„Geno Wohnbaugenossenschaft“ – Versionsunterschied

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Die '''Genotec Wohnbaugenossenschaft eG''' ist eine 2002 gegründete [[Wohnbaugenossenschaft]] mit Sitz in [[Leinfelden-Echterdingen]], deren Haupt-Geschäftszweig ein [[Mietkauf]]<nowiki/>modell für Immobilien ist. Alleinvertrieb für das Mietkauf-Produkt ist die Firma Genotrade. Das von Genotec und Genotrade selbst als revolutionär bezeichnete Modell ist bei Verbraucherschützern höchst umstritten<ref name="Verbraucherzentrale-Sachsen-PM1">Verbraucherzentrale Sachsen, Pressemeldung vom 15. November 2005</ref><ref name="Verbraucherzentrale-Sachsen-PM2">Verbraucherzentrale Sachsen, Pressemeldung vom 16. Juni 2006</ref>, weil u. a. befürchtet werden muss, dass der Kunde schlimmstenfalls weder Wohnraumnutzung noch Eigentum erhält, sondern stattdessen seine Kapitaleinlage teilweise oder ganz verliert<ref name="Finanztest-Artikel">''Genossen auf der Wartebank'', in: Finanztest „Bauen und Wohnen“, Zeitschrift der Stiftung Warentest, Ausgabe 2006/3, Seite 65/66</ref>. Darüber hinaus bietet Genotrade Beteiligungen an einem geschlossenen Immobilienfonds an, der sowohl wirtschaftlich <ref name="DIAS-Studie">„TÜV-Siegel für Geschlossene Fonds“, Studie des deutschen Instituts für Anlegerschutz (DIAS), 2008, Seite 8ff</ref> als auch hinsichtlich seiner angeblich ethischen Ausrichtung<ref name="Börse-Online-Artikel"> „Sozial ist das ganz und gar nicht“ in: Börse Online, Ausgabe 34/2008</ref> umstritten ist. Seit 2005 erstmal Verbraucherschützer vor Genotec warnten, steht die Firma und ihr Modell in der öffentlichen Diskussion, es erschienen äußerst kritische Artikel in Zeitschriften wie Stern<ref name="Stern-Artikel">''Hauserwerb mit Haken - Jetzt mieten, später kaufen - Immobilienbesitzer per Kombi-Angebot zu werden dauert lange und kostet viel.'' in: Stern, Heft 51/2005</ref>, Finanztest<ref name="Finanztest-Artikel" /> und Focus<ref name="Focus-Artikel">''Mit nichts ins Eigenheim? - Von dem Modell profitieren viele, nur die Kunden nicht'' in: Focus-Online, 5. Februar 2008</ref>.
Die '''Genotec Wohnbaugenossenschaft eG''' ist eine 2002 gegründete [[Wohnbaugenossenschaft]]. Ihr Zweck ist gemäß § 1 der [[Satzung]] ''„die wirtschaftliche Förderung und Betreuung der Mitglieder. Die Genossenschaft hat insbesondere das Ziel, Wohnungen für Mitglieder zu errichten und zu erwerben.“ '' Der Hauptgeschäftsgegenstand der Genossenschaft ist das bundesweite Angebot eines Optionskauf-Konzepts für die Nutzung und den Erwerb von Immobilien. Der Genossenschaft gehören etwa 5.000 Mitglieder an, die Zeichnungssumme für Einlagen liegt bei ca. 62.000.000 EUR (beide Zahlen Stand Sommer 2010).


== Allgemeines ==
== Allgemeines ==
Die ''Genotec Wohnbaugenossenschaft eG'' hat ihren Firmensitz in Leinfelden-Echterdingen. Die beiden Vorstände sind Manfred Carle und Sascha Treml; Carle ist Vorstandsvorsitzender. Der Aufsichtsratsvorsitzende ist Winfried Fechner. Zweck der Genossenschaft gemäß Satzung ist „''die wirtschaftliche Förderung und Betreuung der Mitglieder. Die Genossenschaft hat insbesondere das Ziel, Wohnungen für Mitglieder zu errichten und zu erwerben, die eine Förderung nach § 17 EigZulG erhalten …''“. Beaufsichtigendes Kontrollorgan ist der Prüfungsverband Baden-Württembergischer Wohnungsunternehmen e.V.. Der Geschäftsanteil (für die Mitgliedschaft in der Genossenschaft notwendige Voraussetzung) beträgt 100 Euro. Die 51 Paragraphen umfassende Satzung<ref>[http://www.genoteceg.de/trade/faq/satzung/2.htm Satzung] der Genotec Wohnbaugenossenschaft eG als PDF-Dokument.</ref> wird ergänzt durch ''Allgemeine Bestimmungen zur Mitgliedschaft und zum Mietkaufkonzept'' und durch ''Besondere Bestimmungen zur Mitgliedschaft und zum Mietkaufkonzept''.
Der Sitz der Genossenschaft ist in [[Leinfelden-Echterdingen]], Gutenbergstraße 19. Ihre Vorstände sind Manfred Carle (Vorsitzender), Gerald Schäfer und Christian C. Reinert, als Aufsichtsratsvorsitzender fungiert Winfried Fechner. Beaufsichtigendes Kontrollorgan ist der Verband baden-württembergischer Wohnungsunternehmen e.V. Die 51 Paragraphen umfassende Satzung wird ergänzt durch ''Allgemeine'' und ''Besondere Vertragsbestimmungen''. Mit dem Vertrieb beauftragt sind die Genotec Vertriebs AG sowie die Genotrade e.K., beide mit Sitz in [[Schwäbisch Hall]].


== Optionskauf-Konzept ==
== Optionskauf-Modell ==
Beim Genotec-Optionskauf-Modell muss jeder interessierte Kunde zunächst Mitglied der Genossenschaft werden. Durch eine Kapitaleinlage von 10.000 Euro bis 40.000 Euro (also durch den Kauf von 100 bis 400 Anteilen) oder eine entsprechende monatliche Ansparung bis max. 300 Monate kann eine Zuteilung und damit die Voraussetzung zur Teilnahme am Optionskauf erreicht werden. Nach einer mit ein bis sieben Jahren prognostizierten Wartezeit, deren Ende nicht garantiert wird, soll ihm dann von Genotec die gewünschte Immobilie gebaut bzw. nach Erstellung eines TÜV oder DEKRA Gutachtens, gekauft werden. Die Immobilie bleibt im Eigentum von Genotec und wird an das Genossenschaftmitglied für 25 Jahre vermietet. Gesichert wird das Mitglied mit einer Auflassungsvormerkung in Abt. II des Grundbuchs. Innerhalb dieser Zeit spart der Kunde Geld an, um die Immobilie zum vorab festgelegten Preis (heutiger Bau- bzw. Kauf-Preis) zuzüglich der Kaufnebenkosten zu erwerben. Eine Kaufpreissteigerung wird ausgeschlossen. Auch wenn die Immobilie nach Beendigung der Optionsphase (nach 25 Jahren) im Verkehrswert gestiegen ist.
Um das Optionskauf-Modell nutzen zu können, erwirbt der Interessent durch Zeichnung einer Einlage die Mitgliedschaft in der Genossenschaft. Er leistet in Form einer Einmalzahlung oder durch Ansparung eine Kapitaleinlage in Höhe von 10 bis 20 Prozent der Investitionssume, die er für die Realisierung einer Immobilie anstrebt. Ähnlich wie beim Bausparen, legt er zunächst eine Wartezeit zurück, bis die Genossenschaft für ihn die vereinbarte Investitionssumme bereitstellt (Zuteilung). Die Zuteilung wird frühestens nach zwölf Monaten erreicht.


Das Mitglied hat nun Wahlmöglichkeiten: 1. Er erwirbt die Immobilie von der Genossenschaft über die Ansparung von mind. 1.1% der Investitionssumme (die Mindestansparung ist lediglich ein Richtwert und sollte bei der Wahl des Tarifs sowie der Ansparform ggf. nach oben angepasst werden) und der angesparten oder sofort eingelegte Kapitaleinlage. 2. Er erwirbt die Immobilie nicht sondern vereinbart, dass er seine Einlage zurück bekommt, die Ansparung ebenfalls und zieht aus der Immobilie aus. Das Verwertungsrisiko liegt bei der Genossenschaft. Somit ist der Kunde absolut auf der sicheren Seite.
Das Mitglied kann sich ab Zuteilung innerhalb Deutschlands auf dem freien Markt eine gebrauchte Immobilie aussuchen oder ein Haus errichten lassen, z. B. aus der ''GenoHausSerie'', oder von einem beliebigen [[Bauträger]]. Gebrauchte Immobilien werden vor dem Kauf durch [[TÜV]] oder [[DEKRA]] begutachtet. Die Genossenschaft erwirbt die Immobilie und schließt mit dem Mitglied einen notariellen Vertrag, der dem Mitglied folgende Rechte einräumt:


Die Differenz zwischen der vom Kunden geleisteten Einlage und dem notwendigen Kapital, um ihm die gewünschte Immobilie tatsächlich vorzufinanzieren, bringt Genotec ohne die Aufnahme eigener Kredite, sondern nur durch das permanente Anwerben neuer Genossenschaftsmitglieder in wachsendem Tempo auf. Nach eigenen Angaben plant Genotec bis 2012 46.000 Genossenschaftsmitglieder zu gewinnen, bis 2021 sollen es mindestens 180.000 sein und Genotec damit binnen kurzem zu einer der mitgliederstärksten deutschen Genossenschaften werden.
''Nutzungsrecht'' durch einen [[Mietvertrag]] über 25 Jahre. Die Miete orientiert sich prozentual an dem Betrag, den die Genossenschaft für das Mitglied aufgewendet hat, und bleibt 25 Jahre konstant. Während der Laufzeit des Vertrages ist die Geltendmachung von [[Eigenbedarf (Mietrecht)|Eigenbedarf]] durch die Genossenschaft ausgeschlossen.

Kündigungsrecht des Mieters mit einer Kündigungsfrist von drei Monaten. Will oder muss der Mieter während des Mietverhältnisses umziehen, kann er - statt zu kündigen - auch die Immobilie weitervermieten.


Optionskaufrecht: Der Mieter hat frühestens nach zwei Jahren und spätestens bis zum Ablauf von 25 Jahren das Recht, aber nicht die Pflicht, die Immobilie zu kaufen. Als Kaufpreis wird die von der Genossenschaft für das Mitglied insgesamt aufgewendete Investitionssumme festgeschrieben, einschließlich Kaufnebenkosten. Abgesichert wird das Kaufrecht durch Eintragung einer [[Vormerkung#Vormerkungsfähige Ansprüche|Auflassungsvormerkung]] zugunsten des Mitglieds in [[Grundbuch#Zweite Abteilung|Abt. II des Grundbuchs]]. Diese bewirkt, dass bei Zahlung des Kaufpreises das Eigentum an das Mitglied übergeht. Gleichzeitig wird ausgeschlossen, dass die Genossenschaft die Immobilie an jemand anderen als an das im Grundbuch eingetragene Mitglied verkaufen oder sie mit Grundschulden belasten kann. Dies wiederum hat rechtlich zur Folge, dass es auch nicht zu einer Zwangsvollstreckung in das Grundstück kommen kann. Im etwaigen Fall einer [[Insolvenz]] der Genossenschaft ist nach der [[Insolvenzordnung]] das Mietverhältnis rechtlich geschützt (§ 106 Abs. 1) und die Vormerkung ist ein gesicherter Anspruch (§ 108 Abs. 1). 


Während der Mietzeit spart das Genossenschaftsmitglied auf seinen Namen jährlich mindestens 1,1 Prozent der Investitionssumme, um Vermögen aufzubauen (Ansparbeitrag). Je nach Höhe des Ansparbeitrags und erreichter Rendite der Sparanlage ([[Bausparvertrag]], [[Fondssparplan]] etc.) steht vor oder bei Vertragsablauf die Kaufsumme zur Verfügung, für die zusätzlich die ursprünglich eingezahlte Genossenschaftseinlage eingesetzt werden kann. Auf diese Weise kann das Mitglied die Immobilie ohne Inanspruchnahme einer [[Baufinanzierung]] kaufen. Übt das Mitglied das Optionskaufrecht aus, kann es eine inzwischen eingetretene Wertsteigerung der Immobilie für sich verbuchen, was durch die Festschreibung der Kaufpreissumme im notariellen Vertrag abgesichert ist. Die Genossenschaft vergibt keine Kredite zur Finanzierung des Kaufpreises.

Statt die Immobilie zu erwerben, kann das Mitglied während oder am Ende der Vertragszeit ausziehen und das Guthaben aus dem angesparten Vermögen sowie die eingezahlte Genossenschaftseinlage mitnehmen (§ 6 der Satzung). Das Verwertungsrisiko für die Immobilie liegt bei der Genossenschaft. Jederzeit ist eine Übertragung des Vertrages mit dem Optionskaufrecht auf eine andere Person möglich (§ 76 Abs. 1 [[Genossenschaftsgesetz]] und § 6 der Satzung); der Vertrag ist auch vererblich und soll darüber hinaus besonders zur steuerbegünstigten/erbschaftsteuereffizienten Übertragung von Immobilienvermögen geeignet sein.<ref name="a">''Anton-Rudolf Götzenberger, Die neue Erbschaftsteuer: Steueroptimal schenken und vererben, 2009, S. 100 f., ISBN 978-3709302279</ref>

Da keine Darlehensgewährung an Genossenschaftsmitglieder erfolgt, behält das Mitglied bei Nutzung des Genotec-Konzepts seine volle [[Bonität]]. Vor Abschluss des notariellen Vertrages prüft die Genossenschaft, ob das Mitglied den monatlich aufzubringenden Betrag an Miete und Ansparung tragen kann ([[Liquidität]]sprüfung).

Genotec bietet darüber hinaus Konzepte für Personen an, die mit oder ohne Restschuld in eigenen Immobilien wohnen und aus Gründen der Liquiditätsbeschaffung, der Absicherung gegen Dritte oder zur vollständigen Entschuldung ihren Eigentümerstatus aufgeben und ihre Immobilie in Zukunft als Genossenschaftsmitglied und nurmehr als Besitzer nutzen wollen.

Die Genossenschaft erwirbt die Immobilien nach eigenen Angaben ausschließlich mit eigenen Mitteln, d. h. ohne Aufnahme von Darlehen. Hierfür wurde in den ersten Jahren der Genossenschaft über Fonds Kapital angesammelt. Überwiegend setzt sich das für Immobilienkäufe verfügbare Kapital zusammen aus den Genossenschaftseinlagen (Einmalzahlungen und Zuflüsse aus tausenden Sparverträgen), vereinnahmten Mieten und Erlösen aus Immobilienverkäufen.


== Kritik ==
== Kritik ==
Angesichts dessen, dass andere Genossenschaften Jahrzehnte benötigten, um derartige Mitgliederzahlen zu erreichen, schätzt die Finanztest die Planungen als unrealistisch ein <ref name="Test-Online-Artikel">„Die Genossen der Genotec sollen ihr Traumhaus erst mieten und später kaufen, ganz ohne Kredit. Das Modell klappt aber nur, wenn ständig neue Genossen Geld einzahlen“, wie beim Bausparen auch, in: Test-Online 03/2006</ref>. Ein solches Engagement sei eine Wette, bei der der Kunde im Falle des Scheiterns den Teil- oder schlimmstenfalls Totalverlust seines Kapitals riskiert, ohne zu den eigenen vier Wänden zu kommen.<ref name="Finanztest-Artikel" /> Entgegen der Ankündigung, vier Jahre nach Gründung im August 2006 die ersten Immobilien zuzuteilen, wurde die erste Immobilie für einen Kunden erst am 24. Februar 2007 zur Verfügung gestellt.<ref>Daniel Shahin: ''Langsam, aber sicher… Eine Idee wird zum Erfolg'', Artikel in ''[[Der freie Berater]]'' vom 3. Quartal 2007.</ref> Im Gegensatz zu der Musterrechnung von Genotec sieht etwa die Zeitschrift Finanztest die Kosten des Genotecmodells höher als die einer Bankenfinanzierung <ref name="Finanztest-Artikel" />(„Mietkauf teurer als Bankkredit“).<ref> [http://www.test.de/themen/bauen-finanzieren/meldung/-Mieten-mit-Kaufoption/1345801/1345801/1345831/ „Mietkauf bei Genotec vs. Bankfinanzierung“ auf: www.test.de Vergleichstabelle der Stiftung Warentest 2006/03]</ref>
Besonders in den ersten Jahren der Geschäftstätigkeit der Genossenschaft gab es aus dem Verbraucherschutz einzelne Vorbehalte gegen das Konzept von Genotec.<ref name="b">''http://www.verbraucherzentrale-sachsen.de/UNIQ127628809316272/link200407A.html</ref><ref name="c">''http://www.test.de/themen/steuern-recht/meldung/test-warnt-Mietkauf-1335304-2335304/</ref> Außer positiven Berichten<ref name="d">''Bauen ohne Schulden, in: Der Freie Berater Heft 4/2005, S. 18-24; Daniel Shahin: Langsam, aber sicher… Eine Idee wird zum Erfolg, in: Der Freie Berater, Heft 3/2007; Durch Optionskauf schuldenfrei ins Eigenheim, in: Der Freie Berater, Heft 4/2008, S. 12-14</ref> In der Presse waren außer positiven Berichten auch warnende Artikel mit Zweifeln an der Finanzierbarkeit der Immobilienkäufe durch Genotec und an der Sicherheit der Einlagen zu finden<ref name="e">''Finanztest 3/2006; Hauserwerb mit Haken - Jetzt mieten, später kaufen - Immobilienbesitzer per Kombi-Angebot zu werden dauert lange und kostet viel, in: Stern, Heft 51/2005</ref>. Demgegenüber ist in der Öffentlichkeit kein Fall berichtet worden, in dem eine Zuteilung nicht wie von Genotec zugesagt erfolgt wäre. Die Genossenschaft hat in den vergangenen Jahren kontinuierlich Immobilien erworben und ihren Mitgliedern vertragsgemäß zur Verfügung gestellt.<ref name="f">''http://www.geno.ag/realisierte_objekte.html</ref>


== Auseinandersetzungen mit Verbraucherschützern und Presse ==
Einwänden, ein Genossenschaftsmitglied könne womöglich einen Teil- oder Totalverlust eingesetzten Kapitals erleiden, steht entgegen, dass Genossenschaften, die in das Genossenschaftsregister eingetragen werden wollen, einer eingehenden Gründungsprüfung unterliegen. Nur bei positivem Ausgang dieser Pflichtprüfung durch den zuständigen Prüfungsverband darf das Gericht nach dem Genossenschaftsgesetz die Genossenschaft zum Rechtsverkehr zulassen: ''„§ 11a Prüfung durch das Gericht. ... (2) Das Gericht hat die Eintragung ... abzulehnen, wenn offenkundig oder auf Grund der gutachtlichen Äußerung des Prüfungsverbandes eine Gefährdung der Belange der Mitglieder oder der Gläubiger der Genossenschaft zu besorgen ist.“''
Seitens staatlich geförderter Verbraucherschützer (Verbraucherzentralen, Stiftung Warentest) sowie in einigen großen Wochenmagazinen wurden das Genotec-Modell harsch kritisiert und Verbraucher explizit gewarnt: Am 15. November 2005 veröffentlichte die Verbraucherzentrale Sachsen eine Warnung vor Genotec<ref name="Verbraucherzentrale-Sachsen-PM1" />. Am 15. Dezember 2005 erschien ein kritischer Bericht im [[Stern_(Zeitschrift)|STERN]]<ref name="Stern-Artikel" />. Am 16. Juni 2006 sprach die Verbraucherzentrale Sachsen eine erneute Warnung aus<ref name="Verbraucherzentrale-Sachsen-PM2" />. Am 5. Februar 2008 erschien ein sehr kritischer FOCUS-Artikel<ref name="Focus-Artikel" />. 2008 veröffentlichte das [[Anlegerschutz|deutsche Institut für Anlegerschutz (DIAS)]] eine Studie, die sich kritisch mit weiteren Produkten von Genotec und deren zweifelhafter Zertifizierung befasste. Genotec steht auf der „grauen Liste“ von [[Börse Online]], auf der vor Anbietern des grauen Kapitalmarktes gewarnt wird. Genotec wehrte sich gegen diese Kritik mit heftigen Vorwürfen gegen Verbraucherschützer und berichtende Journalisten, hat aber gerichtlich keine Gegendarstellung oder Unterlassung durchgesetzt.

Genotec unterliegt als Genossenschaft gemäß § 53 Genossenschaftsgesetz seit der Zulassung einer jährlichen Pflichtprüfung. ''„Zwecks Feststellung der wirtschaftlichen Verhältnisse und der Ordnungsmäßigkeit der Geschäftsführung sind die Einrichtungen, die Vermögenslage sowie die Geschäftsführung der Genossenschaft einschließlich der Führung der Mitgliederliste in jedem Geschäftsjahr zu prüfen“'' (§ 50 der Satzung). Die Prüfung erfolgt durch den zuständigen Genossenschaftsverband. Die wirtschaftlichen Ergebnisse werden jährlich im [[Bundesanzeiger]] veröffentlicht.

Die Sicherheit der Einlagen, sie allein verwaltet die Genossenschaft, ist laut Genotec gewährleistet. Einlagen würden auf Geldmarktkonten oder in Festgeld angelegt und ausschließlich zum Kauf von Immobilien eingesetzt. Das Kapital aus den Ansparbeiträgen unterliege der Sicherheit der vom Mitglied gewählten Anlagefirmen ([[Bausparkasse]]n, Fonds- und [[Vermögensverwaltung]]en). Die Zuteilung zur Realisierung von Vorhaben folge Berechnungen, wie sie den Zuteilungen der Bausparkassen zugrunde lägen; deren Leistungsfähigkeit und vergleichbare Methode der Gewinnung von Kunden/Sparern sei von Verbraucherschützern noch nicht in Frage gestellt worden. Die [[Bausparvertrag#Zuteilung|Zuteilung]] und Realisierung von Vorhaben sei nicht allein von einem stetigen Zustrom neuer Mitglieder abhängig, sondern von einer Vielzahl von Faktoren und verlaufe fortlaufend und planmäßig.

Für den von Genotec verfolgten Genossenschaftszweck wird der Erwerb von Genossenschaftsanteilen durch die höchste staatliche Förderung bezuschusst. Sparende Genossenschaftsmitglieder können (bei Einhaltung der Einkommensgrenzen) insgesamt 20 Prozent Förderung auf die jeweils gegebenen förderfähigen Höchstbeträge erhalten: [[Arbeitnehmer-Sparzulage]], Förderung nach dem 3. Vermögensbeteiligungsgesetz und [[Wohnungsbauprämie]]. Auch Einmalzahler können einmalig eine Wohnungsbauprämie erhalten.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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== Weblinks ==
== Weblinks ==
=== Presse ===
* [http://www.vzs.de/UNIQ122312535321250/link200407A.html Warnung der Verbraucherzentrale Sachsen (Pressemitteilung vom 15. November 2005)]
* [http://www.stern.de/wirtschaft/immobilien/immobilien/:Wohneigentum-/551967.html?q=Genotec Kritischer STERN-Artikel vom 15. Dezember 2005]
* [http://www.test.de/themen/steuern-recht/meldung/-test-warnt/1335304/1335304/ Warnung der Stiftung Warentest (Zeitschrift Test 02/2006)]
* [http://www.test.de/themen/bauen-finanzieren/meldung/-Mieten-mit-Kaufoption/1345801/1345801/ Artikel der Stiftung Warentest (Test-Online 03/2006)]
* [http://www.test.de/filestore/f200603064.pdf?path=/protected/41/72/7b37d8a1-4328-49a1-abc3-216fba10a7f1-protectedfile.pdf&key=CC96075C53107D4770D134CA436906F45E9A760E Kritischer Artikel der Zeitschrift Finanztest 2006/3] (PDF-Datei)
* [http://www.vzs.de/UNIQ122312535321250/link236362A.html Warnung der Verbraucherzentrale Sachsen (Pressemitteilung vom 16. Juni 2006)]
* [http://www.focus.de/immobilien/finanzieren/tid-8757/mietkauf_aid_236092.html Kritischer FOCUS-Artikel vom 5. Februar 2008]
* [http://www.graumarktinfo.de/gm/aktuell/warnung/500655.html Kritische Bewertung von Börse Online des angeblich sozialen Investments (Artikel vom 16. Juli 2008)]
* [http://www.graumarktinfo.de/gm/aktuell/warnung/501753.html Warnung von Graumarktinfo.de vom 14. August 2008]
* [http://anlageschutzarchiv.de/druckversion.php?id_nr=5049 „Sozial ist das ganz und gar nicht“ in: Börse Online, Ausgabe 34/2008]
* [http://www.dias-ev.de/fp_files/DIAS-StudieTUEVSiegel.pdf Studie des deutschen Instituts für Anlegerschutz (DIAS) aus 2008] (PDF-Datei; 1,28 MB)
* [http://www.graumarktinfo.de/gm/aktuell/warnung/493310.html Warnung von Börse Online (Listeneintrag grauer Kapitalmarkt)]

=== Allgemeine Informationen ===
* http://www.genotec-eg.de – Website von Genotec eG
* http://www.genotec-eg.de – Website von Genotec eG
* http://www.geno-fachvortrag.de Auflistung von Informationsveranstaltungen der Genotec eG
* http://www.geno-trade.de– Website der Firma Genotrade eK ( Verwaltung Vertrieb Marketing)
* http://www.genotec-vertriebsag.de – Website der GenotecVertriebs AG (Inhousevertrieb)


[[Kategorie:Wohnungsbaugenossenschaft]]
[[Kategorie:Wohnungsbaugenossenschaft]]

Version vom 19. Juni 2010, 08:34 Uhr

Die Genotec Wohnbaugenossenschaft eG ist eine 2002 gegründete Wohnbaugenossenschaft mit Sitz in Leinfelden-Echterdingen, deren Haupt-Geschäftszweig ein Mietkaufmodell für Immobilien ist. Alleinvertrieb für das Mietkauf-Produkt ist die Firma Genotrade. Das von Genotec und Genotrade selbst als revolutionär bezeichnete Modell ist bei Verbraucherschützern höchst umstritten[1][2], weil u. a. befürchtet werden muss, dass der Kunde schlimmstenfalls weder Wohnraumnutzung noch Eigentum erhält, sondern stattdessen seine Kapitaleinlage teilweise oder ganz verliert[3]. Darüber hinaus bietet Genotrade Beteiligungen an einem geschlossenen Immobilienfonds an, der sowohl wirtschaftlich [4] als auch hinsichtlich seiner angeblich ethischen Ausrichtung[5] umstritten ist. Seit 2005 erstmal Verbraucherschützer vor Genotec warnten, steht die Firma und ihr Modell in der öffentlichen Diskussion, es erschienen äußerst kritische Artikel in Zeitschriften wie Stern[6], Finanztest[3] und Focus[7].

Allgemeines

Die Genotec Wohnbaugenossenschaft eG hat ihren Firmensitz in Leinfelden-Echterdingen. Die beiden Vorstände sind Manfred Carle und Sascha Treml; Carle ist Vorstandsvorsitzender. Der Aufsichtsratsvorsitzende ist Winfried Fechner. Zweck der Genossenschaft gemäß Satzung ist „die wirtschaftliche Förderung und Betreuung der Mitglieder. Die Genossenschaft hat insbesondere das Ziel, Wohnungen für Mitglieder zu errichten und zu erwerben, die eine Förderung nach § 17 EigZulG erhalten …“. Beaufsichtigendes Kontrollorgan ist der Prüfungsverband Baden-Württembergischer Wohnungsunternehmen e.V.. Der Geschäftsanteil (für die Mitgliedschaft in der Genossenschaft notwendige Voraussetzung) beträgt 100 Euro. Die 51 Paragraphen umfassende Satzung[8] wird ergänzt durch Allgemeine Bestimmungen zur Mitgliedschaft und zum Mietkaufkonzept und durch Besondere Bestimmungen zur Mitgliedschaft und zum Mietkaufkonzept.

Optionskauf-Modell

Beim Genotec-Optionskauf-Modell muss jeder interessierte Kunde zunächst Mitglied der Genossenschaft werden. Durch eine Kapitaleinlage von 10.000 Euro bis 40.000 Euro (also durch den Kauf von 100 bis 400 Anteilen) oder eine entsprechende monatliche Ansparung bis max. 300 Monate kann eine Zuteilung und damit die Voraussetzung zur Teilnahme am Optionskauf erreicht werden. Nach einer mit ein bis sieben Jahren prognostizierten Wartezeit, deren Ende nicht garantiert wird, soll ihm dann von Genotec die gewünschte Immobilie gebaut bzw. nach Erstellung eines TÜV oder DEKRA Gutachtens, gekauft werden. Die Immobilie bleibt im Eigentum von Genotec und wird an das Genossenschaftmitglied für 25 Jahre vermietet. Gesichert wird das Mitglied mit einer Auflassungsvormerkung in Abt. II des Grundbuchs. Innerhalb dieser Zeit spart der Kunde Geld an, um die Immobilie zum vorab festgelegten Preis (heutiger Bau- bzw. Kauf-Preis) zuzüglich der Kaufnebenkosten zu erwerben. Eine Kaufpreissteigerung wird ausgeschlossen. Auch wenn die Immobilie nach Beendigung der Optionsphase (nach 25 Jahren) im Verkehrswert gestiegen ist.

Das Mitglied hat nun Wahlmöglichkeiten: 1. Er erwirbt die Immobilie von der Genossenschaft über die Ansparung von mind. 1.1% der Investitionssumme (die Mindestansparung ist lediglich ein Richtwert und sollte bei der Wahl des Tarifs sowie der Ansparform ggf. nach oben angepasst werden) und der angesparten oder sofort eingelegte Kapitaleinlage. 2. Er erwirbt die Immobilie nicht sondern vereinbart, dass er seine Einlage zurück bekommt, die Ansparung ebenfalls und zieht aus der Immobilie aus. Das Verwertungsrisiko liegt bei der Genossenschaft. Somit ist der Kunde absolut auf der sicheren Seite.

Die Differenz zwischen der vom Kunden geleisteten Einlage und dem notwendigen Kapital, um ihm die gewünschte Immobilie tatsächlich vorzufinanzieren, bringt Genotec ohne die Aufnahme eigener Kredite, sondern nur durch das permanente Anwerben neuer Genossenschaftsmitglieder in wachsendem Tempo auf. Nach eigenen Angaben plant Genotec bis 2012 46.000 Genossenschaftsmitglieder zu gewinnen, bis 2021 sollen es mindestens 180.000 sein und Genotec damit binnen kurzem zu einer der mitgliederstärksten deutschen Genossenschaften werden.

Kritik

Angesichts dessen, dass andere Genossenschaften Jahrzehnte benötigten, um derartige Mitgliederzahlen zu erreichen, schätzt die Finanztest die Planungen als unrealistisch ein [9]. Ein solches Engagement sei eine Wette, bei der der Kunde im Falle des Scheiterns den Teil- oder schlimmstenfalls Totalverlust seines Kapitals riskiert, ohne zu den eigenen vier Wänden zu kommen.[3] Entgegen der Ankündigung, vier Jahre nach Gründung im August 2006 die ersten Immobilien zuzuteilen, wurde die erste Immobilie für einen Kunden erst am 24. Februar 2007 zur Verfügung gestellt.[10] Im Gegensatz zu der Musterrechnung von Genotec sieht etwa die Zeitschrift Finanztest die Kosten des Genotecmodells höher als die einer Bankenfinanzierung [3](„Mietkauf teurer als Bankkredit“).[11]

Auseinandersetzungen mit Verbraucherschützern und Presse

Seitens staatlich geförderter Verbraucherschützer (Verbraucherzentralen, Stiftung Warentest) sowie in einigen großen Wochenmagazinen wurden das Genotec-Modell harsch kritisiert und Verbraucher explizit gewarnt: Am 15. November 2005 veröffentlichte die Verbraucherzentrale Sachsen eine Warnung vor Genotec[1]. Am 15. Dezember 2005 erschien ein kritischer Bericht im STERN[6]. Am 16. Juni 2006 sprach die Verbraucherzentrale Sachsen eine erneute Warnung aus[2]. Am 5. Februar 2008 erschien ein sehr kritischer FOCUS-Artikel[7]. 2008 veröffentlichte das deutsche Institut für Anlegerschutz (DIAS) eine Studie, die sich kritisch mit weiteren Produkten von Genotec und deren zweifelhafter Zertifizierung befasste. Genotec steht auf der „grauen Liste“ von Börse Online, auf der vor Anbietern des grauen Kapitalmarktes gewarnt wird. Genotec wehrte sich gegen diese Kritik mit heftigen Vorwürfen gegen Verbraucherschützer und berichtende Journalisten, hat aber gerichtlich keine Gegendarstellung oder Unterlassung durchgesetzt.

Einzelnachweise

  1. a b Verbraucherzentrale Sachsen, Pressemeldung vom 15. November 2005
  2. a b Verbraucherzentrale Sachsen, Pressemeldung vom 16. Juni 2006
  3. a b c d Genossen auf der Wartebank, in: Finanztest „Bauen und Wohnen“, Zeitschrift der Stiftung Warentest, Ausgabe 2006/3, Seite 65/66
  4. „TÜV-Siegel für Geschlossene Fonds“, Studie des deutschen Instituts für Anlegerschutz (DIAS), 2008, Seite 8ff
  5. „Sozial ist das ganz und gar nicht“ in: Börse Online, Ausgabe 34/2008
  6. a b Hauserwerb mit Haken - Jetzt mieten, später kaufen - Immobilienbesitzer per Kombi-Angebot zu werden dauert lange und kostet viel. in: Stern, Heft 51/2005
  7. a b Mit nichts ins Eigenheim? - Von dem Modell profitieren viele, nur die Kunden nicht in: Focus-Online, 5. Februar 2008
  8. Satzung der Genotec Wohnbaugenossenschaft eG als PDF-Dokument.
  9. „Die Genossen der Genotec sollen ihr Traumhaus erst mieten und später kaufen, ganz ohne Kredit. Das Modell klappt aber nur, wenn ständig neue Genossen Geld einzahlen“, wie beim Bausparen auch, in: Test-Online 03/2006
  10. Daniel Shahin: Langsam, aber sicher… Eine Idee wird zum Erfolg, Artikel in Der freie Berater vom 3. Quartal 2007.
  11. „Mietkauf bei Genotec vs. Bankfinanzierung“ auf: www.test.de Vergleichstabelle der Stiftung Warentest 2006/03

Presse

Allgemeine Informationen