„Ziegelöl“ – Versionsunterschied
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'''Ziegelöl''' oder '''Ziegelsteinöl''' (lateinisch ''Oleum e lateribus''),<ref>Vgl. auch Otto Zekert (Hrsg.): ''Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570.'' Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 149: ''Oleum e lateribus'' und ''Oleum philosophorum'': „Ziegelöl. Heiße und mit Baumöl (Oleum Olivarum) getränkte Ziegelsteine wurden der Destillation unterworfen“.</ref> '''Oleum philosophorum''' und '''Oleum benedictum''' sind Bezeichnungen für eine Arzneizubereitung [[Alchemie|alchemistischer]] Herkunft. |
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Das etwa zur Behandlung von Wunden benutzte ''Oleum benedictum'' wurde aus glühenden Ziegelbrocken mit anschließender Destillation bereitet.<ref>[[Gundolf Keil]]: ''Die ‚Cirurgia‘ Peters von Ulm. Untersuchungen zu einem Denkmal altdeutscher Fachprosa mit kritischer Ausgabe des Textes'' (= ''Forschungen zur Geschichte der Stadt Ulm.'' Band 2). Stadtarchiv, Ulm 1961 (Zugleich Philosophische Dissertation Heidelberg 1960), S. 359.</ref><ref>Jürgen Martin: ''Die ‚Ulmer Wundarznei‘. Einleitung – Text – Glossar zu einem Denkmal deutscher Fachprosa des 15. Jahrhunderts.'' Königshausen & Neumann, Würzburg 1991 (= ''Würzburger medizinhistorische Forschungen.'' Band 52), ISBN 3-88479-801-4 (zugleich Medizinische Dissertation Würzburg 1990), S. 155.</ref> |
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⚫ | In dem [[Antidotarium Magnum#Grabadin|„Grabadin“]] genannten [[Arzneibuch|Rezeptbuch]] des 13. Jahrhunderts wurde erstmals ausführlich über ein „Oleum philosophorum“ geschrieben. Dieses sollte aus Rosmarinöl („Oleum de alkikil“) über rotem Ziegelmehl destilliert werden und als [[Panazee]] dienen.<ref>Grabadin. Manuskript. Frankfurt Ms Praed. 9, [S.l.] um 1440, Blatt 45vb [https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/msma/content/pageview/3745891 (Digitalisat)] ..... Grabadin. Druck. Übers. aus dem Arab. korr. und hrsg. von Johannes Theobaldus und Marcus de Papia. Prüss, Straßburg 1478, Blatt 68 [https://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0007/bsb00070729/images/index.html?id=00070729&fip=xsyztsxdsydewqsdasxsqrsxdsydwen&no=28&seite=137 (Digitalisat)]</ref> |
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⚫ | Die Angaben über das „Oleum philosophorum“ bzw. „Oleum benedictum“ aus dem „Grabadin“ wurden in süddeutschen Manuskripten des 15. Jahrhunderts,<ref>Heidelberg. Cpg 666, Medizinische Rezeptsammlung, Kurpfalz (?) 1478/1480, Blatt 107v-110r [https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg666/0220?sid=29b5b1b936ff93b079dfa2bbfed17ebf (Digitalisat)]</ref><ref>Heidelberg. Cpg 545, Medizinische Rezeptsammlung und Traktate, Nürnberg (?) 1474, Blatt 28r (Zu dem gehoren) [https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg545/0059?sid=d539299fdef188c41a8b986fe7157195 (Digitalisat)] Blatt 167v-168v (Sant benedicten oel zu machenn) [https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg545/0338?sid=d539299fdef188c41a8b986fe7157195 (Digitalisat)]</ref> im „Großen Destillierbuch“ des [[Hieronymus Brunschwig]]<ref>Hieronymus Brunschwig. ''Liber de arte distillandi de compositis.'' Straßburg 1512, Blatt 52rb-53va [https://bildsuche.digitale-sammlungen.de/index.html?c=viewer&bandnummer=bsb00005369&pimage=131&v=100&nav=&l=de (Digitalisat)]</ref> sowie im Alchemiebuch des [[Conrad Gessner]]<ref>Conrad Gessner / Johann Rudolf Landenberger. ''Ein kostlicher theürer Schatz …'' Zürich 1555, S. 285–286 [https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11218972?page=295 (Digitalisat)]</ref> zitiert und weiter ausgebaut. |
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Im Amsterdamer Arzneibuch aus dem Jahr 1643 wurde es als „Oleum Laterum, seu Philosophorum“ aufgeführt.<ref>''Pharmacopoea Amstelredamensis''. Amsterdam 1643, S. 99: Oleum Laterum, seu Philosophorum [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10287992_00107.html (Digitalisat)]</ref> |
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Letzte Spuren des Ziegelöls finden sich im 1675 erschienenen Hauptwerk ''Cours de chymie'' des französischen Arztes und Chemikers [[Nicolas Lémery]], das bis 1754 auch in deutscher Übersetzung immer wieder aufgelegt wurde.<ref>''Nicolai Lemeri cursus chymicus, oder vollkommener Chymist …'' aus dem Frantzösischen übersetzet. - ... Bey dieser 5. Aufl. aufs neue durchgesehen, corrigirt und vermehret von Johann Christian Zimmermann. Walther, Dresden 1754, S. 439 [https://dfg-viewer.de/show/?set%5Bmets%5D=http%3A%2F%2Fdigital.ub.uni-duesseldorf.de%2Foai%2F%3Fverb%3DGetRecord%26metadataPrefix%3Dmets%26identifier%3D1882307&tx_dlf%5Bpage%5D=477 (Digitalisat)]</ref> |
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Als medizinisch wirksam wurde das als ''Oleum benedictum'' bezeichnete Gemisch von [[Carbolineum|Teerölen]] aufgrund seines Gehaltes an [[Phenol]] (Hydroxybenzol, Karbolsäure) und [[Kreosot]] (Teeröl) angesehen. Zudem enthält es [[Benzol]] und ist brennbar. Das Gemisch von Teerölen entstand später bei der Herstellung von [[Stadtgas|Leuchtgas]].<ref>Wilhelm Hassenstein, [[Hermann Virl]]: ''Das Feuerwerkbuch von 1420. 600 Jahre deutsche Pulverwaffen und Büchsenmeisterei.'' Neudruck des Erstdruckes aus dem Jahr 1529 mit Übertragung ins Hochdeutsche und Erläuterungen von Wilhelm Hassenstein. Verlag der Deutschen Technik, München 1941, S. 40.</ref> |
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== Einzelnachweise == |
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Aktuelle Version vom 27. Oktober 2024, 18:06 Uhr
Ziegelöl oder Ziegelsteinöl (lateinisch Oleum e lateribus),[1] Oleum philosophorum und Oleum benedictum sind Bezeichnungen für eine Arzneizubereitung alchemistischer Herkunft.
Das etwa zur Behandlung von Wunden benutzte Oleum benedictum wurde aus glühenden Ziegelbrocken mit anschließender Destillation bereitet.[2][3]
Im 10. Jahrhundert beschrieb der persische Arzt Rhazes in seinem alchemistischen Hauptwerk Kitāb Sirr al-asrār („Buch des Geheimnisses der Geheimnisse“) die Destillation aus einer Mischung von Olivenöl, weißem Ziegelmehl und Wasser.[4]
In dem „Grabadin“ genannten Rezeptbuch des 13. Jahrhunderts wurde erstmals ausführlich über ein „Oleum philosophorum“ geschrieben. Dieses sollte aus Rosmarinöl („Oleum de alkikil“) über rotem Ziegelmehl destilliert werden und als Panazee dienen.[5]
Die Angaben über das „Oleum philosophorum“ bzw. „Oleum benedictum“ aus dem „Grabadin“ wurden in süddeutschen Manuskripten des 15. Jahrhunderts,[6][7] im „Großen Destillierbuch“ des Hieronymus Brunschwig[8] sowie im Alchemiebuch des Conrad Gessner[9] zitiert und weiter ausgebaut.
Im Amsterdamer Arzneibuch aus dem Jahr 1643 wurde es als „Oleum Laterum, seu Philosophorum“ aufgeführt.[10]
Letzte Spuren des Ziegelöls finden sich im 1675 erschienenen Hauptwerk Cours de chymie des französischen Arztes und Chemikers Nicolas Lémery, das bis 1754 auch in deutscher Übersetzung immer wieder aufgelegt wurde.[11]
Als medizinisch wirksam wurde das als Oleum benedictum bezeichnete Gemisch von Teerölen aufgrund seines Gehaltes an Phenol (Hydroxybenzol, Karbolsäure) und Kreosot (Teeröl) angesehen. Zudem enthält es Benzol und ist brennbar. Das Gemisch von Teerölen entstand später bei der Herstellung von Leuchtgas.[12]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Vgl. auch Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 149: Oleum e lateribus und Oleum philosophorum: „Ziegelöl. Heiße und mit Baumöl (Oleum Olivarum) getränkte Ziegelsteine wurden der Destillation unterworfen“.
- ↑ Gundolf Keil: Die ‚Cirurgia‘ Peters von Ulm. Untersuchungen zu einem Denkmal altdeutscher Fachprosa mit kritischer Ausgabe des Textes (= Forschungen zur Geschichte der Stadt Ulm. Band 2). Stadtarchiv, Ulm 1961 (Zugleich Philosophische Dissertation Heidelberg 1960), S. 359.
- ↑ Jürgen Martin: Die ‚Ulmer Wundarznei‘. Einleitung – Text – Glossar zu einem Denkmal deutscher Fachprosa des 15. Jahrhunderts. Königshausen & Neumann, Würzburg 1991 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen. Band 52), ISBN 3-88479-801-4 (zugleich Medizinische Dissertation Würzburg 1990), S. 155.
- ↑ Julius Ruska: Al-Razi’s Buch Geheimnis der Geheimnisse. Mit Einleitung und Erläuterungen in deutscher Übersetzung ( vom 28. September 2007 im Internet Archive) Springer, Berlin 1937 (= Quellen und Studien zur Geschichte der Naturwissenschaften und der Medizin. Band 6), S. 221.
- ↑ Grabadin. Manuskript. Frankfurt Ms Praed. 9, [S.l.] um 1440, Blatt 45vb (Digitalisat) ..... Grabadin. Druck. Übers. aus dem Arab. korr. und hrsg. von Johannes Theobaldus und Marcus de Papia. Prüss, Straßburg 1478, Blatt 68 (Digitalisat)
- ↑ Heidelberg. Cpg 666, Medizinische Rezeptsammlung, Kurpfalz (?) 1478/1480, Blatt 107v-110r (Digitalisat)
- ↑ Heidelberg. Cpg 545, Medizinische Rezeptsammlung und Traktate, Nürnberg (?) 1474, Blatt 28r (Zu dem gehoren) (Digitalisat) Blatt 167v-168v (Sant benedicten oel zu machenn) (Digitalisat)
- ↑ Hieronymus Brunschwig. Liber de arte distillandi de compositis. Straßburg 1512, Blatt 52rb-53va (Digitalisat)
- ↑ Conrad Gessner / Johann Rudolf Landenberger. Ein kostlicher theürer Schatz … Zürich 1555, S. 285–286 (Digitalisat)
- ↑ Pharmacopoea Amstelredamensis. Amsterdam 1643, S. 99: Oleum Laterum, seu Philosophorum (Digitalisat)
- ↑ Nicolai Lemeri cursus chymicus, oder vollkommener Chymist … aus dem Frantzösischen übersetzet. - ... Bey dieser 5. Aufl. aufs neue durchgesehen, corrigirt und vermehret von Johann Christian Zimmermann. Walther, Dresden 1754, S. 439 (Digitalisat)
- ↑ Wilhelm Hassenstein, Hermann Virl: Das Feuerwerkbuch von 1420. 600 Jahre deutsche Pulverwaffen und Büchsenmeisterei. Neudruck des Erstdruckes aus dem Jahr 1529 mit Übertragung ins Hochdeutsche und Erläuterungen von Wilhelm Hassenstein. Verlag der Deutschen Technik, München 1941, S. 40.