekara und Schechintha .... Breslau, 1870
  • Fest- und Gelegenheits-Predigten, von S. Maybaum, Rabbiner der israelitischen Cultusgemeinde in Saaz. A. Hepner’s Verlag Breslau 1878
  • Die Entwickelung des altisraelitischen Priestertums. Breslau 1880
  • Die Entwickelung des israelitischen Prophetentums. F. Dümmler, Berlin, 1883
  • Predigten. Berlin 1892–1914 (sieben Bände)
  • Jüdische Homiletik. Berlin 1890
  • Aus dem Leben von Leopold Zunz. In: Zwölfter Bericht über die Lehranstalt für die Wissenschaft des Judenthums in Berlin, erstattet vom Curatorium, Berlin, 1894, S. 1–63 (Web-Ressource).
  • Methodik des jüdischen Religionsunterrichtes. Praktische Theologie: Zweiter Theil. Breslau, 1896 (Digitalisat)
  • Die Anfänge der jüdischen Predigt. Berlin, 1901
  • Maybaum, Sigmund; Samson Hochfeld; Jacob Sonderling: Festschrift Professor Dr. Maybaum zum 70. Geburtstag : (29. April 1914) / gewidmet von seinen Schülern. M. Popelauer, Berlin 1914 (Digitalisat)

Einzelnachweise und Fußnoten

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  1. jewishencyclopedia.com: Maybaum, Sigmund - Isidore Singer, Frederick T. Haneman
  2. thejc.com: Zionism's hated hero - Colin Shindler (“counter to the messianic prophecies of Judaism”)
  3. Matthias Morgenstern: Von Frankfurt nach Jerusalem: Isaac Breuer und die Geschichte des "Austrittsstreits" in der deutsch-jüdischen Orthodoxie. Mohr Siebeck, 1995, ISBN 978-3-16-146510-9, S. 22 (google.de [abgerufen am 29. Juli 2024]).
  4. Digitalisat
  5. vgl. Friedrich Lotter: Rabbiner Ignaz Maybaum - Leben und Lehre: die Grundlagen jüdischer Diasporaexistenz. Berlin 2010