„Albert Lortzing“ – Versionsunterschied

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[[Datei:A Duncan nach JH Schramm - Albert Lortzing (Stahlstich).jpg|mini|Albert Lortzing (um 1835, Stich nach [[Johann Heinrich Schramm (Maler)|Johann Heinrich Schramm]]).<br /><br />Lortzings Unterschrift: [[Datei:Signatur Albert Lortzing.PNG|rahmenlos|zentriert|klasse=skin-invert-image]]]]
[[Datei:Albert Lortzing-Stahlstich.jpg|miniatur|uprigh=1.3|Albert Lortzing um 1830]]
'''Gustav Albert Lortzing''' (* [[23. Oktober]] [[1801]] in [[Berlin]]; † [[21. Januar]] [[1851]] ebenda) war ein [[Deutschland|deutscher]] [[Komponist]], [[Librettist]], [[Schauspieler]], [[Gesang|Sänger]] und [[Dirigent]].


'''Gustav Albert Lortzing''' (* [[23. Oktober]] [[1801]] in [[Berlin]]; † [[21. Januar]] [[1851]] ebenda) war ein deutscher [[Komponist]], [[Librettist]], [[Schauspieler]], [[Gesang|Sänger]] und [[Dirigent]]. Er gilt als Hauptrepräsentant der deutschen [[Spieloper]].
Er gilt als Hauptrepräsentant der deutschen [[Spieloper]], einer deutschsprachigen Variante der [[Opéra comique]].


== Leben ==
== Leben ==
Lortzing wurde als Sohn des ehemaligen Lederhändlers Johann Gottlieb Lortzing und seiner Ehefrau Charlotte Sophie geboren. Die Eltern gründeten die Berliner Theatergesellschaft Urania und machten ihr Hobby zum Beruf. Sie gaben das Geschäft auf und zogen als Schauspieler („[[Gaukler]]“) durch fast alle deutschen Provinzen.
Albert Lortzing wurde als Sohn des ehemaligen Lederhändlers Johann Gottlieb Lortzing (1775–1841) und dessen Ehefrau Charlotte Sophie geb. Seidel (1780–1845) geboren. Die Eltern gründeten die Berliner Theatergesellschaft „Urania“ und machten ihr Hobby zum Beruf. Sie gaben das Geschäft auf und zogen als Schauspieler („[[Gaukler]]“) durch fast alle deutschen Provinzen. 1811 zog die Familie nach [[Breslau]] an das dortige [[Oper Breslau|Theater]]. Im Sommer 1813 hatten sie ein Engagement in [[Theater Bamberg|Bamberg]], anschließend in [[Landestheater Coburg|Coburg]], dann in [[Straßburg]], in [[Baden-Baden]] und in [[Freiburg im Breisgau|Freiburg]]. Der erste Bühnenauftritt des Sohnes war im [[Kornhaus (Freiburg im Breisgau)|Kornhaus]] am [[Freiburger Münster]], wo der 12-Jährige in den Pausen „unter lebhaftem Beifall“ das Publikum mit komischen Gedichten entzückte.


Ab 1817 gehörte Familie Lortzing zum Ensemble von [[Josef Derossi]] im Rheinland, die als Wanderschauspieler unter anderem im [[Altes Komödienhaus (Aachen)|Alten Komödienhaus Aachen]], in [[Bonn]], [[Düsseldorf]], [[Barmen]] und [[Köln]] auftraten. Der junge Lortzing wurde zum Publikumsliebling in den [[Rollenfach|Rollenfächern]] Naturbursche, „jugendlicher Liebhaber“ und [[Bonvivant]], aber auch als Sänger ([[Tenor]]) engagiert. Das musikalische und insbesondere kompositorische Rüstzeug erhielt er als Schüler des Berliner [[Komponist]]en, [[Musikpädagogik|Musikpädagogen]] und [[Sing-Akademie zu Berlin|Sing-Akademie]]-Direktors [[Carl Friedrich Rungenhagen]], in dessen Chor er auch als Tenor sang.
1811 zog die Familie nach [[Breslau]] an das dortige Theater. Im Sommer 1813 hatten sie ein Engagement in [[Bamberg]], anschließend in [[Coburg]], dann in [[Straßburg]], in [[Baden-Baden]] und in [[Freiburg im Breisgau|Freiburg]]. Der erste Bühnenauftritt des Sohnes war im [[Kornhaus (Freiburg im Breisgau)|Kornhaus]] am [[Freiburger Münster]], wo der 12-Jährige in den Pausen „unter lebhaftem Beifall“ das Publikum mit komischen Gedichten entzückte.
Ab 1817 gehörte Familie Lortzing zum Ensemble von [[Josef Derossi]] im Rheinland, die als Wanderschauspieler unter anderem im [[Altes Komödienhaus (Aachen)|Alten Komödienhaus Aachen]], in [[Bonn]], [[Düsseldorf]], [[Barmen]] und [[Köln]] auftraten. Der junge Lortzing wurde zum Publikumsliebling in den [[Rollenfach|Rollenfächern]] Naturbursche, ''jugendlicher Liebhaber'' und [[Bonvivant]], aber auch als Sänger ([[Tenor (Stimmlage)|Tenor]]) engagiert. Das musikalische und insbesondere kompositorische Rüstzeug erhielt er als Schüler des Berliner [[Komponist]]en, [[Musikpädagoge]]n und [[Sing-Akademie zu Berlin|Sing-Akademie]]-Direktors [[Carl Friedrich Rungenhagen]], in dessen Chor er auch als Tenor sang.
[[Datei:AlbertLortzing.jpg|miniatur|hochkant|Standbild Lortzings von [[Gustav Eberlein]] im Tiergarten, Berlin]]
[[Datei:Fürstliches Hoftheater Detmold, um 1900.png|miniatur|links|hochkant=1.2|Hoftheater Detmold]]


Am 30. Januar 1824 heirateten Lortzing und die Schauspielerin [[Rosina Regina Ahles]]. Das Ehepaar hatte elf Kinder. Ab Herbst 1826 gehörte das junge Ehepaar Lortzing zum [[Landestheater Detmold|Hoftheater in Detmold]], das auch Münster und Osnabrück bespielte. Lortzing wurde 1826 in die [[Freimaurerloge]] ''Zur Beständigkeit und Eintracht'' in Aachen aufgenommen.<ref name="Freimaurer">[http://www.freimaurerei.de/index.php?id=3076 Albert Lortzing auf der Website der Freimaurerloge „Zur Beständigkeit und Eintracht“ Aachen]</ref> Die [[Freimaurerei]] war im Polizeistaat unter Kanzler [[Klemens Wenzel Lothar von Metternich|Metternich]] eine beliebte Zuflucht für Künstler. In Detmold komponierte Lortzing u.&nbsp;a. ein Oratorium ''Die Himmelfahrt Christi'', das in Münster uraufgeführt wurde, freilich mit einer Rüge des Münsterschen Regierungspräsidenten, da der Schauspieler Lortzing „als Compositeur durchaus keinen Ruf“ habe.
Am 30. Januar 1824 heirateten Lortzing und die Schauspielerin [[Rosina Regina Ahles]]. Das Ehepaar hatte elf Kinder, von denen sechs das Kindesalter überlebten.<ref>Die Namen von Lortzings Kindern waren Bertha (1824–1825); Charlotte Albertina (Bertha) Rosina (1826–1860); Caroline Rosalie (1827–1828); Caroline (Lina) Elisabeth Henriette Charlotte (1828–1917); Julie Eleonore Charlotte Luise (1829–1833); Karl Theodor (1831–1900); Johann Heinrich (1831–1832); Anna Charlotte (Lottchen) Henriette (1833–1900); Franziska (Fränzchen) Therese Albertine (1833–1881); Marie (1841–1842) und Philipp Victor Ferdinand Johann (Hans) (1845–1907). (nach {{Säbi|[[Wolfgang Mende]]|118574469|Albert Lortzing}})</ref> Ab Herbst 1826 gehörte das junge Ehepaar Lortzing zum [[Landestheater Detmold|Hoftheater in Detmold]], das auch [[Münster]] und [[Osnabrück]] bespielte. Lortzing wurde am 3. September 1826 in die [[Freimaurerloge]] „Zur Beständigkeit und Eintracht“ in Aachen aufgenommen.<ref name="Freimaurer">{{Webarchiv |url=http://www.freimaurerei.de/index.php?id=3076 |text=Albert Lortzing auf der Website der Freimaurerloge „Zur Beständigkeit und Eintracht“ Aachen |wayback=20140110231906}}</ref><ref>Jürgen Holtorf: ''Die Logen der Freimaurer.'' Nikol, Hamburg o. J., ISBN 3-930656-58-2, S. 147.</ref> In Detmold komponierte er u.&nbsp;a. das Oratorium ''Die Himmelfahrt Christi'', das in Münster uraufgeführt wurde, freilich mit einer Rüge des Münsterschen Regierungspräsidenten, da der Schauspieler Lortzing „als Compositeur durchaus keinen Ruf“ habe.


[[Datei:Fürstliches Hoftheater Detmold, um 1900.png|mini|Hoftheater Detmold]]
In Detmold kam es zu einem Streit mit dem exzentrischen Dichter [[Christian Dietrich Grabbe]], der jedoch bald beigelegt wurde. Für ''[[Don Juan und Faust]]'', Grabbes einziges Drama, das zu dessen Lebzeiten auf eine Bühne kam, hatte Lortzing [[Bühnenmusik]] komponiert; er selbst trat in der Rolle des Don Juan auf, seine Frau als Donna Anna, wofür Lortzing in einer Frankfurter Zeitung von einem Anonymus eine überschwänglich lobende Kritik erhielt, gepriesen wurde freilich auch das Drama „dieses genialen Dichters“. Rezensent war der geniale Dichter selbst – es war damals nicht unüblich, Eigenwerbung in Form von [[Rezension]]en zu betreiben.
[[Datei:Lortzinghaus Leipzig.jpg|miniatur|links|hochkant=1.2|Lortzings Wohnhaus in Leipzig]]
[[Datei:AlbertLortzing.jpg|mini|links|hochkant|Standbild Lortzings von [[Gustav Eberlein]] im Tiergarten, Berlin]]


In Detmold kam es zu einem Streit mit dem exzentrischen Dichter [[Christian Dietrich Grabbe]], der jedoch bald beigelegt wurde. Für ''[[Don Juan und Faust]]'', Grabbes einziges Drama, das zu dessen Lebzeiten auf eine Bühne kam, hatte Lortzing [[Bühnenmusik]] komponiert; er selbst trat in der Rolle des Don Juan auf, seine Frau als Donna Anna, wofür Lortzing in einer Frankfurter Zeitung von einem Anonymus eine überschwänglich lobende Kritik erhielt. Gepriesen wurde freilich auch das Drama „dieses genialen Dichters“. Rezensent war der geniale Dichter selbst&nbsp;– es war damals nicht unüblich, Eigenwerbung in Form von [[Rezension]]en zu betreiben.
Am 3. November 1833 gaben die jungen Lortzings ihr [[Debüt]] am [[Altes Theater (Leipzig)|Leipziger Stadttheater]], wo seit 1832 auch Lortzings Eltern Mitglieder des Ensembles von [[Friedrich Sebald Ringelhardt]] waren. Hier wurde Lortzing Mitglied des Künstlerclubs ''[[Tunnel über der Pleisse]]'', und 1834 schloss er sich der Leipziger [[Freimaurerloge]] ''[[Balduin zur Linde]]'' an. Auch im Leipziger Ensemble war Lortzing überaus beliebt, glänzte vor allem in [[Johann Nestroy|Nestroy]]-Komödien. Seine Neigung zum Improvisieren, zum Abweichen vom genehmigten Rollentext, machte ihn allerdings zum Problemfall für die Theaterpolizei. Auch seine ersten komischen Opern hatten es unter der Leipziger Zensur nicht einfach. Die Oper ''[[Zar und Zimmermann]]'', worin es um eine bornierte Obrigkeit geht, wurde am 22. Dezember 1837 in Leipzig uraufgeführt. Lortzing sang selbst den Peter Iwanow. Doch erst die Berliner Aufführung 1839 wurde ein umjubelter Erfolg und brachte den Durchbruch.


[[Datei:Altes Theater Leipzig.jpg|mini|Altes Leipziger Stadttheater, 1906]]
1844 wurde Lortzing [[Kapellmeister]] am Stadttheater Leipzig. Im April 1845 waren Lortzings ''rheumatische Beschwerden'' der vorgeschobene Grund für eine Kündigung. An seiner Entlassung konnten auch die wiederholten Proteste des Publikums nichts ändern. In einem offenen Brief, den fast alle im [[Ensemble (Theater)|Ensemble]] unterschrieben, hatte er gegen Maßnahmen des Stadtrats Einspruch erhoben.
[[Datei:Gedenktafel Luisenstr 53 Gustav Albert Lortzing.JPG|miniatur|Gedenktafel am Haus Luisenstraße 53 in [[Berlin-Mitte]]]]
Zwischen 1845 und 1847 wirkte Lortzing als Kapellmeister am [[Theater an der Wien]]. 1848 schrieb er für die Freiheitsbewegung (vgl. [[Märzrevolution]]) Text und Musik zu seiner politischen Oper [[Regina (Oper)|''Regina'']], benannt nach seiner Frau, ein Werk, in dem es nach heutigen Begriffen um [[Arbeitskampf]], aber auch um Selbstmordterror geht. Letzte abendfüllende Oper war 1849 seine Märchensatire auf den [[Militärstaat]] Preußen ''Rolands Knappen'', worin z.&nbsp;B. im [[Kehrreim]] gefragt wird: „Und das soll eine Weltordnung sein?“


Am 3. November 1833 gaben die jungen Lortzings ihr [[Debüt]] am [[Altes Theater (Leipzig)|Leipziger Stadttheater]], wo seit 1832 auch Lortzings Eltern Mitglieder des Ensembles von [[Friedrich Sebald Ringelhardt]] waren. Hier wurde Albert Lortzing Mitglied des Künstlerclubs ''[[Tunnel über der Pleiße]]'', und 1834 schloss er sich der Leipziger [[Freimaurerloge]] „[[Balduin zur Linde]]“ an. Von 1833 bis 1838 wohnte Lortzing mit seiner Familie im Leipziger [[Naundörfchen (Leipzig)|Naundörfchen]] (Nr. 1008), zog dann in die Frankfurter Straße (Nr. 1086, neben der [[Funkenburg (Leipzig)#Die Große Funkenburg|Großen Funkenburg]]) und erst im Frühjahr 1844 in das Gartenhaus der Funkenburg, das oft als einziger Leipziger Wohnsitz angegeben wird.<ref>{{Webarchiv|url=https://notenspur-leipzig.de/notenrouten/leipziger-notenbogen/karte-stationen/stationsansicht/route/notenbogen/station/wohnhaus-von-albert-lortzing/ |wayback=20190828133113 |text=''Station 05 – Wohnhaus von Albert Lortzing'' |archiv-bot=2024-07-02 12:09:24 InternetArchiveBot }}, Notenbogen Leipzig.</ref>
1848 verlor er sein Engagement und musste, um mit der großen Familie zu überleben, noch einmal Engagements als Schauspieler antreten (Gera, Lüneburg). 1850 wurde er in Berlin Kapellmeister am neu eröffneten [[Deutsches Theater Berlin|Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater]].


[[Datei:Lortzinghaus Leipzig.jpg|mini|Lortzings Wohnhaus in Leipzig 1844–1846]]
Am Morgen des 21. Januar 1851 starb Albert Lortzing, überarbeitet und hochverschuldet. Zur Beerdigung auf dem [[II. Sophien-Friedhof]] in [[Berlin-Mitte]] vier Tage später fanden sich u.&nbsp;a. [[Giacomo Meyerbeer]], [[Heinrich Dorn (Komponist)|Heinrich Dorn]], [[Wilhelm Taubert]] und [[Carl Friedrich Rungenhagen]] ein. Lortzings Theaterkollegen hatten seinen Sarg mit den – an die gescheiterte Revolution von 1848/49 erinnernden – Farben [[Schwarz-Rot-Gold]] ausgekleidet. Die [[Ehrengrab|Ehrengrabstelle]] der Stadt Berlin mit einem Denkmal, gesetzt von den Mitgliedern des Herzoglichen Hoftheathers in Braunschweig, befindet sich in der Abt.IX-6-47/48.

Im Leipziger Ensemble war Lortzing überaus beliebt, glänzte vor allem in [[Johann Nestroy|Nestroy]]-Komödien. Seine Neigung zum Improvisieren, zum Abweichen vom genehmigten Rollentext, machte ihn allerdings zum Problemfall für die Theaterpolizei. Auch seine ersten komischen Opern hatten es unter der Leipziger Zensur nicht einfach. Die Oper ''[[Zar und Zimmermann]]'', in der es um eine bornierte Obrigkeit geht, wurde am 22. Dezember 1837 in Leipzig uraufgeführt. Lortzing sang selbst den Peter Iwanow. Doch erst die Berliner Aufführung 1839 wurde ein umjubelter Erfolg und brachte den Durchbruch.

[[Datei:Wiedner Hauptstrasse Lortzing 6.JPG|mini|links|''Waffenschmied''-Relief und Gedenktafel am Wiener Wohnhaus Lortzings auf der [[Wieden (Wien)|Wieden]]]]
[[Datei:Gedenktafel Luisenstr 53 Gustav Albert Lortzing.JPG|mini|Gedenktafel am Haus Luisenstraße 53 in [[Berlin-Mitte]]]]

1844 wurde Lortzing [[Kapellmeister]] am Stadttheater Leipzig. Im April 1845 waren seine „rheumatischen Beschwerden“ der vorgeschobene Grund für eine Kündigung. An seiner Entlassung konnten auch die wiederholten Proteste des Publikums nichts ändern. In einem offenen Brief, den fast alle im [[Ensemble (Theater)|Ensemble]] unterschrieben, hatte er gegen Maßnahmen des Stadtrats Einspruch erhoben.
Zwischen 1845 und 1847 wirkte Lortzing als Kapellmeister am [[Theater an der Wien]]. 1846 entstand hier die komische Oper ''[[Der Waffenschmied]]'' und 1848 schrieb er – ganz im Sinne der zeitgenössischen Freiheitsbewegung (vgl. [[Märzrevolution]]) – Text und Musik seiner politischen Oper ''[[Regina (Oper)|Regina]]'', benannt nach seiner Frau, ein Werk, in dem es nach heutigen Begriffen um [[Arbeitskampf]], aber auch um Selbstmordterror geht. Letzte abendfüllende Oper war 1849 seine Märchensatire auf den [[Militärstaat]] Preußen ''[[Rolands Knappen (Oper)|Rolands Knappen]]'', worin z.&nbsp;B. im [[Kehrreim]] gefragt wird: „Und das soll eine Weltordnung sein?“

[[Datei:Sophien-Friedhof-II Grabstätte Albert-Lortzing 1.jpg|mini|hochkant 0.8|Grabmal auf dem Sophien-Friedhof II. in [[Berlin-Mitte]] (2020)]]

1848 verlor er sein Engagement und musste, um mit der großen Familie zu überleben, noch einmal Engagements als Schauspieler antreten ([[Gera]], [[Lüneburg]]). 1850 wurde er in Berlin Kapellmeister am neu eröffneten [[Friedrich-Wilhelm-Städtisches Theater|Friedrich-Wilhelm-Städtischen Theater]]. Am Morgen des 21. Januar 1851 starb Albert Lortzing, überarbeitet und hochverschuldet. Zur Beerdigung auf dem [[II. Sophien-Friedhof]] in [[Berlin-Mitte]] vier Tage später fanden sich u.&nbsp;a. [[Giacomo Meyerbeer]], [[Heinrich Dorn (Komponist)|Heinrich Dorn]], [[Wilhelm Taubert]] und [[Carl Friedrich Rungenhagen]] ein. Lortzings Theaterkollegen hatten seinen Sarg mit den – an die gescheiterte Revolution von 1848/1849 erinnernden – Farben [[Schwarz-Rot-Gold]] ausgekleidet. Das [[Liste der Ehrengräber des Landes Berlin|Ehrengrab der Stadt Berlin]] mit einem Denkmal, gesetzt von den Mitgliedern des Herzoglichen Hoftheaters in Braunschweig, befindet sich in der Abt. IX-6-47/48.

In Berlin hatte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Komitee zur Errichtung eines [[Denkmal]]s für den Komponisten gegründet, dem Kaiser Wilhelm II. aus dem Dispositionsfonds 1000 Mark zukommen ließ.<ref>[https://dfg-viewer.de/show/?set%5Bimage%5D=4&set%5Bzoom%5D=default&set%5Bdebug%5D=0&set%5Bdouble%5D=0&set%5Bmets%5D=http%3A%2F%2Fcontent.staatsbibliothek-berlin.de%2Fzefys%2FSNP27112366-19020326-0-0-0-0.xml ''Lokales'' > Zuwendung durch den Kaiser], in: ''[[Vossische Zeitung]].'' 26. März 1902.</ref>

In zahlreichen deutschen Städten wird mit einer Lortzingstraße seiner gedacht. In Dortmund gibt es den Lortzingplatz.


== Einzelnachweise ==
<references />
== Werke (Auswahl) ==
== Werke (Auswahl) ==

[[Datei:DBPB 1951 74 Albert Lortzing.jpg|miniatur|hochkant|[[Briefmarken-Jahrgang 1951 der Deutschen Bundespost Berlin|Briefmarke (1951)]] zum 100. Todestag]]
* ''Die Himmelfahrt Christi'' Oratorium (Münster, 15. November 1828)
* ''Die Himmelfahrt Christi'', Oratorium ([[Münster]], 15. November 1828)
* ''[[Ali Pascha von Janina (Lortzing)|Ali Pascha von Janina oder Die Franzosen in Albanien]]'' ([[Münster (Westfalen)|Münster]] 1828)
* ''[[Ali Pascha von Janina (Lortzing)|Ali Pascha von Janina oder Die Franzosen in Albanien]]'' (Münster 1828)
* ''[[Szenen aus Mozarts Leben]]'' (Münster 1832)
* ''Szenen aus Mozarts Leben'' (Münster 1832)
* ''[[Der Weihnachtsabend]]'' ([[Münster (Westfalen)|Münster]] 1832)
* ''Der Weihnachtsabend'' (Münster 1832)
* ''Der Pole und sein Kind oder Der Feldwebel vom IV. Regiment'' ([[Osnabrück]] 1832) [https://archive.org/stream/albertlortzing00krus#page/32 archive.org]<ref>Die Uraufführung des Werkes am Abend des 11. Oktober 1832 im Osnabrücker Theater ist Thema der Erzählung ''Lortzing'' des Schriftstellers [[Ludwig Bäte]], in: Ludwig Bäte: ''Mond über Nippenburg. Ein deutscher Idyllenkranz'', Bremen 1924, S. 97–104.</ref>
* ''[[Die Schatzkammer des Ynka]], 1836 (nicht aufgeführt, gilt heute als verschollen)
* ''Andreas Hofer'', Liederspiel (entstanden in [[Detmold]] 1832, zu Lebzeiten Lortzings nicht aufgeführt, Uraufführung 2014 im [[Eduard-von-Winterstein-Theater]] in [[Annaberg-Buchholz]], Sachsen) [https://archive.org/stream/albertlortzing00krus#page/34 archive.org]
* ''[[Die beiden Schützen]]'' (Leipzig 1837)
* ''[[Die Schatzkammer des Ynka]]'' (1836; nicht aufgeführt, gilt heute als verschollen)des Werkes
* ''[[Die beiden Schützen]]'' ([[Leipzig]] 1837)
* ''[[Zar und Zimmermann]]'' (Leipzig 1837)
* ''[[Zar und Zimmermann]]'' (Leipzig 1837)
* ''[[Hans Sachs (Oper)|Hans Sachs]]'' (Leipzig 1840)
* ''[[Hans Sachs (Oper)|Hans Sachs]]'' (Leipzig 1840)
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* ''[[Undine (Lortzing)|Undine]]'' ([[Magdeburg]] 1845)
* ''[[Undine (Lortzing)|Undine]]'' ([[Magdeburg]] 1845)
* ''[[Der Waffenschmied]]'' ([[Wien]] 1846)
* ''[[Der Waffenschmied]]'' ([[Wien]] 1846)
* ''[[Zum Großadmiral]]'' (Leipzig 1847)
* ''[[Regina (Oper)|Regina]]'' ("Freiheitsoper", entstanden in Wien 1848, zu Lebzeiten Lortzings nicht aufgeführt, nach Lortzings Hss. zum ersten Mal in Gelsenkirchen 1998)
* ''[[Regina (Oper)|Regina]]'' („Freiheitsoper“, entstanden in Wien 1848, zu Lebzeiten Lortzings nicht aufgeführt; nach Lortzings Handschrift, in bearbeiteter Fassung, zum ersten Mal in Berlin 1899)
* ''[[Rolands Knappen]] oder Das ersehnte Glück'' (Leipzig 1849, ohne Zensurstriche zum ersten Mal 2005 in Freiberg/S.)
* ''[[Rolands Knappen (Oper)|Rolands Knappen oder Das ersehnte Glück]]'' (Leipzig 1849, ohne Zensurstriche zum ersten Mal 2005 in [[Freiberg]], Sachsen)
* ''[[Die Opernprobe]]'' (Frankfurt 1851)
* ''[[Die Opernprobe]]'' ([[Frankfurt am Main]] 1851)
* ''Der Amerikaner'' (unvollendet)<ref>[https://dfg-viewer.de/show/?set%5Bimage%5D=6&set%5Bzoom%5D=default&set%5Bdebug%5D=0&set%5Bdouble%5D=0&set%5Bmets%5D=http%3A%2F%2Fcontent.staatsbibliothek-berlin.de%2Fzefys%2FSNP27646518-19021027-0-0-0-0.xml ''Bruchstücke des unvollendeten Werkes ‚Der Amerikaner‘ von A. Lortzing''] in: [[Berliner Tageblatt]], 27. Oktober 1902.</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Jürgen Lodemann]]: ''Lortzing. Leben und Werk des dichtenden, komponierenden und singenden Publikumslieblings, Familienvaters und komisch tragischen Spielopernweltmeisters aus Berlin.'' Steidl, Göttingen 2000, ISBN 3-88243-733-2.
* [[Irmlind Capelle]]: ''Lortzing, Albert (Gustav).'' In: Ludwig Finscher (Hg.): [[Die Musik in Geschichte und Gegenwart]]. Allgemeine Enzyklopädie der Musik – Personenteil (Lesage – Menuhin). 2., neubearbeitete Ausgabe. Kassel u.&nbsp;a.: Bärenreiter u.&nbsp;a. (Band 11), Sp. 477–488.
* [[Georg Richard Kruse]]: ''Albert Lortzing'' (= ''Berühmte Musiker. Lebens- und Charakterbilder nebst Einführung in die Werke der Meister.'' Band VII). Harmonie, Berlin 1899 ([https://archive.org/stream/albertlortzing00krus online] im [[Internet Archive]]).
* Jürgen Lodemann: ''Oper – O reiner Unsinn – Albert Lortzing, Opernmacher.'' [https://www.edition-wuz.de/wuz/19.htm Edition WUZ], Nr. 19, Freiberg am Neckar 2005
* {{NDB|15|189|192|Lortzing, Albert|[[Norbert Miller]]|118574469}}
* [[Heinz Schirmag]]: ''Albert Lortzing. Glanz und Elend eines Künstlerlebens.'' Henschel, Berlin 1995, ISBN 3-89487-196-2.
* {{ADB|19|203|207|Lortzing, Albert|[[Hans Michel Schletterer]]|ADB:Lortzing, Albert}}
* [[Hans Christoph Worbs]]: ''Albert Lortzing.'' Rowohlt, Reinbek 1980, ISBN 3-499-50281-X.
* Irmlind Capelle: ''Chronologisch-thematisches Verzeichnis der Werke von Gustav Albert Lortzing (LoWV).'' Studio, Köln 1994, ISBN 3-89564-003-4.
* Irmlind Capelle: ''Chronologisch-thematisches Verzeichnis der Werke von Gustav Albert Lortzing (LoWV).'' Studio, Köln 1994, ISBN 3-89564-003-4.
* Irmlind Capelle: ''Albert Lortzing. Sämtliche Briefe.'' Bärenreiter, Kassel 1995, ISBN 3-7618-1178-0.
* Irmlind Capelle: ''Albert Lortzing. Sämtliche Briefe.'' Bärenreiter, Kassel 1995, ISBN 3-7618-1178-0.
* [[Thomas Schipperges]] (Hrsg.): ''Lortzing und Leipzig. Musikleben zwischen Öffentlichkeit, Bürgerlichkeit und Privatheit : Bericht über die Internationale Tagung an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig im Rahmen des vierten Mitgliedertreffens der Albert-Lortzing-Gesellschaft vom 25.&nbsp;bis 28. Juni 2009'', Verlag Georg Olms, Hildesheim 2014, ISBN 978-3-487-15148-9
* Hans Christoph Worbs: ''Albert Lortzing.'' Rowohlt, Reinbek 1980, ISBN 3-499-50281-X.
* Heinz Schirmag: ''Albert Lortzing. Glanz und Elend eines Künstlerlebens.'' Henschel, Berlin 1995, ISBN 3-89487-196-2.
* Jürgen Lodemann: ''Lortzing. Leben und Werk des dichtenden, komponierenden und singenden Publikumslieblings, Familienvaters und komisch tragischen Spielopernweltmeisters aus Berlin.'' Steidl, Göttingen 2000, ISBN 3-88243-733-2.
* Jürgen Lodemann: ''OPER - O REINER UNSINN - Albert Lortzing, Opernmacher.'' [http://www.edition-wuz.de/wuz/19.htm Edition WUZ], Nr. 19, Freiberg a.N. 2005
* {{ADB|19|203|207|Lortzing, Albert|[[Hans Michael Schletterer]]|ADB:Lortzing, Albert}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
[[Datei:DBPB 1951 74 Albert Lortzing.jpg|mini|hochkant|[[Briefmarken-Jahrgang 1951 der Deutschen Post Berlin|Briefmarke (1951)]] zum 100. Todestag]]
{{Wikiquote|}}

{{Commonscat|Albert Lortzing}}
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* {{IMSLP|id=Lortzing, Albert|cname=Albert Lortzing}}
* {{IMSLP|id=Lortzing, Albert|cname=Albert Lortzing}}
* [http://www.llb-detmold.de/sammlungen/musiksammlung/lortzing-archiv.html Albert-Lortzing-Archiv der Lippischen Landesbibliothek Detmold]
* [http://www.llb-detmold.de/sammlungen/musiksammlung/lortzing-archiv.html Albert-Lortzing-Archiv der Lippischen Landesbibliothek Detmold]
* [http://www.albertlortzing.org/ Albert Lortzing Website] (englisch)
* [https://albertlortzinggesellschaft.org/ Albert Lortzing Gesellschaft]
* [https://albertlortzing.org/ Albert Lortzing Website] (englisch)
* {{DNB-Portal|118574469|TYP=Werke von und über}}
* {{DNB-Portal|118574469|TEXT=Werke von und über}}
* {{BAM|Albert|Lortzing}}
* {{DDB|Person|118574469}}
* [https://www.klassika.info/Komponisten/Lortzing/wv_abc.html Werkeverzeichnis von Albert Lortzing] auf ''Klassika.info''
* {{Spk-digital|"Albert Lortzing" OR "Lortzing, Albert" |NAME=Albert Lortzing |SBB=1}}
* {{Zeno-Autor|Literatur/M/Lortzing,+Albert+(Gustav)}}
* {{Zeno-Autor|Literatur/M/Lortzing,+Albert+(Gustav)}}
* {{IMDb Name|0521200}}
* {{IMDb|nm0521200}}
* [https://www.gmg-bw.de/html/musikl-multimedia_lied_ga_lortzing.html Lied-Portal]
* Michael Struck-Schloen: [https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/albert-lortzing-musik-104.html ''21.01.1851 – Todestag von Albert Lortzing''] [[WDR]] [[ZeitZeichen (Hörfunksendung)|ZeitZeichen]] vom 21. Januar 2016; mit [[Jürgen Lodemann]]. (Podcast)


== Einzelnachweise ==
{{Normdaten|PND=118574469|LCCN=n/83/132693|VIAF=24787785}}
<references responsive />

{{Normdaten|TYP=p|GND=118574469|LCCN=n83132693|VIAF=24787785}}


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[[Kategorie:Komponist (Romantik)]]
[[Kategorie:Komponist (Oper)]]
[[Kategorie:Komponist (Oper)]]
[[Kategorie:Libretto]]
[[Kategorie:Librettist]]
[[Kategorie:Autor]]
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Aktuelle Version vom 30. Juli 2024, 16:16 Uhr

Albert Lortzing (um 1835, Stich nach Johann Heinrich Schramm).

Lortzings Unterschrift:

Gustav Albert Lortzing (* 23. Oktober 1801 in Berlin; † 21. Januar 1851 ebenda) war ein deutscher Komponist, Librettist, Schauspieler, Sänger und Dirigent. Er gilt als Hauptrepräsentant der deutschen Spieloper.

Albert Lortzing wurde als Sohn des ehemaligen Lederhändlers Johann Gottlieb Lortzing (1775–1841) und dessen Ehefrau Charlotte Sophie geb. Seidel (1780–1845) geboren. Die Eltern gründeten die Berliner Theatergesellschaft „Urania“ und machten ihr Hobby zum Beruf. Sie gaben das Geschäft auf und zogen als Schauspieler („Gaukler“) durch fast alle deutschen Provinzen. 1811 zog die Familie nach Breslau an das dortige Theater. Im Sommer 1813 hatten sie ein Engagement in Bamberg, anschließend in Coburg, dann in Straßburg, in Baden-Baden und in Freiburg. Der erste Bühnenauftritt des Sohnes war im Kornhaus am Freiburger Münster, wo der 12-Jährige in den Pausen „unter lebhaftem Beifall“ das Publikum mit komischen Gedichten entzückte.

Ab 1817 gehörte Familie Lortzing zum Ensemble von Josef Derossi im Rheinland, die als Wanderschauspieler unter anderem im Alten Komödienhaus Aachen, in Bonn, Düsseldorf, Barmen und Köln auftraten. Der junge Lortzing wurde zum Publikumsliebling in den Rollenfächern Naturbursche, „jugendlicher Liebhaber“ und Bonvivant, aber auch als Sänger (Tenor) engagiert. Das musikalische und insbesondere kompositorische Rüstzeug erhielt er als Schüler des Berliner Komponisten, Musikpädagogen und Sing-Akademie-Direktors Carl Friedrich Rungenhagen, in dessen Chor er auch als Tenor sang.

Am 30. Januar 1824 heirateten Lortzing und die Schauspielerin Rosina Regina Ahles. Das Ehepaar hatte elf Kinder, von denen sechs das Kindesalter überlebten.[1] Ab Herbst 1826 gehörte das junge Ehepaar Lortzing zum Hoftheater in Detmold, das auch Münster und Osnabrück bespielte. Lortzing wurde am 3. September 1826 in die Freimaurerloge „Zur Beständigkeit und Eintracht“ in Aachen aufgenommen.[2][3] In Detmold komponierte er u. a. das Oratorium Die Himmelfahrt Christi, das in Münster uraufgeführt wurde, freilich mit einer Rüge des Münsterschen Regierungspräsidenten, da der Schauspieler Lortzing „als Compositeur durchaus keinen Ruf“ habe.

Hoftheater Detmold
Standbild Lortzings von Gustav Eberlein im Tiergarten, Berlin

In Detmold kam es zu einem Streit mit dem exzentrischen Dichter Christian Dietrich Grabbe, der jedoch bald beigelegt wurde. Für Don Juan und Faust, Grabbes einziges Drama, das zu dessen Lebzeiten auf eine Bühne kam, hatte Lortzing Bühnenmusik komponiert; er selbst trat in der Rolle des Don Juan auf, seine Frau als Donna Anna, wofür Lortzing in einer Frankfurter Zeitung von einem Anonymus eine überschwänglich lobende Kritik erhielt. Gepriesen wurde freilich auch das Drama „dieses genialen Dichters“. Rezensent war der geniale Dichter selbst – es war damals nicht unüblich, Eigenwerbung in Form von Rezensionen zu betreiben.

Altes Leipziger Stadttheater, 1906

Am 3. November 1833 gaben die jungen Lortzings ihr Debüt am Leipziger Stadttheater, wo seit 1832 auch Lortzings Eltern Mitglieder des Ensembles von Friedrich Sebald Ringelhardt waren. Hier wurde Albert Lortzing Mitglied des Künstlerclubs Tunnel über der Pleiße, und 1834 schloss er sich der Leipziger FreimaurerlogeBalduin zur Linde“ an. Von 1833 bis 1838 wohnte Lortzing mit seiner Familie im Leipziger Naundörfchen (Nr. 1008), zog dann in die Frankfurter Straße (Nr. 1086, neben der Großen Funkenburg) und erst im Frühjahr 1844 in das Gartenhaus der Funkenburg, das oft als einziger Leipziger Wohnsitz angegeben wird.[4]

Lortzings Wohnhaus in Leipzig 1844–1846

Im Leipziger Ensemble war Lortzing überaus beliebt, glänzte vor allem in Nestroy-Komödien. Seine Neigung zum Improvisieren, zum Abweichen vom genehmigten Rollentext, machte ihn allerdings zum Problemfall für die Theaterpolizei. Auch seine ersten komischen Opern hatten es unter der Leipziger Zensur nicht einfach. Die Oper Zar und Zimmermann, in der es um eine bornierte Obrigkeit geht, wurde am 22. Dezember 1837 in Leipzig uraufgeführt. Lortzing sang selbst den Peter Iwanow. Doch erst die Berliner Aufführung 1839 wurde ein umjubelter Erfolg und brachte den Durchbruch.

Waffenschmied-Relief und Gedenktafel am Wiener Wohnhaus Lortzings auf der Wieden
Gedenktafel am Haus Luisenstraße 53 in Berlin-Mitte

1844 wurde Lortzing Kapellmeister am Stadttheater Leipzig. Im April 1845 waren seine „rheumatischen Beschwerden“ der vorgeschobene Grund für eine Kündigung. An seiner Entlassung konnten auch die wiederholten Proteste des Publikums nichts ändern. In einem offenen Brief, den fast alle im Ensemble unterschrieben, hatte er gegen Maßnahmen des Stadtrats Einspruch erhoben. Zwischen 1845 und 1847 wirkte Lortzing als Kapellmeister am Theater an der Wien. 1846 entstand hier die komische Oper Der Waffenschmied und 1848 schrieb er – ganz im Sinne der zeitgenössischen Freiheitsbewegung (vgl. Märzrevolution) – Text und Musik seiner politischen Oper Regina, benannt nach seiner Frau, ein Werk, in dem es nach heutigen Begriffen um Arbeitskampf, aber auch um Selbstmordterror geht. Letzte abendfüllende Oper war 1849 seine Märchensatire auf den Militärstaat Preußen Rolands Knappen, worin z. B. im Kehrreim gefragt wird: „Und das soll eine Weltordnung sein?“

Grabmal auf dem Sophien-Friedhof II. in Berlin-Mitte (2020)

1848 verlor er sein Engagement und musste, um mit der großen Familie zu überleben, noch einmal Engagements als Schauspieler antreten (Gera, Lüneburg). 1850 wurde er in Berlin Kapellmeister am neu eröffneten Friedrich-Wilhelm-Städtischen Theater. Am Morgen des 21. Januar 1851 starb Albert Lortzing, überarbeitet und hochverschuldet. Zur Beerdigung auf dem II. Sophien-Friedhof in Berlin-Mitte vier Tage später fanden sich u. a. Giacomo Meyerbeer, Heinrich Dorn, Wilhelm Taubert und Carl Friedrich Rungenhagen ein. Lortzings Theaterkollegen hatten seinen Sarg mit den – an die gescheiterte Revolution von 1848/1849 erinnernden – Farben Schwarz-Rot-Gold ausgekleidet. Das Ehrengrab der Stadt Berlin mit einem Denkmal, gesetzt von den Mitgliedern des Herzoglichen Hoftheaters in Braunschweig, befindet sich in der Abt. IX-6-47/48.

In Berlin hatte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Komitee zur Errichtung eines Denkmals für den Komponisten gegründet, dem Kaiser Wilhelm II. aus dem Dispositionsfonds 1000 Mark zukommen ließ.[5]

In zahlreichen deutschen Städten wird mit einer Lortzingstraße seiner gedacht. In Dortmund gibt es den Lortzingplatz.

Werke (Auswahl)

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Briefmarke (1951) zum 100. Todestag
Commons: Albert Lortzing – Sammlung von Bildern und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Die Namen von Lortzings Kindern waren Bertha (1824–1825); Charlotte Albertina (Bertha) Rosina (1826–1860); Caroline Rosalie (1827–1828); Caroline (Lina) Elisabeth Henriette Charlotte (1828–1917); Julie Eleonore Charlotte Luise (1829–1833); Karl Theodor (1831–1900); Johann Heinrich (1831–1832); Anna Charlotte (Lottchen) Henriette (1833–1900); Franziska (Fränzchen) Therese Albertine (1833–1881); Marie (1841–1842) und Philipp Victor Ferdinand Johann (Hans) (1845–1907). (nach Wolfgang Mende: Albert Lortzing. In: Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (Hrsg.): Sächsische Biografie.)
  2. Albert Lortzing auf der Website der Freimaurerloge „Zur Beständigkeit und Eintracht“ Aachen (Memento vom 10. Januar 2014 im Internet Archive)
  3. Jürgen Holtorf: Die Logen der Freimaurer. Nikol, Hamburg o. J., ISBN 3-930656-58-2, S. 147.
  4. Station 05 – Wohnhaus von Albert Lortzing (Memento des Originals vom 28. August 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/notenspur-leipzig.de, Notenbogen Leipzig.
  5. Lokales > Zuwendung durch den Kaiser, in: Vossische Zeitung. 26. März 1902.
  6. Die Uraufführung des Werkes am Abend des 11. Oktober 1832 im Osnabrücker Theater ist Thema der Erzählung Lortzing des Schriftstellers Ludwig Bäte, in: Ludwig Bäte: Mond über Nippenburg. Ein deutscher Idyllenkranz, Bremen 1924, S. 97–104.
  7. Bruchstücke des unvollendeten Werkes ‚Der Amerikaner‘ von A. Lortzing in: Berliner Tageblatt, 27. Oktober 1902.