„Jüdische Haushaltungsschule Frankfurt“ – Versionsunterschied
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Auch der Zehnte Bericht umfasst wieder zwei Berichtsjahre und umfasst die Zeit vom 1. Oktober 1907 bis zum 31. Dezember 1909.<ref name="10. Bericht">[https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/download/pdf/8894090.pdf ''Zehnter Bericht der Jüdischen Haushaltungsschule (Eingetragener Verein) zu Frankfurt a. M.] für die Zeit vom 1. Oktober 1907 bis 31. Dezember 1909'', Frankfurt a. M. 1910</ref> Der Verein hatte inzwischen seine Statuten geändert und den zuletzt fünfzehn Mitglieder zählenden Vorstand<ref name="9. Bericht"/>{{rp|S. 7}} umgebildet. Den Vorstand bildeten nun nur noch der Erste Vorsitzende un der 1. Schriftführer, während alle übrigen seitherigen Vorstandsmitglieder nun den Verwaltungsausschuss bildeten, aus dessen Mitte der Vorstand gewählt wurde.<ref name="10. Bericht"/>{{rp|S. 3}} |
Auch der Zehnte Bericht umfasst wieder zwei Berichtsjahre und umfasst die Zeit vom 1. Oktober 1907 bis zum 31. Dezember 1909.<ref name="10. Bericht">[https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/download/pdf/8894090.pdf ''Zehnter Bericht der Jüdischen Haushaltungsschule (Eingetragener Verein) zu Frankfurt a. M.] für die Zeit vom 1. Oktober 1907 bis 31. Dezember 1909'', Frankfurt a. M. 1910</ref> Der Verein hatte inzwischen seine Statuten geändert und den zuletzt fünfzehn Mitglieder zählenden Vorstand<ref name="9. Bericht"/>{{rp|S. 7}} umgebildet. Den Vorstand bildeten nun nur noch der Erste Vorsitzende un der 1. Schriftführer, während alle übrigen seitherigen Vorstandsmitglieder nun den Verwaltungsausschuss bildeten, aus dessen Mitte der Vorstand gewählt wurde.<ref name="10. Bericht"/>{{rp|S. 3}} |
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Der zehnte Bericht enthält erstmals auch Fotos, die Auszubildende in der Küche |
Der zehnte Bericht enthält erstmals auch Fotos, die Auszubildende in der Küche und in der Waschküche zeigen sowie einen Blick in die Schalfsäle werfen. Thematisiert wurden außerdem die Bemühungen, gerade für Mädchen aus minderbemittelten Familien den Besuch der Anstalt zu ermöglichen und für dieses Klientel auch Stipendien einzuwerben. Es wurde von einer die Ausbildungsplätze übersteigenden Nachfrage berichtet, doch seien „Räume und Mittel nur zur gleichzeitigen Aufnahme von 12 Schülerinnen ausreichend“.<ref name="10. Bericht"/>{{rp|S. 5}} |
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Jüdische Haushaltungsschule FFM 1909Küche.jpg|Lehrküche<ref>[[Compact Memory]]: [https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/pageview/8879517 10. Jahresbericht der Jüdischen Haushaltungsschule, S. 4]</ref> |
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Eine Neuerung wurde für 1910 aber in Aussischt gestellt. An den städtischen Volksschulen fand seit einigen Jahren für die Mädchen in den obersten Klassen Kochunterricht statt. An diesem Unterricht nahmen jedoch aus religiösen Gründen jüdische Mädchen vielfach nicht teil, und diesen sollte nun eine Alternative geboten werden. Die Anstalt stellte dafür ihre Küche zur Verfügung, „damit auch die Tochter religiöser Eltern schon während der Schulzeit in die Elemente der Hauswirtschaft eingeführt und in ihnen der Sinn für Ordnung, Reinlichkeit, sparsame Verwendung von Zeit und Geld geweckt wird“.<ref name="10. Bericht"/>{{rp|S. 8}} Die Mittel für den Betrieb dieser Schulküche kamen von der Israelischen Gemeinde, von der Frankfurt-Loge<ref>Mit der Frankfurt-Loge dürfte vermutlich die B’nai B’rith Loge gemeint gewesen sein, die bereits an der Gründung der Haushaltungsschule beteiligt war.</ref> und dem Israelischen Hilfsverein<ref name="10. Bericht"/>{{rp|S. 9}}, und Alice Lilienstein wies in ihrem Rückblick aus dem Jahr 1937 daraufhin, dass die „Israelitische Gemeinde [..] noch heute eine Subvention zur Erhaltung der Schulküche“ gewährte.<ref name="Lilienstein-Bericht"/>{{rp|S. 6}} |
Eine Neuerung wurde für 1910 aber in Aussischt gestellt. An den städtischen Volksschulen fand seit einigen Jahren für die Mädchen in den obersten Klassen Kochunterricht statt. An diesem Unterricht nahmen jedoch aus religiösen Gründen jüdische Mädchen vielfach nicht teil, und diesen sollte nun eine Alternative geboten werden. Die Anstalt stellte dafür ihre Küche zur Verfügung, „damit auch die Tochter religiöser Eltern schon während der Schulzeit in die Elemente der Hauswirtschaft eingeführt und in ihnen der Sinn für Ordnung, Reinlichkeit, sparsame Verwendung von Zeit und Geld geweckt wird“.<ref name="10. Bericht"/>{{rp|S. 8}} Die Mittel für den Betrieb dieser Schulküche kamen von der Israelischen Gemeinde, von der Frankfurt-Loge<ref>Mit der Frankfurt-Loge dürfte vermutlich die B’nai B’rith Loge gemeint gewesen sein, die bereits an der Gründung der Haushaltungsschule beteiligt war.</ref> und dem Israelischen Hilfsverein<ref name="10. Bericht"/>{{rp|S. 9}}, und Alice Lilienstein wies in ihrem Rückblick aus dem Jahr 1937 daraufhin, dass die „Israelitische Gemeinde [..] noch heute eine Subvention zur Erhaltung der Schulküche“ gewährte.<ref name="Lilienstein-Bericht"/>{{rp|S. 6}} |
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== Persönlichkeiten im Umfeld der Haushaltungsschule == |
== Persönlichkeiten im Umfeld der Haushaltungsschule == |
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[[Datei:Jüdische Haushaltungsschule FFM Alfred Geiger.jpg|thumb|Alfred Geiger – Mitbegründer der Jüdischen Haushaltungsschule Frankfurt]] |
[[Datei:Jüdische Haushaltungsschule FFM Alfred Geiger.jpg|thumb|Alfred Geiger – Mitbegründer der Jüdischen Haushaltungsschule Frankfurt<ref>[[Compact Memory]]: [https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/pageview/8879470 9. Jahresbericht der Jüdischen Haushaltungsschule]</ref>]] |
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* Alfred Geiger (* 16.3.1834 in Frankfurt am Main; † 19. Juli 1906 in [[Bad Homburg vor der Höhe]]), promovierter Jurist und Mitarbeiter der [[Frankfurter Zeitung]], gehörte zu den Gründern der Haushaltungschule und war bis zu seinem Tod Erster Vorsitzender des Trägervereins.<ref>[https://frankfurter-personenlexikon.de/node/2620 Frankfurter Personenlexikon: Geiger, Alfred]</ref> |
* Alfred Geiger (* 16.3.1834 in Frankfurt am Main; † 19. Juli 1906 in [[Bad Homburg vor der Höhe]]), promovierter Jurist und Mitarbeiter der [[Frankfurter Zeitung]], gehörte zu den Gründern der Haushaltungschule und war bis zu seinem Tod Erster Vorsitzender des Trägervereins.<ref>[https://frankfurter-personenlexikon.de/node/2620 Frankfurter Personenlexikon: Geiger, Alfred]</ref> |
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* Hanna Goldschmidt, geborene Oppenheim, war Gründungsmitglied der Haushaltungsschule und gehörte bereits dem ersten Vereinsvorstand an.<ref name="Bericht Gründungsjahr"/>{{rp|S. 31}} Mit ihr wurde 1921 zum ersten Mal eine Frau Erste Vorsitzende des Trägervereins.<ref name="Lilienstein-Bericht"/>{{rp|S. 11}} |
* Hanna Goldschmidt, geborene Oppenheim, war Gründungsmitglied der Haushaltungsschule und gehörte bereits dem ersten Vereinsvorstand an.<ref name="Bericht Gründungsjahr"/>{{rp|S. 31}} Mit ihr wurde 1921 zum ersten Mal eine Frau Erste Vorsitzende des Trägervereins.<ref name="Lilienstein-Bericht"/>{{rp|S. 11}} |
Version vom 6. November 2024, 16:24 Uhr
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Die Jüdische Haushaltungsschule Frankfurt hat eine ins Ende des 19. Jahrhunderts zurückreichende Geschichte und wurde von ihren Gründerinnen und Gründern als Beitrag zur Emanzipation der Frau verstanden. Nach dem damaligen Verständnis war es „eine wunderbare und nicht zu unterschätzende Reflexbewegung der Frauenemanzipation, daß sie nicht allein der Frau neue bisher nur vom Mann occupierte Berufe erschließt, sondern vor Allem die Frau in ihrem ureigensten Beruf als Gattin und Hausfrau tüchtiger und lebenskräftiger macht“.[1]:S. 3 (Einleitung) Von der Erschließung „neuer bisher nur vom Mann occupierter Berufe“ war allerdings in der Folge wenig die Rede. Das Eintreten für die Berufstätigkeit der Frau war gekoppelt an die Qualifizierung für soziale Berufe, an „eine Ausbildung für private Haushaltsführung und für eine Qualifizierung für den Beruf der Dienstmädchen“.[2]:S. 74 Die Bemühungen des Vereins, „in beschränktem Rahmen [..] ein Scherflein bei[zu]tragen zur Lösung der sozialen und der Frauenfrage“[1]:S. 5, deklarierten die bloße Befähigung zur Erwerbsfähigkeit zum Kern der Frauenemanzipation.[3] Darüber hinaus solten die Auszubildenden lernen, „als zukünfige Ehefrau des kleinen Mannes ihren Haushalt mit geringen Mitteln vernünftig und sparsam zu leiten.“[1]:S. 4
Die Ausbildung von Frauen vorrangig für typisch weibliche Berufe stand während der gesamten Existenz der Schule nie in Frage, doch wurde im Laufe der Zeit das Ausbildungsspektrum erweitert. Die ursprüngliche überwiegend praktische halbjährige Ausbildung schulentlassener Mädchen für rein hauswirtschaftliche Arbeiten erhielt Zug um Zug eine theoretische Unterbauung und wurde erweitert um einen Ausbildungsgang für sogenannte Anstaltsbeamtinnen[4], der „eine einjährige Ausbildung einschließlich praktischer Betätigung im Kindergarten oder Hort“ umfasste.[5]:S. 8 Später kam ein einjähriges Haushaltspflegerinnenseminar mit staatlicher Abschlussprüfung hinzu.[6]:S. 17
Die Geschichte der Jüdische Haushaltungsschule Frankfurt ist durch die von ihrem Trägerverein herausgegebenen Berichtsbände für die Anfangsjahre gut dokumentiert. Für die Jahre 1924 bis 1933 existiert eine umfangreiche Akte im Institut für Stadtgeschichte (Frankfurt am Main) (ISG), die den Vermerk trägt, dass zwei weitere Bände vermutlich durch Kriegeseinwirkungen vernichtet wurden.[7] Einen Überblick über die vierzigjährige Geschichte zwischen 1897 und 1937 vermittelt somit alleine der 1937 herausgegebene Bericht über die Tätigkeit der jüdischen Haushaltungsschule vom 1. Oktober 1897 - 1. Oktober 1937, der aber keine konkreten Angaben über die Bedingungen enthält, unter denen die Schule seit 1933 arbeiten musste. Unbekannt sind auch die Umstände ihrer Schließung, im Anschluss an die Novemberpogrome 1938 am 19. November 1938 erfolgt sein soll.[8]
Die Haushaltungsschule zwischen 1897 und 1933
Das erste Domizil in der Töngesgasse
Die Gründerinnen und Gründer der Jüdischen Haushaltungsschule kamen aus dem gehobenen Bürgertum. Ihre Bemühungen galten nicht dem eigenen Nachwuchs, sondern jenen jüdischen Mädchen, die gezwungen waren, als Dienstmädchen oder Köchinnen in Stellung zu gehen. Um die hatte sich bereits der Israelitische Hilfsverein gekümmert und „die Ausbildung von jungen Mädchen zu Köchinnen in die Hand“ genommen, bevor im Februar 1897 nach einem „Vortrag in der Franbkfurter Loge der Bne Brith die Zweckmäßigkeit der Gründung einer Haushaltungsschule“ zur Diskussion gestellt wurde. Über die Notwendigkeit einer solchen Einrichtung herrschte schnell Einigkeit, und bereits im April 1897 wurde ein Aufruf veröffentlicht, um finanzielle Unterstützung für die zu gründende Schule einzuwerben.[1]:S. 6 Hilfe erbeten wurde für „die jungen Mädchen, namentlich der unbemittelten Stände“, und die Unterzeichneten des Aufrufs wandten sich „an ihre jüdischen Mitbürger mit der Bitte, zur Ausführung dieses guten Werkes [beizutragen], das einem weiten Kreis junger Mädchen zu lohnendem Erwerb verhelfen und den Hausfrauen brauchbares Dienstpersonal verschaffen wird“.[1]:S. 7 Unterschrieben war der Aufruf von 20 Frauen und neun Männern, wobei die meisten Frauen nicht mit ihrem eigenen Vornamen in Erscheinung traten, sondern nach dem Muster „Frau Karl Müller, geb. Maier“.
Bereits am 17. Mai 1897 standen 16.000 Mark[9] zur Verfügung, womit die Eröffnung der Einrichtung gesichert war. Träger war der Verein Jüdische Haushaltungsschule, dessen Aufgabe es laut seinen Stauten war, eine Anstalt zu errichten und zu erhalten,
„in welcher jüdische Mädchen nach Verlassen der Schule zur Führung eines Haushaltes herangebildet werden. Das Ziel der Anstalt ist, durch systematischen Unterricht den Schülerinnen planmäßig praktische und theoretische Anleitung und Unterweisung in allen Haushaltungsfächern mit besonderer Berücksichtigung der rituellen Küche zu gewähren, und zugleich den Sinn für eine geordnete und sparsame Haushaltsführung zu pflegen. Dem Lehrplan wird der Haushalt einer Familie des mittleren Bürgerstandes zu Grunde gelegt.“
Zum 1. Oktober konnte im Zentrum der Stadt im dritten Stock des Hauses Töngesgasse 40[10] eine für die Ausbildung und die Unterkunft von 12 Mädchen geeignete Wohnung für die Dauer von fünf Jahren angemietet werden. Zu den 12 Auszubildenden, auf deren Plätze sich 60 Mädchen aus ganz Deutschland beworben hatten, gesellten sich noch „4 Pensionärinnen[11] und 4 Abonnentinnen für Mittagstisch“.[1]:S. 8 An anderer Stelle ist allerdings davon die Rede, dass die für die Ausbildung und Betreuung verantwortliche „Hausmutter“ sich um 33 Personen zu kümmern habe.[1]:S. 10 Das hing laut Bericht damit zusammen, dass im Laufe des Jahres 6 Pensionärinnen und schließlich gar 15 Teilnehmerinen am Mittagstisch („Tischgäste“) betreut wurden[1]:S. 12 und dass deswegen für das kommende Jahr zur Entlastung der Hausmutter „eine theoretisch und praktisch durchgebildete Haushaltungslehrerin zu engagieren“ notwendig werde.[1]:S. 10
Dank großzügiger Spenden (unter anderem von Leopold Sonnemann und dessen Stiftung) konnte den Auszubildenden auch Annehmlichkeiten außerhalb des Unterrichts ermöglicht werden, so mit 100 Eintrittskarten der Besuch von „Wannenbädern 2. KKlasse“ oder – unter Aufsicht – der unentgeltliche Besuch des Zoos und des Palmengartens. Ganz generell stellte sich aber „eine regelmäßige Ueberwachung und Controle seitens der Vorstandsdamen las wünschenswert heraus“, wozu sich zahlreiche Damen bereitfanden und sich zum regelmäßigen Dienst in den Anstaltsräumen einfanden.[1]:S. 9
Die Ausbildung der 12 Auszubildenden dauerte ein halbes Jahr. Rollierend arbeiteten jeweils sechs von ihnen die Woche über in der Küche, 3 beim Waschen und Bügeln und 3 in der Hausarbeit und beim Servieren. Grundlage des Kochunterrichts war das Volks-Kochbuch für Schule, Fortbildungsschule und Haus von Hedwig Heyl.[12] Am Sonntag Nachmittag erteilte Isak Unna Religionsunterricht.[1]:S. 17 f
Jeweils an Ostern und im Herbst wurden neue Mädchen aufgenommen. Das bedeutete, dass zum Zeitpunkt der Berichterstellung bereits 26 „Zöglinge“ die Ausbildung absolviert hatten. Drei von ihen waren vorzeitig abgegangen, fünf konnten aufgrund häuslicher Verhältnisse keine Stelle annehmen. Blieben 18, die „in Stellung“ gingen, teilweise in Frankfurt, teilweise aber auch andernorts.[1]:S. 12 Vor dem Hintergrund kommt der Bericht zu einem positiven Befund über das erste Geschäftsjahr.
„Wir haben den Zweiflern den Beweis geliefert, daß viele Mädchen die ihnen gebotene Gelegenheit zur gründlichen Erlernung der Hauswirtschaft gern ergreifen; wir haben eine Anzahl von Schülerinnen ausgebildet und auf eigene Füße gestellt; wir haben verschiedenen Familien brauchbare Dienstboten verschafft. [..] Was wir thun können und wollen, das ist: den Mädchen, die meist ohne alle Vorkenntnisse vom Lande zu uns kommen, die nüthigen Kenntnisse und Fertigkeiten soweit beizubringen, als dies in sechs Monaten möglich ist, ihnen Liebe zu dem hauswirthschaftlichen Beruf einzuflößen, sie mit Freundlichkeit zu einem häuslichen Leben anzuhalten und zu sittlichem, religiösem Wandel zu erziehen.“
Nach den sehr umfangreichen Beschreibungen der Gründungsgeschichte im ersten Jahres bericht fiel der Bericht über das zweite Ausbildungsjahr deutlich kürzer aus. Man war mit dem Geleisteten weitgehend zufriedenund musste nur an wenigen Punkten Nachjustieren. So sah man sich zur Androhung von Strafgeldern an veranlasst, weil nach dem Abschluss der Ausbildung Mädchen nicht bereit ware, eine Dienstbotenstelle anzutreten. Es sei mehrfach vorgekommen, „daß unter nichtigen Vorwänden die Mädchen in die Heimat zurückkehrten, und entweder bei ihren Eltern blieben, oder far andere Berufe ergrifen, von denen wir die Mädchen fern halten wollen.“ Dem sollte durch ein schriftliche Verpflichtung der Eltern entgegengewirkt werden, in einem solchen Falle 60 Mark an die Einrichtung zu zahlen.[13]:S. 3
Die angestrebte Entlastung der Hausmutter durch eine Haushaltungslehrerin erwies sich im Berichtsjahr als unmöglich, „da die Damen, die wir versuchsweise anstellten, den Ansprüchen, die unsere Anstalt stellen muß, nicht genügten“. Deshalb sollte ein junges Mädchen, das „im hiesigen israelitischen Frauenverein seine Erziehung genossen hatte“, weitergebildet werden und allmählich in die Funktion der Hauslehrerin hineinwachsen. Im Haus wurden zudem weitere Räume hinzugemietet, da die Zahl der Auszubildenden zwar gleich geblieben war, die Zahl der Pensionärinnen aber auf 18 aufgestockt wurde. Zusammen mit den weiterhin 15 Mittagstischgästen war die Anstalt jetzt „an der Grenze dessen angelangt, was wir nach unseren Verhältnissen leisten können, wenn wir nicht unsere Zöglicnge mit Arbeit überlasten wollen“.[13]:S. 4
Während der Dritte Bericht für den Zeitraum vom 1. Oktober 1899 bis 30. September 1900 über ein Geschäftsjahr berichtete, das „in ruhiger Tätigkeit dahingeflossen“ war[14]:S. 3, konnte im vierten Bericht auf zwei bedeutsame Sachverhalte aufmerksam gemacht werden. Der Trägerverein wurde am 12. Dezember 1901 ins Vereinsregister eingetragen und erhielt damit die Rechtsmäßigkeit verliehen, „die wir oftmals schmerzlich vermißten“, und für die Anstalt kündigte sich der Umzug in ein neues Domizil an.[15]:S. 3
Der Umzug in die Fahrgasse 146
Im Vierten Bericht heißt es zu den Umzugsplänen:
„Das zweite Ereignis, welches sicherlich von segensreicher Einwirkung auf den Verein sein wird, ist die demnächstige Uebersiedelung der Anstalt in das ehemalige Geschäftshaus der Firma M. A. Rothschild und Söhne, Fahrgasse 146. Die jetzigen Eigentümer dieses Hauses, die Herren Baron Alphonse de Rothschild in Paris, Lord Rothschild in London und Freiherr Albert von Rothschild in Wien, hatten die große Güte uns den größten Theil des genannten Hauses nebst Bodenraum und Keller auf 10 Jahre unentgeltlich zu überlassen.“
Bei dem neuen Domizil handelte es sich um das 1813 von Amschel Mayer von Rothschild errichtete und heute verschwundene Gebäude an der Ecke Fahrgasse und ehemaliger Judengasse, der heutigen Straße An der Staufenmauer (früher: Börnestraße). (Lage) [16]
Der Umzug nach dort erfolgte nach vorangegangenen Umbauarbeiten und der Neueinrichtung der Räume am 9. November 1902. Zu den durch den Umzug entstandenen Kosten wird im Bericht angemerkt, dass davon 10.000 Mark von den Hauseigentümern gespendet wurden und auch die Herren Jakob Heinrich Schiff, Charles Hallgarten, Eduard Cohen und Wilhelm Bonn namhafte Beträge beigesteuert hätten.[17]:S. 3 f Das Haus Fahrgasse blieb über viele Jahre hinweg das Domizil der Haushaltungsschule, bevor diese „nach 1914 in dem ehemaligen Jüdischen Krankenhaus Königswarter Straße“ ein neues Zuhause fand.[2]:S. 75
Der fünfte Jahresbericht widmete sich weitgehend dem erfolgreichen Beginn der Arbeit im neuen Domizil und dem Dank an die vielen Spender, die diesen Umzug ermöglicht hatten.[17], und auch der sechste Bericht enthält keine gravierenden Neuigkeiten, abgesehen von der Rüge einiger Auszubildenden, die die Schule als „höhere Töchterschule“ missverstanden hätten, um sich dort sehr günstig in der Kochkunst unterrichten zu lassen, sich aber den „gröberen Hausarbeiten, wie Putzen, Waschen, Bügeln. u. s. w.“ verweigert hätten. Dies sei nicht das Klientel, das man habe ansprechen wollen und das aufgrund seines Verhaltens habe entlassen werden müssen.[18]:S. 3 f Gleichwohl wurde eine andere Erweiterung des Angebots realisiert. Es wurde aufgrund vieler Wünsche ein Kochunterricht für "Bürgerstöchter[..], die lediglich das Kochen erlernen wollen" angeboten. Der Kurs, der erstmals im November 1903 startete, fand dreimal in der Woche von 9 bis 13 Uhr statt und ging über drei Monate.[18]:S. 5
Der siebte Jahresbericht für die Zeit vom 1. Oktober 1903 bis 30. September 1904 befasste sich ausführlich mit den Erwerbschancen der jüdischen weiblichen Jugend. Da die Ausbildung an der Haushaltungsschule ja die Mädchen aus der jüdischen Unterschicht zur Zielgruppe hatte, bemüht sich der Bericht um den Nachweis, dass für dieses Klientel die Ausbildung zur Hausgehilfin nur Vorteile hat gegenüber einer Ausbildung zur Schneiderin, Modistin, Verkäuferin oder Comptoristin[19]. Man wolle damit keineswegs sagen, „dass alle jungen Mädchen Köchinnen oder Dienstmädchen werden müssen, aber das Vorurteil, daß der Stand der Hausgehülfin ein minderwertiger, ein weniger achtbarer sei wie ein anderer, möchten wir bekämpfen und die Vorteile, die unserer weiblichen Jugend dieser Beruf bringt, ins rechte Licht rücken“.[20]:S. 3 ff. Zugleich wurde im Bericht davon ausgegangen, dass „alle die jüdischen Mädchen mehr oder minder hoffen, in der Ehe eine Versorgung zu finden“. Genau für diesen „erträumten Beruf“ der Ehefrau sei die Ausbildung zur Hausgehilfin die richtige Vorbereitung.[20]:S. 5 f Eine Vorbildfunktion könne in diesem Zusammenhnag von dem im Jahr zuvor eingerichteten Kochunterricht für Bürgerstöchter ausgehen, denn wenn „auch wohlhabende Mädchen [sich] dazu verstehen, das Kochen zu erlernen und es auszuüben, dann werden auch die weniger bemittelten Kreise vielleicht die Scheu vor dem Berufe verlieren“.[20]:S. 6 In der Hoffnung auf eine Umwälzung in der Küche durch "besser geschulte, verständnisvollere Kräfte" für die Küchenarbeit, endet der Artikel mit einem Apell:
„Darum, Ihr Mütter, die Ihr das Beste Eurer Kinder im Auge habt, Ihr Wohltäter, die Ihr den Mädchen die Mittel zum Selbsterwerb gebet, lasset sie vor allem und zuerst in den häuslichen Beruf treten, und denkt dabei der Worte des größten Frankfurters:
‚Diene lerne das Weib bei Zeiten nach ihrer Bestimmung;
Denn durch Dienen allein gelangt sie endlich zum Herrschen.‘[21]“
Jenseits dieser Überlegungen zur Rolle der Frau wird im Bericht auf eine stausrechtliche Anerkennung der Haushaltungsschule verwiesen. Die Anstalt wurde im Juni 1904 im Auftrage der städtischen Schuldeputation vom Stadtschulrat besucht und erhielt in der Folge „die Conzession, deren Einholung die k. Regierung in Wiesbaden gefordert hatte“.[20]:S. 6 f Zugleich wurde aus Anlass des siebzigsten Geburtstages des Vereinsvorsitzenden Alfred Geiger mit dessen finanzieller Unterstützung der Alfred-Geiger-Fond eingerichtet, durch den künftig Stipendien für die Zöglinge vergeben werden sollten.[20]:S. 7 Die Kapazität der Anstalt lag im Berichtsjahr unverändert bei 24 Auszubildenden, von denen 22 „in Stellung gegangen“ waren, 20 „Pensionärinnen“ und sechs Tischgästen zum Mittagessen. Hinzu kamen vier „junge Damen“, die am Kochunterricht teilgenommen hatten.[20]:S. 8 f
Der 1906 vorgelegte "Achte Bericht der Jüdischen Haushaltungsschule" für die Zeit vom 1. Oktober 1904 bis 30. September 1905 enthält keine Neuigkeiten über die Schule.[22] Ihm folgt mit dem neunten Bericht ein Bericht, der die Zeit vom 1. Oktober 1905 bis zum 30. September 1907 umfasst.[23] Er beginnt mit einem Nachruf auf Alfred Geiger, den im Juni 1906 verstorbenen Mitbegründer und Ersten Vorsitzenden des Trägervereins. Zu dessen Nachfolger wurde I[Isaac]. C[arl]. Weill gewählt, „der bis kurz vor dem Ausbruch des Weltkrieges ein überaus verständnisvoller Vorsitzender war“.[5]:S. 11[24]
Im Juli 1906 konnte die Schule ihre Räumlichkeiten im Gebäude Fahrgasse 146 erweitern und drei Schlafsäle mit 18 Betten in Betrieb nehmen, was aber keine Ausweitung des Ausbildungswesens zur Folge hatte, das „in seitheriger befriedigender Weise“ weiter seinen Lauf nahm.[23]:S. 4 f Abermals wurde darauf hingewiesen, „daß das jüdische Mädchen, besonders das orthodox erzogene, in dienender Stellung finanziell besser gestellt und auch vor jeder moralischen Gefährdung gesichert ist wie in jedem anderen Beruf“. Dieser Hinweis erfolgte auch vor dem Hintergrund, dass die Nachfrage nach den Absolventinnen der Anstalt deutlich größer war als das Angebot, das ja nach wie vor bei 24 Personen im Jahr lag. „Die Jüdische Haushaltungsschule ist es nun, die dieses Manko an weiblichen Hilfskräften auszugleichen bestrebt ist.“[23]:S. 6
Auch der Zehnte Bericht umfasst wieder zwei Berichtsjahre und umfasst die Zeit vom 1. Oktober 1907 bis zum 31. Dezember 1909.[25] Der Verein hatte inzwischen seine Statuten geändert und den zuletzt fünfzehn Mitglieder zählenden Vorstand[23]:S. 7 umgebildet. Den Vorstand bildeten nun nur noch der Erste Vorsitzende un der 1. Schriftführer, während alle übrigen seitherigen Vorstandsmitglieder nun den Verwaltungsausschuss bildeten, aus dessen Mitte der Vorstand gewählt wurde.[25]:S. 3
Der zehnte Bericht enthält erstmals auch Fotos, die Auszubildende in der Küche und in der Waschküche zeigen sowie einen Blick in die Schalfsäle werfen. Thematisiert wurden außerdem die Bemühungen, gerade für Mädchen aus minderbemittelten Familien den Besuch der Anstalt zu ermöglichen und für dieses Klientel auch Stipendien einzuwerben. Es wurde von einer die Ausbildungsplätze übersteigenden Nachfrage berichtet, doch seien „Räume und Mittel nur zur gleichzeitigen Aufnahme von 12 Schülerinnen ausreichend“.[25]:S. 5
Eine Neuerung wurde für 1910 aber in Aussischt gestellt. An den städtischen Volksschulen fand seit einigen Jahren für die Mädchen in den obersten Klassen Kochunterricht statt. An diesem Unterricht nahmen jedoch aus religiösen Gründen jüdische Mädchen vielfach nicht teil, und diesen sollte nun eine Alternative geboten werden. Die Anstalt stellte dafür ihre Küche zur Verfügung, „damit auch die Tochter religiöser Eltern schon während der Schulzeit in die Elemente der Hauswirtschaft eingeführt und in ihnen der Sinn für Ordnung, Reinlichkeit, sparsame Verwendung von Zeit und Geld geweckt wird“.[25]:S. 8 Die Mittel für den Betrieb dieser Schulküche kamen von der Israelischen Gemeinde, von der Frankfurt-Loge[29] und dem Israelischen Hilfsverein[25]:S. 9, und Alice Lilienstein wies in ihrem Rückblick aus dem Jahr 1937 daraufhin, dass die „Israelitische Gemeinde [..] noch heute eine Subvention zur Erhaltung der Schulküche“ gewährte.[5]:S. 6
Ob nach diesem zehnten Bericht noch weitere folgten, ist nicht bekannt. Die weitere Entwicklung wird im Zusammenhang ausschließlich durch Alice Liliensteins Bericht dargestellt, und diese spricht für die Jahre bis 1913 von einem „ruhigen Gleichmaß“, indem „die Arbeit während der nächsten Jahre weitergeführt“ worden sei.[5]:S. 6 1913 brachte dann eine bedeutsame Erweiterung. Die preußische Provinzialschulbehörde in Kassel erteilte der Haushaltungsschule die Berechtigung, „jüdische[.] Seminaristinnen des Frauenbildungsvereins an unserer Schule zur Kochprüfung vorzubereiten“. Das besondere daran war, dass „es bis dahin für gesetzestreue jüdische junge Mädchen keine Lehrstelle gab, um sie zur Haushaltungslehrerin heranzubilden“.[5]:S. 6 Die Leitung der Schule übernahm in diesem Zusammenhang Martha Michaelis
Neustart in der Königswarterstraße
Etwa zeitgleich zu der Aufwertung der Haushaltungsschule durch die preußische Schulverwaltung wurden Schule und Verein von den Rothschilds davon in Kenntnis gesetzt, dass diese eine andere Nutzung des Gebäudes in der Fahrgasse anstrebten. Eine Alternative ergab sich durch die Bereitschaft des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen, ein ihm gehörendes Gebäude in der Königswarterstraße 20 zu verkaufen.[30] Dank vieler Spenden und der Unterstützung der Israelitischen Gemeinde konnte der Erwerb des Gebäudes und dessen Umbau für die Zwecke der Haushaltungsschule realisiert werden, die am 24. Juli 1914 ihr neues Domizil bezog.[5]:S. 7 Alice Lilienstein berichtete nichts über die Zeit des Ersten Weltkriegs, schrieb aber, dass durch die Kriegserfahrungen die „Notwendigkeit einer gründlichen hauswirtschaftlichen Ausbildung“ gestärkt worden sei. Die Konsequenz daraus war es,
„neue hauswirtschaftliche Kurse einzurichten, die sowohl zur Ausbildung von höheren Hausbeamtinnen wie auch zur Schulung für den eigenen Haushalt dienen sollten. Die Ausbildung zum Berut der Hausbeamtin sollte einem wirtschaftlichen und sozialen Bedürfnis entsprechen, da die Nachfrage nach solch geschulten Kräften weit größer als das Angebot war.“
Wann das tatsächlich stattfand, ist dem Bericht nicht so genau zu entnehmen. Im Anschluß an das vorangegangene Zitat verwies Lilienthal nämlich zunächst auf die Notwendigkeit, aus finanziellen Gründen auch ältere nicht mehr im Beruf stehende Damen als Pensionsgäste aufzunehemen, und beschrieb dann das in der Nachkriegs- und Inflationszeit sich ausbreitende Desinteresse der Mädchen am Beruf der Hausangestellten, der an Attraktivität gegenüber kaufmännischen Berufen verloren habe. Die Antwort darauf sei die Umgestaltung der Kurse gewesen. Angeboten wurde nun eine halbjährige Ausbildung zur Haustochter, die mit einem Examen abschloss.[5]:S. 8
Die Haushaltungsschule in der Weimarer Republik
Vom 8. bis 10. Oktober 1923 fand in Berlin die von der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland ausgerichtete Jüdische Erziehungskonferenz statt und zeitlich vorgelagert am 7. und 8. Oktober die 8. Delegiertenversammlung des Jüdischen Frauenbundes.[31] In einem Beitrag über die Berufsberatung für die weibliche Jugend referierte Susi Lemm aus Berlin[32]:
„Jüdische weibliche Berufsberatung muß rnit Rücksiclıt auf die besonders gearteten soziologischen Verhältnisse der deutschen Juden mit einer gewissen Berufsumschichtung in Zusammenhang gebracht werden. Es wird das Bestreben sein müssen, die jüdischen erwerbstätigen Mädchen aus deıı Berufen der kaufmännischen Angestellten, wo sie unqualifizierte Arbeit leisten, langsam wieder herauszuholen und wirklich produktiven Berufen, vor allen Dingen dem Haushalt zuzufülıren. Voraussetzung ist allerdings, daß der Hausangestelltenberuf nach jeder Richtung hin gründlich reformiert wird. Die Haushaltsangestellten müssen als Familienmitglieder aufgenommen und ihnen selbst muß der Haushalt zu einer zweiten Heimat werden. Gewisse praktische Aıısbildurıgsmöglichkeiten (Kranken- und Säuglingspflege, Buchführung) werden im Zusammenhang mit der Hausangestelltentäligkeit eine Gruııdbedingung für die Zukunft bilden müssen.[33]“
Alice Lilienstein sah durch die Berliner Konferenz eine neues Arbeitsgebiet für die Haushaltungsschule erschlossen: das der Ausbildung zur Anstaltsbeamtin, die im Einvernehmen mit dem Jüdischen Frauenbund eingerichtet werden sollte.[5]:S. 8 Bereits Anfang 1924 legte die Anstalt einen Plan für eine eineinhalbjährige Ausbildung zur Jüdischen Anstaltsbeamtin vor. Die Ausbildung sollte umfassen: 6 Monate Hauswirtschaft, 6 Monate Beschäftigung im Kindergarten und Hort, 6 Monate praktische Tätigkeit im Großbetrieb (Krankenhaus, Sanatorium, Heim des Jüdischen Frauenbundes). Der erste Teil dieser Ausbildung entsprach den im wesentlichen den bisherigen Kursen der Haushaltungsschule für Haustöchter (Haushaltsgehilfinnen). Der Antrag wurde am 2. Mai 1924 vom Regierungspräsidium Wiesbaden genehmigt und zugleich der Einstellung von Thekla Picard (* 23. Juni 1900 in Freiburg) als Lehrerin für Buchführung, Stenografie und Schreibmaschine, Bürger- und Lebenskunde und Gesundheitslehre zugestimmt.[34] Der erste Kurs dieser Art wurde von sieben jungen Frauen erfolgreich absolviert[5]:S. 8, die vom 19. Bis 21. April 1926 ihre Abschlussprüfung ablegten.[34]
Welche Bedeutung das Berufsbild der Anstaltsbeamtin in den Augen der Vordenkerinnen der jüdischen Berufswahl für Frauen hatte, zeigt ein Artikel in den Blättern des Jüdischen Frauenbundes aus dem Mai 1925. Ebenfalls unter Berufung auf die Berliner Erziehungskonferenz wird dort „der Beruf der jüdischen Hausbeamtin“ als Beruf gepriesen, „der den meisten Mädchen gerecht wird und sie zur harmonischen Entfaltung ihrer Persönlichkeit führen kann“. Das „den meisten Mädchen“ wird aber gleich wieder durch den Verweis auf die „vergeistigte[.] und hochverantwortliche[.] Aufgabe der Hausbeamtin“ eingeschränkt, da die es natürlich erscheinen lasse, „daß seine Anwärterinnen überwiegend aus den Kreisen des sogenannten Mittelstandes kommen“. Um dies alles auch organisatorisch und propagandistisch begleiten zu können, war bereits im Jahr zuvor der in Berlin residierende Verein zur Ausbildung jüdischer Hausbeamtinnen gegründet worden.[35]
Eine weitere Anerkennung wurde der Haushaltungsschule im Herbst 1925 zu Teil. Die Schule hatte in einem Schreiben vom 29. März 1925 darauf hingewiesen, dass sie „außer der Leiterin [..] z. Zeit 2, demnächst 3 geprüfte Lehrerinnen hauptamtlich beschäftigt; außerdem wirken nebenamtlich 3 akademisch vor gebildete Lehrkräfte (für die Fächer Religion, Pädagogik und Hygiene sowie eine geprüfte Handarbeitslehrerin in unserer Anstalt.“[34] Damit waren die Voraussetzungen erfüllt, dass die Schule am 12. September 1925 vom Preussischen Minister für Handel und Gewerbe „als öffentliche Haushaltungsschule“ anerkannt werden konnte. Mit dieser Anerkennung war das Recht verbunden, 14- bis 17jährige Mädchen, die nach ihrem Schulabschluss weder eine kaufmännische noch eine gewerbliche Ausbildung angetreten hatten, hauswirtschaftlich auszubilden und diesen damit die sonst vorgeschriebene dreijährige hauswirtschaftliche Fortbildung zu ersparen. Die Schule erweiterte für dieses Ausbildungsangebot ihren Lehrplan um die Fächer Erziehungslehre und Gartenbauunterricht.[5]:S. 8
1926 wurde die seit 1924 an der Schule arbeitende Lucie Laquer zu deren Leiterin berufen, der fortan eine wirtschaftliche Leiterin zur Seite stand.[5]:S. 8 Lucie Laquer, die die Schule bis zu deren Schließung im Jahre 1938 leitete, wurde vom Preussische Minister für Handel und Gewerbe allerdings nur als kommissarische Leiterin anerkannt, da ihr noch die Ernennung zur Gewerbelehrerin fehlte. Dazu musste sie erst von Oktober 1928 bis März 1929 in Kassel den notwendigen Ergänzungslehrgasng absolvieren, bevor das Preußische Ministerium am 21. Mai 1929 mitteilte, dass Lucie Laquer die "Anstellungsfähigkeit als Gewerbelehrerin erhalten" habe und die Leitung der Anstalt endgültig übernehmen dürfe.[34]
In der Zwischenzeit war der Schule auch die Berechtigung erteilt worden, „jüdische Seminaristinnen des städtischen Seminars“, die dort im Kochen und in Hauswirtschaft ausgebildet worden waren, zu technischen Lehrerinnen weiterzubilden und zu prüfen. 13 junge Frauen legten am Ende des ersten Lehrgangs die Prüfung ab.[5]:S. 9
Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen und die Forderungen der Schulbehörde machten 1927 eine Erweiterung des Raumangebots erforderlich. Neben verbesserten Innenräumen wurde auch der bisherige Dachgarten umgestaltet und an dessen Stelle Räume für Turn-, Bügel- und Handarbeitsunterricht geschaffen.[5]:S. 9 Nach Abschluss dieser Um und Erweiterungsbauten informierte die Schule am 9. Dezember 1927 den zuständigen Frankfurter Schulrat Barth[36] über die aktuelle Situation.
„In unseren Vollkursen sind augenblicklich insgesamt 41 Schülerinnen, 11 Anstaltsbeamtinnen, 1 Vorseminaristin und 29 Haustöchter. In den 4 Gruppen sind je 12,10 und 2 mal 9 Schülerinnen. In den beiden Schulküchenkursen befinden sich je 15 Kinder der hiesigen Volksschulen,eines davon ist Schülerin der Berufsschule. Der Kochunterricht in den 3 vorhandenen Küchen am Freitag Vormittag ist derart verteilt, dass jede Gruppe dreimal monatlich kocht, das vierte Mal deutschen Aufsatz schreibt. Am Sonntag Vormittag hat die Anstaltsbeamtinnengruppe vorerst im Sitzungszimmer Unterricht, die 3 anderen Gruppen gemeinsam im Lehrzimmer 1. Stock; nach den Ferien, leider verspätet, ist ein grosser neuer Lehrsaal im 3. Stock zu beziehen, der für Handarbeits- und Bügelunterricht eingerichtet ist und in dem in Zukunft der theoretische Gesamtunterricht mehrerer Gruppen stattfinden soll.“
1928 erhielt die Schule die Erlaubnis, 14jährige Mädchen, die zuvor die Volksschule abgeschlossen hatten, in einem einjährigen Lehrgang in Haushaltsführung auszubilden. Diese Lehrgänge wurde gut angenommen un blieben bis 1938 unter dem Namen Lehrlingsklasse im Angebot. Ostern 1929 wurde vom Preußischen Ministerium dann auch noch die Genehmigung erteilt, ein Haushaltspflegerinnenseminar einzurichten.[5]:S. 9 Sie reihte sich damit ein in den Kreis der bis dahin acht städtischen und staatichen Schulen in Frankfurt, die Haushaltspflegerinnen ausbildeten und sah den Start ihres ersten Lehrgangs für Ostern 1930 vor.[37]
Nach einem Erlaß des Preußischen Ministers für Handel und Gewerbe vom 1. Mai 1917 waren die gewerblichen Privatschulen verpflichtet, jährlich Auskunft über den Status ihrer Einrichtung zu geben. Davon betroffen war auch die Jüdische Haushaltungsschule, und auf der Basis dieser Schuljahresberichte veröffentlichte die Schule 1928/29 in einem Prospekt Zahlen über die Schülerinnenzahlen zwischen Ostern 1924 und Ostern 1928.[37]
Schuljahr | Zahl der Schüle- rinnen |
davon | Zahl der Lehrkräfte | ||||
Vollschü- lerinnen |
Nichtvoll- schüle- rinnen |
Über 18 Jahre |
Unter 18 Jahre |
haupt- amtlich |
neben- amtlich | ||
1924/25 | 74 | 42 | 32 | 34 | 40 | 3 | 4 |
1925/26 | 76 | 76 | 46 | 30 | 46 | 3 | 6 |
1926/27 | 81 | 57 | 24 | 35 | 46 | 4 | 6 |
1927/28 | 114 | 71 | 43 | 51 | 63 | 4 | 5 |
1928/29 | 110 | 67 | 43 | 38 | 72 | 5 | 5 |
Die Lehrerschaft im letzten Berichtsjahr bestand aus zwei Gewerbeoberlehrerinnen, drei technischen Lehrerinnen, einer Hauswirtschaftslehrerin, einem Rabbiner, einem Arzt und einer Jugendleiterin.[37] Die nachfolgenden Fotos geben einen Einblick in die Einrichtung nach dem oben schon erwähnten Um- und Erweiterungsbau im Jahre 1927.
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Blick in die Lehrküche
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Lehrzimmer für theoretischen Unterricht
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Der 1927 neu erbaute Lehrsaal für Handarbeits-, Bügel- und theoretischen Unterricht
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Ein Schlafraum der Schülerinnen
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Wohn- und Speiseraum
In vielen Quellen wird die Einrichtung jüdischer Notstandsküchen in Frankfurt auf das Jahr 1933 datiert. Alice Lilienstein berichtet dagegen, dasse diese seitens der Jüdischen Wohlfahrtspflege bereits 1931 eingerichtet worden seien und die Haushaltungsschule seit November 1931 „einen Teil des Essens in ihrer Küche“ zubereiteten ließ. 1933 musste die Schule dieses Engagement aber beenden, da sie durch das Anwachsen ihres eigenen Betriebes dazu nicht mehr in der Lage war.[5]:S. 9
Die Haushaltungsschule unter der Nazi-Herrschaft
Persönlichkeiten im Umfeld der Haushaltungsschule
- Alfred Geiger (* 16.3.1834 in Frankfurt am Main; † 19. Juli 1906 in Bad Homburg vor der Höhe), promovierter Jurist und Mitarbeiter der Frankfurter Zeitung, gehörte zu den Gründern der Haushaltungschule und war bis zu seinem Tod Erster Vorsitzender des Trägervereins.[39]
- Hanna Goldschmidt, geborene Oppenheim, war Gründungsmitglied der Haushaltungsschule und gehörte bereits dem ersten Vereinsvorstand an.[1]:S. 31 Mit ihr wurde 1921 zum ersten Mal eine Frau Erste Vorsitzende des Trägervereins.[5]:S. 11
- Lucie Laquer (* 5. Januar 1902 in Köln; † 1904)[40], Lehrerin für landwirtschaftliche Haushaltungskunde, war seit 1924 an der Schule tätig und erhilet am 23. Dezember 1926 vom Preussischen Ministerium für Handel und Gewerbe die vorläufigen Ernennung zur Leiterin der Anstalt zu, da die Vorgängerin wegen Verheiratung ausgeschieden war. Zur endgültigen Ernennung fhelte ihr noch die Prüfung als Gewerbelehrerin, die sie erst nach der Teilnahme an einem halbjährigen Ergänzungslehrgang für hauswirtschaftliche Fachschulen im Frühjahr 1919 ablegen konnte. Am 21. Mai 1929 teilt das Preußische Ministerium mit, dass es, nachdem Lucie Laquer die „Anstellungsfähigkeit als Gewerbelehrerin erhalten“ habe, die Leitung der Anstalt endgültig übernehmen dürfe. Sie blieb Leiterin der Haushaltungsschule bis zu deren Schließung im November 1938.
Lucie Laquer emigrierte nach England und war dort Mitarbeiterin an der Whittingehame Farm School.[41] Ein Schreiben des Frankfurter Schulamtes vom 13. Januar 1954 an das Regierungspräsidium Wiesbaden bestätigte, dass Lucie Laquer in Bristol lebte und ein Wiedergutmachungsverfahren laufen hatte.[7][42] - Alice Lilienstein (* 30. Juli 1885 in Frankfurt am Main ; † 22. Oktober 1964 in Philadelphia)[43]. Sie ist die Autorin des Überblicks über die vierzigjährige Geschichte der Schule[5], gehörte nach Salomon Korn „zu denen, die nach den Pogromen versuchten, die Arbeit der Anlauf- und Unterstützungsstellen der [jüdischen] Gemeinde zu gewährleisten“ und war „zuständig für die Haushaltshilfenberatung beim Jüdischen Frauenbund“.[44] Am 21. Juni 1941 konnte sie, von Barcelona kommend, in die USA einreisen. Die Datenbank von Ellis Island nennt Frankfurt als ihre letzten dauerhaften Wohnsitz.
Im Jahr 1937 war Alice Lilienstein Zweite Vorsitzende des Trägervereins. Sie hatte das Amt in der Nachfolge der seit 1928 amtierenden Ida Wolff übernommen, die dieses „durch ihren Wegzug niederlegen“ musste.[5]:S. 11 f - Emma Mainz (* 8 Juni 1868; † 25. August 1928)[45] war Mitbegründerin der Haushaltungsschule und bis zu ihrem Tod Zweite Vorsitzende des Trägervereins.[5]:S. 11
- Martha Michaelis war eine ausgebildete Lehrkraft, die die Berechtigung besaß, auf die staatliche Kochprüfung vorzubereiten. Sie übernahm 1913 die Leitung der Schule, die sie bis zu ihrer Verheiratung im Jahre 1926 inne hatte. Ihre Nachfolgerin wurde Lucie Laquer.[5]:S. 6 f
- Bertha und Hedwig Reinheimer. Bertha Reinheimer war die erste und langjährige Leiterin der Haushaltungsschule.[1]:S. 8 Bereits im ersten Bericht wurden aber schon Überlegungen angesprochen, zur Entlastung von Bertha Reinheimer eine Haushaltungslehrerin einzustellen.[1]:S. 10 Nach einigen Übergangslösungen wurde erst im 3. Jahresbericht über eine längerfristige Lösung berichtet. Der Vorstand hatte beschlossen, dass Bertha Reinheimers Tochter Hedwig ab September 1899 eine Ausbildung zur Haushaltslehrerin am Pestalozzi-Fröbel-Haus in Berlin absolvieren und am 1. Juli 1900 ihre Stelle in Frankfurt antreten sollte.[14]:S. 3 im Siebenten Bericht der Jüdischen Haushaltungsschule wird das „Fräulein Hedwig Reinheimer“ als „unsere Kochlehrerin“ erwähnt.[20]:S. 9 Im Zehnten Bericht wird Mitgeteilt, dass Hedwig Reinheimer die Einrichtung verlassen hat, da sie im Mai 1908 geheiratet hatte.[25]:S. 5 Der Bericht legt nahe, dass Bertha Reinheimer noch immer die Funktion der Hausmutter ausübte – wie lange ist aber nicht bekannt. In Alice Liliensteins Bericht wurde sie nicht erwähnt.
Weitere hauswirtschaftliche Ausbildungsstätten nach 1933
Ausbildungsstätten in Frankfurt
- Jüdische Anlernwerkstatt für Weißzeugnäherei und Berufsbekleidung, gegründet von Erich Hirsch.[44]
Ausbildungsstätten im Deutschen Reich
Literatur
- Helga Krohn: Erziehung zu „Menschen, Juden und Bürgern“. Schule und Ausbildung, in: Jüdisches Museum Frankfurt (Hrsg.): Ostend. Blick in ein jüdisches Viertel, Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-7973-0742-X, S. 64–77
Archivalien
- Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main: ISG FFM, A.40.01, 4937 – Jüdische Haushaltungsschule (1924-1933). Die Akte trägt den Vermerk, dass zwei weitere Bände vermutlich durch Kriegeseinwirkungen vernichtet wurden. Darin auch:
- Prospekt Jüdische Haushaltungsschule Frankfurt-M, vermutlich aus der Zeit 1928/29. Es enthält reichlich Bildmaterial der Einrichtung und ausführliche Darstellungen der einzelnen Ausbildunbgsgänge.
- Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main: ISG FFM, A.40.01, 3293 – Private Fortbildungs- und Fachschulen. Die Akte enthält die jährlich zu erstellenden Berichte der Privatschulen in Frankfurt – darunter auch die Jüdische Haushaltungsschule –, deren Vorlage das Schulamt betreiben muss. Die Berichte wurden dann dem Regierungspräsidium Wiesbaden übergeben. Das erste Berichtsjahr in der Akte ist das Jahr 1936/37, das letzte 1942/43. Für 1944 liegen nur noch Schreiben vor, die darlegen, dass kein Schulbetrieb mehr möglich gewesen sei. Die Jüdische Haushaltungsschule ist in der Akte mit Berichten für die Schuljahre 1936/37 und 1937/38 vertreten.
Weblinks
- Berichte der Jüdischen Haushaltungsschule Frankfurt a. M. vom Gründungsjahr 1897/98 bis zum Jahr 1909. Die insgesamt 10 Berichte befinden sich als Digitalisate im Compact Memory der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg in Frankfurt am Main.
- Bericht über die Tätigkeit der jüdischen Haushaltungsschule vom 1. Oktober 1897 - 1. Oktober 1937. Diese 1937 von der Jüdischen Haushaltungsschule herausgegebene 48-seitige Broschüre befindet sich in Kopie im Präsenzbestand des Instituts für Stadtgeschichte in Frankfurt am Main (Signatur: Schul 146/1). Das Original befindet sich in der Wiener Library und als Microfilm in der Leo Baeck Institute Library.[46] Die Broschüre enthält folgende Beiträge:
- Alice Lilienstein: Bericht über die Tätigkeit der jüdischen Haushaltungsschule vom 1. Oktober 1897 - 1. Oktober 1937, S. 4–12;
- Lucie Laquer: Aus der gegenwärtigen Arbeit unserer Schule, S. 13–23;
- Elisabeth Schlesinger: Die methodischen Grundlagen des hauswirtschaftlichen Unterrichts, S. 24–34;
- Ruth Fischel: Die Bedeutung des gewerblichen Unterrichts, S. 35–40;
- Ellen Katzenstein und Dr. Gustav Löffler: Der theoretische Unterricht in der Jüdischen Haushaltungsschule, S- 41–44;
- Berichte und Briefe früherer Schülerinnen, S. 45–48.
- Bericht über die Tätigkeit der jüdischen Haushaltungsschule vom 1. Oktober 1897 - 1. Oktober 1937. Diese 1937 von der Jüdischen Haushaltungsschule herausgegebene 48-seitige Broschüre befindet sich in Kopie im Präsenzbestand des Instituts für Stadtgeschichte in Frankfurt am Main (Signatur: Schul 146/1). Das Original befindet sich in der Wiener Library und als Microfilm in der Leo Baeck Institute Library.[46] Die Broschüre enthält folgende Beiträge:
- Geschichte der Jüdischen Haushaltungsschule Frankfurt auf jewish-places.de, einem Projekt des Jüdischen Museums Berlin
- Lucie Laquer: Ansprache anlässlich des 40 Jährigen Bestehens der Jüd. Haushaltungsschule in Frankfurt a. M.. in: Blätter des Jüdischen Frauenbundes, XIII. Jahrgang, Nummer 12, Berlin, Dezember 1937, S. 5 f. (Digitalisat im Compact Memory der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg in Frankfurt am Main.)
- Jüdischer Frauenbund: Kochbuch für die jüdische Küche, bearbeitet vom Israelitischen Frauenverein Düsseldorf der Jüdischen Haushaltungsschule Frankfurt am Main und der Jüdischen Kochschule Berlin, Jonas & Münster, Düsseldorf 1926 (Digitalisat im Compact Memory der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg in Frankfurt am Main.)
- Julius Bloch: Praktische & theoretische Umschichtungsstätten in Frankfurt/M. (1933 - 1939), Manuskript vom 29. Januar 1956 in der Sammlung der Wiener Holocaust Library (Digitalisat).
- Kommission zur Erforschung der Geschichte der Frankfurter Juden (Hrsg.): Dokumente zur Geschichte der Frankfurter Juden 1933–1945, Verlag Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 1963. Darin u. a.:
- Willy Mainz: Gemeinde in Not 1933–1938, geschrieben 1946, S. 239–255. Der Text trug nach israelischen Qullen ursprünglich den Titel Aus der Arbeit der Israelitischen Gemeinde Frankfurt a.M. in den Jahren 1933-1938[47]
- Hugo Hahn Collection im Center for Jewish History[48]
- Hans Epstein: Die Ausbildung in der „Jüdischen Anlernwerkstatt“. In: Stephani Forchheimer (Hrsg.): Almanach für das Jahr 5698 (1937/38). Frankfurt am Main, S. 11–14 (PDF-S. 273–275 in der Hugo Hahn Collection, Scan – Internet Archive)
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q Erster Bericht der Jüdischen Haushaltungsschule zu Frankfurt a. M. für die Zeit vom 1. Oktober 1897 bis 30. September 1898, Frankfurt a. M. 1899
- ↑ a b Helga Krohn: Erziehung zu „Menschen, Juden und Bürgern“
- ↑ Siehe hierzu auch den Artikel Jüdischer Frauenbund zwischen dem und der Haushaltungsschule viele Querverbindungen gab.
- ↑ Anstaltsbeamtinnen (auch Hausbeamtinnen) waren das Pendant zum weiblichen Haushaltsvorstand; sie arbeiteten nicht in einem privaten Haushalt, sondern in Einrichtungen wie Krankenhäusern, Kindergärten oder Horten.
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u Alice Lilienstein: Bericht über die Tätigkeit der jüdischen Haushaltungsschule vom 1. Oktober 1897 - 1. Oktober 1937 (siehe Weblinks)
- ↑ Lucie Laquer: Aus der gegenwärtigen Arbeit unserer Schle (siehe Weblinks)
- ↑ a b Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main: ISG FFM, A.40.01, 4937 – Jüdische Haushaltungsschule (1924-1933)
- ↑ Jüdische Haushaltungsschule auf der Webseite jewish-places.de des Jüdischen Museums Berlin
- ↑ Die damaligen 16.000 Mark entsprechen 2024 einem Wert von 157.760 Euro. (Umrechnung von Goldmark in Euro: Kaufkraft und Berechnung auf commerce-mag.de)
- ↑ Diese Adressangabe weicht von der bei Helga Krohn ab, die „das ehemalige Rothschildsche Bankgebäude Fahrgasse 146“ als erstes Domizil benennt. (Helga Krohn: Erziehung zu „Menschen, Juden und Bürgern“, S. 75) Auf der Webseite des Rothschild Archive ist dagegen zu lesen, dass die Jüdische Haushaltungsschule erst 1902 „in renovierte Räume in der Fahrgasse 146 [gezogen sei]. Die Räumlichkeiten wurden der Schule 1903 von den Rothschilds mietfrei zur Verfügung gestellt“. (The Rothschild Archive: 146, Fahrgasse, Frankfurt, Germany. Dort ist auch eine Abbildung des Gebäudes zu sehen, in dessen dritten Stock die Haushaltungsschule 1902 einzog.
- ↑ Bei den Pensionärinnen handelte es sich um junge Frauen, als Verkäuferinnen, Modistinnen oder Schneiderinnen einer oft schlecht bezahlten Berufstätigkeit nachgingen. Für sie hielt die Haushaltungsschule einige preiswerte Unterkünfte bereit. (Fünfter Bericht der Jüdischen Haushaltungsschule Franbkfurt a. M. für die Zeit vom 1. Oktober 1901 bis 30. November 1902, S. 6)
- ↑ Hedwig Heyl: Volks-Kochbuch für Schule, Fortbildungsschule und Haus. Neu-Babelsberg, 1905 (online verfügbar im Project Gutenberg). Die hier angezeigte Auflage ist, wie sich aus dem Vorwort ergibt, nicht die erste. Der Ausbildung in der Haushaltungsschule lag also eine frühere Ausgabe zugrunde.
- ↑ a b Zweiter Bericht der Jüdischen Haushaltungsschule zu Frankfurt a. M. für die Zeit vom 1. Oktober 1898 bis 30. September 1899, Frankfurt a. M. 1900
- ↑ a b Dritter Bericht der Jüdischen Haushaltungsschule zu Frankfurt a. M. für die Zeit vom 1. Oktober 1899 bis 30. September 1900, Frankfurt a. M. 1901
- ↑ Vierter Bericht der Jüdischen Haushaltungsschule (Eingetragener Verein) zu Frankfurt a. M. für die Zeit vom 1. Oktober 1900 bis 30. September 1901, Frankfurt a. M. 1902
- ↑ Linda Wiesner: Das Museum jüdischer Altertümer. Über die Geschichte des ersten Jüdischen Museums in Frankfurt auf der Webseite des Jüdischen Museums Frankfurt. Auf dieser Webseite befindet sich auch ein Foto des Gebäudes. Für eine weitere Abbildung siehe: The Rothschild Archive: 146, Fahrgasse, Frankfurt, Germany.
- ↑ a b Fünfter Bericht der Jüdischen Haushaltungsschule Franbkfurt a. M. für die Zeit vom 1. Oktober 1901 bis 30. November 1902, Frankfurt a. M. 1903
- ↑ a b Sechster Bericht der Jüdischen Haushaltungsschule (Eingetragener Verein) zu Frankfurt a. M. für die Zeit vom 1. Oktober 1902 bis 30. September 1903, Frankfurt a. M. 1904
- ↑ Eine Comptoristin war im deutschsprachigen Raum im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert eine weibliche Büroangestellte, die meist Verwaltungs- und Büroaufgaben in einem Unternehmen wahrnahm.
- ↑ a b c d e f g h Siebenter Bericht der Jüdischen Haushaltungsschule (Eingetragener Verein) zu Frankfurt a. M. für die Zeit vom 1. Oktober 1903 bis 30. September 1904, Frankfurt a. M. 1905
- ↑ Das Zitat ist angelehnt an den Abschnitt Erato Dorothea in Johann Wolfgang von Goethes Epos Hermann und Dorothea. (Erato Dorothea auf der Webseite von Projekt Gutenberg-DE)
- ↑ Achter Bericht der Jüdischen Haushaltungsschule (Eingetragener Verein) zu Frankfurt a. M. für die Zeit vom 1. Oktober 1904 bis 30. September 1905, Frankfurt a. M. 1906
- ↑ a b c d Neunter Bericht der Jüdischen Haushaltungsschule (Eingetragener Verein) zu Frankfurt a. M. für die Zeit vom 1. Oktober 1905 bis 30. September 1907, Frankfurt a. M. 1907
- ↑ Die Identität von I. C. Weill konnte nicht umfassend geklärt werden. Alice Liliensteins Hinweis spricht aber dafür, dass es sich um den 1914 verstorbenen und auf dem Alten Jüdischen Friedhof begrabenen J C Weill handelt. (J C Weill auf Find a Grave). Eine standesamtliche Bescheinigung vom 23. Juli 1914 gibt Auskunft darüber, dass der Privatier Isaak Weill, geboren am 28. September 1849 in Kippenheim, zuletzt wohnhaft Beethovenstr. 25, am 22. Juli 1914 in Frankfurt am Main im Alter von 64 Jahren verstorben ist. (Diese Angaben wurden über den Wikipedia-Library-Account bei ancestry.com ermittelt.)
- ↑ a b c d e f Zehnter Bericht der Jüdischen Haushaltungsschule (Eingetragener Verein) zu Frankfurt a. M. für die Zeit vom 1. Oktober 1907 bis 31. Dezember 1909, Frankfurt a. M. 1910
- ↑ Compact Memory: 10. Jahresbericht der Jüdischen Haushaltungsschule, S. 4
- ↑ Compact Memory: 10. Jahresbericht der Jüdischen Haushaltungsschule, S. 7
- ↑ Compact Memory: 10. Jahresbericht der Jüdischen Haushaltungsschule, S. 9
- ↑ Mit der Frankfurt-Loge dürfte vermutlich die B’nai B’rith Loge gemeint gewesen sein, die bereits an der Gründung der Haushaltungsschule beteiligt war.
- ↑ Zur Geschichte des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen und dessen Haus in der Königswarterstraße siehe: Edgar Bönisch: Die Geschichte des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main auf der Webseite juedische-pflegegeschichte.de, 2009
- ↑ Nachrichtendienst der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland: Einladung zur Jüdischen Erzeihungskonferenz (Seite 1) & Einladung zur Delegiertenversammlung des Jüdischen Frauenbundes (Seite 2), Nachrichtendienst Nr. 8/9/10, Mai/September 1923 (Digitalisat im Compact Memory der Universitätsbibliothek J.C. Senckenberg, Frankfurt am Main)
- ↑ Die Identität von Susi Lemm ließ sich nicht eindeutig klären. Der Name taucht meist in Zusammenhang mit Alfred Lemm auf und nach dessen Tod als der der Ehefrau von Paul Zadek. Susi (Susanne) und Paul Zadek aren die Eltern des 1926 geborenen Peter Zadek und wohnten in Berlin-Wilmersdorf. (Klaus Dermutz: Ich bin ein Streuner, nirgends zu Hause, Interview mit Peter Zadek, Die Zeit, 6. Januar 1995) Im Berliner Adressbuch von 1931 ist für den Kaufmann Paul Zadek die Wilmersdorfer Anschrift Hanauer Str. 80 eingetragen (Online). Zugleich existiert im Jüdischen Adressbuch für Gross-Berlin ebenfalls für 1931 ein Eintrag für Susi Lemm in Wilmersdorf in der Hanauer Str. 30 (Online). Dies wiederum war die frühere gemeinsame Adresse von Alfred und Susi Lemm. (Online) Da Lemm ihr Referat zweieinhalb Jahre vor Peter Zadeks Geburt gehalten hat und sie und Paul Zadek sich über eine Annonce kennengelernt haben, ist nicht auszuschließen, dass es sich bei Susi Klemm um die spätere Susanne Zadek (* 16 Dezember 1889 in Berlin; + 4. Juni 1959 in Chelsea) handelt und der Eintrag im Jüdischen Adressbuch überholt war.
- ↑ Weshalb Jeanett Rapp in ihrer 2011 vorgelegten Dissertation unter Berufung auf Susi Lemm zur Auffassung gelangte, dass „die Einsatzmöglichkeiten in der Hauswirtschaft und im Kindergarten [..] aufgrund der geringen Bezahlung nur bedingt in Betracht bezogen“ worden seien, ist nicht nachvollziehbar. (Jeanett Rapp: Von Jüdin für Jüdin. Die soziale Arbeit der Leipziger Ortsgruppe des Jüdischen Frauenbundes und ihrer Mitgliedsorganisationen bis zum Ende der Weimarer Republik, Fachbereich Erzeihungswissenschaft unbd Psychologie der Freien Universität Berlin, 2011, S. 175 (Online)
- ↑ a b c d e Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main: ISG FFM, A.40.01, 4937 – Jüdische Haushaltungsschule (1924-1933)
- ↑ Blätter des Jüdischen Frauenbundes, Nummer 8, Berlin, im Mai 1925, S. 5
- ↑ Alfred Barth (* 15. Juni 1875; + 4. Februar 1937) war „ein leitendender Schulaufsichtsbeamter, der seine eigentliche Karriere während der Weimarer Republik gemacht [und] sein Amt stets korrekt geführt hatte“. Er war „einer bürgerlich-unpolitischen Lebenshaltung verpflichtet“ und wurde „auf der Grundlage von Denunziationen von den Nationalsozialisten aus dem Amt gedrängt, gesundheitlich beschädigt und bis zu seinem Tod als Unperson behandelt“. (Manfred Horlebein: Eine „Säuberungsaktion“ nationalsozialistischer Berufsschulpolitik – dargestellt am Beispiel des Frankfurter Stadtschulrats Dr. Alfred Barth. in: Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik, Steiner Verlag, Stuttgart 2004, Nr. 4, S. 535–546.)
- ↑ a b c Prospekt Jüdische Haushaltungsschule Frankfurt-M
- ↑ Compact Memory: 9. Jahresbericht der Jüdischen Haushaltungsschule
- ↑ Frankfurter Personenlexikon: Geiger, Alfred
- ↑ Laquer Family Collection 1850–1996 auf archive.org, S. 103
- ↑ David Haire: Whittingehame Farm School, in: Hachschara als Erinnerungsort (Online) [27.10.2024]
- ↑ Die Akte des Wiedergutmachungsverfahrens von Lucie Laquer befindet sich im Hessischen Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden und trägt die Signatur HHStAW, 518, 9883. Im Landesarchiv Berlin existiert eine weitere Wiedergutmachungsakte aus den Jahren 1949/50 mit dem Titel Verfahren Lucie Laquer, Red Maids School, Westbury-on-Tryns, Bristol, England, gegen das Deutsche Reich, Signatur B Rep. 025-02 : 2357/50. Zur Geschichte der 1634 gegründeten Red Maids School siehe: A brief history of Redmaids’ High.
- ↑ Find a Grave: Alice Cramer Lilienstein
- ↑ a b Salomon Korn: Lange, dunkle Schatten holen uns ein, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9. November 2022
- ↑ Find a Grave: Emma Mainz
- ↑ Center for Jewish History: Bibliografische Angaben zum Bericht über die Tätigkeit der jüdischen Haushaltungsschule vom 1. Oktober 1897 - 1. Oktober 1937
- ↑ The National Library of Israel – Archives. Ein Kopie befindet sich auch im Archiv von Yad Vashem.
- ↑ Zur Person von Hugo Hahn (1893–1967) heißt es dort: „Hugo Hahn war von 1921 bis 1938 Rabbiner der Jüdischen Gemeinde in Essen. Im Jahr 1939 war er einer der Mitbegründer der Kongregation Habonim in New York.“