„Victor Franke“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Victor Franke.jpg|mini|hochkant|Victor Franke (1907)]]
'''Victor Franke''' (* [[21. Juli]] [[1866]] in [[Zlaté Hory|Zuckmantel]], [[Tschechisch Schlesien|Schlesien]]; † [[7. September]] [[1936]] in [[Hamburg]]) war [[Kompaniechef]] und späterer [[Kommandeur]] der [[Schutztruppe|Kaiserlichen Schutztruppe]] in [[Deutsch-Südwestafrika]].
'''Erich Victor Carl August Franke''', laut Grabstein ''Viktor'' (* [[21. Juli]] [[1866]] in [[Zlaté Hory|Zuckmantel]]; † [[7. September]] [[1936]] in [[Hamburg]]), war ein deutscher [[Generalmajor]] sowie letzter [[Kommandeur]] der [[Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika|Kaiserlichen Schutztruppe]] in [[Deutsch-Südwestafrika]].
[[Bild:Franke.png|framed|Victor Franke um 1900]]


== Biographie ==
== Biografie ==
Victor Franke, Sohn eines Gutsbesitzers, begann nach seinem Abitur 1887 seine militärische Laufbahn mit dem Eintritt in das [[Schlesisches Pionier-Bataillon Nr. 6|Schlesische Pionier-Bataillon Nr. 6]] in [[Neisse (Stadt)|Neisse]]. Am 20. Mai 1896 verließ er, inzwischen im Rang eines [[Oberleutnant]]s, die [[Preußische Armee]] und trat am 26. Mai 1896 in die [[Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika|Kaiserliche Schutztruppe]] für [[Deutsch-Südwestafrika]] ein. Bereits einen Monat später nahm er seinen Dienst in [[Swakopmund]] auf. Zunächst diente er als Distriktchef von [[Otjimbingwe]], dann von [[Omaruru]]. Von Ende 1897 bis März 1898 war er am Kampf gegen die [[Swartbooi (Clan)|Swartbooi]] beteiligt. 1899 übernahm er die Leitung des Distrikts [[Outjo]], von wo aus er eine ausgedehnte Forschungsreise in das nördliche und zu dem Zeitpunkt fast unbekannte [[Ovamboland]] antrat. 1901 wurde er Distriktchef von [[Sesfontein]], 1903 erfolgte seine Ernennung zum [[Hauptmann (Offizier)|Hauptmann]] und er kehrte nach Omaruru zurück.


[[Datei:Titelbild Unter deutscher Flagge Reprint 1933 Band 32 Die Heldenkompanie Franke Originalausgabe ca 1912.jpg|mini|hochkant|Titelbild „Die Heldenkompanie Franke“, Band 32 der Heftromanserie ''[[Unter deutscher Flagge]]'' (Reprint 1933, Originalausgabe um 1912)]]
Victor Franke, Sohn eines Gutsbesitzers, beginnt nach seinem Abitur [[1887]] seine militärische Laufbahn mit dem Eintritt in das [[Schlesien|schlesische]] Pionierbataillon Nr. 17 in [[Neisse]]. Am [[20. Mai]] [[1896]] verlässt er - inzwischen [[Oberleutnant]] - das Heer, und tritt am [[26. Mai]] 1896 in die [[Schutztruppe|Kaiserliche Schutztruppe]] für [[Deutsch-Südwestafrika]] ein. Bereits einen Monat später nimmt er seinen Dienst nach seiner Ankunft in [[Swakopmund]] auf, zunächst als Distriktchef von [[Otjimbingwe]], dann von [[Omaruru]]. Von Ende [[1897]] bis März [[1898]] ist er am Kampf gegen die [[Swartbooi]] beteiligt. [[1899]] übernimmt er die Leitung des Distrikts [[Outjo]], von wo aus er eine ausgedehnte Forschungsreise in das nördliche und zu dem Zeitpunkt fast unbekannte [[Ovambo|Ovamboland]] antritt. [[1901]] wird er Distriktchef von [[Sesfontein]], [[1903]] erfolgt seine Ernennung zum Hauptmann und er kehrt nach Omaruru zurück. Im Jahr [[1904]] ist Franke an den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen der Schutztruppe und den aufständischen [[Aufstand der Nama|Bondelswart]] im Süden des Landes beteiligt. Nachdem ihm die Nachricht vom [[Aufstand der Herero]] um [[Okahandja]] erreicht, setzen er und seine [[Kompanie]] zu einem in der Geschichte der Schutztruppe beispiellosen Gewaltritt von knapp 400 km in viereinhalb Tagen an und vertreiben die Herero-Kämpfer nach schweren Kämpfen aus Okahandja und Omaruru. Auch an den entscheidenden Kämpfen am [[Schlacht am Waterberg|Waterberg]] ist Franke beteiligt.


Im Jahr 1904 war Franke an den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen der Schutztruppe und den aufständischen [[Bondelswart]] im Süden des Landes beteiligt. Nachdem ihn die Nachricht vom [[Aufstand der Herero und Nama|Aufstand der Herero]] um [[Okahandja]] erreichte, setzten er und seine [[Kompanie (Militär)|Kompanie]] zu einem in der Geschichte der Schutztruppe einzigartigen Gewaltritt von knapp 400 km in viereinhalb Tagen an und vertrieben die [[Herero]]-Kämpfer nach schweren Kämpfen aus Okahandja und Omaruru. An den entscheidenden Kämpfen am [[Schlacht am Waterberg|Waterberg]] war Franke nicht beteiligt.
Für seine Verdienste wird er vielfach geehrt und ausgezeichnet, unter anderem bekommt er persönlich von [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Kaiser Wilhelm II.]] [[1905]] den Orden [[Pour le Mérite]].


Für seine militärischen Erfolge wurden ihm zahlreiche Orden verliehen. Unter anderem zeichnete ihn [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Wilhelm II.]] persönlich am 2. November 1905 mit der höchsten preußischen Tapferkeitsorden, dem [[Pour le Mérite]]<ref name="Rangliste1914">[[Preußisches Kriegsministerium]] (Hrsg.): ''Rangliste der Königlich Preußischen Armee und des XIII. (Königlich Württembergischen) Armeekorps für 1914.'' [[E.S. Mittler & Sohn]], Berlin 1914, S. 1351.</ref>, aus.
Nach dem Hererokrieg übernimmt Franke wieder das Kommando in Outjo, von wo aus er mehrere Reisen in das Ovamboland unternimmt und mit fünf dort lebenden Stämmen Schutzverträge abschließt. Er bekommt weitere Auszeichnungen und wird [[1910]] schließlich zum [[Major]] befördert.


Um die Strapazen zu überstehen, griff er nach Hinweisen in seinen Tagebüchern wiederholt zu [[Morphin|Morphium]]. Franke soll [[Alkoholkrankheit|alkohol]]- und [[Morphinismus|morphiumsüchtig]] gewesen sein.<ref name="gg139">Gisela Graichen; Horst Gründer: ''Deutsche Kolonien, Traum und Trauma.'' Ullstein Tb 2007, ISBN 3-548-36940-5, S. 139.</ref> Seine einheimische Geliebte soll ihm Kinder geboren haben; über diese ist nichts Näheres bekannt.<ref name="gg139"/>
[[Bild:Frankemajor60.png|thumb|100px|Victor Franke im Alter von 60 Jahren]]Mit Beginn des [[1. Weltkrieg|1. Weltkrieges]] wird in [[Angola]] im [[Fort Naulila]] der Deutsche Dr. Schulze-Jena ermordet, woraufhin Franke in einer Strafexpedition am [[18. Dezember]] [[1914]] das Fort erstürmt. Im November [[1914]] wird Franke zum [[Oberstleutnant]] und zum Kommandeur der Kaiserlichen Schutztruppe in Deutsch-Südwestafrika ernannt. Am [[9. Juli]] [[1915]] kapituliert Franke bei [[Khorab]] vor der Übermacht der von [[Südafrika]] vorrückenden [[Unionstruppe|Unionstruppen]], um die deutschen Soldaten vor einer vernichtenden Niederlage zu bewahren (was ihm in späteren Jahren von einigen Seiten als unehrenhafte Handlung vorgeworfen wird). Bis zum Ende des Krieges wird Franke - wie beinahe alle männlichen Deutschen in Südwestafrika - interniert, und zwar auf der Farm Okawajo bei [[Karibib]]. Nach seiner [[Repatriierung]] [[1919]] wird er [[1920]] durch [[Friedrich Ebert|Reichspräsident Friedrich Ebert]] in den Rang eines [[Generalmajor|Generalmajors]] befördert.


Nach dem Hererokrieg übernahm Franke wieder das Kommando in Outjo, von wo aus er mehrere Reisen in das Ovamboland unternahm und mit fünf dort lebenden Stämmen Schutzverträge abschloss. 1910 wurde er zum [[Major]] befördert.
Franke heiratet [[1921]] Maria Diekmann aus Hamburg und lebt als Landwirt von [[1927]] bis [[1930]] auf Groß-Schwaß bei [[Rostock]]. Franke, der seit seiner Ankunft in Deutsch-Südwestafrika unter chronisch auftretenden Tropenkrankheiten leidet, zieht [[1930]] wegen zunehmender gesundheitlicher Probleme mit seiner Frau zunächst auf ein Landgut der Familie nach [[São Paulo]] in [[Brasilien]] und betreibt in [[Itajahy]] eine [[Mineralwasser|Mineralwasserfabrik]]. Später zieht er nach [[Joinville]], muss jedoch bereits [[1936]] wegen seines stets schlechter werdenden Gesundheitszustandes nach Deutschland zurückkehren, wo er sich medizinische Hilfe vom Hamburger Tropenkrankenhaus verspricht. Am 7. September 1936 stirbt er in Hamburg.
[[Datei:Namibia - Khorab Memorial at Kilometre 500 02.jpg|mini|links|hochkant|[[Khorab-Denkmal]] zur Erinnerung an die Kapitulation]]
Zu Beginn des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] wurde in der benachbarten portugiesischen Kolonie [[Angola]] im [[Fort]] [[Naulila]] der deutsche Bezirkshauptmann von Outjo, Hans Schulze-Jena, ermordet. Eine Truppe unter Viktor Franke erstürmte daraufhin im [[Kampf um Naulila]] am 18. Dezember 1914 das Fort. Im November 1914 wurde Franke, nach dem Tod des Schutztruppenkommandeurs [[Joachim von Heydebreck]], zum [[Oberstleutnant]] und Kommandeur der Kaiserlichen Schutztruppe in Deutsch-Südwestafrika ernannt. Am 9. Juli 1915 kapitulierte Franke bei [[Khorab-Denkmal|Khorab]] vor der Übermacht der von [[Südafrika]] vorrückenden [[Union Defence Force]], um die deutschen Streitkräfte vor einer vernichtenden Niederlage zu bewahren, und unterzeichnete das Kapitulationsprotokoll. Dies wurde ihm in späteren Jahren von einigen Seiten als unehrenhafte Handlung vorgeworfen. Bis zum Ende des Krieges war Franke auf der [[Farmen in Namibia|Farm Okawajo]] bei [[Karibib]] interniert. Nach [[Waffenstillstand von Compiègne (1918)|Kriegsende]] und seiner Rückkehr nach Deutschland erhielt er 1920 durch den [[Reichspräsident]]en [[Friedrich Ebert]] den [[Charakter (Titel)|Charakter]] als Generalmajor und wurde in den Ruhestand verabschiedet.


Viktor Franke heiratete 1921 Maria Diekmann, die Tochter eines Groß-[[Kaufmann]]s und dessen Ehefrau Molly Kraeft, in Hamburg und lebte als Landwirt von 1927 bis 1930 auf Gut Groß-Schwaß bei [[Rostock]]. Franke, der seit seiner Ankunft in Deutsch-Südwestafrika unter chronisch auftretenden [[Tropen]]krankheiten litt, zog 1930 wegen zunehmender gesundheitlicher Probleme mit seiner Frau zunächst auf ein Landgut der Familie nach [[São Paulo]] in [[Brasilien]] mit dem Betrieb einer [[Mineralwasser]]fabrik in [[Itajahy]]. Später zogen sie nach [[Joinville (Brasilien)|Joinville]] in Brasilien, mussten 1936 aber wegen seines schlechter werdenden Gesundheitszustandes nach Deutschland zurückkehren, wo er sich medizinische Hilfe vom [[Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin]] in Hamburg erhoffte. Am 7. September 1936 starb er kinderlos in Hamburg.
Nach seiner Einäscherung beginnt die Odyssee seiner Urne über [[Berlin]] und Brasilien, ein Begräbnis in Omaruru in Südwestafrika wird seiner Witwe verweigert. Schließlich werden Victor Frankes sterbliche Überreste am [[2. September]] [[1957]] in Hamburg auf dem [[Ohlsdorf|Ohlsdorfer]] Friedhof beigesetzt.


[[Datei:Grabstätte Viktor Franke.jpg|mini|hochkant|Grabstätte Victor Franke auf dem [[Friedhof Ohlsdorf]]]]
==Victor Franke heute==


Nach seiner Einäscherung begann aus unbekannten Gründen eine [[Odyssee]] seiner [[Bestattungsurne|Urne]] über [[Berlin]] nach [[Brasilien]]. Eine Beisetzung der Urne in Omaruru in Südwestafrika soll seiner Witwe Maria Franke verweigert worden sein. Schließlich wurden Victor Frankes sterbliche Überreste am 2. September 1957 an seinem Sterbeort Hamburg auf dem [[Friedhof Ohlsdorf|Ohlsdorfer Friedhof]] beigesetzt. Die Grabstätte befindet sich im Planquadrat P 7 oberhalb des Althamburgischen Gedächtnisfriedhofs.
*[[1908]] wurde Victor Franke durch die Gemeinde Omaruru durch die Errichtung eines Gedenkturms, den heute noch dort stehenden [[Franketurm]], geehrt.
*Der Gewaltritt vom Süden Südwestafrikas bis nach Okahandja ist legendenumwobener Teil der deutschen Kolonialgeschichte geworden, der zu manchen Büchern und begeisterten Kampfesgeschichten Anlass bot.
*Durch das Buch "Herero" von [[Gerhard Seyfried]] ist die Figur des Victor Franke [[2003]] einer breiten literarischen Öffentlichkeit bekannt gemacht worden. Maßgebliche Quelle des Buches war für den Autor Frankes ausführliche Tagebücher, die im [[Bundesarchiv (Deutschland)|Bundesarchiv Koblenz]] unter der Signatur BArch NL 30/1-16 verwahrt werden. Derzeit ist der Verlag SWALIT mit der Veröffentlichung der Tagebücher in vier Bänden beschäftigt.


== Erinnerungen an Victor Franke ==
==Literatur==
[[Datei:Omaruru Franke Tower.2JPG.jpg|mini|Der Franketurm in Omaruru]]
* 1904 wurde Victor Franke durch die Gemeinde Omaruru durch die Errichtung eines Gedenkturms geehrt, den heute noch dort stehenden [[Franketurm]].
* Der Gewaltritt vom Süden Südwestafrikas bis nach Okahandja ist legendenumwobener Teil der deutschen Kolonialgeschichte geworden, der zu manchen Büchern und begeisterten Kampfesgeschichten Anlass bot.
* Durch den Roman „Herero“ von [[Gerhard Seyfried]] ist das Leben des Victor Franke im Jahre 2003 einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden. Maßgebliche Quelle des Buches waren für den Autor Frankes ausführliche Tagebücher, die im [[Bundesarchiv (Deutschland)|Bundesarchiv Koblenz]] unter der Signatur BArch NL 30/1–16 verwahrt werden. Derzeit bearbeitet der Verlag „Namibiana Buchdepot“, der 2003 den ersten Band von ''Die Tagebücher des Schutztruppenoffiziers Victor Franke'' herausgab, die daran anschließenden Tagebücher Frankes in weiteren drei Bänden.
* In Outjo befindet sich in Frankes ehemaligem Wohnhaus, das Outjo Museum, auch [[Franke-Haus-Museum]] genannt.


== Auszeichnungen ==
*''Die Tagebücher des Schutztruppenoffiziers Victor Franke''. Band 1, Swalit-Verlag, Delmenhorst 2003 (''ISBN 3-936858-00-4'').
* [[Roter Adlerorden]] III. Klasse mit Schwertern und Krone<ref name=Rangliste1914/>
*''Die Tagebücher des Schutztruppenoffiziers Victor Franke''. Band 2, Swalit-Verlag, Delmenhorst 200? (''ISBN 3-936858-02-0''), erscheint voraussichtlich im Februar 2005.
* [[Kronenorden (Preußen)|Kronenorden]] IV. Klasse mit Schwertern<ref name=Rangliste1914/>
*[[Gerhard Seyfried|Seyfried, Gerhard]]: ''[[Herero (Gerhard Seyfried)|Herero]]''. Eichborn-Verlag, Berlin 2003 (''ISBN 3-8218-0873-X'').
* [[Hausorden von Hohenzollern|Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern]] mit Schwertern<ref name=Rangliste1914/>
* Preußisches [[Dienstauszeichnungskreuz]]<ref name=Rangliste1914/>
* [[Rettungsmedaille am Band (Preußen)|Rettungsmedaille am Band]]<ref name=Rangliste1914/>
* [[Militärverdienstorden (Bayern)|Bayerischer Militärverdienstorden]] III. Klasse mit Schwertern<ref name=Rangliste1914/>
* [[Albrechts-Orden|Ritterkreuz I. Klasse des Albrechts-Ordens]] mit Schwertern<ref name=Rangliste1914/>
* [[Orden der Württembergischen Krone|Ritterkreuz des Ordens der Württembergischen Krone]] mit Schwertern und Löwen<ref name=Rangliste1914/>

== Literatur ==
* [[Heribert Sturm]]: ''Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder.'' Herausgegeben im Auftrag des [[Collegium Carolinum (Institut)]], Bd. I, 1979, R. Oldenbourg Verlag München Wien 1979, ISBN 3-486-49491-0, S. 376
* ''Mährisch-schlesische Heimat.'' (MSH), I (1955/1956) - 20 (1975), Bd. 11 (1960), S. 230.
* ''Die Tagebücher des Schutztruppenoffiziers Victor Franke.'' Band 1, Delmenhorst 2003, ISBN 3-936858-00-4.
* [[Richard Hennig]]: ''Deutsch-Südwest im Weltkriege.'' Verlag Süsseroth GmbH, Berlin 1920.
* {{NDB|5|347|348|Franke, Erich Victor Carl August|Wilhelm Rohr|124436595}} mit weiterer Literatur


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* {{PND|124436595}}
* {{DNB-Portal|124436595}}
* {{Pressemappe|FID=pe/005474}}
*[http://www.deutsche-schutzgebiete.de/suedwest.htm Seite über das Koloniale Deutsch-Südwest mit einem Bild von Victor Franke]
* [http://www.ub.bildarchiv-dkg.uni-frankfurt.de/Bildprojekt/Lexikon/php/suche_db.php?suchname=Franke Eintrag über Victor Franke im Deutschen Koloniallexikon von 1920]
*[http://www.namibia-info.net/zentralnamibia/omaruru.html Seite über Omaruru mit einem Bild des Franketurms und einem Bild von Victor Franke]
*[http://www.stub.bildarchiv-dkg.uni-frankfurt.de/dfg-projekt/Lexikon-Texte/f/Franke.html Eintrag über Victor Franke im Deutschen Koloniallexikon von 1920]
* [http://www.namibia-info.net/namibia-reisefuehrer/zentral-namibia/omaruru.html Seite über Omaruru mit einem Bild des Franketurms und einem Bild von Victor Franke]
* [https://invenio.bundesarchiv.de/invenio/direktlink/75b997e4-7408-491c-8571-2751ea9f533e/ Nachlass Bundesarchiv N 1030]

== Einzelnachweise ==
<references />

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[[Kategorie:Mann|Franke, Victor]]
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[[Kategorie:Deutscher|Franke, Victor]]
[[Kategorie:Oberst (Preußen)]]
[[Kategorie:Militärperson (Deutsches Reich)|Franke, Victor]]
[[Kategorie:Kommandeur der Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika]]
[[Kategorie:Militärperson (Weimarer Republik)|Franke, Victor]]
[[Kategorie:Person im Aufstand der Herero und Nama]]
[[Kategorie:Erster Weltkrieg (Person, Deutsches Reich)|Franke, Victor]]
[[Kategorie:Befehlshaber im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)]]
[[Kategorie:Geschichte (Afrika)|Franke, Victor]]
[[Kategorie:Träger des Pour le Mérite (Militärorden)]]
[[Kategorie:Deutsche Kolonialgeschichte|Franke, Victor]]
[[Kategorie:Träger des Roten Adlerordens 3. Klasse]]
[[Kategorie:Träger des Preußischen Königlichen Kronenordens 4. Klasse]]
[[Kategorie:Ritter des Königlichen Hausordens von Hohenzollern]]
[[Kategorie:Träger des Bayerischen Militärverdienstordens (III. Klasse)]]
[[Kategorie:Träger des Albrechts-Ordens (Ritter 1. Klasse)]]
[[Kategorie:Träger des Ordens der Württembergischen Krone (Ritter)]]
[[Kategorie:Deutscher Kriegsgefangener der Südafrikanischen Union]]
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Aktuelle Version vom 21. September 2024, 07:19 Uhr

Victor Franke (1907)

Erich Victor Carl August Franke, laut Grabstein Viktor (* 21. Juli 1866 in Zuckmantel; † 7. September 1936 in Hamburg), war ein deutscher Generalmajor sowie letzter Kommandeur der Kaiserlichen Schutztruppe in Deutsch-Südwestafrika.

Victor Franke, Sohn eines Gutsbesitzers, begann nach seinem Abitur 1887 seine militärische Laufbahn mit dem Eintritt in das Schlesische Pionier-Bataillon Nr. 6 in Neisse. Am 20. Mai 1896 verließ er, inzwischen im Rang eines Oberleutnants, die Preußische Armee und trat am 26. Mai 1896 in die Kaiserliche Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika ein. Bereits einen Monat später nahm er seinen Dienst in Swakopmund auf. Zunächst diente er als Distriktchef von Otjimbingwe, dann von Omaruru. Von Ende 1897 bis März 1898 war er am Kampf gegen die Swartbooi beteiligt. 1899 übernahm er die Leitung des Distrikts Outjo, von wo aus er eine ausgedehnte Forschungsreise in das nördliche und zu dem Zeitpunkt fast unbekannte Ovamboland antrat. 1901 wurde er Distriktchef von Sesfontein, 1903 erfolgte seine Ernennung zum Hauptmann und er kehrte nach Omaruru zurück.

Titelbild „Die Heldenkompanie Franke“, Band 32 der Heftromanserie Unter deutscher Flagge (Reprint 1933, Originalausgabe um 1912)

Im Jahr 1904 war Franke an den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen der Schutztruppe und den aufständischen Bondelswart im Süden des Landes beteiligt. Nachdem ihn die Nachricht vom Aufstand der Herero um Okahandja erreichte, setzten er und seine Kompanie zu einem in der Geschichte der Schutztruppe einzigartigen Gewaltritt von knapp 400 km in viereinhalb Tagen an und vertrieben die Herero-Kämpfer nach schweren Kämpfen aus Okahandja und Omaruru. An den entscheidenden Kämpfen am Waterberg war Franke nicht beteiligt.

Für seine militärischen Erfolge wurden ihm zahlreiche Orden verliehen. Unter anderem zeichnete ihn Wilhelm II. persönlich am 2. November 1905 mit der höchsten preußischen Tapferkeitsorden, dem Pour le Mérite[1], aus.

Um die Strapazen zu überstehen, griff er nach Hinweisen in seinen Tagebüchern wiederholt zu Morphium. Franke soll alkohol- und morphiumsüchtig gewesen sein.[2] Seine einheimische Geliebte soll ihm Kinder geboren haben; über diese ist nichts Näheres bekannt.[2]

Nach dem Hererokrieg übernahm Franke wieder das Kommando in Outjo, von wo aus er mehrere Reisen in das Ovamboland unternahm und mit fünf dort lebenden Stämmen Schutzverträge abschloss. 1910 wurde er zum Major befördert.

Khorab-Denkmal zur Erinnerung an die Kapitulation

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde in der benachbarten portugiesischen Kolonie Angola im Fort Naulila der deutsche Bezirkshauptmann von Outjo, Hans Schulze-Jena, ermordet. Eine Truppe unter Viktor Franke erstürmte daraufhin im Kampf um Naulila am 18. Dezember 1914 das Fort. Im November 1914 wurde Franke, nach dem Tod des Schutztruppenkommandeurs Joachim von Heydebreck, zum Oberstleutnant und Kommandeur der Kaiserlichen Schutztruppe in Deutsch-Südwestafrika ernannt. Am 9. Juli 1915 kapitulierte Franke bei Khorab vor der Übermacht der von Südafrika vorrückenden Union Defence Force, um die deutschen Streitkräfte vor einer vernichtenden Niederlage zu bewahren, und unterzeichnete das Kapitulationsprotokoll. Dies wurde ihm in späteren Jahren von einigen Seiten als unehrenhafte Handlung vorgeworfen. Bis zum Ende des Krieges war Franke auf der Farm Okawajo bei Karibib interniert. Nach Kriegsende und seiner Rückkehr nach Deutschland erhielt er 1920 durch den Reichspräsidenten Friedrich Ebert den Charakter als Generalmajor und wurde in den Ruhestand verabschiedet.

Viktor Franke heiratete 1921 Maria Diekmann, die Tochter eines Groß-Kaufmanns und dessen Ehefrau Molly Kraeft, in Hamburg und lebte als Landwirt von 1927 bis 1930 auf Gut Groß-Schwaß bei Rostock. Franke, der seit seiner Ankunft in Deutsch-Südwestafrika unter chronisch auftretenden Tropenkrankheiten litt, zog 1930 wegen zunehmender gesundheitlicher Probleme mit seiner Frau zunächst auf ein Landgut der Familie nach São Paulo in Brasilien mit dem Betrieb einer Mineralwasserfabrik in Itajahy. Später zogen sie nach Joinville in Brasilien, mussten 1936 aber wegen seines schlechter werdenden Gesundheitszustandes nach Deutschland zurückkehren, wo er sich medizinische Hilfe vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg erhoffte. Am 7. September 1936 starb er kinderlos in Hamburg.

Grabstätte Victor Franke auf dem Friedhof Ohlsdorf

Nach seiner Einäscherung begann aus unbekannten Gründen eine Odyssee seiner Urne über Berlin nach Brasilien. Eine Beisetzung der Urne in Omaruru in Südwestafrika soll seiner Witwe Maria Franke verweigert worden sein. Schließlich wurden Victor Frankes sterbliche Überreste am 2. September 1957 an seinem Sterbeort Hamburg auf dem Ohlsdorfer Friedhof beigesetzt. Die Grabstätte befindet sich im Planquadrat P 7 oberhalb des Althamburgischen Gedächtnisfriedhofs.

Erinnerungen an Victor Franke

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Der Franketurm in Omaruru
  • 1904 wurde Victor Franke durch die Gemeinde Omaruru durch die Errichtung eines Gedenkturms geehrt, den heute noch dort stehenden „Franketurm“.
  • Der Gewaltritt vom Süden Südwestafrikas bis nach Okahandja ist legendenumwobener Teil der deutschen Kolonialgeschichte geworden, der zu manchen Büchern und begeisterten Kampfesgeschichten Anlass bot.
  • Durch den Roman „Herero“ von Gerhard Seyfried ist das Leben des Victor Franke im Jahre 2003 einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden. Maßgebliche Quelle des Buches waren für den Autor Frankes ausführliche Tagebücher, die im Bundesarchiv Koblenz unter der Signatur BArch NL 30/1–16 verwahrt werden. Derzeit bearbeitet der Verlag „Namibiana Buchdepot“, der 2003 den ersten Band von Die Tagebücher des Schutztruppenoffiziers Victor Franke herausgab, die daran anschließenden Tagebücher Frankes in weiteren drei Bänden.
  • In Outjo befindet sich in Frankes ehemaligem Wohnhaus, das Outjo Museum, auch Franke-Haus-Museum genannt.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i Preußisches Kriegsministerium (Hrsg.): Rangliste der Königlich Preußischen Armee und des XIII. (Königlich Württembergischen) Armeekorps für 1914. E.S. Mittler & Sohn, Berlin 1914, S. 1351.
  2. a b Gisela Graichen; Horst Gründer: Deutsche Kolonien, Traum und Trauma. Ullstein Tb 2007, ISBN 3-548-36940-5, S. 139.