„Pyrargyrit“ – Versionsunterschied

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| Mineralname = Pyrargyrit
| Mineralname = Pyrargyrit
| Bild = Pyrargyrite-t06-128d.jpg
| Bild = Pyrargyrite-t06-128d.jpg
| Bildbeschreibung = Pyrargyrit-Kristalle aus der [[Grube Samson]], St Andreasberg, Harz, Niedersachsen, Deutschland<br/>[[:File:Pyrargyrite-t06-128a.jpg|Gesamtgröße der Stufe]]: 3,3 x 3 x 2,6 cm)
| Bildbeschreibung = Pyrargyrit-Kristalle aus der [[Grube Samson]], St Andreasberg, Harz, Niedersachsen, Deutschland<br />[[:Datei:Pyrargyrite-t06-128a.jpg|Gesamtgröße der Stufe]]: 3,3 × 3 × 2,6 cm
| Andere_Namen = * Aerosit
| IMA-Nummer =
| IMA-Symbol = Pyg<ref name="Warr">{{Literatur | Autor= Laurence N. Warr | Titel= IMA–CNMNC approved mineral symbols | Sammelwerk= [[Mineralogical Magazine]] | Band= 85 | Datum= 2021 | Sprache= en | Seiten= 291–320 | DOI= 10.1180/mgm.2021.43 | Online= [https://www.cambridge.org/core/services/aop-cambridge-core/content/view/62311F45ED37831D78603C6E6B25EE0A/S0026461X21000438a.pdf/imacnmnc-approved-mineral-symbols.pdf cambridge.org] | Format= PDF | KBytes= 320 | Abruf= 2023-01-05}}</ref>
| Andere_Namen =
* Aerosit
* Antimonsilberblende
* Antimonsilberblende
* Dunkles Rotgültig bzw. Dunkles Rotgültigerz
* Dunkles Rotgültig bzw. Dunkles Rotgültigerz
| Ähnliche_Minerale =
<!-- Allgemeines und Klassifikation -->
| Chemismus = Ag<sub>3</sub>[SbS<sub>3</sub>]<ref name="StrunzNickel" />
| Chemismus = Ag<sub>3</sub>[SbS<sub>3</sub>]<ref name="StrunzNickel" />
| Mineralklasse = [[Sulfide]] - Insel(Neso)-Sulfarsenide, usw., ohne zusätzlichen Schwefel
| Mineralklasse = [[Sulfide]] Insel(Neso)-Sulfarsenide usw., ohne zusätzlichen Schwefel
| Kurzform_Strunz_8 = II/D.01a
| Kurzform_Lapis = II/E.07-020
| Kurzform_Strunz_9 = 2.GA.05
| Kurzform_Strunz_9 = 2.GA.05
| Kurzform_Strunz_8 = II/E.07
| Kurzform_Dana = 03.04.01.02
| Kurzform_Dana = 03.04.01.02
<!-- Kristallographie -->
| Kristallsystem = trigonal
| Kristallsystem = trigonal
| Kristallklasse = ditrigonal-pyramidal {{Overline|3}}''m''
| Kristallklasse = {{Kristallklasse|3m}}
| Raumgruppe = ''R''3''c''
| Raumgruppe = {{Raumgruppe|R3c|kurz}}<ref name="StrunzNickel" />
| Raumgruppen-Nr = 161
| Raumgruppen-Nr =
| Farbe = dunkelrot bis grauschwarz
| Gitterparameter_a = 11,04
| Strichfarbe = kirschrot
| Gitterparameter_b =
| Gitterparameter_c = 8,72
| Gitterparameter_alpha =
| Gitterparameter_beta =
| Gitterparameter_gamma =
| Formeleinheiten = 6
| Ref_Gitterparameter = <ref name="StrunzNickel" />
| häufige_Kristallflächen = {10{{Overline|1}}0}, {11{{Overline|2}}0}, {10{{Overline|1}}1}, {10{{Overline|1}}2}<ref name="SchröckeWeiner" />
| Zwillingsbildung = nach (10{{Overline|1}}4)<ref name="SchröckeWeiner" />
<!-- Physikalische Eigenschaften -->
| Mohshärte = 2,5
| Mohshärte = 2,5
| Dichte = 5,85
| Dichte = 5,85
| Glanz = Diamantglanz
| Transparenz = durchscheinend bis undurchsichtig
| Bruch = muschelig, uneben
| Spaltbarkeit = deutlich nach {10{{Overline|1}}1}; sehr undeutlich nach {01{{Overline|1}}2}
| Spaltbarkeit = deutlich nach {10{{Overline|1}}1}; sehr undeutlich nach {01{{Overline|1}}2}
| Bruch = muschelig, uneben
| Kristallhabitus = prismatische, rhomboedrische, skalenoedrische Kristalle ; körnige, massige Aggregate
| Farbe = dunkelrot bis grauschwarz
| häufige_Kristallflächen = {10{{Overline|1}}0}, {11{{Overline|2}}0}, {10{{Overline|1}}1}, {10{{Overline|1}}2}<ref name="SchröckeWeiner" />
| Strichfarbe = kirschrot
| Zwillingsbildung = nach (10{{Overline|1}}4)<ref name="SchröckeWeiner" />
| Transparenz = durchscheinend bis undurchsichtig
| Brechungsindex = n<sub>ω</sub> = 3,084 ; n<sub>ε</sub> = 2,881<ref name="Mindat" />
| Doppelbrechung = δ=0,203<ref name="Mindat" />
| Glanz = Diamantglanz
| Radioaktivität =
| Magnetismus =
<!-- Kristalloptik -->
| Brechungsindex_n_alpha =
| Brechungsindex_n_beta =
| Brechungsindex_n_gamma =
| Brechungsindex_n_e = 2,881<ref name="Mindat" />
| Brechungsindex_n_o = 3,084
| Brechungsindex_n =
| Doppelbrechung = 0,203<ref name="Mindat" />
| Optischer_Charakter = einachsig negativ<ref name="Mindat" />
| Optischer_Charakter = einachsig negativ<ref name="Mindat" />
| Pleochroismus =
| Optischer_Achsenwinkel =
| Optischer_Achsenwinkel =
| Optische_Aktivität =
| Pleochroismus =
<!-- Weitere Eigenschaften -->
| Phasenübergang =
| Schmelzpunkt = 486 °C<ref name="SchröckeWeiner" />
| chemisches_Verhalten =
| chemisches_Verhalten =
| ähnliche_Minerale =
| Radioaktivität =
| Magnetismus =
| besondere_Kennzeichen =
| besondere_Kennzeichen =
}}
}}
'''Pyrargyrit''', veraltet auch als '''Dunkles Rotgültig(erz)''', '''Antimonsilberblende''' oder ''Aerosit'' bekannt, ist ein häufig vorkommendes [[Mineral]] aus der [[Systematik der Minerale|Mineralklasse]] der „[[Sulfide]] und [[Sulfosalze]]“. Er kristallisiert im [[Trigonales Kristallsystem|trigonalen Kristallsystem]] mit der chemisch Zusammensetzung Ag<sub>3</sub>[SbS<sub>3</sub>]<ref name="StrunzNickel" /> und gehört strukturell zu den Sulfosalzen mit [[Silber]] und [[Antimon]].
'''Pyrargyrit''', veraltet auch als '''Dunkles Rotgültig(erz)''', '''Antimonsilberblende''', '''Rubinblende''' oder '''Aerosit''' bekannt, ist ein häufig vorkommendes [[Mineral]] aus der [[Systematik der Minerale|Mineralklasse]] der „[[Sulfide]] und [[Sulfosalze]]“. Er kristallisiert im [[Trigonales Kristallsystem|trigonalen Kristallsystem]] mit der chemisch Zusammensetzung Ag<sub>3</sub>[SbS<sub>3</sub>]<ref name="StrunzNickel" /> und gehört strukturell zu den Sulfosalzen mit [[Silber]] und [[Antimon]].


Pyrargyrit entwickelt meist prismatische oder rhomboedrische [[Kristall]]e, findet sich aber auch in Form körniger bis massiger [[Mineral-Aggregat|Aggregate]] von dunkelroter bis grauschwarzer Farbe. Die meist nur durchscheinenden oder gänzlich undurchsichtigen Pyrargyritkristalle zeigen auf den Kristallflächen Diamantglanz. Die [[Spaltbarkeit]] ist je nach Spaltrichtung deutlich {10{{Overline|1}}1} bis sehr undeutlich nach {01{{Overline|1}}2}.
Pyrargyrit entwickelt meist prismatische oder rhomboedrische [[Kristall]]e, findet sich aber auch in Form körniger bis massiger [[Mineral-Aggregat|Aggregate]] von dunkelroter bis grauschwarzer Farbe. Die meist nur durchscheinenden oder gänzlich undurchsichtigen Pyrargyritkristalle zeigen auf den Kristallflächen Diamantglanz. Die [[Spaltbarkeit]] ist je nach Spaltrichtung deutlich {10{{Overline|1}}1} bis sehr undeutlich nach {01{{Overline|1}}2}.

== Besondere Eigenschaften ==
Unter Lichteinwirkung dunkelt der zunächst rot- bis dunkelrotfarbige Pyrargyrit mit der Zeit nach bis er fast schwarz erscheint. Die [[Strichfarbe]] bleibt aber weiterhin kirschrot und ermöglicht damit neben seiner geringen [[Mohshärte]] von 2,5 und einer [[Dichte]] von 5,85 g/cm³ eine Identifizierung des Minerals.

Pyrargyrit enthält vor allem [[Silber]] (59,75 %), [[Antimon]] (22,48 %) und [[Schwefel]] (17,76 %). Vereinzelt kann auch [[Arsen]] enthalten sein.

Zwischen Pyrargyrit und dem verwandten [[Proustit]] (Ag<sub>3</sub>[AsS<sub>3</sub>]<ref name="StrunzNickel" />) besteht bis zu einer Mindesttemperatur von 360 °C eine lückenlose [[Mischkristall]]-Reihe.<ref name="SchröckeWeiner" />


== Etymologie und Geschichte ==
== Etymologie und Geschichte ==
Die seit dem 16. Jahrhundert bekannte, wenn auch in verschiedenen Schreibformen überlieferte Bezeichnung ''Rotgültig'' bzw. ''Rotgültigerz'' (auch ''rot gold ertz'', ''rod gulden ertz'', ''roth güldenes Erz'' und ähnliche) umfasste zunächst zwei verschiedene, allerdings ähnlich aussehende Minerale, nämlich den Pyrargyrit und den [[Proustit]]. Benannt wurde das Erz aufgrund seiner auffällig roten Färbung, seinem [[Blende (Mineralogie)|blendeartigen]] Glanz und seinem hohen Silbergehalt von fast 60 %.
Die seit dem 16. Jahrhundert bekannte, wenn auch in verschiedenen Schreibformen überlieferte Bezeichnung ''Rotgültig'' bzw. ''Rotgültigerz'' (auch ''rot gold ertz'', ''rod gulden ertz'', ''roth güldenes Erz'' und ähnliche) umfasste zunächst zwei verschiedene, allerdings ähnlich aussehende Minerale, nämlich den Pyrargyrit und den [[Proustit]]. Benannt wurde das Erz aufgrund seiner auffällig roten Färbung, seines [[Blende (Mineralogie)|blendeartigen]] Glanzes und seines hohen Silbergehalts von fast 60 %.


Seit 1789 wird nach [[Abraham Gottlob Werner]] zwischen ''Dunklem und Lichtem Rotgiltigerz''<ref name="Lüschen" /><ref name="GeoMuseumClausthal" /> unterschieden, allerdings konnte erst 1804 der Chemiker [[Joseph Louis Proust]] durch seine chemischen Analysen klären, dass die Rotgültigerze von Antimon (''Dunkel'', Ag<sub>3</sub>SbS<sub>3</sub>) und Arsen (''Licht'', Ag<sub>3</sub>AsS<sub>3</sub>) zwei eigenständige Minerale sind.<ref name="SchröckeWeiner" />
Seit 1789 wird nach [[Abraham Gottlob Werner]] zwischen ''Dunklem und Lichtem Rotgiltigerz''<ref name="Lüschen" /><ref name="GeoMuseumClausthal" /> unterschieden, allerdings konnte erst 1804 der Chemiker [[Joseph Louis Proust]] durch seine chemischen Analysen klären, dass die Rotgültigerze von Antimon (''Dunkel'', Ag<sub>3</sub>SbS<sub>3</sub>) und Arsen (''Licht'', Ag<sub>3</sub>AsS<sub>3</sub>) zwei eigenständige Minerale sind.<ref name="SchröckeWeiner" />

Den bis heute gültigen Namen Pyrargyrit für das Dunkle Rotgültigerz prägte 1831 [[Ernst Friedrich Glocker]] nach den beiden [[Altgriechische Sprache|altgriechischen]] Worten {{Polytonisch|πῦρ}} [pûr] für „Feuer“ und {{Polytonisch|ἄργυρος}} [argyros] für „Silber“ aufgrund seiner Eigenschaft, vor dem [[Lötrohr]] leicht ein Silberkorn erschmelzen zu können.


Das Synonym ''Aerosit'' gab Selb 1805 einem „auf der kolywänschen Silbergrube in Sibirien vorkommenden, dunklen Rotgültigerz“.<ref name="Aerosit" />
Das Synonym ''Aerosit'' gab Selb 1805 einem „auf der kolywänschen Silbergrube in Sibirien vorkommenden, dunklen Rotgültigerz“.<ref name="Aerosit" />

Die Bezeichnung ''rhomboedrische [[Rubinblende]]'' wurde 1824 von [[Friedrich Mohs]] geprägt.<ref name="GeoMuseumClausthal" /><ref name="Witzke" />

Den bis heute gültigen Namen Pyrargyrit für das Dunkle Rotgültigerz prägte 1831 [[Ernst Friedrich Glocker]] nach den beiden [[Altgriechische Sprache|altgriechischen]] Worten {{lang|grc|πῦρ}} ''pûr'' für „Feuer“ und {{lang|grc|ἄργυρος}} ''argyros'' für „Silber“ aufgrund seiner Eigenschaft, vor dem [[Lötrohr]] leicht ein Silberkorn erschmelzen zu können.


== Klassifikation ==
== Klassifikation ==
Bereits in der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen [[Systematik der Minerale nach Strunz (8. Auflage)#II/E. Sulfosalze (S : As,Sb,Bi = x)|8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz]] gehörte der Pyrargyrit zur Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur allgemeinen Abteilung der „Sulfosalze (S : As,Sb,Bi = x)“, wo er zusammen mit [[Proustit]], [[Pyrostilpnit]], [[Quadratit]], [[Samsonit]] und [[Xanthokon]] die unbenannte Gruppe ''II/E.07'' bildete.
Bereits in der veralteten [[Systematik der Minerale nach Strunz (8. Auflage)#II/D. Komplexe Sulfide (Sulfosalze)|8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz]] gehörte der Pyrargyrit zur Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „Komplexen Sulfide (Sulfosalze)“, wo er zusammen mit [[Proustit]] die „Proustit-Reihe“ mit der System-Nr. ''II/D.01a'' innerhalb der „Proustit-Xanthokon-Gruppe“ (II/D.01) bildete.


Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten ''Lapis-Mineralienverzeichnis'' nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von [[Karl Hugo Strunz]] richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. ''II/E.07-20''. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der präziser definierten Abteilung „Sulfosalze (S&nbsp;:&nbsp;As,Sb,Bi&nbsp;=&nbsp;x)“, wo Pyrargyrit zusammen mit [[Debattistiit]], [[Eckerit]], [[Manganoquadratit]], Proustit, [[Pyrostilpnit]], [[Quadratit]], [[Samsonit]] und [[Xanthokon]] eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe bildet.<ref name="Lapis" />
Die seit 2001 gültige und von der [[International Mineralogical Association]] (IMA) verwendete [[Systematik der Minerale nach Strunz (9. Auflage)#G Sulfoarsenide, Sulfoantimonide, Sulfobismuthide|9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik]] ordnet den Pyrargyrit ebenfalls in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“, dort allerdings in die neu definierte Abteilung der „Sulfoarsenide, Sulfoantimonide und Sulfobismuthide“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung der „Insel(Neso)-Sulfarsenide usw., ohne zusätzlichen Schwefel (S)“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Proustit die unbenannte Gruppe ''2.GA.05'' bildet.


Die seit 2001 gültige und von der [[International Mineralogical Association]] (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte<ref name="IMA-Liste-2009" /> [[Systematik der Minerale nach Strunz (9. Auflage)#G Sulfarsenide, Sulfantimonide, Sulfbismutide|9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik]] ordnet den Pyrargyrit dagegen in die neu definierte Abteilung der „Sulfoarsenide, Sulfoantimonide und Sulfobismuthide“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach der Kristallstruktur und der möglichen Anwesenheit zusätzlichen Schwefels, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau und seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung der „Insel-Sulfarsenide (Neso-Sulfarsenide) usw., ohne zusätzlichen Schwefel (S)“ zu finden ist, wo es zusammen mit Proustit die „Proustitgruppe“ mit der System-Nr. ''2.GA.05'' bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche [[Systematik der Minerale nach Dana]] ordnet den Pyrargyrit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfosalze“ ein. Hier ist er zusammen mit Proustit in der nach diesem Mineral benannten „Proustitgruppe“ mit der System-N.r ''03.04.01'' innerhalb der Unterabteilung der „[[Systematik der Minerale nach Dana/Sulfide#03.04 Sulfosalze mit dem Verhältnis 3 > z/y und der Zusammensetzung (A+)i (A2+)j &#x5B;ByCz&#x5D;, A = Metalle, B = Halbmetalle, C = Nichtmetalle|Sulfosalze mit dem Verhältnis 3 > z/y und der Zusammensetzung (A<sup>+</sup>)<sub>i</sub> (A<sup>2+</sup>)<sub>j</sub> [B<sub>y</sub>C<sub>z</sub>], A = Metalle, B = Halbmetalle, C = Nichtmetalle]]“ zu finden.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche [[Systematik der Minerale nach Dana]] ordnet den Pyrargyrit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfosalze“ ein. Hier ist er zusammen mit Proustit in der nach diesem Mineral benannten „Proustitgruppe“ mit der System-Nummer ''03.04.01'' innerhalb der Unterabteilung der „[[Systematik der Minerale nach Dana/Sulfide und Sulfosalze#03.04 Sulfosalze mit dem Verhältnis 3 > z/y und der Zusammensetzung (A+)i (A2+)j &#x5B;ByCz&#x5D;, A = Metalle, B = Halbmetalle, C = Nichtmetalle|Sulfosalze mit dem Verhältnis 3 > z/y und der Zusammensetzung (A<sup>+</sup>)<sub>i</sub> (A<sup>2+</sup>)<sub>j</sub> [B<sub>y</sub>C<sub>z</sub>], A = Metalle, B = Halbmetalle, C = Nichtmetalle]]“ zu finden.

== Kristallstruktur ==
Pyrargyrit kristallisiert trigonal in der {{Raumgruppe|R3c|lang}} mit den [[Gitterparameter]]n ''a''&nbsp;=&nbsp;11,04&nbsp;[[Ångström (Einheit)|Å]] und ''c''&nbsp;=&nbsp;8,72&nbsp;Å sowie 6 [[Formeleinheit]]en pro [[Elementarzelle]].<ref name="StrunzNickel" />

== Eigenschaften ==
Unter Lichteinwirkung dunkelt der zunächst rot- bis dunkelrotfarbige Pyrargyrit mit der Zeit nach, bis er fast schwarz erscheint. Die [[Strichfarbe]] bleibt aber weiterhin kirschrot und ermöglicht damit neben seiner geringen [[Mohshärte]] von 2,5 und einer [[Dichte]] von 5,85 g/cm³ eine Identifizierung des Minerals.

Pyrargyrit enthält vor allem [[Silber]] (59,75 %), [[Antimon]] (22,48 %) und [[Schwefel]] (17,76 %). Vereinzelt kann auch [[Arsen]] enthalten sein.

Zwischen Pyrargyrit und dem verwandten [[Proustit]] (Ag<sub>3</sub>[AsS<sub>3</sub>]<ref name="StrunzNickel" />) besteht bis zu einer Mindesttemperatur von 360&nbsp;°C eine lückenlose [[Mischkristall]]-Reihe.<ref name="SchröckeWeiner" />


== Bildung und Fundorte ==
== Bildung und Fundorte ==
[[File:Pyrargyrite-Quartz-rom43b.jpg|thumb|left|Pyrargyrit-Aggregat auf Quarz aus [[Taxco]], Guerrero, Mexiko (Größe: 12 x 8,7 x 7 cm)]]
[[Datei:Pyrargyrite-Quartz-rom43b.jpg|mini|links|Pyrargyrit-Aggregat auf Quarz aus [[Taxco de Alarcón]], Guerrero, Mexiko (Größe: 12 × 8,7 × 7&nbsp;cm)]]
[[File:Pyrargyrite-Silver-mun05-59a.jpg|thumb|Pseudomorphose von Silber nach Pyrargyrit aus Zacatecas, Mexiko (Größe: 4,1 x 2,4 x 2,4 cm)]]
[[Datei:Pyrargyrite-Silver-mun05-59a.jpg|mini|Pseudomorphose von Silber nach Pyrargyrit aus Zacatecas, Mexiko (Größe: 4,1 × 2,4 × 2,4&nbsp;cm)]]
Pyrargyrit bildet sich häufig in [[Hydrothermale Lösung|hydrothermalen]] [[Gang (Geologie)|Gängen]]. Prächtige Kristalle von Pyrargyrit sind in einigen deutschen Lagerstätten zu finden, vor allem in [[Sankt Andreasberg]] sowie in [[Freiberg]] und an anderen Orten im sächsischen [[Erzgebirge]]. Beachtliche Funde stammen aus der [[Slowakei]], [[Böhmen]], [[Rumänien]], [[Spanien]], [[Sardinien]] und [[Chile]]. Heute findet man die schönsten Kristalle des Minerals in [[Lateinamerika|Süd- und Mittelamerika]].
Pyrargyrit bildet sich häufig in [[Hydrothermale Lösung|hydrothermalen]] [[Gang (Geologie)|Gängen]]. Prächtige Kristalle von Pyrargyrit sind in einigen deutschen Lagerstätten zu finden, vor allem in [[Sankt Andreasberg]] sowie in [[Freiberg]] und an anderen Orten im sächsischen [[Erzgebirge]]. Beachtliche Funde stammen aus der [[Slowakei]], [[Böhmen]], [[Rumänien]], [[Spanien]], [[Sardinien]] und [[Chile]]. Heute findet man die schönsten Kristalle des Minerals in [[Lateinamerika|Süd- und Mittelamerika]].


In Mexiko sind gelegentlich auch [[Pseudomorphose]]n von Silber (aus [[Zacatecas (Bundesstaat)|Zacatecas]]) oder Akanthit (aus [[Guanajuato (Bundesstaat)|Guanajuato]]<ref>[[:File:Acanthite-Pyrargyrite-177337.jpg|Aufnahme einer Akanthit-Pseudomorphose nach Pyrargyrit aus Guanajuato, Mexiko]]</ref>) nach Pyrargyrit zu finden.
In Mexiko sind gelegentlich auch [[Pseudomorphose]]n von Silber (aus [[Zacatecas (Bundesstaat)|Zacatecas]]) oder Akanthit (aus [[Guanajuato (Bundesstaat)|Guanajuato]]<ref>[[:Datei:Acanthite-Pyrargyrite-177337.jpg|Aufnahme einer Akanthit-Pseudomorphose nach Pyrargyrit aus Guanajuato, Mexiko]]</ref>) nach Pyrargyrit zu finden.


Weitere Fundorte sind unter anderem verschiedene Regionen in [[Australien]], [[China]] und [[Kanada]]; [[Hokkaidō]], [[Honshū]] und [[Kyūshū]] in [[Japan]]; [[Kärnten]], [[Salzburg]], [[Steiermark]] und [[Tirol (Bundesland)|Tirol]] in [[Österreich]] sowie verschiedene Regionen in den [[Vereinigte Staaten|USA]].<ref name="MindatFundorte" /> Insgesamt gelten bisher (Stand: 2012) rund 1300 Fundorte als bekannt.<ref name="Mindat" />
Weitere Fundorte sind unter anderem verschiedene Regionen in [[Australien]], [[China]] und [[Kanada]]; [[Hokkaidō]], [[Honshū]] und [[Kyūshū]] in [[Japan]]; [[Kärnten]], [[Salzburg]], [[Steiermark]] und [[Tirol (Bundesland)|Tirol]] in [[Österreich]] sowie verschiedene Regionen in den [[Vereinigte Staaten|USA]].<ref name="MindatFundorte" /> Insgesamt gelten bisher (Stand: 2012) rund 1300 Fundorte als bekannt.<ref name="Mindat" />

== Kristallstruktur ==
Pyrargyrit kristallisiert im trigonalen Kristallsystem in der [[Raumgruppe]] ''R''3''c'' (Raumgruppen-Nr. 161) mit den [[Gitterparameter]]n ''a''&nbsp;=&nbsp;11,04&nbsp;[[Ångström (Einheit)|Å]] und ''c''&nbsp;=&nbsp;8,72&nbsp;Å sowie 6 [[Formeleinheit]]en pro [[Elementarzelle]].<ref name="StrunzNickel" />


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
*[[Systematik der Minerale]]
* [[Systematik der Minerale]]
*[[Liste der Minerale]]
* [[Liste der Minerale]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* Ernst Friedrich Glocker (1831): ''Rothgülden oder Pyrargyrit'', in: ''Handbuch der Mineralogie'', Verlag Ben Johann Leonhard Schrag, Nürnberg 1831, S. 388-392 ([http://rruff.info/uploads/1831_Glocker_Handbuch_der_Mineralogie_388.pdf PDF 360,8 kB])
* {{Literatur | Autor= Ernst Friedrich Glocker | Titel= Handbuch der Mineralogie | Verlag= Verlag Ben Johann Leonhard Schrag | Ort= Nürnberg | Datum= 1831 | Sprache= de | Seiten= 388–392 | Kommentar= 4. Rothgülden oder Pyrargyrit | Online= [https://rruff.info/uploads/1831_Glocker_Handbuch_der_Mineralogie_388.pdf rruff.info] | Format= PDF | KBytes= 370 | Abruf= 2021-10-15}}
* {{Literatur | Autor= [[Carl Hintze]] | Titel= Handbuch der Mineralogie | Band= Erster Band. Erste Abtheilung<!-- sic. --> | Auflage= 1 | Verlag= Veit & Co. | Ort= Leipzig | Datum= 1904 | Sprache= de | Seiten= 1051–1069 | Kommentar= Pyrargyrit (Antimonsilberblende). Ag<sub>3</sub>SbS<sub>3</sub>. (Dunkles Rothgülden oder Rothgiltigerz) | Online= {{archive.org | handbuchdermine00lincgoog | online verfügbar bei archive.org | Fragment= page/n1064/mode/2up}}}}
*{{Literatur | Autor= Petr Korbel, Milan Novák | Titel= Mineralien Enzyklopädie | Auflage= | Verlag= Nebel Verlag GmbH | Ort= Eggolsheim | Jahr= 2002 | Seiten= 51 | ISBN= 3-89555-076-0}}
* {{Literatur | Autor= Petr Korbel, Milan Novák | Titel= Mineralien-Enzyklopädie | Reihe= Dörfler Natur | Verlag= Edition Dörfler im Nebel-Verlag | Ort= Eggolsheim | Datum= 2002 | ISBN= 978-3-89555-076-8 | Seiten= 51}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Pyrargyrite}}
{{Commonscat|Pyrargyrite|audio=0|video=0}}
* [[Mineralienatlas:Pyrargyrit]] (Wiki)
* {{Mineralienatlas | ID= Pyrargyrit | Abruf= 2021-10-15 |Abruf-verborgen=1}}
* {{Internetquelle | url= https://rruff.info/pyrargyrite/ | titel= Pyrargyrite search results | werk= rruff.info | hrsg= Database of Raman spectroscopy, X-ray diffraction and chemistry of minerals (RRUFF) | abruf= 2021-10-16 |abruf-verborgen=1| sprache= en}}
* [http://www.mineralogische-sammlungen.de/pyrargyrit.html Pyrargyrit in der Mineralogischen Sammlung der Technischen Universität Berlin]
* {{Internetquelle | url= https://rruff.geo.arizona.edu/AMS/result.php?mineral=Pyrargyrite | titel= American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database – Pyrargyrite | werk= rruff.geo.arizona.edu | abruf= 2021-10-16 |abruf-verborgen=1| sprache= en}}
* {{Internetquelle | url= http://www.mineralogische-sammlungen.de/pyrargyrit.html | titel= Pyrargyrit | werk= mineralogische-sammlungen.de | hrsg= [[Technische Universität Berlin]] | datum= 2009-10 | abruf= 2021-10-15 |abruf-verborgen=1}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references>
<references>
<ref name="Aerosit">
<ref name="Aerosit">
{{Google Buch | BuchID=JONYAAAAYAAJ | Seite=RA1-PR9 | Linktext=Carl Cäsar von Leonhard, Karl Friedrich Merz, Johann Heinrich Kopp: ''Systematisch-tabellarische Uebersicht und Charakteristik der Mineralkörper'' (siehe 103. Rothgueltigerz)}}
{{Google Buch | BuchID= JONYAAAAYAAJ | Seite= RA1-PR9 | Linktext= Carl Cäsar von Leonhard, Karl Friedrich Merz, Johann Heinrich Kopp: ''Systematisch-tabellarische Uebersicht und Charakteristik der Mineralkörper'' (siehe 103. Rothgueltigerz)}}
</ref>
</ref>
<ref name="GeoMuseumClausthal">
<ref name="GeoMuseumClausthal">
[http://geomuseum.tu-clausthal.de/minerale.php?section=21200&level=10&name=Pyrargyrit&details=on&nr=3&select=3 GeoMuseum der Technischen Universität Clausthal - Pyrargyrit]
{{Internetquelle | url= https://www.geomuseum.tu-clausthal.de/mineralogie/minerale/minerale-alphabetisch/pyrargyrit | titel= Pyrargyrit | werk= geomuseum.tu-clausthal.de | hrsg= [[Technische Universität Clausthal]] | abruf= 2021-10-15}}
</ref>
<ref name="IMA-Liste-2009">
{{Internetquelle | autor= [[Ernest Henry Nickel|Ernest H. Nickel]], Monte C. Nichols | url= http://cnmnc.units.it/IMA2009-01%20UPDATE%20160309.pdf | titel= IMA/CNMNC List of Minerals 2009 | werk= cnmnc.units.it | hrsg= IMA/CNMNC | datum= 2009-01 | sprache= en | abruf= 2024-07-30 | format= PDF; 1,9&nbsp;MB | archiv-url= https://web.archive.org/web/20240729102044/http://cnmnc.units.it/IMA2009-01%20UPDATE%20160309.pdf | archiv-datum= 2024-07-29}}
</ref>
<ref name="Lapis">
{{Literatur | Autor= Stefan Weiß | Titel= Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018 | Auflage= 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte | Verlag= Weise | Ort= München | Datum= 2018 | Sprache= de | ISBN= 978-3-921656-83-9}}
</ref>
</ref>
<ref name="Lüschen">
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{{Literatur| Autor= Hans Lüschen | Titel= Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache | Auflage= 2. | Verlag= Ott Verlag | Ort= Thun | Jahr= 1979 | Seiten=304 | ISBN= 3-7225-6265-1}}
{{Literatur | Autor= Hans Lüschen | Titel= Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache | Auflage= 2. | Verlag= Ott Verlag | Ort= Thun | Datum= 1979 | ISBN= 3-7225-6265-1 | Seiten= 304}}
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[http://www.mindat.org/min-3313.html Mindat - Pyrargyrite] (englisch)
{{Internetquelle | url= https://www.mindat.org/min-3313.html | titel= Pyrargyrite | werk= mindat.org | hrsg= Hudson Institute of Mineralogy | abruf= 2021-10-15 | sprache= en}}
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[http://www.mindat.org/show.php?id=3313&ld=1#themap Mindat - Fundorte für Pyrargyrit]
{{Internetquelle | url= https://www.mindat.org/min-3313.html#autoanchor22 | titel= Fundorte für Pyrargyrit | werk= mindat.org | hrsg= Hudson Institute of Mineralogy | abruf= 2021-10-15 | sprache= en}}
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{{Literatur| Autor= Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner | Titel= Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage | Auflage= | Verlag= de Gruyter | Ort= Berlin; New York | Jahr= 1981 | Seiten=284-287 | ISBN= 3-11-006823-0 }}
{{Literatur | Autor= [[Helmut Schröcke]], [[Karl-Ludwig Weiner]] | Titel= Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage | Verlag= de Gruyter | Ort= Berlin; New York | Datum= 1981 | ISBN= 3-11-006823-0 | Seiten= 284–287}}
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{{Literatur| Autor= [[Karl Hugo Strunz|Hugo Strunz]], Ernest H. Nickel | Titel= Strunz Mineralogical Tables | Auflage= 9. | Verlag= E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller) | Ort= Stuttgart | Jahr= 2001 | Seiten= 119 | ISBN= 3-510-65188-X}}
{{Literatur| Autor= [[Karl Hugo Strunz|Hugo Strunz]], [[Ernest Henry Nickel|Ernest H. Nickel]] | Titel= Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System | Auflage= 9. | Verlag= E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller) | Ort= Stuttgart | Datum= 2001 | Sprache= en | ISBN= 3-510-65188-X | Seiten= 119}}
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{{Internetquelle | autor= [[Thomas Witzke]] | url= https://www.strahlen.org/tw/typloc/miargyrit.html | titel= Die Entdeckung von Miargyrit | werk= strahlen.org/tw | abruf= 2021-10-15}}
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[[Kategorie:Grandfathered Mineral]]

[[Kategorie:Mineral]]
[[Kategorie:Sulfide und Sulfosalze]]
[[Kategorie:Sulfide und Sulfosalze]]
[[Kategorie:Trigonales Kristallsystem]]
[[Kategorie:Trigonales Kristallsystem]]

Aktuelle Version vom 22. Oktober 2024, 20:25 Uhr

Pyrargyrit
Pyrargyrit-Kristalle aus der Grube Samson, St Andreasberg, Harz, Niedersachsen, Deutschland
Gesamtgröße der Stufe: 3,3 × 3 × 2,6 cm
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Pyg[1]

Andere Namen
  • Aerosit
  • Antimonsilberblende
  • Dunkles Rotgültig bzw. Dunkles Rotgültigerz
Chemische Formel Ag3[SbS3][2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide – Insel(Neso)-Sulfarsenide usw., ohne zusätzlichen Schwefel
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/D.01a
II/E.07-020

2.GA.05
03.04.01.02
Kristallographische Daten
Kristallsystem trigonal
Kristallklasse; Symbol ditrigonal-pyramidal; 3m
Raumgruppe R3c (Nr. 161)Vorlage:Raumgruppe/161[2]
Gitterparameter a = 11,04 Å; c = 8,72 Å[2]
Formeleinheiten Z = 6[2]
Häufige Kristallflächen {1010}, {1120}, {1011}, {1012}[3]
Zwillingsbildung nach (1014)[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2,5
Dichte (g/cm3) 5,85
Spaltbarkeit deutlich nach {1011}; sehr undeutlich nach {0112}
Bruch; Tenazität muschelig, uneben
Farbe dunkelrot bis grauschwarz
Strichfarbe kirschrot
Transparenz durchscheinend bis undurchsichtig
Glanz Diamantglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 3,084
nε = 2,881[4]
Doppelbrechung δ = 0,203[4]
Optischer Charakter einachsig negativ[4]

Pyrargyrit, veraltet auch als Dunkles Rotgültig(erz), Antimonsilberblende, Rubinblende oder Aerosit bekannt, ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Er kristallisiert im trigonalen Kristallsystem mit der chemisch Zusammensetzung Ag3[SbS3][2] und gehört strukturell zu den Sulfosalzen mit Silber und Antimon.

Pyrargyrit entwickelt meist prismatische oder rhomboedrische Kristalle, findet sich aber auch in Form körniger bis massiger Aggregate von dunkelroter bis grauschwarzer Farbe. Die meist nur durchscheinenden oder gänzlich undurchsichtigen Pyrargyritkristalle zeigen auf den Kristallflächen Diamantglanz. Die Spaltbarkeit ist je nach Spaltrichtung deutlich {1011} bis sehr undeutlich nach {0112}.

Etymologie und Geschichte

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Die seit dem 16. Jahrhundert bekannte, wenn auch in verschiedenen Schreibformen überlieferte Bezeichnung Rotgültig bzw. Rotgültigerz (auch rot gold ertz, rod gulden ertz, roth güldenes Erz und ähnliche) umfasste zunächst zwei verschiedene, allerdings ähnlich aussehende Minerale, nämlich den Pyrargyrit und den Proustit. Benannt wurde das Erz aufgrund seiner auffällig roten Färbung, seines blendeartigen Glanzes und seines hohen Silbergehalts von fast 60 %.

Seit 1789 wird nach Abraham Gottlob Werner zwischen Dunklem und Lichtem Rotgiltigerz[5][6] unterschieden, allerdings konnte erst 1804 der Chemiker Joseph Louis Proust durch seine chemischen Analysen klären, dass die Rotgültigerze von Antimon (Dunkel, Ag3SbS3) und Arsen (Licht, Ag3AsS3) zwei eigenständige Minerale sind.[3]

Das Synonym Aerosit gab Selb 1805 einem „auf der kolywänschen Silbergrube in Sibirien vorkommenden, dunklen Rotgültigerz“.[7]

Die Bezeichnung rhomboedrische Rubinblende wurde 1824 von Friedrich Mohs geprägt.[6][8]

Den bis heute gültigen Namen Pyrargyrit für das Dunkle Rotgültigerz prägte 1831 Ernst Friedrich Glocker nach den beiden altgriechischen Worten πῦρ pûr für „Feuer“ und ἄργυρος argyros für „Silber“ aufgrund seiner Eigenschaft, vor dem Lötrohr leicht ein Silberkorn erschmelzen zu können.

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Pyrargyrit zur Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „Komplexen Sulfide (Sulfosalze)“, wo er zusammen mit Proustit die „Proustit-Reihe“ mit der System-Nr. II/D.01a innerhalb der „Proustit-Xanthokon-Gruppe“ (II/D.01) bildete.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. II/E.07-20. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der präziser definierten Abteilung „Sulfosalze (S : As,Sb,Bi = x)“, wo Pyrargyrit zusammen mit Debattistiit, Eckerit, Manganoquadratit, Proustit, Pyrostilpnit, Quadratit, Samsonit und Xanthokon eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe bildet.[9]

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[10] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Pyrargyrit dagegen in die neu definierte Abteilung der „Sulfoarsenide, Sulfoantimonide und Sulfobismuthide“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach der Kristallstruktur und der möglichen Anwesenheit zusätzlichen Schwefels, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau und seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung der „Insel-Sulfarsenide (Neso-Sulfarsenide) usw., ohne zusätzlichen Schwefel (S)“ zu finden ist, wo es zusammen mit Proustit die „Proustitgruppe“ mit der System-Nr. 2.GA.05 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Pyrargyrit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfosalze“ ein. Hier ist er zusammen mit Proustit in der nach diesem Mineral benannten „Proustitgruppe“ mit der System-Nummer 03.04.01 innerhalb der Unterabteilung der „Sulfosalze mit dem Verhältnis 3 > z/y und der Zusammensetzung (A+)i (A2+)j [ByCz], A = Metalle, B = Halbmetalle, C = Nichtmetalle“ zu finden.

Kristallstruktur

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Pyrargyrit kristallisiert trigonal in der Raumgruppe R3c (Raumgruppen-Nr. 161)Vorlage:Raumgruppe/161 mit den Gitterparametern a = 11,04 Å und c = 8,72 Å sowie 6 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Unter Lichteinwirkung dunkelt der zunächst rot- bis dunkelrotfarbige Pyrargyrit mit der Zeit nach, bis er fast schwarz erscheint. Die Strichfarbe bleibt aber weiterhin kirschrot und ermöglicht damit neben seiner geringen Mohshärte von 2,5 und einer Dichte von 5,85 g/cm³ eine Identifizierung des Minerals.

Pyrargyrit enthält vor allem Silber (59,75 %), Antimon (22,48 %) und Schwefel (17,76 %). Vereinzelt kann auch Arsen enthalten sein.

Zwischen Pyrargyrit und dem verwandten Proustit (Ag3[AsS3][2]) besteht bis zu einer Mindesttemperatur von 360 °C eine lückenlose Mischkristall-Reihe.[3]

Bildung und Fundorte

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Pyrargyrit-Aggregat auf Quarz aus Taxco de Alarcón, Guerrero, Mexiko (Größe: 12 × 8,7 × 7 cm)
Pseudomorphose von Silber nach Pyrargyrit aus Zacatecas, Mexiko (Größe: 4,1 × 2,4 × 2,4 cm)

Pyrargyrit bildet sich häufig in hydrothermalen Gängen. Prächtige Kristalle von Pyrargyrit sind in einigen deutschen Lagerstätten zu finden, vor allem in Sankt Andreasberg sowie in Freiberg und an anderen Orten im sächsischen Erzgebirge. Beachtliche Funde stammen aus der Slowakei, Böhmen, Rumänien, Spanien, Sardinien und Chile. Heute findet man die schönsten Kristalle des Minerals in Süd- und Mittelamerika.

In Mexiko sind gelegentlich auch Pseudomorphosen von Silber (aus Zacatecas) oder Akanthit (aus Guanajuato[11]) nach Pyrargyrit zu finden.

Weitere Fundorte sind unter anderem verschiedene Regionen in Australien, China und Kanada; Hokkaidō, Honshū und Kyūshū in Japan; Kärnten, Salzburg, Steiermark und Tirol in Österreich sowie verschiedene Regionen in den USA.[12] Insgesamt gelten bisher (Stand: 2012) rund 1300 Fundorte als bekannt.[4]

  • Ernst Friedrich Glocker: Handbuch der Mineralogie. Verlag Ben Johann Leonhard Schrag, Nürnberg 1831, S. 388–392 (rruff.info [PDF; 370 kB; abgerufen am 15. Oktober 2021] 4. Rothgülden oder Pyrargyrit).
  • Carl Hintze: Handbuch der Mineralogie. 1. Auflage. Erster Band. Erste Abtheilung. Veit & Co., Leipzig 1904, S. 1051–1069 (online verfügbar bei archive.org – Internet Archive – Pyrargyrit (Antimonsilberblende). Ag3SbS3. (Dunkles Rothgülden oder Rothgiltigerz)).
  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S. 51.
Commons: Pyrargyrite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c d e f Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 119 (englisch).
  3. a b c d Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 284–287.
  4. a b c d Pyrargyrite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 15. Oktober 2021 (englisch).
  5. Hans Lüschen: Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache. 2. Auflage. Ott Verlag, Thun 1979, ISBN 3-7225-6265-1, S. 304.
  6. a b Pyrargyrit. In: geomuseum.tu-clausthal.de. Technische Universität Clausthal, abgerufen am 15. Oktober 2021.
  7. Carl Cäsar von Leonhard, Karl Friedrich Merz, Johann Heinrich Kopp: Systematisch-tabellarische Uebersicht und Charakteristik der Mineralkörper (siehe 103. Rothgueltigerz) in der Google-Buchsuche
  8. Thomas Witzke: Die Entdeckung von Miargyrit. In: strahlen.org/tw. Abgerufen am 15. Oktober 2021.
  9. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  10. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  11. Aufnahme einer Akanthit-Pseudomorphose nach Pyrargyrit aus Guanajuato, Mexiko
  12. Fundorte für Pyrargyrit. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 15. Oktober 2021 (englisch).