„Zentrale Fachbibliotheken“ – Versionsunterschied

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Die '''Zentralen Fachbibliotheken''' sind drei [[Fachbibliothek]]en in [[Deutschland]], die der überregionalen Literatur- und Informationsversorgung für den hochspezialisierten Bedarf von Wissenschaft und Forschung dienen. Sie sammeln möglichst vollständig die [[Publikation]]en im In- und Ausland einschließlich der so genannten [[Graue Literatur|Grauen Literatur]] zu ihrem Fachgebiet. Diese erschließen sie und stellen sie per [[Fernleihe]] und elektronischem [[Dokumentenlieferdienst]] zur Verfügung.
Die '''Zentralen Fachbibliotheken''' sind drei [[Fachbibliothek]]en in [[Deutschland]], die der überregionalen Literatur- und Informationsversorgung für den hochspezialisierten Bedarf von Wissenschaft und Forschung dienen. Sie sammeln möglichst vollständig die [[Publikation]]en im In- und Ausland einschließlich der sogenannten [[Graue Literatur|grauen Literatur]] zu ihrem Fachgebiet. Diese erschließen sie und stellen sie per [[Fernleihe]] und elektronischem [[Dokumentenlieferdienst]] zur Verfügung.


In Deutschland gibt es zurzeit drei Zentrale Fachbibliotheken:
In Deutschland gibt es zurzeit drei Zentrale Fachbibliotheken:


* Die [[Deutsche Zentralbibliothek für Medizin]] (ZB MED) in [[Köln]] und [[Bonn]] für [[Humanmedizin]], [[Gesundheitswesen]], [[Landwirtschaft]], [[Ernährungswissenschaft|Ernährungs-]], Haushalts- und [[Lebensmittelkunde|Lebensmittelwissenschaften]] sowie [[Umwelt]]wissenschaften
* Die [[Deutsche Zentralbibliothek für Medizin]] (ZB MED) in [[Köln]] und [[Bonn]] für [[Humanmedizin]], [[Gesundheitswesen]], [[Landwirtschaft]], [[Ernährungswissenschaft|Ernährungs-]], Haushalts- und [[Lebensmittelkunde|Lebensmittelwissenschaften]] sowie [[Umwelt]]wissenschaften
* Die [[Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften]] (ZBW) ist nach eigenen Angaben weltweit die größte Fachbibliothek für wirtschaftswissensschaftliche Literatur. Sie ist neben Kiel auch mit einem Standort in Hamburg vertreten.
* Die [[Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften]] (ZBW) ist nach eigenen Angaben weltweit die größte Fachbibliothek für wirtschaftswissenschaftliche Literatur. Sie ist neben Kiel auch mit einem Standort in Hamburg vertreten.
* Die [[Technische Informationsbibliothek]] (TIB) in [[Hannover]] für [[Technik]] und deren Grundlagenwissenschaften, insbesondere [[Chemie]], [[Informatik]], [[Mathematik]] und [[Physik]].
* Die [[Technische Informationsbibliothek]] (TIB) in [[Hannover]] für [[Technik]] sowie [[Architektur]], [[Chemie]], [[Informatik]], [[Mathematik]] und [[Physik]].


Sie bilden seit 2009 den [[Leibniz-Bibliotheksverbund Forschungsinformation]] ([http://www.goportis.de Goportis]).
Sie bilden seit 2009 Goportis – [[Leibniz-Bibliotheksverbund Forschungsinformation]] (Goportis).


Die ehemalige [[Deutsche Zentralbibliothek für Landbauwissenschaft]] (ZBL) in [[Bonn]] für [[Landwirtschaft]], [[Ernährungswissenschaft|Ernährungs-]], Haushalts- und [[Lebensmittelkunde|Lebensmittelwissenschaften]], [[Biotechnologie|Bio-]] und [[Gentechnologie]] sowie [[Umwelt]]wissenschaften ist seit dem 1. Januar 2001 der ZB MED als Bereichsbibliothek angegliedert und räumlich sowie organisatorisch mit der Abteilungsbibliothek für Medizin, Naturwissenschaften und Landbau der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn verbunden.
Die ehemalige [[Deutsche Zentralbibliothek für Landbauwissenschaft]] (ZBL) in [[Bonn]] für [[Landwirtschaft]], [[Ernährungswissenschaft|Ernährungs-]], Haushalts- und [[Lebensmittelkunde|Lebensmittelwissenschaften]], [[Biotechnologie|Bio-]] und [[Gentechnologie]] sowie [[Umwelt]]wissenschaften ist seit dem 1. Januar 2001 der ZB MED als Bereichsbibliothek angegliedert und räumlich sowie organisatorisch mit der Abteilungsbibliothek für Medizin, Naturwissenschaften und Landbau der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn verbunden.


==Einordnung in das Bibliothekswesen==
== Einordnung in das Bibliothekswesen ==
Die Zentralen Fachbibliotheken zählen zu den [[Fachbibliothek|Spezialbibliotheken]], da sie ein bestimmtes, ausgedehntes Sammelgebiet betreuen. Allerdings bilden sie innerhalb der Spezialbibliotheken eine Sondergruppe. Sie dienen nicht einer einzelnen Institution, sondern der überregionalen Literatur- und Informationsversorgung. Aus diesem Grund werden sie in dem bibliothekarischen Planungs- und Strukturpapier [[Bibliotheken ’93]] zur vierten und höchsten Funktionsstufe, dem „Hochspezialisierten Bedarf“, gerechnet.
Die Zentralen Fachbibliotheken zählen zu den [[Fachbibliothek|Spezialbibliotheken]], da sie ein bestimmtes, ausgedehntes Sammelgebiet betreuen. Allerdings bilden sie innerhalb der Spezialbibliotheken eine Sondergruppe. Sie dienen nicht einer einzelnen Institution, sondern der überregionalen Literatur- und Informationsversorgung. Aus diesem Grund werden sie in dem bibliothekarischen Planungs- und Strukturpapier [[Bibliotheken ’93]] zur vierten und höchsten Funktionsstufe, dem „Hochspezialisierten Bedarf“, gerechnet.


==Entstehung der Zentralen Fachbibliotheken==
== Entstehung der Zentralen Fachbibliotheken ==


Nach dem Zweiten Weltkrieg steigerte sich der Bedarf der Wirtschaft und Industrie, aber auch der Forschung und Wissenschaft an schnellen, aktuellen und zuverlässigen Informationen, vor allem in den angewandten Wissenschaften. Es wurde zunehmend von Bedeutung, nationale und internationale [[Graue Literatur]] und ausländische Fachzeitschriften zur Kenntnis zu nehmen. Diese Sonderstellung naturwissenschaftlich-technischer Fachgebiete für den Fortschritt der Industrieländer zeigte sich international und wurde auch in Bezug auf die Literaturversorgung in diesen Bereichen vielfach diskutiert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg steigerte sich der Bedarf der Wirtschaft und Industrie, aber auch der Forschung und Wissenschaft an schnellen, aktuellen und zuverlässigen Informationen, vor allem in den angewandten Wissenschaften. Es wurde zunehmend von Bedeutung, nationale und internationale [[graue Literatur]] und ausländische Fachzeitschriften zur Kenntnis zu nehmen. Diese Sonderstellung naturwissenschaftlich-technischer Fachgebiete für den Fortschritt der Industrieländer zeigte sich international und wurde auch in Bezug auf die Literaturversorgung in diesen Bereichen vielfach diskutiert.


Die bestehenden Bibliotheken konnten – auch dies eine weitgehend analoge Erscheinung der „entwickelten Länder“ - diesen Bedarf nicht befriedigen: die großen Staatsbibliotheken wie auch die Universitätsbibliotheken sammelten vom Prinzip her zwar universal, hatten ihre Schwerpunkte aber in den Geisteswissenschaften. Die Lösung wurde in einer gewissen Verselbständigung der Literaturversorgung für die naturwissenschaftlich-technischen Fachgebiete gesehen: institutionalisiert entweder als verhältnismäßig selbständige Abteilungen einer Nationalbibliothek (die sich später häufig gänzlich abspalteten; [[National Library of Medicine]] und [[National Agricultural Library]], beide USA) oder als eigenständige nationale Zentrale Fachbibliotheken.
Die bestehenden Bibliotheken konnten – auch dies eine weitgehend analoge Erscheinung der „entwickelten Länder“ diesen Bedarf nicht befriedigen: Die großen Staatsbibliotheken wie auch die Universitätsbibliotheken sammelten vom Prinzip her zwar universal, hatten ihre Schwerpunkte aber in den Geisteswissenschaften. Die Lösung wurde in einer gewissen Verselbstständigung der Literaturversorgung für die naturwissenschaftlich-technischen Fachgebiete gesehen: institutionalisiert entweder als verhältnismäßig selbstständige Abteilungen einer Nationalbibliothek (die sich später häufig gänzlich abspalteten; [[National Library of Medicine]] und [[National Agricultural Library]], beide USA) oder als eigenständige nationale Zentrale Fachbibliotheken.


In Deutschland wurde auf Initiative und mit Unterstützung der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|Deutschen Forschungsgemeinschaft]] (DFG) ein System Zentraler Fachbibliotheken entwickelt. Dabei ist nur die Technische Informationsbibliothek eine Neugründung (1959), die allerdings auch an eine bestehende Universitätsbibliothek angeschlossen wurde. Die anderen Zentralen Fachbibliotheken haben zuvor bereits als Bibliothek existiert – wenn auch in bescheidenerem Maßstab – als Abteilung einer Hochschulbibliothek (Bonn, Köln) oder als Institutsbibliothek/Spezialbibliothek einer Hochschule (Kiel), bevor ihnen die Funktion als Zentrale Fachbibliothek für ihr Gebiet übertragen wurde (ZBL 1962, ZBW 1966, ZB MED 1969). In den ersten Jahren wurden die Mittel für den [[Bestandsaufbau]] in großem Maße von der Deutschen Forschungsgemeinschaft zur Verfügung gestellt.
In Deutschland wurde auf Initiative und mit Unterstützung der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|Deutschen Forschungsgemeinschaft]] (DFG) ein System Zentraler Fachbibliotheken entwickelt. Dabei ist nur die Technische Informationsbibliothek (TIB) eine Neugründung (1959), die allerdings auch an eine bestehende Universitätsbibliothek – die der heutigen [[Leibniz Universität Hannover]] – angeschlossen wurde. Die anderen Zentralen Fachbibliotheken haben zuvor bereits als Bibliothek existiert – wenn auch in bescheidenerem Maßstab – als Abteilung einer Hochschulbibliothek (Bonn, Köln) oder als Institutsbibliothek/Spezialbibliothek einer Hochschule (Kiel), bevor ihnen die Funktion als Zentrale Fachbibliothek für ihr Gebiet übertragen wurde (ZBL 1962, ZBW 1966, ZB MED 1969). In den ersten Jahren wurden die Mittel für den [[Bestandsaufbau]] in großem Maße von der Deutschen Forschungsgemeinschaft zur Verfügung gestellt.


==Aufgaben==
== Aufgaben ==
„Die Zentralen Fachbibliotheken sammeln die inländische und ausländische Literatur ihrer Fächer in größtmöglicher Vollständigkeit...“ (vgl. Hacker, Rupert: Bibliothekarisches Grundwissen. 7. Aufl., 2000, S. 28) und stellen sie für die überregionale Literaturversorgung zur Verfügung. Sie tragen somit dazu bei, die nationalbibliothekarische Aufgabe gemäß dem Konzept der verteilten Nationalbibliothek mit zu erfüllen.
„Die Zentralen Fachbibliotheken sammeln die inländische und ausländische Literatur ihrer Fächer in größtmöglicher Vollständigkeit...“ (vgl. Hacker, Rupert: Bibliothekarisches Grundwissen. 7. Aufl., 2000, S. 28) und stellen sie für die überregionale Literaturversorgung zur Verfügung. Sie tragen somit dazu bei, die nationalbibliothekarische Aufgabe gemäß dem Konzept der verteilten Nationalbibliothek mit zu erfüllen.


Als Mitglieder der [[Leibniz-Gemeinschaft]] betreiben sie den März 2009 gegründeten [[Leibniz-Bibliotheksverbund Forschungsinformation]] ([http://www.goportis.de Goportis]).
Als Mitglieder der [[Leibniz-Gemeinschaft]] betreiben sie den März 2009 gegründeten [[Leibniz-Bibliotheksverbund Forschungsinformation]] (Goportis).


===Benutzung===
=== Benutzung ===
Da die Bestände der zentralen Fachbibliotheken für alle Nutzer im Bundesgebiet und auch für diejenigen aus dem Ausland wichtig sind, ist die Literatur kaum zur Präsenznutzung vorgesehen wie oft bei herkömmlichen Spezialbibliotheken. Vor allem der Leihverkehr und die Dokumentlieferung spielen eine große Rolle. Hier hatten die Zentralen Fachbibliotheken von Anfang an eine Sonderstellung, weil die Benutzer sich direkt an die jeweilige Bibliothek wenden konnten. Die Bibliotheken betreiben das Internetportal ''Goportis'' für eine übergreifende Bestandsrecherche mit [[Dokumentlieferdienst]] in den Fachportalen der Partner: [http://www.econbiz.de EconBiz] (Wirtschaftswissenschaften), [http://www.getinfo.de GetInfo] (technische Wissenschaften), [http://www.medpilot.de MEDPILOT] (Medizin und Gesundheit), [http://www.greenpilot.de GREENPILOT] (Agrar- und Umweltwissenschaften).
Da die Bestände der Zentralen Fachbibliotheken für alle Nutzer im Bundesgebiet und auch für diejenigen aus dem Ausland wichtig sind, ist die Literatur kaum zur Präsenznutzung vorgesehen wie oft bei herkömmlichen Spezialbibliotheken. Vor allem der Leihverkehr und die Dokumentlieferung spielen eine große Rolle. Hier hatten die Zentralen Fachbibliotheken von Anfang an eine Sonderstellung, weil die Benutzer sich direkt an die jeweilige Bibliothek wenden konnten. Die Bibliotheken betreiben das Internetportal ''Goportis'' für eine übergreifende Bestandsrecherche mit [[Dokumentlieferdienst]] in den Fachportalen der Partner: EconBiz (Wirtschaftswissenschaften), TIB-Portal (technische Wissenschaften), MEDPILOT (Medizin und Gesundheit), GREENPILOT (Agrar- und Umweltwissenschaften).


===Erwerbungspolitik===
=== Erwerbungspolitik ===
Die Erwerbung hängt mit dem überregionalen Erwerbungsprogramm zusammen und ist fachlich auf den Verteilungsplan der [[Sondersammelgebiete]] abgestimmt.
Die Erwerbung hängt mit dem überregionalen Erwerbungsprogramm zusammen und ist fachlich auf den Verteilungsplan der [[Sondersammelgebiet]]e abgestimmt.
Bedeutend ist die Sammlung hochspezialisierter, schwer beschaffbarer und fremdsprachiger Literatur im jeweiligen Fachgebiet. Als Publikationsformen spielen Zeitschriften und die nicht-konventionelle, außerhalb des Buchhandels erschienene Literatur eine große Rolle. Zur sogenannten [[Graue Literatur|Grauen Literatur]] gehören unter anderem Publikationen von Behörden, Organisationen, Regierungsstellen (zum Beispiel Amtliche Druckschriften, Haushaltspläne, Jahresberichte, Statistiken...), von Forschungseinrichtungen (zum Beispiel Reports, Tagungsberichte...), von Hochschulen (Dissertationen, Lehrmaterialien...) und von Firmen, Banken, Vereinen, Parteien (zum Beispiel Geschäftsberichte, Protokolle, Bilanzen...).
Bedeutend ist die Sammlung hochspezialisierter, schwer beschaffbarer und fremdsprachiger Literatur im jeweiligen Fachgebiet. Als Publikationsformen spielen Zeitschriften und die nicht-konventionelle, außerhalb des Buchhandels erschienene Literatur eine große Rolle. Zur sogenannten [[Graue Literatur|grauen Literatur]] gehören unter anderem Publikationen von Behörden, Organisationen, Regierungsstellen (zum Beispiel Amtliche Druckschriften, Haushaltspläne, Jahresberichte, Statistiken), von Forschungseinrichtungen (zum Beispiel Reports, Tagungsberichte), von Hochschulen (Dissertationen, Lehrmaterialien) und von Firmen, Banken, Vereinen, Parteien (zum Beispiel Geschäftsberichte, Protokolle, Bilanzen).
Um an diese Materialien zu kommen, gibt es die Möglichkeit zum wissenschaftlichen Schriftentausch, zum Beispiel von Dissertationen. Auch Mitgliedschaften bei Institutionen und dem damit verbundenen Direktbezug von Veröffentlichungen, sowie persönliche Kontakte der Bibliotheksmitarbeiter mit Stellen im In- und Ausland helfen bei der Erwerbung von Literatur, die nicht im Buchhandel zu beziehen ist.
Um an diese Materialien zu kommen, gibt es die Möglichkeit zum wissenschaftlichen Schriftentausch, zum Beispiel von Dissertationen. Auch Mitgliedschaften bei Institutionen und dem damit verbundenen Direktbezug von Veröffentlichungen sowie persönliche Kontakte der Bibliotheksmitarbeiter mit Stellen im In- und Ausland helfen bei der Erwerbung von Literatur, die nicht im Buchhandel zu beziehen ist.


===Erschließung===
=== Erschließung ===
Die Literatur wird durch spezielle Informationsdienste und Informationsmittel erschlossen. Dabei hängt es jeweils von den Gegebenheiten des Fachgebiets ab, nach welchen Prinzipien und wie ausführlich ein Sachkatalog gepflegt wird.
Die Literatur wird durch spezielle Informationsdienste und Informationsmittel erschlossen. Dabei hängt es jeweils von den Gegebenheiten des Fachgebiets ab, nach welchen Prinzipien und wie ausführlich ein Sachkatalog gepflegt wird. Eine wichtige Hilfe ist auch der Nachweis von Übersetzungen bei sprachlich schwer zugänglichen Texten. Außerdem spielt die Erschließung von Kongressberichten sowie von Artikeln/Aufsätzen aus Zeitschriften und anderen Reihen eine große Rolle.
Eine wichtige Hilfe ist auch der Nachweis von Übersetzungen bei sprachlich schwer zugänglichen Texten. Außerdem spielt die Erschließung von Kongressberichten, sowie von Artikeln / Aufsätzen aus Zeitschriften und anderen Reihen eine große Rolle.


==Träger und Finanzierung==
== Träger und Finanzierung ==


1975 wurde die „Rahmenvereinbarung zwischen Bund und Ländern über die gemeinsame Förderung der Forschung nach {{Art.|91b|gg|juris}} des [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland|Grundgesetzes]]“ erstellt, die auch als „Rahmenvereinbarung Forschungsförderung“ bezeichnet wird – sie umfasst nicht nur Einrichtungen der Forschung selber, sondern auch solche mit Servicefunktion für die Forschung.
1975 wurde die „Rahmenvereinbarung zwischen Bund und Ländern über die gemeinsame Förderung der Forschung nach {{Art.|91b|gg|juris}} des [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland|Grundgesetzes]]“ erstellt, die auch als „Rahmenvereinbarung Forschungsförderung“ bezeichnet wird. Sie umfasst nicht nur Einrichtungen der Forschung selbst, sondern auch solche mit Servicefunktion für die Forschung.
1988 hat der [[Wissenschaftsrat]] in seiner „Stellungnahme zu den Zentralen Fachbibliotheken“ festgestellt: „Die Tätigkeit der Zentralen Fachbibliotheken ist von überregionaler Bedeutung und von großem gesamtstaatlichem wissenschaftspolitischem Interesse im Sinne der Kriterien für die gemeinsame Förderung durch Bund und Länder."<ref>vgl. Busse, Ernestus, Plassmann, Seefeldt: Das Bibliothekswesen der Bundesrepublik Deutschland. 1999, 3. Aufl., S. 36.</ref>
1988 hat der [[Wissenschaftsrat (Deutschland)|Wissenschaftsrat]] in seiner „Stellungnahme zu den Zentralen Fachbibliotheken“ festgestellt: „Die Tätigkeit der Zentralen Fachbibliotheken ist von überregionaler Bedeutung und von großem gesamtstaatlichem wissenschaftspolitischem Interesse im Sinne der Kriterien für die gemeinsame Förderung durch Bund und Länder.<ref>vgl. Busse, Ernestus, Plassmann, Seefeldt: Das Bibliothekswesen der Bundesrepublik Deutschland. 1999, 3. Aufl., S. 36.</ref>
Auf dieser Grundlage werden die Zentralen Fachbibliotheken von Bund und Ländern gemeinsam aus Mitteln gefördert, die für überregionale, gesamtstaatliche Aufgaben zur Verfügung stehen. Das Verhältnis beträgt 30:70 (Bund:Länder).
Auf dieser Grundlage werden die Zentralen Fachbibliotheken von Bund und Ländern gemeinsam aus Mitteln gefördert, die für überregionale, gesamtstaatliche Aufgaben zur Verfügung stehen. Das Verhältnis beträgt 30:70 (Bund:Länder).
Diese gemeinsam finanzierten Institutionen – die sogenannten Einrichtungen der [[Leibniz-Gemeinschaft]], auch „Blaue Liste- Einrichtungen“ – werden in regelmäßigen Abständen durch den [[Wissenschaftsrat]] bzw. den Senat der Leibniz-Gemeinschaft evaluiert (bewertet). Daraufhin entscheidet sich, ob sie weiterhin förderungswürdig sind oder nicht. Diese Evaluierung fiel zum Beispiel bei der Deutschen Zentralbibliothek für Landbauwissenschaften in Bonn negativ aus (1998), so dass es nur noch drei statt ehemals vier Zentrale Fachbibliotheken gibt.
Diese gemeinsam finanzierten Institutionen – die sogenannten Einrichtungen der [[Leibniz-Gemeinschaft]], auch „Blaue-Liste-Einrichtungen“ – werden in regelmäßigen Abständen durch den Wissenschaftsrat bzw. den Senat der Leibniz-Gemeinschaft evaluiert (bewertet). Daraufhin entscheidet sich, ob sie weiterhin förderungswürdig sind oder nicht. Diese Evaluierung fiel zum Beispiel bei der Deutschen Zentralbibliothek für Landbauwissenschaften in Bonn negativ aus (1998), so dass es nur noch drei statt ehemals vier Zentrale Fachbibliotheken gibt.


==Aktuelle Entwicklungen==
== Aktuelle Entwicklungen ==
===Rechtsstreitigkeiten mit Verlagen ===
=== Rechtsstreitigkeiten mit Verlagen ===
Aufgrund von [[Urheberrecht]]s-Problemen und Musterprozessen der Verlage können die Zentralen Fachbibliotheken derzeit einen Teil ihrer Dienstleistungen nur eingeschränkt anbieten: die Dokumentlieferungen ins nicht-deutschsprachige Ausland mussten vorerst gestoppt werden. Auslöser war eine Klage von mehreren großen Verlagen, die durch die Kopienlieferungen der Bibliotheken erhebliche Umsatzeinbußen befürchteten [http://www.agmb.de/mbi/2005_1/heft12005.pdf (vgl. AGMB 2005, Heft 1)].
Aufgrund von [[Urheberrecht]]sproblemen und Musterprozessen der Verlage können die Zentralen Fachbibliotheken derzeit einen Teil ihrer Dienstleistungen nur eingeschränkt anbieten: Die Dokumentlieferungen ins nicht-deutschsprachige Ausland mussten vorerst gestoppt werden. Auslöser war eine Klage mehrerer großer Verlage, die durch die Kopienlieferungen der Bibliotheken erhebliche Umsatzeinbußen befürchteten.<ref>[http://www.agmb.de/mbi/2005_1/heft12005.pdf (vgl. AGMB 2005, Heft 1)] (PDF; 1,2&nbsp;MB)</ref>


===Open Access===
=== Open Access ===
Dadurch dass immer neue Zeitschriften erscheinen, aber zugleich die Verteuerungsrate enorm hoch ist, müssen Bibliotheken mehr und mehr Abonnements kündigen (siehe [[Zeitschriftenkrise]]). Die so entstehenden Nachteile für die Informationsversorgung sollen durch [[Open Access]] aufgefangen werden.
Dadurch, dass immer neue Zeitschriften erscheinen, aber zugleich die Verteuerungsrate enorm hoch ist, müssen Bibliotheken mehr und mehr Abonnements kündigen (siehe [[Zeitschriftenkrise]]). Die so entstehenden Nachteile für die Informationsversorgung sollen durch [[Open Access]] aufgefangen werden.


Die großen Wissenschaftsorganisationen unterzeichneten deshalb 2004 die „[[Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen|Berliner Erklärung]] über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen“.
Die großen Wissenschaftsorganisationen unterzeichneten deshalb 2004 die „[[Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen|Berliner Erklärung]] über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen“.
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Mit verschiedenen Projekten geben unter anderem die Bibliotheken den Wissenschaftlern die Möglichkeit, ihre Forschungsergebnisse „open access“ zu veröffentlichen und der Allgemeinheit frei zur Verfügung zu stellen. So zum Beispiel die [[Deutsche Zentralbibliothek für Medizin]] mit ihrem Projekt [[German Medical Science]].
Mit verschiedenen Projekten geben unter anderem die Bibliotheken den Wissenschaftlern die Möglichkeit, ihre Forschungsergebnisse „open access“ zu veröffentlichen und der Allgemeinheit frei zur Verfügung zu stellen. So zum Beispiel die [[Deutsche Zentralbibliothek für Medizin]] mit ihrem Projekt [[German Medical Science]].


== Einzelnachweise ==
==Literatur==
<references />
*Gisela von Busse: Struktur und Organisation des wissenschaftlichen Bibliothekswesens in der Bundesrepublik Deutschland. Wiesbaden: Harrassowitz, 1977. ISBN 3-447-01878-X.

*Deutsches Bibliotheksinstitut (Hrsg.): Bibliotheken ’93. Berlin, 1994. ISBN 3-87068-445-3.
== Literatur ==
*Rupert Hacker: Bibliothekarisches Grundwissen. 7., neu bearb. Aufl. München: Saur, 2000. ISBN 3-598-11394-3.
*[[Engelbert Plassmann]] u. Jürgen Seefeldt: Das Bibliothekswesen der Bundesrepublik Deutschland. 3. Aufl. Wiesbaden: Harrassowitz, 1999. ISBN 3-447-03706-7.
* Gisela von Busse: Struktur und Organisation des wissenschaftlichen Bibliothekswesens in der Bundesrepublik Deutschland. Wiesbaden: Harrassowitz, 1977. ISBN 3-447-01878-X.
* Deutsches Bibliotheksinstitut (Hrsg.): Bibliotheken ’93. Berlin, 1994. ISBN 3-87068-445-3.
* Rupert Hacker: Bibliothekarisches Grundwissen. 7., neu bearb. Aufl. München: Saur, 2000. ISBN 3-598-11394-3.
* [[Engelbert Plassmann]] u. Jürgen Seefeldt: Das Bibliothekswesen der Bundesrepublik Deutschland. 3. Aufl. Wiesbaden: Harrassowitz, 1999. ISBN 3-447-03706-7.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
*[http://www.goportis.de www.goportis.de]
* [http://www.goportis.de www.goportis.de]
*[http://www.zbmed.de/ Deutsche Zentralbibliothek für Medizin]
* [http://www.zbmed.de/ Deutsche Zentralbibliothek für Medizin]
*[http://www.zbw.eu/ Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften (ZBW)]
* [http://www.zbw.eu/ Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften (ZBW)]
*[http://www.tib.uni-hannover.de/ Technische Informationsbibliothek (TIB)]
* [http://www.tib-hannover.de/ Technische Informationsbibliothek (TIB)]
*[http://www.nlm.nih.gov/ National Library of Medicine]
* [http://www.nlm.nih.gov/ National Library of Medicine]
*[http://www.nal.usda.gov/ National Agricultural Library]
* [http://www.nal.usda.gov/ National Agricultural Library]


''Siehe auch:'' [[Virtuelle Fachbibliothek]]
''Siehe auch:'' [[Virtuelle Fachbibliothek]]

Aktuelle Version vom 25. Oktober 2024, 14:19 Uhr

Die Zentralen Fachbibliotheken sind drei Fachbibliotheken in Deutschland, die der überregionalen Literatur- und Informationsversorgung für den hochspezialisierten Bedarf von Wissenschaft und Forschung dienen. Sie sammeln möglichst vollständig die Publikationen im In- und Ausland einschließlich der sogenannten grauen Literatur zu ihrem Fachgebiet. Diese erschließen sie und stellen sie per Fernleihe und elektronischem Dokumentenlieferdienst zur Verfügung.

In Deutschland gibt es zurzeit drei Zentrale Fachbibliotheken:

Sie bilden seit 2009 Goportis – Leibniz-Bibliotheksverbund Forschungsinformation (Goportis).

Die ehemalige Deutsche Zentralbibliothek für Landbauwissenschaft (ZBL) in Bonn für Landwirtschaft, Ernährungs-, Haushalts- und Lebensmittelwissenschaften, Bio- und Gentechnologie sowie Umweltwissenschaften ist seit dem 1. Januar 2001 der ZB MED als Bereichsbibliothek angegliedert und räumlich sowie organisatorisch mit der Abteilungsbibliothek für Medizin, Naturwissenschaften und Landbau der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn verbunden.

Einordnung in das Bibliothekswesen

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Die Zentralen Fachbibliotheken zählen zu den Spezialbibliotheken, da sie ein bestimmtes, ausgedehntes Sammelgebiet betreuen. Allerdings bilden sie innerhalb der Spezialbibliotheken eine Sondergruppe. Sie dienen nicht einer einzelnen Institution, sondern der überregionalen Literatur- und Informationsversorgung. Aus diesem Grund werden sie in dem bibliothekarischen Planungs- und Strukturpapier Bibliotheken ’93 zur vierten und höchsten Funktionsstufe, dem „Hochspezialisierten Bedarf“, gerechnet.

Entstehung der Zentralen Fachbibliotheken

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Nach dem Zweiten Weltkrieg steigerte sich der Bedarf der Wirtschaft und Industrie, aber auch der Forschung und Wissenschaft an schnellen, aktuellen und zuverlässigen Informationen, vor allem in den angewandten Wissenschaften. Es wurde zunehmend von Bedeutung, nationale und internationale graue Literatur und ausländische Fachzeitschriften zur Kenntnis zu nehmen. Diese Sonderstellung naturwissenschaftlich-technischer Fachgebiete für den Fortschritt der Industrieländer zeigte sich international und wurde auch in Bezug auf die Literaturversorgung in diesen Bereichen vielfach diskutiert.

Die bestehenden Bibliotheken konnten – auch dies eine weitgehend analoge Erscheinung der „entwickelten Länder“ – diesen Bedarf nicht befriedigen: Die großen Staatsbibliotheken wie auch die Universitätsbibliotheken sammelten vom Prinzip her zwar universal, hatten ihre Schwerpunkte aber in den Geisteswissenschaften. Die Lösung wurde in einer gewissen Verselbstständigung der Literaturversorgung für die naturwissenschaftlich-technischen Fachgebiete gesehen: institutionalisiert entweder als verhältnismäßig selbstständige Abteilungen einer Nationalbibliothek (die sich später häufig gänzlich abspalteten; National Library of Medicine und National Agricultural Library, beide USA) oder als eigenständige nationale Zentrale Fachbibliotheken.

In Deutschland wurde auf Initiative und mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ein System Zentraler Fachbibliotheken entwickelt. Dabei ist nur die Technische Informationsbibliothek (TIB) eine Neugründung (1959), die allerdings auch an eine bestehende Universitätsbibliothek – die der heutigen Leibniz Universität Hannover – angeschlossen wurde. Die anderen Zentralen Fachbibliotheken haben zuvor bereits als Bibliothek existiert – wenn auch in bescheidenerem Maßstab – als Abteilung einer Hochschulbibliothek (Bonn, Köln) oder als Institutsbibliothek/Spezialbibliothek einer Hochschule (Kiel), bevor ihnen die Funktion als Zentrale Fachbibliothek für ihr Gebiet übertragen wurde (ZBL 1962, ZBW 1966, ZB MED 1969). In den ersten Jahren wurden die Mittel für den Bestandsaufbau in großem Maße von der Deutschen Forschungsgemeinschaft zur Verfügung gestellt.

„Die Zentralen Fachbibliotheken sammeln die inländische und ausländische Literatur ihrer Fächer in größtmöglicher Vollständigkeit...“ (vgl. Hacker, Rupert: Bibliothekarisches Grundwissen. 7. Aufl., 2000, S. 28) und stellen sie für die überregionale Literaturversorgung zur Verfügung. Sie tragen somit dazu bei, die nationalbibliothekarische Aufgabe gemäß dem Konzept der verteilten Nationalbibliothek mit zu erfüllen.

Als Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft betreiben sie den März 2009 gegründeten Leibniz-Bibliotheksverbund Forschungsinformation (Goportis).

Da die Bestände der Zentralen Fachbibliotheken für alle Nutzer im Bundesgebiet und auch für diejenigen aus dem Ausland wichtig sind, ist die Literatur kaum zur Präsenznutzung vorgesehen wie oft bei herkömmlichen Spezialbibliotheken. Vor allem der Leihverkehr und die Dokumentlieferung spielen eine große Rolle. Hier hatten die Zentralen Fachbibliotheken von Anfang an eine Sonderstellung, weil die Benutzer sich direkt an die jeweilige Bibliothek wenden konnten. Die Bibliotheken betreiben das Internetportal Goportis für eine übergreifende Bestandsrecherche mit Dokumentlieferdienst in den Fachportalen der Partner: EconBiz (Wirtschaftswissenschaften), TIB-Portal (technische Wissenschaften), MEDPILOT (Medizin und Gesundheit), GREENPILOT (Agrar- und Umweltwissenschaften).

Erwerbungspolitik

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Die Erwerbung hängt mit dem überregionalen Erwerbungsprogramm zusammen und ist fachlich auf den Verteilungsplan der Sondersammelgebiete abgestimmt. Bedeutend ist die Sammlung hochspezialisierter, schwer beschaffbarer und fremdsprachiger Literatur im jeweiligen Fachgebiet. Als Publikationsformen spielen Zeitschriften und die nicht-konventionelle, außerhalb des Buchhandels erschienene Literatur eine große Rolle. Zur sogenannten grauen Literatur gehören unter anderem Publikationen von Behörden, Organisationen, Regierungsstellen (zum Beispiel Amtliche Druckschriften, Haushaltspläne, Jahresberichte, Statistiken), von Forschungseinrichtungen (zum Beispiel Reports, Tagungsberichte), von Hochschulen (Dissertationen, Lehrmaterialien) und von Firmen, Banken, Vereinen, Parteien (zum Beispiel Geschäftsberichte, Protokolle, Bilanzen). Um an diese Materialien zu kommen, gibt es die Möglichkeit zum wissenschaftlichen Schriftentausch, zum Beispiel von Dissertationen. Auch Mitgliedschaften bei Institutionen und dem damit verbundenen Direktbezug von Veröffentlichungen sowie persönliche Kontakte der Bibliotheksmitarbeiter mit Stellen im In- und Ausland helfen bei der Erwerbung von Literatur, die nicht im Buchhandel zu beziehen ist.

Die Literatur wird durch spezielle Informationsdienste und Informationsmittel erschlossen. Dabei hängt es jeweils von den Gegebenheiten des Fachgebiets ab, nach welchen Prinzipien und wie ausführlich ein Sachkatalog gepflegt wird. Eine wichtige Hilfe ist auch der Nachweis von Übersetzungen bei sprachlich schwer zugänglichen Texten. Außerdem spielt die Erschließung von Kongressberichten sowie von Artikeln/Aufsätzen aus Zeitschriften und anderen Reihen eine große Rolle.

Träger und Finanzierung

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1975 wurde die „Rahmenvereinbarung zwischen Bund und Ländern über die gemeinsame Förderung der Forschung nach Art. 91b des Grundgesetzes“ erstellt, die auch als „Rahmenvereinbarung Forschungsförderung“ bezeichnet wird. Sie umfasst nicht nur Einrichtungen der Forschung selbst, sondern auch solche mit Servicefunktion für die Forschung. 1988 hat der Wissenschaftsrat in seiner „Stellungnahme zu den Zentralen Fachbibliotheken“ festgestellt: „Die Tätigkeit der Zentralen Fachbibliotheken ist von überregionaler Bedeutung und von großem gesamtstaatlichem wissenschaftspolitischem Interesse im Sinne der Kriterien für die gemeinsame Förderung durch Bund und Länder.“[1] Auf dieser Grundlage werden die Zentralen Fachbibliotheken von Bund und Ländern gemeinsam aus Mitteln gefördert, die für überregionale, gesamtstaatliche Aufgaben zur Verfügung stehen. Das Verhältnis beträgt 30:70 (Bund:Länder). Diese gemeinsam finanzierten Institutionen – die sogenannten Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft, auch „Blaue-Liste-Einrichtungen“ – werden in regelmäßigen Abständen durch den Wissenschaftsrat bzw. den Senat der Leibniz-Gemeinschaft evaluiert (bewertet). Daraufhin entscheidet sich, ob sie weiterhin förderungswürdig sind oder nicht. Diese Evaluierung fiel zum Beispiel bei der Deutschen Zentralbibliothek für Landbauwissenschaften in Bonn negativ aus (1998), so dass es nur noch drei statt ehemals vier Zentrale Fachbibliotheken gibt.

Aktuelle Entwicklungen

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Rechtsstreitigkeiten mit Verlagen

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Aufgrund von Urheberrechtsproblemen und Musterprozessen der Verlage können die Zentralen Fachbibliotheken derzeit einen Teil ihrer Dienstleistungen nur eingeschränkt anbieten: Die Dokumentlieferungen ins nicht-deutschsprachige Ausland mussten vorerst gestoppt werden. Auslöser war eine Klage mehrerer großer Verlage, die durch die Kopienlieferungen der Bibliotheken erhebliche Umsatzeinbußen befürchteten.[2]

Dadurch, dass immer neue Zeitschriften erscheinen, aber zugleich die Verteuerungsrate enorm hoch ist, müssen Bibliotheken mehr und mehr Abonnements kündigen (siehe Zeitschriftenkrise). Die so entstehenden Nachteile für die Informationsversorgung sollen durch Open Access aufgefangen werden.

Die großen Wissenschaftsorganisationen unterzeichneten deshalb 2004 die „Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen“.

Mit verschiedenen Projekten geben unter anderem die Bibliotheken den Wissenschaftlern die Möglichkeit, ihre Forschungsergebnisse „open access“ zu veröffentlichen und der Allgemeinheit frei zur Verfügung zu stellen. So zum Beispiel die Deutsche Zentralbibliothek für Medizin mit ihrem Projekt German Medical Science.

Einzelnachweise

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  1. vgl. Busse, Ernestus, Plassmann, Seefeldt: Das Bibliothekswesen der Bundesrepublik Deutschland. 1999, 3. Aufl., S. 36.
  2. (vgl. AGMB 2005, Heft 1) (PDF; 1,2 MB)
  • Gisela von Busse: Struktur und Organisation des wissenschaftlichen Bibliothekswesens in der Bundesrepublik Deutschland. Wiesbaden: Harrassowitz, 1977. ISBN 3-447-01878-X.
  • Deutsches Bibliotheksinstitut (Hrsg.): Bibliotheken ’93. Berlin, 1994. ISBN 3-87068-445-3.
  • Rupert Hacker: Bibliothekarisches Grundwissen. 7., neu bearb. Aufl. München: Saur, 2000. ISBN 3-598-11394-3.
  • Engelbert Plassmann u. Jürgen Seefeldt: Das Bibliothekswesen der Bundesrepublik Deutschland. 3. Aufl. Wiesbaden: Harrassowitz, 1999. ISBN 3-447-03706-7.

Siehe auch: Virtuelle Fachbibliothek