„Reineke Fuchs“ – Versionsunterschied
[ungesichtete Version] | [ungesichtete Version] |
K kleinkrams |
K →Der Fuchs in den Volkssprachen des Mittelalters: präz; ref. |
||
Zeile 23: | Zeile 23: | ||
''Roman de Renart'' |
''Roman de Renart'' |
||
Zwischen 1170 und 1250 entstand im nördlichen [[Frankreich]] der in der Volksprache verfasste ''[[Roman de Renart]]'' über einen schlauen Fuchs, der über einen starken Löwen triumphiert.<ref>Auf der Webseite zu einer [[Bestiarium|Bestiarien]]-Ausstellung der [[Bibliothèque nationale de France]] (BNF) über [http://expositions.bnf.fr/bestiaire/index.htm Tiere in mittelalterlichen Illuminationen] lassen sich unter dem Link ''roman de Renart'' eine Einführung (Audioversion, frz.) in das Werk und Scans einiger Seiten eines Manuskripts der BNF abrufen. Auch der [http://home.hiroshima-u.ac.jp/france/RRenart.html Text] findet sich im Netz.</ref> Der ''Roman'' besteht aus ''branches'' verschiedener Verfasser, deren Anzahl und Anordnung in den verschiedenen Handschriften variieren. |
Zwischen 1170 und 1250 entstand im nördlichen [[Frankreich]] der in der Volksprache verfasste ''[[Roman de Renart]]'' über einen schlauen Fuchs, der über einen starken Löwen triumphiert.<ref>Auf der Webseite zu einer [[Bestiarium|Bestiarien]]-Ausstellung der [[Bibliothèque nationale de France]] (BNF) über [http://expositions.bnf.fr/bestiaire/index.htm Tiere in mittelalterlichen Illuminationen] lassen sich unter dem Link ''roman de Renart'' eine Einführung (Audioversion, frz.) in das Werk und Scans einiger Seiten eines Manuskripts der BNF abrufen. Auch der [http://home.hiroshima-u.ac.jp/france/RRenart.html Text] findet sich im Netz.</ref> Der ''Roman'' besteht aus ''branches'' verschiedener Verfasser, deren Anzahl und Anordnung in den verschiedenen überlieferten Handschriften und Fragmenten variieren. Die altfranzösische Bezeichnung des Fuchsel als ''goupil'' wurde durch den Namen ''renart'' ersetzt; die alte Bezeichnung ist unterdessen vergessen. |
||
''Reinhart Fuchs'' |
''Reinhart Fuchs'' |
||
Zeile 31: | Zeile 31: | ||
''Reynaerts Historie'' |
''Reynaerts Historie'' |
||
Im 13. Jahrhundert verfasste ein Flame namens Willem eine [[mittelniederländisch]]e Version des Epos, ''[[Van den vos Reynaerde]]'', in dem ebenfalls die Spuren des ''Roman de Renart'' festzustellen sind. Willems Fassung erzählt vom Hoftag des Löwen, den Anklagen gegen den abwesenden Fuchs und wie dieser die beiden Boten Bär und Katze betrügt. Sie endet mit dem Todesurteil gegen Reineke und seiner Erfindung der Lügengeschichte, mit der er seinen Kopf aus der Schlinge zieht und seinem Versprechen, nach Rom zu pilgern. Im Gegensatz zum eher didaktischen ''Reinhart Fuchs'' ist Willems Werk durch ungebremste Erzählfreude und eine Häufung lustiger Genrebilder gekennzeichnet. Womoglich provoziert durch den offenen Schluss erfuhr das Werk um 1370 eine Bearbeitung durch einen unbekannten Verfasser, der die Erzählung als ''Reynaerts Historie'' erheblich erweiterte.<ref> Vgl. F. P. Knapp: ''Renart''. ''Lexikon des Mittelalters'' Bd. [?], Sp. 723</ref> Die beiden Versdichtungen werden heute als ''Reynaert I'' und ''Reynaert II'' geführt.<ref> Transkriptionen der Texte finden sich [http://www.dbnl.nl/tekst/_vos001vosr01_01/index.htm hier (Reynaerd I)] und [http://www.dbnl.nl/tekst/_rei001rein01_01/ hier (Reynaerd II])</ref> Der Reynaert II |
Im 13. Jahrhundert verfasste ein Flame namens Willem eine [[mittelniederländisch]]e Version des Epos, ''[[Van den vos Reynaerde]]'', in dem ebenfalls die Spuren des ''Roman de Renart'' festzustellen sind. Willems Fassung erzählt vom Hoftag des Löwen, den Anklagen gegen den abwesenden Fuchs und wie dieser die beiden Boten Bär und Katze betrügt. Sie endet mit dem Todesurteil gegen Reineke und seiner Erfindung der Lügengeschichte, mit der er seinen Kopf aus der Schlinge zieht und seinem Versprechen, nach Rom zu pilgern. Im Gegensatz zum eher didaktischen ''Reinhart Fuchs'' ist Willems Werk durch ungebremste Erzählfreude und eine Häufung lustiger Genrebilder gekennzeichnet. Womoglich provoziert durch den offenen Schluss - der Fuchs entrinnt knapp dem Tode -, erfuhr das Werk um 1370 eine Bearbeitung durch einen unbekannten Verfasser, der die Erzählung als ''Reynaerts Historie'' erheblich erweiterte und die Struktur der Doppelung der Gerichtsverfahren aufbaute.<ref> Vgl. F. P. Knapp: ''Renart''. ''Lexikon des Mittelalters'' Bd. [?], Sp. 723; Berteloot in: Amand Berteloot u.a. (1998), S. 23</ref> Die beiden Versdichtungen werden heute als ''Reynaert I'' und ''Reynaert II'' geführt.<ref> Transkriptionen der Texte finden sich [http://www.dbnl.nl/tekst/_vos001vosr01_01/index.htm hier (Reynaerd I)] und [http://www.dbnl.nl/tekst/_rei001rein01_01/ hier (Reynaerd II])</ref> Der Reynaert II erfuhr in der [[Inkunabel|Inkunabelzeit]] noch zweimal eine Bearbeitung, dabei eine in Prosa, von der zwei Drucke erhalten sind. Die andere, eine Fassung in Versen mit Prosakommentaren, ist nur in Druckfragmenten überliefert; die Fragmente lassen indes den Schluss zu, dass diese Fassung Vorlage für den Lübecker Druck 1482 gewesen ist. <ref>Vgl. Goossens, VL Bd. 8, Sp. 14–15</ref> Die Fassung Willems wurde zur niederlandischen Nationalliteratur; die Stadt [[Hulst]], darin erwähnt, hat dem ''Reynaerde'' ein Denkmal gesetzt. <ref> [http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:ReynaertCloseup.JPG Das Fuchsdenkmal in Hulst (Detail)]</ref> |
||
Von den Niederlanden aus hielt ''Reynaert'' als ''Reynard'' auch Einzug in England und begründete dort eine eigene Texthistorie; Rückwirkungen auf die kontinentale Entwicklung des Stoffes |
Von den Niederlanden aus hielt ''Reynaert'' als ''Reynard'' auch Einzug in England und begründete dort eine eigene Texthistorie; Rückwirkungen auf die kontinentale Entwicklung des Stoffes sind nicht eindeutig nachgewiesen. 1481 druckte [[William Caxton]] die ''Historye of reynart the foxe'', eine englische Übersetzung der niederländischen Prosafassung des ''Reynaert II''. gedruckt.<ref>[http://bestiary.ca/etexts/morley1889/morley1889.htm William Caxton: The Historye of reynart the foxe (1481)] nach der Ausgabe von Henry Morley 1889</ref> |
||
[[Bild:Reineke.1498.jpg|thumb|Illustration aus der von [[Hans van Ghetelen]] 1498 gedruckten Ausgabe des ''Reynke de Vos'']] |
[[Bild:Reineke.1498.jpg|thumb|Illustration aus der von [[Hans van Ghetelen]] 1498 gedruckten Ausgabe des ''Reynke de Vos'']] |
Version vom 3. September 2007, 22:56 Uhr
Reineke Fuchs ist die Hauptfigur eines Tierepos in Versen, dessen europäische Tradition bis ins Mittelalter zurückreicht. Eine 1498 in Lübeck gedruckte niederdeutsche Fassung, Reynke de vos, wurde seit dem 16. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum zum Bestseller. Darin wird erzählt, wie sich der Übeltäter Reineke, der Fuchs, durch geniale Lügengeschichten und ausgesuchte Bosheiten aus allen prekären Lagen rettet und sich am Ende gegen seine Widersacher als Sieger durchsetzt. Die seit dem 18. Jahrhundert erfolgten neuhochdeutschen Prosafassungen, insbesondere die von Johann Christoph Gottsched im Jahre 1752, tradierten die Geschichte in ihrer jahrhundertealten deutschen Fassung nahezu unverändert bis auf den heutigen Tag; das Werk und sein Titelheld inspirierten Schriftsteller und Illustratoren. Sein heute gebräuchliche Name Reineke Fuchs wurde duch das gleichnamige Versepos Johann Wolfgang von Goethes etabliert.
Die Geschichte von Reineke
Die Geschichte besteht aus zwei Teilen, die jeweils von einem Gerichtsverfahren erzählen. Der Löwe Nobel, König der Tiere, hat zu Pfingsten zum Hoftag geladen. Die Anwesenden, groß und klein, allen voran jedoch Isegrim, der Wolf, beschweren sich über die Untaten des nicht anwesenden Fuchses Reineke und fordern seine Bestrafung. Braun, der Bär, und Hintz, der Kater, werden nacheinander losgeschickt, Reineke aus seiner Burg Malepartus an den Hof zu holen; nacheinander scheitern beide, durch Reineke jeweils gezielt in Lebensgefahr gebracht und, schwer malträtiert, kaum dem Tode entronnen. Der König nimmt die Schmach persönlich und setzt Reinekes Erscheinen vor Gericht durch. Das Urteil lautet auf Tod. Unter dem Galgen, den Kopf bereits in der Schlinge, gelingt Reineke die Erfindung einer als Beichte getarnten Historie von Verrat und Goldschatz, die den Bären Braun und den Wolf Isegrimm zu Hochverrätern erklärt und den Löwen Nobel gierig macht. Reineke wird entlassen und macht sich unter dem Vorwand einer Pilgerreise nach Rom auf und davon. Reinekes Verrat wird offenbar, nachdem er den abgebissenen Kopf seines Pilgergefährten Lampe, des Hasen, mit einem dreisten Begleitschreiben an den König zurückgeschickt hat. Nachdem Grimbart, der Dachs, Reineke erneut zum Hof gebracht hat, entwickelt sich eine zweite Gerichtsverhandlung, in der diverse vergangenen Schandtaten Reinekes ans Licht kommen und in Reden der Anklage und der Verteidigung verhandelt werden. Insbesondere der Vorwurf Isegrims, Reineke habe seine Gattin Gieremund geschändet, veranlassen die Entscheidung, Isegrim und Reineke in einem öffentlichen Zweikampf auf Leben und Tod gegeneinander antreten zu lassen. Für den Fuchs bedeutet dies das zweite Todesurteil, denn er ist dem Wolf körperlich unterlegen. Reineke gewinnt, indem er dem Wolf einen Strahl Urin die Augen schießt und Sand hinterher schmeißt. Das überzeugt das Publikum und veranlasst den König Nobel, Reineke zu seinem Rat und Reichsverweser zu ernennen.
Das sich türmende Lügengebäude des Fuchses hat eine Verdichtung seiner Heucheleien, Bosheiten und Gewaltaten zur Folge, woraus der Zweikampf am Ende, ähnlich dem sogenannten Showdown klassischer Filmgenres, konsequent entwickelt ist. Der innere Aufbau der Erzählung besteht in einer Steigerung der jeweiligen prekären Lagen des Fuchses und seiner Widersacher, dem ein äußerer Aufbau seit dem 15. Jahrhundert Rechnung trug und ihm durch Einteilung in Kapitel und Bücher Ausdruck verlieh.
Stoffgeschichte
Der schlaue Fuchs - das Tier ist schwer zu jagen - findet sich in den Sagenkreisen der Weltgegenden, in denen er beheimatet ist, wie in Eurasien, Nordamerika und dem Mittelmeerraum. In Europa tauchte er in der Antike auf in den Fabeln des Äsop; der Ursprung Reinekes wird dort vermutet. Im europäischen Mittelalter sind Tiererzählungen mit einem Fuchs durchgehend nachzuweisen, seit dem 12. Jahrhundert erscheint er auch als tragende Figur .
Der Vulpes des lateinischen Mittelalters
Als erste literarische Fassung in epischer Länge, in der der Fuchs eine Rolle spielt, gilt die Ecbasis captivi, eine um 1040 entstandene Satire in lateinischer Sprache aus St. Evre bei Toul, in der von einem Gerichtstag des Löwen mit Klagen gegen den Fuchs erzählt wird.[1]
Von Nivardus aus Gent stammt ein 1148 vollendetes Tierepos in lateinischer Sprache, in dem der Wolf Ysengrimus (mlat.: Eisenhelm) die Hauptrolle spielt und sich stetig mit seinem Gegner Reinardus, dem Fuchs, auseinandersetzen muss. Das Epos ist eine Satire auf den Mönchsstand; Ysengrimus ist darin der Mönch, sein Widersacher Reinardus der Laie. Das Epos, von dem auch eine gekürzte Fassung aus dem 14. Jahrhundert, der Ysengrimus abbreviatus, überliefert ist, wurde im 15. Jahrhundert vergessen; seine Anspielung und Polemik wurde nicht mehr verstanden.
Der Fuchs in den Volkssprachen des Mittelalters
Die Textüberlieferungen der überwiegend fragmentarischen Handschriften zeigen, dass Reinekes Geschichte sich über die Sammlungen einzelner Tiererzählungen, zum Beispiel der Bestiarien, und deren Verschmelzungen zunehmend in den verschiedenen Volkssprachen des europäischen Mittelalters zu einer die Sprachgrenzen überschreitenden literarischen Komposition verdichtete. Die im Jahre 1498 gedruckte niederdeutsche Fassung basierte auf niederländischen Versionen mit französischem Ursprung.
Roman de Renart
Zwischen 1170 und 1250 entstand im nördlichen Frankreich der in der Volksprache verfasste Roman de Renart über einen schlauen Fuchs, der über einen starken Löwen triumphiert.[2] Der Roman besteht aus branches verschiedener Verfasser, deren Anzahl und Anordnung in den verschiedenen überlieferten Handschriften und Fragmenten variieren. Die altfranzösische Bezeichnung des Fuchsel als goupil wurde durch den Namen renart ersetzt; die alte Bezeichnung ist unterdessen vergessen.
Reinhart Fuchs
Heinrich der Glîchezære (der Gleißner) aus dem Elsaß dichtete Ende des 12. Jahrhunderts den mittelhochdeutschen Reinhart Fuchs, eine Satire auf die Staufer; er übernahm dabei eine ganze Reihe der Episoden des Roman de Renart, wandelte deren zyklisch-episodischen Charakter jedoch um in eine linearen, sich steigernde Handlung.[3] Er erfand auch einen neuen Schluss: der Fuchs vergiftet den Löwen.[4]
Reynaerts Historie
Im 13. Jahrhundert verfasste ein Flame namens Willem eine mittelniederländische Version des Epos, Van den vos Reynaerde, in dem ebenfalls die Spuren des Roman de Renart festzustellen sind. Willems Fassung erzählt vom Hoftag des Löwen, den Anklagen gegen den abwesenden Fuchs und wie dieser die beiden Boten Bär und Katze betrügt. Sie endet mit dem Todesurteil gegen Reineke und seiner Erfindung der Lügengeschichte, mit der er seinen Kopf aus der Schlinge zieht und seinem Versprechen, nach Rom zu pilgern. Im Gegensatz zum eher didaktischen Reinhart Fuchs ist Willems Werk durch ungebremste Erzählfreude und eine Häufung lustiger Genrebilder gekennzeichnet. Womoglich provoziert durch den offenen Schluss - der Fuchs entrinnt knapp dem Tode -, erfuhr das Werk um 1370 eine Bearbeitung durch einen unbekannten Verfasser, der die Erzählung als Reynaerts Historie erheblich erweiterte und die Struktur der Doppelung der Gerichtsverfahren aufbaute.[5] Die beiden Versdichtungen werden heute als Reynaert I und Reynaert II geführt.[6] Der Reynaert II erfuhr in der Inkunabelzeit noch zweimal eine Bearbeitung, dabei eine in Prosa, von der zwei Drucke erhalten sind. Die andere, eine Fassung in Versen mit Prosakommentaren, ist nur in Druckfragmenten überliefert; die Fragmente lassen indes den Schluss zu, dass diese Fassung Vorlage für den Lübecker Druck 1482 gewesen ist. [7] Die Fassung Willems wurde zur niederlandischen Nationalliteratur; die Stadt Hulst, darin erwähnt, hat dem Reynaerde ein Denkmal gesetzt. [8]
Von den Niederlanden aus hielt Reynaert als Reynard auch Einzug in England und begründete dort eine eigene Texthistorie; Rückwirkungen auf die kontinentale Entwicklung des Stoffes sind nicht eindeutig nachgewiesen. 1481 druckte William Caxton die Historye of reynart the foxe, eine englische Übersetzung der niederländischen Prosafassung des Reynaert II. gedruckt.[9]
Der Lübecker Druck von 1498
1487 hatte ein Hinrek von Alkmar eine niederdeutsche Verserzählung von Reinharts Historie verfasst, die als Übersetzung des nur in wenigen Fragmenten erhaltenen Drucks des Reynaert II angesehen wird und vermutlich die Vorlage war für Reynke de vos, in mittelniederdeutscher Sprache in der Mohnkopfdruckerei des Hans van Ghetelen in Lübeck gedruckt im Jahre 1498. Der Druck ist nur in einer einzigen Inkunabel vollständig erhalten, die sich in der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel befindet.
Von der Inkunabel zum Volksbuch
Die Auflagen des 16. und 17. Jahrhunderts
Die Fassung der in Lübeck gedruckten Inkunabel vom Reynke de vos wurde im 16. Jahrhundert in mehreren Auflagen ununterbrochen nachgedruckt, so dass sich ihr Inhalt unverändert bis ins 18. Jahrhundert als Volksbuch tradierte.
Die Kommentare
Seit 1498 waren der Historie vom Fuchs Reineke Kommentare beigefügt. Während die Verserzählung bis auf wenige sprachliche Angleichungen unverändert nachgedruckt wurde, erfuhren die Kommentare Variationen, die dem jeweiligen geistigen und gesellschaftlichen Geist Rechnung trugen.
Die Illustrationen
Die Inkunabel von 1498 enthielt bereits zahlreiche Holzschnitte. Für die Nachdrucke wurde eine neue Serie entworfen, die in allen Auflagen des 16. Jahrhunderts erschienen. Die kleinformatigen Ausgaben des 17. Jahrhunderts erhielten Stiche, die auch von verschiedenen Verlegern übernommen wurden.
Rezeption
Gottsched und Goethe
Johann Wolfgang von Goethe verwendete die 1752 von Gottsched herausgegebene gleichnamige Prosafassung für seine Fabel vom Reineke Fuchs. Gottsched hatte seiner Ausgabe nicht nur die völlig neuen Kommentare eines Professor Baumann angefügt, sondern auch die alte niederdeutsche Versdichtung. Wahrscheinlich konnte sich Goethe auch auf die Historie van reynaert de vos (Delft 1485, Nachauflage 1783) stützen.
Der Reineke-Zyklus Wilhelm von Kaulbachs
Wilhelm von Kaulbach und später A. Paul Weber illustrierten die Ausgabe des Reineke Fuchs von Johann Wolfgang von Goethe (1846 erschienen) umfangreich.
Editionen
1711 gab Friedrich August Hackmann das Epos nach der Fassung des Lübecker Druckes von 1498 neu heraus, da der Text in den zahlreichen Nachdrucken der vorangegangenen zwei Jahrhunderte zahlreiche kleine Veränderungen erfahren hatte.
1834 veröffentlichte Jacob Grimm, der sich zu dieser Zeit mit dem mittelalterlichen Tierepos auseinandersetzte, eine Edition von "Reinhart Fuchs" des Elsässers Heinrich zusammen mit anderen mittelhochdeutschen Tierfabeln.
1852 gab August Heinrich Hoffmann von Fallersleben den Reineke Vos. Nach der Lübecker Ausgabe vom Jahre 1498 heraus; die Ausgabe erschien in Breslau.
Adaptionen
1872 adaptierte der luxemburgische Autor Michel Rodange die Fabel in Goethes Version als Renert oder de Fuuss am Frack an a Maansgréiss. Er übertrug sie auf die aktuellen Verhältnisse in seinem Land und benutzte dabei regionale Dialekte.
Forschung
Die neuere Forschung konnte nachweisen, dass die Geschichte der Handschriften seit dem Auftritt des Reinardus, die zu einer der erfolgreichsten Editionsgeschichten in der Literatur führte, keine lineare ist, sondern eine der gegenseitigen Inspiration.
Ausgaben
- De Warheyt my gantz fremde ys/ De Truwe gar seltzen/ dat ys gewiß. Reynke Vosz de olde/ nyge gedrücket / mit sidlikem vorstande vnd schonen figuren/ erlüchtet vñ vorbetert. Jn der lauelyken Stadt Rozstock/ by Ludowich Dyetz gedrucket. 1539
- Reineke Fuchs: das niederdeutsche Epos "Reynke de vos" von 1498. Übertragung und Nachwort von Karl Langosch. Stuttgart: Reclam, 1967, Nachdruck 1994 ISBN 3-15-008768-6
- Von Reinicken Fuchs. Heidelberg, 1981. Faksimile der Ausgabe Frankfurt 1544 (mit einer Einführung von Hubertus Menke)
Literatur
- Helmut de Boor/Richard Newald: Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hamburg, 1953. Zweiter Band, S. 398 - 400.
- Amand Berteloot / Loek Geeraedts (Hrsg.): Reynke de Vos - Lübeck 1498. Zur Geschichte und Rezeption eines deutsch-niederländischen Bestsellers. Münster: Lit 1998 (Niederlande-Studien, Kleinere Schriften 5) ISBN 3-8258-3891-9
- Klaus Düwel: Heinrich, Verfasser des "Reinhart Fuchs". In: In: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. (VL) Bd. 8. Berlin/New York, 1992; Sp. 12–20
- Jan Goossens: Reynke de Vos. In: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. (VL) Bd. 3. Berlin/New York, 1981; Sp. 666–677
- Hubertus Menke / Ulrich Weber (Hrsg.): Die unheilige Weltbibel: der Lübecker Reynke de Vos (1498 - 1998). Ausstellung der Abteilung für Niederdeutsche Sprache und Literatur der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel in Zusammenarbeit mit der Bibliothek der Hansestadt Lübeck und der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Kiel: Abt. für Niederdt. Sprache und Literatur der Christian-Albrechts-Universität 1998
Weblinks
- William Caxton: The History of Reynard the Fox (1481) - engl. spätmittelalterliche Fassung des Reineke-Stoffes, nach der Ausgabe von Henry Morley 1889
- http://www.linden.de/museum1.htm Reineke-Fuchs-Museum
- manituh2.tripod.com Über die Geschichte von Reineke Fuchs
- Reineke Vos. Nach der Lübecker Ausgabe vom Jahre 1498, hrsg. von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, Breslau 1852
- Gesamtfassung des Werkes 'Reineke Fuchs' von J. W. von Goethe
Anmerkungen
- ↑ Ecbasis cuiusdam captivi per tropologiam. Die Flucht eines Gefangenen (Tropologisch). Text und Übersetzung. Mit Einleitung und Erläuterungen herausgegeben von Winfried Trillitzsch, historisch erklärt von Siegfried Hoyer. Leipzig 1964. Eine Kurzinformation über das Werk steht hier; der Text ist online als Ausgabe der Bibliotheca Augustana verfügbar.
- ↑ Auf der Webseite zu einer Bestiarien-Ausstellung der Bibliothèque nationale de France (BNF) über Tiere in mittelalterlichen Illuminationen lassen sich unter dem Link roman de Renart eine Einführung (Audioversion, frz.) in das Werk und Scans einiger Seiten eines Manuskripts der BNF abrufen. Auch der Text findet sich im Netz.
- ↑ Vgl. Düwel, VL Bd. 3, Sp. 671
- ↑ Online sind Textausschnitte aus dem Reinhart Fuchs des Elsässers Heinrich verfügbar.
- ↑ Vgl. F. P. Knapp: Renart. Lexikon des Mittelalters Bd. [?], Sp. 723; Berteloot in: Amand Berteloot u.a. (1998), S. 23
- ↑ Transkriptionen der Texte finden sich hier (Reynaerd I) und hier (Reynaerd II)
- ↑ Vgl. Goossens, VL Bd. 8, Sp. 14–15
- ↑ Das Fuchsdenkmal in Hulst (Detail)
- ↑ William Caxton: The Historye of reynart the foxe (1481) nach der Ausgabe von Henry Morley 1889